fait83
Geheimer Meister
- 10. Oktober 2016
- 158
Um keine andere Famillie wird mehr gerätselt...
Welche Fakten und nachvollziehbaren Tatsachen können über die Rothschilds gesagt werden?
Was ist reine Propaganda?
VTs sowie AntiVTs sind ebenso erwünscht.
(Zitiert von : ZEIT ONLINE | Nachrichten, Hintergrunde und Debatten)
"Wäre es nicht der größte Segen für die Welt, wenn alle Könige abgesetzt und Rothschilds die Throne besteigen würden?" So umschrieb Ludwig Börne im Jahre 1832 mit der ihm eigenen Ironie den Status seiner ehemaligen Nachbarn aus der Frankfurter Judengasse, die von kleinen Münzhändlern zu den einflußreichsten europäischen Finanzmagnaten aufgestiegen waren. Bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hatten die Söhne von Meyer Amschel Rothschild, ausgehend von ihrem Frankfurter Familienunternehmen, nicht nur Bankhäuser in den europäischen Metropolen*Wien,*London,*Paris*undNeapel*- später auch in Übersee - gegründet, sondern ebenso ihre dynastische Einbindung in die sich entwickelnden modernen Nationalstaaten erreicht.
Mit dem Namen Rothschild verband sich fortan der Mythos von einer die Gesellschaft beherrschenden und die Weltordnung umstürzenden Macht des Geldes. Die bösartigsten Formen der antisemitischen Karikatur vom "typisch jüdischen" Bankier, der den Erdball besitzgierig umkrallt, finden sich in pamphletischen Illustrationen der berüchtigten "Protokolle der Weisen von Zion" und in Goebbels Rothschild-Film (1940). Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mußten auch die Rothschild-Nachkommen in ganzEuropa*vor den Nationalsozialisten fliehen, Besitz und Kunstsammlungen wurden an vielen Orten "arisiert". Manche Legende hat sich um die Erfolgsgeschichte der Rothschilds gerankt, so daß es nicht immer leichtfällt, Fakten und Fiktion zu trennen. Daher ist es erfreulich, daß nach Georg Heubergers Frankfurter Ausstellung anläßlich des 250. Geburtstages von Meyer Amschel Rothschild (1994) jetzt auch Amos Elons materialreiche Biographie über den "ersten Rothschild" in deutscher Fassung vorliegt. Dem Autor kommt zweifellos seine journalistische Erfahrung (er war jahrzehntelang für die israelische Zeitung Haaretz tätig) zugute. Ihm ist ein bemerkenswertes Porträt gelungen, das die Lebensgeschichte des berühmten Frankfurter Ghettobewohners präzise und einfühlsam zugleich nachzeichnet.
Die Anfänge der jüdischen Familiensaga erscheinen eher unspektakulär. Meyer Amschel Rothschild (1744 bis 1812) war eigentlich von seinem Vater, einem frommen Kleinwarenhändler, für das Amt eines Rabbiners bestimmt. Er begann eine entsprechende Ausbildung, doch die Eltern starben früh, und der Student, der nur ein paar hundert Gulden geerbt hatte, mußte sich selbst um sein berufliches Auskommen kümmern. Aus dem angehenden jüdischen Gelehrten wurde ein Münzhändler und Bankier, der als Hoffaktor nicht nur finanziellen Einfluß erlangte.
Elon widerlegt allerdings die Legende von der engen Beziehung zwischen dem hessischen Landgrafen Wilhelm I. und Meyer Amschel Rothschild. Das harmonische Bild vom gemeinsamen Schachspiel des Landesfürsten mit dem aufstrebenden Ghettojuden hat mit der Realität nichts zu tun. Der Aufstieg Rothschilds war mühevoll. Gegen Mißtrauen, Diskriminierung und Schikane setzte er Disziplin, Kommunikationsfähigkeit und Intelligenz. Doch nur der günstige historische Moment konnte die Not in eine Tugend verwandeln. Die politische Ordnung des alten Europa brach durch die revolutionären Ereignisse zusammen, mit*Napoleon*öffneten sich neue Perspektiven.
Dem Fall der Ghettomauern folgte zwar nicht unmittelbar die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Juden, aber die fünf Rothschild-Söhne - Anselm, Salomon, Nathan, Carl und James -, die 1810 Teilhaber des väterlichen Bankunternehmens wurden, nutzten die Chancen der im Umbruch begriffenen europäischen Wirtschaft. Durch die napoleonischen Kriege und ihre Folgen boten sich Erwerbsmöglichkeiten großen Stils. Aus Wechselgeschäften und Heereslieferungen wurden gigantische Staatsanleihen. Die Rothschilds bauten Eisenbahnen, erschlossen neue Verkehrswege und kauften später sogar den Sueskanal.
Was unterschied sie nun von anderen mit und nach Napoleon reich gewordenen Bankiersfamilien? In der Schilderung Elons erscheinen die Rothschilds nicht in erster Linie als private Kriegsgewinnler, sondern vor allem als Mäzene, Stifter und Förderer von Siedlungsprojekten in*Palästina. Zum Nachlaß Meyer Amschels gehörten - wie sein Biograph nachdrücklich betont - nicht nur Bankhäuser und Wertpapiere, sondern auch die Weitergabe der jüdisch-religiösen Tradition "Reichtum verpflichtet". Schon in der Frankfurter Judengasse war dank der Fürsorge des "ersten" Rothschilds "eine Art Wohlfahrtsstaat im kleinen" entstanden mit kostenloser medizinischer Versorgung für die Mittellosen und einer Armenkasse für bedürftige Witwen und Waisen.
Das Ethos der Rothschilds manifestierte sich in der Devise des Familienwappens: Concordia - Integritas - Industria. Dieses in seiner Verbindung von Tradition, Moderne und jüdischer Herkunft ostentativ demonstrierte Selbstverständnis grenzte die Rothschilds sowohl von den christlichen Adelsfamilien als auch vom jüdischen Großbürgertum ab. Der Familienzusammenhalt - zu dem Meyer Amschel seine Söhne auf dem Sterbelager verpflichtet hatte - entsprach der jüdischen Tradition und war zugleich Wirtschaftsprogramm. Die Rothschilds teilten nicht die weitverbreitete Meinung, daß die Emanzipation der Juden nur durch die Emanzipation vom Judentum möglich sei, indem man sich für das "Entree-Billet" der Taufe entschied. Mit der gleichen Standhaftigkeit, mit der sich Meyer Amschel gegen das diskriminierende Reglement der Frankfurter "Judenstättigkeit" wehrte, lehnte sein Enkel Lionel es ab, im englischen Parlament den Eid In the true Faith of a Christian zu leisten. Und als in der "Damaskus-Affäre" (1840) eine ganze orientalischjüdische Gemeinde unter dem Ritualmordvorwurf zu leiden hatte, stellten sich die Rothschilds in Europa an die Spitze der Solidaritätsaktionen
Amos Elon ist es gelungen, den Rothschild-Mythos als ein gesellschaftliches Phänomen zu erläutern. Ohne dieses Verdienst schmälern zu wollen, muß auf einen Mangel hingewiesen werden: In der Darstellung hätte man sich eine eingehendere Untersuchung über die generelle Bedeutung der jüdischen Ethik im Wirtschaftsleben gewünscht, namentlich eine Auseinandersetzung mit Webers und Sombarts vulgären Thesen vom "jüdischen Paria-Kapitalismus". Dankbar nimmt der Leser dafür die Schlußanekdote auf, die an die Witwe Gutle Rothschild erinnert, die bis zu ihrem Tod im Alter von 96 Jahren in der alten Frankfurter Judengasse blieb. Sie soll im Jahre 1847, zwei Jahre vor ihrem Tod, ihre Nachbarn mit den Worten getröstet haben: "Sorgen Sie sich nicht! Es wird keinen Krieg geben. Meine Söhne werden kein Geld dafür geben."
Amos Elon: Der erste Rothschild
Biographie eines Frankfurter Juden; Deutsch von Matthias Fienbork;Rowohlt Verlag,*Reinbek*1998; 255 S., 42,- DM
(Quellen zu Bilder - Pyramide: ronaldwederfoort.wordpress.com / Rothschild als Mr. Burns & Rothschildfamillie: propagandafront.de)
Welche Fakten und nachvollziehbaren Tatsachen können über die Rothschilds gesagt werden?
Was ist reine Propaganda?
VTs sowie AntiVTs sind ebenso erwünscht.
(Zitiert von : ZEIT ONLINE | Nachrichten, Hintergrunde und Debatten)
"Wäre es nicht der größte Segen für die Welt, wenn alle Könige abgesetzt und Rothschilds die Throne besteigen würden?" So umschrieb Ludwig Börne im Jahre 1832 mit der ihm eigenen Ironie den Status seiner ehemaligen Nachbarn aus der Frankfurter Judengasse, die von kleinen Münzhändlern zu den einflußreichsten europäischen Finanzmagnaten aufgestiegen waren. Bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hatten die Söhne von Meyer Amschel Rothschild, ausgehend von ihrem Frankfurter Familienunternehmen, nicht nur Bankhäuser in den europäischen Metropolen*Wien,*London,*Paris*undNeapel*- später auch in Übersee - gegründet, sondern ebenso ihre dynastische Einbindung in die sich entwickelnden modernen Nationalstaaten erreicht.
Mit dem Namen Rothschild verband sich fortan der Mythos von einer die Gesellschaft beherrschenden und die Weltordnung umstürzenden Macht des Geldes. Die bösartigsten Formen der antisemitischen Karikatur vom "typisch jüdischen" Bankier, der den Erdball besitzgierig umkrallt, finden sich in pamphletischen Illustrationen der berüchtigten "Protokolle der Weisen von Zion" und in Goebbels Rothschild-Film (1940). Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mußten auch die Rothschild-Nachkommen in ganzEuropa*vor den Nationalsozialisten fliehen, Besitz und Kunstsammlungen wurden an vielen Orten "arisiert". Manche Legende hat sich um die Erfolgsgeschichte der Rothschilds gerankt, so daß es nicht immer leichtfällt, Fakten und Fiktion zu trennen. Daher ist es erfreulich, daß nach Georg Heubergers Frankfurter Ausstellung anläßlich des 250. Geburtstages von Meyer Amschel Rothschild (1994) jetzt auch Amos Elons materialreiche Biographie über den "ersten Rothschild" in deutscher Fassung vorliegt. Dem Autor kommt zweifellos seine journalistische Erfahrung (er war jahrzehntelang für die israelische Zeitung Haaretz tätig) zugute. Ihm ist ein bemerkenswertes Porträt gelungen, das die Lebensgeschichte des berühmten Frankfurter Ghettobewohners präzise und einfühlsam zugleich nachzeichnet.
Die Anfänge der jüdischen Familiensaga erscheinen eher unspektakulär. Meyer Amschel Rothschild (1744 bis 1812) war eigentlich von seinem Vater, einem frommen Kleinwarenhändler, für das Amt eines Rabbiners bestimmt. Er begann eine entsprechende Ausbildung, doch die Eltern starben früh, und der Student, der nur ein paar hundert Gulden geerbt hatte, mußte sich selbst um sein berufliches Auskommen kümmern. Aus dem angehenden jüdischen Gelehrten wurde ein Münzhändler und Bankier, der als Hoffaktor nicht nur finanziellen Einfluß erlangte.
Elon widerlegt allerdings die Legende von der engen Beziehung zwischen dem hessischen Landgrafen Wilhelm I. und Meyer Amschel Rothschild. Das harmonische Bild vom gemeinsamen Schachspiel des Landesfürsten mit dem aufstrebenden Ghettojuden hat mit der Realität nichts zu tun. Der Aufstieg Rothschilds war mühevoll. Gegen Mißtrauen, Diskriminierung und Schikane setzte er Disziplin, Kommunikationsfähigkeit und Intelligenz. Doch nur der günstige historische Moment konnte die Not in eine Tugend verwandeln. Die politische Ordnung des alten Europa brach durch die revolutionären Ereignisse zusammen, mit*Napoleon*öffneten sich neue Perspektiven.
Dem Fall der Ghettomauern folgte zwar nicht unmittelbar die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Juden, aber die fünf Rothschild-Söhne - Anselm, Salomon, Nathan, Carl und James -, die 1810 Teilhaber des väterlichen Bankunternehmens wurden, nutzten die Chancen der im Umbruch begriffenen europäischen Wirtschaft. Durch die napoleonischen Kriege und ihre Folgen boten sich Erwerbsmöglichkeiten großen Stils. Aus Wechselgeschäften und Heereslieferungen wurden gigantische Staatsanleihen. Die Rothschilds bauten Eisenbahnen, erschlossen neue Verkehrswege und kauften später sogar den Sueskanal.
Was unterschied sie nun von anderen mit und nach Napoleon reich gewordenen Bankiersfamilien? In der Schilderung Elons erscheinen die Rothschilds nicht in erster Linie als private Kriegsgewinnler, sondern vor allem als Mäzene, Stifter und Förderer von Siedlungsprojekten in*Palästina. Zum Nachlaß Meyer Amschels gehörten - wie sein Biograph nachdrücklich betont - nicht nur Bankhäuser und Wertpapiere, sondern auch die Weitergabe der jüdisch-religiösen Tradition "Reichtum verpflichtet". Schon in der Frankfurter Judengasse war dank der Fürsorge des "ersten" Rothschilds "eine Art Wohlfahrtsstaat im kleinen" entstanden mit kostenloser medizinischer Versorgung für die Mittellosen und einer Armenkasse für bedürftige Witwen und Waisen.
Das Ethos der Rothschilds manifestierte sich in der Devise des Familienwappens: Concordia - Integritas - Industria. Dieses in seiner Verbindung von Tradition, Moderne und jüdischer Herkunft ostentativ demonstrierte Selbstverständnis grenzte die Rothschilds sowohl von den christlichen Adelsfamilien als auch vom jüdischen Großbürgertum ab. Der Familienzusammenhalt - zu dem Meyer Amschel seine Söhne auf dem Sterbelager verpflichtet hatte - entsprach der jüdischen Tradition und war zugleich Wirtschaftsprogramm. Die Rothschilds teilten nicht die weitverbreitete Meinung, daß die Emanzipation der Juden nur durch die Emanzipation vom Judentum möglich sei, indem man sich für das "Entree-Billet" der Taufe entschied. Mit der gleichen Standhaftigkeit, mit der sich Meyer Amschel gegen das diskriminierende Reglement der Frankfurter "Judenstättigkeit" wehrte, lehnte sein Enkel Lionel es ab, im englischen Parlament den Eid In the true Faith of a Christian zu leisten. Und als in der "Damaskus-Affäre" (1840) eine ganze orientalischjüdische Gemeinde unter dem Ritualmordvorwurf zu leiden hatte, stellten sich die Rothschilds in Europa an die Spitze der Solidaritätsaktionen
Amos Elon ist es gelungen, den Rothschild-Mythos als ein gesellschaftliches Phänomen zu erläutern. Ohne dieses Verdienst schmälern zu wollen, muß auf einen Mangel hingewiesen werden: In der Darstellung hätte man sich eine eingehendere Untersuchung über die generelle Bedeutung der jüdischen Ethik im Wirtschaftsleben gewünscht, namentlich eine Auseinandersetzung mit Webers und Sombarts vulgären Thesen vom "jüdischen Paria-Kapitalismus". Dankbar nimmt der Leser dafür die Schlußanekdote auf, die an die Witwe Gutle Rothschild erinnert, die bis zu ihrem Tod im Alter von 96 Jahren in der alten Frankfurter Judengasse blieb. Sie soll im Jahre 1847, zwei Jahre vor ihrem Tod, ihre Nachbarn mit den Worten getröstet haben: "Sorgen Sie sich nicht! Es wird keinen Krieg geben. Meine Söhne werden kein Geld dafür geben."
Amos Elon: Der erste Rothschild
Biographie eines Frankfurter Juden; Deutsch von Matthias Fienbork;Rowohlt Verlag,*Reinbek*1998; 255 S., 42,- DM
(Quellen zu Bilder - Pyramide: ronaldwederfoort.wordpress.com / Rothschild als Mr. Burns & Rothschildfamillie: propagandafront.de)