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Der tote russische Spion

lacrime_mundi

Großmeister
28. März 2004
75
Na, wie es scheint, steckt hinter dem Fall mehr, als manche vermuten.
Ich finde es schon seltsam, nein alarmierend, was sich da bei Sabine Christiansen im Vorfeld abspielte - eine Ausladung des Ex-Schachweltmeisters und Kremlkritikers Garri Kasparow - aufgrund technischer Probleme mit einer Liveszuschaltung aus Moskau.
Wie bitte? Eine bessere Ausrede fiel denen wohl nicht mehr ein.

Beeinflusst der Kreml nun auch die Berichterstattung im Westen?
Wie sonst kann man sich diese Entscheidung erklären? Also die Erklärung von Christiansen ist Schwachsinn. Ich glaube schon lange, dass diese Sendungen manipuliert werden, aber so krass?
Quelle:

http://www.focus.de/politik/ausland/litvinenko-affaere_nid_40794.html?DDI=3303



lacrime_mundi
 

Eskapismus

Großmeister-Architekt
19. Juli 2002
1.212
Winston_Smith schrieb:
Russland 2006: Eine bankrotte, mafiöse Bananenpublik mit Atomwaffen. :(

The Economist schrieb:
But the threat it poses to the rest of the world has been overstated. Russia is neither exporting a defunct ideology nor fighting proxy wars with America. Its hints at disruptions to European's gas supplies are mostly bluff. Indeed, the biggest dangers Russia poses to the West may be as an incubator of assorted diseases and of Islamist extremism

Ich sehe das genau so. Es wird kein ideologischer Krieg geführt. Das Land wird von einer elitären Gruppe geführt, die in erster Linie an der persönlicher Bereicherung und an der Machterhaltung interessiert sind. Was mit dem Land und dem Volk geschieht interessiert sie nicht.

Und ja, die ausländischen Medien halten sich sehr bedeckt wenn es um die Berichterstattung über Kasparov geht.
 

Boabdil1492

Geselle
6. April 2005
43
Russland 2006: Eine bankrotte, mafiöse Bananenpublik mit Atomwaffen.

Russland ist nicht "bankrott". Russland steht heute, finanzpolitisch, auf stärkeren Füßen als zur Zeit Jelzins. Putin führt eine strikte Politik der industriellen Modernisierung um wieder Russland durch Qualitätsproduktion auf dem Weltmarkt zu etablieren. Das technologisch-wissenschaftliche Potenzial (bekanntlich ein Vermächnis der "Sowjetkultur") Russlands hat sich unter Putins Herrschaft stark konsolidiert. Wer sich einmal etwas gründlicher mit der gegenwärtigen Situation der russischen Wirtschaft beschäftigt, wird das schnell bemerken. Die, besonders unter Jelzin üppig wuchernde, Vetternwirtschaft und Herrschaft der Mafia-Paten ist kaum noch eine Gefahr für die staatliche Autorität. Putin ist der der größte Pate geworden. Russland ist wieder ein "big player" im "internationalen Geschäft".

Ich sehe das genau so. Es wird kein ideologischer Krieg geführt. Das Land wird von einer elitären Gruppe geführt, die in erster Linie an der persönlicher Bereicherung und an der Machterhaltung interessiert sind. Was mit dem Land und dem Volk geschieht interessiert sie nicht.

Sicher, die Masse der Russen lebt immer noch unter äußerst schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen. Übersehen wird im Westen aber, das Putin sich dieses Problems durchaus bewußt ist und durchaus erfolgreich dagegen angeht. Einige der größten Provinzen Russlands werden inzwischen von Oligarchen finaziert. Da fließen Milliarden in die allgemeine Infrastruktur (Wohnungen, Schulen, Straßen, Flughäfen usw). Putin ist einfach dazu übergegangen die Oligarchen zu "melken". Im Gegenzug wird diesen Oligarchen (die ihr Vermögen natürlich nicht gerade "im Schweiße ihres Angesichts" erworben haben) Straffreiheit gewährt (wer nicht mitmacht oder gar "aufmuckt" wird "abserviert"). Auch dies ein Beweis dafür wie stark Putin die sicherheitspolitische Lage (die Kontrolle über Geheimdienst, Polizei und Militär) Russlands beherrscht.

Was, besonders aus westlicher Sicht, "problematisch" und "unverständlich" ist, ist das politische Fundament auf dem dieser Erfolg gründet. Der Westen (im besonderen die EU) möchte gerne eine "demokratische Entwicklung" in Russland sehen und propagiert gleichzeitig das wirtschaftlicher Erfolg und Wohlstand nur über diese Schiene möglich ist. Das ist natürlich ein etwas zu eigenwilliger Standpunkt, wie die Beispiele Russland und China heute deutlich aufzeigen.

Einmal von dieser "offiziellen Sprachreglung" abgesehen, hat die EU gar kein Interesse an einer Stabilisierung Russlands. "Die EU als Ideal" den europäischen Kontinent zu einigen stößt mit Russland auf den einzigen wirklichen Gegner (in Europa selbst). Die aggressive Politik der "EU-Osterweiterung" gründet genau auf diese Furcht. Die EU hat dabei Russland zwar stark zurückgedrängt (besonders wichtig war die Eingliederung der baltischen Staaten und die Absicherung Polens) doch müssen die EU-Strategen nun einsehen das Russland stark genug ist um "befreite Gebiete" wieder in sein "Reich" zurück zu holen. Die EU-gesponserten "Revolutionen" in der Ukraine und in Georgien scheinen kaum überlebensfähig. In der Ukraine müssen die "demokratischen Kräfte" inzwischen wieder mit der pro-russischen Partei zusammenarbeiten damit das Land nicht kollabiert. Georgien zog seine Lehre aus dem ukrainischen Experiment der EU und liefert sich breitwillig den USA aus (das Eingreifen der USA in die "Machtsphäre" der EU ist nur ein weiterer Unsicherheitsfaktor für eine "europäische Politik").


Worauf ich eigentlich eingehen wollte: die verstärkten geheimdienstlichen Aktivitäten Russlands.

Man darf sich nicht wundern. Schließlich wird das Land von einem (ehemaligen) Geheimdienstoffizier des KGB geführt. Putin hat immer wieder offen ausgesprochen wie gerne er Geheimdienstoffizier war. Man sollte analysieren ob Putin mehr Politiker und Staatsmann ist oder Geheimdienstoffizier. Ich würde sagen der Beruf (bzw. die Berufung) zum Geheimdienstoffizier hat Putins Charakter und Weltsicht mehr geprägt als seine (spätere) politische Karriere.

Die "Methode Putin" ist ohne diese Komponente nicht verstehbar. In seinen Aktionen mißt er geheimdienstlichen Denkstrukturen mehr Gewicht bei als den hergebrachten Mitteln der Politik. Putin analysiert seine politischen Schritte immer wie ein Geheimdienstoffizier. Deshalb ist er seinen politischen Konkurrenten im Inn-und Ausland immer mehrere Schritte voraus. Dazu mag auch der "Killerinstinkt" beitragen, den ein Geheimdienstoffizier "im Blut" hat. Putin versteht es deshalb besonders gut "inoffizielle" Wege zu begehen und "unorthodoxe" Methoden einzusetzen. In der EU kann sich kein Politiker oder Diplomat mit Putin messen.

Von den europäischen Medien wurden einige (von halbstarken EU-Politikern und Geheimdiensten in Umlauf gebrachte) desinformativen Nachrichten unters Volk gebracht. Es sein klar das der russische Auslandsgeheimdienst hinter dem Litwinenko-Mord stecke. Dieser Geheimdienst sei einfach "ausser Kontrolle" und würde ohne Regierungsauftrag um sich wüten.

Putin käme eine solche Interpretation sogar sehr gelegen (ihn interessiert sein "Image" innerhalb der EU-Bevölkerung eh nicht), so müßte er sich nicht einmal als "Verantwortlicher" stellen. Wer Putin und die "russischen Zustände" kennt weiss aber, dass die russischen Geheimdienste ihm eiserne Treue entgegenbringen. Putin ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ihr "Mann in Moskau". Und die wichtigsten Geheimdienstränge werden nur von Putin persönlich besetzt. Oft sind das auch ehemalige Kameraden vom KGB, die Putin persönlich kennen.

Also, ganz offen ausgesprochen: die englische Spionageabwehr, Scotland Yard und eine Reihe anderer EU-Geheimdienste haben sich bis auf die Knochen blamiert (und Litwinenko ist nicht der erste russische Dissident der auf englischen Boden von russischer Hand getötet wurde). Besonders den Engländern sollte dies zu denken geben. Es ist nicht das erstemal innerhalb der letzten 1-2 Jahre, dass die Geheimdienste Ihrer Majestät gegenüber Putins Geheimdiensten den kürzeren zogen.

Damit wären wir beim Geheimdienst-Krieg oder Geheimen-Krieg zwischen England und Russland. Das England gleich mehrere wichtige russische Oppositionelle beherbergt ist kein Geheimnis. Und das England sich damit Vorteile bei einen Machtwechsel in Russland erhofft kann an einer Hand abgezählt werden.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Der russische Staat ist durch die Energiehausse überraschend zu Geld gekommen, aber von industrieller Modernisierung, Qualitätsproduktion und technologisch-wissenschaftlichem Potential hört man nicht viel, von Rüstungsgütern abgesehen.

Im Gegenteil hört man von einer Wiederholung der alten Spielchen, sich von Westfirmen die nötige Infrastruktur (zum Beispiel Bohrinseln) errichten zu lassen, und sie dann zu verdrängen, in der neuesten Version unter Umweltschutzvorwänden.

Worauf stützt Du Dich denn?
 

Boabdil1492

Geselle
6. April 2005
43
@Ein_Liberaler

Um deine Frage zu beantworten (eigentlich hast du sie selbst beantwortet), möchte ich auf einen "logischen" Fehler hinweisen:

aber von industrieller Modernisierung, Qualitätsproduktion und technologisch-wissenschaftlichem Potential hört man nicht viel, von Rüstungsgütern abgesehen.

Ich denke wer in der Lage ist hochwertige-modernste Düsenjäger, Raketen, Kriegsschiffe etc etc zu konstruieren, der wird auch in der Lage sein modernste Fernsehgeräte, Kühlschränke oder Computer zu entwickeln.

Das bedeutet natürlich nicht, dass Russland auch Marktführend in solchen "zivilen" Branchen ist. Da hinkt Russland noch Ländern wie Japan, den USA oder Deutschland hinterher. Doch wäre es ebenso illusorisch zu meinen Russland stecke in Fragen der nötigen Technologie noch in den "Kinderschuhen". Man sollte hier nicht (aus ideologischen, psychologischen oder propagandistischen Motiven heraus) Russland schlechter machen als es ist. Das wäre gegenüber einem Land das den Ersten Menschen ins Weltall befördert und die Erste Weltraumstation erbaut hat weder fair noch realistisch.

Fakt ist aber auch das Russland gerade dabei ist das post-sowjetische Chaos in eine neue Ordnung umzuwandeln. Bedenkt man, dass sowjetische bzw. russische Wissenschaftler und Akademiker von Weltruf nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gegen "harte Westwährung" (aber teilweise auch nur "für'n Appel und'nen Ei") in westlich-kapitalistische Staaten "transferiert" wurden, darf es nicht verwundern dass Russland heute stellenweise ein "Entwicklungsland" ist. Russland kämpft also nicht nur mit einer veralteten (weil nicht mehr finanzierbaren und unrentablen) Sowjetindustrie sondern auch mit den Folgen dieses intellektuellen Kahlschlags.

Natürlich überwiegt derzeit noch der Handel (mit technologisch nicht besonders herausragenden Produkten oder Rohstoffen) und Investitionen in ausländische Märkte und Börsen. Doch wird die Modernisierungspolitik Putins sich bald auch auf dem Gebiet der "high-technologie" bemerkbar machen. Auf globaler Ebene.

Ich möchte nun (zum Thema "russische Technologie und Modernisierung") nicht all zu viele Quellenverweise anbringen um das eigentliche Thema nicht unnötig zu strapazieren. Statt dessen empfehle ich folgenden, sehr guten und umfassenden, Bericht (hier nur ein kleiner Textauszug):

Viele Schlüsselpositionen in der heutigen Regierung werden noch von Personen ausgeübt, die vor der Ernennung Putins zum Ministerpräsidenten im August 1999 ihre Ämter bekommen haben. In der Führung des Nationalen Sicherheitsrates sitzen Politiker, deren Aufstieg auf das Engste mit den Oligarchen verknüpft war. Putin vermochte es nicht, seinen Vertrauten an die Spitze der Generalstaatsanwaltschaft zu stellen. Versuche des Obersten Rechnungshofes unter dem Geheimdienstgeneral und ehemaligem Premier Sergej Stepaschin mehr Transparenz in die Praktiken der großen Finanzkonzerne zu bringen, hatten kaum zur Resonanz.

Das Gegengewicht zum Oligarchenregime bildet, laut diesem Entwicklungsmodell nicht die Bürgergesellschaft, der Mittelstand oder die Parteien. Nein, Putin hat nach seiner Machtübernahme großen Wert auf die Stärkung der Staatsgewalt gelegt und die Sicherheitsorgane mit größeren Kompetenzen ausgestattet. Der Präsidialapparat lenkt heute die Politik im Land, versucht liberale Reformen von oben durchzusetzen und mittels eines Prinzips der „gelenkten Demokratie“ einen Rechtsstaat in Russland aufzubauen. Das „System Putin“ besitzt in einem Land wie Russland Tradition und hat zahlreiche Anhänger. Nach einem Jahrzehnt Anarchie und Orientierungslosigkeit möchten die meisten Russen, dass der Staat für Recht und Ordnung sorgt – wenn nötig auch auf Kosten der liberalen Errungenschaften.

Putin baute seine Modernisierungspolitik auf drei Säulen auf: der Energiewirtschaft, dem Rüstungskomplex und dem Transport- und Kommunikationssektor. Alle drei Säulen haben sich hervorragend entwickelt und sind die „heulenden Antriebsmotoren“ der Konjunktur. Der wirtschaftliche Aufholprozess wird fortgesetzt, noch hat Putin in drei Jahren nur die Hälfte der sowjetischen Produktion erreicht.

Unter Putin ist Russland vom Westen unabhängiger geworden und ist der drohenden Schuldenfalle entkommen. Anders als unter Jelzin, zahlt Russland seine Auslandsschulden an den Westen regelmäßig zurück, im Jahre 2003 wird Moskau an den Pariser und Londoner Klub die Rekordsumme von 20 Milliarden Euro überweisen und einen beträchtlichen Teil der Altlasten begleichen. Die Arbeit des IWF ist in Russland vorerst beendet.

http://www.dgap.org/dgap/veranstaltungen/archive/view/272c19f42d6211db9870f95d73dd73b673b6.html

Der obige Artikel gibt auch Aufschluß über das "System Putin". Was ich in meinem ersten Beitrag mit der "Methode Putin" gemeint habe, möchte ich etwas weiter bekannt machen. Dazu folgende Berichte:

Interview mit dem russischen Abgeordneten Ryschkow: Geheimdienst-Einfluss in Russland wächst

http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=1850948/1dwrdgv/

Interview: "Geheimdienste kontrollieren Parlament in Russland"

http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2287708,00.html

Washingtons Fünfte Kolonne in Rußland - Schachgenie Garri Kasparow, seine Bundesgenossen und seine westlichen Gönner

http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=21122006ArtikelPolitik6

"Feudalismus mit Hochtechnologie"

Schriftsteller Sorokin im STANDARD-Interview: Moderne Feudalherren unterscheiden sich mental nicht von denen des 16. Jahrhunderts

http://derstandard.at/?url=/?id=2690562
 

Eskapismus

Großmeister-Architekt
19. Juli 2002
1.212
Nur der Vollständigkeit halber:

NZZ schrieb:
Die Energiekonzerne Shell, Mitsui und Mitsubishi haben sich dem massiven Druck von Seiten russischer Behörden gebeugt und dem halbstaatlichen Gazprom-Konzern in einem Vertrag über die Hälfte der Aktien am derzeit grössten Erdöl- und Erdgasprojekt auf der Halbinsel Sachalin verkauft. Dass die Vorwürfe des Rohstoffministeriums, die zum Entzug der Umweltgenehmigung und damit zu einem Projektunterbruch geführt hätten, nur ein Vorwand waren, um die Kontrolle über das Vorhaben zu erzwingen, zeigt der Umstand, dass Präsident Putin gleichentags bekanntgab, die Umweltprobleme seien nun gelöst.

Diese "In your face" Haltung des Kremels gegenüber jedem, der den Kremel kritisiert sagt schon viel über das Selbstvertrauen dieser Herren aus.

Ach ja und "Russland droht Georgien mit dem Zudrehen des Gashanhns" steht auch in der heutigen NZZ.
 

wattwurm

Großmeister
18. August 2006
92
hallo Boabdil1492,
Deine beiträge sind informativ und gut geschrieben, schön :)

Boabdil1492 schrieb:
... und Litwinenko ist nicht der erste russische Dissident, der auf englischen Boden von russischer Hand getötet wurde.
also meinst Du, es waren wirklich russische Geheimdienst-Leute?
Es gibt ja auch noch den verdacht, es ging um Atomschmuggel, also mehr Richtung Mafia-Geschäfte
...Ein Freund unserer Familie, den wir lange kennen, ist im Oktober plötzlich und ohne Vorwarnung verstorben. Herzversagen. Er hiess Igor Ponomarev und lebte in London.
...Er wollte sich am nächsten Tag, sprich dem 31. mit einem Mario Scaramella treffen.
...Vermutlich hat das ganze mit Atomschmuggel zu tun.
http://www.aussenpolitikforum.net/viewtopic.php?p=9010#9010
Auch interessant: die Medienberichte über Litvinekos Todeskampf wurden von einer PR-Agentur betreut
Sein fotogenes Sterben wurde von Profis gemanagt. Die PR-Agentur Chime Communications hatte sich seiner angenommen...
Kampagnenchef der Agentur ist Timothy Bell, der von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher in den Adelsstand erhoben worden war, nachdem die streitbare Konservative mit seinen Werbefeldzügen gleich drei Wahlen in Folge gewonnen hatte. ...Sein letzter Job war die Beratung der irakischen Marionettenregierung bei der »promotion of democracy«.

Anfang der neunziger Jahre arbeitete Bell für den damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin...

http://www.jungewelt.de/2006/12-21/054.php

***********************************
:xmas: Frohe Weihnachten Euch allen :xmas:
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Boabdil1492

Geselle
6. April 2005
43
@wattwurm

Danke für dein Interesse. :)

also meinst Du, es waren wirklich russische Geheimdienst-Leute? Es gibt ja auch noch den verdacht, es ging um Atomschmuggel, also mehr Richtung Mafia-Geschäfte

Ich bin der Meinung, dass der westlichen Öffentlichkeit da eine "Mafiageschichte" aufgetischt wird. Wie ich schon geschrieben habe, einfach aus dem panischen Versuch heraus die eigenen Machtpolitischen Absichten und die damit verbundenen Dummheiten, Blamagen und "Peinlichkeiten" zu verschleiern. Da findet, in Zeiten des weltweiten "Antiterror-Krieges", mitten in London ein Atomschmuggel statt und die westlichen Geheimdienste "wissen" nichts davon...

Natürlich möchte ich nicht abstreiten das "die Mafia" (also "organisierte Kriminalität") ebenfalls "mit im Spiel" ist. Diese Komponente ist aber nicht das "Zentrum" und wird von der westlichen Berichterstattung (und hinter der "Nachrichtenversorgung" der zivilen Medien stehen die entsprechenden "Büros" westlicher Geheimdienste), gezielt, aufgebläht.

Atomschmuggel ist im heutigen Russland quasi unmöglich. Der russische (von Putin reformierte und kontrollierte) Sicherheitsapparat beherrscht die sogenannte "Atommafia" im eigenen Land ausnahmlos. Schwachpunkte sind eher die anderen post-sowjetischen Ländern (obwohl auch in diesen den russischen Geheimdiensten kaum etwas entgeht). Atomschmuggel im "großen Ausmaß" mit russischem Material ist heute in Russland ohne Wissen der putinschen Geheimdienste nicht möglich.

Litwinenko ist sicher mit der Mafia verbunden gewesen. Besonders über seinen russisch-britischen "Gönner" (welcher russische Multimillionär, besonders im westlichen "Exil", ist das eigentlich nicht). Welche politischen Überzeugungen Litwinenko letzendlich hatte oder mit anderen russischen Dissidenten teilte ist schwer zu sagen (z.B. hatte er auch enge Kontakte zum Tschetschenischen Widerstand). Gemeinsam ist all diesen Namen wohl nur ihre Putin-Feindschaft.

Litwinenko wurde einfach in eine Falle gelockt. Vor der Fassade eines "Mafia-Geschäfts" hat ihn der russische Geheimdienst ausgehorcht und "fertig gemacht". Das sich die russischen Geheimdienste der Mafia bedient haben (wie gesagt: der russische Sicherheitsapparat beherrscht die russische Mafia) ist offensichtlich.

(Ich verweise hier, kurz, auch auf den großen Vorteil der Querverbindungen der russischen Mafia zu anderen "Mafia-Organisationen" in Westeuropa und dem Fernen Orient für die russischen Geheimdienste. Auch das ist ein Teil des "Paktes" zwischen Putin und der Russischen Mafia.)

Und nochmal: Abschätzig vom heutigen Russland als "Bananenrepublik" zu sprechen (das traf sicherlich auf die Jelzin-Zeit zu) und das Propagandabild vom "Reich des Bösen" (als wenn heute in Westeuropa nicht auch Polizeistaaten auf dem Vormarsch seinen und als ob hier alles "viel transparenter" sei) wieder ins Bewußtsein der halb-informierten westeuropäischen Massen zu beschwören, wird solche Fälle sicher nicht "klären".


PS: Wünsche allen Christen ein gesegnetes Weihnachtsfest.
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
"Gelenkte Demokratie" ein schöner Begriff...

Wenn jemand nicht nach Putins Pfeiffe tanzt, wird er ins Arbeitslager verfrachtet. So sieht es aus. Hätte Chodorkowski keine freiheitlich, politische Ambitionen entwickelt, würde er noch heute im Chefsessel von Jukos sitzen.

Die Anklage wegen Steuerhinterziehung war doch mehr als lächerlich. In Russland gibt es 1000de Oligarchen, die man eher anklagen sollte. Aber diese stehen halt auf Putins Seite...


ws
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Ich denke wer in der Lage ist hochwertige-modernste Düsenjäger, Raketen, Kriegsschiffe etc etc zu konstruieren, der wird auch in der Lage sein modernste Fernsehgeräte, Kühlschränke oder Computer zu entwickeln.

Mit anderen Worten, Rußland nimmt mit der Konzentration auf Waffen nur seinen komparativen Vorteil wahr? Möglich. Widerspricht aber nicht meinen Zweifeln an

um wieder Russland durch Qualitätsproduktion auf dem Weltmarkt zu etablieren. Das technologisch-wissenschaftliche Potenzial (bekanntlich ein Vermächnis der "Sowjetkultur") Russlands hat sich unter Putins Herrschaft stark konsolidiert.

Oder ich habe es mißverstanden.
 

Eskapismus

Großmeister-Architekt
19. Juli 2002
1.212
Ich denke wer in der Lage ist hochwertige-modernste Düsenjäger, Raketen, Kriegsschiffe etc etc zu konstruieren, der wird auch in der Lage sein modernste Fernsehgeräte, Kühlschränke oder Computer zu entwickeln.

Ich lasse mich gerne eines besseren belehren aber soweit ich weiss gibt es nur wenige Industriezweige, in denen Russland noch vorne mitmischt (Düsenjäger und Topol, viel mehr kommt mir gerade nicht in den Sinn aber ich bin auch kein War-nerd). Bei der Zivilluftfahrt und der Automobilindustrie sieht es düster aus. Ich glaub mich erinnern zu können, dass im letzten Jahr nur gerade 5 Flugzeuge hergestellt worden sind und die neuen Ladas liegen qualitativ weit hinter den Asiaten zurück und sind auch viel teuerer. Auch sonst kommen Russische Produkte meist nicht mal an die Chinesischen Qualitätsstandards heran. Gewiss sind Bestrebungen im Gange, die Situation zu verbessern. Zum Beispiel will Putin die Flugzeugindustrie verstaatlichen und man hat bereits versucht sich bei EADS einzukaufen um an das moderne Knowhow heranzukommen. Ich befürchte aber, dass in einem Land wie Russland eine Verstaatlichung die Korruption und Schlamperei nur noch verschlimmern wird. Neulich ist ein Lager aufgetaucht mit Tonnenweise gefälschten Ersatzteilen für Flugzeuge, die wohl nie eine Qualitätskontrolle gesehen hätten. Das endende Jahr war von russischen Flugzeugkatastrophen geprägt und häufig waren die offiziellen Angaben zur Unfallursache sehr unglaubwürdig. Deshalb wird Aeroflot wohl noch lange Aufträge ins Ausland vergeben wie letztes Jahr den 2.2 mrd. schweren Auftrag an Boing.
 

Gaara

Meister vom Königlichen Gewölbe
7. Mai 2002
1.398
Es gab ja mal so Prophezeiungen über den 3. Weltkrieg mit Russland, die sind jetzt wohl nicht mehr so weit hergeholt :lol:
 
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