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Küchentipps und -fragen

Gabriela

Großmeister
7. November 2015
53
Ich erzähle das auch nicht jedem. Die meisten Nachbarn, Bekannten, .... wissen das gar nicht.

Ich dachte ihr seid vertrauenswürdig genug um es euch zu erzählen.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Ich bin aus ethischen Gründen Vegetarierin.

Das respektiere ich, ob nun als Privatmann oder als Koch.

Dennoch halte ich es für eine im Grunde romantische Einstellung, und möchte deshalb dieser entgegensetzen:

Ein Rind kann bis zu 30 Jahre alt werden, aber so alt wird ein Rind nur in der Obhut des Menschen. Eine Milchkuh wird heutzutage etwa 4-5 Jahre alt. Dann lässt ihre Milchleistung nach, und sie geht in die Schlachtung. Aber wie würde es denn aussehen ... in der freien Wildbahn?

Die Wildform des Rindes gibt es heute nicht mehr, zulange ist das Rind das Nutztier des Menschen. Man kann aber zum Vergleich andere, grasende Herdentiere heranziehen, die in einer heute noch wilden Umgebung mit Raubtieren leben, etwa Rotwild in Sibirien o.ä.
Dabei stellt man Folgendes fest:

- 50% der Tiere ereichen nicht die Geschlechtsreife. Sie werden vorher gerissen oder verenden aus anderen Gründen.
- Die meisten Tiere werden nicht älter als 2 Jahre und bekommen ein, max. zwei Nachkommen.
- Nur sehr wenige Tiere werden deutlich älter.

Also: Selbst das Schlachttier Milchkuh hat - aber auch durch die Obhut des Menschen - eine mehr als doppelt so hohe Lebenserwartung wie ein vergleichbares Wildtier. Im Übrigen: Hätte der Mensch nicht vor vielen Jahrtausenden, schon zu Anfang der Viehzucht, das Rind zu seinem Nutztier gemacht, dann gäbe es das Rind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht mehr.
Dasselbe gilt auch für andere Nutztiere, das Lamm, die Ziege, das Pferd. Und die wenigen "Wildformen" dieser Tiere sind keine echten Wildformen. Stattdessen handelt es sich um die wieder verwilderten Nachkommen von Nutztieren, die entweder bewusst ausgewildert wurden oder sich selbst wieder ausgewildert haben. Überleben können sie als Population meistens nur deshalb, weil es die Raubtiere in ihrem Habitat schon lange nicht mehr gibt.
Außerdem gibt es einige Besipiele dafür, dass menschliche Versuche, Herdentiere "natürlich" auszuwildern, für diese Tiere schließlich schreckliche Folgen hatte, Krankheit und Degeneration.

Ich habe ganz erstaunliche Rohköstler kennengelernt, ihre Kraft, Gesundheit, gutes Aussehen, haben mich sehr beeindruckt.

Es gibt die Gießener Rohkoststudie (2008) mit gut 600 Teilnehmern. Etwa 50% der Frauen im reproduktionsfähigen Alter hatten keine Menstruation mehr, bei weiteren 10% war sie unregelmäßig. Der Grund dafür ist, dass der Körper den Eisprung einstellt, und eshalb erfolgt auch keine Menstruation mehr. Der Körper stellt den Eisprung ein, weil er nicht über die Reserven verfügt, eine Schwangerschaft durchstehen zu können. Eine Schwangerschaft wäre daher riskant, nicht nur für das ungeborene Kind, sondern auch für die Mutter.
Die Medizin kennt das im Übrigen auch von Magersüchtigen oder auch Leistungssportlerinnen, deren Fettgewebe unter einen gewissen Level gefallen ist. Neuerdings auch die eine oder andere Veganerin.
Aber auch die Männer berichteten von Einschränkungen oder dem Wegfall der Sexualfunktionen.

Stellt der Körper einen ständigen Mangel von essenziellen (= lebensnotwendigen) Nährstoffen fest - in den o.g. Fällen mutamßlich die Proteine mit den essenziellen Aminosäuren - dann verteilt er die verbliebenen Nährstoffe nicht mit der Gießkanne gleichmäßig an alle Körperfunktionen. Vielmehr stuft er es als eine Art "Notsituation", "Durststrecke" ein, und dirigiert die Nährstoffe an die lebensnotwendigen Positionen: An die Positionen, die absolut notwendig sind, um das Überleben des Individuums zu sichern. Solange es geht, und bis wieder die notwendigen Nährstoffe kommen (weil sich die Ernährungslage wieder verbessert).

Die ersten Funktionen, die von diesen Einschränkungen betroffen sind, sind Haare und Haut. Gibt man einmal in ein Veganer- oder Vegetarierforum nur die Stichworte "Haut" oder "Haare" in die Suchfunktion ein, dann findet man sofort gleich ein paar Dutzend Einträge. Warum wohl?
Der Mangel ist bereits eingetreten, und als nächstes folgen die Sexualfunktionen. Denn sie sind zwar für das Überleben der Spezies unabdingbar, nicht aber für das Individuum, welches sich möglicherweise nur in einer vorübergehenden Mangelsituation befindet.
Eine bekannte vegane Influencerin stieg vor wenigen Jahren öffentlich aus ihrer veganen Lebensweise aus (natürlich nicht ohne lautstarkes Gebrüll der veganen Szene). Denn ihr Frauenarzt hatte zu ihr gesagt: Wenn Du nicht jetzt mit diesem Unfug aufhörst, dann kommst Du in die Wechseljahre. Im Alter von 25 Jahren.
Im Übrigen: Eine Reproduktionsrate einer Spezies von nur 50% (Stichwort: Gießener Rohkoststudie) würde aus evolutionärer Sicht das baldige Ende einer Spezies bedeuten. Sie wäre als Spezies nicht überlebensfähig.

Hinzuzufügen ist auch, was die Betroffenen in solchen Situationen immer tun: Sie rechtfertigen es mit esoterischem Quatsch, der keiner biologischen oder medizinischen Realität entspricht und der nicht existiert: Entgiftung, Stoffwechselanpassung, Erstverschlechterungen uvm.

Es gibt - von sehr wenigen Ausnahmen, die man vielleicht so deuten kann - keine Stoffwechselanpassung.
Der Körper kann sich an das Fehlen essenzieller Nährstoffe nicht anpassen. Weder erhöht sich die Aufnahmefähigkeit für diese Nährstoffe (es gibt, wie gesagt, vereinzelt Ausnahmen, aber sie spielen für das Gesamtbild keine Rolle), noch kann er andere, zur Verfügung stehende Nährstoffe in die fehlenden umwandeln (essenzielle Aminosäuren). Das ist weder trainierbar, noch durch andere Lebensmittel zu beeinflussen.

Fehlen essenzielle Nährstoffe, dann läuft immer dasselbe Schema ab:

1. Die Körperwerte verändern sich.
2. Es wird pathologisch.
3. Der Tod tritt ein.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Die Tochter ist sehr, sehr dünn, so dass sie einem schon leid tun kann.
Auch eine sehr schlechte Schülerin ist sie. Der ganzen Verwandtschaft tut das Mädel leid.
Wenn sie zu Besuch kommt wollen die Verwandten sie immer mit allem Möglichen füttern,
aber sie lehnt es von sich aus ab. Am besten man mischt sich da nicht ein.

Es gibt nicht wenige Fälle, in denen der Veganismus nichts anderes ist als ein Deckmantel für Magersucht. Denn dann kann man seinen Verzicht auf angebotene Nahrung gut kaschieren.
Die Tatsache, dass sie eine schlechte Schülerin ist, kann auch daran liegen, dass ein ständiger Proteinmangel oder das Fehlen von essenziellen Aminosäuren bereits zur letzten Stufe gelangt ist: Die Beeinträchtigung des Nervensystems und des Gehirns, denn das wird am Längsten geschont. Ab einem gewissen Punkt sind solche Schäden dann auch irreversibel: Sie werden nicht wieder hergestellt, auch wenn irgendwann ordentliche Nahrung kommt.

Persönlich erkenne ich auch: Eine (meinetwegen: nicht ordnungsgemäß durchgeführte) vegane Ernährung schlägt den Menschen auf das Gemüt. Sie werden "dünnhäutig", psychisch, emotional und mental wenig belastbar. Manche entwickeln Stimmungsschwankungen, Depressionen oder auch so eine dumpfe und völlig unreflektierte Aggressivität.
In einem solchen Zustand kann kein Mensch vernünftig lernen, zumal in der Pubertät nicht, wo man sowieso in einer Achterbahn der Gefühle fährt (und eigentlich essen sollte wie ein Scheunendrescher, und vor allem proteinreiche Nahrung).

Es gibt Videos im Internet von veganen Aktivisten, "Influencern", da kann man sehen, wie sie aussahen, als sie damit anfingen ... und wie nur 2 oder 3 Jahre später: Nämlich wie KZ-Häftlinge, abgemagert und nur noch Haut und Knochen, Haut und Zähne schlecht, Haare z.T. ausgefallen und auch alle irgendwie neurotisch.
Aber ja: Man kann an einer Mangelernährung auch sterben.

Meiner Meinung nach sollte man in dem o.g. Fall genau das tun: Sich einmischen, insbesondere bei einer Minderjährigen.

Sogar Schulmediziner sagen dass ältere Leute (Rentner) leichte Kost zu sich nehmen sollen,
am besten Gemüsesuppen und Salate. So uralt bin ich zwar noch nicht, aber das ist so ungefähr meine Ernährung.

Nach meiner Erfahrung wissen Schulmediziner - es sei denn, es handelt sich um Ernährungsmediziner - oft nicht so viel über Ernährung, als man eigentlich annehmen sollte. Außerdem hat das Gewicht der Ernährung in der Schulmedizin, im Unterschied zu früher, abgenommen und sich zu anderen (mittlerweile möglichen) Behandlungen verschoben.

Die Ernährungswissenschaft ist zwar evidenzbasiert, dennoch handelt es sich um eine äußerst komplexe Wissenschaft. Außerdem gewinnt sie ihre Erkenntnisse letztlich nur durch indirekte Methoden. Die Gültigkeit ihrer Aussagen sind dadurch begrenzt. Vieles lässt sich nicht mit absoluter Bestimmtheit sagen. Es handelt sich vielmehr um Schätzungen, Empfehlungen, teilweise auch Hochrechnungen aus Analogieschlüssen mit der Ratte als dem am besten erforschten ernährungswissenschaftlichen Tier.

In den 1930/40er Jahren hat man ernährungswissenschaftliche Experimente an "Freiwilligen" (USA) durchgeführt, die heute aus ethischen Gründen weltweit verboten sind. Es gibt aber nur eine einzige Bevölkerungsgruppe, an denen man sie durchgeführt hat, und das sind: Junge Männer.
Über alle anderen Bevölkerungsgruppen: Frauen, Kinder, Heranwachsende und auch alte Menschen ist u.a. deshalb in der Ernährungswissenschaft weniger bekannt. Die Empfehlungen für diese Bevölkerungsgruppen fußen auf anderen Methoden des Erkenntnisgewinns oder es handelt sich um Schätzungen, für die andere Vergleichsparameter herangezogen wurden.

Insbesondere zur Ernährung alter Menschen ist nicht viel bekannt, was auch daran liegt, dass der Fokus nicht auf ihnen liegt. Sie sind halt nicht mehr im Wachstum, keine kommende Generation und auch keine produktive Schicht der Arbeitswelt.

Aufgrund diverser Vermutungen und Abschätzungen gehen die Empfehlungen dahin:

- Weniger energiereich (die Menschen verbrauchen auch nicht mehr soviel Energie, da sie keiner Arbeit mehr nachgehen und sich weniger bewegen), sprich weniger Kohlenhydrate und weniger Fette.
- Proteinreicher, denn die Proteinaufnahme ist nicht mehr so effizient wie ehedem. Dennoch werden die Proteine zum Körpererhalt aber benötigt. Leichter verdauliche Proteine: Milchprotein, Magerfisch (sehr gut! Kabeljau.), gekochtes, mageres Rindfleisch (= Tafelspitz), mageres Geflügel (Huhn, Pute. Sehr gut: Gekochtes, entfettetes Huhn, Hühnereintopf oder -frikassée).
- Weniger ballststoffreich, weil die Verdauung mglw. nicht mehr so gut funktioniert. Ein Zuviel an Gemüse und Rohkost kann daher - je auch Art und Zubereitung - auch kontraproduktiv sein.
- Keine blähenden Lebensmittel, kein Kohl, keine (rohen) Zwiebeln. Kein Topinambur (um Gottes Willen! :-%:)
- Keine "roten" scharfen Gewürze.

Zum Abschluss: Man kann es aber auch so betrachten, wie dieser Ernährungsrat aus dem Mittelalter:

Erkenne Deine Natur*, dann erkennst Du auch, was gegen Deine Natur ist. Dementsprechend bereite Dein Essen zu.


* Der Begriff "Natur" hatte im MA in diesem Zusammenhang eine andere Bedeutung, als wie wir ihn heute verstehen. Aber das ist ein anderes Thema und für das Verständnis dieser Weisheit letztlich nicht relevant.
 

Gabriela

Großmeister
7. November 2015
53
Ich vermute Veganer sind nicht gut geerdet und daher diese Stimmungsschwankungen.
Als Vegetarierin hatte ich noch nie solche Probleme, kenne keine Depressionen oder Ähnliches.

Dass Senioren weniger aktiv sind und daher nur leichte Nahrung benötigen, trifft auf mich nicht zu.
Ich fahre sehr viel mit dem Fahrrad, erledige alle Einkäufe auch in die Stadt, mit dem Rad und ich arbeite schwer in unserem großen Garten.

Man spürt eh selber welche Ernährung einem gut tut. Oft esse ich einen Salat und dazu ein bisschen Käse.
Das tut mir gut..
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Antwort, Teil 1:

Ich vermute Veganer sind nicht gut geerdet und daher diese Stimmungsschwankungen.
Als Vegetarierin hatte ich noch nie solche Probleme, kenne keine Depressionen oder Ähnliches.

Mit "Erdung" hat das nichts zu tun. Sondern vielmehr damit, dass Du als Ovo-Lacto-Vegetarierin über Milch und Eier genügend und in ihrer Aminosäure-Zusammensetzung hervorragende - die besten - Proteine zu Dir nimmst und Veganer nicht.

"Ich bin dann mal vegan" - das funktioniert so einfach nicht. Es kann funktionieren, allerdings sind dafür eine Reihe von Voraussetzungen zu erfüllen:

1. Die pflanzliche Welt ist arm an Proteinen, es gibt nur sehr wenige proteinreiche, pflanzliche Nahrungsmittel, im Wesentlichen Hülsenfrüchte, Nüsse, Pilze und neuerdings Pseudogetreide. Entscheidend bei der Proteinzufuhr ist allerdings nicht nur die Aufnahmemenge als solche, sondern deren Zusammensetzung mit den acht essenziellen (= lebensnotwendigen) Aminosäuren. Ist sie unausgewogen, dann nimmt der Körper auch die anderen Aminosäuren nicht auf. Der Körper kann dann daraus kein körpereigenes Protein aufbauen, er verstoffwechselt sie dann anders oder scheidet sie aus.

Es gibt nur ein einziges Nahrungsmittel, was diese Anforderungen an die Proteinzusammensetzung erfüllt, und das ist Soja. Alle anderen pflanzlichen Proteine sind minderwertig, i.d.R. ist es die Aminosäure Lysin, die fehlt, und die durch andere pflanzliche Proteine nicht oder nurt unwesentlich ergänzt werden kann. Sicher, Kürbiskerne sind reich an Lysin. Und? Wieviel Kürbiskerne kann man denn essen?
Theoretisch kann man verschiedene pflanzliche Proteine kombinieren, um mehr Ausgewogenheit zu erzielen. Niemand weiß aber so genau, ob das nicht nur reine Zahlenspiele sind, denn ob dann die Aufnahme und Wechselwirkung dieser pflanzlichen Nahrungsmittel auch tatsächlich so funktioniert - das ist völlig unklar. Zumal dem auch entgegensteht, dass man manche Kombinationen vielleicht gar nicht essen mag, weil es kulinarischen Aspekten völlig entgegen steht.

Fazit: Als Veganer kommt man um die Sojabohne nicht herum, sie ist unentbehrlich, ja lebensnotwendig.
Allerdings hat Soja - jetzt nur unter dem Gesichtspunkt der Ernährung betrachtet, und alle anderen Argumente gegen Soja mal außen vor gelassen - auch eine Reihe von Nachteilen.

2. Die vegane Ernährung hat auch noch ein paar andere Schwachstellen. Als die wichtigste Baustelle ist das Vitamin B12 zu nennen, denn es handelt sich um ein lebensnotwendiges Vitamin, das ausschließlich aus tierischen Quellen stammt. Der Körper benötigt es selbst für ein Vitamin zwar nur in kleinen, fast schon "homöopathischen" Dosierungen, aber es wird benötigt (vor allem für das Nervensystem). Im Detail handelt es sich um die einzige Möglichkeit, das für den Stoffwechsel notwendige Element Kobalt aufzunehmen. Es wird nur in geringsten Mengen benötigt, ist aber lebensnotwendig und es gibt keinen anderen Reaktionsweg für Kobalt.
Vitamin B12 ist fettlöslich und wird in der Leber gespeichert. Hat jemand einen Speicher an B12 - weil er früher kein Vegetarier war - dann kann B12 aus der Leber entnommen werden, was eine ganze Weile problemlos so funktionieren kann. Bei dem einen dauert das 3 Jahre, bei dem anderen 5 Jahre, aber irgendwann ist der B12-Speicher leer.

Fazit: Als Veganer (aber de facto auch als Vegetarier) kommt man nicht umhin, das Vitamin B12 zu supplementieren. Seit einigen Jahren ist das möglich, das Vitamin B12 wird mittlerweile synthetisch hergestellt. Lange Zeit ging das aber nicht. Analoge Substanzen, etwa in Algen, haben sich nicht nur als wirklungslos erwiesen, sondern sogar als schädlich, denn sie entziehen dem Körper sogar noch ggf. vorhandenes B12. Es gibt kein pflanzliches B12, das ist einfach so.

3. Es gibt aber auch noch weitere Schwachstellen: Die Vitamine A und D, und die Mineralstoffe Eisen und Jod - um nur die wichtigsten zu nennen.

3.1. Vitamin A:
Das Vitamin A ist als solches vor allem in Fleischprodukten enthalten. Zwar kann der Körper Vitamin A auch aus dem pflanzlichen Provitamin A, dem Carotin synthetisieren. Aber: Zum Einen kann ein gewisser Anteil der Bevölkerung, etwa 10-15% dies nicht. Diese Menschen können aus Carotin kein Vitamin A bilden, es wird wieder ausgeschieden. Zum Anderen liegt bei denen, die das können, der Faktor dieser Synthese bei 12:1. Tatsächlich darf man dann schon eine ganze (unrealistische) Menge an Karotten essen, um den Bedarf an Vitamin A zu decken.

3.2. Vitamin D:
Vitamin D ist streng genommen kein Vitamin, sondern ein Hormon: Der Körper bildet es selbst, wenn eine ausreichende Bestrahlung mit UV-Licht vorhanden ist und speichert es in der Leber (aus der kommt es allerdings auch nicht wieder heraus). Im Sommerhalbjahr ist das kein Problem, im Winter schon.
Pflanzliche Vitamin D - Quellen gibt es de facto keine. Es befindet sich in den (Fisch-)Lebern der Tiere, Matjes, Lachs ... und danach fallen auch alle anderen tierischen Quellen stark und schnell ab.
Zugegebenermaßen sollten aber auch Mischköstler in unseren Breiten Vitamin D im Winter supplementieren, denn alles andere ist völlig unrealistisch. Es handelt sich um die einzige Nahrungsergänzung, die man den Astronauten auf der ISS gibt (und um die einzige, die ich selbst im Winterhalbjahr nehme).

3.3. Eisen:
Eisen ist kein Spurenelement, sondern ein Mengenelement. Der Körper braucht es in größerem Umfang für den roten Blutfarbstoff Hämoglobin.
Eisen kommt (für die Ernährung) in drei Formen vor: Hämeisen, dreiwertiges Eisen (Fe3+) und zweiwertiges Eisen (Fe2+).
Hämeisen ist Eisen aus dem Blutfarbstoff Hämoglobin und kommt daher ausschließlich in tierischen Quellen vor. Für Hämeisen verfügt der Körper über einen eigenen Transporter: 80% des Hämeisens werden sofort aufgenommen.
Fe3+ und Fe2+ können aus pflanzlichen Quellen aufgenommen werden, nur:
Fe3+ kann der Körper überhaupt nicht aufnehmen, er scheidet es wieder aus. Allerdings kann man Fe3+ in Fe2+ mittels Antioxidantien (Vitamin C, Zitrone) umwandeln.
Fe2+ kann der Körper aufnehmen, allerdings wird Fe2+ durch eine Reihe von Hemmstoffen gehemmt, ausgefällt, die natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommen. Sie bilden dann Komplexverbindungen, die der Körpr nicht mehr spalten kann und wieder ausscheidet. Zu ihnen gehören Oxalate (Spinat), Physinsäure (Hülsenfrüchte, Vollkornbrot) und Polyphenole (Rotwein, (Kräuter-)Tees, Kaffee). Aber auch Sojaprotein hemmt nach einem bisher noch unbekannten Mechanismus Eisen.
Da der Körper Eisen in einer Art Recyclingmechanismus intern Eisen auch wieder zu gewinnen versucht, können diese Hemmstoffe dem Körper sogar vorhandenes Eisen entziehen.

Real ist der Eisengehalt von pflanzlichen Nahrungsmitteln - durch Ausglühen und Analyse der Asche bestimmt - letztlich ohne Aussage für dessen Wertigkeit der Nahrung. Denn er sagt nichts darüber aus, wie das Eisen überhaupt aufgenommen werden kann, und die ist für mineralisches Eisen (Fe2+, Fe3+) generell schlecht.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Antwort, Teil 2:

4. Jod
Zum Thema Jod ließe sich hier auch einiges anführen, aber das ist ein Spezialthema. Auf Wunsch mehr, es gilt Vergleichbares wie für das Thema Eisen.

4. Fazit:
Das echte und reale Problem einer nicht nur ausgewogenen, sondern lebensnotwendigen veganen Ernährung sind nicht nur die an sich bereits problematischen Schwachstellen der Inhalte rein pflanzlicher Lebensmittel.
Das Problem besteht vielmehr darin: Man muss unbedingt Hülsenfrüchte essen, die das andererseits notwendige Eisen blockieren.
Letztenendes geht es für einen Veganer dann nicht nur darum, was man isst (und selbst das muss bereits einem Diätplan folgen), sondern auch darum wann und in welcher Kombination. Eine eisenreiche Speise, aber dazu keine auch notwendigen Hülsenfrüchte. 3 Stunden vorher keinen Rotwein, keinen Kräutertee, keinen Kaffee, drei Stunden später auch nicht. Dann die Hülsenfrüchte ...

Das alles erfordert - in einem normalen Alltag eines Durchschnittsmenschen - nicht nur ein ganz beträchtliches diätetisches Fachwissen, sondern auch Abläufe und vor allem die Disziplin, das alles durchzuhalten.
Oder wie ich es in einem meiner letzten Posts bereits angedeutet habe: Lebt man z.B. in einer organisierten Gemeinschaft, einem Orden, Kloster oder Ashram, wo Profis und Ernährungsexperten sich um die Theorie und Praxis des Kochens kümmern: Dann kann eine vollwertige, vegane Ernährung vielleicht auf Dauer funktionieren. Aber dann geht es nicht nur um das Kochen und Essen selbst, sondern vor allem auch um Abläufe, die vorgegeben sind und eingehalten werden.

5. Theorie und Praxis
Veganer wenden manchmal ein: Als Stinknormaler ("Stino") kümmerst Du dich um diesen ganzen Ernährungskram ja auch nicht.
Das Argument ist nicht ganz falsch, und auch so mancher Stino ernährt sich möglicherweise ungesund, einseitig und/oder frisst Junkfood.
Nur: Selbst für den Konsumenten einer auch nur durchschnittlichen, bürgerlichen Ernährung sind die meisten der o.g. Aspekte völlig unbedeutend, irrelevant.
Sie spielen schlicht keine Rolle, denn seine Nahrung ist bereits ausgewogen.

Zum Vergleich: Die Astronauten der ISS bekommen Mischkost, die gefriergetrocknet wird. Sie geben Wasser hinzu und erwärmen es. Sie bekommen eine einzige Nahrungsergtänzung, Vitamin D, weil es naturgemäß auf der Raumstation kein Sonnenlicht gibt. Alles andere sei in der Nahrung enthalten, so die NASA.

Das vegane Argument, eine "gut geplante" und "gut organisierte" vegane Diät könne das alles erfüllen - das zieht irgendwie nicht. Denn in einem Alltag aus Arbeit oder Studium kann niemand ein solches Programm real stemmen. Es ist so, als sagte man: Es kann auch jeder die Mathematik & Physik studieren, in seinem Studierzimmer mit Bleistift und Papier eine neue Relativitätsthorie aufstellen und einen Nobelpreis gewinnen. Sicher ist das möglich ... nur: Für wen denn?

In der Theorie sind Theorie und Praxis dasselbe. In der Praxis gibt es da Unterschiede.
In der Praxis ist es dann einfach so, dass die Menschen mit einem unreflektierten "Ich bin dann mal Veganer"-Lebensstil eine Mangelernährung betreiben. Eine gewisse Zeitlang kann das funktionieren, ja sogar den einen oder anderen positiven Aspekt bewirken. Und zwar deshalb, weil die körpereigenen Speicher noch voll sind, die aber nach und nach entleert werden. Auf Dauer handelt es sich aber um eine Mangelernährung, die Konsequenzen haben wird, und wenn man nicht nach einer gewissen Zeit - würde mal sagen, nach 1, max. 2 Jahren - damit aufhört, dann auch ernst zu nehmende Konsequenzen.
Interessanterweise ist das in etwa genau der Zeitpunkt, an dem rund 80% der Veganer ihren Lebensstil, oft ganz still und heimlich, auch wieder aufgeben.

6. Dogmatismus
Wenn die Menschen beginnen, ihre Ernährung unter einen ideologischen oder auch religiösen Vorbehalt zu stellen ... dann werden sie oft zu Dogmatikern, ja Erbsenzählern. Muslime diskutieren in Foren darüber, ob ein Medikament "Schwein" enthält und Veganer darüber, ob "Milchzucker".
Aber weder ist Mohammeds Islam je so dogmatisch in seinen Ernährungsgeboten und -verboten gewesen, noch muss Milchzucker überhaupt aus tierischen Quellen stammen. Vielmehr handelt es sich um aggressive Wolkenbilder und Luftschlösser, wo nicht sein kann, was nicht sein darf.

Was spricht denn überhaupt dagegen, von seinem achso gradliniegen Weg auch einmal abweichen zu können? Meine Blutwerte stimmen nicht, mir fehlt Eisen: Ja warum esse ich dann nicht auch einmal - als eine Art "Medikament" - Blut und Leberwurst? Weil dadurch ein Tier gestorben ist? Muss ich das jetzt immer tun, nur weil ich einmal abgewichen bin?
Oder habe ich nur Angst "rückfällig" zu werden, weil jede Zelle meines Körpers nach Jahren der Entbehrung geradezu "schreit" nach dieser Nahrung ... wie ein Ex-Raucher, der mal eine Zigarette schnorrt?

Warum sind denn so viele vegane Zubereitungen so schnöder Nachahmungen völlig tierischer Produkte? "Veganer Hackbraten", "veganes Mett" vor allem aber solche Entgleisungen wie "vegane Burger" - ja, wenn eure Gemüseküche denn wirklich so erfüllend ist, warum betreibt ihr sie dann nicht, die Gemüseküche? Wozu dann solche lächerlichen Kopien?
 

Gabriela

Großmeister
7. November 2015
53
Ich sag mal echte Veganer z.B. vegane Rohköstler essen keine Nachahmungen. Die machen ihr eigenes Ding.

Aber für viele andere Leute wirken diese veganen Produkte die es zu kaufen gibt, halt sehr verlockend.

Jeder kann sich seine Ernährung aussuchen. In meinem Blutbild hat der Arzt keinerlei Mangelernährung festgestellt
und ich habe ein normales Gewicht, war noch nie untergewichtig, denn ich esse gerne und mit Genuss.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Aber für viele andere Leute wirken diese veganen Produkte die es zu kaufen gibt, halt sehr verlockend.

Es gibt vegane Produkte, die ich persönlich klasse finde, und die ich auch gern esse. I.d.R. handelt es sich um irgendwelche Klassiker, die schon vegan waren, lange bevor es den Begriff überhaupt gab. Falafel oder Hummus etwa, ist auch vegan.
Heute habe ich in unserem Mittagsangebot das indische Linsengericht Dal angeboten, in der Kombination mit Blattspinat & Basmati. Kann man schon essen, ist auch bei den Gästen, die es bestellt haben, gut angekommen.

Im Übrigen: Gut die Hälfte der Essen, die wir Mittags verkaufen, sind vegetarischer Natur. Vermutlich sind ein gewisser Anteil unserer Mittags-(Stamm)-Gäste nicht einmal strenge Vegetarier. Sie sind halt Bürohengste, wollen nicht so viel Fleisch essen und nicht so fettig, und Flesich, das essen sie dann zuhause oder am WE.
Ein anderes, vegetarisches Essen, das ich heute angeboten habe - und auch gut verkauft habe - ist geradezu ein Klassiker der bayerischen Küche: Semmelknödel mit Champignonrahmsauce ... Salat dazu ...

... wobei wir uns früher erlaubt haben, in die Champignonrahmsauce etwas Grand Jus (= Bratenfond) zu geben, das ist heutzutage ein absoluter No-Go. Früher waren die Vegetarier da nicht so streng, nicht solche Erbsenzähler. Aber nun gut, ich respektiere die Wünsche meiner Gäste.

Tatsächlich koche ich regelmäßig Gemüsebrühe, um die geschmähte Grand Jus in solchen Zubereitungen zu ersetzen. Letztlich ist dies weder vom Material (= i.d.R. frische Gemüseabfälle wie Schalen und andere Reste, die in ordentlichen Mengen auch anfallen) her, noch vom Aufwand (aufsetzen, kochen, passieren, kühlen, lagern) kein Problem. Allerdings bin ich in unserer Küche der einzige, der sich der Mühe auch annimmt, dergleichen zu tun (das gilt allerdings auch für andere Brühen und Fonds. Wenn ich sie nicht koche, dann kocht sie keiner; sind sie allerdings vorhanden, dann verwendet sie jeder gern. Und wenn ich sie dann mal brauche, dann sind sie gerade alle. :D)

Im Ergebnis bleiben diese streng vegetarisch gekochten Zubereitungen, Pilzsaucen, Cremesuppen o.ä. immer irgendwie "flach". Es fehlt ihnen der "Körper" ... sie schmecken schon nach der Namenszutat, den Champignons oder anderem, aber irgendwie bleiben sie immer "protestantisch", es mangelt ihnen an dieser Art wohligen "Seele", die schon nur ein wenig der auch nur bescheidensten Knochenbrühe hervorgebracht hätte.
Und daran können Butter, Sahne, Salz oder andere Gewürze letztlich nichts ändern.
Es würde dann nur fettig, salzig oder überwürzt - außerdem möchte ich die armen Pilze damit auch nicht so totschlagen.
Zumal ich - im Unterschied zu so manchem anderen Koch - auch nicht so salzig kochen mag, in der Mittagsküche erst Recht nicht. Mittags möchten die Menschen eher milde und gesunde Sachen essen, auch andere Dinge sind mehr tabu (Knoblauch z.B.). Salz ist außerdem kein Gewürz, sondern ein Mineral ... es fehlt Dir Salz: Bittesehr, da steht der Salzstreuer. Da bin ich völlig tiefenentspannt, kein Koch kann für alle Menschen der Kunst-Überflieger sein.

Trotz allen Experimentierens und langer Küchenerfahrung habe ich für diese "flachen", streng vegetarischen Zubereitungen noch nicht den Stein der Weisen gefunden. In gewisser Weise habe ich noch nicht einmal die eigentlichen Gründe dafür gefunden, warum Zubereitungen mit etwas Rinderbrühe "gefälliger", "runder" schmecken als jene mit Gemüsebrühe.
Meine Vermutungen gehen dahin, dass die Fleischbrühen Proteine enthalten, die die Gemüsebrühen naturgemäß nicht haben können. Und erstere damit natürliche "Geschmachsverstärker" wie die Aminosäure Glutaminsäure - die ich aber auch nicht verwenden darf.

Tatsächlich habe ich - nur sehr gelegentlich, denn die übliche Arbeitsauslastung lässt dafür leider wenig Raum - schon hin und wieder versucht, für solche Gemüsebrühen pflanzliche Proteine ins Spiel zu bringen. Leider erfolglos, denn Hülsenfrüchte wie auch die Sojabohne mögen zwar eine vergleichbare Aminosäurenzusammensetzung haben wie gutes Fleisch ... sie sind aber nicht wasserlöslich, jedenfalls nicht ohne biochemische Tricks, die ich leider nicht kenne. Außerdem schmeckt dann alles ... nach ... Zack, die Bohne.

Der Clou bei allen Fleischbrühen und -fonds ist, dass sie sog. Kollagene Eiweiße enthalten: Wasserlösliche Proteine, die gelbildend sind, und, entsprechenden Gehalt und Kühltemperatur vorausgesetzt, sogar schnittfest werden können. Die klassische Sülze ist genau das: Hoher Proteingehalt, gekühlt ... dann wird sie schnittfest. Gute Fleischbrühen und -fonds gelieren im Kühlhaus, bei einer Gemüsebrühe wirst Du das nie im Leben feststellen.
Das Problem: Es gibt keine pflanzlichen, kollagenen Proteine.

Tatsächlich habe ich darüber nachgedacht und auch recherchiert, eine Methodik zu finden, eine Art "pflanzliche, kollagene Eiweiße" zu produzieren. Also, man kocht irgendwelche Zutaten aus, die einen hohen Anteil an pfanzlichen und hochwertigen Proteinen aufweisen, Hülsenfrüchte, Nüsse, Pseudogetreide ... um am Ende eine Grundzutat zu erzeugen, die sich kollagen verhält und einer Fleischbrühe zumindest nahe kommt.
Wobei die eigentliche Crux daran auch noch darin besteht, dies mit natürlichen Zutaten tun zu können, Zitronensaft, Essig, Kiwiextrakt, was weiß ich, aber sicherlich keine Chemikalien oder diese indiskutablen Hilfsstoffe der (mittlerweile obsoleten) Molekularküche. Denn sobald ich auch nur irgend etwas zu deklarieren habe, ist es erfahrungsgemäß ganz schwierig und aus.

Bislang ist mir dies noch nicht gelungen. Möglicherweise ist das auch unmöglich.
 

Gabriela

Großmeister
7. November 2015
53
Interessant und schön dass du beruflich so viele vegetarische Gerichte kochst und gut verkaufen kannst.

Eierschwammerl(Pfifferling)-Soße mit Semmelknödel ist eines meiner Lieblingsgerichte.
Auch Eiernockerl mit grünem Salat oder eine Linsensuppe, Tomatensoße mit Kartoffel-Schmarrn., Kartoffelgulasch, schmecken traumhaft gut. Da geht mir gar nichts ab.

Vielleicht fehlt den Fleischessern dabei was, mir aber nicht.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Fernsehkoch Johann Lafer isst kaum noch Fleisch

Hallo Giacomo, was meinst du zum Fernsehkoch Johann Lafer?

Fleisch hat ja nicht nur Vorteile, sondern auch oft Nachteile wenn man Jahrzehnte lang zu viel davon isst.
Z.B. die Gicht oder Arthrose.


Herr Lafer ist mir natürlich seit langer Zeit bekannt und ich halte Hrn. Lafer für einen bedeutenden Koch.
Andererseiits schiele ich alter Sack nicht mehr so angestrengt darauf, was andere Kollegen kochen, mir ist es mittlerweile wichtiger, was ich denn für einen Schweinkram koche, ob dieser nun vegetarischer Natur ist oder eben nicht.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Gute ernährungswissenschaftliche Literatur wie etwa Elmadfa/Leitzmann, Ernährung des Menschen, gibt praktisch kaum Ratschläge zu einer gesunden Ernährung. Es geht darin mehr um Nährstoffe, Mindest- und Maximalmengen und deren Verstoffwechselung.
Sollte ich aber das ernährungswissenschaftliche Wissen, das ich mir in all den Jahren auf wenige Empfehlungen herunterbrechen wollen, dann kommt Summarum so eine Oma-Küche dabei heraus, im Grunde das, was unsere Großmütter bereits wussten:

1. Einmal die Woche Fleisch - der Sonntagdbraten, wenn man so will. Dann aber auch ordentlich und bis zum Abwinken.
2. Einmal die Woche (See-)Fisch.
3. An den anderen Tagen mehr oder weniger ovo-lakto-vegetarisch. Ein paar kleine fleischige Schmankerl, wie Speck oder Wurst sind in Maßen aber erlaubt.
4. Zu jeder Hauptmahlzeit, so klein und bescheiden sie auch immer sein mag, gehört als Beilage Gemüse oder ein Salat.
5. Ungesättigte Planzenfette sind für die Ernährung essenziell. Zum Backen, Frittieren und auch zum Braten verwendet man aber besser gesättigte Fette.
6. Man darf sich schon mal Knabberkram, Schokolade, Süßigkeiten und Limonade gönnen. Sie sind vielleicht nicht für den Körper, aber für die Seele. Mach es aber nicht zu deinem täglichen Pflichtprogramm, z.B. vor dem Fernseher.
7. Wenn Du Lust auf etwas Süßes hast, ist ein ordentliches Stück Kuchen, ein Pudding, eine Rote Grütze oder ein Fruchtjoghurt jeder degenerierten Süßigkeit vorzuziehen.
8. Weniger ist mehr, dafür bessere Qualität. Iss langsam und mit Bedacht. Achte auf Dein Sättigungsgefühl und iss nicht über dieses hinaus (bei einem guten Käse zum Abschluss kann man von dieser Regel aber auch schon mal eine Ausnahme machen).
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Ein paar (küchenphilosophische) Gedanken zum Kochen selbst, man sagt: Die Kochkunst ist die einzige Kunst, die im Höhepunkt ihrer Vollendung vernichtet wird.
Aber ist die Kochkunst überhaupt ... eine Kunst?

Einerseits und historisch gesehen: Ja. Historisch war der Kochberuf nie ein Handwerksberuf, er gehörte vielmehr zu den Freien Künsten. Die Lebensmittel und deren Zubereitungen unterliegen teils beträchtlichen Schwankungen, weshalb es bisweilen etwas "künstlerischem Gefühl" bedarf, um sie zu verarbeiten.
Andererseits ist vieles im Kochberuf auch ziemlich handwerklich. Das Kochen folgt durchaus auch so manchen Regeln, zumindest in Europa, vor allem aber auch in Asien. Außerdem ist das Kochen so "frei" dann auch wieder nicht. Denn der Gast muss das, was man da serviert, ja auch noch im Lust essen können.
Die Kochkunst wird also nicht nur durch die Lebensmittel, die zur Auswahl stehen, limitiert, sondern auch durch deren Kombination und Zubereitung.

Der deutsche Koch Vinzent Klink sagte in einem Interview einmal (sinngemäß zitiert): Ich habe ganz einfach angefangen, dann hatte ich eine wilde Phase, heute lasse ich alles Überflüssige weg. Das kann ich gut nachvollziehen, denn ich sehe mich am Anfang der dritten Phase.
Koche ich dabei "nach Gefühl"? Ja und Nein.
Eine Reihe von Standards koche ich heutzutage nicht mehr nach Gefühl. Ich wiege und messe ab und bestimme Zeiten. Der Grund ist einfach darin zu sehen, dass sie dann zuverlässiger funktionieren, und das dabei herauskommt, was ich will. Die Zuverlässigkeit dieser Ergebnisse schafft mir dann allerdings die zeitlichen Spielräume, andere Dinge kreativer anzugehen (weil ich ggf. nach einem Fehlversuch, bei dem offenbar mit meinen Gefühlen etwas nicht stimmte, keinen neuen Ansatz durchführen muss).

Und wie sieht es mit den "Regeln" beim Kochen aus?
Es gibt ein paar Regeln beim Kochen. Vielleicht kann man sie brechen und schon so manche Regel des Kochens wurde gebrochen, vor allem im 20. und 21. Jh. Andererseits bin ich der Meinung: Bevor man mit einer Regel bricht, sollte man sie zumindest beherrschen. Denn anderenfalls kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur Schrott dabei heraus. Aber auch wenn man Regeln zu brechen versucht, die man beherrscht (oder zu beherrschen meint), bleiben die Verletzungen von Grundregeln eine Art Vabanque-Spiel: Es kann funktionieren, muss aber nicht, und meistens tut es dann auch nicht.
Es ist dann experimentell, und erfahrungsgemäß sind von 10 Versuchen dieser Art 8 völliger Schrott, einer diskutabel (= nicht ausreichend) und einer vllt. eine neue Sache. Deshalb verlasse ich den Weg der Regeln und Erfahrungen eher selten, denn in Zeiten chronischer Unterbesetzung kann ich mir keine Fehlversuche gestatten.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.435
High, friends,
ich mach mir ja meinen Ketchup mit Wasser+Gewürzen+Tomatenmark selber und möchte euch fragen, wie ich dieses Gemisch a bisserl dickflüssiger machen kann!
 

Popocatepetl

Ritter Kadosch
27. August 2013
5.970
evtl einfach weniger wasser bzw länger kochen lassen damit auch mehr verdunstet ? ansonsten fällt mir da spontan sowas wie soßenbinder ein...
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
High, friends,
ich mach mir ja meinen Ketchup mit Wasser+Gewürzen+Tomatenmark selber und möchte euch fragen, wie ich dieses Gemisch a bisserl dickflüssiger machen kann!

Da sehe ich eine Reihe von Möglichkeiten, klassische wie moderne, tierische und vegane, einfache wie kompliziertere Methoden:

1. Gelatine
Klassisch würde man wohl Gelatine verwenden. Gelatine ist ein kollagenes Eiweiß, das natürlicherweise aus tierischen Quellen stammt. Ausschließlich aus tierischen Quellen, denn es gibt keine pflanzlichen kollagenen Proteine. Üblicherweise wird es aus Knochen, Sehnen, Knorpeln und anderen, so nicht-verzehrbaren Teilen des Schweins gewonnen, es gibt heutzutage aber auch reine Rindergelatine. Und genauso wie andere Proteine wird es auch verdaut, allerdings handelt es sich nicht um ein vollwertiges Protein.
Die Verwendung von Blattgelatine erfordert jedoch ein handwerklich ordentliches Umgehen mit diesem Material: Einweichen, quellen lassen, ausdrücken unter vorsichtigem Erwärmen wieder verflüssigen, sorgfältig einrühren und durch anschließendes Kühlen wieder verfestigen.

2. Xanthan
Xanthan ist ein natürlich in Pflanzen (also: vegetarisch/vegan) vorkommendes Polysaccharid, welches auch viel in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird, auch für Tomatenketchup. Es ist unverdaulich, wird vom Körper wieder ausgeschieden und kann in hohen Dosen abführend wirken. Es gilt als gesundheitlich unbedenklich.
Der Vorteil von Xanthan besteht darin, dass man es als weißes Pulver einfach einrühren kann, bis (nach wenigen Minuten quellen lassen) der gewünschte Verdickungsgrad erreicht ist.
Allerdings hat Xanthan auch seinen Preis (ca. 9€ / 100g).

3. Andere, natürlich vorkommende Verdickungsmittel (ganz oder im Wesentlichen unverdauliche Polysaccharide):
Johannisbrotkernmehl, Agar-Agar, Flohsamenschalen (Ballaststoff, regt die Verdauung an).
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Nachtrag:

Es kann für diese Aufgabenstellung auch noch andere (einfachere, schlichtere, preiswertere) Lösungen geben. Um dies zu beantworten, müsste ich jedoch wissen, was Du mit Deinem "Homemade Ketchup" beabsichtigst, und wie Du im Weitern mit diesem umgehst.
Vorab: Wie die meisten Profis habe ich mit Ketchup als solchem - entgegen landläufiger Meinung - kein küchenphilosophisches Problem. Man kann ihn als eine Art "moderne Grundsauce" einstufen, darüber hinaus war ich in noch keiner Küche, in der es ihn NICHT gab. Das Problem des Ketchups ist nicht der Ketchup als solcher, sondern seine ggf. inflationäre Verwendung.
Also ist die Fragestellung des Ketchups nicht, OB man ihn verwendet, sondern vielmehr WIE und WOFÜR.

Es gibt - durchaus "gehobene" Zubereitungen - für die Ketchup mehr oder weniger unentbehrlich ist (und deshalb wird man ihn auch in jeder Küche finden):
Die Cocktailsauce beispielsweise, ein Dressing, bestehend aus Mayo, Ketchup, Orangensaft & Brandy - für Salate, noch mehr für Shrimps & Krabben, und schneidet man noch kleinste Würfelchen aus roten und gelben Paprika, sowie gehackte Petersilie hinein, dann wird der Dressing-Klassiker "Thousand Islands" daraus.
Für Pommes + Hamburger ist Ketchup sowieso unentbehrlich ... und glaube mal ja nicht, das gäbe es in der gehobenen Küche nicht auch hin und wieder.
Dann gibt es da diese häusliche Notmahlzeit mangelnder Kohle und/oder Faulheit, Nudeln mit Ketchup.

Aber darüber hinaus ... Ketchup? Wozu, und warum fertigt man ihn selbst an? Jede noch so einfach zusammen geschusterte Dosen-Tomatensauce ist jedem Ketchup noch um Klassen überlegen ... es sei denn, man benötigt Ketchup für Hamburger + Pommes o.ä., denn da kann man die Tomatensauce i.d.R. nicht so gut verwenden.

Also ...

- Du magst Deinen Ketchup selbst machen - aber für welche Anwendungen?
- Lagerst Du Deinen Ketchup? Und wenn ja, wie? Das ist die Kernfrage, denn davon wird auch die Frage Deines Verdickungsmittels abhängen.
- Was beabsichtigst Du, mit der Eigenproduktion Deines Ketchups zu erreichen? Geld sparen? Vergiss es, diesen Kampf kannst Du nicht gewinnen. Bessere Qualität? Schon möglich, aber dann ist jede noch so bescheidene Tomatensauce jedem Ketchup überlegen.
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.142
Nun, Giacomo, den benutze ich für Nudeln oder als Toastbrotaufstrich.

Ketchup als Toastbrotaufstrich - das kann ich verstehen. Für Nudeln ist eine Tomatensauce aber immer überlegen und weder kompliziert noch teuer.

Eine einfache Tomatensauce:

1 Dose Tomaten, geschält
etwas Tomatenmark
etwas Weißwein
1 kleine Zwiebel
1 TL Zucker
1 TL Rinderbrühe (Pulver)
Pfeffer, Salz, Oregano und/oder Thymian

Dosentomaten: Eine preiswerte Ware (Discounter: 60 Cent/Dose), und für diesen Zweck völlig ausreichend. Unbedingt Schältomaten im Ganzen kaufen und keine passierte oder gestückelte Ware, der Preis ist eh derselbe. Üblicherweise liegen die Schältomaten in der Dose in Tomatensaft, wir verwenden beides in unterschiedlichen Phasen der Zubereitung, und das ist der Punkt dabei.

Weißwein (nicht zwingend): Ein einfacher und trockener Weißwein ist völlig ausreichend, Riesling o.ä., "Clochard de Paris". Bessere oder teurere Weine liefern kein besseres Ergebnis. Wir brauchen hier sowieso nur einen Schuss, man kann ihn nur für diesen Zweck im Kühlschrank lagern, er wird ja nicht schlecht.

Rinderbrühe: Ein Gläschen Rinderbrühen-Pulver (Discounter: ca. 1,60€). Nicht zwingend, verbessert aber den Geschmack.

1. Die Dosentomaten in ein Sieb geben und den Tomatensaft abtropfen lassen. Die Tomaten in grobe Würfel (= Spielwürfel) schneiden.

2. Die Zwiebel in kleine Würfel schneiden und in etwas Öl im Topf glasig schwitzen. Etwas Tomatenmark hinzugeben und die Temperatur reduzieren. Rühren und vorsichtig: Das Tomatenmark brennt leicht an - dann wird die Sauce bitter. Das Tomatenmark 1 Minute mitschwitzen lassen.

3. Den Tomatensaft hinzugeben und etwas mitschwitzen lassen. Mit einem Schuss Weißwein ablöschen. Etwas Wasser, einen TL Rinderbrühe und den Oregano/Thymian hinzugeben. Die Tomatenwürfel hinzugeben und bei mäßiger Hitze einmal aufkochen lassen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.
Fertig, schmeckt!

Im Ergebnis hast Du da so Tomatenstücken in der Sauce, das ist beabsichtigt. Natürlich kann man mit der Zwiebel auch etwas Knoblauch mitschwitzen, Geschmackssache.
Der Zeitaufwand beträgt 5-10 Minuten, i.d.R. ist man aber mit der Sauce bereits fertig, noch bevor die Nudeln überhaupt fertig sind.

Zuviel Aufwand für bequeme Leute? Das soll vorkommen.

Tomatensauce einmachen:
Marmeladengläser aufheben, das ist dann in etwa eine Portionsgröße. Mehr Tomatensauce kochen und die Gläser bis knapp unter den Rand befüllen. Die Gläser ordentlich zuschrauben und im Backofen bei 110°C für 2 Stunden sterilisieren. Dann die Gläser herausnehmen und auf dem Kopf abkühlen lassen (besseres Vakuum). Mit Etikett beschriften (Inhalt, Datum. Wasserlöslichen Klebstoff verwenden, Pritt-Stift o.ä. dann lassen sich die Etiketten für das nächste Mal auch wieder leicht ablösen).

Eine solche Glasware kann wie jede Vollkonserve bei Ziimmertemperatur gelagert werden und "knackt" beim Öffnen. Haltbarkeit etwa 2 Jahre ... aber so alt wird sie (hoffentlich) eh nicht. Zum Essen braucht man sie dann nur noch erwärmen, ggf. auch in der Mikrowelle.
Ob sich dies aus ökonomischer Sicht lohnt - schließlich könnte man auch Tomatensauce im Glas kaufen - das sei dahingestellt. Im Ergebnis ist das aber in jedem Fall eine bessere Tomatensauce als die übliche Glasware.
 

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