Tanja Krienen
Geselle
- 7. Mai 2002
- 18
"Die Kunst ist nicht die wertvollste Lebensäußerung. Das Leben ist weit interessanter"
Tristan Tzara
10 Vorwürfe an einen Amokläufer
Betrogen fühlen sich:
- Der gesunde Menschenverstand
- Die Justiz
- Sozialarbeiter und Psychologen
- Die Polizei
- Die Religion
- Die Psychiatrie
- Die Naturwissenschaften
- Die Revolutionäre
- Die Vernunft
- Die Versicherungen
Der Amokläufer handelt ohne jeglichen Zweck...Seine Blindheit vergeht sich am Versprechen der ausgeglichenen Schlussbilanz, setzt die Hoffnung, dass die Rechung - anders als im Leben - im Tod aufgehen möchte. Er erschütterte die Relation der Verhältnismäßigkeit...Nicht umsonst verlegt die Religion die große radikale, verhältnismäßige Abrechnung zeitlich nach dem Weltuntergang.
Der Amokläufer begegnet nur jenseitigen Lügen. Er ist beliebig wie seine Opfer, steht quer zu allen Ursache-Wirkungsketten. Der Alltag ist banal, banal wie ein Mord aus Gewinnsucht. Der Amokläufer explodiert nach allen Seiten, wartet nicht, wägt nicht ab; Ästhetik und Moral liegen nicht im Blut...Die Grenzüberschreitung ist kein Abenteuerurlaub, der Amokläufer lebt oder stirbt (so oder so) in einer hiesigen Stadt. - Das Wagnis ist total. Es geht um den Körper.
Die radikale, rapide Wendung des Amokläufers, mit der er sich aus dem Konsens und der Situation entfernt, MUSS eine Vorgeschichte haben, weil nichts und niemand frei ist solche Wandlungen zu vollziehen...(Es ist) das beunruhigende Eingeständnis, dass es eine Nachtseite gibt, die auf demselben Planeten wurzelt, ohne Sinn wie die Natur, ungebändigt zufällig und auflösend. Die Maßlosigkeit und Zweckfreiheit der Aggression hebt den Amokläufer aus seinem bisherigen Leben unwiderrufbar heraus, das nun zum Feld wird, das nach Verboten erforscht wird. Ob dabei bisweilen auch der Sinn gefunden wird, der angeblich durch die Tat gebrochen wird, bleibt unbenannt.
Natürlich ist der Amokläufer keineswegs ein Held.
Tristan Tzara
10 Vorwürfe an einen Amokläufer
Betrogen fühlen sich:
- Der gesunde Menschenverstand
- Die Justiz
- Sozialarbeiter und Psychologen
- Die Polizei
- Die Religion
- Die Psychiatrie
- Die Naturwissenschaften
- Die Revolutionäre
- Die Vernunft
- Die Versicherungen
Der Amokläufer handelt ohne jeglichen Zweck...Seine Blindheit vergeht sich am Versprechen der ausgeglichenen Schlussbilanz, setzt die Hoffnung, dass die Rechung - anders als im Leben - im Tod aufgehen möchte. Er erschütterte die Relation der Verhältnismäßigkeit...Nicht umsonst verlegt die Religion die große radikale, verhältnismäßige Abrechnung zeitlich nach dem Weltuntergang.
Der Amokläufer begegnet nur jenseitigen Lügen. Er ist beliebig wie seine Opfer, steht quer zu allen Ursache-Wirkungsketten. Der Alltag ist banal, banal wie ein Mord aus Gewinnsucht. Der Amokläufer explodiert nach allen Seiten, wartet nicht, wägt nicht ab; Ästhetik und Moral liegen nicht im Blut...Die Grenzüberschreitung ist kein Abenteuerurlaub, der Amokläufer lebt oder stirbt (so oder so) in einer hiesigen Stadt. - Das Wagnis ist total. Es geht um den Körper.
Die radikale, rapide Wendung des Amokläufers, mit der er sich aus dem Konsens und der Situation entfernt, MUSS eine Vorgeschichte haben, weil nichts und niemand frei ist solche Wandlungen zu vollziehen...(Es ist) das beunruhigende Eingeständnis, dass es eine Nachtseite gibt, die auf demselben Planeten wurzelt, ohne Sinn wie die Natur, ungebändigt zufällig und auflösend. Die Maßlosigkeit und Zweckfreiheit der Aggression hebt den Amokläufer aus seinem bisherigen Leben unwiderrufbar heraus, das nun zum Feld wird, das nach Verboten erforscht wird. Ob dabei bisweilen auch der Sinn gefunden wird, der angeblich durch die Tat gebrochen wird, bleibt unbenannt.
Natürlich ist der Amokläufer keineswegs ein Held.