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Tod eines Küchenchefs

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.130
"Benoît Violier, Chef im Hôtel de Ville in Crissier VD, hat sich 44-jährig das Leben genommen. Kollegen sind schockiert. Kritik äussern sie an der Erwartungshaltung an Sterneköche.

Benoît Violier hatte den Olymp der Spitzenköche längst erreicht: Er war vom Restaurantführer «Gault Millau» mit 19 von 20 Punkten ausgezeichnet und zum «Koch des Jahres 2013» gekrönt worden, «Guide Michelin» verlieh seinem Restaurant drei Sterne. Und im Dezember erhielt das Hôtel de Ville in Crissier VD zudem die Bewertung «Bestes Restaurant der Welt»."


Siehe auch hier: Er hat den Druck nicht mehr ausgehalten

Koch des Jahres 2013, Küchenchef und Besitzer des "besten Restaurants der Welt" - der Erfolg hat Benoît Violier nicht davon abgehalten, sich das Leben zu nehmen. Er war mir nicht bekannt, weder persönlich noch dem Namen nach. Dennoch gibt mir der Freitod eines Kollegen (bin selbst Koch, allerdings kein Sternekoch) zu denken. Der Vorfall bestätigt mir wieder einmal mehr, was bereits seit Jahren meine Meinung ist: Die Branche muss endlich anfangen, umzudenken - und nicht nur die Sternegastronomie.
 

Simple Man

Kanonenbootdiplomat
Teammitglied
4. November 2004
3.945
AW: Tod eines Küchenchefs

Gibt es denn unter Köchen - bzw. in der Gastronomiebranche - signifikant mehr Selbsttötungen als in anderen Berufsgruppen?
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
AW: Tod eines Küchenchefs

Tut mir natürlich leid für deinen Kollegen.....
Ich kenne ihn auch gar nicht. Keine Ahnung ob er einer der Köche war die sich TV gezeigt haben oder nicht, aber ich kriege es ja am Rande mit wieviel an Kochsendungen ( da sind doch meistens Sterneköche die da am Herd stehen?) tagsüber laufen.
Ich denke auch, dass deine Branche umdenken muss- wie in vielen Berufszweigen ist da wohl in inzwischen mehr Wettbewerb als miteinander. Die teuersten Lebensmittel, jede einzelne Zutat muss sorgfältig ausgewählt sein und die Garmachungsart sensationell...
Dazu kommt, dass Laienköche ja auch ganz schön viel drauf haben. Scheinbar kocht man nicht mehr einfach nur mit vier Platten, ein paar Töpfen und einem Backofen.
Die Konkurrenz ist riesig, man muss schon was bieten du wer dann Sterne und deren erhalt als Beweis für seine Daseins- Berechtigung als Koch-" Künstler" nimmt, kann sicher in eine Depression fallen, wenn er ständig den Druck spürt sich beweisen zu müssen....

Ich glaube dass kann man so ganz allgemein sagen. Betrifft alle möglichen Berufszweige.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.130
AW: Tod eines Küchenchefs

Gibt es denn unter Köchen - bzw. in der Gastronomiebranche - signifikant mehr Selbsttötungen als in anderen Berufsgruppen?

Gute Frage. Ich kann sie leider nicht beantworten, da mir darüber keine Informationen vorliegen.

Die Arbeit des Kochs fordert dem Einzelnen - insbesondere im Team (= Brigade. Köche arbeiten in einer Brigade.) - Höchstleistungen ab. Nicht nur körperlich, sondern auch mental, vor allem nervlich. Mental: Man hat laufend mehrere Dinge im Kurzzeitgedächtnis (Speisen, die man am Laufen hat, die im Ofen sind usw.), darüber hinaus hat man seinen Geist ständig "auf Durchzug". Denn es werden Bestellungen annonciert, die man zu bearbeiten hat - oder auch nicht.
Normalerweise kann man sagen:
Jemand (in anderen Berufen), der eine schwere körperliche Arbeit ausübt, steht normalerweise nicht unter extremem Zeitdruck. Beim Kochen ist dem so. Persönlich ist mir kein Beruf bekannt, in dem körperlich schwere Arbeit und enormer Zeitdruck miteinander einhergehen.

gaia schrieb:
Keine Ahnung ob er einer der Köche war die sich TV gezeigt haben oder nicht, aber ich kriege es ja am Rande mit wieviel an Kochsendungen ( da sind doch meistens Sterneköche die da am Herd stehen?) tagsüber laufen.

Persönlich schaue ich keine Kochsendungen, viele dieser Köche haben aber ein oder zwei Sterne. Dreisterne-Köche sieht man da eher nicht.
Das darf einen nicht darüber hinwegtäuschen, das Sendungen dieser Art die Arbeit des Kochs nicht abbilden. In gewisser Weise verabscheue ich daher auch solche Sendungen. Wie der Beruf in der täglichen Praxis aussieht - das bekommt man in den Medien praktisch so gut wie nicht zu sehen. Es müsste sich dann auch die Branche dafür rechtfertigen, wie mies sie alltäglich mit ihren Mitarbeitern umgeht. Ein Vergleich fällt schwer, aber der Unterschied zwischen solchen Sendungen und der Gastronomie ist wie der einer Sendung wo Omas in einer Bauernstube spitzenklöppeln und der Textilindustrie. Wobei die ihre Leute noch besser behandelt.

gaia schrieb:
Dazu kommt, dass Laienköche ja auch ganz schön viel drauf haben. Scheinbar kocht man nicht mehr einfach nur mit vier Platten, ein paar Töpfen und einem Backofen.

Kochen, sogar gut kochen, können viele - aber das ist nicht der Punkt. Ein Restaurant zu bedienen, alles auf den Punkt zu bringen (egal, wann es bestellt wurde), alle am Tisch gleichzeitig (auch, wenn 20 Gäste alles durcheinander bestellen), ohne lange Wartezeiten (egal, ob das Restaurant voll oder leer ist) - das ist etwas anderes. Es ist der Unterschied zwischen einem Heimwerker, der an seinem Auto schraubt und einer Auto-Fertigungsstraße.

- - - Aktualisiert - - -
 
G

Gelöschtes Mitglied 25673

Gast
AW: Tod eines Küchenchefs

Die Arbeit des Kochs fordert dem Einzelnen - insbesondere im Team (= Brigade. Köche arbeiten in einer Brigade.) - Höchstleistungen ab. Nicht nur körperlich, sondern auch mental, vor allem nervlich. Mental: Man hat laufend mehrere Dinge im Kurzzeitgedächtnis (Speisen, die man am Laufen hat, die im Ofen sind usw.), darüber hinaus hat man seinen Geist ständig "auf Durchzug". Denn es werden Bestellungen annonciert, die man zu bearbeiten hat - oder auch nicht.
Normalerweise kann man sagen:
Jemand (in anderen Berufen), der eine schwere körperliche Arbeit ausübt, steht normalerweise nicht unter extremem Zeitdruck. Beim Kochen ist dem so. Persönlich ist mir kein Beruf bekannt, in dem körperlich schwere Arbeit und enormer Zeitdruck miteinander einhergehen
Aber ich. Daher verstehe ich möglicherweise das was du beschreibst.
Pflege ist auch so. Wenn auch in den Heimen oder ambulanten Diensten nicht gekocht wird, geht es im Prinzip um das Gleiche. Immer den Kopf zusammen haben, immer konzentriert sein, immer flexibel genug mal eben umzudenken. Dazu körperliche Arbeit. Rennen, Tragen, heben...

Persönlich schaue ich keine Kochsendungen, viele dieser Köche haben aber ein oder zwei Sterne. Dreisterne-Köche sieht man da eher nicht.
Das darf einen nicht darüber hinwegtäuschen, das Sendungen dieser Art die Arbeit des Kochs nicht abbilden. In gewisser Weise verabscheue ich daher auch solche Sendungen. Wie der Beruf in der täglichen Praxis aussieht - das bekommt man in den Medien praktisch so gut wie nicht zu sehen. Es müsste sich dann auch die Branche dafür rechtfertigen, wie mies sie alltäglich mit ihren Mitarbeitern umgeht. Ein Vergleich fällt schwer, aber der Unterschied zwischen solchen Sendungen und der Gastronomie ist wie der einer Sendung wo Omas in einer Bauernstube spitzenklöppeln und der Textilindustrie. Wobei die ihre Leute noch besser behandelt.
Ich schau sie zu Hause auch länger nicht(mehr). gerade weil es mir nicht echt vorkam. Aber auf der Arbeit. Während meine Klientin darauf wartet, dass ich ihr was koche *g*
Ich finde es generell interessant, was man aus Lebensmitteln machen kann.... Wir( also sie und ich, überlegen dann manchmal, was wir aus ihren Resten kochen könnten. Das heißt dann natürlich am Ende ich, nicht sie....
Kochen, sogar gut kochen, können viele - aber das ist nicht der Punkt. Ein Restaurant zu bedienen, alles auf den Punkt zu bringen (egal, wann es bestellt wurde), alle am Tisch gleichzeitig (auch, wenn 20 Gäste alles durcheinander bestellen), ohne lange Wartezeiten (egal, ob das Restaurant voll oder leer ist) - das ist etwas anderes. Es ist der Unterschied zwischen einem Heimwerker, der an seinem Auto schraubt und einer Auto-Fertigungsstraße.
Ja ich verstehe schon. Ich habe mir nicht umsonst meine Pflegenische gesucht, weil der Zeitdruck im Job einfach mörderisch sein kann.
Als Koch schaut es da wohl schwierig aus, man kann da wohl nicht großartig wählen. Außer man findet eine Anstellung in einem Privathaushalt....
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.432
AW: Tod eines Küchenchefs

Ich hab lange in der Gastronomie gearbeitet(Küchenhelfer, Buffetier, Griller)und der Stress ist da schon gewaltig.
Die Chefs verdienen recht gut, die unteren Chargen malochen und verdienen schlecht!
 

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