Mit Vorsicht zu genissen.
Fest steht aber, daß so viele Privatpersonen ihre Totenbücher mit ins Grab bekamen, und das über eine sehr lange Zeit hinweg. Auch wenn wir heute die Bedeutung oft gar nicht mehr nachvollziehen können, hat es doch für viele Jahrhunderte für die gläubigen Menschen damals wohl eine Bedeutung gehabt, inhaltsleer ist es daher doch nicht.Das Ägyptische Totenbuch entstand zu einer Zeit als Priesterschaft und Religion längst komplett pervertiert und inhaltsleer war und ist eine Mischung aus Popanz und Showtime.
Wenn es wirklich ein solch theologischer Streit zwischen Re- und Osiris-Anhängern gab (was kontrovers diskutiert wurde, heute scheint der Streit ungeklärt zu ruhen, habe ich den Eindruck), dann ist das in der That eine historische Entwicklung, aber zu der Zeit, als das Totenbuch verwendet wurde, sicher nicht mehr virulent. Schließlich gibt es keine reinen Sonnen-Totenbücher gegenüber Totenbüchern, die sich nur auf Osiris bezögen, wie es dann zu erwarten wäre.Der Inhalt der Texte ist recht unterschiedlich und spiegelt den historischen Kampf zwischen zwei mächtigen Überlieferungen, nämlich den Priestern des Sonnengottes Amun-Re und den Anhängern des Osiris.
Thatsächlich ist das Totenbuch ein scheinbares Chaos aus verschiedensten Vorstellungen, die sich aber nur in unserem kausalen Denken logisch ausschließen. In diesem Textkorpus haben die Ägypter in immer neuen Herangehensweisen Aussagen über das Jenseits zu treffen versucht. Für die Ägypter, denke ich, war jede neue Darstellungsform, jede neue Idee ein Hinzu, ein bißchen mehr vom Verstehen des so schwer Faßbaren.ist eine Mischung aus Popanz und Showtime
Die Bezeichnung "Tibet(an)isches Totenbuch" ist eigentlich falsch, wird aber in Anlehnung an das "Ägyptische Totenbuch" weiterhin verwendet.Semiramis schrieb:Wie sieht das mit dem Tibetanischen Totenbuch aus? Davon weiß ich nichts, wer klärt mich auf, was es damit auf sich hat??
Die Bardo-Lehren des Buches werden wohl von allen Schulen des tibetischen Vajrayana-Buddhismus geschätzt.Semiramis schrieb:Was mir noch nicnt ganz klar ist: Welche Bedeutung hat das tibet(an)ische Totenbuch heute thatsächlich? Wird es von jemandem institutionell verwendet oder "nur" von all denen, die sich damit beschäftigen? Gibt es mehrere Versionen?
Mit dem Begriff Seele habe ich so meine Probleme. Das ist ein sehr von griechischer Philosophie geprägter Begriff, der im Alten Ägypten keine Entsprechung findet. Dargestellt ist ja zumindest die ganze PErson, der Verstorbene und in den INschriften wird er auch als ganze PErson erwähnt (die zwar aus vielen Komponenten besteht: aus einem BA-Prinzip, einem KA-Prinzip, dem Schatten, dem NAmen, dem Leichnam, um nur einige zu nennen). Die Totengerichtsdarstellungen sind eine Vignette (d. h. ein Bild) zum Totenbuchspruch 125, wo auch die näheren Vorgänge geschildert sind. DAs beste Buch dazu ist meiner Meinung nach von Jan Assmann, Tod und Jenseits im Alten Ägypten. Das ist schwere Kost, zugegeben, es ist nicht ganz einfach zu verstehen, aber die Mühe lohnt sich, es ist bestimmt eines der Bücher, die richtig tief in die MAterie eindringen. Ich zumindest habe regelmäßig Aha-Erlebnisse beim LEsen seiner Bücher.Wo Anubis die Seele führt und die Waage dort steht.
Verfasser | Titel | Forum | Antworten | Datum |
---|---|---|---|---|
C | Das Ägyptische Totenbuch | Glaube und Religion | 34 |