- Moderation
- #1
- 18. November 2007
- 21.819
Möglicherweise eignet sich das Thema für eine kleine Serie, es wird wohl leider noch viele Beispiele geben. Die USA setzen in ihren Kriegen Söldner ein, ihre Gefängnisse sind ohnehin privatisiert und Kopfgeldjäger haben mehr Rechte als die Polizei. Die Bundesrepublik lagert den unpopulären Kampf gg. Diesel-PKW im besonderen und demnächst gg. PKW im allgemeinen an staatlich privilegierte Vereine aus. Die Zensur der öffentlichen Meinung wird in die Hände der Medienkonzerne gelegt. Facebook, Twitter et al. löschen und sperren nach politischer Gesäßbackengeographie und wer die falsche Meinung vertritt, wird mundtot gemacht. Alles geht ganz rechtsstaatlich zu, einen Zensor gibt es nicht, nur viele fleißige (und gut bezahlte) Denunzianten und eine Schar von Mitläufern, wie jeder Mob welche findet. Amazon ruiniert erst den Präsenzbuchhandel und nimmt anschließend Bücher aus dem Programm. Nicht Mein Kampf und nicht die Marx-Engels-Gesamtausgabe natürlich, sondern aktuelle.
Der Spiegel berichtet nun über einen der neuesten Streiche:
http://www.spiegel.de/kultur/gesell...bannen-michael-jackson-episode-a-1256915.html
(Beginnen wir mit dem grauenhaften Deutsch. Macher. Überall Macher. Liedermacher, Simpsonsmacher, Schuhmacher... Ich wage die Behauptung, daß Schuhmacher die einzig legitimen Macher sind, aber wenn es unbedingt sein muß, kann es meinetwegen auch Liedermacher geben. Nur was man sich nicht ohne Bindestrich zu schreiben traut, hat in der deutschen Sprache nichts verloren. Und sie verbannen die Folge nicht. Ein Bann ist eine Beschränkung der Bewegungsfreiheit, zum Beispiel die Verbannung aus einem Land, der Kirchenbann, der die Teilnahme am Gottesdienst verbietet, oder die Bannung eines Geistes an einen Ort. Alles ebenso hastig wie holperig aus dem Englischen übersetzt, von Menschen, die kein Deutsch können, aber einen Beruf ausüben, dessen Handwerkszeug das gute Deutsch ist. Wie Tischler, die die Säge am Blatt fassen.)
Die weitere Verbreitung eines, nun ja, Kunstwerkes soll unterbunden werden. Es ist Zensur, plain and simple, und verstehe bei Gott nicht, wie man das als Stellungnahme verniedlichen kann, aber es ist alles ganz privat und vom Urheberrecht gedeckt. Wer darauf vertraut hat, seine geliebte Simpsons-Gesamtausgabe für ewig und alle Zeit im Netz, in der Cloud oder auf der Webseite der Produktionsfirma finden zu können, kuckt in die Röhre. Die Herausgeber von E-Books tun es schon längst. Sie löschen heruntergeladene Bücher. Müssen sie das denn nicht auch können? Sind die Bücher doch nur für eine bestimmte Zeit lizensiert. Sie gehören ihnen. Sie können sie wieder löschen oder eine fehlerhafte Version durch eine verbesserte ersetzen, beispielsweise durch eine, in der Jim kein Nigger mehr ist. Nur was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen, denn unsere Bücherschränke müßte ja die Polizei durchsuchen, dann wäre es wieder staatliches Handeln.
Der Obrigkeitsstaat wird privatisiert, und Privates wird öffentlich. Und der Spiegel, das Sturmgeschütz der Demokratie, nennt es eine Stellungnahme.
Der Spiegel berichtet nun über einen der neuesten Streiche:
Nach Missbrauchs-Doku
"Simpsons"-Macher verbannen Folge mit Michael Jackson
Die Enthüllungsdoku "Leaving Neverland" hat weltweit eine Diskussion über den Umgang mit Michael Jackson und dessen Musik ausgelöst. Die Macher der "Simpsons" haben jetzt Stellung bezogen.
http://www.spiegel.de/kultur/gesell...bannen-michael-jackson-episode-a-1256915.html
(Beginnen wir mit dem grauenhaften Deutsch. Macher. Überall Macher. Liedermacher, Simpsonsmacher, Schuhmacher... Ich wage die Behauptung, daß Schuhmacher die einzig legitimen Macher sind, aber wenn es unbedingt sein muß, kann es meinetwegen auch Liedermacher geben. Nur was man sich nicht ohne Bindestrich zu schreiben traut, hat in der deutschen Sprache nichts verloren. Und sie verbannen die Folge nicht. Ein Bann ist eine Beschränkung der Bewegungsfreiheit, zum Beispiel die Verbannung aus einem Land, der Kirchenbann, der die Teilnahme am Gottesdienst verbietet, oder die Bannung eines Geistes an einen Ort. Alles ebenso hastig wie holperig aus dem Englischen übersetzt, von Menschen, die kein Deutsch können, aber einen Beruf ausüben, dessen Handwerkszeug das gute Deutsch ist. Wie Tischler, die die Säge am Blatt fassen.)
Die weitere Verbreitung eines, nun ja, Kunstwerkes soll unterbunden werden. Es ist Zensur, plain and simple, und verstehe bei Gott nicht, wie man das als Stellungnahme verniedlichen kann, aber es ist alles ganz privat und vom Urheberrecht gedeckt. Wer darauf vertraut hat, seine geliebte Simpsons-Gesamtausgabe für ewig und alle Zeit im Netz, in der Cloud oder auf der Webseite der Produktionsfirma finden zu können, kuckt in die Röhre. Die Herausgeber von E-Books tun es schon längst. Sie löschen heruntergeladene Bücher. Müssen sie das denn nicht auch können? Sind die Bücher doch nur für eine bestimmte Zeit lizensiert. Sie gehören ihnen. Sie können sie wieder löschen oder eine fehlerhafte Version durch eine verbesserte ersetzen, beispielsweise durch eine, in der Jim kein Nigger mehr ist. Nur was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen, denn unsere Bücherschränke müßte ja die Polizei durchsuchen, dann wäre es wieder staatliches Handeln.
Der Obrigkeitsstaat wird privatisiert, und Privates wird öffentlich. Und der Spiegel, das Sturmgeschütz der Demokratie, nennt es eine Stellungnahme.