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Hartz 4 der Zweite

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sensei

Geheimer Meister
12. Oktober 2004
321
Na,was die sagen werden kann ich dir jetzt schon verraten :

"Die fetten Jahre sind vorbei"

(passt jetzt zwar total nicht zum Thema : Allerdings läuft momentan ein gleichnamiger Film in den Kinos, den ich wärmstens empfehlen kann)


back to topic :

Das obige Zitat wird deswegen der O-Ton sein, weil seine grundlegende Aussage in allen Variationen folgende "angenehme" Effekte hat :

Erstens macht es es den Reformbefürwortern möglich, die negativen Begleiterscheinugen als Folge nicht beeinflussbarer Mechanismen zu sehen und gestattet ihn so an diese Lösung zu glauben, indem sie sich selbst falsche Tatsachen zur Beruhigung vorgaukeln.

Außerdem wäre es dann nicht notwendig die Politik drastisch zu verändern. Weil die erste Annahme auch beinhaltet die Politik als nicht verantwortlich zu sehen und weiterhin selbst ein hilfloses Individum in der breiten Masse zu sein, welches seine Sicherheit aus seinen eigenen Illusionen einer Welt, die die Eigenverantwortlichkeit und das soziale Gewissen eines jeden einzelnen als negativen Balast ansieht, bezieht. Anstelle die Verantwortung auf den Schultern aller zu verteilen.
Das ist es, was immer noch zu vielen Angst macht, sie daran hindert mutig nach vorne zu treten. Die Angst vor der Verantwortung vor sich selbst und anderen.

Nennt es von mir aus Individualfaschismus.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@skyline1970

ich bin ein wenig verwundert, so wird doch hier tatsächlich gesagt, dass Sozialhilfeempfänger von Hartz IV Profitieren.

dein wort in gottes ohr...seit monaten rede ich mir hier den mund fusselig, das hinter dem (nicht mal schönen) schein nichts als verschlechterungen für den größten teil der betroffenen stecken.
muss wohl erst wesentlich mehr (und ganz persönlich) treffen, bis der weichzeichner ausgeschaltet wird...

@sensei

...Es wird befohlen und man folgt. Die Angst wird mit dem Gefühl bekämpft jemanden zu haben der eine Lösung parat hat. Das die Lösung möglicherweise nicht funktioniert ist irrelevant, da mein Hauptproblem, meine Angst, auch durch ein Placebo bekämpft wird.
Der Rest ist nebensächlich.
Dieses Muster versteift sich oft zu blindem Gehorsam.

ich habe mir gestern abend nochmal den monumentalschinken "quo vadis" mit peter ustinov als total wahnsinnigem kaiser nero reingezogen.
ich nehme mal an, der eine oder andere kennt diesen film.
die ganze zeit habe ich nur immer wieder gedacht: wow, das lief ja genauso wie heute ab (interessant auch die szenen, in denen, nachdem er selber rom in brand hat stecken lassen, ein "übeltäter" gesucht und gefunden wurde, dem man das ganze in die schuhe schieben konnte- in diesem fall den christen), hat sich eigentlich überhaupt nichts verändert.
nero ist also total plemplem und seine hofschranzen tun nichts anderes, als diesen wahnsinn auch noch zu stützen, obwohl sie es eigentlich besser wissen (müssten).
dieses muster zieht sich wie ein roter faden durch die zeitgeschichte- es steckt die angst vor dem verlust der stellung dahinter, es ist die angst sein leben total infrage stellen zu müssen, würde man die augen wirklich aufmachen und zulassen, das soetwas wie die innere (kritische, infragestellende) stimme zu wort kommt.
also lieber weiter gute miene zum bösen spiel machen und sich sein leben im fahrwasser der macht einrichten...da kann man ja nur (materiell) gewinnen, auch wenn man seine seele verkauft, aber was solls...

Das ganze funktioniert solange bis es eigentlich schon längst zu spät ist für eine Umkehr.
Ich folge jemanden bis in Untergang bevor ich mich meinen eigen Ängsten stelle und aktiv etwas dagegen tue, obwohl sich mein Leben dadurch bessern würde.

da kommt einem doch das bild mit den lemmingen, die sich massenhaft über die klippe oder sonstwohin stürzen, in den sinn.
diese ängste werden ja auch hervorragend bedient, ebenso die angebliche alternativlosigkeit dieses systems, das unersättlich opfer fordert, aber quasi als soetwas wie eine art unabänderliches naturgesetz dargestellt wird.

schon gut getrimmt, die menschheit...

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ach ja, in berlin gabs am wochenende folgende aktion:

Überflüssige gingen in Nobelrestaurant essen

von Ende der Bescheidenheit - 19.12.2004 21:02

Am Samstag, 18.12. gingen ca. 50 “Überflüssige” (www.ueberfluessig.tk) im Nobelrestaurant Borchert essen. Sie bedienten sich an den Menüs der Gäste und sprachen eine Empfehlung für die gute Küche aus. Bemängelt wurde lediglich die Unfreundlichkeit der Bediensteten, was jedoch der Freude an dem angeeigneten Essen nicht schmälern konnte.

In der Französischen Straße 47 in Berlin-Mitte befindet sich das Restaurant Borchardt. Eine Ort, wo sich die High Society aus Politik, Wirtschaft und Medien gerne den Abend ein paar hundert Euro kosten lässt. Die Menüs beginnen bei 75 Euro, Weine kosten gut und gerne 80 Euro und eine Flasche Wasser 6,20. Dort wird nicht gespart und dort werden auch keine Abstriche vom guten Leben gemacht, während mit Agenda 2010 und Hartz- Gesetzgebung sich das Leben von Hunderttausenden verschlechtert.

Dies nahmen AktivistInnen des “Ende der Bescheidenheit”-Bündnisses (www.unbescheiden.tk) zum Anlass sich ihren Teil des schönen Lebens zu holen und auch exquisites Essen zu geniessen. Sie setzen sich einfach an die Tische der Gäste und bedienten sich an Essen und Getränken. Dazu wurden selbstgemachte Speisekarten mit einer Gegenüberstellung der Restaurantpreise und der durchschnittlich vorgesehenen Ausgaben eines ALG II-Empfängers verteilt. Die Gäste reagierten zumeist freundlich und interessiert, lasen die Speisekarten durch und luden einige “Überflüssige” sogar auf Getränke ein. Dadurch liessen diese sich aber nicht abhalten, sich trotzdem auch beim Essen zu bedienen und ihren Hunger zu stillen. Die Überflüssigen setzten den Namen des Bündnisses “Ende der Bescheidenheit” (www.unbescheiden.tk) in die Tat um: “Wir haben uns genommen, was uns sowieso zusteht. Wir haben keine Lust mehr zu fragen und zu betteln, wir eignen uns einfach ein schönes Leben an”, so eine Sprecherin Petra Müller. “Wir haben hier Bedarfsgemeinschaften mit denen gegründet, die sich ein Menü für 85 € leisten können.” Durch Hartz IV werden in Zukunft Lebens- und auch Wohngemeinschaften als Bedarfsgemeinschaften herangezogen, um die finanzielle Versorgung zu sichern. Die Überflüssigen setzten dem ihre eigene Definition von Bedarfsgemeinschaft entgegen: Diejenigen, die nicht genügend Geld haben, um gutes Essen zu zahlen, nehmen sich was sie brauchen von denen, die vom gesellschaftlich produzierten Reichtum profitieren. Aneignung konkret! Lediglich das Personal des Restaurants sowie der Besitzer sahen sich mit dieser Definition nicht einverstanden und beschimpften die “Mitessenden” und versuchten sie aus dem Gebäude heraus zu schubsen. Nach ca. 10 Minuten verschwanden die Überflüssigen wieder in der Dunkelheit und die Polizei kam zu spät.

Der Besitzer leugnet mittlerweile den Besuch und versucht die gelungene Aktion zu vertuschen. Dazu die “Ende der Bescheidenheit”-Sprecherin: “Uns hat es sehr gut gefallen, wir kommen sicher wieder, beim nächsten Mal wird der Besitzer sich das schon merken. Wir rufen alle Bedürftigen auf, bei Borchardt und in anderen teuren Restaurants zu essen!!”

Die Aktion war nur ein erstes Warm-Up für die Agenturschluss-Demonstration am 3. Januar in das Arbeitsamt Wedding, wo die Inbetriebnahme der Hartz- Regelungen nicht ungestört verlaufen wird.

hier artikel und fotos:

http://germany.indymedia.org/2004/12/102038.shtml

in italien ähnliches:

In Italien wird Zechprellerei aus ideologischen Gründen populär

Die italienischen Globalisierungsgegner schlagen neuerdings auf ganz ungewohnte Weise zu: Statt vermummt zu demonstrieren, erschienen sie nunmehr elegant gekleidet zu einem Festessen für 44 Personen in einem der teuersten Restaurants in Treviso, dem Herzstück des wachstumsstarken Veneto. Der Anlaß sollte angeblich eine Taufe sein, und deshalb wurden auch gleich zehn Gänge und fünf Flaschen Champagner für die Festgesellschaft aufgetragen

Doch die Taufe war von einer besonderen Art: Bevor es ans Bezahlen ging, verschwanden die Gäste. Sie hinterließen etwas Trinkgeld für die Bedienung und eine Puppe, die sie „San Precario" nannten, den Schutzheiligen für die „Precari", die Besitzer ungeregelter und ungeschützter Jobs. Auf einem Zettel hieß es: „Die Rechnung bezahlt der Präsident der Region Veneto oder die Nato". Für diese hatte das Restaurant „Da Celeste" ein Galaessen ausgerichtet.

Nun stellt sich auch heraus, daß bereits in Venedig der Inhaber der bekannten „Harry's Bar", Arrigo Cipriani, von einer ähnlich zusammengesetzten Gruppe um die Zeche geprellt worden ist, die in dem Luxusrestaurant deutlich mehr als 300 Euro je Person betragen dürfte. Der genannte Präsident der Region Veneto, Giancarlo Galan, reagierte ungehalten: „Ich habe diese Leute satt, die unter einem Vorwand Straftaten begehen", sagte Galan.

Bisher haben sich Italiens Politiker aber nicht getraut, gegen die regelmäßig stattfindenden Aktionen mit der Härte der Polizei vorzugehen, weil der von den Globalisierungsgegnern benutzte Vorwand die angeblich unaufhaltsam wachsende wirtschaftliche Not vieler Italiener ist. Denn in Italien ist nicht der seit einiger Zeit in Deutschland angeblich gepflegte Geiz Mode geworden - dieser würde doch empfindlich die „bella figura" stören -, sondern vielmehr die Klage darüber, daß man nicht ausreichend bezahlt werde. Italiens Gewerkschafter und Oppositionsparteien haben den öffentlichen Sprachgebrauch bereichert mit der schon zum Slogan gereiften Frage: „Reicht das Geld bis zum Ende des Monats?" Nun heißt es überall: „Es reicht nicht bis zum Ende des Monats." Und die gleichen Globalisierungsgegner, die noch vor drei Jahren als Anführer in den Straßenschlachten am Rande des G-8-Treffens in Genua auftraten, fühlen sich nun am Monatsende legitimiert für ihre drastischen Protestaktionen wie im Restaurant...

http://www.radio-on-line.info/print.php?sid=1478
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
Hallo Skyline1970


Da die Behörden im moment kaum wissen wo ihnen der Kopf steht und bei vielen Regelungen selber noch nicht so genau Bescheid wissen, kann es leicht zu fehlberechnungen und falschen Bescheiden kommen. Man sollte das genau prüfen und bei dem Verdacht das da was nicht stimmt gleich nachfragen und auf jeden Fall Widerspruch einlegen. (Das kannst du formlos, also einfach ein einem Brief "hiermit lege ich widerspruch ein gegen den Beschied von ...blablabla" an deine/n Sachbearbeiter/in schreiben. Er/Sie muss das dann weiterleiten und es wird von der nächsthöheren Stelle bearbeitet. Auch wenn sie bei der Behörde sagen, ein Widerspruch würde nichts bringen ... trotzdem widersprechen. Manche stellen sich da recht zickig an bei Widersprüchen, aber davon nicht bange machen lassen.)
Auch wenn sie sagen, dass man die Wohnung verlassen muss, weil sie zu teuer wäre, muss man gleich Widerspruch einlegen. Die Mietgrenzen sollen dieselben sein, wie vorher Sozi ... außerdem müssen sie einem ein halbes Jahr einräumen, um sich eine neue Wohnung oder einen Untermieter zu suchen.
Eigentlich sind die monatlichen Sätze von AGII höher als die Sozi. Übers Jahr gerechnet ist AGII allerdings weniger, da es kaum noch einmalige Beihilfen gibt.
Ich habe dir mal die Sätze für Sozi und AGII rausgesucht, damit du nachrechnen kannst, ob bei dir vielleicht etwas von der Behörde falsch gerechnet wurde.

Sozi: 295 € west, 285 Ost -
AGII : 345 € west, 331 Ost

Sozi : Kinder bis 7 Jahre: 148 €, 143 € ost
Kinder 8-14 Jahre 192 €, 185 €

AGII : Kinder bis 14 Jahre: 207€ west, 199 € ost

Sozi : Kinder 15 bis 18 Jahre 266 € west, 257 € ost
AGII : Kinder 15 bis 18 Jahre 276€ west. 265 € ost

volljährige Haushaltsangehörige Sozi: 236 € west. 228 € ost
AGII: 311 € west, 298 € ost

Da du gesagt hast, ihr bekommt ergänzende Sozi .... kommt das freibleibende Einkommen hinzu. (und die Miete) Wieviel das bei euch ausmachen würde, kann ich dir aber so nicht sagen. Das wird prozentual gerechnet und müßte im Bescheid extra aufgeführt sein als "freibleibendes Einkommen" oder so ähnlich.


Namaste
Lilly
 
B

Booth

Gast
Uffff.... 78 Seiten in 6 Tagen (zugegeben - nur ca. 50% gelesen, 30% überflogen, 20% ausgelassen) - wehe Ihr tut mir sowas nochmal an ;)
(Naja - das war wohl die kleine Strafe, daß ich monatelang abwesend war - man könnte fast an einer Verschwörung glauben ;) )

Ich werde mich an diesem Thread hoffentlich nur sehr marginal beteiligen. Allerdings möchte ich folgende Hinweise geben:

Zunächst allgemeiner:
1. Die menschliche Zivilisation (wie auch die Natur) ist ungerecht - sie war es immer, und wird es auf unabsehbare Zeit bleiben (was für mich automatisch bedeutet, daß wir IMMER daran arbeiten müssen, um die Welt Stück für Stück ein klein wenig gerechter zu machen, auch wenn niemals ein endgültiges Ziel erreicht werden kann).
2. Auch wenn gerade Samhain es wohl niemals akzeptieren wird: Das momentane Wirtschaftssystem ist (leicht) abgeschwächt kapitalistisch. Auch das wird auf unabsehbare Zeit so bleiben.
3. Menschen sind egoistisch und gierig. Viele der "ärmeren" Menschen würden ähnlich egoistisch handeln, wenn sie Manager/Politiker, etc wären.

Konkreter:
4. Ich sehe ein zentrales Problem in dieser (wie auch anderen "reichen") Gesellschaft(en) darin, daß inzwischen jeder soviel zu verlieren hat, daß er zum Besitzstandswahrer wird - und somit extrem unflexibel. Damit meine ich explizit JEDEN (inklusive meiner Wenigkeit).
5. Ich sehe ein weiteres zentrales Problem darin, daß in Deutschland für grössere Gesetze grundsätzlich die Länder (und somit die Opposition) zustimmen müssen. Es wird maximal der kleinste gemeinsame Nenner realisiert, welcher oftmals durch Unsachlichkeit (das Gegeneinander in der Politik ist nunmal naturgemäß ausgeprägter als das Miteinander) noch viel kleiner wird. Dieses Problem wird durch die "Zerfleischung" in den Medien noch vergrössert, wodurch die heutige Situation entstanden ist, daß kaum jemand genug Mut (oder Lust an der Selbstzerstörung?) aufbringt, um konfliktreiche Entscheidungen zu treffen.
6. Auch sehe ich ein großes Problem darin, daß in Deutschland seit einigen Jahrzehnten keine wirklichen Impluse mehr ausgehen, um Unternehmerschaft zu fördern. Zwei Drittel aller Beschäftigten sind in kleinen und mittelständischen Betrieben beschäftigt. Je grösser die Probleme in diesem Betrieben werden, desto grösser werden die Probleme in Deutschland. Je kleiner der Anreiz wird, ein eigenes Unternehmen zu gründen (bzw der Gegenwind bei einer solchen Gründung wächst), desto grösser werden die Probleme in Deutschland.
7. Und ich bin mir recht sicher: Deutschland ist NICHT am Ende, oder fährt NICHT gerade vor die Wand. Und auch die Welt geht NICHT unter.

Ganz konkret:
8. Hartz 4 hat einige positive und einige negative Aspekte. Ich hätte ein Gesetz zur Arbeitsmarktreform auch völlig anders gestaltet. Den Hauptpunkt in positiver Hinsicht, den ich sehe - erstmals seit Jahren wird versucht überhaupt eine grössere Änderung umzusetzen. Neben inhaltlicher Kritik kann man darüber sicher auch insofern streiten, ob man nicht erst an anderen Stellen Gesetzesänderungen starten sollte. Vom Steuerrecht über die Gesundheits- sowie Bildungspolitik bishin zu weiteren Änderungen am Arbeitsmarkt - es gibt definitiv sehr viel zu tun. Aber die Vehemens mit der nahezu JEGLICHE Änderungspläne angegriffen werden, ist oftmals wirklich erschütternd. Und auch wenn ich die bestehende enorme Ungerechtigkeit z.B. zwischen einem Manager und einem Arbeiter (der dann evtl auch noch arbeitslos wird) sehe, finde ich die teilweise hier lesenden Gewaltaufrufe erschreckend. Wer glaubt, daß nach einer gewalttätigen Unruhe, vieles besser würde, hat eine aus meiner Sicht recht skurile Form von Optimismus. Frei nach dem Motto: Man entfessele die Dämonen, um ein Himmelreich zu gründen.

So - mal sehen, wie lange ich es nun schaffe mich herauszuhalten ;)

gruß
Booth
 

sensei

Geheimer Meister
12. Oktober 2004
321
booth schrieb:
8. Hartz 4 hat einige positive und einige negative Aspekte. Ich hätte ein Gesetz zur Arbeitsmarktreform auch völlig anders gestaltet. Den Hauptpunkt in positiver Hinsicht, den ich sehe - erstmals seit Jahren wird versucht überhaupt eine grössere Änderung umzusetzen. Neben inhaltlicher Kritik kann man darüber sicher auch insofern streiten, ob man nicht erst an anderen Stellen Gesetzesänderungen starten sollte. Vom Steuerrecht über die Gesundheits- sowie Bildungspolitik bishin zu weiteren Änderungen am Arbeitsmarkt - es gibt definitiv sehr viel zu tun. Aber die Vehemens mit der nahezu JEGLICHE Änderungspläne angegriffen werden, ist oftmals wirklich erschütternd.

Es wird in der Tat versucht eine große Änderung durchzusetzen. Allerdings darf ich niemals eine Änderung um der Änderung willen fordern. Damit nehme ich mir nämlich selbst das Recht eine negative Entwicklung zu kritisieren.

Wie du selbst schreibst :

Die menschliche Zivilisation (wie auch die Natur) ist ungerecht - sie war es immer, und wird es auf unabsehbare Zeit bleiben (was für mich automatisch bedeutet, daß wir IMMER daran arbeiten müssen, um die Welt Stück für Stück ein klein wenig gerechter zu machen

Wenn wir uns das Recht wegnehmen auf positiven Änderungen zu bestehen, haben wir unseren Untergang endgültig selbst besiegelt.

Deswegen, darf Hartz IV unter keinen Umständen dafür gelobt werden, dass es die erste größere Änderung seit Jahren ist.
Wenn sich dieser Gedanke verfestigt, kann es nur schlimmer werden.
 
B

Booth

Gast
Nur ein kurzes Feedback:

Grössere Gesellschaftliche Änderungen sind IMMER Versuche - nicht mehr. Man kann sich zwar sehr sicher sein, daß eine Änderung grundsätzlich ein Rückschritt wäre, aber darüber kann man streiten - wirklich "wissen" kann man es nie (das ist ja das Spannende an der Zukunft). Es gibt jedenfalls genug Personen, die behaupten, daß die positiven Aspekte bei dieser Änderung für einen kleinen Schritt akzeptabel sind. Kann sein, daß es alle aus Oppertunismus tun - wahrscheinlicher ist aber, daß manche diesen ersten Schritt tatsächlich für positiv genug bewerten.

Gar keine Änderung bedeutet hingegen, erst gar nicht zu versuchen, etwas besser zu machen - mit der Gefahr, daß man es auch Verschlimmbessern kann.

edit: Ich habe nie auf ein Recht von "positiven" Änderungen gesprochen - sondern die Bemühung dahingehend. Man hat nur ein "Recht" (oder gar die "Pflicht") überhaupt Änderungen vorzunehmen, in der Hoffnung diese würden sich dann positiv entfalten.
Oder um es mal richtig provokant zu formulieren: Wer behauptet, er hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und WÜSSTE welche gesellschaftlich-politische Änderung auf jeden Fall positiv für die gesamte Gesellschaft wäre - der ist in meinen Augen ein Populist.

gruß
Booth
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
Booth schrieb:
Man hat nur ein "Recht" (oder gar die "Pflicht") überhaupt Änderungen vorzunehmen, in der Hoffnung diese würden sich dann positiv entfalten.
Oder um es mal richtig provokant zu formulieren: Wer behauptet, er hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und WÜSSTE welche gesellschaftlich-politische Änderung auf jeden Fall positiv für die gesamte Gesellschaft wäre - der ist in meinen Augen ein Populist.

nun da ist die welt und da ist der mensch mit seinen problemen...

nun erkennt man also das da etwas nicht funktioniert... ja man muss etwas tun weil es so nicht weitergehen kann ...

man stelle sich jetzt einen menschen vor in einem brennenden haus... "ich muss etwas tun" und von allen möglichkeiten die sich dem menschen bieten greift er zur möglichkeit noch schnell die taschen mit geld zu stopfen und sich hemmungslos an der schnapsbar zu bedienen.... kräftig besoffen verbrennt der mensch dann mit taschen voller geld..

die handlungsstrategie dieses menschen ist offenbar schwachsinnig gewesen ;)

ähnlich verhält es sich mit unseren führern... die lage ist letztlich dramatisch.. wir haben ein hohes maß an umweltzerstörung zu verantworten, stehen vor klimatischen veränderungen von gewaltigem ausmaß und haben massive resourcenprobleme ... überdies müssen wir bemerken, dass wir mit unserem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen system nicht mal annähernd soziale gerechtigkeit auf der welt herstellen können .. nicht mal im ansatz ein gleichgewicht... ...

kurz gesagt wir stecken in der scheiße und das einzige was unseren machthabern dazu einfällt ist sich die taschen vollzustopfen "wir sind ja eh schon tod bevor uns die flammen erreichen... höhö" und sich zu besaufen ( diese dummen bastarde ) ... derweil ist es gar nicht so hoffnungslos wie es scheint... wäre nur der wille da...

was ist also besser? hoffnung zu haben und über vernünftige lösungen nachdenken oder so weiter machen wie bisher? das weitermachen wird uns zur globalen vernichtung führen... dauert noch ein eck wird aber funktionieren..weshalb nicht abkürzen? wir haben das werkzeug... thermonukleare auslöschung der dämlichsten spezies die diese welt je bevölkert hat ... hat zugegebenerweise den nachteil dass wir alle anderen mitnehmen... aber he... das ist ja eh nur eine frage der zeit :twisted:

ja es mag drastisch klingen... aber auf der anderen seite.. läuft es nicht darauf hinaus? wird ein system dessen einziger sinn es ist mehr und mehr ressourcen sinnentleert zu verpfeffern für einen bruchteil der weltbevölkerung nicht zwangsläufig in den untergang führen?

was hat das mit hartz zu tun?
nun.. was hat hartz mit kapitalismus zu tun? :twisted:
 
B

Booth

Gast
forcemagick schrieb:
[...] die lage ist letztlich dramatisch.. wir haben ein hohes maß an umweltzerstörung zu verantworten, stehen vor klimatischen veränderungen von gewaltigem ausmaß und haben massive resourcenprobleme ... überdies müssen wir bemerken, dass wir mit unserem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen system nicht mal annähernd soziale gerechtigkeit auf der welt herstellen können .. nicht mal im ansatz ein gleichgewicht... [...]
was hat das mit hartz zu tun?
nun.. was hat hartz mit kapitalismus zu tun? :twisted:
Ich gehe allerdings davon aus, daß Du mir zustimmst, daß der erstgenannte Block nicht ausschließlich durch Harz 4 verursacht wird ;)

Wie dramatisch die Lage ist, ist verdammt subjektiv. Kaum zu glauben - aber die Lage für einige Menschen in Deutschland wird dramatischer wahrgenommen, als die Lage von einigen Menschen in Indien (und da sind die Menschen zuweilen recht unluxurios ausgestattet). Aber ich gebe zu, das ist Hörensagen (von einer guten Bekannten, sowie einem indischen Arbeitskollegen).

Hilft uns die eventuell ein wenig subjektiv gefärbte Meinung zur Weltlage bei einer Diskussion um Harz 4?
Ist es sinnvoll, im Zuge von Harz 4 eine Gesamtabrechnung mit dem Kapitalismus, der Gier der Menschheit, der Ungerechtigkeit des Universums und dem ganzen Rest zu machen?
Ich hatte zuweilen den Eindruck, daß dieser Thread dahin entschwand.

Ich selber habe ebenfalls oft große Probleme mit einigermassen zielorientierten Diskussionen. Aber viele Diskussionsbeiträge hier haben nicht das geringste mit der Arbeitsmarktreform zu tun. Da ist es schwer zu einer sachlichen Auseinandersetzung zu finden.
Wenn man versucht einigermassen positive Argumente zu bringen, die mit dem Hinweis weggewischt werden, daß "die" das sowieso alles nur machen um "uns" zu knechten und zu versklaven... da wirds dann echt anstrengend ;)

Mist - Stop jetzt - gut - aus - HALT! ;) ... ich übertreibs schon wieder... ach könnte ich doch nur meine Finger ruhig halten ;)

gruß
Booth
 

nicolecarina

Meister vom Königlichen Gewölbe
6. Juni 2003
1.414

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
hart(z)e zeiten...

»Ein Euro pro Stunde für hochqualifizierte Akademiker«

An deutschen Hochschulen wird die »Zwangsarbeit« schon jetzt getestet. Ab Januar massive Ausweitung befürchtet. Ein Gespräch mit Nele Hirsch vom fzs

* Nele Hirsch ist Vorstandsmitglied beim »freien zusammenschluß von studentInnenschaften« (fzs), der Dachorganisation der deutschen Studentenvertretungen

http://www.jungewelt.de/2004/12-23/017.php


Zwänge zur Versorgerehe

»Hartz IV« verschärft Armut von Frauen. Wegen Erwerbstätigkeit ihrer Ehemänner oder Lebenspartner werden voraussichtlich 460000 ihre Ansprüche verlieren

http://www.jungewelt.de/2004/12-23/009.php
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
Booth schrieb:
Ich selber habe ebenfalls oft große Probleme mit einigermassen zielorientierten Diskussionen. Aber viele Diskussionsbeiträge hier haben nicht das geringste mit der Arbeitsmarktreform zu tun.

schon richtig ... vieles ist einfach systemkritik.

aber es ist eben auch schwer zu trennen, denn hartz selbst scheint nicht einfach den hintergrund arbeitsmarktreform zu haben.

mir scheint es augenscheinlich, dass hartz IV gerade im kontext globalisierung und letztlich nwo zu betrachten ist... und natürlich ein problem des meiner ansicht nach zunehmend versagenden kapitalistischen systems ist...
 
B

Booth

Gast
forcemagick schrieb:
mir scheint es augenscheinlich, dass hartz IV gerade im kontext globalisierung und letztlich nwo zu betrachten ist... und natürlich ein problem des meiner ansicht nach zunehmend versagenden kapitalistischen systems ist...
Gerade das letztere macht eigentlich überhaupt keinen Sinn. Purer Kapitalismus wäre ein extrem liberaler Markt, ohne soziale Sicherungssysteme.
Im Prinzip "versagt" das, was in den Industrienationen als Abschwächung und leichte Gegensteuerung zum reinen Kapitalismus eingeführt wurde.
Und interessant ist auch die Betrachtung, daß diverse Länder bereits wieder entlastete Arbeitsmärkte haben, nachdem sie Änderungen (zugegebenermaßen zumeist in Form vorn "Verschlechterungen") in den sozialen Systemen durchgeführt haben. Besonders die skandinavischen Länder, wie Dänemark oder Schweden kann man hier nennen.
Manchmal finde ich die... sagen wir... Interpretationen, die in gewisse Änderungen hineingelesen werden etwas... naja... gewagt ;)
Aber schauen wir mal, wie die nächsten 4-8 Wochen so ablaufen. Ich bin da auch durchaus skeptisch.

gruß
Booth
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
gerade die skandinavischen länder werden ja gerne genannt im zusammenhang mit sozialen verschlechterungen und gestärkten arbeitsmärkten... doch diese "wunderländer" stehen ziemlich alleine da mit ihren erfreulichen resultaten ( sofern sie so zu bezeichnen sind, denn man darf eben nicht vergessen, dass ein land wie dänemark mit 5,3 millionen einwohnern eben ganz anders "tickt" als ein land in dem eben mehr als jene zahl an arbeitslosen existiert während sich die gesamtbevölkerung auf 80 millionen beläuft ) ... denkt man an afrikanische länder, die sich dem diktat der weltbank gebeugt haben ( es sind ja immer die gleichen vorgaben... soziialsysteme eliminieren dann wird alles gut ) kann man von solchen resultaten wohl nicht sprechen...

purer kapitalismus wäre ein extrem liberaler markt ohne soziale sicherungssysteme und es wäre zugleich ein markt in dem die freiheiten sehr schnell von konsolidierten superkonzernen absorbiert wären... wer glaubt wirklich, dass gebilde wie microsoft oder daimler-chrysler sich in einem liberalerem markt weniger rücksichtslos behaupten würden?


es ist aus meiner sicht durchaus der kapitalismus selbst der hier auf der kippe steht.

ein system, dass permanentes wachstum und permanenten abbau von ressourcen, permanente vernichtung von umwelt und gleichzeitig notwendige rationalisierung vorschreibt...

ich bin einfach der überzeugung, dass ein system des ständigen wachstums nicht auf dauer funktionieren kann... und ich denke, dass soziale sicherungssysteme keinen platz mehr finden in diesem grundsätzlich kapitalistischen system ist ein indiz dafür, dass dieses system nicht mehr rund laufen kann...

dänemark hat sicherlich nicht reformen durchgeführt wie wir sie hier erleben... wir orientieren uns in sachen reformen wohl eher an den usa und ich kann einfach nicht behaupten, dass dieses system funktioniert... ganz im gegenteil...

Schließlich warnt Gade die Nachbarn im Süden: »Man darf nicht wie in Deutschland den großen Wurf versuchen, sondern muss ständig kleine Schritte machen.« Am Anfang der dänischen Arbeitsmarktreformen standen großzügig geförderte Auszeiten für Arbeitnehmer – Elternurlaub, Sabbatjahre und Frühverrentungen. Als sich die Arbeitsmarktlage verbesserte, wurden diese Instrumente aber wieder unattraktiver gestaltet oder ganz abgeschafft. Dann förderten die Arbeitsämter breit angelegte Bildungsprogramme. Heute wird vor allem der direkte Weg in Arbeit über Lohnzuschüsse unterstützt. Und in jüngster Zeit verlagern die Arbeitsämter viele Aktivierungsaufgaben an private Dienstleister und bereiten eine neue Zusammenarbeit mit den Sozialämtern vor. Das dänische Vorbild ist nichts für Reformmüde. Es gleicht eher einem beweglichen Ziel als einem fertigen Modell.

Viele Voraussetzungen lassen sich ohnehin nicht oder zumindest nicht kurzfristig kopieren. Dänemark ist klein und kommt ohne eine Föderalstruktur aus, die politische Entscheidungen bremst. Das Sozialsystem wird fast ausschließlich über Steuern finanziert und nicht über Sozialabgaben, die den Faktor Arbeit verteuern – dafür leben die dänischen Verbraucher mit einer Mehrwertsteuer von 25 Prozent. Und schließlich gibt es eine seit dem 19. Jahrhundert bestehende Tradition, die Regelung der Arbeitsverhältnisse möglichst den Sozialpartnern und nicht dem Gesetzgeber zu überlassen – dafür gehören aber auch rund 80 Prozent aller dänischen Arbeitnehmer einer Gewerkschaft an. In Deutschland sind es bloß 25 Prozent.

http://www.zeit.de/2004/41/D_8anemark
 

Rupert

Geheimer Meister
9. September 2004
237
Herr Gade hat mit dem Satz

Die Zeit schrieb:
»Man darf nicht wie in Deutschland den großen Wurf versuchen, sondern muss ständig kleine Schritte machen.«

Recht. Aber wie diese Reformen aussehen müssen, das ist wieder eine ganz andere Frage. Ihr seht, ich will spät des Abends noch auf ein weites Themenfeld ausrücken ...

Hartz IV war nötig, um die Sozialsysteme zu entlasten. Doch warum mussten die Sozialsysteme überhaupt entlastet werden? Aufgrund von zu hoher Arbeitslosigkeit. Und woher rührt Arbeitslosigkeit? Sie hat viele Ursachen. Einerseits wäre da eine schlechte bzw. nicht vorhandene Ausbildung, die mir den Zugang zu einem Beruf verwehrt; es könnte allerdings auch möglich sein, dass ich eine Altersgrenze überschritten habe, die mich nicht mehr fähig für den Beruf erscheinen lässt, obschon ich es noch bin. Eine weitere Möglichkeit wäre die Ausrottung meines Berufsstandes durch Technik und Maschinenbetrieb; als letztes soll noch der fehlende Wille zur Arbeit genannt werden, den ich jedoch als eher geringen Faktor in unserer deutschen Arbeitslosengemeinschaft ansehe.

Woher rührt nun schlechte Bildung? Es gibt zwei Arten schlechter Bildung. Die eine Art ist die nicht vorhandene Bildung, die andere Art die veraltete Bildung. Wer keinen Schulabschluss hat, wird meistens als bildungslos angesehen, unabhängig davon, ob er es ist oder nicht. Wer in der unteren Handwerkerklasse beschäftigt ist oder war, der wird oft mit einer veralteten Bildung assoziiert, da seine Tätigkeit womöglich schon leichter in Kombination mit einer anderen oder durch Maschinen erledigt werden könnte. Beide Formen von fehlender Bildung behindern den Einstieg in den Arbeitsmarkt und belasten somit die Sozialsysteme.

Wie beugt man dem vor? Ich würde sagen, eine bundesweite Bildungsreform muss her. Jedoch hat die nichts mit dem Streichen von Schuljahren wie hier in Bayern oder gar dem Abschaffen von Schulformen, wie von der Bundesbildungsministerin gefordert, zu tun, sondern bezieht sich schlicht und ergreifend auf die Einstellung der Schüler zur Bildung und zum Lernen. Pädagogen, sowohl Kindergärtner wie auch Lehrer, müssen ihren Schützlingen vermitteln können, warum sie das lernen, was sie lernen, und sie müssen Zeit für sie haben. Heißt im Klartext: Verkleinerung der Klassenstärken und Änderung des Lehrplans. Der Stoff, der den Schülern beigebracht wird, muss einen Bezug zur Realität haben und das muss den Schülern auch klar werden. Ich bin, obwohl nicht besonders begabt in Mathematik, immer ein Fan von Textaufgaben, weil ich an diesen erkennen kann, worum es geht; während ich die Aufgabe "Berechne den Streckfaktor S, mit dem die Gerade GZ auf G'Z gestreckt wird" eher als wildes Konstrukt erkenne ... Geometrie steckt überall - aber woher soll das ein Schüler wissen? In den Mathematikunterricht gehört eine gehörige Portion Praxis, um die doch desöfteren vorhandene Langeweile der Theorie zu überdecken. Praxisorientierter Unterricht nennt sich das. In Verbindung mit der stärkeren Betreuung der Schüler, wobei es hier insbesondere um die schwächeren Mitglieder der Klassengemeinschaft geht, hebt das den Bildungsstandard meines Erachtens ungemein, weil ich Erlerntes wiedererkenne, wenn ich nur auf die Straße sehe und ein Auto anhält - die Reibungskraft aus der Physik, die Aerodynamik der Bauweise, die Wahrscheinlichkeitsrechnung (wie wahrscheinlich wird dieses Auto in diesem Moment einen Motorschaden erleiden? ;)) und so weiter.

Das nächste von mir angesprochene Problem war die Altersgrenze. Oft, gar allzu oft tönt es aus allen Medien, man sei mit 35 schon zu alt für den Beruf und zu schlapp für die Anforderungen. Dabei baut unser deutscher Qualitätsruf auf dem auf, was die Alten besitzen: Know-How und Erfahrung. In Japan gilt das Senioritätsprinzip; die Ältesten entscheiden, ob etwas gemacht wird oder nicht. Wie ein radikaler Jugendlichkeitskapitalismus endet, durften wir in den 90ern sehen; Jungmanager fuhren Unternehmen an die Wand, kompensierten ihr Versagen mit Entlassungswellen und setzten sich mit einer gehörigen Abfindung ab. Das gilt nicht nur für Großunternehmen; auch Familienbetriebe leiden am Anfang unter der Unerfahrenheit des neuen Inhabers und profitieren erst später vom Tatendrang und den frischen Ideen.

Dieser Jugendlichkeitswahn auf dem Arbeitsmarkt hat auch mit der Einstellung der Manager zur Arbeit zu tun; die wollen sich keinen "Greis" einstellen, der womöglich am Ende noch alles besser weiß (und das ist im positiven Sinne gemeint) und den Betrieb - ganz entgegen der momentanen Mentalität - auf langfristiges Überleben umstellen möchte, obwohl der Chef doch seinen Gewinn jetzt haben möchte. An Weihnachten ist mir wieder die liebenswerte Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens untergekommen, besonders die Hauptfigur Ebenizer Scrooge (wenn er sich so schreibt) erinnerte mich an die derzeitige Arbeitsmarktsituation; anstatt dass sich Scrooge die erfahrensten Mitarbeiter aussucht, nimmt er lieber die billigsten, die sich auch noch den Weihnachtsfeiertag wegnehmen lassen. Exakt so sieht es derzeit aus; Erfahrung und Wissen werden gegen Preisgünstigkeit und Angst getauscht. Perfekt passend zu dem Hype um die schnellen Gewinne durch Aktienkäufe und -verkäufe.

Das wiederum ist ein Problem, dessen man sich auf anderer Ebene ganz einfach entledigt hat. Behindertenquote sage ich da nur. Behinderte arbeiten sicherlich genauso effektiv wie andere, sofern sie für die Ausübung des Berufs geeignet sind, das Problem bei ihnen waren die Vorurteile; ältere Arbeitnehmer arbeiten vielleicht sogar effektiver als die Jungspunte, weil sie wissen, was sie tun; blöderweise scheint sich diese Tatsache bei vielen Chefs, vor allem von größeren Unternehmen, aus dem Bewusstsein verabschiedet zu haben. Deswegen würde ich schlicht und ergreifend eine Altersquote einführen; in jedem Teilbereich eines Unternehmens - in einer Autowerkstatt beispielsweise in der Werkstatt, im Büro und im Verkauf - muss zumindest ein Arbeiter mit einem gewissen Alter eingestellt werden, um seine Arbeitserfahrungen mit seinen jüngeren Kollegen zu teilen und um die Arbeitslosigkeit unter älteren Menschen zu verkleinern. Schaden wird es keinem Unternehmen, sofern man bei der Auswahl genauso gut hinguckt wie bei den jüngeren Teilnehmern.

Mein dritter Punkt war das Verschwinden von Berufszweigen durch technischen Fortschritt. Der Fortschritt lässt sich durch kein Gesetz bremsen, jedenfalls nicht in einem demokratischen und kapitalistischen System. Im Kommunismus sah das Ganze ja anders aus, aber so weit soll es gar nicht erst kommen. Jedoch wäre es möglich, durch geschickte Umschulungen die Betroffenen in einen verwandten oder direkt in den neu entstehenden Berufszweig einzugliedern. Ein Beispiel; die Setzer, die vor dem Auftreten von Schreibmaschinen für Schriftarbeiten zuständig waren, hatten durch ihre Tätigkeit große Erfahrungen mit routinierter und Aufmerksamkeit erfordernder Arbeit gesammelt. Welcher Berufsstand erfordert das noch? Die Arbeit am Laufband beispielsweise. Dort müssen so viele Einzelobjekte kontrolliert und, falls nötig, herausgegriffen oder zusammengesetzt werden, dass ein hoher Konzentrationsaufwand und viel Routine nötig ist. Genau das Richtige also für unsere Setzer.

Diese Eingliederung in neue Berufszweige erhöht natürlicherweise den Konkurrenzdruck in der Sparte, aber das muss nicht immer schlecht sein. Zur Zeit läuft es auf Lohndumping heraus, was nicht zu begrüßen ist; es kann aber auch die Konkurrenz unter den Mitarbeitern fördern, so dass beispielsweise der Setzer durch ein potentielles schnelleres Auge dem ehemaligen Bandarbeiter überlegen ist. Dieser Bandarbeiter wird sich natürlich umso mehr anstrengen, um seine Arbeit nicht an den Setzer abgeben zu müssen. Und wahrlich, hier in Deutschland muss die Begründung gut sein für eine Kündigung; deswegen sehe ich auch keine große Gefahr bei der Arbeitsplatzsicherheit. Nicht größer als die jetzige Gefahr jedenfalls, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.

Der zuletzt angeschnittene fehlende Wille zur Arbeit wird allein durch die Hartz IV-Reform angepackt; die Zusatzarbeiten, auch Ein Euro-Jobs genannt, sollen dafür sorgen, dass Arbeitslose in, wenn auch geringen/geringes, Lohn und Brot kommen. Ein Vermittler soll helfen, passende Arbeiten zu vermitteln. So wird der Wille entweder bestärkt oder aufgezwungen - und ich finde, eine Solidargemeinschaft, die dem jeweiligen Arbeitslosen das Überleben sichert, hat das Recht darauf, auch eine gemeinnützige Arbeit von ihm zu verlangen, zumal sie diese ja auch noch bezahlt.

Wenn's nach mir ginge, gäbe es bei uns noch viel, sehr viel zu reformieren; und Reformscheue ist momentan auch fehl am Platze. Wir brauchen Mut zum Wandel, wie unser Bundespräsident Horst Köhler in seiner vorgestrigen Rede angemerkt hat. Uns geht es noch gut, und durch eine geschickte Bewegung in die richtige Richtung können wir das erhalten, dessen bin ich mir sicher, sonst würde ich hier nicht so ellenlange Beiträge verfassen ... das Problem ist bloß, dass der Reformzug manchmal in die falsche Richtung fährt. In solchen Fällen muss deutlich gezeigt werden, dass es so nicht geht - die "Montagsdemos" gegen Hartz IV, welche, nachdem das Thema in den Medien kräftig angeheizt worden war, ja schnell wieder abgeebbt waren, vermutlich nicht ohne Grund, sind ein gutes Beispiel dafür, dass eben nicht alle Neuerungen schlecht sind. Was kommen muss, wird kommen.

Natürlich darf man hierbei auch nicht die Einzelfälle vergessen, die durch das Raster des Systems rutschen. Ich habe schon desöfteren mehr Personal in den Amtsstuben gefordert, das nicht nur Anträge kontrolliert, sondern zu den Leuten fährt und sich die Situation ansieht. Situationsbedingtes Entscheiden bringt mehr als ein Formular ! In der Regel kann so ein standardisiertes Blatt Papier schon viel bewirken, aber ich bin der festen Überzeugung, in einer Solidargemeinschaft müssen alle solidarisch behandelt werden, und nicht nur der Mainstream. Beschwerden einlegen kann man immer; ob es nun ein Formfehler ist oder gravierender, muss natürlich angemerkt werden. Gleiches Recht für alle sollte auch bei Hartz IV garantiert werden und ich hoffe, dass es schlussendlich eben so kommt.

Zum Schluss bleibt noch anzumerken, dass das natürlich nur Teile des Ganzen sind, eines reformbedürftigen Ganzen; ein Sozialsystem aus Bismarcks Zeiten, das in den fetten Jahren auf Biegen und Brechen erweitert wurde, ein preußischer Beamtenstaat, der noch immer zahlreiche Vergünstigungen genießt; eine Gesellschaft, in der aus dem Verdienst ein so großes Geheimnis gemacht wird wie nicht einmal aus dem letzten Geschlechtsverkehr. Ein Volk, das sich von RTL und Bildzeitung diktieren lässt und langsam, aber sicher das Denken einstellt. Auch hier muss angesetzt werden, nicht nur beim Sozialsystem; denn die socii, die Bundesgenossen, bleiben es nur dann, wenn die Umstände stimmen. Und ein Licht brennt leider nicht besonders lange, wenn nebenher ein Schneefall herrscht ...
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@Rupert

Hartz IV war nötig, um die Sozialsysteme zu entlasten. Doch warum mussten die Sozialsysteme überhaupt entlastet werden? Aufgrund von zu hoher Arbeitslosigkeit.

weil die arbeitslosigkeit aber nicht ab- sondern permanent zunimmt, müsste man sich ein anderes finanzierungsmodell der sozialsysteme überlegen. es ist logisch, das immer weniger arbeitnehmer mit eben dieser finanzierung überfordert sind. es gäbe genug andere quellen die angezapft werden könnten, aber man tut es nicht- im gegenteil- gerade die unteren arbeitseinkommen werden überproportional zur kasse gebeten, während sich die vermögenden mit staatlicher unterstützung aus der affaire ziehen können, siehe erneute senkung des spitzensteuersatzes
und die steuerreform.

Nur Großverdiener profitieren von Steuerreform

http://www.netzeitung.de/wirtschaft/ratgeber/318585.html

hey, die netzeitung verweist mittlerweile linkmässig auf die "junge welt"- geil!

27.12.2004
Frohes neues Jahr für Spitzenverdiener

Zeitungsbericht sieht 2005 für Millionen Bundesbürger höhere Abgabenlast trotz Steuererleichterungen

http://www.jungewelt.de/2004/12-27/014.php

warum habe ich ständig das gefühl mich zu wiederholen, warum bin ich so müde???


Keiner sieht mich
Bin einfach nur da
Bin einfach nur da
...

Hab viele Fragen
So viele Fragen
Krieg' keine Antwort
Keiner denkt nach
Keiner denkt nach
Viel zu extrem
Fragen zu unbequem

Und ihr werdet meine Stimme nochmal in euren Ohren hören
Sollte ich mich beim Versuch mich vor euch zu wehren selber zerstören
Ich schrei es einfach heraus
Meine Welt ist gnadenlos

...

Macht euch nur zu
Kopuliert, Stagniert
Und sauft euch voll.
Konsumiert
Los kauft die Sachen,
Die keiner braucht
Fühl dich schön
Nach der Zehnten Liposuction
Redet euch ein
Alles muss so sinnlos sein

Und was ich tu
Ich lass euch keine Ruh' (Die Ärzte)

in diesem sinne- keine macht dem wahnsinn!
 

Darkblue

Lehrling
27. Dezember 2004
4
Hallo,

durch Zufall habe ich hier diesen Thread gefunden und ich möchte mal kurz einen Einblick in mein Leben gewähren, auch ohne das ich die gesamten 31 Seiten durchgelesen habe:

Ich bin 23 Jahre alt, Hausfrau und alleinerziehende Mutter mit drei kleinen Kindern (3 Jahre und 2 1/2 Jahre).

Ich lebe mometan von Sozialhilfe. Leider.

Vom Amt bekomme ich monatlich 555,90 Euro im Monat.
Diese 555,90 Euro behinhalten Hilfe zum Lebensunterhalt für mich und meine Kinder und Unterkunftzuschuss.

Das Jugendamt zahlt momentan pro Kind 122 Euro Unterhaltsvorschuss und Kindergeld beträgt 462 Euro.

Das macht ein monatliches Einkommen von 1383,90 Euro.

Nun zu den Ausgaben:

Die Miete für meine Wohnung (2 1/2 ZKB, 67,4 qm) beträgt ab 1.1.2005 500 Euro.. eigentlich nur 480 euro, aber ich musste einen Parkplatz für 20 Euro anmieten, da meine Eltern relativ oft zu Besuch kommen und man sich beschwert hatte, das mein Besuch immer den Besucherparkplatz zuparkt -.-

Dann kommt noch hinzu Strom, der Abschlag beträgt ab Januar 97 Euro.

Die Kindergartenkosten für den Großen betragen ab Januar 58 Euro, diese sind um 10 Euro gestiegen. Plus zusätzlich 1 Euro, wenn sie im KiGa frühstücken, Geburtstag, Weihnachten, Ostern usw.
Kommen mindestens weiter 5 Euro zusammen.

Bleiben 723,90 Euro im Monat zum Leben, wenn nichts dazwischen kommt..

Davon muss ich dann Lebensmittel, Windeln, Kleider usw kaufen.

Wenn ich im Monat mal 5 Euro übrig hab, dann bin ich schon stolz.

Meinen Bescheid für Hartz IV habe ich noch nicht, obwohl ich ihn bereits im Oktober abgegeben hab und auf dem Amt teilte man mir mit, das es wohl so sein wird, das ich im Januar kein Geld haben werde.

Dann würde ich im nächsten Monat nur 231 Euro haben um meinen Kidnern was zum Essen kaufen zu können ohne die andren Sachen...
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@Darkblue

Meinen Bescheid für Hartz IV habe ich noch nicht, obwohl ich ihn bereits im Oktober abgegeben hab und auf dem Amt teilte man mir mit, das es wohl so sein wird, das ich im Januar kein Geld haben werde.

du weißt, das sie dir das geld auszahlen müssen, oder?
lass dich also nicht hinhalten oder mit der fehlinformation, im januar gäbe es kein geld, abspeisen.
wende dich doch mal an eine beratungsstelle in deiner nähe oder sieh auf
www.tacheles-sozialhilfe.de nach.

ich habe jetzt mal kurz überschlagen, was dir nach der neuen regelung zustehen würde:

miete 500,-€ (wobei es noch darauf ankommt, ob der parkplatz übernommen wird, was ich bezweifle und ob in der miete warmwasser mit enhalten wird- das musst du nämlich selber zahlen.)
345,-€ regelsatz für dich (falls du aus dem westen kommst- im osten 331,-€).

regelsatz für drei kinder unter 14 jahren 621,-€ (Ost 597,-€)
alleinerziehenden mehrbedarf für drei kinder 124,-€ (Ost 119,-€)

also

500,-miete
+345,-regelsatz erwachsener
621,-regelsatz kinder
124,-mehrbedarf alleinerziehender
---------
1590,-€
- 500,-miete
-462,-kindergeld für drei kinder (wird angerechnet, dieser betrag wird
also gar nicht mit überwiesen von der
agentur)
---------
628,-€

den unterhaltsvorschuss wirst du wohl weiter kriegen, nur ist davon auszugehen, das der, genau wie "normaler" unterhalt angerechnet (also erst gar nicht in den zahlungen vom arbeitamt enthalten ist) wird, also praktisch kein plus für dich ausmacht.

jetzt zieh von den oben genannten 628,- noch deine laufenden kosten wie
strom, telefon, kindergarten usw. ab, dann weißt du ungefähr wieviel euch im monat bleiben.

bei den von dir genannten 97,- stromkosten, vielleicht 40,-€ telefon/internet und 58,- KG, bleiben 433,-euronen übrig.

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sehr treffender kommentar aus der taz:

Eine erstklassige Gesellschaft
Arm und gleich (I): Die zunehmende soziale Ungleichheit beraubt die Menschen ihrer Würde. Es ist höchste Zeit, wieder über Verpflichtungen der Besitzenden zu reden

Harte Zeiten in Deutschland. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Konzernboss, Arbeitgeberpräsident oder Politiker verkündet: Die Arbeitnehmer sind zu teuer, genießen zu viele Feiertage, zu lange Urlaube und zu kurze Wochenarbeitszeiten. Und weil dies alles so sei, müssten leider Arbeitsplätze abgebaut werden, es sei denn, die Arbeitnehmer verzichteten endlich auf einen ordentlichen Teil des von ihnen erwirtschafteten Wohlstands. Hier das Urlaubsgeld, dort das Weihnachtsgeld, es soll länger gearbeitet werden - natürlich ohne Lohnausgleich. Minijobs, Midijobs millionenfach. Ist Geiz nicht geil?

Die Verzichtsorgie hat längst ihren Niederschlag in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gefunden. Der Anteil der Bruttolöhne am volkswirtschaftlichen Einkommen ist von 72,9 Prozent im Jahre 2001 auf 68,1 Prozent im 1. Halbjahr 2004 gefallen, die Gewinne dagegen sind von 27,1 auf 31,9 Prozent geklettert. Die Balance sozialer Gerechtigkeit droht verloren zu gehen - wir liegen bei der Verteilung der Einkommen wieder auf dem Niveau von 1970. Aber: Den Arbeitgebern reicht es nicht, denn sie haben eine neue Waffe in der Auseinandersetzung mit ihren Belegschaften entdeckt: Viel wirksamer als die kalte Aussperrung von Belegschaften im Arbeitskampf ist das Lohndiktat durch Androhung von der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland...

http://www.taz.de/pt/2004/12/27/a0177.nf/text
 

argos

Geheimer Meister
28. August 2002
346
@ samhain

Bin zwar hier wenig integriert und kenn außer Lilly vom Telefonieren keinen, aber ich hätte nicht gedacht, daß Du so empfänglich für Populismus bist. Vielleicht bist Du es ja aufgrund Deiner persönlichen Situation geworden.

Aber was die von den Dächern rufen, hilft auch nicht. Es ist einfach nur Balsam fürs Herz, weil wir doch alle so gern recht haben.

Und mit dem Kopf durch die Wand, das benötigt viel Verstand.

@ darkblue

Objektiv zu sein bedeutet meistens, unbeliebt zu sein.

Aber objektiv betrachtet bist Du eine alleinerziehende Mutter. Verschuldet oder nicht, Du hast den ersten Fehler begangen, als Du schwanger wurdest von einem Mann der offensichtlich nicht zu Dir steht.
Kinder sind etwas tolles, etwas sehr kostbares und wichtiges für unsere Gesellschaft. Aber Kinder brauchen eine Familie. Wenn Kinder nicht beide Elternteile benötigen würden, um optimal aufzuwachsen, wären wir Menschen wohl Hermaphroditen, alle miteinander.
Und der zweite Fehler war dann wohl das zweite Kind, vom ersten oder einem anderen Vater spielt eigentlich keine Rolle.

Fakt ist, Du bist in einer Situation, über die Du permanent hättest Kontolle ausüben können und müssen. Ich kann nichts dafür ist immer falsch. Man kann immer etwas dafür und man hat immer die Wahl. Tee oder Kaffee, Milch oder Zucker, Kuchen oder Kekse, man hat immer die Wahl.
Und ich fürchte Du gehörst zu denjenigen Menschen, die erst falsch gewählt haben, und sich jetzt in einer Lage sehen, von der sie überzeugt sind, daß alle anderen Schuld sind, Peter Hartz, Gerhard Schröder, u.v.m. die alle nur ihre Scheißarbeit machen.

Ich betrachte Deine finanzielle Situation ab Januar völlig gefühlsneutral. Du wirst weder unter der Brücke schlafen müssen, noch werden Deine Kinder verhungern. Es wird Dir - gemessen an dem was man Leistungsstandard nennt - finanziell schlechter gehen, das mag sein.

Aber nicht der Staat ist für Dein Leben verantwortlich, sonder nur Du alleine. Wenn Du etwas anderst haben möchtest, dann nimm verdammt nochmal gefälligst wie alle anderen auch den Hintern hoch und ändere es selbst.
 
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