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Assange: "I'll be called a traitor, interviewing radicals"

Projekt

Geselle
9. April 2012
49
Johannes B. Kerner, Reinhold Beckmann, Günter Jauch, Anne Will, Sandra Maischberger, Frank Plasberg, ja, sogar TV-Dino Thomas Gottschalk haben eins gemeinsam; Eine im Trend stehende Talkshow, mit Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltungsindustrie.
Julian Assange, seines Zeichens Whistleblower und Mit-Gründer der WikiLeaks-Plattform und für viele Menschen der Heiland was freie und brisante Informationen im Internet betrifft, reiht sich in diese Riege nun ein.

"Wir sind heute auf der Suche nach revolutionären Ideen, die die Welt von Morgen verändern könnten,"

Was wie aus "A Brave New World" klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Mit diesem Aufreißer bewirbt Assange seine Talkshow, die ab dem morgigen Dienstag auf dem russischen TV-Kanal RT (Russia Today) ausgestrahlt wird. Im Anschluss daran sollen die Interviews auch frei zugänglich im Internet abrufbar sein. Insgesamt wird es 12 Ausgaben geben, die jeweils eine Laufzeit von rund 30 Minuten haben. Assange hat bisher nicht verraten wen er begrüßen durfte, verspricht aber hochkarätige Gäste.
Aufgezeichnet wurden die Interviews in seinem Haus in England, wo er immer noch unter Hausarrest steht. Vorab gab der Australier dem TV-Sender ein ausführliches Interview.
Der Interviewer fragte ihn unter anderem warum er sich dazu entschied, eine Talkshow zu leiten. Assange antwortete, dass er es einfach gut fand während seinem schon so lange andauernden Hausarrest auch mal andere Gesichter zu sehen und mehr über die Welt lernen zu können. Was würde also besser passen, als diese Gespräche aufzuzeichnen.
Sehr wichtig fand er, das er in der Vergangenheit sehr viele, teils aggressive Interviews geben und Fragen beantworten musste, so dass er sich irgendwann nur noch auf Standardantworten konzentriert hätte, aber ohne jeglichen Nährwert für die Menschen. Wörtlich sagte er:

There are two reasons. First of all, being under house arrest for so long, it’s nice to have an occasional visitor and to learn more about the world. And given that the conversations we were having are quire interesting, why not film them and show other people what was going on.That’s one reason. The second reason is that, as someone who’s given a lot of interviews before, and who’s been on the receiving end of very aggressive interview styles, I found that I wasn’t giving much away in these interviews at all. Pretty quickly you learn to just give your standard defensive responses so people don’t take what you’ve said out of context.


Quelle und das komplette Interview inklusive Trailer:
Assange: I

Assange ist laut Meinung vieler nicht unbedingt ein Saubermann und RT ein dem Kreml nahe stehender TV-Sender, der besonders gern und besonders oft kritische Berichte über westliche Regierungen, deren Militärs und Geheimdienste ausstrahlt. Zuletzt macht der Sender auf sich aufmerksam als man live von der Front in Libyen berichtete. RT beteuert gebetsmühlenartig ihre völlige Unabhängigkeit, allerdings darf dies in einem Land wie Russland stark bezweifelt werden.
Mal schauen wen er als Gäste haben und was gesagt werden wird (werden darf).

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@Mods
Ich hab die zahlreichen Assange und WikiLeaks-Threads gefunden, diese waren allerdings wirklich alt, also hab ich einen neuen Thread aufgemacht. Ist ja auch ein ganz neues Thema eigentlich.
Wenn es trotzdem nicht passt, bitte zusammenfügen.
Danke.
 
Zuletzt bearbeitet:

Projekt

Geselle
9. April 2012
49
Fehlstart der Assange-Sendung

Das haben sich die Befürworter von Julian Assange, und am meisten wohl er selbst, sicher anders vorgestellt.
In der ersten Ausgabe seiner 12-teiligen Sendung begrüßte er den Chef der schiitischen Hisbollah im Libanon, Scheich Hassan Nasrallah. Nach dem Versprechen, offen mit seinen Gesprächspartnern umzugehen, entwickelte sich das Interview jedoch zu einem Werbefilm für die Hisbollah, ohne spürbaren Gegenwind bei kontroversen Aussagen. Assange stellte Fragen und Nasrallah antwortete, während Simultandolmetscher auf Englisch übersetzten. Nasrallah wurde über einen Monitor via Live Konferenz von einem geheimen Ort aus zugeschaltet. Es war das erste Interview für eine westliche Medienanstalt in 6 Jahren.
Die Antworten des Hisbollah-Chefs wurden nicht hinterfragt was diesem sichtlich gefallen haben muss, denn seine Laune wurde im laufe des knapp 30 Minütigen Interviews immer besser, so dass er sich sogar zu einem Schwank aus seiner Jugend hinreißen lies und erzählte in welchen Verhältnissen er aufgewachsen sei. Man war sich sympathisch, lächelte sich gegenseitig zu. Von Druck oder Ernsthaftigkeit war nichts zu spüren- Nasrallah hatte Assange zu jeder Zeit fest im Griff. Neue Erkenntnisse brachte das Interview sowieso nicht, nicht mal für einen Nahost-Laien, mich eingeschlossen. Die Presselandschaft ist sich über alle Flügel hinweg einig; DAS war ein Fehlstart.
Für den Spiegel ist das Interview an Absurdität nicht zu übertreffen und man kritisiert scharf den TV-Sender Russia Today.

(...) Fragen, die ansatzweise kritisch sind - die Hisbollah provozierte 2006 einen Krieg mit Israel durch die Entführung zweiter Soldaten - prallen am offenbar bestens gelaunten Nasrallah ab. Assange hingegen fragt fast bewundernd, wie der Anführer es denn schaffe, seine Leute bei Laune zu halten. An Absurdität ist all das kaum zu übertreffen. Damit reiht sich "The World of Tomorrow" nahtlos in das Programm von RT ein, dem 2005 vom Staat gegründeten Fernsehnetzwerk, das mit rund 2000 Mitarbeitern auf Englisch, Spanisch und Arabisch sendet. Von lustigen Reisereportagen, in denen bärtige Männer mit Kettenpanzern durch russische Wälder pflügen, bis hin zu politischen Sendungen, die mit fast religiösem Eifer vor der amerikanischen Weltherrschaft warnen. (...)

Die FAZ spricht von einem Obskurantentreff, dass Assange sich beim Hisbollah-Chef eingeschmeichelt und er als Interviewer einen Offenbarungseid geleistet hätte.

(...) Assange schmeichelte seinem Gesprächspartner und erinnerte daran, wie einfach Hizbullah-Kämpfer ihre hochtechnologisierten israelischen Gegner austricksten, indem sie Botschaften in ihrer dörflichen Jargonsprache verschlüsselten. (...) Assange aber bewies, wie man als Interviewer einen Offenbarungseid leistet.

Die taz sprach gar von einem Rohrkrepierer und zahmen Plauderstündchen. Ideologie statt Gegenöffentlichkeit wären das Motto gewesen.

(...) Assanges Auftritt war dürftig. Interviewer und Interviewte sowie der russische Auftraggeber trafen sich in der gemeinsamen Ablehnung der USA und des Westens. Das selbstgesteckte Ziel, Gegenöffentlichkeit herzustellen, fiel dem Ideologischen zum Opfer. (...)

So liest sich das quer durch die Medienportale, egal welche politische Ecke man bevorzugt, der Wortlaut ist überall gleich, nur anders formuliert.

Quellen:
Talkshow im russischen TV: Julian Assange scheitert an Hisbollah-Chef - SPIEGEL ONLINE
Julian Assange geht auf Sendung: Obskurantentreff im russischen Fernsehen - Medien - FAZ
Julian Assange in Russland auf Sendung: Ein

Das Interview:
http://assange.rt.com/

Der nächste Interviewpartner soll übrigens ein hochrangiger russischer Oppositioneller sein, verriet Assange, fügte aber hinzu, dass auch russische Regierungsvertreter anwesend sein werden. Jeder Mensch weiß natürlich, dass allein RT schon die russische Regierung vertritt und auch im kommenden Interview keine Offenbarungen zu erwarten sind.
 

Ich mag mein Becks

Gesperrter Benutzer
30. August 2009
1.571
AW: Assange: "I'll be called a traitor, interviewing radicals"

Naja soweit ich das verstanden habe sind das "normale" Gespräche und keineswegs klassische Interviews, die dann hinterher auseinandergerupft werden und wo Zusammenhänge bequem auseinandergestückelt werden, um dann womöglich die originale Aussage zu verfälschen. So wie man es von den "Empörten" gewohnt ist.

Und ja natürlich meckern die, als wenn eine der hiesigen Zeitungen bzw. Magazine nicht einen riesen Aufhänger daraus gemacht hätten, würden sie genügend Vertrauen genießen, dass jmd. wie Nasrallah sich bereit erklären würde, mit denen ein Interview zu führen.

Für mich ist das jetzt keine grössere Propagandaplattform als das was ich nicht schon von hier kenne. Lieber solche Gespräche verfolgen als das ewig gleiche Geseiere in den hiesigen Talkshows mit den ewig gleichen Gesichtern, mit den ewig gleichen "investigativen :lol: " Fragen und den ewig gleichen standard Antwortphrasen.
Also warum die Empörung ?

Für mich der übliche Shitstorm, von den üblichen Verdächtigen. Und ja Assange ist auch für mich kein Symphatieträger oder so - ich mag seine Art und wie er sich medial präsentiert überhaupt nicht, aber das sich unsere Medien empören find ich schon stark lächerlich, da es sich wohl um Neid handelt.

Denn wie es um die Hisbollah aussieht erklären mir unsere Medien natürlich total objektiv und neutral, ohne irgendwelche Interessen, insbesondere eines gewissen Staates in Nahost *hust*, zu wahren.

Also ich für meinen Teil höre mir gerne auch mal die Aussagen eines Nasrallahs an, auch auf die Gefahr hin, dass ich nach so einem Interview gleich Morgen früh mir ein Palituch kaufen gehe und Mindcontrolled im Zombiemodus zur israelischen Botschaft stiefel und "....muss töten..." sabbernd und stotternd vor mich hinmurmel :mimpel:
 

Projekt

Geselle
9. April 2012
49
AW: Assange: "I'll be called a traitor, interviewing radicals"

Ich hab das auch neutral angeschaut und darüber berichtet. Dafür bin ich einfach kein Experte um da eine bewertende Meinung zu jeder getätigten Aussage zu machen, das überlasse ich lieber unseren Etatmäßigen Journalisten. Nur der letzte Absatz spiegelt meine persönliche Meinung wider. Aber...

(...) aber das sich unsere Medien empören find ich schon stark lächerlich, da es sich wohl um Neid handelt.


Neid auf was? Assange dürfte den gewöhnlichen z.B. FAZ-Lesern relativ egal sein, da er seine Gefolgschaft überwiegend im Internet hat, wenn Du darauf hinaus möchtest, dass unsere Presse oder ein TV-Sender gerne so einen Coup mit Assange eingegangen wär. Ich wüsste nicht, auf was man da neidisch sein könnte. Im Prinzip ist das Interview/Gespräch or whatever you like to call it, vom Informationsgehalt her nicht höher anzusiedeln, als ein YouTube-Filmchen über Chemtrails :egal:
 

Ich mag mein Becks

Gesperrter Benutzer
30. August 2009
1.571
AW: Assange: "I'll be called a traitor, interviewing radicals"

Nunja alleine schon die schiefgelaufene Zusammenarbeit seitens Assange mit dem Spiegel während den Depeschen Leaks sagt mir das dort erstmal persönliche Scharmützel ausgetragen werden. Also von mir aus kein Neid, sondern verletzte Eitelkeiten.

Da die Bertelsmann Medien sowie einige unabhängige Vertreter sich klar aussenpolitisch positionieren - man verfolge einfach die Berichterstattung der vergangenen Jahre und ihre Tendenziösität - kommen solche Aussagen meinerseits auch nicht von ungefähr.
Aber ich gebe dir Recht, dass der reine Informationsgehalt nicht sonderlich umfangreich ist. Macht aber nichts, es ist ja nur ein Format. Wenn man nicht gelernt hat, wie man die Medien in unseren Landen zu bewerten hat, ist der Informationsgehalt übrigens genauso gering wie bei div. YouTube Videos - allerdings in der ganzen Breite.

Artikel von div. Zeitungen dienen mir letzlich nichtmehr als der Standard Wiki Eintrag - Grober Überblick über das Thema, wenns einen wirklich interessiert muss man halt auch viel Zeit investieren, um sich ein möglichst objektives Bild verschaffen zu können.

Aber allein der Interessantheitsgrad der Gäste stellt sowas wie Jauch meilenweit in den Schatten - vorrausgesetzt es bleibt so, aber laut Assange Aussage soll es so sein. Aber das jetzt so auf Russia Today eingeprügelt wird, sie seien Kremlnah etc. pp. find ich halt lächerlich. Wir kriegen hier im Großen halt überspitzt formuliert nur Pentagonnahe Berichte, da ist dann mal die Betrachtungsweise von "drüben" durchaus lohnenswert und bereichernd. Vorrausgesetzt man weiss wir man mit diesen ganzen Manipulationswerkzeugen umzugehen versteht. (Als Rezipient)
 

Projekt

Geselle
9. April 2012
49
AW: Assange: "I'll be called a traitor, interviewing radicals"

Es ist nicht verkehrt wenn Journalisten bzw. Medien innen- oder außenpolitisch Stellung beziehen, solange dies im Rahmen bleibt und eine sachliche Diskussion gewährleistet ist, wo wir aber auch schon beim Problem wären: Wo hört es auf sachlich zu sein, wann ist journalistische Neutralität und Objektivität gefährdet und wer bestimmt das?
Für mich waren das jetzt 30 Minuten Unterhaltung, wo ich mir im Vorfeld mehr von versprochen hab, auch wenn ich es vielleicht hätte besser wissen müssen, wobei allein dieser Gedanke wieder negativ behaftet ist.
Deswegen bringt es nichts sich nur an einer Quelle zu orientieren, sondern verschiedene zu lesen, egal ob diese nun dunkelrot oder tiefschwarz sind. Ich hätte auch nur meiner politischen Orientierung entsprechend eine Quelle posten können und schreiben Ich hab es euch doch gesagt!, aber dann hätte ich Meinung gemacht und das will ich nicht.
Jeder der meine Bookmarks sieht schüttelt mit dem Kopf und sagt Du denkst doch das und das zu dem und dem Thema, wieso liest Du dann entgegengesetzte Meinungen? Ja, Mensch... wieso soll ich denn nicht? Ich muss mir doch nichts davon annehmen?! Genauso halte ich das auch mit diesen Interviews. Es schadet nicht über den Tellerrand zu schauen, bin da ganz bei Dir.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
viele werden sagen - "Endlich" "Endlich hat der Spuck ein Ende"
viele werden sich wünschen das Assange ein hartes Urteil in den
Usa bekommt - für seinen Staatsverrat.
 

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