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Bischof Pavlos (Mantovanis) von Kyreneia hat am 18. Juni 2001 in einem dringenden Protestbrief an die Botschafter der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates in Zypern, den UN-Generalsekretär, die Generalsekretäre des Europarates, der UNESCO und der Interpol sowie an den Präsidenten, den Senat und das Repräsentantenhaus der USA die erneute Zerstörung einer Kirche im türkisch besetzten Nordzypern beklagt. Der 56-jährige Bischof, der seit 1994 der Diözese vorsteht, aber wegen der Okkupation seiner Bischofsstadt im Süden Zypern leben muss, reagierte damit auf einen Bericht der türkisch-zypriotischen Zeitung "Avrupa", die jüngst gemeldet hatte, dass die Kirche der Gottesmutter von Thermia in Kyreneia zerstört worden sei. Die Zeitung berichtete weiter von den Plänen zum Bau eines Nachtclubs und eines Restaurants auf einem nahe gelegenen Gelände, wo sich bislang ein orthodoxer Friedhof befindet. Bischof Pavlos spricht in diesem Zusammenhang von einer "systematischen Plünderung des religiösen und kulturellen Erbes der orthodoxen Kirche in Zypern". Seit der Besetzung 1974 versuchten die Okkupationstruppen, systematisch jede Erinnerung an die christlich-orthodoxe Vergangenheit im Norden der Mittelmeerinsel auszulöschen: Die Türkei, "die unser Land noch immer mit Gewalt besetzt hält, hat nicht nur unsere Kirchen ihrer Ikonen, Fresken und heiligen Geräte beraubt, sondern sogar viele von ihnen in islamische Moscheen, in Ställe und Latrinen umgewandelt oder auch als Abstellräume missbraucht". Die "systematische Plünderung unseres religiösen und kulturellen Erbes und die Zerstörung und Vernichtung jedes christlichen Symbols auf unserer heiligen Insel begann sofort, als Zypern von den türkischen Truppen 1974 besetzt worden war. Seitdem werden historische religiöse Stätten kontinuierlich ohne Grenzen verwüstet". Bischof Pavlos erinnerte daran, dass demgegenüber die heiligen Stätten des Islam im freien griechischen Südteil Zyperns nicht nur geachtet, sondern teilweise auch aufwendig restauriert würden. Der Bischof von Kyreneia forderte daher den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eindringlich auf, "die Stimme im Protest zu erheben gegen die fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen von Seiten der Türkei in Zypern" und endlich Druck auf die Regierung in Ankara auszuüben, damit nicht noch größerer Schaden angerichtet werde. Auch andere christliche Sakralbauten sind akut bedroht: So hat das "Amt für Altertümer" des international nicht anerkannten Besatzungsstaates der "Türkischen Republik Nordzypern (TRNC)" dem Unternehmer Dervis Senmester die Genehmigung erteilt, in dem historischen armenischen Kloster des hl. Magar im Pentadaktylos-Gebirge eine Hotelanlage einzurichten, obwohl dieses Vorhaben bereits im Vorjahr einen Sturm der Entrüstung nicht nur unter Exilarmeniern in Europa ausgelöst hatte. Damals war der "Parlamentspräsident" der TRNC, Etru Hasipoglu, von der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg aufgefordert worden, für eine Aufhebung des Beschlusses zu sorgen, was aber offensichtlich nicht geschah. Vielmehr verwies jetzt der Unternehmer Senmester in der türkisch-zypriotischen Presse auf die bereits von ihm getätigten Investitionen. - Bei einer Konferenz der für den Erhalt der Kulturgüter zuständigen europäischen Ressortchefs in Slowenien Anfang April hatte der zypriotische Innenminister Christodoulou eine Liste von über 520 armenisch-apostolischen und orthodoxen Kirchen vorgelegt, deren teilweise unschätzbare Mosaiken und Fresken entweder entwendet oder zerstört worden seien. Immerhin sagte daraufhin der türkische Vertreter eine Überprüfung der Situation zu, was Christodoulou als großen Erfolg wertete:
"Zum ersten Mal hat ein höherer Vertreter der türkischen Regierung offiziell seine Bereitschaft erklärt, eine Untersuchung einzuleiten, wenn wir eine Liste mit den gestohlenen Ikonen und Objekten zur Verfügung stellen".
"Zum ersten Mal hat ein höherer Vertreter der türkischen Regierung offiziell seine Bereitschaft erklärt, eine Untersuchung einzuleiten, wenn wir eine Liste mit den gestohlenen Ikonen und Objekten zur Verfügung stellen".