Adamantios
Geheimer Meister
- 11. Dezember 2003
- 171
Im wenigen Tagen feiern wir die Geburt Jesu voll Nazareth. Über die genauen Umstände dieses Ereignisses herrscht bis heute Ungewissheit, weil verschiedene Legenden die Sicht auf das Geschehen verstellen. Während in der Frage des Geburtsorts bei Historikern und Theologen noch unterschiedliche Auffassungen bestehen, herrscht in Bezug auf die Jahreszahl von Christi Geburt seit einiger Zeit weitgehende Übereinstimmung. Als sicher wird heute angenommen, dass Jesus im Jahre 7 v.Chr. zur Welt kam.
Die Jahreszahl 7 v. Chr. als Geburtsjahr Jesu von Nazareth kann aus fünf verschiedenen Angaben genau ermittelt werden:
Die Evangelisten Lukas und Matthäus berichten, dass Jesus während der Regierungszeit des Herodes geboren wurde. Da Herodes von 33 v.Chr. bis 4 v.Chr. regierte, ist nach diesen Quellen ein Geburtsdatum vor 4 v.Chr. gegeben.
Eine zweite Zeitangabe findet sich beim lateinischen Kirchenschriftsteller Tertullian (ungefähr 160 bis 220 n.Chr.) in seinem Werk »adversus Marcionem«: Gemäss Tertullian wurde Jesus geboren, als ein gewisser Sentius Saturnius Statthalter von Judäa war. Die Amtszeit des Saturnius dauerte von 9 bis 6 v.Chr.
Einen dritten Hinweis auf das Geburtsjahr erhalten wir, wenn wir der Schilderung über den vor den Weisen - gemeint sind Sternkundige - aus dem Morgenland hergehenden »Stern« zur Zeit von Jesu Geburt nachgehen (Matthäus 2, 1ff.). Der deutsche Astronom Johannes Kepler errechnete als erster, dass es im Jahre 7 v.Chr. eine sogenannte große Konjunktion, das heißt eine dreimalige Nahstellung, der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische gegeben hatte. Eine solche große Konjunktion tritt ähnlich nur im Abstand von mehreren Jahrzehnten oder meist sogar Jahrhunderten in Erscheinung und stellt für den Betrachter ein außergewöhnliches Ereignis dar.
Für das Jahr 7 v.Chr. als Geburtsjahr Jesu spricht noch eine vierte Angabe: Lukas erwähnt in seinem Bericht einen Zensus (eine Steuereinschätzung) des Kaisers Augustus:
»Es begab sich aber in jenen Tagen, dass vom Kaiser Augustus ein Befehl erging, dass der ganze Erdkreis sich einschätzen lassen sollte. Diese Schätzung war die erste und geschah, als Quirinius Statthalter in Syrien war. Und es machten sich alle auf, um sich einschätzen zu lassen, ein jeder in seine Stadt. Aber auch Joseph ging von Galiläa aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, welche Bethlehem heißt, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, um sich mit Maria, seiner Verlobten, die schwanger war, einschätzen zu lassen. Es begab sich aber, während sie dort waren, da vollendeten sich die Tage, dass sie gebären sollte.«
(Lukas 2,1-6)
Aus römischen Quellen (fünfter Hinweis)! wissen wir, dass Augustus im Jahre 8 v.Chr. erhebliche Anstrengungen machte, sein ganzes Imperium - von Ägypten bis nach Gallien, von Spanien bis nach Syrien - steuerlich zu erfassen. Eine solche 'Schätzung' bedeutete gleichzeitig eine Volkszählung. Zu diesem Zweck hatte sich die gesamte Bevölkerung persönlich in den jeweiligen Heimatort zu begeben, wo einerseits der Personenstand aufgenommen wurde und andererseits eine Steuererklärung abzugeben war. Steuerpflichtig waren alle Männer im Alter von 14 bis 65 sowie alle Frauen zwischen 12 und 65 Jahren. Eine solche Schatzung wurde wegen des Wechsels der Personen- und Vermögensstände alle 14 Jahre wiederholt. Dies galt auch für die Provinz Syrien, wie es vom römischen Juristen Ulpian (um 170-223) in den »Digesten« bezeugt wird. Da der Herrscher Judäas der Provinzialregierung Syriens unterstand, galt der Zensus-Befehl auch für Judäa.
Der von Lukas erwähnte Quirinius übernahm im Jahre 8 v.Chr. auf Befehl des Kaisers Augustus die Oberleitung des Zensus in Syrien; eine Inschrift kennzeichnet ihn in diesem Zusammenhang als legatus Caesaris Syriae. Demnach war Quirinius als kaiserlicher Sonderbeauftragter dem Statthalter Judäas, Sentius Saturnius, übergeordnet gewesen.
War der Befehl für die Volkszählung um 8 v.Chr. erlassen worden, so können wir annehmen, dass sich deren Durchführung bis ins nächste Jahr, also bis ins Jahr 7 v.Chr., erstreckte. Joseph musste in Bethlehem zur Steuererklärung erscheinen, weil dies sein Heimatort war und weil er dort anscheinend noch Grundbesitz hatte, wie wir dies aus einer Notiz des Kirchenhistorikers Eusebios (um 260-339) für die Verwandten Jesu aus der Zeit Domitians erfahren. Maria musste ihn als seine Verlobte begleiten; das war römische Vorschrift.
Wurde Jesus in Bethlehem oder in Nazareth geboren ?
An Hand der Quellen erweist sich Lukas als zuverlässiger Berichterstatter, da er Bethlehem als Geburtsort und die Steuereinschätzung als Zeitpunkt angibt.
Heutige „Theologen“ sind diesbezüglich jedoch ganz anderer Meinung. Sie sprechen dem Lukas die Glaubwürdigkeit ab und behaupten, der Evangelist hätte den Geburtsbericht frei erfunden. So ist in dem Werk »Die Religion in Geschichte und Gegenwart«, dem klassischen Lehrbuch der sog. „protestantischen Theologie“, zu lesen:
»Bethlehem erscheint lediglich in den beiden Legendenkränzen am Anfang des Matthäus- und Lukas-Evangeliums; es ist nicht der historische, sondern der von einer bestimmten Christologie postulierte Geburtsort. Die Legenden, in denen sie sich darstellt, können nur unter Voraussetzung ihrer Ungeschichtlichkeit sinnhaft interpretiert werden ...
Warum sprechen heutige selbsternannte Schriftgelehrte von Bethlehem als dem ungeschichtlichen, legendären Geburtsort? In erster Linie aus ungenügender Kenntnis der Quellenlage:
Sie wissen nur vom zweiten Zensus in Judäa um 6/7 nach Christus, nicht aber von demjenigen um 8/7 vor Christus. Maßgebende Theologen sind der Ansicht, dass Lukas den Bericht über den Zensus deshalb frei erfand, weil er der alttestamentlichen Weissagung gerecht werden wollte, nach welcher der Erlöser der Menschheit aus Bethlehem stammen werde (vgl. Micha 5, 1f. mit Mat. 2, 5f. und Joh. 7, 42); der erfundene Zensus habe Lukas eine einleuchtende Erklärung dafür geliefert, weshalb Maria und Josef von Nazareth nach Bethlehem reisten und Maria daselbst niederkam. So lernen Theologiestudenten an der Universität, dass Jesus nicht, wie in den Evangelien geschrieben steht, in Bethlehem, sondern in Nazareth geboren wurde. Die Begründung der Theologen ist denkbar einfach: Nazareth war schließlich Wohnort der Familie Josephs, Zuname von Jesus und muss demnach auch der Geburtsort Jesu sein.
Obwohl man in theologischen Kreisen überzeugt ist, dass Nazareth der Geburtsort Jesu ist, verkündet man zur Weihnachtszeit trotzdem von den meisten Kanzeln, dass Jesus in Bethlehem zur Welt kam. Weshalb aber verkünden Priester und Pfarrer den Gläubigen etwas anderes, als sie selbst glauben und an der Universität gelernt haben?
Angeblich wollen sie aus Rücksicht auf die „Tradition“ und die „frommen Gefühle der Gläubigen“ diese nicht in Verwirrung bringen. In Wahrheit halten sie jedoch das Volk für so unmündig und unbedarft, dass ihm der Gedankengang, Bethlehem sei bloß der legendäre Geburtsort, anscheinend nicht zugemutet werden kann, und so sagt man hinter vorgehaltener Hand, dass in der Kindheitsgeschichte Jesu schon so viel Unwahrheit geglaubt werde, dass es auf eine Fehlinformation mehr oder weniger nicht ankomme. In diesem einen Fall mag die bewusste 'Fehlinformation' der Theologen wirklich keinen Schaden anrichten; denn wie die Ironie der Geschichte zeigt, haben sie ja recht, wenn sie Bethlehem als Geburtsort verkünden - auch wenn sie im stillen meinen, es besser zu wissen.
Die Jahreszahl 7 v. Chr. als Geburtsjahr Jesu von Nazareth kann aus fünf verschiedenen Angaben genau ermittelt werden:
Die Evangelisten Lukas und Matthäus berichten, dass Jesus während der Regierungszeit des Herodes geboren wurde. Da Herodes von 33 v.Chr. bis 4 v.Chr. regierte, ist nach diesen Quellen ein Geburtsdatum vor 4 v.Chr. gegeben.
Eine zweite Zeitangabe findet sich beim lateinischen Kirchenschriftsteller Tertullian (ungefähr 160 bis 220 n.Chr.) in seinem Werk »adversus Marcionem«: Gemäss Tertullian wurde Jesus geboren, als ein gewisser Sentius Saturnius Statthalter von Judäa war. Die Amtszeit des Saturnius dauerte von 9 bis 6 v.Chr.
Einen dritten Hinweis auf das Geburtsjahr erhalten wir, wenn wir der Schilderung über den vor den Weisen - gemeint sind Sternkundige - aus dem Morgenland hergehenden »Stern« zur Zeit von Jesu Geburt nachgehen (Matthäus 2, 1ff.). Der deutsche Astronom Johannes Kepler errechnete als erster, dass es im Jahre 7 v.Chr. eine sogenannte große Konjunktion, das heißt eine dreimalige Nahstellung, der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische gegeben hatte. Eine solche große Konjunktion tritt ähnlich nur im Abstand von mehreren Jahrzehnten oder meist sogar Jahrhunderten in Erscheinung und stellt für den Betrachter ein außergewöhnliches Ereignis dar.
Für das Jahr 7 v.Chr. als Geburtsjahr Jesu spricht noch eine vierte Angabe: Lukas erwähnt in seinem Bericht einen Zensus (eine Steuereinschätzung) des Kaisers Augustus:
»Es begab sich aber in jenen Tagen, dass vom Kaiser Augustus ein Befehl erging, dass der ganze Erdkreis sich einschätzen lassen sollte. Diese Schätzung war die erste und geschah, als Quirinius Statthalter in Syrien war. Und es machten sich alle auf, um sich einschätzen zu lassen, ein jeder in seine Stadt. Aber auch Joseph ging von Galiläa aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, welche Bethlehem heißt, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, um sich mit Maria, seiner Verlobten, die schwanger war, einschätzen zu lassen. Es begab sich aber, während sie dort waren, da vollendeten sich die Tage, dass sie gebären sollte.«
(Lukas 2,1-6)
Aus römischen Quellen (fünfter Hinweis)! wissen wir, dass Augustus im Jahre 8 v.Chr. erhebliche Anstrengungen machte, sein ganzes Imperium - von Ägypten bis nach Gallien, von Spanien bis nach Syrien - steuerlich zu erfassen. Eine solche 'Schätzung' bedeutete gleichzeitig eine Volkszählung. Zu diesem Zweck hatte sich die gesamte Bevölkerung persönlich in den jeweiligen Heimatort zu begeben, wo einerseits der Personenstand aufgenommen wurde und andererseits eine Steuererklärung abzugeben war. Steuerpflichtig waren alle Männer im Alter von 14 bis 65 sowie alle Frauen zwischen 12 und 65 Jahren. Eine solche Schatzung wurde wegen des Wechsels der Personen- und Vermögensstände alle 14 Jahre wiederholt. Dies galt auch für die Provinz Syrien, wie es vom römischen Juristen Ulpian (um 170-223) in den »Digesten« bezeugt wird. Da der Herrscher Judäas der Provinzialregierung Syriens unterstand, galt der Zensus-Befehl auch für Judäa.
Der von Lukas erwähnte Quirinius übernahm im Jahre 8 v.Chr. auf Befehl des Kaisers Augustus die Oberleitung des Zensus in Syrien; eine Inschrift kennzeichnet ihn in diesem Zusammenhang als legatus Caesaris Syriae. Demnach war Quirinius als kaiserlicher Sonderbeauftragter dem Statthalter Judäas, Sentius Saturnius, übergeordnet gewesen.
War der Befehl für die Volkszählung um 8 v.Chr. erlassen worden, so können wir annehmen, dass sich deren Durchführung bis ins nächste Jahr, also bis ins Jahr 7 v.Chr., erstreckte. Joseph musste in Bethlehem zur Steuererklärung erscheinen, weil dies sein Heimatort war und weil er dort anscheinend noch Grundbesitz hatte, wie wir dies aus einer Notiz des Kirchenhistorikers Eusebios (um 260-339) für die Verwandten Jesu aus der Zeit Domitians erfahren. Maria musste ihn als seine Verlobte begleiten; das war römische Vorschrift.
Wurde Jesus in Bethlehem oder in Nazareth geboren ?
An Hand der Quellen erweist sich Lukas als zuverlässiger Berichterstatter, da er Bethlehem als Geburtsort und die Steuereinschätzung als Zeitpunkt angibt.
Heutige „Theologen“ sind diesbezüglich jedoch ganz anderer Meinung. Sie sprechen dem Lukas die Glaubwürdigkeit ab und behaupten, der Evangelist hätte den Geburtsbericht frei erfunden. So ist in dem Werk »Die Religion in Geschichte und Gegenwart«, dem klassischen Lehrbuch der sog. „protestantischen Theologie“, zu lesen:
»Bethlehem erscheint lediglich in den beiden Legendenkränzen am Anfang des Matthäus- und Lukas-Evangeliums; es ist nicht der historische, sondern der von einer bestimmten Christologie postulierte Geburtsort. Die Legenden, in denen sie sich darstellt, können nur unter Voraussetzung ihrer Ungeschichtlichkeit sinnhaft interpretiert werden ...
Warum sprechen heutige selbsternannte Schriftgelehrte von Bethlehem als dem ungeschichtlichen, legendären Geburtsort? In erster Linie aus ungenügender Kenntnis der Quellenlage:
Sie wissen nur vom zweiten Zensus in Judäa um 6/7 nach Christus, nicht aber von demjenigen um 8/7 vor Christus. Maßgebende Theologen sind der Ansicht, dass Lukas den Bericht über den Zensus deshalb frei erfand, weil er der alttestamentlichen Weissagung gerecht werden wollte, nach welcher der Erlöser der Menschheit aus Bethlehem stammen werde (vgl. Micha 5, 1f. mit Mat. 2, 5f. und Joh. 7, 42); der erfundene Zensus habe Lukas eine einleuchtende Erklärung dafür geliefert, weshalb Maria und Josef von Nazareth nach Bethlehem reisten und Maria daselbst niederkam. So lernen Theologiestudenten an der Universität, dass Jesus nicht, wie in den Evangelien geschrieben steht, in Bethlehem, sondern in Nazareth geboren wurde. Die Begründung der Theologen ist denkbar einfach: Nazareth war schließlich Wohnort der Familie Josephs, Zuname von Jesus und muss demnach auch der Geburtsort Jesu sein.
Obwohl man in theologischen Kreisen überzeugt ist, dass Nazareth der Geburtsort Jesu ist, verkündet man zur Weihnachtszeit trotzdem von den meisten Kanzeln, dass Jesus in Bethlehem zur Welt kam. Weshalb aber verkünden Priester und Pfarrer den Gläubigen etwas anderes, als sie selbst glauben und an der Universität gelernt haben?
Angeblich wollen sie aus Rücksicht auf die „Tradition“ und die „frommen Gefühle der Gläubigen“ diese nicht in Verwirrung bringen. In Wahrheit halten sie jedoch das Volk für so unmündig und unbedarft, dass ihm der Gedankengang, Bethlehem sei bloß der legendäre Geburtsort, anscheinend nicht zugemutet werden kann, und so sagt man hinter vorgehaltener Hand, dass in der Kindheitsgeschichte Jesu schon so viel Unwahrheit geglaubt werde, dass es auf eine Fehlinformation mehr oder weniger nicht ankomme. In diesem einen Fall mag die bewusste 'Fehlinformation' der Theologen wirklich keinen Schaden anrichten; denn wie die Ironie der Geschichte zeigt, haben sie ja recht, wenn sie Bethlehem als Geburtsort verkünden - auch wenn sie im stillen meinen, es besser zu wissen.