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Bettelrepublik Deutschland

Gestreift

Vollkommener Meister
12. Juli 2003
516
Man ist das ein interessanter Thread. Weiß der Eröffner/die Eröffnerin eigentlich, wie brisant die Thematik der Staatsverschuldung ist?

Hier ist mal eine verlinkte Grafik:

sv.gif


Das ganze ist schlichtweg als katastrophal einzuschätzen. Der Handlungsbedarf ist enorm hoch. Wenn nicht sofort umgesteuert wird, schlittert der Staat in eine Krise.

Kurz umrissen: Bei einer weiteren Erhöhung der Staatsverschuldung wird er Staat in arge Bedrängnis geraten, weil er durch die Zinsbelastung keinen Handlungsspielraum mehr hat. Höhere Einnahmen durch Steuererhöhungen sind bei dem hohen Steuerniveau in Deutschland kaum noch möglich. Also was tun?

Ich fand einige Vorschläge hier nicht schlecht, auch wenn sie tatsächlich nur der Tropfen auf dem heißen Stein wären, wie z. B. die Kürzung der Abgeordnetenbezüge. Aber wir sollten daran denken, dass Kleinvieh auch Mist macht.

Tatsächlich ist es wohl an der Zeit, sich damit abzufinden, dass der Staat nicht alles leisten kann (Und wenn es nach mir geht, hätte er das nie tun dürfen.). Man muss sich mehr selbst kümmern. Um den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich selber zu kümmern, wäre es notwendig, die Steuern zu senken und das Steuerrecht radikal zu vereinfachen. Gerade der Aufbau von Vermögen sollte nicht besteuert werden (da widerspreche ich forcemagick, der aber ansonsten sehr viel gesunden Menschenverstand zeigt.). Die Zinserträge, die man mit diesem Vermögen erzielt, könnten imho durchaus einer Steuerpflicht unterliegen.

...Jetzt wo ich das hier schreibe, frage ich mich, ob es nicht schon zu spät ist. Ich glaube fast ja, der Karren ist gegen die Wand gefahren worden. Totalschaden. Reparatur unmöglich. Was meint ihr?

antimagnet schrieb:
d.h. von meinem geld auf der bank muss ich steuern bezahlen (wenn es vermögensteuer gibt). dann ist mein vermögen aber auch das vermögen der bank. wieder steuern. die verleiht es, sagen wir einer baufirma, dann ist das deren vermögen. und wieder steuern. ich arbeite bei der baufirma und kriege von denen monatlich geld. wieder steuern. usw. ist das eigentlich sinnvoll (fällt mir jetzt so auf), davon zu sprechen, dass geld schon mal besteuert wurde? und kann man den steuerabzwackmechnismus nicht an einer stelle des geldkreislaufs einführen?...

Eine Vermögenssteuer wird derzeit nicht erhoben. Dein Vermögen ist nicht das Vermögen der Bank. Dein Vermögen sind die Verbindlichkeiten, die die Bank dir gegenüber hat (In der Bilanz auf der Passiv-Seite). Wenn Sie es einer Baufirma verleiht, dann wahrscheinlich nur, damit diese investieren kann. Die Firma wird die Zinsen für das Geld als Kosten verbuchen, die ihren Gewinn schmälern. Die getätigte Investition wird abgeschrieben. Ob da dann noch irgendwelche Steuern drauf anfallen halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Ich habe keine Ahnung ob es überhaupt sinnvoll wäre, den Steuerabzwackmechanismus (goiles Wort) an einer Stelle einzuführen, aber der Grundgedanke, den ich dahinter vermute, nämlich einer Steuervereinfachung, begrüße ich auf jeden Fall.

Vielen Dank für deinen Beitrag antimagnet. Hat mich dazu gebracht, mal wieder über fiskalische Zusammenhänge nachzudenken.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
Eine Vermögenssteuer wird derzeit nicht erhoben. Dein Vermögen ist nicht das Vermögen der Bank. Dein Vermögen sind die Verbindlichkeiten, die die Bank dir gegenüber hat (In der Bilanz auf der Passiv-Seite). Wenn Sie es einer Baufirma verleiht, dann wahrscheinlich nur, damit diese investieren kann. Die Firma wird die Zinsen für das Geld als Kosten verbuchen, die ihren Gewinn schmälern. Die getätigte Investition wird abgeschrieben. Ob da dann noch irgendwelche Steuern drauf anfallen halte ich für sehr unwahrscheinlich.

naja, ich habs nur in klammern geschrieben, aber ich meinte:

(wenn es vermögensteuer gibt)

also besser: wenn es eine gäbe... hab ich dann recht? oder auch nicht?

Ich habe keine Ahnung ob es überhaupt sinnvoll wäre, den Steuerabzwackmechanismus (goiles Wort) an einer Stelle einzuführen, aber der Grundgedanke, den ich dahinter vermute, nämlich einer Steuervereinfachung, begrüße ich auf jeden Fall.

darum gings mir. es ist uns doch gar nicht bewusst, wo alles steuern abgezwackt werden. oder besser: abgaben. ich halte alles, was men bezahlen muss für steuern. ob das andere nun sozialbeiträge nennen, ist mir wurscht... ich geh arbeiten und bekomm geld. da muss der arbeitgeber vorher steuern bezahlen. den rest krieg ich als bruttogehalt. dann wieder steuern. davon lass ich mein auto reparieren. sind steuern auf dem preis. den rest kriegt der garagenbesitzer. da muss er erst steuern bezahlen, bevor er was seinem mechaniker gibt. der muss wiederum von seinem bruttogehalt steuen bezahlen. usw. das war eine transaktion. von dem geld, was ich bekomme, kauf ich mir was, so dass der ders gemacht auch geld bekommt. fünfmal steuern bezahlt. aber vielleicht ist eine steuerabzwackstelle zu wenig. produkte sollten so besteuert werden, dass die volkswirtschaftlichen kosten, die sie verursachen, decken. oder besser: die unternehmen müssen anteilig für die volkswirtschaftlichen kosten aufkommen, die ihre produkte verursachen... nee, ist wieder unternehmerfeindlich... es ist ein kreuz. aber meiner meinung nach sollte man es den unternehmen (der firma, nicht dem reichen boss) so einfach wie möglich machen in deutschland. die sollen alle hierherkommen und arbeitsplätze schaffen. ist nur gut für uns. und man sollte den leuten klar machen, dass es scheißegal ist, ob von einer 1.000€-transaktion fünfmal 150€ abgezogen werden oder einmal 750€.... ist es das?

:gruebel:

steuervereinfachung muss her, ist vollkommen klar. ein prozentsatz für die menschen, ein prozentsatz für die unternehmen. keine ausnahmen. entweder abschreibungen für alle oder für niemanden... so in etwa.
 

Gestreift

Vollkommener Meister
12. Juli 2003
516
@ antimagnet

Comprende! :idea:

Danke für die genauere Erklärung. Es läuft aber nicht ganz so ab, wie Du es beschreibst. Das ist aber letztlich egal. Du hast imho nämlich recht wenn Du sagst:

produkte sollten so besteuert werden, dass die volkswirtschaftlichen kosten, die sie verursachen, decken. oder besser: die unternehmen müssen anteilig für die volkswirtschaftlichen kosten aufkommen, die ihre produkte verursachen

Ist mir auch egal, ob das Unternehmerfeindlich ist oder nicht. Verursacherprinzip muss endlich durchgesetzt werden.

Und bei dieser Aussage hast Du meine volle Unterstützung:

steuervereinfachung muss her, ist vollkommen klar. ein prozentsatz für die menschen, ein prozentsatz für die unternehmen. keine ausnahmen. entweder abschreibungen für alle oder für niemanden... so in etwa.
 

Mother_Shabubu

Geheimer Sekretär
3. Juli 2003
622
forcemagick schrieb:
ja und was für ein glasschirbenviertel... erstreckt sich über x kilometer und beinhaltet eine hübsche menge an gemeinden...

eher eine glasscherbenregion.
OK, da Du ja schon geschrieben hattest, wo Du herkommst: In Deiner Region ist es seit der Wende in der Tat ziemlich bergab gegangen. Da sieht es in meiner Gegend doch etwas besser aus.
du scheinst ja keine finanziellen probleme zu haben und scheinst ja nicht zu glauben, dass das bei einem beträchtlichen teil deiner mitmenschen anders aussieht...
Derzeit habe ich wirklich keine finanziellen Probleme. Das andere ist aber wirklich reine Unterstellung.
es kommt eben immer drauf an wie eine vermögenssteuer dann aussieht... vermögen zu besteuern, dass immer wieder auch zusätzliche beträchtliche gewinne abwirft scheint mir gar nicht mal so abwegig.
Ich würde halt dann die abgeworfenen Gewinne besteuern.
das statistische bundesamt ist für mich schon lang keine quelle mehr... ich halte die verlautbarungen dieser einrichtung für hochgradig verfälscht...
Hast Du bessere Quellen?
Die Meldungen des statistischen Bundesamtes ließen sich im Zweifelsfall übrigens auch überprüfen. Wenn es sein muß, auch empirisch, ohne die zugrundeliegenden Angaben zu kennen.
nach angaben des statistischen bundesamtes gibt es auch das teurophänomen nicht..doch das ergibt sich aus einem warenkorb in dem auch technik ist, die preislich oder zumindest im preisleistungsverhältnis günstiger geworden ist... für ottonormverbraucher gestaltet sich die sache allerdings etwas anders... da zählt einfach was die dinge des täglichen lebens kosten und da sind die preise ja nun doch beachtlich gestiegen....
http://destatis.de/download/d/preis/euro_01.pdf
Vor allem die Seiten 25 bis 27, also Anhang eins und zwei, sollten Dich interessieren. Außerdem wird die Inflationsrate auch bei Otto Normalverbraucher nicht nur von den Dingen des täglichen Lebens bestimmt, also wäre es unsinnig, nur diese zu berücksichtigen.
ich finde es dann schon recht unterhaltsam wenn mir dieses bundesamt vorrechnet wie sehr doch die die privaten haushalte mehr geld bekommen wenn auf der anderen siete die zahl der privatinsolvenzen steigen... in anbetracht der arbeitslosenzahlen und der verschuldungen kann ich das nicht anders deuten als das die reichen nochmals deutlich zugelegt haben während die ohnehin ärmeren noch tiefer gesunken sind...
Sowohl die Meldungen des statistischen Bundesamtes wie auch Deine Deutung halte ich für realistisch. Darum hat das Bundesamt auch keinen Durchschnitt angegeben, weil diese Angabe unbrauchbar ist.

@Gestreift: In Deiner Grafik kann man nur sehen, daß die Staatsverschuldung bald über 1400 Mrd. € betragen wird und das sie zwischen 1989 und 1995 stärker gestiegen ist als in den anderen Jahren. Ob das jetzt besonders brisant ist, zeigt sie nicht.
Handlungsbedarf besteht natürlich schon, aber nicht aufgrund dieser Grafik. Deinem Statement bezüglich Steuerentlastung und Selbstverantwortung stimme ich übrigens zu.
 

Gestreift

Vollkommener Meister
12. Juli 2003
516
Mother_Shabubu hat völlig recht. So absolut sagen die Zahlen in der Statistik nichts aus.

Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass im Bundeshaushalt 2004 als Soll-Zahlen für die Zinsen ein Betrag von 37,7 Mrd. € angesetzt ist. Das sind dann 14,6 % der Ausgaben. Jeder siebte Euro geht für Zinsen drauf, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Das halte ich für bedenklich.

Mal als Beispiel: Für das Bildunsgwesen, Wissenschaft, Forschung und Kulturelle Angelegenheiten sind nur 11,9 Mrd. € veranschlagt.

Quelle (PDF-Dokument): Bundeshaushalt 2004

Zu finden auf Seite 6 des Dokuments.
 
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