SPIEGEL ONLINE: Afghanistan ist politisch noch immer völlig zersplittert, die Zentralregierung in Kabul ist machtlos gegenüber den vielen Regionalfürsten und Warlords. Ist das Zögern des Westens da nicht verständlich?
Farhang: Aber wodurch sind die Warlords denn so stark geworden in den vergangenen Monaten? Durch die Bomben und das Geld der Amerikaner! Die CIA bezahlt doch die Warlords, damit ihre Truppen am Boden gegen al-Qaida und Taliban kämpfen. Die USA müssten die Warlords entmachten, bevor es zu spät ist. Doch das tun sie nicht, denn sie brauchen sie noch im Krieg gegen den Terror. Das verhindert den Aufbau Afghanistans: man kann ein Land nicht gleichzeitig als Zielscheibe benutzen und es wieder aufbauen.
So ähnlich war es doch vor dem Angriff und den Anschlag auch schon. Die Aufrüstung der Warlords aus gegensätzlichen Lagern funktionierte. Das können viele Augenzeugen aus Afghanistan glaubhaft berichten.
Afghanistan-KriseSPIEGEL ONLINE: Was bedeutet das für die Menschen in Afghanistan?
Farhang: Wir wollen Strassen bauen, Schulen und Krankenhäuser. Das wird Arbeitsplätze für die Menschen hier schaffen. Aber solange aus dem Ausland kein Geld für den Wiederaufbau kommt, haben die Menschen kaum eine andere Wahl, als Waffendienst für die Warlords zu leisten.
Die Afghanistan-Krise besteht nicht etwa seit dem 11.9.2001 oder seit dem 7.10.2001, sondern seit Jahrzehnten. Nicht unvergessen sollte die Tatsache bleiben, das bin Laden dereinst von der CIA 'gegen' Russland eingesetzt worden ist, wie es im Westen nicht nur die verschiedenste Medien berichtet haben, sondern Afghanistan-stämmige Bürger auch berichten können. Es sieht nach einem sehr alten Spiel aus.