Das ist historisch. Wang Wangxing wohnt noch nicht ganz zwölf Wochen in Deutschland: er ist im Exil. Seine Entlassung als chinesischer Dissident war hochspektakulär. Diplomatische Bemühungen ebneten ihm den Weg nach Deutschland. Nach Wochen des Genusses der neuen Lebenssituation packt Wangxing erstmals aus - in der ZEIT - Elektroschocks gegen das Virus Freiheit
Für die chinesische Regierung ist es eine unangenehme Sache. Wird sie reagieren? Was hat sie bewogen, einen Dissidenten, der in eigens eingerichteten Einrichtungen misshandelt wurde, ins Exil zu lassen?
Für die chinesische Regierung ist es eine unangenehme Sache. Wird sie reagieren? Was hat sie bewogen, einen Dissidenten, der in eigens eingerichteten Einrichtungen misshandelt wurde, ins Exil zu lassen?
Unter den Dissidenten Chinas ist Wang seit langem eine Legende. Schon 1966, als Oberschüler, begehrte er gegen die Kulturrevolution auf. Er stritt 1976 für die Rehabilitierung Deng Xiaopings und wurde dafür ins Gefängnis gesperrt. Er unterstützte die Demokratiebewegungen von 1979 und 1989. Weltruhm erlangte er am 4. Juni 1992. Es war der dritte Jahrestag des Tiananmen-Massakers. In einer Ein-Mann-Aktion rollte Wang auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking ein Transparent für die Rehabilitierung der dort drei Jahre zuvor von der Volksarmee ermordeten Demonstranten auf. Bei seiner Festnahme wurde der amerikanische Fernsehjournalist Todd Carrel von der Polizei so verprügelt, dass er bis heute gelähmt ist. Mehrere ausländische Journalisten erlitten schwere Verletzungen.
Wang blieb unvergessen. Der englische Sinologe und Psychiatrieforscher Robert Munro nahm sich im Auftrag der New Yorker Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch seines Falls an. Munro lieferte regelmäßig Informationen an die Außenministerien in Berlin und Washington.