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Das Bundesteilhabegesetz: Vorteil oder Nachteil für Schüler/innen?

Sonsee

Großmeister aller Symbolischen Logen
1. Juni 2016
3.021
Inklusion heißt das neue Schlagwort. Förderschulen müssen abgeschafft werden, denn die erfüllen nicht das Recht auf Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen, stellte die UN Behindertenrechtskonvention fest.
Ob Kinder ohne Beeinträchtigung, ein Recht auf störungsfreies Lernen haben, wird sich noch rausstellen. Zur Zeit sind jedenfalls alle überfordert und noch bevor das Personal bereit gestellt ist, geht es los, die Förderschulen schließen. Eltern feiern, dass nun auch ihr behindertes Kind aufs Gymnasium gehen darf, doch ganz so weit ist es noch nicht.

Zunächst einmal sieht es so aus. Denn Deutschland ist nur sehr langsam dabei, Inklusion möglich zu machen. Dabei ist es das richtige Ziel. Gerade zeigen zwei Studien, dass behinderte Kinder, die in normalen Schulen unterrichtet werden, wirklich bessere Chancen haben, als wenn sie in der Förderschule unter sich blieben und dadurch unterfordert würden. Bisher galt das als Glaubenssache.

Aber Inklusion ist auch ein sehr ehrgeiziges Ziel. Das Wort bedeutet nicht nur Integration: Kinder, die anders sind als der Durchschnitt, passen sich nicht an das "Normale" an, sondern sie sind gleichberechtigt. Jedes Kind wird so genommen wie es ist und so gefördert, wie es seinen Talenten und Möglichkeiten entspricht, das begabte neben dem durchschnittlichen und neben dem geistig behinderten Kind.[...]
Der eigentliche Skandal ist die schlechte Ausstattung
Denn auch die Grundschul- und Gemeinschaftsschullehrer, die Inklusion wollen und Erfahrung damit haben, stöhnen oft unter der Last. Es sitzt ja in den Klassen nicht nur das beliebte, freundliche Downsyndrom-Kind, sondern auch das, das sozial schwierig ist, tobt, spuckt, hüpft, wenn die anderen sich konzentrieren sollen. Auch dieses Kind kann dazu gehören, aber meist erledigt sich seine Unruhe nicht dadurch, dass man es in die Regelschule steckt. Es muss sich jemand viel Zeit nehmen und seine individuellen Bedürfnisse kennen – zu seinem Wohl und auch zu dem der anderen Kinder.
http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2014-05/inklusion-schule-henri/komplettansicht

Ein Elternrecht auf eine gesonderte Beschulung ließe sich dagegen nicht mit dem Grundgesetz begründen, schreibt Wrase. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts von 1997, nach der die Beschulung an Sonder- oder Förderschulen wegen der dort geleisteten sonderpädagogischen Förderung nicht diskriminierend sei, ist laut Wrase mit Inkrafttreten der UN-Konvention „nicht mehr aufrechtzuerhalten“. Ein echtes Wahlrecht würde zudem voraussetzen, dass die Kinder an Regelschulen durchgehend ebenso gut gefördert werden wie an Sonder- oder Förderschulen. Dies sei aber noch lange nicht der Fall.http://www.tagesspiegel.de/wissen/inklusion-foerderschulen-muessen-aufgeloest-werden/14439924.html
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Inklusion heißt das neue Schlagwort. Förderschulen müssen abgeschafft werden,

Nein.

denn die erfüllen nicht das Recht auf Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen,

Doch.

stellte die UN Behindertenrechtskonvention fest.

Nein.

Das ist eine Konvention. Die kümmert sich nicht um Details bestehender Gesetze. Die legt fest, was sein soll und stellt nicht fest, was schon ist. Aber ein paar sehr eifrige Leute legen sie aus und stellen ganz, ganz großen Handlungsbedarf in einem der höchstentwickelten Länder des Planeten fest. Weil sie damit Geld verdienen.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.949
geht vielleicht etwas am thema vorbei, dennoch intressant.

Wer sich fragt, warum Baden-Württembergs Viertklässler im Bundesvergleich so schlecht abschneiden, sollte mit den Lehrerinnen sprechen. Sie müssen bisweilen Kinder unterrichten, die nicht einmal die Farben voneinander unterscheiden können.

...

...„da saßen vier gestandene Pädagoginnen in der Gesamtlehrerkonferenz und weinten, weil wir alle miteinander nicht mehr wissen, wie wir unseren Kindern etwas beibringen sollen.“

...

„Von uns Grundschulen wird die Quadratur des Kreises verlangt“, sagt Ingrid Macher.

...

Von den 23 Kindern in Paula Kramers erster Klasse kommen sieben aus sogenannten Vorbereitungsklassen für ausländische Kinder. Dabei handelt es sich meistens um Flüchtlinge, die traumatisiert und erst seit sehr kurzer Zeit in Deutschland sind. Drei Schüler fallen in die Kategorie Inklusion; sie bedürfen wegen Krankheit oder Behinderung einer besonderen Förderung. Weitere vier Kinder sind Wiederholer; sie müssen die erste Klasse noch einmal machen, weil sie ob ihres unzureichenden Leistungsstands nicht versetzt werden konnten. Und allen gemein ist, dass ihre Wurzeln nicht in Deutschland liegen. „In meiner Klasse haben alle Kinder einen Migrationshintergrund, wirklich alle, hundert Prozent“, sagt Paula Kramer.

...

Wer unter solchen Voraussetzungen unterrichten soll, muss kreativ sein. „Ich habe mit den Kindern eine Art von Zeichensprache entwickelt und arbeite viel mit Symbolen und Bildern“, erzählt die Lehrerin. Mit drei Schülern, die aus Indien kommen, spreche sie englisch, bei einem Mädchen, das aus Rumänien stammt, werfe sie bisweilen ein Übersetzungsprogramm auf dem Mobiltelefon an.

http://www.stuttgarter-nachrichten....ung.0fa33901-9d02-4abe-b738-095a00152010.html

mal ehrlich, was soll denn bei solchen umständen rum kommen ?
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
Ich denke man muss sich vor Augen halten, was man eigentlich erreichen möchte.
Aktion Mensch drückt das so aus( in einfacher Sprache, haha):
Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Jeder kann mitmachen. Zum Beispiel: Kinder mit und ohne Behinderung lernen zusammen in der Schule. Wenn jeder Mensch überall dabei sein kann, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit: Das ist Inklusion.
Es geht letztlich darum, keine Unterschiede zu machen und einem Kind die Möglichkeit zu bieten die Schule wählen zu können- wenn das möglich ist.
(Bei meinem AG findet das übrigens so statt. Da arbeiten Menschen die bsw Cerepral Parese haben mit Nicht- behinderten Kollegen zusammen. Alle Kollegen haben das entsprechende Studium vorzuweisen. Sie bekommen schnelle Hilfe wenn es um sowas wie abheften geht. Oder Tee machen..oder was sonst so anfällt. Das funktioniert also durchaus sehr gut)
Das Bundesteilhabegesetz soll das unterstützen. Es gibt nunmal Behinderte betreffend zahlreiche Vorurteile, so das man immer noch davon ausgeht, das körperbehindert auch geistiig behindert bedeutet. Gerade wenn der Betreffende Spaßtiken oder Lähmung hat- oder am Ende schwer verständlich spricht.
Aus Wikipedia und damit aus dem Bundesamt für Arbeit und Soziales kopiert:
Wir wollen Menschen, die aufgrund einer wesentlichen Behinderung nur eingeschränkte Möglichkeiten der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft haben, aus dem bisherigen „Fürsorgesystem“ herausführen und die Eingliederungshilfe zu einem modernen Teilhaberecht weiterentwickeln. Die Leistungen sollen sich am persönlichen Bedarf orientieren und entsprechend eines bundeseinheitlichen Verfahrens personenbezogen ermittelt werden. Leistungen sollen nicht länger institutionszentriert, sondern personenzentriert bereitgestellt werden. Wir werden das Wunsch- und Wahlrecht von Menschen mit Behinderung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention berücksichtigen. Menschen mit Behinderung und ihre Verbände werden von Anfang an und kontinuierlich am Gesetzgebungsprozess beteiligt. Im Interesse von Kindern mit Behinderung und ihren Eltern sollen die Schnittstellen in den Leistungssystemen so überwunden werden, dass Leistungen möglichst aus einer Hand erfolgen können
Es soll also um Selbstbestimmung gehen, anstelle um Fürsorge und andere machen lassen. Und- was ganz wichtig ist, die Leistung richtet sich nach dem persönlichen Bedarf. Personenbezogen.
Das bedeutet zum einem dass ein Kind, sollte es mit Hilfe einer Schulbegleitung das Klassenziel erreichen können, die Schule auch wählen darf(bzw die Eltern) und auf der anderen dass man andere Wege gehen muss, wenn dass nicht möglich ist.
Das ist natürich für Eltern mit Kindern ohne Behinderung machmal schwer zu verstehen, vor allen wenn sie tatsächlich Nachteile erfahren. Doch wenn das der Fall ist, heißt die Lösung ja nicht Rückschritt und erneutes Trennen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, sondern Arbeit daran das Miteinander zu verbessern.
Eigentlich schadet es nämlich einem Kind kein bisschen auch mit Kindern zu spielen die hier und da etwas Hilfe benötigen.
Bei uns funktioniert Schulbegleitung prima. Man kann Inklusion aber natürlich nicht auf die Lehrer abwälzen.
Was Petls Bsp angeht, so finde ich schon, dass das etwas vom Thema abweicht- aber interessant ist.
Imo gehört da ein Übersetzer in die Klasse und ein Deutschkurs in den Lehrplan.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.544
Ich gehöre zu den Menschen die das ganze Erfahren dürfen.
Kurz:
Die Lehrer finden es scheiße
Die Betreuer finden es scheiße
Die "inkludierten" Kinder leiden
Das Niveau des Unterrichts leidet
Alle Kinder werden schlechter Unterrichtet
Die Eltern der "inkludierten" Kinder finden es scheiße
Die anderen Eltern finden es auch scheiße

Der einzige Vorteil ist das alle Beteiligten sich kennenlernen und gemeinsam jammern können.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Nein, es kann nicht jeder mitmachen. Nicht überall. Nicht mit vertretbarem Aufwand. Entschuldigung, ich möchte nicht beleidigend werden, aber was ist das für ein unsäglicher Blödsinn, daß jeder "am Arbeitsplatz mitmachen" könne? Ich kann ganz bestimmt nicht an Malakims Arbeitsplatz mitmachen, ich kann ihm höchstens Kaffee kochen, und es gibt leider Menschen, die an keinem einzigen Arbeitsplatz dieser Republik mitmachen können, wenn sie nicht von anderen mitgezogen werden, die die Arbeit für sie erledigen. Es ist ein edles Ziel, diese Menschen irgendwie zu integrieren und ihnen Selbstwertgefühl durch Teilhabe zu schenken, aber sie können es nicht aus eigener Kraft. Die allermeisten können irgendwo mitmachen, aber nicht alle überall.

Ja, es ist auch ein edles Ziel, möglichst viele Kinder in der Regelschule zu unterrichten, aber es wird nicht mit allen gelingen, und vor allem ist es eine Katastrophe, wie planlos und überhastet das Projekt angepackt wird, zum Schaden aller. Es wäre jeweils nachzuweisen, daß die Regelschule für das betroffene Kind die bessere Alternative ist, und nicht einmal die Kosten einer Schulbegleitung dürfen völlig vernachlässigt werden.
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
Ja, das ist schon etwas überzogen ausgedrückt :-)- und wird auch daran scheitern, dass nicht jeder überall mitmachen kann. Also nicht jeder kann Delphine füttern. (Wobei das auch nicht jeder möchte)
Es ist aber der richtige Anstoß, sich zum Ziel zu machen miteinander zu leben anstelle wie früher am Besten von klein auf zu trennen zwischen behindert und nicht behindert. Es geht um die Möglichkeit etwas zu erreichen. Zum Beispiel ein Studium- mit Studienbegleirt, weil man selbst nicht so schnell mitschreiben kann.
Mit "diese Menschen" sprichst Du ja nur über einen Teil der Menschen mit Behinderungen. Das sind die, denen Inklusion um jeden Preis nicht hilft.
Ich denke dass da die Eltern der Kinder gemeinsam mit Lehrern, Betreuern oder Schulbegleitern den richtigen Weg finden müssen. Schüler mit aller gewalt in eine Klasse zu stecken, halte ich auf jeden Fall für falsch.
Aber von diesen Beispielen abgesehen ist Inklusion eine sehr sinnvolle Sache. Es geht eben darum, ob ein Kind dem Leistungsziel einer Klasse gewachsen ist.( und ja, natürlich darum, ob die Schulform ihm gut tut)
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
Ich gehöre zu den Menschen die das ganze Erfahren dürfen.
Wir gehörten zu den Eltern, die das aus einer anderen Perspektive miterlebt haben, es gab damals noch nicht den Begriff der Inklusion. Unsere beiden hochbegabten Kinder erzeugten schon gewisse Probleme in der Schule, denn die Leistungsspanne zu den schlechteren Schülern war schon recht beachtlich und brachte jede Menge Probleme mit sich. Für beide Seiten. Und nicht zu wenig. Kinder, die wirklich wissbegierig, lernwillig und lernfähig sind, muss man evtl. bremsen.

Jetzt stelle ich mir das unter den heutigen Umständen noch ein wenig erweitert vor. Ich vermag es einfach nicht.

Es geht eben darum, ob ein Kind dem Leistungsziel einer Klasse gewachsen ist.
Ich habe mir damals häufiger die Frage gestellt, ob die Klasse (und auch die Lehrer) dem Leistungspotenzial unserer Kinder gewachsen ist. War überwiegend nicht so, daher wurde gesprungen, was aber auch nur ein übler Kompromiss ist, wenn andere Kinder in der Klasse einige Jahre älter sind.
Denn den Gerüchten nach ist "Hochbegabung – die schönste kindliche Behinderung" (siehe http://www.theintelligence.de/index...bung-die-schoenste-kindliche-behinderung.html).
Denkt jemand auch an diese kleinen Menschen bei Inklusion? Oder ist das nur alter Wein in neuen Schläuchen "Ein HB ist doch schon so schlau, der kann alles." - ein typisches Gedankenmuster.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.544
Heute gilt ein Kind mit hoher Intelligenz bereits als "Hochbegabt". Schon leicht über dem Durchschnitt bereitet Probleme.
Das wird durch das herunterreißen des Niveaus zum anpassen an den unterdurchschnittlichsten Schüler in der Klasse immer schlimmer.

Hochbegabt heißt eigentlich Dein Kind schreibt Klavierstücke mit 4 und eignet sich lesen und schreiben im Kindergarten von selber an usw. ... die wenigsten hochbegabten Kinder heute sind auch wirklich hochbegabt, sie haben nur eine Intelligenz über dem Durchschnitt.

Es war schon zu meiner Schulzeit nicht ganz so schön intelligent zu sein, heute ist das ein einziges Leid.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Stimmt, ich spreche nur über einen Teil der Behinderten. Ich versuche zu differenzieren, während die Politik sich anscheinend Mühe gibt, genau das möglichst nicht zu tun. Ich unterscheide auch zwischen körperlich und geistig Behinderten. Für all diese Menschen muß es individuell zugeschnittene, ganz unterschiedliche Angebote geben. Die einen gehören mit mehr oder weniger Hilfe auf die Regelschule und für andere ist eine Sonderschule die bessere Lösung. Ich bleibe mal bei den alten Begriffen.

Aktuell scheint mir die Inklusion im Hauruckverfahren übers Knie gebrochen zu werden wie die Energiewende, ohne Plan und ohne Rücksicht auf Verluste - obwohl es gar kein brennendes Problem gibt, nur Reformbedarf.
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
Hochbegabte Kinder.
Das sehe ich wie Malakim.
Wobei ich dazu sagen muss, dass mir in Grundschulzeiten vorgeschlagen wurde, ich solle meinem Sohn ein Medikament geben, damit er ein bisschen wie der tolle klavierspielende ganz arg kluge Kilian wird, anstelle immer wieder vor sich hin zu träumen.
Jäger ja da stimme zu, auch wenn ich nicht Sonderschule sage :wink:
Ich betrachte Inklusion eben auch deswegen so positiv, weil ich durchaus sehe dass sie funktioniert.
Es reicht halt aber nicht ein Kind in irgendeine Klasse zu stecken, zusammen mit einem Schulbegleiter der am Ende null mit dem Lehrer zusammen arbeitet und erwartet, dass die ganze Klasse extrem zurück steckt.
Niemand hat aber zB größere Nachteile, wenn er jemanden anderen mal die Schultasche einpackt, einen Rollstuhl über eine Schwelle schiebt. Oder sich en bisschen Mühe gibt um zu versehen, was jemand sagt, weil die Sprache eben erst einmal schwer verständlich ist.
Ein Nachteil ist dann gegeben, wenn die Klasse weit hinter dem Lehrziel hängt und/oder sich der größte Teil langweilt. Aber dafür sind die Schulbegleiter da. Die sollen das ausgleichen- und wenn das gelingt, passt das auch mit der Inklusion.
Nachtrag: Körperliche oder geistige Behinderungen kann man auch nicht getrennt betrachten, weil ich das ggf. mischt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
Heute gilt ein Kind mit hoher Intelligenz bereits als "Hochbegabt".
Gut, dass ich aus "Szene" raus bin.

Da stimme ich den hart klingenden Aussagen von EWJ zu:
Nein, es kann nicht jeder mitmachen. Nicht überall. Nicht mit vertretbarem Aufwand.

Jetzt hast du in einer Klasse wenige Microcars (keine Beleidigung!), viele Golfs und wenige Ferraris und schickst die ins Rennen. *grusel* Ich kann durchaus den Wunsch verstehen, behinderte (ohne HB) Menschen auf eine sinnvolle Art "mitmachen" zu lassen. Keine Frage, ein gutes und wertvolles Ziel. Nur alle in eine Kiste zu stecken, wo wir heute doch eigentlich wissen müssten, dass ein Werkzeug "one size fits all" nicht so richtig funktionieren kann, halte ich einfach für falsch.
(Du hast zwischenzeitlich schon dazu eine Aussage in diese Richtung getätigt, ich lasse meinen Beitrag dennoch stehen)

Fairerweise muss ich gestehen, dass ich keine handfeste Alternative anbieten kann. Die früheren Sonderschulen scheinen ja keine Lösung gewesen zu sein.
Viele scheinen den Begriff der Chancengleichheit allzu wörtlich zu nehmen, Kinder sind nicht gleich, können es nicht sein. Sie entstammen ja schließlich nicht einer ISO9001 zertifizierten "Produktion" mit Toleranzen im Promille Bereich.
Aus meiner Sicht wäre vielleicht Chancengerechtigkeit besser.


Wobei ich dazu sagen muss, dass mir in Grundschulzeiten vorgeschlagen wurde, ich solle meinem Sohn ein Medikament geben,
Dieser Kelch ging an uns vorbei, Ritalin war damals noch nicht so verbreitet wie Aspirin. (Kurze Anmerkung: es ist per se nicht schlecht, wenn man sich des Einsatzes, der Nebenwirkungen und der Chancen bewusst ist und verantwortungsvoll handelt), es aber wie Bonbons in die Kindermenge zu werfen ist aus meiner Sicht mehr als verantwortungslos.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.544
Die erste Lehrerin die mir ein Medikament für eines meiner Kinder vorschlägt mach ich zur Schnecke. Da wird eine ganze Generation kleiner Jungs von wildgewordenen Feministinnen mit eingeschränkten kognitiven Möglichkeiten kaputtgemacht.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.139
Niemand hat aber zB größere Nachteile, wenn er jemanden anderen mal die Schultasche einpackt, einen Rollstuhl über eine Schwelle schiebt. Oder sich en bisschen Mühe gibt um zu versehen, was jemand sagt, weil die Sprache eben erst einmal schwer verständlich ist.

Es geht nicht um "mal", sondern um "immer". Eine Schullaufbahn lang, 13 Jahre. Du läufst Gefahr, das Problem kleinzureden. Versteh mich recht, ich bin bei diesen beispielen völlig auf Deiner Seite, das sind Dinge, die unbürokratisch und vor Ort mit ggseitiger Hilfe gelöst werden können. Gehbehinderte Schüler zu inkludieren, ist die leichteste Übung. Eine Querschnittlähmung z.B. ist eine persönliche Tragödie, aber sie stellt in keiner Weise den Lernerfolg in Frage. Alles was die betreffende Schule braucht, ist eine Behindertenrampe am Eingang und ein Behinderten-WC. (Probleme beginnen, wenn Chemieräume oder Sprachlabore oder sonst ortsfeste Einrichtungen nicht im Erdgeschoß liegen.) Andere Behinderungen sind eine viel größere Hürde für die Beteiligung am Regelunterricht, wir sollten uns daher eher nicht auf die Behinderten konzentrieren, die nur die größten Ignoranten an Sonderschulen abschieben wollen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
Das immer ist aber immer da.:mrgreen: Überall.
Fängt wie Du schon schreibst mir normaler gegenseitiger Hilfe an. Dazugehört aber zB eher nicht Hilfe beim Toilettengang. wenn also das "barrierefreie WC" ( ich drücke das gern mal s aus um einen Hinweis darauf zu geben wo "wir hin wollen)nicht genügt, muss jemand her, der dafür zuständig ist. Da wäre kein Argument dafür ein Kind in eine schule zu stecken, die es von andren Kindern ausgrenzt. Das Ziel ist also Nachteile auszugleichen. Dau gehört nicht, ein geistig behindertes Kind um jeden Preis aufs Gymnasium zu schicken, aber genauer hinzusehen was man zb durch Schulbegleitung ausgleichen kann. Damit das Kind eines Tages so selbstbestimmt wie möglich seine Lebensziele erreichen kann( immer unter der Bedingung der grundsätzlichen Fähigkeit dazu, alles andere wär natürlich Qual für alle Beteiligten)
Ein Bsp aus meinem Arbeitsumfeld. die Frau mit zerebral Parese habe ich erwähnt. Nun sie hat keine geistige Beeinträchtigung, sondern ein Studium (mit Begleitung )abgeschlossen. Nebenbei ist sie unser "Promi" und hat mehrfach bei den Paralympics gewonnen.
Sie macht ihren Job bei uns und hat da Assistenz, wo sie sie braucht. Sie sagt, sie arbeitet für ihre Assistenz. Ohne Inklusion, bzw die Assistenz die für Inklusionsorgt) wäre sie so weit nicht gekommen. Man hätte einfach festgestellt, dass sie halt nicht studieren kann, wenn sie nicht alleine zurecht kommt.
Und doch schätzen sie viele als geistig behindert ein, wie das Menschen ist Spastiken oft so ergeht. Die sitzen komisch im Rollstuhl, reden seltsam.....
Damit will ich sagen, das man nicht so schnell beurteilen kann, wer sich nun für welche Schule eignet. Das geht über im Rollstuhl sitzen hinaus.
Malakim, du hattest von einem Kind der unter totalen Reizüberflutung ausgerastet ist erzählt.
Da würde ich erst einmal genau hinsehen, was der Betreuer für Mist gebaut hat.
Ansonsten- ja leg Dich mit den Lehren an. Nichts einreden lassen.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.544
Malakim, du hattest von einem Kind der unter totalen Reizüberflutung ausgerastet ist erzählt.
Da würde ich erst einmal genau hinsehen, was der Betreuer für Mist gebaut hat.

Nö da hat das System scheiße gebaut. Die Pausen des Betreuers waren in der Pause ... eine nicht sehr reizarme Zeit.
Fast wäre ein Kind zu Tode gekommen (erwürgt worden). Super so Inklusion.
 

Sonsee

Großmeister aller Symbolischen Logen
1. Juni 2016
3.021
Stimmt, ich spreche nur über einen Teil der Behinderten. Ich versuche zu differenzieren, während die Politik sich anscheinend Mühe gibt, genau das möglichst nicht zu tun. Ich unterscheide auch zwischen körperlich und geistig Behinderten. Für all diese Menschen muß es individuell zugeschnittene, ganz unterschiedliche Angebote geben. Die einen gehören mit mehr oder weniger Hilfe auf die Regelschule und für andere ist eine Sonderschule die bessere Lösung. Ich bleibe mal bei den alten Begriffen.

Aktuell scheint mir die Inklusion im Hauruckverfahren übers Knie gebrochen zu werden wie die Energiewende, ohne Plan und ohne Rücksicht auf Verluste - obwohl es gar kein brennendes Problem gibt, nur Reformbedarf.
Deutschland hat 2007 als einer der ersten Staaten das Übereinkommen unterzeichnet. Und weil so gut wie nichts, in den letzten 10 Jahren passiert ist, muss es jetzt unüberlegt und schnell gehen, wie immer bei dieser planlosen Regierung.
Seit dem 03.05.2008 ist das Übereinkommen in Kraft getreten, 20 Mitgliedsstaaten sind daran beteiligt.
Zitat aus der Präambel:(b) "bekräftigend, dass alle Menschenrechte und Grundfreiheiten allgemein gültig und unteilbar sind, einander bedingen und miteinander verknüpft sind und das Menschen mit Behinderungen der volle Genuss dieser Rechte und Freiheiten ohne Diskriminierung garantiert werden muss".
"(m) in Anerkennung des wertvollen Beitrags, den Menschen mit Behinderungen zum allgemeinen Wohl und zur Vielfalt ihrer Gemeinschaft leisten können, und in der Erkenntnis, dass die Förderung des vollen Genusses der Menschenrechte und Grundfreiheiten durch Menschen mit Behinderungen sowie ihrer uneingeschränkten Teilhabe ihr Zugehörigkeitsgefühl verstärken und zu erheblichen Fortschritten in der menschlichen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft und bei der Beseitigung der Armut führen wird."

Dem gegenüber, möchte ich die Erlaubnis zu einer Spätabtreibung stellen.
Wann ist eine Spätabtreibung möglich?
Juristisch sind in Deutschland Spätabtreibungen nur möglich, wenn eine medizinische Indikation besteht, also eine Gefahr für die körperliche oder seelische Gesundheit der Mutter. Dann kann die Schwangerschaft theoretisch bis zum Entbindungstermin abgebrochen werden. Eine Abtreibung nur wegen einer Behinderung des Kindes ist seit 1995 verboten, als das Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch (§ 218 StGB) neu geregelt wurde. Dennoch werden nach Angaben von Frauenärztin Jette Brünig weit mehr als 80 Prozent der Schwangerschaften abgebrochen, wenn Ärzte schwere Erkrankungen beim Kind - etwa das Down-Syndrom (Trisomie 21) - feststellen. Brünig betreut seit über 25 Jahren als Therapeutin im Gesundheitsamt Berlin-Charlottenburg Frauen, die behinderte Kinder erwarten.http://www.t-online.de/leben/famili.../spaetabtreibung-diese-kriterien-gelten-.html
Wie passt das zusammen? Ein beeinträchtigter Mensch soll die gleichen Rechte haben wie jeder andere. Der Gesetzgeber öffnet aber eine Tür, die keiner überprüfen kann, nämlich dass aufgrund seelischer Probleme, sogar bis zur Geburt abgetrieben werden darf.

Ein weiterer für mich interessanter Punkt ist der, welche Rechte haben eigentlich gewöhnliche normale Kinder. Keiner kann abstreiten, dass der Unterricht mit geistig und seelisch stark beeinträchtigten Kindern, den normalen Unterricht außer Kraft setzt und das Bildungsniveau der normalen Kinder, sich dadurch stark verschlechtert. Zudem gibt es auch Behinderungen wie den Autismus, der den betroffenen Kindern, so einen Unterricht, in großen Klassen quasi zur Hölle macht.

Gut und sinnvoll finde ich es wenn in der Kita normale und beeinträchtigte Kinder zusammen lernen, denn da geht es um alltägliches, echtes Wissen das auch zuhören und Konzentration abverlangt wird dort noch nicht vermittel. Da können Vorurteile gegenüber Kindern mit Behinderungen effektiv abgebaut werden.
In einer Regelschule könnte es natürlich auch Klassen mit behinderten Kindern geben, die dann in bestimmten Fächern, durchaus zusammen mit den anderen Kindern zusammen unterrichtet werden könnten. Das A und O bleibt aber die kleine Gruppe, um individuell auf die besonderen Probleme der Kinder eingehen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
Nö da hat das System scheiße gebaut. Die Pausen des Betreuers waren in der Pause ... eine nicht sehr reizarme Zeit.
Fast wäre ein Kind zu Tode gekommen (erwürgt worden). Super so Inklusion.
Eben. Es käme unseren Schulbegleitern eher nicht in den Sinn ausrechnet in der Pause( Reizüberflutung) Pause zu machen. Ein bisschen mitdenken wäre da gefragt gewesen.
 

Sonsee

Großmeister aller Symbolischen Logen
1. Juni 2016
3.021
Eben. Es käme unseren Schulbegleitern eher nicht in den Sinn ausrechnet in der Pause( Reizüberflutung) Pause zu machen. Ein bisschen mitdenken wäre da gefragt gewesen.
Ein Schulbegleiter kann aber auch schlecht während des Unterrichtes raus gehen und Pause machen, wann soll er also Pause machen? Und das es älteren Schülern eher peinlich ist, neben einem Schullbegleiter zu sitzen und das der natürlich auch nicht zaubern kann macht den Unterricht auch nicht einfacher.
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
Immer dieses Verallgemeinern.
Unsere Schulbegleiter sind immer mal zu zweit an einer Schule in verschiedenen Klassen, da kann man ich abwechseln. Oder man spricht das mit einem Lehrer ab, wenn man mal zur Toilette müsste- oder, noch besser man macht einfach Pause mit dem Kind zusammen.
Wenn Kind und Begleiter ein Team sind ist da auch nichts peinlich.
Schulbegleitung /Inklusion ist eine tolle Sache, wenn es für das Kind passt. Daran ändert auch Deine Aussage, das Kinder mit Behinderungen in eine gesonderte Klasse gehören nichts.
Aber eventuell möchtest Du ja behinderte Menschen generell abgesondert sehen. weil sie ein bisschen Mühe machen könnten und nicht Behinderte stören könnten? Oder gibt es dann es eine Altersgrenze ab wann ein behinderter Mensch geeignet ist sich unter "Normalos" zu bewegen?
 
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