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Studentenverbindungen - gut oder schlecht?

spriessling

Vorsteher und Richter
11. April 2002
769
Austria schrieb:
@sentinel

Wer hier glaubt ich würde ernsthaft diskutieren, liegt leider falsch und mir persönlich ist es ziemlich egal was Typen wie Du von mir halten. Nix gegen meinen Scheitel, der wird jeden morgen mit der Axt gezogen!

Und:

"Wenn man keine Ahnung hat, dann sollte man einfach mal die Fresse halten" (Dieter Nuhr)

Beurteile nie einen Menschen bevor du nicht mindestens einen halben Mond lang seine Mokassins getragen hast.

Alte Indianer-Weisheit
 

Korpo

Lehrling
17. November 2004
1
So, nun muss auch ich mal meinen Senf zu der ganzen Diskussion geben. Der eine oder andere wird mit Sicherheit auf meinen Post hin wieder wahnwitzige Theorien über mehrfache Anmeldungen und ähnliches aufstellen, oder mir einfach unterstellen, ich erzähle das ganze nur, um mich zu rechtfertigen, da ich außer der Verbindung nichts habe. Diesen Personen sei aber versichert, dass ich die von mir angesprochenen Punkte voll und ganz aufgrund meiner eigenen Meinung, nicht wegen irgend einem Gruppenzwang oder sonstigem, vor jedem vertreten kann und dass ich auch genug Freunde außerhalb von Verbindungen habe. Im Übrigen halte ich nichts davon, dass hier mit gegenseitigen (ja, das gilt für Vertreter beider Seiten!) Vorwürfen und teilweise auch Beleidigungen um sich geworfen wird. Belassen wir das Ganze doch einfach bei dem, was es eigentlich sein sollte: Einer möglichst sachlichen Diskussion, in der Argumente ausgetauscht werden und eine Meinung zumindest toleriert wird, auch wenn man sie nicht teilen mag.

Ich selbst bin seit über fünf Jahren Mitglied in der Schülerverbindung Ernesto-Albertina zu Coburg, sowie seit einigen Wochen Fux bei der Landsmannschaft Saxo-Suevia zu Erlangen im CC. In meiner Schülerverbindung (die sich, wie der Name schon vermuten lässt, hauptsächlich insofern von Studentenverbindungen unterscheidet, dass man bereits in der Schulzeit aktiv wird) habe ich inzwischen den Status des Alten Herren inne, während ich nun in Erlangen einem pflichtschlagenden Bund angehöre. Ich meine also, von mir behaupten zu können, doch eine gewisse Ahnung von der Materie zu haben. Deshalb möchte ich die hier aufgeführten Punkte, die gegen die Mitgliedschaft in einer Verbindung sprechen sollen, aufgreifen und widerlegen. Dies ist teilweise bereits geschehen, aber ich denke, es kann nicht schaden, hier mehrere verschiedene Meinungen mit ähnlichen Ansichten darzulegen (die Verbindungsgegner tun ja genauso ihre Meinungen kund, wieso sollten wir dies demnach nicht auch tun?). Hierzu sei allerdings gesagt, dass man zu jedem angesprochenen Klischee jemanden finden wird, der dieses widerspiegelt, wie es überall der Fall ist, da zu jeder Regel nun mal auch einige Ausnahmen gehören. Es gibt weit über 1000 verschiedene Verbindungen und überall gibt es schwarze Schafe, diese machen jedoch nur einen winzigen Bruchteil der Gesamtheit aus und können auf keinen Fall als repräsentatives Beispiel gelten. Nun aber zu meinen Punkten:

1. Grundsätzliche Begriffserklärung
Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass Verbindung nicht gleich Verbindung ist, insbesondere ist nicht jede Korporation automatisch eine Burschenschaft. So gibt es beispielsweise neben den Burschenschaften die Corps, Landsmannschaften, Sängerschaften, Turnerschaften, Ingenieurverbindungen, Katholische bzw. Christliche Verbindungen, Ferienverbindungen, Technische Vereinigungen und etliche weiterer Oberkategorien, die zwar alle in etwa die gleichen Hintergründe haben, sich aber teilweise grundlegend in Aufbau, Organisation, Geschichte, Auftreten und vielem anderen unterscheiden. Den Begriff Burschenschaft für Verbindungen in ihrer Gesamtheit zu verwenden ist einfach nur falsch und ein offensichtliches Anzeichen dafür, dass viele, die hier große Reden schwingen, nicht die geringste Ahnung von Korporationen haben.
Außerdem ist die Bezeichnung Burschenschaftler nicht korrekt, schließlich heißt es ja auch nicht Gewerkschaftler oder Genossenschaftler.
Falsch ist ebenfalls der Vergleich amerikanischer Verbindungen, die man öfter im Fernsehen sieht (häufig mit griechischen Buchstaben im Namen, wie Alpha Gamma Tau) oder, wie z.B. Skull & Bones, aus den Nachrichten kennt, mit den hier gebräuchlichen Formen der Verbindungen. Bis auf die Zusammensetzung der Mitglieder aus Studenten haben diese praktisch keine Gemeinsamkeiten.

2. Seilschaften bzw. Vetternwirtschaft
Wie bereits von den anderen Verbindungsstudenten hier angemerkt ist dies ein Fehlglaube, der vor vielen Jahren einmal gestimmt haben mag, aber heute keine Gültigkeit mehr besitzt. Die Zeiten sind lange vorbei, in denen man noch lediglich aufgrund von Beziehungen einen großartigen Job oder gar eine Führungsposition bekommen konnte. In der heutigen Zeit kommt es einzig und allein darauf an, was jemand fähig und bereit ist, zu leisten, nicht wen er kennt. Wenn jemand nichts auf die Reihe bringt, dann bekommt er auch keine gute Stelle, da es immer genug andere Bewerber gibt, die mehr auf dem Kasten haben. So einfach ist das, alles andere wäre wirtschaftlich undenkbar und könnte im Extremfall das Ende eines ganzen Unternehmens bedeuten.
Das einzige Argument, das hier annähernd zieht, ist die Tatsache, dass man nun mal viele Leute kennt, die sich teilweise in guten Positionen befinden. Diese können aufgrund ihrer Lebens- und Berufserfahrung wichtige Ratschläge geben, die vielleicht zu einem besseren Abschluss helfen können, was wiederum aufgrund besserer Leistung (und nur deshalb) in einer besseren Stelle gipfeln kann. Aber Kontakte kann man überall knüpfen, dafür brauche ich keine Verbindung. Ich denke, die wenigsten von euch können von sich behaupten, nicht irgendwann einmal Lerntipps, ein Praktikum, einen Ferienjob oder sonstiges durch Verwandte, Nachbarn oder sonstige Bekannte bekommen zu haben, die man vielleicht in der Schule, im Fußballclub oder im Kleintierzüchterverein kennen gelernt hat.
Übrigens gibt es auch genug Fälle, in denen jemand gerade wegen seiner Mitgliedschaft in einer Verbindung keinen Job bekommen hat, da sich der potentielle Arbeitgeber als Verbindungsgegner entpuppt hat. So etwas passiert eben!

3. Rechte Gesinnung
Verbindungen waren schon immer irgendwie politisch aktiv. Allerdings keineswegs rechts oder gar rechtsradikal bzw. -extrem, wie oftmals geglaubt wird. Die ersten Verbindungen traten (mit Erfolg) für die Einführung der Demokratie und die Zusammenschließung der vielen zerstreuten deutschen Kleinstaaten ein. Dies kann man wohl kaum als rechts bezeichnen.
Die heutigen Verbindungen haben in den meisten Fällen das Prinzip, nicht (partei-)politisch zu sein. Eine politische Meinung und die Beteiligung an Wahlen und ähnlichem sind natürlich erwünscht (das gehört meiner persönlichen Ansicht nach auch zu den Bürgerpflichten) bzw. in der Deutschen Burschenschaft sogar vorgeschrieben, allerdings wird die jeweilige Ausrichtung oder sogar die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Partei in keiner Weise vorgeschrieben oder beeinflusst.
Die Auffassung vieler, dass Korporationen rechts(-extrem) seien wird auch sehr durch die Berichterstattung in den Medien beeinflusst. Normalerweise genießt eine gewöhnliche Verbindung kein besonderes öffentliches Interesse und wird nicht weiter beachtet. Dieses wird aber durch gelegentliche Berichte geweckt, die sich häufig auf extreme politische Meinungsäußerungen seitens einzelner Bünde (meist DB-Burschenschaften) beziehen. Dies ist effektiv das einzige, was man durch die Medien von Verbindungen hört, weshalb es auch stark die allgemeine Meinungen uns gegenüber prägt, auch wenn es, wie ich hier nochmals betonen möchte, hier um Einzelfälle geht!
Übrigens ist eine Verbindung komplett demokratisch aufgebaut. Alle wichtigen Anliegen, z.B. Neuaufnahmen, Veranstaltungen oder Organisatorisches, werden per Mehrheitsbeschluss im Convent, einer Versammlung der aktiven Mitglieder, entschieden. Die Leitung des Bundes übergibt der Convent (ebenfalls durch Abstimmung) meist an drei bis vier Aktive für jeweils ein Semester, also einen relativ kurzen Zeitraum. Jedes Amt kann jederzeit wieder entzogen und neu besetzt werden. So wird verhindert, dass jemand Mist baut, da er weiß, dass er jederzeit abgesetzt werden kann.

4. Ausländerfeindlichkeit
Für mich gibt es kein Argument, dass gegen die Aufnahme von Ausländern in Verbindungen spricht. Wieso auch? Die Aufnahme eines Studenten in eine Verbindung ist dadurch beeinflusst, wie er zu den Prinzipien des Bundes steht. Kann und will er sie vertreten, so steht dem ganzen normalerweise nichts im Wege, ganz gleich, woher er kommt. Es gibt zwar auch einige Verbindungen, die grundsätzlich keine Ausländer aufnehmen, diese bilden aber auch hier eher die Ausnahme. Ich selbst kenne persönlich viele Asiaten, Türken, Russen und Farbige in den verschiedensten Bünden. Diese halten nicht für irgendwelche Quoten oder sonstiges her, sondern sind häufig außerordentlich selbstbewusste und engagierte Menschen, die nicht selten auch wichtige Ämter innerhalb ihres Bundes übernehmen.

5. Frauenfeindlichkeit
Es ist eine Tatsache, dass die meisten Verbindungen keine Frauen aufnehmen. Es gibt allerdings auch viele Ausnahmen in der Gestalt von gemischten Bünden oder reinen Frauenverbindungen, die keine Männer aufnehmen. Der Grund dafür, dass es hiervon weit weniger gibt, ist einfach zu erklären: Frauen hatten lange Zeit nicht das Recht, Universitäten zu besuchen, weshalb logischerweise auch keine studentischen Organisationen für sie entstehen konnten. Als ihnen dann irgendwann dieses Recht zugesprochen wurde, begannen sie sofort mit der Gründung eigener Korporationen. Bald darauf brach der Erste Weltkrieg aus, in dem an ein korporatives Leben nicht viel gedacht werden konnte. Im Zweiten Weltkrieg wurden praktisch alle Verbindungen im Rahmen der Gleichschaltung aufgelöst und konnten erst etwa ab 1950 wieder aufmachen, leider jedoch bei weitem nicht alle. Da sich Damenverbindungen in der kurzen Zeit ihrer Existenz noch nicht wirklich festigen und auch noch keine großen Mitgliederzahlen vorweisen konnten, hatten sie es allerdings ungleich schwerer, ihre Pforten wieder zu öffnen. Im Laufe der folgenden Jahre wurden aber viele neu gegründet und auch gemischte Verbindungen eingerichtet.
Aber auch bei den Bünden, die keine Frauen aufnehmen, kann man kaum von Frauenfeindlichkeit reden. Genauso könnte man ja auch einem Damenkegelverein Sexismus in umgekehrter Art und Weise vorwerfen, was wohl kein logisch denkender Mensch in Betracht ziehen würde. Bei uns ist es auch kein Problem, wenn Frauen an Veranstaltungen teilnehmen (natürlich nicht an internen) und wir verbieten auch niemandem, sich auf unserem Haus aufzuhalten, natürlich auch nicht über Nacht, wie es ja weiter oben schon angesprochen wurde. Wer wären wir denn, wenn wir derartig in die Privatsphäre unserer Mitglieder eingreifen würden?

6. Sonstige Intoleranz
Die meiste Argumentation in diesem Bereich deckt sich natürlich mit den vorher angesprochenen Punkten. Aber auch ansonsten sind die meisten Verbindungen gegenüber anderen Meinungen aufgeschlossen. So finden sich beispielsweise auch Homosexuelle und Angehörige der verschiedensten Religionen unter uns (letztere natürlich nicht bei religiös ausgerichteten Bünden).
Auf der Gegenseite ist aber sehr wohl von Intoleranz zu sprechen, wenn man alle Korporationen über einen Kamm schert, irgendwelche unhaltbaren Klischees verbreitet und alles veralgemeinert! Dies nur als kleiner Denkanstoß.

7. Unterdrückung der Füxe
Dass die als Füxe bzw. Füchse bezeichneten neuen Mitglieder auf eine niedrigere Stufe gestellt oder gar unterdrückt werden, ist nur selten der Fall und nach meiner Erfahrung eher ein Phänomen einiger Corps.
Zwar hat man noch kein Stimmrecht auf dem Convent und ähnliches, dies rührt aber daher, dass man sich einfach am Anfang nicht genug auskennt und erst wichtige Kenntnisse über die Organisation, die Abläufe und in weiteren bedeutenden Bereichen erlangen muss. Hierfür und für das beiderseitige Kennenlernen ist die Fuxenzeit gedacht.

8. Wehrpflicht
Ein weiterer weit verbreiteter Irrglaube ist die Annahme, dass man den Wehrdienst geleistet haben muss, um in einer Verbindung aktiv werden zu können. Dies ist in den meisten Bünden schon sehr lange nicht mehr der Fall. Ich selbst habe von meinem Verweigerungsrecht gebrauch gemacht und demnach meinen Zivildienst erst in einem Altenheim und dann in einer Schule für behinderte Kinder geleistet. Ich denke, dass das Verhältnis zwischen Wehrdienstleistenden auf der einen und Zivildienstleistenden bzw. Ausgemusterten auf der anderen Seite weitgehend ausgeglichen sein dürfte.

9. Saufen
Natürlich trinken auch wir als Korporierte Alkohol (im Normalfall in Form von Bier), wie es alle anderen Studenten genauso tun. Hierzu wird aber definitiv niemand gezwungen. Wenn jemand sagt, er möchte nichts trinken, sei es aus gesundheitlichen Gründen, aus Überzeugung oder wegen was auch immer, dann wird das so akzeptiert und zieht schon gar keine Strafen nach sich.
Auch ist es nicht unbedingt üblich, jedes Wochenende oder gar täglich durch die Welt zu reisen und sich zu betrinken. Die Möglichkeit besteht häufig, aber wer sie wann und in welcher Form wahrnimmt, ist jedem selbst überlassen.

10. Keine Freizeit
Dass man durch die Mitgliedschaft in einem Verein gleich welcher Art gewisse Verpflichtungen eingeht, versteht sich von selbst. Allerdings herrscht bei uns immer noch das Studienprinzip. Dies bedeutet, dass die Verbindung in jedem Fall hinter dem Studium zu stehen hat, um zu gewährleisten, dass die Ausbildung nicht vernachlässigt wird. Man kann sich mit dem Argument, lernen zu müssen oder sonstige wichtige Termine zu haben, jederzeit und normalerweise unproblematisch für die Veranstaltungen entschuldigen.

11.Fechten
In Bezug auf das Fechten gibt es grundsätzlich drei Arten von Verbindungen: nichtschlagende, freischlagende bzw. fakultativ schlagende und pflichtschlagende, wobei die zweite Kategorie besagt, dass ein Mitglied fechten kann, wenn es dies möchte, aber keine Verpflichtung dafür besteht.
Das Fechten kann man sehen wie man will und es ist bei weitem nicht jedermanns Sache. Auf der einen Seite besteht zwar ein gewisses Risiko (aber bitte nichts übertreiben, eine Verletzungsgefahr besteht schließlich bei allen Sportarten), auf der anderen Seite stärkt es aber die Gemeinschaft. Das muss aber jeder für sich alleine entscheiden. Es ist noch anzumerken, dass es eigentlich nicht darum geht, einen Schmiss zu bekommen. Es gilt bei den meisten nicht als erstrebenswert, eine Narbe im Gesicht zu tragen. Wenn alle Beteiligten ihre Sache, für die sie lange üben müssen, richtig machen, dann passiert auch nicht viel.

Ich denke, ich habe fürs erste genügend Argumente geliefert, die wohl für alle halbwegs nachvollziehbar sein sollten. Ich bin aber jederzeit gerne bereit, derartige Diskussionen weiterzuführen, solange sie sich auf einer halbwegs argumentativen Ebene bewegen. Ich kann es natürlich auch akzeptieren, wenn jemand sagt, dass er Verbindungen nicht gut findet und dies hier ist wohl auch nicht die geeignetste Plattform, um Mitglieder zu werben. Ich möchte nur, dass eine Meinung, sei sie nun für oder gegen Verbindungen, auf eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen basiert und dass nicht einfach irgendwelche Phrasen und Klischees, die irgendwo gehört wurden, einfach aufgegriffen und als Überzeugungen und Fakten dargestellt werden, wie es leider auch hier bei einigen der Fall ist.
 

eva23

Lehrling
3. Januar 2011
1
AW: Studentenverbindungen - gut oder schlecht?

Hallo, ich war auf der suche nach Corps und den Zusammenhang mit rechten Gedankengut. Ich bin jedoch auf einen Interessanten Artikel gestoßen, über eine Verb. in Wien die im Widerstand war. Das hat mich ziemlich verwundert?!
Hier ist der Link, er von einem österr. Frauen-Online-Magazin, Corps Ottonen ist der Name von dem Verein/Verb.
[mod]
Ich halte den Link für reine Werbung für Deine Seite, sowas ist hier nicht gerne gesehen.
Schreib doch lieber in eigenen Worten was Du mit dem Link zeigen wolltest.
Malakim, Mod
[/mod]
 
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