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reflektierende Architektur oder fucking the system mit stil

Imion

Auserwählter Meister der Neun
13. April 2002
940
ich hab bis jetzt nur die hälfte gelesen, weil die ganzen fremdwörter sogar mir probleme machen, aber irgendwie haben sie ja recht:

http://www.culture.hu-berlin.de/HB/volltexte/texte/nietzsche.html


schaut man sich heute unsere städte mal an, wo findet man noch einen platz zum nachdenken, wir müssen zuhause bleiben, schaffen uns unser kleinen ort, nun das ist ja nicht sos chlimm, weil reflektierende architektur, d.h. z.B. ein modernes Forum, auch narzistisch wäre, aber der unterschied ist, das man orte schafft wo man sich auch austauschen kann, wo man in seinen gedanken nicht alleine bleibt.

ich kritisiere hiermit unsere kultur, ich finde es schade, dass es nurnoch leute gibt, die fussball schauen wollen etc. .
ich glaube sogar das ist so gewollt, die demokratie und der kapitalismus haben es ermöglicht egoistisch zu denken, sich zu isolieren und schließlich eine gesellschaft zu schaffen, in der es nurnoch selten vorkommt, dass man im restaurant angesprochen wird mit "ehm entschuldigung das ich störe, aber ich habe eurem gespräch gelauscht und habe die und die meinung ...", sowas finde ich schade.

ja und schuld ist nicht nur der staat sondern auch die architektur, alles hat sich diesem system der demokratie und des kapitalismusses unterworfen.
es muss keine illus oder sonst irgendwas geben, das system läuft auch so weiter und jeder will sein eigenes ziel nur noch weiterverfolgen, was letzendlich ins verderben rennt ...

narzismus an sich ist ja nicht schlecht, erst wenn es egoistisch wird, wie z.B. das schaffen einer isolierten architektur, statt einer reflektierenden.

also wenn wir an diesem system was ändern wollen, müssen wir bei so kleinigkeiten wie die architektur anfangen und uns nicht mit verschwörungstheorien beschäftigen, da in diesem bereich die desinformation und machtlosigkeit eh vielzugroß ist.

denkende leute sind eine gefahr für das system, und solche leute müssen gefo(e)rdert und nicht verwirrt werden.

hier also meine forderung:
theater, opern und andere veranstaltungsplätze sollen konzipiert werden, dass man sie auch betreten kann, wenn keine veranstaltungen sind, dass die sitzmöglichkeiten entsprechend verstellt werden können, dass man nicht nur auf eine bühne schaut, sondern wenn keine veranstaltung läuft man sich in sitzgruppen setzen kann oder alleine, vielleicht dass man sogar möglichkeiten hat kopfhörer irgendwo reinzustecken für entspannende musik...

nun wie sollen solche plätze saubergehalten werden?
gebt den sprayern doch die fläche die sie wollen, die innenwände können im vorraum so konzipiert werden, das gut entlüftet wird und die sprayer dort ihrer kunst frönen können, denn wenn wir uns zum beispiel den "schlachthof" in wiesbaden angucken, kann man sehen, dass i.d.R. die besten kunstwerke stehen bleiben und nicht übersprayt werden.

natürlich muss man hier schauen, dass sich das nicht zuweit ausweitet, und um solche überwachungen und überhaupt die instandhaltung zu garantieren, könnte man doch solche einrichtungen auch an läden vermieten, die dort ihre dienste anbieten und sogar sitzmöglichkeiten für ihre kunden angeboten bekommen, mit der bedingung, das kunden sich heir auch setzen können ohne was zu bestellen oder den service der läden in anspruch zu nehmen.

man könnte sogar junge musiker und künstler fördern und die bühne freigeben wenn sie nicht vermietet ist für jedermann. hierzu muss man aber gewährleisten dass der lautstärkepegel dezimiert ist und dieser ort auch gut isoliert zum restlichen teil ist, damit die benötigte stille für gespräche und denker gewährleistet bleibt.

zu dem steigt der konsumverbrauch in orten wo sich leute lange aufhalten udn sich wohl fühlen...

die aussenfläche könnte man als werbefläche benutzen, jedoch innerhalb darf keine werbung stehen, es gibt kaum noch werbefreie flächen, die ein individuelles und konsumneutrales bzw. -kritisches denken fördern.

es gibt zwar orte zum denken, museen udn bibliotheken, die sind auch sehr angenehm, aber zu ruhig (ist auch gut so), da wird man sich nciht unterhalten wollen.

btw find ichs voll scheisse da simmermehr jugendzentren geschlossen werden, wo soll man denn dann noch hingehen?
 

Woppadaq

Großmeister-Architekt
2. August 2003
1.228
Hey, da spricht mir ja jemand aus der Seele !!!

Ich finde auch, daß sich an der Architektur was ändern muß.

Ich finde auch, es muß möglich sein, einfach aufeinander zugehen zu können ohne Angst vor überdimensionaler Ablehnung.

Allerdings habe ich auch das Gefühl, das ist ein spezifisch deutsches Problem. Egoismus, Einfallslosigkeit und Verkrampftheit als Bestandteil der deutschen Kultur. Ich versuche dem zu entgehen, wo ich kann.

Bevor hier aber was verschlimmbessert wird, sollte es erstamol ausgesprochen werden. Nicht, daß wir am Ende dran vorbeireden. Dafür ist mir das Thema zu wichtig.
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
Jepp ... da fällt mir gleich wieder Hundertwasser ein.
Hier hatte ich schon mal ein Thread dazu aufgemacht
http://www.weltverschwoerung.org/mo...file=viewtopic&t=5517&highlight=hundertwasser

In Hamburg gibt es übrigens gerade eine Hundertwasserausstellung.
Ich finde und fand ihn sehr anregend. Außerdem hat er auch etwas bewegt.
Es gibt und gab ja viele Menschen die sich nicht nur für seine Projekte interssiert haben, sondern sie auch umzusetzen halfen.

Namaste
Lilly
 

Aladin

Geheimer Meister
29. Februar 2004
205
@Imion

Das freie betretten von Theatern, Opern etc im Stile des antiken Hellas ist sicher eine gute Idee... Nur, vorerst müßte man gerade das gegenwärtige (moderne) Weltbild ändern wonach man solche Orte nur per Geldabgabe und wegen dem "Vergnügen" betretten darf/soll... Ich denke deshalb auch das im derzeitigen Kapitalismus dies den Menschen verwährt werden wird...

Ich versteife mich aber auch nicht auf diese Reihenfolge... Das zu ändernde Weltbild kann sich auch gerade durch die von dir angesprochene "Öffnung" angesprochener "Institutionen" ändern. Aber dann bekommt man sicher ebenfalls Probleme, diesmal mit der Polizei... :lol:

Das vernünftigste wäre wohl wenn sich Menschen, in mehr oder weniger kleinen Gruppen/Zusammenschlüssen, daran machen solche Theater, Opern, Bibliotheken etc etc zu stiften bzw. zu konzipieren.

Über den architektonischen Stil läßt sich streiten... Oder auch nicht: Man kann ja auf einen "einheitlichen Stil" (unter Berücksichtigung zB. der Mode oder gegenwärtigen Konjunktur in diesem Bereich) verzichten, d.h. diejenigen die solche Stätten bauen bestimmen selbst wie's aussehen soll...

PS: Sollte aber, der Form und dem Inhalt nach, nicht zu "autonomen" Zuständen verkommen...
 
W

Weinberg, Oliver

Gast
:roll:
..wenn ich nur daran denke, mit welch enormen öffentlichen Mitteln
Kulturstätten wie Staatstheater und Oper gefördert werden, find
ich es allerdings auch hoch an der Zeit, dass diese Stätten denn
auch für jene zugänglich sind, die sie durch ihre öffentlichen
Abgaben erhalten...oder durch solche Besuch Möglichkeiten
vielleicht Lust entwickeln, sie weiter hin zu fördern..
 

general

Auserwählter Meister der Neun
30. März 2004
982
Hi

Ich bin arbeite auf dem Gebiet der Architektur. Deshalb würde es mich interessieren, wie denn ein ideales Gebäude auszusehen hätte. Ich habe Hundertwasser gehört, also organische Architektur. (Nicht mein Styl, aber egal) Was müssten für Parameter gegeben sein? Usw.

Werbung an der Fassade. Finde ich nicht gut. Ich sehe Architektur, einen Bau auch als Kunst an, wie Literatur oder Musik. Deshalb darf in meinen Augen die Form nicht von Werbung zerstört werden.

Sprayer an klar definierten Orten finde ich gut. Warum im Foyer ist mir nicht ganz klar. Warum nicht draussen. Ein Platz zum sprayen.

Ich mag die Klarheit der Körper in der Architektur, was heissen soll, Kuben, geometrische Formen, einfache Konstruktionen usw. Statik zeigen. Die moderne Architektur hat eine gewisse Kälte, das ist wahr. Jedoch denke ich, dass neutrale Räume platz schaffen für die individuellen Gedanken, Gespräche, Möblierung usw.
Moderne Bauten grenzen sich auch oft von aussen her ab (bsp. Spiegelung der Glasfassade) aber sind trotzdem sehr transparent und offen.

Was auch noch angesprochen wird, die Art und Weise wie sich die Gesellschaft verändert hat für mich nicht nur mit der Architektur zu tun, sondern allgemein. Ob in einem rustikalen Pub oder topmodernem Cafè, ob man jemanden anspricht oder nicht hat damit nichts zu tun.

Also, gebt mir Inputs für das "perfekte Haus"

Gruss
G.
 

general

Auserwählter Meister der Neun
30. März 2004
982
@Oliver Weiberg
Da hast Du allerdings recht. Vielfach wir an den ach so teuren Kulturstätten "Kunst" aufgeführt, welche ich schlichtweg unverständlich finde. Wenn also der Steuerzahler solche Häuser unterstützt, soll da auch Kunst für den Bürger gezeigt werden. Das darf ruhig aufrütteln, provozieren und auch anecken. Das ist warscheinlich auch das Ziel. Aber es sollte trotzdem noch sehenswert sein. Es sollte zu Gesprächen über das Thema anregen und nicht über die Art der Aufführung. Kunst sollte konstruktive Diskussionen auslösen.

Gruss
G.
 
W

Weinberg, Oliver

Gast
Herr General, erlaube zu melden..äh..also, ich meinte,
das Häuser, die im wesentlichen durch öffentliche Mittel
gefördert werden, dieser Öffentlichkeit in einem breiteren
Rahmen zur Verfügung stehen sollten, als nur für die
Dauer einer (dann auch noch extra zu zahlenden) Vorstellung,
äh..so in etwa..
:wink:
 

general

Auserwählter Meister der Neun
30. März 2004
982
@Weinberg Oliver
Ja, ich denke ich habe das auch so verstanden, aber meine Finger sind mir durchgebrannt, da ich einige unschöne Erfahrungen in dieser Hinsicht machen durfte. Finde aber was Du sagtest so richtig. :D

Gruss
G.

PS: Woher kommt nur diese Erfurcht gegenüber meinem Namen *grübel*. Ich biete Euch an, mir Du sagen zu dürfen! Also, ich bin von heute, 19.04.2004, jetzt (MEZ), nicht mehr der Herr General. Bitte. :wink:
Obwohl, tönt eigentlich recht gut net? Könnt mich daran gewöhnen! :lol:
 

erik

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
4. April 2004
1.002
Hallo!
Leider kann ich auf den Ausgangstext nicht direkt Bezug nehmen weil der Link bei mir auch nicht mehr geht.

Zu den von euch angesprochenen "offenen Theatern, Opern und Kultstätten"

Ich arbeite an einem Theater, gehe da also jeden Tag "frei" herein.
Erstens verlangen wir Eintritt, weil wir eh schon genug in der Kritik unserer Geldgeber stehen (öffentliche Kulturfinazierung) Einen Teil des Etats durch Eintritt wieder zu erwirtschaftn macht also "Kunst" oder "Erfolg" in gewissem Sinne meßbar.
Außerdem schafft es eine gewisse Gerechtigkeit, daß nur diejenigen zhalen die unsere Aufführungen auch tatsächlich sehen und nicht der volle Anteil der Allgemeinheit "in Rechnung" gestellt wird.
Trotzdem ist es immer noch Preiswert ins Theater zu gehen - vergleicht mal mit den Karten für große Konzerte.

Warum diese Stätten tagsüber nicht öffentlich für jedermann zugänglich sind (ich meine wir bieten ja schon Führungen an) ist recht leicht zu beantworten: wir arbeiten dort, produzieren "Kunst" und brauchen dafür eine gewisse Ruhe und Konzentration... ihr wolltet ja sicher auch nicht dass dauernd jemand hinter euch steht, oder duch den Raum latscht.

Noch Fragen?

Anlagen von Freilichtspielstätten, die oft nur im Sommer genutzt werden sind allen Anhängern des antiken Schöngeistes und Griechensuchern aber meist frei zugänglich.... macht doch da eine Debattierclub unter freiem Himmel auf.
 

Imion

Auserwählter Meister der Neun
13. April 2002
940
ich fühle mich soweit am besten von allen foren hier verstanden :D

warum der link nichtmehr geht weiss ich auch nicht, vielleicht nur temporär down, ich hoffe es nicht ...



ich meine ja das so ein ort nicht nur ort von kultur und somit ausstellungen und theatervorführungen ist, sondern vorallem ein ort des kreativen austauschs, quasi das open source für künstler in rl und vorallem auch der philosophie ...



@ general
ich komme auch aus dem baugewerbe, bzw. komme da gerade rein, deswegen kam ich ja gerade auf den aspekt der architektur, das man an dem freien denken nicht nur an der architektur zu handeln hat, ist klar.
aber du redest schon als könntest du soetwas planen, als bauzeichner-lehrling könnte ich da sicher was entwerfen, aber ehm es war ja ERSTMAL nur eine idee, sicher muss man da noch mehr sich vertiefen. übrigens deine ideen find ich gut.


@erik
ja mein vater war auch beim theater und ist mit ihm pleite gegangen.
das große disaster heutzutage sind ja das desinteresse an kultur, ich finde es ja nciht schlecht das man eintritt zahlen muss, aber das macht theater zu etwas besonderen und nciht normalen, und viele (vorallem jugendliche) gehen da doch lieber ins kino.
durch solche einrichtungen könnte man jedoch das interesse für kultur wieder wecken und mehr gäste, also viel betrieb, heisst auch das der staat sieht, das da wieder gefördert werden kann und sollte und das es wieder mehr menschen gibt, die stiften etc., und da ist wohl mehr geld zu holen als beim eintritt (auf dauer gesehen)... (abgesehen von werbung).
das ihr nciht gestört werdne wollt, kann ich nun aber auch gut verstehen, aber wie ich bereits ansprach, soll die bühne ja auch gut schallisoliert vom rest abtrennbar sein (man muss sie ja nicht für musiker dann freigeben, vorallem wenn sie benötigt wird).

p.s.: der link geht wieder, mein fehler hatte meinen beitrag vonnem anderen forum falsch kopiert.
 

Woppadaq

Großmeister-Architekt
2. August 2003
1.228
General schrieb:
Hi

Ich bin arbeite auf dem Gebiet der Architektur. Deshalb würde es mich interessieren, wie denn ein ideales Gebäude auszusehen hätte.


Hallo General,

trifft sich ja wirklich gut, hier ein Vertreter von Architektur dabei zu haben.

Zunächst möcht ich einmal bemerken, daß es zwischen einfachen Formen, die du bevorzugst, und organischen Formen a la Hundertwasser (wobei mir Gaudi besser gefällt) noch Zwischenstufen gibt, die viel zu wenig verwendet werden.

Die Frage ist natürlich, warum man sie verwenden sollte. Ich weiß nicht, ob so etwas im Architekturstudium überhaupt rangenommen wird, aber es gibt so etwas wie architektonische Ergonomie, und die Gesetze dieser Ergonomie werden viel zu oft mit Füßen getreten. Hinter der Fassade von Einfachheit und Klarheit steckt deshalb in meinen Augen eher Einfallslosigkeit und die Angst vor dem innovativen Stilbruch.

Hier mal ein paar Ergonomie-Grundsätze:

1. Rechten Winkel vermeiden: Der rechte Winkel kommt in der Natur nicht vor, er steht für plötzliche perspektivische Begrenzung, er ist das, was ein Haus unnatürlich wirken läßt. Das hierzulande verwendete Motto "Die Möglichkeiten des rechten Winkels sind noch lange nicht ausgeschöpft" ist deshalb für mich eines der größten architektonischen Verbrechen der letzten Jahrzehnte. Unter der Behauptung, man wolle keine "Disneyland-Architektur", hat man eine Legoland-Architektur entwickelt, die jedes Baby mit seinen Legosteinen an Kreativität überbieten könnte.

Schräge Wände machen ein Haus erst interessant. Nimm ein Haus, welches wie ein Container aussieht, und vergleiche es mit einem Haus, welches wenigstens ein schräges Dach hat: Welches wirkt einladender ?

2. Symmetrie vermeiden: Symmetrie schafft Verwirrung. Man merkt das erst, wenn man Gebäude als Orientierungspunkte in Anspruch nimmt.

In Berlin-Marzahn wurde dieses architektonische Verbrechen zu DDR-Zeiten begangen: Serien-Plätze ! Links eine Kaufhalle, rechts ein zweistöckiges Mehrzweckgebäude, geradezu ein Restaurant oder eine Schwimmhalle. Wenn du dir nicht ganz explizit den Namen des Restaurants gemerkt hattest, warst du aufgeschmissen.

Symmetrie schafft ein Gefühl der Austauschbarkeit und verhindert damit Identitätsstiftung.

3. Kunstwerke als architektonisches Element zulassen: In manchen Gebäuden mit Anspruch auf Einfachheit wird mitunter ein Kunstwerk angebracht, um der kühlen Architektur einen Gegenpart zu setzen. Mitunter klappt das. Meistens ist es aber so, daß sich dieses Kunstwerk zu sehr von der Architektur abhebt - mit dem Effekt, daß das Kunstwerk als falsches Objekt am falschen Platz wahrgenommen wird, weil Architektur und Kunst im zu krassen Widersruch von der Funktion her stehen. Auch dies läßt das Kunstwerk austauschbar - und damit wertlos - erscheinen.

Kunst am Bau als architektonisches Element hingegen ist nicht austauschbar. Sie fordert von den Nutzern und Anwohnern Auseinandersetzung - was ja der eingentliche Sinn von Kunst sein sollte. Zudem wirkt sie als Zeitzeichen - das Haus kann direkt mit einer bestimmten Zeit und ihrem Lebensgefühl in Verbindung gebracht werden.

----

Naja, reicht erstmal. Wenn mir noch welche einfallen, schreib ichs hin. Ansonsten solltet ihr euch mal damit auseinandersetzen.
 

general

Auserwählter Meister der Neun
30. März 2004
982
Ich habe gerade keine Zeit um auf deinen Post eine würdige Antwort zu schreiben, Sie folgt bald.

--> Mir gefällt bsp. Konstruktivismus (nicht zu extrem) Kuben, welche abgedreht werden und dann keinen rechten Winkel haben sagen mir sehr zu, aber eben, später

Merci mal für die Ideen.

Cu later
G.
 

general

Auserwählter Meister der Neun
30. März 2004
982
Meine Meinung zu Architektur

Hallo Woppadaq, hallo alle
So, meine versprochene Antwort. Ich hoffe, sie ist ausreichend. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung! Beispiele sind einige gegeben, ggf kann ich noch weitere angeben falls erwünscht.

Zunächst möcht ich einmal bemerken, daß es zwischen einfachen Formen, die du bevorzugst, und organischen Formen a la Hundertwasser (wobei mir Gaudi besser gefällt) noch Zwischenstufen gibt, die viel zu wenig verwendet werden.
Meine Meinung zu Gaudi und Hundertwasser: Ich finde ihre Architektur interessant. Jedoch denke ich, gerade Hundertwassers Wohnungen sind mit der Zeit längweilig. Farben, die speziellen Formen verleiden nach gewisser Zeit.
Gaudis Sagrada Familia in Barcelona ist ein gutes Beispiel von falschem "Architekturverständnis" der heutigen Zeit. Da Gaudi seinerzeit ohne Pläne gearbeitet hat, meinen heute einige Leute, zu wissen, was Gaudi wirklich aus der Kathedrale gemacht hätte, wenn er nicht von der Strassenbahn überfahren worden wäre. Dies führt zu Verunstaltungen der unfertigen Kirche (die auch unfertig bleiben sollte) Star Wars Figürchen schmücken nun die Fassade usw. :don:
Was ich sehr faszinierend finde ist Le Corbusiers Wahlfahrtskapelle in Ronchamp (F).
1. Rechten Winkel vermeiden: Der rechte Winkel kommt in der Natur nicht vor, er steht für plötzliche perspektivische Begrenzung, er ist das, was ein Haus unnatürlich wirken läßt. Das hierzulande verwendete Motto "Die Möglichkeiten des rechten Winkels sind noch lange nicht ausgeschöpft" ist deshalb für mich eines der größten architektonischen Verbrechen der letzten Jahrzehnte. Unter der Behauptung, man wolle keine "Disneyland-Architektur", hat man eine Legoland-Architektur entwickelt, die jedes Baby mit seinen Legosteinen an Kreativität überbieten könnte.

Das geht halt nicht immer. Vorallem im Städtebau, wo Bodenteuer und Platz wertvoll ist. Jedoch finde ich stumpfe Winkel sehr interessant. Dekonstruktivismus arbeitet viel mit solchen verdrehten Kuben. Das ist sehr interessant. Die Möblierung/ Nutzung solcher Gebäude wird natürlich schwerer.
Viele Bauten haben den Ausdruck eines Klotzes, sprich der Architekt hat sich keinerlei Gedanken gemacht zur Ästhetik. Leider gibt es tatsächlich viele Architekten (und Bauherrschaften) mit einer Kreativität, welche ein Baby ums x-fache übertrifft.

Schräge Wände machen ein Haus erst interessant. Nimm ein Haus, welches wie ein Container aussieht, und vergleiche es mit einem Haus, welches wenigstens ein schräges Dach hat: Welches wirkt einladender ?

Satteldächer sind nicht so mein Favorit. Jedes Haus hat ein Satteldach. Ich mag Flachdächer, oder Pultdächer. Entweder ohne Vordach oder mit sehr grossem, bspw. KKL Luzern von Jean Nouvel.

2. Symmetrie vermeiden: Symmetrie schafft Verwirrung. Man merkt das erst, wenn man Gebäude als Orientierungspunkte in Anspruch nimmt.

Das finde ich auch. Wenn Du schon mal Andrea Pallados Villen gesehen hast, hat aber auch Symetrie etwas reizvolles. Es muss hier ein Kompromiss gefunden werden. Gewisse Symetrien sollten an einem Haus vorkommen, jedoch sollte es daduch nicht steril wirken.

Symmetrie schafft ein Gefühl der Austauschbarkeit und verhindert damit Identitätsstiftung.

Das stimmt. Und die DDR ist Architektonisch so oder so ein Verbrechen :wink: Der kommunistische Wohnungsbau hat keine architektonischen/ ästhetischen Höchstleistungen vollbracht.

3. Kunstwerke als architektonisches Element zulassen: In manchen Gebäuden mit Anspruch auf Einfachheit wird mitunter ein Kunstwerk angebracht, um der kühlen Architektur einen Gegenpart zu setzen. Mitunter klappt das. Meistens ist es aber so, daß sich dieses Kunstwerk zu sehr von der Architektur abhebt - mit dem Effekt, daß das Kunstwerk als falsches Objekt am falschen Platz wahrgenommen wird, weil Architektur und Kunst im zu krassen Widersruch von der Funktion her stehen. Auch dies läßt das Kunstwerk austauschbar - und damit wertlos - erscheinen.

Kunst am Bau als architektonisches Element hingegen ist nicht austauschbar. Sie fordert von den Nutzern und Anwohnern Auseinandersetzung - was ja der eingentliche Sinn von Kunst sein sollte. Zudem wirkt sie als Zeitzeichen - das Haus kann direkt mit einer bestimmten Zeit und ihrem Lebensgefühl in Verbindung gebracht werden.

Kunst am Bau. Ich denke, sie ist nett, aber überflüssig! Ein gutes Gebäude sollte schon allein als Kunstwerk angesehen werden! Das Gebäude muss zum Nachdenken anregen, provozieren. Ein Zeitzeichen sein, wie Du auch schreibst. Was mich grausam aufregt sind Leute, welche heute Häuser bauen wollen, welche vor 100 Jahren topmodern gewesen wären. Streng genommen haben wir immer noch Klassische Moderne. Aber keiner merkts. Was denken nur die Archäologen in 3000 Jahren über unseren seit Jahrzehnten gleichen Baustil? Mut zur Identität, zur Moderne wäre gefragt.

Baustoffe:
Ein Thema, welches ich als wichtig erachte. Denn das Gebäude lebt mit den Baustoffen. Ein düsterer Betonklotz wird niemals angenehm sein. Schwere/ Kalte Materialien sollten nicht so oft angewendet werden. Die 70er Jahre-Architektur mit den braun/ olivegrüntönen und dem Waschbeton ist für mich nicht sehr angenehm.

Weiss ist im Wohnungsbau für Wohnräume die beste Farbe. Helle Grau/ Gelbtöne gehen auch. Boden mit Naturstein (eher kalt) oder Parkett (warm). Das Licht muss in die Räume, also grosse Fenster. Kontrastfarben bringen leben in die Wohnung.

Fassade: Eternit oder Verputz, viel Glasflächen, welche die Umgebung einerseits abstossen (spiegeln) andererseits das Gebäude transparent, offen erscheinen lassen.

Natürlich ist immer die Umgebung in ein Gebäude zu integrieren, ohne dabei das Gebäude der Umgebung anzupassen. In eine Altstatt gehört ein topmoderner Kontrast, welcher aber sich trotzdem ins Stadtbild einfügt.

Gruss
G.
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
Letztens war ich in einem Möbellager mit Designermöbeln alla Bauhaus ... und habe mir im Geiste vorgestellt, wie es sich anfühlen würde, in einer wohnung zu wohnen die in diesem Stil eingerichtet wäre. Fühle sich irgendwie gut an.
Danach waren wir auf einem Antikmarkt. Und ich habe dort so viele Möbel gesehen, die in ihrem ganz anderen Stil einen Charme und eine Gemütlichkeit ausstrahlten, dass ich mir auch wieder gut vorstellen konnte, mit dem einen oderen anderen Stück zu leben.

So geht es mir auch, bei der Architektur.
Ich bin manchmal hin und her gerissen ... wenn ich so klare gerade Formen seh finde ich auch das es eine Ästhetik hat und Raum gibt für Akzente ...
So wie der Bauhausstil in der Einrichtung. Klare Formen die nie der Mode unterworfen sind, weil sie einfach zeitlos zu sein scheinen.
Andererseits vermittelt mir ein Haus das ohne die "normale" Formgebung .... gar nicht mehr klar und gerade ist ... von verschiedenen Seiten unerwartete, neue Perspektiven zeigt, ein Gefühl von Lebenfreude und Spaß an der Form. (ich hoffe ich drücke mich nicht zu unverständlich aus :roll: )

Was ich an Hundertwasser gut finde, ist gar nicht in erster Linie die organische Architektur, sondern seine Versuche in der Architektur Raum für Individualität zu geben.
In dem Sinne das das Haus/die Wohnung eine "äußere Haut des Menschen" ist, hat er Ideen für Architektur entwickelt, die ich inspirierend finde.
Eine chance das Menschen sich mit ihrem Umfeld mehr verbunden fühlen, wenn sie individueller gestaltet ist.


Auch seine Vorstellung, Altes nicht einfach abzureissen, sondern daraus etwas neues zu machen, fand ich gut.


Was Versammlungsorte angeht, bin ich manchmal verwundert. Wir haben in der Nähe eine größere Siedlung mit sozialwohnungen. Gebaut ca vor 20 Jahren.
Dort sind in den Häusern Partykeller und zwischen den Hausern angelegte Plätzchen mit Bänken. die eine oder andere Skulptur, oder sogar eine Art "Miniamphitheater" (wirklich nur klein ... vier oder fünf sitz-Stufen im Halbkreis um eine imaginäre bühne)
Es ist eigentlich ein Gettho mit jede Menge sozialen Problemen und diese plätze werden gar nicht genutzt oder sie fallen eher dem Vandalismus zum Opfer als das sie wirklich genutzt werden. Schade um die Gedanken,Mühe und das Geld welches investiert wurden. Ursprünglich dachte man wohl mit diesen Orten ein schönes zusammenwohnen zu schaffen, aber es hat nichts gebracht.
Als ich dort spazieren ging und meinen Gedanken nachhing, habe ich mich gefragt, wie wohl archäologische Ausgrabungen in diesem Stadtteil irgendwann in der Zunkunft interpretiert werden könnten.
Man könnte bei Ausgrabungen in mehreren tausend Jahren durchaus zu dem Schluß kommen, dass dies wohl eine Siedlung gewesen sei, in der ein reges kulturelles und soziales Leben stattgefunden habe, da sich das aus den gefunden Plätzen und Skulpturen, so zeigen würde, wenn man nichts anderes hätte als die ausgrabungsfunde Häuser und dem Drumherum.
:lol:
Gut ... es scheint als habe das nicht unbedingt mit dem Thema zu tun, aber so ganz an den Haaren habe ich es nicht herbei gezogen.
Ich wollte damit einbringen, dass mir das eine oder andere Mal schon aufgefallen ist, wie bei der stadtentwicklung schon versucht wird, Versammlungsorte zu schaffen, Erholungsplätzchen und Orte zum sozialen und kulturellen Zusammenkommen, die für jedermann zugänglich sind.
Aber das sie leider oft gar nicht genutzt werden oder nicht mit dem nötigen Respekt, als Allgemeineigentum, welches zu schützen und schätzen ist, behandelt werden.
Dies führt mich zu folgendender Überlegung:
Ich glaube nicht das es einen Mangel an Versammlungsplätzen gibt, die öffentlich zugänglich sind. Ich glaube mehr, dass Menschen sich heutzutage nicht mehr mit diesem "Allgemeinbesitz" verbunden fühlen.
Insofern glaube ich das die Architektur auch einladend sein sollte.
So sehr ich klar Formen schätze, ich glaube das sie in ihrer "Erhabenheit" weniger einladen sind, als Häuser im Stil zum Beispiel von Hundertwasser (da ich mich nicht in Architektur auskenne, nenne ich ihn einfach als Beispiel, nur um zu verdeutlichen was ich meine.)
Namaste
Lilly
 

Imion

Auserwählter Meister der Neun
13. April 2002
940
ja das ist in der tat traurig, in frankfurt war ich einmal an einem ort, da war das echt perfekt, altes neben neuem, ich war total verwundert, denn eben noch in einer versiften tiefgarage kam ich auf einmal nahc draussen und da sah alles so toll aus ...

naja.

übrigens ich wollte noch anmerken, das babys garnicht kreativlos sind ...
 

general

Auserwählter Meister der Neun
30. März 2004
982
@Imion
Ja, Babies sind in der Tat kreativer als mancher Ar(s)chitekt! Das habe ich oben auch so geschrieben.

Wenn neben Altem versucht wird, ein Haus aufzustellen, welches aussieht, es wäre alt, kommt das garantiert nicht gut. Deshalb sollte man dazu stehen, dass das Haus neu ist, es demnach gestalten und einen Kontrast schaffen. Es sieht garantiert besser aus.

Gruss
G.
 

Lord _Alamut

Großmeister
14. April 2002
62
in frankfurt ist die meinzer landstrasse in höhe der Deutschen Bank intressant. Direkt an neben der Bank befindet sich ein sehr stylisches altes haus. rechts davon ein derzeit leerstehendes altes gebäude.
es ist direkt im bankenvirtel ;) (hab leider kein bild gefunden)

mal nebenbei:
jemand mal Blade Runner gesehn?
diese welt die sich hauptsächlich in dieser cyberpunk architektur manifestiert finde ich sehr faszinierend.
ich hoffe ich schaffs mal nach japan... ;)
 

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