Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

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Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.118
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Wir können aber die Frage nach "was kostet" ... gerne noch weiter führen: Was kostet ein Glas Nutella - und wieso ist das vom gleichen Hersteller mit gleichen Zutaten aber anders ettikierte "Nuspli" gleich 30 % billiger? Kauf' und ernähre ich mich nun von der Schokoladencreme - oder vom Markennamen...?

Wieso? Weil es genügend Leute gibt, die für Nutella diesen Preis zahlen. Gäbe es keine Käufer dafür, gäbe es auch das Produkt nicht bzw. nicht zu diesem Preis. Warum bist Du der Ansicht, dass ein Verkäufer seine Preise durch entsprechende Kosten zu legitimieren habe? Es wird ja niemand gezwungen, diese Pampe zu kaufen!

Die 5 ct für vergoldete Kontakte bei Fahrradlampen sind etwas verkürzt. Die Aussage des Mitarbeiters des Herstellers ist nicht gerade sachlich, aber Du wirst nicht ernsthaft erwarten wollen, dass er Dir die Kostensituation und Kalkulationen seines Arbeitgebers offen legt. Geh einfach davon aus, dass ein Hersteller sein Produkt und auch Wettbewerbsprodukte, deren Stärken, Schwächen, Fehler und auch die Verbesserungsmöglichkeiten sehr genau kennt und nichts lieber täte, als seine Marktposition mit einfachen technischen Verbesserungen abzusichern und zu verbessern. Nur das ist schwieriger, als es sich anhört und das liegt bestimmt nicht an mangelndem Know-How. Um das Strickmuster anhand Deines Beispiels zu erläutern:

Es mag ja sein, dass dies der Mehrpreis im Einkauf ist. Aber Du führst ja selbst zur Genüge vor, dass die Einkaufs- und Produktionskosten eines Erzeugnisses nur einen Bruchteil seines Verkaufspreises ausmachen. Und wenn Du den gleichen Faktor auch bei den 5 ct für die Kontakte ansetzt, ändert sich der Verkaufspreis gleich merklich.

Der Fahrraderstausrüster und der Handel akzeptieren das nicht - diese erwarten allenfalls Preissenkungen, keinesfalls -erhöhungen. Schließlich wird der Fahrradmarkt wegen dieser Neuerung wohl kaum boomen, so dass weiter über den Preis verkauft werden muss. Goldgräberstimmung kommt da keine auf. Es wird hierdurch kein einziges Fahrrad mehr verkauft.

Bliebe noch das Ersatzteilgeschäft. Für eine eigene "Premium"-Serie mit vergoldeten Kontakten sind die Stückzahlen nicht hoch genug. Man könnte noch die Umstellung der ganzen Produktion in Betracht ziehen und nur die Ersatzteilpreise erhöhen. Aber: Die Serie geht ja zum größten Teil in die Erstausrüstung und hier sind Preiserhöhungen ausgeschlossen. Also wird die Ersatzlampe gleich richtig viel teuerer, man muss ja mit dem Mehrpreis einer Ersatzlampe gleich die Mehrkosten von vielen Lampen aus dem Erstausrüstungsgeschäft wieder reinholen. Und das ist sehr heikel: Der Fahrradhersteller sieht ja auch die Preise im Ersatzteilmarkt und kann Dich dann Deinen eigenen, baugleichen Teilen - verkauft als "Original-Ersatzteile" - ganz locker unterbieten. Und dann gibt es ja auch noch die TaB's dieser Welt, die sich aufschmeißen, wenn die "unverschämten Hersteller" dem kleinen Mann in die Tasche langen, indem sie für eine Ersatzlampe im Laden nur wegen vergoldeter Kontakte für schlappe 5 ct gleich das Doppelte verlangen. Dabei reicht's doch, wenn man eine No-Name Lampe kauft und deren Blechkontakte regelmäßig einfettet.

Summa summarum: Der Markt honoriert das nicht, und damit ist der Fall erledigt.

Und das bleibt so, bis entweder der Gestzgeber vergoldete Kontakte vorschreibt (also ein Fall für die von den TaBs dieser Welt (meist zurecht) kritisierten Lobbyarbeit), oder vergoldete Kontakte aus irgendeinem Grund so trendy werden, dass sie ein echtes Verkaufsargument werden (also ein Fall für die von den TaBs dieser Welt (meist zurecht) kritiserten Werbung).

Der Hersteller wäre jedenfalls mit dem Klammersäckchen gepudert, wenn er selbstlos unverlangte Produktverbesserungen einführen würde, die ihm selbst keine Vorteile, sondern lediglich Mehrkosten einbringen. Genau daran sind schon genügend Firmen Pleite gegangen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.287
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Und die wünschenswerteste Lösung wäre es für den Anbieter natürlich, jedem einzelnen Nachfrager die Ware zu genau dem Preis zu verkaufen, den sie ihm wert ist, Kostendeckung vorausgesetzt. Das wäre das Basarmodell. Da das Basarmodell nicht handhabbar ist, betreibt man als Annäherung Preisdiskriminierung und verkauft an unterschiedliche Gruppen von Käufern zu unterschiedlichen Preisen. Dazu kann auch Produktdifferenzierung gehören, wie hier im keineswegs albernen Beispiel der Verkauf derselben Kakaomasse unter zwei, drei oder mehr unterschiedlich prestigeträchtigen und/oder emotional besetzten Marken.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Der Hersteller wäre jedenfalls mit dem Klammersäckchen gepudert, wenn er selbstlos unverlangte Produktverbesserungen einführen würde, die ihm selbst keine Vorteile, sondern lediglich Mehrkosten einbringen. Genau daran sind schon genügend Firmen Pleite gegangen.

Die global gesellschaftlichen Folgekosten sind aber in diesem Beispiel ("Goldkontakte") wesentlich höher als der möglicherweise kurzfristige Absatzeinbruch bei Erstausstattungen von Fahrrädern (oder KFZ): So eine Leuchte besteht zu 90% aus Plastik. Plastik wird aus Erdhöl hergestellt - und Erdöl gibt's nicht unbegrenzt auf dieser Welt. Zudem ist die Recyclingsfrage in diesem Bereich völlig ungeklärt - und macht es wirtschaftlich gesehen tatsächlich so viel Sinn, 100. 300 oder 500 Gramm komplexe Technik bei Defekt "einfach wegzuschmeissen" wenn tatsächlich nur zwei kleine Bauteile mit einem Gewicht von maximal 3 Gramm defekt sind? Dem Konsument wird hier ein Verhalten aufgezwungen, dass dem des "leicht verrückten Millionärs" gleicht: "Wenn der Aschenbecher meines Maybach voll ist - schmeiss ich den Maybach weg und kauf' einen neuen....." ( ;-) )..... Der "leicht bekloppte Millionär" hat dabei eine andere wirtschaftliche Position als der normale Kunde; er kann sich solange Maybachs kaufen bis das Konto leer ist... - dem normalen Kunden bleibt nichts anderes übrig als das "Wegschmeissspiel" mitzumachen - weilo der braucht seinen "Heizölmaserati" vielleicht um zur Arbeit zu kommen. Er ist also - im Vergleich zum Millionär - u.U. erpressbar. Beschönigend nennt man dann so was "ökonomische Sachzwänge" - und da stellt sich die Frage, ob das tatsächlich "Sachzwänge" sind.

Wie bereits vorher gesagt, mir geht's hier nicht primär um die Frage ob "der Kapitalismus" oder "der Sozialismus" oder irgend ein anderer "ismus" die Fehler die wir heute sehen können, "ausbügeln" werden ( bei den "sozialistischen" Billigbremsen von "Altenburger" haste genau die gleichen Grundfehler im Aufbau wie bei den "kapitalistischen Bremsen" von "Weinmann".... ;-) ) .

Auch in unserem Hobbybereich Modellbahn sind "Marktauswüchse" zu beobachten: Die bekannten grossen Spiel- und Modellbahnhersteller sind in den letzten Jahren rteihenweise "konkurs gegangen" - u.a. deshalb, weil immer weniger Leut' in der Lage gewesen sind, 400.- € (und mehr) für ein Lokmodell auf die Ladentheke zu blättern. Die Herstellerindustrie hat uniso verlauten lassen, man müsse höhere Preise nehmen weil der Absatz von Modellspielwaren zurück geht - die Kid's von heute interessieren sich halt eher für die Playstation und den Gameboy als für die Märklin-Blechbahn unter'm Weihnachtsbaum....

Nun ist das durchaus richtig dass die Modellbahn- und Modellbauindustrie in weiten Teilen den sich verändernden Absatzmarkt "verpennt" hat und Verkaufsinitiativen wie z.B. Märklin's "My World" einfach zu spät auf den Markt gekommen sind. Und man kann sich natürlich eine Nische aussuchen, in der "der Preis" der einzelnen Modellok keine so grosse Rolle spielt, weil die Kleintel die die "schöne Würtembergerin" nachhher kauft, eh' nicht wiess wohin sie mit ihrem Geld soll.... ;-) Um diese Klientel buhlen dann aber auch alle anderen Hersteller; letztlich sogar die "Fernosthersteller" wie z.B. KATO, und das hat dann für die wenigen noch verbliebenen "Normalkunden" den Nachteil, dass sie sich allerhöchstens noch einen "Modelleisenbahner" im Monat leisten können und ansonsten von der kleinen befahrbaren Modulanlage träumen - bis der Kopf platzt..... In den vergangenen 50er Jahren hat der damalige Marktführer in diesem Gebiet insoweit auf seine Kunden Rücksicht genommen, als das er Bausätze zur Selbstmontage angeboten hat. Damit konnte man durchaus den einen oder anderen "Lausbub" an ein Hobby heran bringen, dass selbiger auch noch im Altersheim pflegt.... ;-) ... Nun verrate mir mal "einer", warum eine solche Strategie heute nicht mehr "ziehen" soll....?

- - - Aktualisiert - - -

Und die wünschenswerteste Lösung wäre es für den Anbieter natürlich, jedem einzelnen Nachfrager die Ware zu genau dem Preis zu verkaufen, den sie ihm wert ist, Kostendeckung vorausgesetzt. Das wäre das Basarmodell. Da das Basarmodell nicht handhabbar ist, betreibt man als Annäherung Preisdiskriminierung und verkauft an unterschiedliche Gruppen von Käufern zu unterschiedlichen Preisen. Dazu kann auch Produktdifferenzierung gehören, wie hier im keineswegs albernen Beispiel der Verkauf derselben Kakaomasse unter zwei, drei oder mehr unterschiedlich prestigeträchtigen und/oder emotional besetzten Marken.

Die Frage stellt sich immer noch: Woran bemisst sich der "Mehrwert"? Denn an der Kakaomasse ändert sich nichts, nur Verpackung (Glas) und Ettikett ändern sich..... (und das vermutlich kostenneutral). Und es stellt sich die Frage ob erstens "der Konsument" nicht total verblödet ist wenn er sein Kaufverhalten von Markennamen und Äusserlichkeiten abhängig macht, und ob der Anbieter der Ware nicht total gierig ist, weiul er sich die Verblödung der Kunden zu Nuitze macht..... ?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.287
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Was die Kunden angeht, zeigt sich daran eben, daß wir Menschen keine reinen Materialisten sind. Im Gegenteil, sogar an industriell hergestellte Lebensmittel knüpfen wir Emotionen. Ob das dumm ist? Wahrscheinlich nicht, oder nur im Einzelfall, denn wir haben uns mit dieser emotionalen Ausstattung ja prächtig durch die Jahrtausende geschlagen.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Der Homo oeconomicus, also der rein wirtschaftlich denkende Mensch, der nur an Gewinnmaximierung interessiert ist und ausschließlich rational handelt, existiert nicht. Die emotionale Seite des Menschen, seine Subjektivität, spielt in alle Entscheidungen hinein.
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.994
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

...weil meine Kinder und Stiefkinder partout auf dieser braunen Schmiere bestehen,
von der ich jeden Morgen beim Auskratzen des völlig unpraktischen Glases beim Schmieren ihrer Pausenstullen ungefähr die Hälfte an den Fingern statt auf den Broten habe,
und die ich mir eigentlich gar nicht leisten kann und stattdessen lieber die nur die Hälfte bis ein Drittel kostenden No-Name-Nougatcremes kaufen würde,
die nach meinen eigenen Blindverkostungstests auch nicht wirklich anders schmecken.

kannst ja mal ausprobieren die eine pampe in das glas der anderen pampe umzufüllen ;)
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.437
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Oder machste mit denen den Geschmacksvergleich und wenn die dann immer noch auf das teure Produkt bestehen, solln die sich das von ihrem Taschengeld kaufen, bietest aber trotzdem das Preiswertere an!
Was glaubste, wie schnell die auf das Preiswertere umsteigen?!
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.994
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

womöglich wird die höhe des taschengelds aber auch vom aktuellen nutella verbrauch abhängen.... insofern machts an sich keinen unterschied, weil das geld so oder so aus der gleichen quelle kommt....

oder sollte der braunen masse etwa noch mehr 'wert' beigemessen werden, bloss weil man sie vom 'eigenen' geld kauft ?



vielleicht hat es sogar nen positiven effekt später irgendwann mal, wenn die kids reifer sind ?

szenario:
A: papa, ich brauch geld, ich hab kein nutella mehr !
B: kauf dir nusspli....
A: neee, das schmeckt nicht, ich will nutella !
B: doch, es schmeckt dir, habs jahrelang umgefüllt....
A: ....


wobei da jedoch auch vertrauensprobleme enstehen könnten. stickwort 'papa hat mich mein leben lang ver*piep*'

böser papa.... ;)


sehr wahrscheinlich werden die trainierten geschmacksknospen der kids jedoch eh den unterschied schmecken...






ppps: branding (brandmarken....), spannendes thema.......
 
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ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Richtig interessant wird die Vermarktungsstrategie der Schokoladenpaste auch noch unter gesundheitlichen Aspekten: Das Zeug besteht - wie viele andere "Genusswaren" auch - in der Hauptsache aus Zucker, ud übermässiger Zuckerkonsum ist bekanntlich gesundheitsschädlich.... Aus volkswirtschaftlicher Sicht gesehen: Wer ist denn hier tatsächlich für die Folgekosten einer gesundheitsschädlichen Ernährungsweise verantwortlich - der Produzent der schädlichen Paste, oder der Konsument dessen "niederen Instinkte" zwecks Verzehr hier angesprochen werden....?
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.608
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Richtig interessant wird die Vermarktungsstrategie der Schokoladenpaste auch noch unter gesundheitlichen Aspekten: Das Zeug besteht - wie viele andere "Genusswaren" auch - in der Hauptsache aus Zucker, ud übermässiger Zuckerkonsum ist bekanntlich gesundheitsschädlich.... Aus volkswirtschaftlicher Sicht gesehen: Wer ist denn hier tatsächlich für die Folgekosten einer gesundheitsschädlichen Ernährungsweise verantwortlich - der Produzent der schädlichen Paste, oder der Konsument dessen "niederen Instinkte" zwecks Verzehr hier angesprochen werden....?


Was also schlägst Du vor?
Willst Du dem Konsumenten verbieten so ungesundes Zeug zu essen?
Willst Du dem Hersteller verbieten solch ungesundes Zeug herzustellen?
Oder willst Du das Volk zum RICHTIGEN Essen erziehen?
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.287
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Das ist doch ein vollkommen anderes Thema. Preisfrage: Woraus bestehen Cornflakes und all die anderen gesunden Cerealien?
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.608
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Das ist doch ein vollkommen anderes Thema. Preisfrage: Woraus bestehen Cornflakes und all die anderen gesunden Cerealien?

Wieso ist das ein anderes Thema. Mich würde genau das interessieren. TaB weiß immer so ganz genau was RICHTIG ist und mich interessiert wie er sich eigentlich die Verbesserung der Lage so denkt.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.118
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Die global gesellschaftlichen Folgekosten sind aber in diesem Beispiel [...]

... aus meiner Sicht etwas an der Haaren herbei gezogen. Die Problematik des hemmungslosen Verbrauchs nicht regenerativer Resourcen ist so offenkundig und allgemein gültig, dass man, um dies zu erörtern, nun wirklich nicht den Umweg über chinesische Fahrräder im Hamburger Freihafen machen muss.


[...] Dem Konsument wird hier ein Verhalten aufgezwungen [...] dem normalen Kunden bleibt nichts anderes übrig als das "Wegschmeissspiel" mitzumachen

Nein. Der Kunde kauft die Produkte die er haben will und Hersteller, die nicht das produzieren, was auch gekauft wird, sind ganz schnell weg vom Fenster. Folglich zwingt der Kunde den Hersteller dazu, das zu produzieren, was er haben will, auch wenn es Schrott ist. Ein Platz für einen Hersteller, der aus Einsicht in die globalgesellschaftlichen Folgekosten, die die nächste Generation zu zahlen hat, versucht dem, Kunden biologisch abbaubare Fahrradscheinwerfer mit Goldkontakten aufzuzwingen, bleibt auf seinen Dingern sitzen bis sie kompostiert sind und ist ganz schnell weg vom Fenster.

Auch in unserem Hobbybereich Modellbahn sind "Marktauswüchse" zu beobachten [...]

Sehe ich auch ein bisschen anders. In der MoBa-Industrie passieren mehrere Katastrophen gleichzeitig. Einerseits bröckelt die Kundenbasis weg, weil sich kein Mensch mehr außer ein paar Spinnern für Eisenbahn und erst recht für Modellbahn interessiert. Die verbleibenden Spinner sind hinsichtlich ihrer Forderungen so anspruchsvoll, dass ein Produkt, dass diese hinsichtlich Technik und Optik befriedigen könnte, einfach nicht mehr herstellbar ist. Die Hersteller haben nun das Dilemma, dass sie mit bezahlbaren (und nicht perfekten) Produkten ihre letzten Kunden verprellen und mit den hochpreisigen perfekten Produkten keine Neukunden (und schon gar keinen tendenziell finanzschwachen) Nachwuchs gewinnen können. Due Zukunft hier sieht düster aus.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Es geht hier primär um die Frage der Foölgekosten, die sich ja eigentlich in einer gesamtgesellschaftlichen Kalkulation auch niederschlagen "MÜSSTEN, @Jäger und @Malakim. Wie wir wissen - ist das aber nicht der Fall..... genau so wenig wie sich die Folgekosten schwerer Verletzungen bei Verwendung von absolutem "neuwertigem Bremsenschrott am Fahrrad" im Verkaufspüreis eben dieses Schrotts irgendwo niederschlägt.....

Ich kann mir eine ganze Menge an Verfahrensweisen vorstellen um Hersteller von "fabrikneuem Sperrmüll" und gesundheitsschädlicher Inhaltsstoffe in Lebensmittel mit zur Verantwortung zu ziehen - ich höre da aber schon das Gejammere: " uuhh, der will schon wieder den "freien Markt für freie Bürger" drangsalieren.....

@Lupo: Die Mehrzahl der Kuinden weiss gar nicht dass der "ständig auftretende Massefehler laut Werkstatt" oder das "ewig durchgebrannte Rücklicht beim Fahrrad" auf den fehlenden Oxidationsschutz bei Steckkontakten zurück zu führen ist - folglich "verlangt" der Kunde solche Kontakte an den elektrischen Verbindungen auch nicht. Und der Hersteller produziert es nicht - obwohl mindestens die Entwicklungsabteilung des Herstellers es wissen müsste....

Im MoBa-Bereich wird die Entwicklung wohl so verlaufen, dass sich die Leut' nach und nach 3D-Drucker zulegen und ihre Lieblingsmodelle selbst produzieren. Aus den klassichen Lok- und Wagenhersteller werden dann zwangsläufig "Fahrwerkshersteller", die dann halt entweder "Universalfahrwerke a la KATO oder Spezialfahrwerge a la Faulhaber (und in Kleinserie a la Weinert) herstellen.... Für den insgesamt eher rückläufigen MoBaMarkt scheint das auch eine gute Zukunftsstrategie zu sein - man könnte sich mit einem 3D-Drucker auch endlich mal "die richtige" Weichen- und Gleisgeometrie herstellen anstatt "nur" in Standardradien oder Flexgleisen zu planen und zu bauen.... - da sehe ich durchaus Chancen, zumal die 3D-Drucker immer preisgünstiger werden.....
 
Zuletzt bearbeitet:

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.608
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Ich kann mir eine ganze Menge an Verfahrensweisen vorstellen um Hersteller von "fabrikneuem Sperrmüll" und gesundheitsschädlicher Inhaltsstoffe in Lebensmittel mit zur Verantwortung zu ziehen - ich höre da aber schon das Gejammere: " uuhh, der will schon wieder den "freien Markt für freie Bürger" drangsalieren.....

Bei gesundheitlich schädlichen Stoffen ist das ja bereits der Fall. Leider gehört der genannte Zucker nur dann dazu wenn der Konsument unverantwortlich viel davon zu sich nimmt.
Bei fabrikneuem Sperrmüll liegt der Fall aber anders, das ist noch weniegr gut feststellbar und noch weniger gut zu reglementieren.
Schon an anderen Stellen sehen wir ja gut was bei Regulierungen herauskommt:
Bleifreies Löten ... Ergebnis: die Zusatzstoffe die man heute nimmt sind noch giftiger als Blei, eigentlich wie beim Essen, wir verbieten einen Stoff und ein neuer wird reingepampt.

Jetzt sag doch mal wie Du sowas wie diese Fahrräder reglementieren willst? TÜV wolltest Du ja nicht, wie also dann?
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Meines Erachtens gibt's im Moment nur zwei "Institutionen" die tatsächlich eine Bewertung technischerBauteile und auch weniger technischer Gebrauchsgegenstände sowie Nahrungsmittel vornehmen können: Stiftung Warentest und Ökotest (wobei letzterer hinsichtlich der Bewertung von Nahrungsmittel auch mit Vorsicht zu geniessen ist; Hersteller von Öko-Lebensmittel bauen auch ihre eigenen Lobbies auf, und das schlägt sich in Testergebnis schon mal nieder....).

Es ist auch nicht so dass ich dem TüV grundsätzlich nicht traue - der TüV ist als "Verein" einfach zu gross um dezidiert alle Gefahrenpoterntiale technischer Ausstattungen erfassen zu können. Dem TüV fällt es selbst u.U. gar nicht mehr auf, wenn irgendein Hersteller von Wasserkochern oder Kaffemaschinen mit gefälschtem TüV- oder/und GS-Zeichen seine Produkte ausstattet - weil der TüV gerade wegen seiner schwerfälligen Grösse nicht die Kapazität hat, jedes Label jder eingeführten oder hier hergestellten Ware zu überprüfen. Im Bereich der KFZ-Überprüfungen ist der TüV dezentralisiert; würde man diese Dezentralisierung auch in anderen prüfwerten Bereichen machen, wäre die Möglichkeit grösser "schwarze Schafe unter Importeuren und Herstellern" zu entdecken (m.W.n. ist für solche Überprüfungen einzg und alleine der TüV Rheinland bundesweit zuständig...).
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.118
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Nun ja. Der Vergleich StiWa und TÜV ist in etwa Äpfel mit ... nein, nicht etwa Birnen, sondern Kartoffeln. Die beiden Organisationen haben völlig unterschiedliche Aufgaben. Der TÜV wird Dir nicht sagen, ob die Waschmaschine xyz ihr Geld eigentlich wert ist, dafür wirst Du an keiner überwachungspflichtigen Anlage einen StiWa-Aufkleber finden, der die Zertifizierung des vorschriftsgemäßen Zustands der Anlage bestätigt.

TaB schrieb:
@Lupo: Die Mehrzahl der Kuinden weiss gar nicht dass der "ständig auftretende Massefehler laut Werkstatt" oder das "ewig durchgebrannte Rücklicht beim Fahrrad" auf den fehlenden Oxidationsschutz bei Steckkontakten zurück zu führen ist - folglich "verlangt" der Kunde solche Kontakte an den elektrischen Verbindungen auch nicht. Und der Hersteller produziert es nicht - obwohl mindestens die Entwicklungsabteilung des Herstellers es wissen müsste....

Vermutlich unfreiwillig bringst Du es damit auf den Punkt. Um es mal polemisch überspitzt auszudrücken: Für den Kunden ist das Produkt, das er kauft, lediglich eine Plug&Play-Blackbox, von der er keine Ahnung hat und mit der er sich nicht auseinander setzt. Einzige relevante Eigenschaft neben "trendy" ist der Preis. Folglich kauft er den letzten Scheiß, Hauptsache, er ist billig genug. Und wenn's gerade trendy wäre, würde er eher Geld für ein vergoldetes Lampengehäuse ausgeben als für vergoldete Kontakte. Wäre es anders, könnten nämlich die chinesischen Container mit Schrotträdern für 6,50 EUR oder Billigst-Elektrowerkzeugplagiaten für den Discounter und sonstigem Müll auch gerade in Shanghai stehen bleiben.

Und blöderweise wird der Markt ausschließlich vom Kaufverhalten der Kunden gesteuert. Wenigstens bekommen die genau die Produkte, die sie auch verdienen ...

Was die MoBa betrifft - ich sehe die Zukunft auch in einem von Kleinserienherstellern dominierten Geschäft. Viele MoBahner wandern auch ab in Richtung virtuelle Eisenbahn im PC. Selbstbau wird (selbst mit 3D-Druckern) nach meiner Einschätzung wohl nur von ein paar ganz unverbesserlichen Spinnern betrieben werden. Viel zu schwierig. Dazu geht der Trend viel zu sehr nach Plug&Play ... Wir werden sehen.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.287
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Ja okay, machen wir also noch zwei Themen im Thema auf: Gesunde Ernährung und externe Kosten im allgemeinen. Dann bin ich mal gespannt.
 

Dengel Fritze

Geheimer Meister
26. Juni 2015
142
AW: Wirtschaftkunde für Anfänger - am realen Beispiel....

Guten Tag,
Hier in dieses Board habe ich gefunden aufgrund dieses Themas. Abgesehen das hier mit Polemik Unwissen und Falschen Fakten Diskutiert wird hat dies mit Wirtschaftskunde nichts zu tun.

Aber betrachten wir einmal das Thema etwas genauer. Der Fahrradhandel unterscheidet sich in Zwei Kategorien dem Vertrags/Exklusiv Handel 9% Marktanteil und dem Großhandel. Transportiert werden Chinesische Fahrräder in High Cube Dry Containern mit einem Fassungsvolumen von 76,3qm. Ein Fahrrad im Seehandel ist ein Komponenten Lot das in Kartonagen in der Größe von 0,10m x 0,60m x 0,80m Verpackt ist. Die hier präsentierte VPE von 100 Fahrädern je Container hat es im Handel so nie gegeben. Auch sollte jemand der sich über die Einzelnen Preise und wie sie zusammenkommen wissen welche 10 Container Typen es überhaupt gibt.

Bei den 10-15Dollar Preisen aus der Zeit des Freihandels handelt es sich um Strafzollvermeidungs Preise. Hier wurden seitens des Ver/Ex Handels Preise knapp über dem jeweiligen Rohstoff Marktpreis Deklariert. Der Differenzbetrag zum jeweiligen Weltmarkt Preis wurde über Offshore Tochterfirmen in Form von Beratungsdienstleistungen erbracht oder durch Fakturiert. Diese Preise waren außerhalb des Ver/Ex Handels nie verfügbar.

Nun betrachten wir aber mal wie sieht der Markt Wirklich aus. Fahrräder werden im Weltmarkt als Komponenten Lots gehandelt, nicht als Fertige Räder. Der Deutsche Importeur in China hat einen Agenten der dort in einem Kommissionier Betrieb die Komponenten für ein Rad abpacken lässt. Diese werden in Lots zusammengefasst bis zum Volumina eines High Cube Containers. Dieser oder auch mehrere Davon gehen auf die Reise nach Rotterdam oder Hamburg, dort Erfolgt der Umschlag auf die Schiene, die Straße oder die Binnenschifffahrt. Der Umschlag ist auch der Punkt an dem die Ware vom Importeur zum Grossisten wechselt. Diese Art des Handels nennt sich Absatz Großhandel.

Die Ware wird nun Um kommissioniert, ggf. Konfektioniert, aufgeteilt und neu Gelotet. Dies unterscheidet den Großhandel von Ver/Ex Handel.

Der Ver/Ex Handel, begann ab den 1980er Jahren spätesten ab den 1990er Jahren aufgrund wegfalles der Billigproduktion im Osten Deutschlands mit so genannten Großhandels Auschaltungs Strategien. Dazu gehörte beispielsweise im Fahrradmarkt auch Teilhabe einer eigenen Produktionsstätte in China. Selbstorganisierte voll Komponenten Fertigung, eigene Kommissionierung eigener Ex und Import, eigene Anlandung und eigene Logistik, eigener Vertrieb über Rack Jobber. Das führte bis zum Jahr 2000 dazu, dass hier der Marktanteil auf über 25% wuchs.

Das solch ein Markt keinen Bestand haben würde war eigentlich der gesamten Großhandels Branche klar, diese Abwendung vom Großhandel ist mit ausschlaggeben für Pleiten von Karstadt, Quelle, Arcandor, Schlecker oder Aktuell auch Kettler. Werfen wir einmal einen Blick auf die Probleme:
1. Die Strafzoll Vermeidung Deklaration führten zu reduzierten Versicherungszahlungen bei Transport Schäden. Was die dortigen Erträge aus gemindertem Zoll überstieg.
2. Die Vollkomponenten Auftragsproduktion erwies sich als Transport Kostenintensiv. Da Transportiert wurde zu den Zeiten des Bedarfs nicht zu Zeiten Günstig verfügbaren Schiffsraumes.
3. Ein Großhändler sichert seine Abnehmer auch in der Kundenbindung durch Lieferanten Kredite, dies kann ein Ver/Ex Händler nicht. Was höhere Kosten für Werbung und Vertrieb bedingt.
4. Der Großhändler betreibt ein Balancing, das sicherstellt, dass eine Warenangebots Sättigung von 120%, in den jeweiligen Regionen, nicht überschritten wird. Ist dies der Fall sinkt im Einzelhandel die Lager Umschlag Geschwindigkeit, was erhebliche Kosten verursacht.
5. Ein weiterer Punkt ist das durch die Erwarteten Gewinne die nicht Eintrafen das Umlaufvermögen der Firmen die diese Art von Handel betrieben aufgefressen wurde. Im Hochseehandel ist ein Umlaufvermögen unterhalb des Faktors 1,18 zum Umsatz per Anno das Wirtschaftliche aus.

Gehen wir nun einmal zu diesen hier angesprochenen 99€-VK Rädern, hierbei handelt es sich in der Regel um ausgelistet Räder die der Großhandel an einen C&C Händler in Duisburg veräußert hat. Hier sind zur Zeit 8 Brandenburger Unternehmer sehr rührig mit einem Geschäftsmodel diese Räder an Langzeit Camper zu Vermarkten. Die Räder werden mit dem LKW in Duisburg für ca.30 € Netto aufgekauft und dann per Anzeigen veräußert. Der Wert der Räder kann mal aus dem Niedrig Preiß Segment stammen aber auch schon mal aus dem Hochpreisigen. Hier spielt nur die Geschwindigkeit der Vermarktung eine Rolle nichts sonst.

Kommen wir nun nach dem Preis zum Thema Qualität, hier am Beispiel der Kontakte. Der Hauptgrund für die derzeitige Qualität ist eigentlich im Einzelhandel begründet. Hier im Wettbewerb mit dem Versandhandel, das Groh der Fahrradhändler bieten so genannte Jahresinspektionen an. Hier werden Kontakte beispielsweise eingefettet. Der Kunde benötigt keine neue Ware der Händler hat Dienstleistung Verkauft. Der Kunde lernt ein Rad in der Inspektion kostet weniger Ersatzteile. Eine Win-Win Situation.
Vergoldete oder auch wechselbare Kontakte und Steckverbindungen in der Elektrik werden nur von Verleihern und Institutionellen Kunden nachgefragt. Pro Jahr bei uns ca. 3 Palletten.
 

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