Schneekönig
Geheimer Meister
- 16. Juli 2008
- 113
Bin
Eine unvollendete Schöpfungsgeschichte
(c)2005
1.Da waren die Ewigkeit und das Nichts und gebaren die Unendlichkeit, den entfalteten Raum. 2.Der entfaltete Raum erweckte in sich das All-Eine, streckte und bog sich, verschlang die Ewigkeit und formte aus ihr die Zeit. 3.Das erwachte All-Eine fand sich im Raum, spürte allen Richtungen nach, durchquerte und zerstörte das Nichts. 4.Der Raum schließlich warf das All-Eine auf sich selbst zurück. 5.Das All-Eine begegnete und erkannte sich, denn es hatte noch alle Sinne beisammen, und sagte: „bin“. 6.Das bewußte All-Eine durchspannte den Raum, streckte und weitete sich und erkannte die Zeit, die die Ereignisse zulies, die dem All-Einen gestattet, den Raum zu durchmessen. 7.Als das All-Eine die Zeit erkannte sagte das All-Eine: „Nun will ich tun! 8.Und das All-Eine erkannte den Raum, den es füllte und der es zuließ sich neu zu gestalten. 9.Dem All-Einen gefiel es, den Raum zu gestalten, bog und zerrte ihn, weitete ihn zu manchen Richtungen und rollte ihn zu anderen ein. 10.Das All-Eine zeigte immer neue Aspekte des Raumes, befand sie für gut und wandelte sie immer wieder um. So ging es lange Zeit.
11.Obgleich das All-Eine immer neue Richtungen des Raumes entrollte, ähnelten diese einander. 12.Da sagte das All-Eine: „Ich will einen anderen Raum machen!“ und es nahm aus dem unendlichen Raum ein Stück heraus, nahm dessen Enden und verband sie miteinander, damit es nicht in die Unendlichkeit zurückweichen konnte, und damit die Unendlichkeit nicht in den Anderen Raum eindrang. 13.Der Andere war schön, doch blieb er auch dem All-Einen verschlossen. 14.Das betrübte das All-Eine, und es sprach: „Ich will dir auch in dein Innerstes sehen. Öffne dich! Du bist mein Geschöpf! 15.Doch der Andere blieb stumm und öffnete sich nicht. 16.Da wurde das All-Eine zornig und sprach: „Ich habe dich aus dem Nichts geschaffen. Du wirst wieder in das Nichts zurückkehren: Ein letztes Mal: Öffne dich!“ 17.Da sprach der Andere: „Ich bin aus der Ewigkeit geschaffen. Ich werde ewig sein.“ und öffnete sich nicht.
18.Da wurde das All-Eine so zornig, daß er den Anderen in abertausend Stücke schlug. Ein jäher gleißender Blitz durchfuhr den ganzen Raum und die Bruckstücke flogen in alle Richtungen davon. 19.Als das Andere zerschlagen war, erkannte sich das All-Eine nicht wieder. Es war ihm, als wäre er Abertausend und ein jedes suchte nach seinem Namen.
20.Abertausend waren sich im Ursprung gleich. 21.Das Einzelne spürte seine Begrenztheit und sagte: „Ich will wieder groß sein!“, denn es trug noch eine vage Erinnerung an das All-Eine in sich, von dem es gemacht war. 22.Das Einzelne aber trug auch den Schmerz in sich, der von der Zerschlagung des Anderen herrührte und wollte sich nicht öffnen. 23.So kam es also, daß sich die Abertausend nicht wieder vereinten. Seit der Zeit suchen und fliehen sie einander. Halb fordernd, halb flehend lehnen sie sich nur dicht aneinander.
Eine unvollendete Schöpfungsgeschichte
(c)2005
1.Da waren die Ewigkeit und das Nichts und gebaren die Unendlichkeit, den entfalteten Raum. 2.Der entfaltete Raum erweckte in sich das All-Eine, streckte und bog sich, verschlang die Ewigkeit und formte aus ihr die Zeit. 3.Das erwachte All-Eine fand sich im Raum, spürte allen Richtungen nach, durchquerte und zerstörte das Nichts. 4.Der Raum schließlich warf das All-Eine auf sich selbst zurück. 5.Das All-Eine begegnete und erkannte sich, denn es hatte noch alle Sinne beisammen, und sagte: „bin“. 6.Das bewußte All-Eine durchspannte den Raum, streckte und weitete sich und erkannte die Zeit, die die Ereignisse zulies, die dem All-Einen gestattet, den Raum zu durchmessen. 7.Als das All-Eine die Zeit erkannte sagte das All-Eine: „Nun will ich tun! 8.Und das All-Eine erkannte den Raum, den es füllte und der es zuließ sich neu zu gestalten. 9.Dem All-Einen gefiel es, den Raum zu gestalten, bog und zerrte ihn, weitete ihn zu manchen Richtungen und rollte ihn zu anderen ein. 10.Das All-Eine zeigte immer neue Aspekte des Raumes, befand sie für gut und wandelte sie immer wieder um. So ging es lange Zeit.
11.Obgleich das All-Eine immer neue Richtungen des Raumes entrollte, ähnelten diese einander. 12.Da sagte das All-Eine: „Ich will einen anderen Raum machen!“ und es nahm aus dem unendlichen Raum ein Stück heraus, nahm dessen Enden und verband sie miteinander, damit es nicht in die Unendlichkeit zurückweichen konnte, und damit die Unendlichkeit nicht in den Anderen Raum eindrang. 13.Der Andere war schön, doch blieb er auch dem All-Einen verschlossen. 14.Das betrübte das All-Eine, und es sprach: „Ich will dir auch in dein Innerstes sehen. Öffne dich! Du bist mein Geschöpf! 15.Doch der Andere blieb stumm und öffnete sich nicht. 16.Da wurde das All-Eine zornig und sprach: „Ich habe dich aus dem Nichts geschaffen. Du wirst wieder in das Nichts zurückkehren: Ein letztes Mal: Öffne dich!“ 17.Da sprach der Andere: „Ich bin aus der Ewigkeit geschaffen. Ich werde ewig sein.“ und öffnete sich nicht.
18.Da wurde das All-Eine so zornig, daß er den Anderen in abertausend Stücke schlug. Ein jäher gleißender Blitz durchfuhr den ganzen Raum und die Bruckstücke flogen in alle Richtungen davon. 19.Als das Andere zerschlagen war, erkannte sich das All-Eine nicht wieder. Es war ihm, als wäre er Abertausend und ein jedes suchte nach seinem Namen.
20.Abertausend waren sich im Ursprung gleich. 21.Das Einzelne spürte seine Begrenztheit und sagte: „Ich will wieder groß sein!“, denn es trug noch eine vage Erinnerung an das All-Eine in sich, von dem es gemacht war. 22.Das Einzelne aber trug auch den Schmerz in sich, der von der Zerschlagung des Anderen herrührte und wollte sich nicht öffnen. 23.So kam es also, daß sich die Abertausend nicht wieder vereinten. Seit der Zeit suchen und fliehen sie einander. Halb fordernd, halb flehend lehnen sie sich nur dicht aneinander.