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ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
Letztens habe ich mich mit einem Nachbarn unterhalten - und das Gespräch kam halt auch auf die Krisen, die uns so in Berlin, in Deutschland, in Europa, in der Welt "bewegen". Eigentlich - lassen sich alle Krisen recht einfach bewältigen, meinte mein Nachbar. Man muss - als "Reicher unter Reichen" - einfach nur teilen. Materiell ebenso wie immateriell. Von seinem Reichtum halt was abgeben..... An diejenigen, die es bitter nötig haben. Damit die eines Tages auch so "reich" sind, dass sie was abgeben können.....

Ansätze zum "Sharing" gibt es ja - Car-Sharing in den Grossstädten zum Beispiel. Übrigends weltweit - in den Grossstädten "der Reichen", also der führenden Wirtschaftsnationen. Auf Initiativenbasis eröffnen immer mehr "Repair-Cafe's" in denen die kaputten gebrauchten Elektrogeräte halt nicht "weggeschmissen", sondern repariert werden. Wenn so was zunimmt - und das hoffe ich doch - dann ist das natürlich "ein Dorn im Auge der Konsumgüterindustrie" -. aber warum eigentlich? Es gibt noch sehr, sehr viele Menschen auf der Erde, die keinen Kühlschrank, keine Waschmaschine - und kein "Handy" haben; die haben ja teilweise noch nicht mal Strom..... Wäre da nicht ein "Markt" zu gewinnen?

Gemessen an dem was eine deutsche Bankl für "existenziell notwendig" erachtet, bin ich im reichen Deutschland bettelarm. Aber das was ich an Geld für einen Monat zur Verfügung habe - reicht einer Familie in Bangladesh für ein Jahr zum Überleben. Nun sind die konkreten Lebensbedingungen in Bangladesh anders als in Deutschland; würde ich in Bangladesh leben müssen, hätt' ich vielleicht auch nur ein Einkommen von einem Dollar fuffzich den Tag - damit wäre ich aber, verglichen mit dem armen Familienvater schon wieder fast "reich", weil ich halt keine Familie ernähren muss... Das mit dem "Reichtum" ist also äusserst relativ zu sehen.... In Bangladesh könnt' ich also "den halben Dollar mehr" an meinen Nachbarn ohne Probleme abgeben - in Deutschland würde ich mich vielleicht ärgern wenn die MwSt um einen Prozentpunkt erhöht wird, damit wir reichen Deutschen den armen Griechen, den armen Spaniern oder auch den armen Italienern, Portugiesen - oder Marokanern was abgeben können. Wobei ich persönlich das grösste Problem damit hätte, dass aller Wahrscheinlichkeit nach die "Mehreinnahme" von den Händen des Staates eben nicht zu den Armen Europas fliesst, sondern zu irgendwelchen Grosskonzernen die eh schon mehr als genug haben....

Egal - wenn sich "was ändern soll", kommen wir um "Teilen" nicht herum. Ich befürchte nur dass "die Reichen dieser Welt" lieber sterben als teilen wollen.....
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
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Ist ja nicht so, als wenn es überhaupt keine Charity-Veranstaltungen, -Webseiten und gemeinnützige Stiftungen und Familien und Nachbarschaftshilfen und was weiß ich noch gäbe.
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
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Hm, mir ist nicht ganz klar was Repair-Cafes mit Teilen zu tun haben. Es wird ja nichts geteilt, es wird sich gegenseitig geholfen bzw. getauscht.

Car-Sharing ist ebenfalls keine Abgabe von Reichtum zugunsten von anderen, es ist schlicht eine gemeinsame Finanzierung. Das ist kein revolutionäres Konzept, sondern kapitalistischer Urgeist - auf demselben Modell basieren Kapitalgesellschaften wie GmbH und AG.

Ansonsten bin ich der Meinung Abgabe von Reichtum an andere ist nur dann hilfreich beim Aufbau einer besseren Zukunft, wenn es langfristig dazu beiträgt dass die anderen die selbstlosen Abgaben nicht mehr brauchen.
Das war ja eine der bitteren Lektionen der Entwicklungshilfe: Das reinpumpen von materieller Hilfe mag kurzfristig den Hunger stillen, verschlimmert aber langfristig die wirtschaftliche Abhängigkeit der Empfänger.

Selbstloses Teilen, welches dem Empfänger nicht hilft wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen zu können, macht die Sache also nur schlimmer.
 

Aragon70

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juli 2008
1.465
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Für das Konzept gibt es einen Namen, nennt sich Kommunismus ;) Ist im Grundsatz gut, nur hat es leider bisher noch nie funktioniert, der Mensch ist zu schlecht dafür. Es gibt diverse Studien das jeder immer nur in seinem eigenen Interesse handelt. Auch diejenigen die in der dritten Welt helfen, oder spenden. Sie machen das weil sie sich selbst dadurch besser fühlen.

Ich könnte auch mehr spenden, sehe es aber ähnlich wie du, da ich nicht weiß wo das Geld landet und was damit passiert spende ich lieber nichts. Anderseits bin ich auch nicht so reich das ich ausgesorgt hätte, möglicherweise werde ich mal arbeitslos und brauche selbst jeden Cent von meinem gesparten. Da denke ich wiederum gibt genug Millionäre die längst ausgesorgt haben, sollen die halt spenden.

Das Problem ist auch. Es kann nicht jedem so gut gehen wie uns. Was meinst du wie lange die aktuell bekannten Erdölvorräte reichen würden wenn jeder Mensch weltweit soviel Auto fahren würde wie wir? Es wäre genau ein Tag. Würden also alle Reichen der Erde all ihr Geld gleichmässig an die Armen verteilen so das jeder gleich viel hat, und möglicherweise so leben könnte wie ein durchschnittlicher Europäer wäre die Welt in Null Komma nichts zu Grunde gerichtet.

Die Erkenntniss daraus ist, denn "Luxus" denn wir haben kann leider nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung haben, der Rest hat eben Pech gehabt.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.008
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Für das Konzept gibt es einen Namen, nennt sich Kommunismus ;) Ist im Grundsatz gut, nur hat es leider bisher noch nie funktioniert, der Mensch ist zu schlecht dafür.

Ich glaube die Schlechtigkeit des Menschen ist nicht das einzige Problem.
Da gibt es z.B. den Fakt das Agieren fehlerbehaftet ist und Reagieren erst möglich ist wenn sich ein Problem zeigt.
Menschliche Systeme reagieren auf den Fehler wenn der Fehler sichtbar ist. Das Nachregeln des Systems hängt also immer nach.
 

Luchs

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
26. Januar 2010
1.044
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Ja, das und die Problematik das des einen leid, häufig des oder der anderen freud bedeutet, was leicht dazu führt das sehr viel mehr für den erhalt von Fehlern und Ungerechtigkeiten getan wird, als diese wirklich gerecht und "langfristig" sozialverträglich zu korrigieren.
So wie der durchschnittliche Mensch tickt und in jeweilige System Strukturen verstrickt ist, hat er gar nicht besonders viele Möglichkeiten effektiv gegen die Windmühlen der Macht Mechanismen zu streiten.
Egal welche Systeme, das ist immer derselbe Rattenschwanz.....
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
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Wenn das Geld von Reich nach Arm umverteilt würde, dann würde das nicht zwangsläufig bedeuten, dass das Geld auch bei den dann nicht mehr Armen auch bleibt, denn mehr Geld ist nicht gleichbedeutend mit mehr verantwortungsvollem Umgang mit Geld, mit mehr wirtschaftlicher Planung, mit besserem Investitionsgeschick oder gar mehr Glück.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
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Für das Konzept gibt es einen Namen, nennt sich Kommunismus ;) Ist im Grundsatz gut, nur hat es leider bisher noch nie funktioniert
Richtig, und da stellt sich geradezu zwangsläufig die Frage, warum denn? Ob Mao. Tito, Ulbricht. Stalin oder Castro, das Ergebnis war immer sehr ähnlich: es füllten sich die Gefängnisse, und bald gab es Verbrechen en Masse. Obwohl diese Menschen sehr unterschiedlich waren. Das nur auf menschliche Eigenschaften zurückzuführen, greift zu kurz: warum entarten demokratische Systeme nicht ähnlich regelmäßig zur Diktatur?
Das hat sehr wohl etwas mit der kommunistischen Theorie zu tun, nämlich mit dem quasi-gottähnlichen Anspruch, die Partei könne "wissenschaftlich" und fehlerfrei die Gesellschaft analysieren und dementprechend die richtigen Lösungen präsentieren. Das kann nur zur Zwangsbeglückung, Umerziehung und letztlich zur Diktatur führen.
Das Konzept ist nicht gut, sondern schlicht eine Anleitung zur Herrschaft Weniger.
Power corrupts. total power corrupts totally....
 

Luchs

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
26. Januar 2010
1.044
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Man beachte den Wandel zum wirtschaftlichen Erfolgsmodell schlechthin, der sich im verlauf der letzten dekaden im autoritär sozialistisch geführten Einparteiensystem in China vollzogen hat.
Und was das für die "freiheitlich demokratische" Kultur, langfristig bedeutet.

Mir kommt es zumindest so vor, das wir uns bereits auf dem Weg befinden, langsam und immer mehr an Chinesische Wirtschaftsbedingungen angepasst zu werden.
Dieses Schicksal will ich jedenfalls nicht so ohne weiteres teilen.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
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Ich bin mir jetzt nicht so sicher ob das ein "Erfolgsmodell" ist, wenn einerseits die allmächtige KP das Zivilleben bis hin zur Familienpolitik kontrolliert, andererseits aber wegen des staatlich geduldeten Kapitalismus die Armen China's bald wieder auf der selben "Stufe" stehen wie zu vorrevolutionären Zeiten....

Ich glaube mal nicht das es ein Fortschritt ist, wenn ausgerechnet die beiden schlimmsten Extreme konkurrierender Systeme sich so zusammenschliessen, wie das in China der Fall ist....
 

Luchs

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
26. Januar 2010
1.044
AW: Teilen.......

Das ist auch kein fortschritt für das Gemeinwohl, aber ein nicht zu überbietendes Konzept zur Gewinn Maximierung von Global agierenden Konzernen und wie im Falle Chinas, der Staatskassen.
Was oder wer sollte verhindern das diese Machart letztlich nicht auch bei uns als "alternativlos" durchschlägt ?
Ist Hartz 4 in Kombination mit Leiharbeitsfirmen und mini Jobs, nicht schon längst der Anfang ?

Diese Mischpoken die uns diese Suppe zusammenrührten können sich ja soo sicher fühlen, werden Menschenrechtler doch nur belächelt, bespöttelt und gar nicht wirklich ernst genommen.

Es gibt scheinbar viel zu wenige vom schlage eines Arno Dübel...
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Teilen.......

Thema Teilen
Dieses Teilen ist an und für sich eine schöne Sache. Insbesondere werden Gebrauchsgegenstände, die sonst ungenutzt brach liegen, auch von anderen genutzt. Man braucht diese Gegenstände nicht doppelt herstellen, gut für unsere begrenzten Ressourcen auf der Welt. Schlecht für jemanden, der auf Umsatzoptimierung Wert legt.

Oftmals ist "Teilen" aber nur ein anderes Wort für Mieten, also Nutzung auf Zeit. Und zwar nicht als Selbstlosigkeit, sondern als Mittel Gewinn zu erzielen.
Bsp. in Berlin z.B. werden unzählige Wohnungen angeboten, unter der Ideen des "Teilens". Jemand stellt seine Wohnung zur Verfügung, weil er eine paar Monate im Ausland weilt. Falsch. Oftmals verbergen sich dahinter professionelle Ferienwohnungsvermieter.
Damit wird das Gute, das "Teilen" doch irgendwie entwertet, in kapitalistische Fahrwasser gelenkt.

Malakim schrieb:
Da gibt es z.B. den Fakt das Agieren fehlerbehaftet ist und Reagieren erst möglich ist wenn sich ein Problem zeigt.
Menschliche Systeme reagieren auf den Fehler wenn der Fehler sichtbar ist. Das Nachregeln des Systems hängt also immer nach.
Ja, man kann als Unbedarfter Fehler machen, aus Blauäugigkeit vielleicht, oder weil man detaillierte Ziele nicht planen kann oder will.
Aber im Falle Sozialismus war es doch anders. Man hat nach der wissenschaftlichen Theorie des Marxismus-Leninismus den Realsozialismus planmäßig aufgebaut (oder es zumindest geglaubt) und dabei alle Fehler in der Praxis bewusst übersehen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Inklussive Mundtodmachung von kritischen Stimmen, selbst mit ursozialistischer Weltanschauung, z.B. Walter Janka in den 50er Jahren.
 

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