Niks Te Maken
Geheimer Meister
- 29. Juli 2002
- 459
psst schrieb:Dabei wird immer unterschlagen das es nicht NUR die Amerikaner sondern auch die Franzosen, Engländer und vor allem die Russen waren die uns von den Nazis befreit haben.
Die Franzosen haben weniger befreit, als dass sie ihr Land wieder unter die eigene Kontrolle gebracht und eine Zeit lang einen Teil Deutschlands verwaltet haben.Die Russen aber haben so ziehmlich alles in Deutschland gemacht, was man sich vorstellen kann, nur nichts befreit! Nennst du eine vergewaltigende und mordende Rote Armee Befreiungsarmme? Ein Diktatur unter der Kontrolle der Sowjetunion mit dem gigantischen Stasi-Aparatschik ist wohl kaum das, was dem Worte "Freiheit" auch nur im entferntesten nahe kommt.
gosling schrieb:Ich bin weit davon entfernt, Politik in "gut" oder "böse" einzuteilen, mich interessiert die Motivlage. Und diese hat sich während des 2. Weltkrieges grundlegend geändert.
Vorher war Isolationismus ("Wir sind glücklich, was schert uns der Rest der Welt") und direkt darauf soll eine Hardcore-Interessenpolitik gefolgt sein? Mehr als unglaubwürdig. Tatsächlich ist der Begriff des "nationalen Interesses" ein vergleichsweise neuer, der von den Amerikanern erst während des Vietnamkrieges "erfunden" wurde (ich empfehle dazu "Die Vernunft der Nationen" von Henry Kissinger, da wird das sehr schön erklärt).
IMHO ist es wesentlich glaubwürdiger vom Isolationismus zu einer panischen Angst vor den Roten zu wechseln, als man in puren Idealismus verfällt. Nationales Interesse ist also neu? Warum hat Rom denn bitte schön halb Europa erobert? Waren die Kolonien Europas etwa nicht aus Eigennutz errichtet? Das Verhalten, den nationalen Interessen zu folgen ist so alt wie die Bildung von Stämmen und Staaten, unabhängig wie gewisse Kriegsverbrecher, die neutrale Länder zerbombt haben und Zivilbevölkerung mit chem. Waffen attackiert haben diesen Begriff definieren, zumal gerade Henry Kissinger so ziehmlich der letzte Mensch auf dieser Welt ist, dessen Worte man zur Grundlage irgendeiner Argumentation machen kann.
gosling schrieb:Fein. Und wem gehört Shell? Privateigentum von Tony Blair?
Fein. Und an wen zahlt Shell seine Steuern? In wessen Regierung folgt man der shell'schen Lobby?
gosling schrieb:Welche politischen Interessen?
Wenn wir etwas nicht einsehen wollen, stellen wir uns dumm...
Kurz und knapp: Der Schutz Israels, die Umstrukturierung des Nahen Ostens, die Vortäuschung der Jagd auf den "Internationalen Terrorismus", die Errichtung des "Imperium Americanum".
gosling schrieb:Meinst Du nicht auch, daß man Propaganda sehr viel einfacher und billiger haben kann, erst recht OHNE sich den Unmut des ewigen Nörglers Europa aufzuhalsen?
und wie bitte? Um bin Laden zu fassen, sind die USA anscheinend zu inkompetent. Ein richtiger Erfolg war Afghanistan nicht, Al-Quaida existiert weiter und schwebt als drohende Gefahr über den Köpfen der FOX-News-Zuschauer. Also muss man Erfolge vorweisen. Fix wird eine Saddam-Hussein-Al-Quaida-Connection erfunden, erobert den Irak und schnappt Sad...nein, das hat das DoD ja wieder nicht geschafft. Der Partisanenkrieg bricht los, die GIs fallen wie die Fliegen und Konzepte für den besetzten Irak hat man auch keine. Wieder ein Erfolg. Was kommt logischerweise jetzt? To be continued...
gosling schrieb:Nochmal: unterstellen wir die totale Profitgier, dann dann ist der Irak-Feldzug ein betriebswirtschaftliches Desaster. Meinst Du nicht, daß es doch andere Gründe sein könnten, die zum Krieg im Irak geführt haben, als die Aussicht auf lecker Petrodollars?
Tun wir nicht. Das Öl ist _EIN_ Grund von vielen. Aber da sich die Rolle des Öl zunehmend verschärfen wird (vielleicht hast du davon ja auch schon gehört...), wird sich der Irakkrieg mit den Aufträgen für US-Firmen für den Wiederaufbau und dem Gewinn für die Rüstungsindustrie ohne Frage rechnen. Brngst du mir den Nobelpreis dann in ein paar Jahren vorbei oder soll ich selbst nach Oslo fahren?
gosling schrieb:Hm, da wird ohne jeden Hinweis ein Psychogramm des George W. Bush entworfen und anhand dieser kühnen Überlegung ein Kriegsgrund abgeleitet - ist das nicht etwas verwegen, wo wir uns doch hier in einem Forum bewegen, das den Zweifel zur heiligen Kuh überhöht?
Richtig ist, daß Rumsfeld & Co. den Irak als unfinished business betrachteten - hierfür aber das angekratzte Ego von Bush sr. ins Feld zu führen ist doch EIN BISSCHEN an den Haaren herbeigezogen, oder sehe ich das jetzt irgendwie zu eng?
Punkt 1: Der Bush-Clan ist verärgert, dass Saddam Hussein im Jahre 2003 immer noch Machthaber im Irak ist. Korrekt?
Punkt 2: George W. Bush ist 2003 US-Präsident. Korrekt?
Punkt 3: Der Irak eignet sich extrem gut um von den USA angegriffen zu werden, Gründe findest du in diesem Thread. Das ist ebenso korrekt.
Und natürlich freut sich der Bush-Clan nun wie Harry endlich den tikritschen Bastard zu Fall zu bringen. Da dies ein Aspekt ist, der im Zweifelsfall, und wenn es noch so gering sein mag, Bush zu einem Krieg tendieren lässt, nenne ich das einen Kriegsgrund.
gosling schrieb:...die wirtschaftlichen Gründe GEGEN den Krieg nicht die verheerende Menschenrechtslage im Irak billigend in Kauf nehmen würden und man bei der Ermittelung der Motivlage Rußlands, Chinas und Frankreichs immerhin belastbare Fakten (nämlich Verträge!) zur Hand hat, während bei der amerikanischen Motivlage die Ölinteressen keine besondere Rolle gespielt haben (zumindest hast Du dafür bislang noch keine stichhaltigen Hinweise geliefert).
Die Alternative war nämlich nicht: Krieg oder kein Krieg. Sondern Terror und Folter weiterlaufen zu lassen wie bisher oder Krieg. Das vergißt man leicht.
Ja, sie nehmen die Menschrechtslage in Kauf. Wie die USA über 10 Jahre lang. Vor dem Golfkrieg war Hussein auch nur zu gut als Handlanger geeignet, doch 2003 muss ja urplötzlich die irakische Bevölkerung befreit werden. Genau das ist es, was man Doppelmoral nennt, nicht das Verhalten Paris', Moskaus oder Pekings. An der Lage der irak. Bevölkerung trägt die UNO auch eine Teilschuld, die Hussein nach dem 2. Golfkrieg (der aufgeklärte Leser weiß, welcher gemeint ist) an der Macht gelassen und für die Bevölkerung nachteilige Sanktionen aufgedrück.
Haben denn deiner Meinung nach die USA das Recht ohne allgemeine internationale Unterstützung (ja, sie haben 40 Länder gegen der Terror gesammelt, doch ich halte die Pazifikinselstaaten nicht für SO mächtig, selbstbewusst und unabhängig) in die inneren Länder eines souveränen Staates einzugreifen, wenn die UNO dem nicht zustmmt?
Beweise für die Ölinteressen der USA? Es gibt da versteckte Hinweise...wie darf ich das interpretieren, wenn US-Lager im Irak "Forward Operating Base Shell" (oh, die Briten!) und "Forward Operating Base Exxon" heißen, wenn in Bagdad als aller erstes das Ölministerium geschützt wird, während im Rest der Staat totale Anarchie herrscht? Aber ich weiß ja, alles Kappes!
Ignorierst du eigentlich auch, dass die USA inzwischen zugeben, bei den Gründen für den Krieg gelogen und übertrieben zu haben oder war dies nötig zur Befreiung und Demokratisierung? Ja, man muss Opfer bringen, und wenn es der Rechtsstaat und die Integrität eines Landes sind...doch Amerika nimmt ja diese schwere Bürde für den Rest der egoistischen Menscheit auf sich, DANKE!