Gedanken zum Buche Hiob

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Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Altarabische Religionen und Gottheiten

Im Buch "Die Jüdin von Toledo" von Lion Feuchtwanger denkt sich Don Alfonso, dass "die Juden [...] nun einmal Geschöpfe [waren], auf die es mit Bewilligung Gottes der Teufel besonders abgesehen hatte." Mir ist bis heute noch nie der Gedanken gekommen, dass das Buch Hiob nicht lediglich eine Geschichte ist, welche Menschen angesichts von Katastrophen Trost spenden soll und sie ermutigen soll, durchzuhalten und mit dem Leben weiterzumachen, sondern dass das Buch Hiob darüber hinaus eine Facette des jüdischen Nationalverständnisses abbilden könnte. Das Einzelschicksal Hiob's stünde dann als Symbol für die jüdische Nation, die den größten Teil ihrer Geschichte in irgendeiner Form leiden mußte, dennoch durchgehalten hat und die am Ende ihrer Leidenszeit spirituelle und materielle Fülle erleben darf. Das ist ein die jüdische Bibel durchziehendes Thema.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Altarabische Religionen und Gottheiten

Und wieder diese uralte (Miß) Verständnis: der Teufel ist eine reale. handelnde Person, und Gott greift in das Geschehen hier ein (oder läßt eingreifen.)
Daß die Juden viel zu leiden hatte, ist richtig, aber es so zu erklären, ist schon seltsam. Daß sie als einziges monotheistisches Volk oft Ziel von Angriffen waren, ist klar und Grund genug, rundherum ging es ja noch anders zu, als sie sich dann gegen Rom erhoben, waren sie selbst der Grund.
Wenn jemand (Hiob oder sonst wer) von sehr viel Leid getroffen wird, macht es Sinn, mal zu überlegen, ob das normale Zufälle oder selbst verschuldete Probleme sind. Immer einen Schuldigen(gar Gott) zu suchen , lenkt von simplen Tatsachen ab: einmal gehören Verluste sowieso zum Leben, aber oft löst man sie auch selbst aus.
Da mehr darin zu suchen, zeigt den Wunsch, es nicht gewesen zu sein..(man war es ja auch nicht immer. Manches passiert einfach.)
 
Zuletzt bearbeitet:

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Altarabische Religionen und Gottheiten

Und wieder diese uralte (Miß) Verständnis: der Teufel ist eine reale. handelnde Person, und Gott greift in das Geschehen hier ein (oder läßt eingreifen.)
Ich fürchte, Du mißverstehst. Das macht den Rest Deines Kommentares nicht unwahr.

@Popocatepetl:
Ja, aber vergiß nicht, dass Kyle am Ende der Episode einsieht, dass Gott da oben ist, weil Cartman seinen Vergnügungspark verdienterweise wieder verliert.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Gedanken zum Buche Hiob

Naja, ich bemerke, dass die Hiob-Geschichte Teil des Selbstverständnisses einer ganzen Nation sein könnte und nicht nur für Individuen in ungerechter Not gedacht sein könnte und zurück kommt, dass der Teufel keine Person ist.

Abgesehen davon, dass der Teufel (der Satan) nicht als Person angesehen wird, sondern als einen Aspekt der Realität, mit dem alle Menschen zu kämpfen haben - sowas wie der innere Schweinehund und äußere Widerstände -, haben diejenigen die die Bibel zusammengestellt haben, Leiden für so zentral und unausweichlich gehalten haben, dass sie den Hiob in den Kanon aufgenommen haben. Der Hiob könnte symbolisch für jeden Juden jemals stehen, der aufgrund seines Judentums Ungerechtigkeit erfahren hat.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Gedanken zum Buche Hiob

Abgesehen davon, dass der Teufel (der Satan) nicht als Person angesehen wird, sondern als einen Aspekt der Realität, mit dem alle Menschen zu kämpfen haben - sowas wie der innere Schweinehund und äußere Widerstände -,
Mit einem Aspekt kann man nicht wetten - mal gar nicht davon zu reden, woher der unbekannte Schreiber das wissen will.
Der Text sieht den Teufel eindeutig als Person an - ich würde auch eher sagen, er ist eine Symbolfigur, steht für Kräfte im Menschen, die seinem Geist Widerstand bieten. Nur kann ich nicht mit einem Symbol überlegen ob jemand bei bestimmten Ereignissen seine Glauben verliert.
Da hat jemand eine mögliche Erklärung für die alte Geschichte von Hiob geliefert - die bei näherem Betrachten keinen Sinn ergibt. Ijob – Wikipedia
-Zumal da nicht nur ein Schreiber beteiligt war.
Inwiefern das in das Selbstverständnis jüdischer Menschen eingegangen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Gedanken zum Buche Hiob

Entzieht sich leider auch meiner Kenntnis. Wenn ich mal einem Juden begegne, dann frage ich nach.

Der Hiob ist ein Stück Literatur, nur so lässt sich erklären, dass Gott mit dem Satan wetten kann. Die Anthropomorphismen in der Bibel sind nicht wörtlich zu nehmen, sie dienen als Verständnisbrücke um dem menschlichem Geist schwer fassbare Realitäten zu vermitteln. Gerade weil diese Realitäten buchstäblich schwer fassbar sind, ist auch die Auslegung nicht leicht und obendrein mannigfaltig je nach dem Blickwinkel mit dem die Auslegung begonnen wird. Neben den voneinander abweichenden Auslegungen der Juden und der Christen, lässt sich der Hiob z.B. auch psychoanalytisch interpretieren oder sonstwie literaturtheoretisch ohne Beachtung der religiösen Bedeutung.
 

Revelation

Großmeister
28. Juni 2016
83
AW: Gedanken zum Buche Hiob

Meiner Meinung nach ist Hiob ein ganz armer Mann... Keine der beiden "Mächte" ist da besser... weil beides doch böse ist?
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Gedanken zum Buche Hiob

Ich finde auch, dass Hiob ein ganz armer Mann ist. Ja, es ist ein schrecklicher Gedanke, dass Gott jemanden in tiefste Not bringen könnte, nur um zu beweisen, dass dieser jemand ein ganz besonders Frommer ist, der seinen Glauben an Gott auch in schlechten Zeiten behält. Die Geschichte sagt auch, dass Hiob (und jeder andere Mensch auch) nicht wirklich wissen kann, warum ihm soviel Leid geschieht. Weder der Satan noch Gott klären Hiob über die Wette auf. Gott erklärt Hiob nur, dass Er seine gesamte Schöpfung mit Sinn und Bedacht zusammenfügt und dass Hiob Seinen Sinn und Bedacht nicht nachvollziehen kann.

Das Problem der Darstellung Gottes ist halt nunmal, dass der Mensch nicht einmal in der Lage ist, eindeutig wissen zu können, ob Gott überhaupt existiert oder nicht. Also kann man Gott alle möglichen Attribute andichten. Man kann einerseits davon ausgehen, dass Gott seine Schöpfung in allen Details liebt und sich um und für seine Schöpfung sorgt. Dann kommt man unweigerlich zur Frage, wie es zu einem Holocaust kommen kann oder warum Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben hat, seinen Mitmenschen psychische und physische Gewalt anzutun.

Oder man geht davon aus, dass Gott seine Schöpfung sowieso hasst, und seinen Geschöpfen das Leben aus Lust an Grausamkeit schwer macht. Dann ist es nicht schwer, einzusehen, warum Menschen Gewalt ausüben können und man hat damit sogar eine Legitimation für Gewalt, denn man handelt doch nur im Sinne des Schöpfers. Allerdings widerspricht eine solche Sicht dann doch dem moralischen Gewissen.

Oder man geht davon aus, dass Gott beide Seiten in diese Welt eingebaut hat und dem Menschen die Wahl obliegt ob und wann er friedlich agiert und wann mit Gewalt.

Oder man wirft den Gedanken, dass es einen Schöpfer-Gott gibt, komplett über Bord und widmet sich sämtlichen Fragen, die das Leben so aufwirft, ohne Rückgriff auf einen göttlichen Willen.
 

Revelation

Großmeister
28. Juni 2016
83
AW: Gedanken zum Buche Hiob

@Telepathetic

Gut erklärt... Theorie meinerseits dazu...

Wenn Gott allwissend ist, dann erübrigt sich diese Geschichte von selbst... da es unnötig ist... den armen Hiob zu quälen...
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Altarabische Religionen und Gottheiten

Wenn ich mal wieder in der Scheiße lande(falls die nicht selbst gemacht ist), frag' ich mich mittlerweile:
Was soll ich daraus lernen?
Ist besser als lamentieren!
 

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