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DNA Tests für alle?

Gits

Geselle
19. September 2004
7
Also ich kann mir einfach nicht erklären (und ich habe sogar schon Jursiten gefragt), warum es einen Unterschied machen soll, ob einem ein Fingerabdruck genommen oder Fotos geschossen werden, aber ein "genetischer Fingerabdruck" darf in den meisten Fällen überhaupt nicht genommen werden und selbst wenn nur durch Richterbeschluss.

Der Fall Moshammer hat es ja jetzt wieder gezeigt.

Wie seht ihr das?



Moshammer-Mord heizt Debatte um DNA-Tests an
Politiker von CDU, CSU und SPD fordern eine breitere Nutzung von Gendaten bei der Verbrechensaufklärung

Probenbehälter für Speichel in einem DNA-Labor

Berlin - Nach dem schnellen Ermittlungserfolg im Mordfall Moshammer werden Forderungen nach einer Ausweitung von DNA-Analysen zur Verbrechensbekämpfung lauter. Neben Unionspolitikern wie CSU-Chef Edmund Stoiber und dem stellvertretenden Unionsfraktionsvorsitzenden Wolfgang Bosbach (CDU) forderten am Montag auch führende SPD-Vertreter wie Partei- und Fraktionschef Franz Müntefering und SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz, die Speicherung von Gendaten zum Standard der erkennungsdienstlichen Behandlung zu machen. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Hartmut Koschyk (CSU), sagte der WELT: "Wir machen uns bei der Strafverfolgung künstlich blind."


Grüne und FDP lehnten hingegen eine Erfassung von Gendaten im Zuge von üblichen erkennungsdienstlichen Maßnahmen mit Hinweis auf die Bürgerrechte scharf ab. Auch der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, warnte vor einem "tiefen Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht". Aus der Bundesregierung gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Thema. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) werde abwarten, was die Prüfung der Länder ergebe, sagte eine Sprecherin. Die Justizminister von Bund und Länder wollen sich auf ihrer Frühjahrskonferenz mit dem Thema beschäftigen. Klaus Jansen, Vorsitzender der Bundes deutscher Kriminalbeamter, forderte im Gespräch mit der WELT: "Wenn sich SPD und Grüne in dieser Frage nicht einigten, müßte der Kanzler mal sagen, wo es lang geht."


Der mutmaßliche Mörder des Modemachers Rudolph Moshammer war am Wochenende innerhalb von drei Tagen mit Hilfe von Genspuren überführt worden. DNA-Tests sind bisher nur möglich, wenn ein Richter der Entnahme und Analyse zustimmt. Die Proben dürfen nur dann beim Bundeskriminalamt gespeichert werden, wenn von einer schweren Straftat und Wiederholungsgefahr auszugehen ist. Da dies 1994 bei Marc Hoffmann verneint wurde, war zum Beispiel der spätere mutmaßliche Mörder der Kinder Levke und Felix nicht in der Datenbank speichert. A.G.

http://www.welt.de/data/2005/01/18/389883.html
 

Shiraffa

Geheimer Meister
16. September 2002
372
Der "Fall" Moshammer hat nur gezeigt, daß die bisherige Praxis, mit DNS-Spuren umzugehen, mehr als ausreichend ist. Eine Verschärfung ist IMO nicht notwendig. Weiterhin wäre der Täter früher oder später auch ohne genetischem Fingerabdruck gefasst worden, da es ein recht genaues Fantombild und auch genaue Zeugenaussagen gab.

Eine große Datenbank erhöht nur das Risiko möglicher Fehler. Weiterhin wird der normale Bürger immer durchsichtiger.

Interessant dazu:

"Fingerabdruck des 21. Jahrhunderts"

Sein Chef Edmund Stoiber drängt derweil darauf, dass die Bundesregierung "ihre Blockadehaltung" gegen eine Bundesratsinitiative für mehr DNS-Tests endlich aufgebe. Stoiber wörtlich: "Die DNA-Analyse muss zum Fingerabdruck des 21. Jahrhunderts werden."

Da rennt er zumindest in Teilen der SPD offene Scheunentore ein. Schily und Co. denken längst in viel weiteren Rastern. Dass der schnelle Fahndungserfolg im Fall Moshammer jetzt allen Gentest-Befürwortern als Argument für die DNS-Tests dient, ist zwar Blödsinn, aber es ist publikumswirksam. Dass sich per DNS-Analyse eine Täterschaft einwandfrei nachweisen lässt, wenn man über a) den Täter und b) ein DNS-Sample verfügt, weiß man doch spätestens seit der hitzigen Diskussion um Vaterschaftstests.

Nur wenige Tage, nachdem nun der nur vom Vater initiierte DNS-Test verboten wurde, fordern Vertreter von Vater Staat die DNS-Identifizierung von Ladendieben: Vielleicht sollten zweifelnde Papas künftig ihren angeblichen Nachwuchs zum Kaugummiklauen animieren, wenn sie eine Genanalyse wünschen?

Der Zugriff auf die Daten des Bürgers liegt im Trend.

Das Briefgeheimnis bröckelt, seit die Zugriffsrechte des Staates auf elektronische Kommunikation ausgeweitet, die Telekommunikationsdienstleister gar zur Speicherung von Daten über das Kommunikationsverhalten ihrer eigenen Kunden zwangsverpflichtet wurden. Fast unbemerkt fällt Anfang April auch das Bankgeheimnis. Darauf, kleinere Nebenverdienste in der Steuererklärung vergessen zu können, braucht künftig niemand mehr zu hoffen: Die Banken melden Kontostände auf Anfrage an die Ämter. Wann immer und sooft diese das wünschen.

Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,337285,00.html

Ach, zur Problematik des genetischen Fingerabdrucks (welch verharmlosendes Wort!): Aus einem normalen Fingerabdruck oder einem Foto kann man längst nicht so viele Informationen gewinnen, wie aus einem genetischem Fingerabdruck.
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104

Hammerhand

Geheimer Meister
9. März 2003
232
Stellt euch mal die Paradeversion unseres Innenministers vor! Von jedem Bürger wird ein "genestischer Fingerabdruck" gespeichert und kann bei Bedarf aufgerufen werden. Ich persönlich habe ja nichts zu verbergen, und deswegen ist es mir reichlich egal. Doch welche Unsummenan Geld das wieder verschlingen würde, und dass es fast an "1984" heran kommen würde gibt mir an Normalstudent doch zu denken.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
du wirst dich auch als unschuldiger nicht vor verdächtigungen schützen können.



so, jetzt aber zu dem, woran ich die letzte stunde gesessen bin:

:read:


hmm, wir haben das ja schon in mehreren threads schon angesprochen...

hauptsächlich in diesem hier:
DNS Analyse unfehlbar ?

und in diesem:
Vaterschaftstest in einer bestehenden Beziehung

ich stell mal relevante links aus diesen threads zusammen.

Der genetische Fingerabdruck
"Mordfall nach 15 Jahren gelöst". Solche oder so ähnliche Schlagzeilen sind nichts Außergewöhnliches mehr. Aber wie geht es, dass ein Fall nach so langer Zeit doch noch gelöst
wird? Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Wissenschaft, die immer neue Methoden und Techniken entwickelte, um Spuren und Beweise auszuwerten oder überhaupt erst zu finden. Eine
dieser neuen Methoden, die die Gerichtsmedizin evolutionierte, ist der genetische Fingerabdruck. Dieser Bericht soll einen Einblick in das Verfahren des genetischen Fingerabdrucks geben, wozu jedoch erst der Aufbau der DNS angesprochen werden muss.




Perfektes Fahndungsinstrument
Die Polizei begrüßt den Vorstoß zur Ausweitung des genetischen Fingerabdrucks als Routinemaßnahme - Grüne, FDP und Datenschützer fürchten um die Bürgerrechte



Dammbruch für Gentests
Nach der raschen Verhaftung im Mordfall Rudolph Moshammer wird der Ruf nach einer Ausweitung von DNA-Tests lauter.



Pro: Wirksames Mittel
Die DNA-Analyse ist ein besonders wirksames und effizientes Mittel der modernen Verbrechensbekämpfung geworden, wie nicht erst der Fall Moshammer gezeigt hat.


Kontra: Schwerer Eingriff
DNA-Analysen mit Fingerabdrücken gleichzusetzen hieße, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Das wäre ein zu schwerer Eingriff in das Recht der informationellen Selbstbestimmung.



Mordverdächtiger saß zur Tatzeit in Haft
Jahre nach dem Mord an einer Frau glauben Ermittler endlich den Täter gefunden zu haben - mittels DNS-Analyse wurde Andreas S. überführt. Die Fehlertoleranz dieser Untersuchung liegt bei winzigen 1:2.500.000.000. Doch für die Tatzeit hat S. ein bombensicheres Alibi: Er saß im Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Anstalt.


Einprägsam, aber falsch:
Das Bild vom »genetischen Fingerabdruck«

Über eine kriminaltechnische Methode und ihre Grenzen
Mitte März 2001, nachdem ein Sexualtäter ein 12-jähriges Mädchen getötet hatte, machten die CDU-Innenminister Werthebach (Berlin) und Schönbohm (Brandenburg) einen Stimmungstest: Sie forderten, Gen-Daten aller in der Bundesrepublik lebenden Männer zwangsweise zu erfassen und vorbeugend beim Bundeskriminalamt zu speichern.


Perfektes Fahndungsinstrument
Die Polizei begrüßt den Vorstoß zur Ausweitung des genetischen Fingerabdrucks als Routinemaßnahme - Grüne, FDP und Datenschützer fürchten um die Bürgerrechte


Grüne gegen Gen-Analysen von Schwarzfahrern und Ladendieben
SPD-Politiker für Ausweitung erkennungsdienstlicher Maßnahmen - Heftige Diskussion nach schneller Aufklärung des Moshammer-Mordes


Erweiterte Gen-Datenbank gefordert
Die Wahrscheinlichkeit, daß zwei Menschen den gleichen genetischen Fingerabdruck aufweisen, wird auf 1 zu 30 Milliarden geschätzt.


Der »genetische Fingerabdruck«:
DNA-Spuren entlarven den Täter

Auch bei den Ermittlungen zum Mord an der schwedischen Außenministerin Anna Lindh spielt der »genetische Fingerabdruck« eine wichtige Rolle. Was hat es mit dieser Methode der Personenidentifizierung, die zunehmend auch außerhalb der Gerichtsmedizin Verbreitung gefunden hat, auf sich?


Der genetische Fingerabdruck -- dem Verbrechen auf der Spur
"Gen-Tests ausgeweitet", "DNA-Gutachten überführt Dieb", "Forderung nach genetischem Fingerabdruck von jedem Bürger", "Polizei sammelt erneut Speichelproben", "Gentests für Strafverdächtige". Dies sind nur wenige Schlagzeilen, die besonders in den letzten Monaten durch die Medien gingen und für Aufsehen sorgten.
All diese Begriffe lassen sich auf eine neue Identifizierungstechnik - die DNA-Typisierung, besser bekannt unter dem genetischen Fingerabdruck - zurückführen.





da ich nicht immer lust habe, alles doppelt und dreifach zu schreiben, zitier ich mich mal selbst:

antimagnet schrieb:
also, mal zur allgemeinen verblüffung:

betrachten wir das ganze mal unter folgendem blickwinkel:

es gibt ca. 40 mio männer in deutschland, davon 20 mio in zeugungsfähigem alter.

eine sicherheit von 99% würde bedeuten, dass in diesem pool 200.000 übereinstimmungen gefunden werden. damit ist der gefundene vater mit einer wahrscheinlichkeit von 1/200.000 der wahre vater. macht 0,0005% wahrscheinlichkeit, dass ein positiver vaterschaftstest, der zu 99% sicher ist, auch tatsächlich bedeutet, dass man der vater ist.

99% - 200.000 väter - 0,0005%
99,9% - 20.000 väter - 0,005%
99,99% - 2.000 väter - 0,05%
99,999% - 200 väter - 0,5%
99,9999% - 20 väter - 5,0%





ok, ich gebe zu, ich habe geschummelt. dies wäre der fall, würde man in einer 20 mio männern großen gendatei blind nach dem vater fischen (seht ihr das problem, wenn man sich nur auf eine möglichst große gen-datei verlassen will, um verbrecher zu überführen?).


antimagnet schrieb:
ich glaube, ich habe ein problem mit unserem vorsitzenden des bundes deutscher kriminalbeamter.

es geht - natürlich - um das perfekte fahndungsinstrument.

auch besprochen im thread über vaterschafts-tests.

ok, was ich davon halte, will ich nicht weiter ausführen, das dürfte wohl bekannt sein... :wink: (wenn nicht, einfach die hand heben)

aber ich bin grad über das hier gestolpert und bin entsetzt:

Auch Klaus Jansen, Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter, weist die Mißbrauchsgefahr zurück.

Der Experte: "Wenn wir den Bestand einer Datenbank ausweiten, wird die Trefferquote automatisch höher."

:O_O:

was ein ...

natürlich grade nicht. die fehlerquote wird höher.

außer man versteht unter trefferquote etwas anderes als den schuldigen zu finden.

In der bundesweiten Gendatenbank gibt es rund 1800 anonyme Spuren von Tötungsdelikten und etwa 2200 von Sexualstraftaten. "Rund 4000 Verbrechen sind nicht aufgeklärt, und wer die Trefferquote nicht erhöhen will, schlägt sich gewissermaßen auf die Seite der Täter".

anscheindend doch etwas anderes. er will gar nicht den schuldigen finden. er will jemanden verurteilen. unter all denjenigen, die mal schräg aufgefallen sind - womit ich nicht die sexualstraftäter meine, die sind nicht schräg - will er sich einen schnappen. he, bist ja schon mal aufgefallen, und jetzt hier gen-analyse mit 99,999 oder mehr prozent - du warst das. peng, treffer. ins blinde geschossen und dann ne zielscheibe drumrumgemalt, wie der texanische scharfschütze.

unter diesem aspekt ist sein vorwurf, man schlage sich auf die seite der täter widerlich.


Jansen rechnet bei einer Ausweitung der DNA-Analyse mit einem erhöhten Abschreckungseffekt.

und das ist lächerlich.

wie hatte das volker pispers ausgedrückt?

triebtäter!

mensch leute, hört mal genau hin: trieb - täter.

trieb. dat kann mannich abschrecken.

trieb, das ist sozusagen die definition von unabschreckbar...

na jut, es geht nicht nur um triebtäter. es geht hier auch um so stricher, die den mosi umgebracht haben. der jetzt z.b. war zu doof, um abschreckbar zu sein. hat bei nem massen-gentest mitgemacht und bringt einen um. wie soll man sowas abschrecken?

das war jetzt nicht alles pispers, übrigens...




grüße,
antimagnet :wink:
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Auch wenn ich's heute nicht mehr lesen werde:

Thumbs up! für diese Zusammenstellung. :)
 

InsularMind

Geheimer Sekretär
9. Dezember 2003
644
Ich hätte nix dagegen, mein Sample abzugeben, solange damit hinterher nix Dummes angestellt wird ( illegale Verwendung für andere Zwecke unabhängig vom Thema , Infoquelle für Versicherungsunternehmen ect.)

Ob das nun mehr Sinn macht ne Gendatenbank von all denen anzulegen, die schon mal in der Hinsicht straffällig wurden oder neigungstechnisch auffällig, da bin ich mir nicht so sicher.
Ganz dumm kann der Gedanke nicht sein, wenn man bei ner Identifikation nicht nur rein nach dem DNA - "Abdruck" abgleicht, sondern investigatorisch / weiter umständeprüfend kriminaltechnisch vernünftig vorgeht.

Sicher ist nur, dass die eh schon Rausgepickten sich durch Verhätscheln, Therapieren und Resozialisieren auch nicht "abschrecken" oder "umdrehen" lassen.
Die noch unbehelligt rumlatschen sowieso nicht, die wissen ja, sehr viel Schlimmes passiert ihnen sowieso nicht.
Ab und zu ein Warnschuss erschreckt die schon eher.
Schön ist nur wenn die Gutachter das hinterher gern glauben möchten.

Hat man dann ein DNA -Sample, findet man sie unter Umständen eben eher wieder.
Aber für restlos alle Einwohner halte ich es nicht nötiger als dass die Fingerabdrücke von Jedem gespeichert würden.
 

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