Wie der freie Markt New Orleans tötete
Der freie Markt spielte bei der Zerstörung von New Orleans und dem Tod Tausender seiner Bewohner eine entscheidende Rolle. Ausgestattet mit einer rechtzeitigen Warnung, dass ein furchtbarer Hurrikan der Stärke fünf die Stadt und die Umgebung treffen wird, was taten die Beamten? Sie spielten freier Markt.
Sie kündigten an, dass jedermann die Stadt verlassen sollte. Von jedem wurde erwartet, dass er seinen Weg aus dem Katastrophengebiet selbst mit eigenen Mitteln zu bewerkstelligen habe, wie es eben der freie Markt vorschreibt. Genau so, wie es Menschen tun, wenn eine Katastrophe Länder der Dritten Welt mit freien Märkten trifft.
Diese freien Märkte sind eine schöne Sache, in der jedes Individuum seine oder ihre eigenen Interessen verfolgt und dadurch ein optimales Ergebnis für die gesamte Gesellschaft erzielt. Das ist der Weg in dem die unsichtbare Hand ihre Wunder vollbringt.
Da gibt es keine kollektivistische angeordnete Evakuierung wie sie in Kuba geschehen ist. Als letztes Jahr ein ganz besonders schlimmer Hurrikan die Insel traf, evakuierte die Castro-Regierung, unterstützt von nachbarschaftlichen Bürgerkomitees und Kadern der örtlichen kommunistischen Partei, 1,3 Millionen Menschen. Das waren mehr als 10 Prozent der Bevölkerung des ganzen Landes. Kein Mensch starb durch den Hurrikan. Das war ein Kraftakt, der weitgehend unbemerkt von der US-Presse vor sich ging.
Am Tag Eins der Katastrophe, die durch Hurrikan Katrina verursacht wurde, war bereits klar, dass Hunderte, vielleicht Tausende, Amerikaner ihr Leben in New Orleans verloren hatten. Viele Menschen haben sich "geweigert", die Stadt zu verlassen, erklärten Reporter in den Medien, weil sie einfach "dickköpfig" waren.
Es war nicht vor dem Tag Drei, dass die vergleichsweise begüterten Fernsehleute zu erkennen begannen, dass Zehntausende nicht geflohen waren, weil sie keinen Ort wussten, wo sie hingehen konnten und weil sie keine Mittel zum Fliehen hatten. Mit kaum Bargeld auf der Hand und keinem eigenen Wagen, saßen sie fest und konnten nur das Beste erhoffen. Am Ende funktionierte der freie Markt nicht so gut für sie...
http://www.zmag.de/artikel.php?id=1571
das durfte ja nicht fehlen:
"Gott gießt seinen Zorn über Amerika"
Voodoo, sexuelle Ausschweifungen, dekadentes Leben - für fundamentalistische Prediger ist klar: Gott hat den Sündenpfuhl New Orleans zerstört. Hurrikan "Katrina" setzte der "Feier der Sünde" ein Ende.
Hamburg - Angesichts der größten Naturkatastrophe in der jüngeren Geschichte der USA zeigt sich Condoleezza Rice, Tochter eines Presbyterianer-Pfarrers aus Alabama und engste Vertraute des "wiedergeborenen Christen" George W. Bush, gottergeben.
Reverend Malone Smith wies seine Gemeinde bei einem Gottesdienst im größtenteils zerstörten Mobile an: "Wartet auf den Herrn." Es gebe Dinge, die der Präsident tun könne, es gebe Dinge, die die Regierung leisten könne, doch Gott allein könne alle Dinge tun. Rice nickte zustimmend. Später wiederholte die US-Außenministerin die Worte des Predigers: "Der Herr wird zu seiner Zeit kommen - wenn wir nur darauf warten."
...Doch nicht nur bei Politikern, die mit einer Wortflut die Wassergewalten zurückdrängen wollen, steht der Mund nicht still. Auch wortgewaltige Prediger haben im Elend Konjunktur. Die Neigung, das Desaster mit übernatürlichen Mächten in Verbindung zu bringen, ist nicht nur bei Außenministerin Rice groß. Reverend Bill Shanks, Pfarrer in New Orleans, ist einer von denen, die sich berufen fühlen, die Katastrophe zu deuten: "Gott hat die Stadt zerstört." Und er habe dies mit gutem Grund getan: "New Orleans ist nun frei von Abtreibungen", frohlockt der Geistliche, "frei von Mardi Gras, frei von 'Southern Decadence' und den Unzüchtigen, von Hexern und falscher Religion". Gott habe New Orleans in seiner großen Güte von "all diesem Zeug" gesäubert...
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,373425,00.html