angesichts dessen, das in europa auf diplomatischer ebene schon wieder fleissig blutbefleckte hände geschüttelt werden, anstatt eindeutig stellung gegen das morden zu beziehen, wo jedem kritiker mit der
"anti-amerikanismus" keule das maul gestopft werden soll, spricht mir der nachfolgende artikel aus dem italienischen aus der seele:
Das furchterweckende Amerika
von ALESSANDRO ROBECCHI - 07.04.2003 17:23
Aus Kriegstagebuch, Versuche einer Orientierung
Übersetzung bei Il Manifesto, 6.4.2003
http://germany.indymedia.org/2003/04/48340.shtml
Das furchterweckende Amerika
Ununterbrochen kommt die Aufforderung, wie ein Appell, ein Gebet, ein Befehl: Hütet euch davor Antiamerikaner zu werden! Es ist der Stabreim der Zeit. Zwanghaft wird er von allen, gleich ob rechts oder links wiederholt. Er wird von Denkern (?) des Umfeldes von Fassino ebenso gesungen wie von ermatteten Exradikalen, von demokratischen Kommentatoren, mitteleuropäischen Intellektuellen, Politikern der ersten, zweiten und dritten Reihe. Er tönt aus den Fernsehsalons, aus den Mündern der Spitzen des Ulivo, der Spieler im Telerisiko und Reformisten mit Bärtchen. Es scheint, dass angesichts der Bomben (amerikanische), die fallen, das dringlichste Problem das ist, die Italiener über den Antiamerikanismus aufzuklären. Er ist eine Krankheit, die weiter verbreitet als die atypische Lungenentzündung und riskanter als der Rinderwahnsinn ist.
Um Himmels Willen! Aber ich bitte doch! Mit erheiternden Anmerkungen die immer gleich Argumentation: Antiamerikaner zu werden, ist kontraproduktiv. Das ist nicht schick! Das ist anti- historisch! Etzetera, etzetera... Überraschenderweise stammen die feurigsten Anti-Antiamerikaner aus den Reihen derer, die vor Beginn des Krieges, ihn moderat ablehnten. Doch jetzt -erstaunliche Kehrtwendung- der Krieg ist da, also werden wir seine Fans: Der Brand gefällt uns nicht, aber bitte werdet keine Antipyromanen, das wäre nicht elegant. Leider setzt sich Amerika, jetzt wo es den Krieg macht, in Szene. Amerika ausgerüstet mit Massenvernichtungswaffen, eben jene, die sie Bagdad wegnehmen wollten und noch einige schlimmere. Und immer mehr enthüllen sich die Details. Enormes Hurrageschrei haben die Befreiung der Soldatin Jessica begleitet. Und ihre Geschichte wurde von der proamerikanischen Propaganda breit getreten: Schaut dieses Amerika, dieses arme Mädchen, das in den Krieg gezogen ist, damit sie ihr Studium bezahlen und Lehrerin werden kann. Das ist natürlich eine Propaganda mit starkem Risiko zum Eigentor. In welchem beschissenen Land muss man ausziehen, um Leute umzubringen, damit man sein Studium bezahlen kann? Hierzulande reicht es, seine Prüfungen gemacht zu haben.
Der Refrain wird unermüdlich heruntergebetet: wichtig ist es, dass die italienische Bevölkerung nicht antiamerikanisch wird. Unter diesem Gesichtspunkt ist die massive Prophylaxe an Worten zu begreifen, damit die Ansteckung verhindert wird. Denn man muss eben sehen, dass diese Epidemie verheerend wirkt. Wer sich in den letzten Jahrzehnten an Antiamerikanismus ansteckte, hat es zumeist nie überlebt: Vietnamesen, Bolivianer, Chilenen, Palästinenser, Iraker, Panamaer, die Menschen der Insel Grenada, Afghanen, Nikarakuaner, Somalier, Haitianer. Alle diejenigen, die mit der Krankheit in Berührung kamen wurden mit fliegenden Pillen jeden Kalibers kuriert und konnten dabei zumeist nie ihre Haut retten.
Nachdem nun die programmatischen Dokumente der Bande um Bush, welche das neue amerikanische Jahrhundert verkünden, gelesen und ausgewertet wurden, das der Welt mit Prügel verordnet wird, wundert es nicht, dass sich unsere Intellektuellen in Auflösung befinden. Die Gleichung ist einfach: Wenn für die Präsidentschaft Bush (schwarz auf weiß schriftlich niedergelegt) ?der Krieg kein Risiko, sondern eine Chance ist?, dann ist es besser sich entsprechend korrekt zu verhalten, um nicht etwa morgen auf der Liste der Schurkenstaaten zu stehen. Bei allen scharfsinnigen Überlegungen nicht antiamerikanisch zu werden, die derzeit im Land die Runde machen, gibt es eine, die ist sehr einfach, wirksam und unanfechtbar: die Angst.
Dahinter steckt die gleiche schmerzliche Erfahrung, die alle Grundschüler dazu bringt, Freundschaft mit dem aggressivsten und stärksten Klassenkameraden zu schließen: besser ein Freund desjenigen zu sein, der austeilt als einzustecken. Die Liste der Vorspeisen im neuen amerikanischen Jahrhundert ist lang: Iran, Syrien, Nordkorea. Dazu gilt es die Taugenichtse zu bestrafen: Russland, China, Frankreich, Deutschland. Sie werden ohne das geschäftliche Abendessen zu Bett geschickt. Fürs erste! Wenn sie es jedoch wagen werden, das Programm zu stören, gibt es auch für sie Ohrfeigen. Nicht umsonst wird Frankreich in den Dokumenten der Bande Bush ohne Umschweife schon als ?feindlich? definiert.
Also besitzt der akkurate Appell an das italienische Volk, der derzeit laufend verkündet wird und verhindern soll, der verrückten Idee antiamerikanisch zu werden, anzuhängen, seine durchaus noble Rechtfertigung: Freunde, Rettet eure Haut. Dies ist eine wenig wirksame Realpolitik, der eher der Rat eines zerstreuten Arztes für ganz Europa zu sein scheint. Liebe Patienten: Werdet proamerikanisch, seid nicht unfreundlich, verständig lächeln ist heute die beste Impfung gegen zukünftige Wunden durch Cluster-Bomben. Denkt daran! Heute vorbeugen ist besser als morgen mit abgereichertem Uran behandelt zu werden. ALESSANDRO ROBECCHI
Homepage: http://www.melle.at
"anti-amerikanismus" keule das maul gestopft werden soll, spricht mir der nachfolgende artikel aus dem italienischen aus der seele:
Das furchterweckende Amerika
von ALESSANDRO ROBECCHI - 07.04.2003 17:23
Aus Kriegstagebuch, Versuche einer Orientierung
Übersetzung bei Il Manifesto, 6.4.2003
http://germany.indymedia.org/2003/04/48340.shtml
Das furchterweckende Amerika
Ununterbrochen kommt die Aufforderung, wie ein Appell, ein Gebet, ein Befehl: Hütet euch davor Antiamerikaner zu werden! Es ist der Stabreim der Zeit. Zwanghaft wird er von allen, gleich ob rechts oder links wiederholt. Er wird von Denkern (?) des Umfeldes von Fassino ebenso gesungen wie von ermatteten Exradikalen, von demokratischen Kommentatoren, mitteleuropäischen Intellektuellen, Politikern der ersten, zweiten und dritten Reihe. Er tönt aus den Fernsehsalons, aus den Mündern der Spitzen des Ulivo, der Spieler im Telerisiko und Reformisten mit Bärtchen. Es scheint, dass angesichts der Bomben (amerikanische), die fallen, das dringlichste Problem das ist, die Italiener über den Antiamerikanismus aufzuklären. Er ist eine Krankheit, die weiter verbreitet als die atypische Lungenentzündung und riskanter als der Rinderwahnsinn ist.
Um Himmels Willen! Aber ich bitte doch! Mit erheiternden Anmerkungen die immer gleich Argumentation: Antiamerikaner zu werden, ist kontraproduktiv. Das ist nicht schick! Das ist anti- historisch! Etzetera, etzetera... Überraschenderweise stammen die feurigsten Anti-Antiamerikaner aus den Reihen derer, die vor Beginn des Krieges, ihn moderat ablehnten. Doch jetzt -erstaunliche Kehrtwendung- der Krieg ist da, also werden wir seine Fans: Der Brand gefällt uns nicht, aber bitte werdet keine Antipyromanen, das wäre nicht elegant. Leider setzt sich Amerika, jetzt wo es den Krieg macht, in Szene. Amerika ausgerüstet mit Massenvernichtungswaffen, eben jene, die sie Bagdad wegnehmen wollten und noch einige schlimmere. Und immer mehr enthüllen sich die Details. Enormes Hurrageschrei haben die Befreiung der Soldatin Jessica begleitet. Und ihre Geschichte wurde von der proamerikanischen Propaganda breit getreten: Schaut dieses Amerika, dieses arme Mädchen, das in den Krieg gezogen ist, damit sie ihr Studium bezahlen und Lehrerin werden kann. Das ist natürlich eine Propaganda mit starkem Risiko zum Eigentor. In welchem beschissenen Land muss man ausziehen, um Leute umzubringen, damit man sein Studium bezahlen kann? Hierzulande reicht es, seine Prüfungen gemacht zu haben.
Der Refrain wird unermüdlich heruntergebetet: wichtig ist es, dass die italienische Bevölkerung nicht antiamerikanisch wird. Unter diesem Gesichtspunkt ist die massive Prophylaxe an Worten zu begreifen, damit die Ansteckung verhindert wird. Denn man muss eben sehen, dass diese Epidemie verheerend wirkt. Wer sich in den letzten Jahrzehnten an Antiamerikanismus ansteckte, hat es zumeist nie überlebt: Vietnamesen, Bolivianer, Chilenen, Palästinenser, Iraker, Panamaer, die Menschen der Insel Grenada, Afghanen, Nikarakuaner, Somalier, Haitianer. Alle diejenigen, die mit der Krankheit in Berührung kamen wurden mit fliegenden Pillen jeden Kalibers kuriert und konnten dabei zumeist nie ihre Haut retten.
Nachdem nun die programmatischen Dokumente der Bande um Bush, welche das neue amerikanische Jahrhundert verkünden, gelesen und ausgewertet wurden, das der Welt mit Prügel verordnet wird, wundert es nicht, dass sich unsere Intellektuellen in Auflösung befinden. Die Gleichung ist einfach: Wenn für die Präsidentschaft Bush (schwarz auf weiß schriftlich niedergelegt) ?der Krieg kein Risiko, sondern eine Chance ist?, dann ist es besser sich entsprechend korrekt zu verhalten, um nicht etwa morgen auf der Liste der Schurkenstaaten zu stehen. Bei allen scharfsinnigen Überlegungen nicht antiamerikanisch zu werden, die derzeit im Land die Runde machen, gibt es eine, die ist sehr einfach, wirksam und unanfechtbar: die Angst.
Dahinter steckt die gleiche schmerzliche Erfahrung, die alle Grundschüler dazu bringt, Freundschaft mit dem aggressivsten und stärksten Klassenkameraden zu schließen: besser ein Freund desjenigen zu sein, der austeilt als einzustecken. Die Liste der Vorspeisen im neuen amerikanischen Jahrhundert ist lang: Iran, Syrien, Nordkorea. Dazu gilt es die Taugenichtse zu bestrafen: Russland, China, Frankreich, Deutschland. Sie werden ohne das geschäftliche Abendessen zu Bett geschickt. Fürs erste! Wenn sie es jedoch wagen werden, das Programm zu stören, gibt es auch für sie Ohrfeigen. Nicht umsonst wird Frankreich in den Dokumenten der Bande Bush ohne Umschweife schon als ?feindlich? definiert.
Also besitzt der akkurate Appell an das italienische Volk, der derzeit laufend verkündet wird und verhindern soll, der verrückten Idee antiamerikanisch zu werden, anzuhängen, seine durchaus noble Rechtfertigung: Freunde, Rettet eure Haut. Dies ist eine wenig wirksame Realpolitik, der eher der Rat eines zerstreuten Arztes für ganz Europa zu sein scheint. Liebe Patienten: Werdet proamerikanisch, seid nicht unfreundlich, verständig lächeln ist heute die beste Impfung gegen zukünftige Wunden durch Cluster-Bomben. Denkt daran! Heute vorbeugen ist besser als morgen mit abgereichertem Uran behandelt zu werden. ALESSANDRO ROBECCHI
Homepage: http://www.melle.at