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Die Macht der Verführung

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
Ist Demokratie nur eine aufgeblasene Hülle aus "heißer Luft"?

Da kommt in den USA der Milliardär Trump daher und "überzeugt" die Massen durch sein Poltern und die Angriffe gegen Mosleme und illegale Mexikaner. Waterbording ist ok. Dabei fährt auch Trump ein neuliberales Programm: Steuerkürzungen und Streichung staatlicher Programme. Scheinbar unverbraucht und glaubwürdig. Gerade der "kleine Mann" wählt ihn aber (insbesondere "weiße, frustrierte, bildungsferne Männer), wobei dieses Klientel am meisten unter den Streichprogrammen leidet.Donald Trump: Seine Wähler sind weiß, männlich und frustriert - Ausland | STERN.de
Einfache Lösungen auch in Deutschland: Die Afd zielt auf unterschwellige Ängste gegen über dem Fremden und auch finanzielle Verlustängste in unserer Wohlstandsgesellschaft. (Warum die, nicht wir.)

Auf der anderen Seite haben wir ein Ideal: den freien und gleichen Bürger, der souverän seine Wahlentscheidungen trifft. Souverän und kompetent oder doch nur wetterwendisch und gelangweilt? (Das Wetter hat bekanntlich Einfluss auf die Wahlbeteiligung. Zu schönes Wetter und die Leute gehen in den Garten und in die Natur, zu schlechtes Wetter und die Leute bleiben zu Hause. Man braucht also mittleres Wetter, um eine hohe Wahlbeteiligung zu generieren.)

Ist der Wahlbürger nur Stimmvieh und das theoretische Modell der Volksdemokratie zu blauäugig? - Vielleicht ja, wenn man sieht, wenn der Bürger wettern gegen unseren werten Berufspolitiker: Sie sähen sich als politische Elite und sind doch korrupt, so oftmals die Stammtischmeinung. Doch der Stammtisch verkennt: Politiker sind auch nur Menschen. Daher auch die Machtbegrenzung auf einige Jahre.

Kann man das Volk überhaupt wählen lassen? - Dieses neigt z.B. in islamischen Ländern gerne zu islamistischen Verführern. In Ägypten war das die Moslembrüderschaft (2011) , in Algerien die Islamische Heilsfront (1992). Beide islamistische Wahlerfolge wurden durch Militär zunichte gemacht: "Ermordung" einer nichtvorhandenen Demokratie durch demokratische Wahlen, Installation eines nichtdemokratischen Islamistenstaates mit anschließender Ablösung durch ein nichtdemokratisches Militärregime.

Man könnte schon pessimistisch werden, aber die Demokratie ist unter allen schlechten Lösungen wohl die beste. Obwohl der inkompetente Mensch das gleiche Stimmrecht wie der kompetente! Denn irgendwelchen Leuten ein höheres Stimmgewicht geben oder generell eine Kaste priorisieren, was wäre die Konseuqnz? - Platons Philosophenherrschaft war auch nur eine weltfremde Utopie, der Ausschluss von Menschengruppen wie in der Antike (hier konnten nur männliche freie Bürger wählen), die Gewichtung von Stimmrechten (das preußische 3-Klassenwhlrecht begünstigte hohe Vermögen) alles heute nicht praktikabel, sogar höchst verwerflich.
Angst vor dem launischen Volk hatten unsere Verfassungsväter dann doch auch etwas, als sie Volksabstimmungen auf Bundesebene ausschlossen, als sie die Direktwahl des Bundespräsidenten nicht vorsahen. ...

Wem kann man also trauen oder vertrauen, dem Volk oder den Politkern, oder wirken im Hintergrund doch nur Technokraten und Juristen als Berater und Gesetzesschreiber, die über Politiker und Volk stehen?
Volksabstimmungen auf Bundesebene.- Wir hätten in den 50er Jahren keine Wiederbewaffnung, keine Natomitgliedschaft, keinen Natodoppelbschschluss in den 80erm. keinen Euro. D.h. Sowohl konservative, aber auch linke Zentralgedanken, die z.T die Bundesrepublik heute ausmachen, wären vom Volk kassiert wurden. Ist es das wert? - Die Schweiz lässt grüßen und diese Frage bejahen. Das Volk kann es Souverän (im begrenzen Maß) taugen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.321
AW: Die Macht der Verführung

@ Donald Trump:
Manchmal erinnert mich das an eine Geschichte in einem alten Lucky-Luke-Comic:
In einem Western-Kaff soll ein Bürgermeister gewählt werden. Es gibt einen Haufen Kandidaten, von denen ein jeder aber nur an seinen eigenen Vorteil denkt. Dann kandidiert auch der Dopey, seines Zeichens der Dorftrottel. Die anderen schauen sich alle gegenseitig an und sagen: "Was, den egoistischen Kandidaten XY soll ich wählen? Dann kann ich auch gleich Dopey wählen!". Nach Auszählung der Wahl schauen sich alle ratlos an: Denn alle haben Dopey gewählt, Dopey gewinnt die Wahl und wird Bürgermeister. Im Comic geht die Geschichte sogar dann gut aus. Denn Dopey ist zwar einfältig, aber nicht korrupt.

(Das soll jetzt nicht bedeuten, ich würde es gutheißen, wenn Trump der nächste Präsident würde. Es war eher als Parabel für die Einfältigkeit der Wähler gemeint.)

@ AfD:
Dergleichen passiert immer, wenn Wähler den Eindruck gewinnen, die etablierten Parteien hätten keine Lösungen für gravierende Problem. Offenbar haben nach Ansicht mancher Wähler die etablierten Parteien es sich in Vergangenheit oft zu einfach gemacht, mit den Schultern gezuckt und auf höhere Instanzen verwiesen: Die EU, die Globalisierung, die Chinesen.
Das Prinzip ist nicht neu. Auch die Grünen und zuletzt die Piraten sind aus ähnlichen Gründen entstanden, nur eben mit anderen Themen (Grüne: Ökologie, Nachrüstung, Piraten: Internet, Urheberrecht). Auch diese Themen waren nach der Ansicht ihrer Wähler damals vernachlässigt, während deren Kritiker das Argument vertraten: Diese Themen allein reichen nicht für eine Bundestagspartei.
Und Grüne und Piraten waren zu Anfang bunte Gurkentruppen. Auch für die Grünen sah es zeitweise so aus, sie würden wieder verschwinden, obwohl sie vorher bereits im Bundestag vertreten waren (Nach der Wiedervereinigung scheiterten die Grünen bei der Bundestagswahl 1990 an der Fünf-Prozent-Hürde). Die Piraten kamen erst gar nicht so weit. Zwar sind sie noch in vier Landesparlamenten vertreten, es ist aber abzusehen, dass sie bald unter "ferner liefen" stehen.
Die Grünen konnten erst zu einer etablierten Partei werden, durch dass sie die Phase der Gurkentruppe hinter sich ließen und sich professionalisierten.

Die AfD mögen nun erstaunliche Gewinne bei Kommunalwahlen gemacht haben, sie werden sich nun aber an ihren markigen Sprüchen messen lassen müssen. Da aber auch die größten Besserwisser und Wichtigtuer an politischen und gesellschaftlichen Realitäten und Prozessen nicht vorbei kommen, kann der Rausch der Sinne, über die Jahre gesehen, auch schnell wieder vorbei sein. Und das wird der Fall sein, wenn sie außer der Marktschreierei, die sie bisher lediglich gezeigt haben, keine raffinierten Konzepte entwickeln, die sich dann auch erfolgreich umsetzen lassen.
 

Aurum

Gesperrter Benutzer
26. September 2015
3.955
AW: Die Macht der Verführung

Faschismus mit all seinen Facetten
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Macht der Verführung

@ Donald Trump:
Dann kandidiert auch der Dopey, seines Zeichens der Dorftrottel. Die anderen schauen sich alle gegenseitig an und sagen: "Was, den egoistischen Kandidaten XY soll ich wählen? Dann kann ich auch gleich Dopey wählen!". ... Denn Dopey ist zwar einfältig, aber nicht korrupt.
Ein sehr schönes Beispiel, lieber Einfältigkeit als Falschheit uns Korruptheit, so denkt der einfältige Mensch. Dabei hat Trump genauso Dreck am Stecken.

Geld und Aufmerksamkeit für Gefälligkeiten

Die Nähe zur Politik wurde Donald Trumps Erfolgsrezept. Er schenkt Politikern Geld und Aufmerksamkeit – und erntet Gefälligkeiten für seine Luxusprojekte. Schon sein erstes Geschäft trägt diese Handschrift: Gemeinsam mit dem Hyatt-Konzern kaufte er das bankrotte Hotel Commodore und verwandelte es in eine Nobelherberge: das Grand Hyatt. Dank seiner guten politischen Kontakte erhielt Trump einen Grundsteuernachlass – und sparte so 60 Millionen Dollar.

Bei seinem bekanntesten Projekt, dem Trump Tower an der Fifth Avenue, versuchte er es mit derselben Methode. Die Stadt New York wollte ihm den Steuernachlass zwar verweigern. Doch er erstritt sich vor Gericht ein 164-Millionen-Dollar-Geschenk. Zudem arbeiteten illegale Einwanderer aus Polen ohne Versicherung im Glasturm. Trump hat davon angeblich nichts gewusst.Er zapft den Staat an und bezirzt Politiker: Selfmade? Das ist die Wahrheit hinter den Milliarden von Donald Trump - Video - Video - FOCUS Online

Trump ist ein Bsp von positiver Selbstbestätigung: Der Wähler erkennt seine eigene Einfältigkeit (z.B. derbe, einfache Worte und schnelle einfache Lösungen) im Kandidaten und findet das gut.
Das Gegenteil, was komplexe Probleme brauchen. Ein früherer Arbeitskollege hat mir mal von einer Gesellschafterversammlung von Wohneigentümern erzählt. Also auch eine Form von demokratischem Entscheidungsprozess: Alles Komplizierte, Komplexe wurde schnellstens durchgewunken. Aber über ein triviales Thema wurde dann stundenlang diskutiert, die Aufstellung eines Fahrradständers.
Man könnte schon als überzeugter Basisdemokrat verzweifeln: Demokratie ist nun einmal nicht das Lob des Einfachen/ der einfachen Problemlösung. Sondern das nur scheinbar Einfache, das schwer zu machen ist.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Macht der Verführung

Trump ist Trumpf. Wer hätte das gedacht. Ein Mann, der faktisch jede Minderheit beleidigt hat. Der mit einfacher Rhetorik (für uns europäische Ohren overdressed, aber im Amiland wohl ok) den einfachen Geist des einfachen Mannes getroffen hat: Wider den angeblich "korrupten" Politikeliten. Dabei wird die Zugehörigkeit Trumps zur Wirtschaftselite durch diesen geschickt ausgeblendet und kaschiert. Trump ist ein Mann, der jeden Vorteil des amerikanischen Steuerrechts mit Abschreibungen auf moralisch fragwürdigen Spielkasinos mitgenommen" hat. Er siegte im großen weiten Cowboy-Binnenland und im "Rostgürtel" der veralteten Industrien.


Lob dem alten preußischen Dreklassenwahlrecht ( Dreiklassenwahlrecht – Wikipedia )mit seinen Stimmengewichten. Der "einfache" Mann, der wenig Einkommenssteuer bezahlt, hat weniger Stimmen.- Aber nein, das ist auch keine Lösung!
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: Die Macht der Verführung

Die unterschiedlichsten Vorschläge nur Beschränkung des Wahlrechts schießen derzeit ins Kraut. Ein Kolumnist regte unlängst einen kurzen Multiple-Choice-Test vor Betreten der Wahlkabine an, in dem neben Kenntnissen der Welt und der Politik auch rasch die Gesinnung abgeprüft werden soll, damit nicht etwa jemand wählen dürfe, der Stammtischparolen anhängt.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Die Macht der Verführung

"Faschismus mit all seinen Facetten"(Aurum)
Nun, vllt. solltest du dich mal mit Faschismustheorien beschäftigen!
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
AW: Die Macht der Verführung

Man könnte schon pessimistisch werden, aber die Demokratie ist unter allen schlechten Lösungen wohl die beste. Obwohl der inkompetente Mensch das gleiche Stimmrecht wie der kompetente!

Richtig, man muss sich ja nur ansehen was historisch betrachtet passiert wenn die Macht nur von einer kleinen Menge angeblich kompetenter Menschen ausgeht. Das Problem daran: Die einzige Möglichkeit in einem solchen System Änderung herbeizuführen ist die (gewaltsame) Revolution.
Das ist ja der Kern der Sache - von wem geht die Macht aus? Das heißt: Wer sagt wo es lang geht und wer darf froh sein wenn er nicht gleich einen Kopf kürzer gemacht wird?
Es mag dem in der Demokratie groß gewordenem Menschen nicht klar sein, aber in einer Nicht-Demokratie ist jeder der nicht zur Machtelite erstmal ein komplettes Nichts. Da von der Elite die Macht ausgeht, sind alle Rechte die er hat nur solange gültig wie es der Elite passt. Die Herrscher sind also wirklich die Herrscher und sie halten sich praktisch das Volk als Herde. Das Volk muss machen was die Herrscher wollen, sonst wird es bestraft.
Die Idee der Demokratie kehrt das Ganze um: Die Macht geht vom Volke aus! Alle haben ein Mitspracherecht und die Herrscher sind nur die Angestellten des Volkes. Die Herrscher müssen machen was das Volk will, sonst wird das Volk sie bestrafen.

Daher ist die Demokratie grundsätzlich besser. Ja, es dürfen auch die Dummen mitwählen. Ja, auch die Demokratie kann Böses anstellen und Dumme Entscheidungen treffen. Es ist aber systembedingt schwieriger und v.a. gibt es eben noch einen anderen Ausweg aus der Entartung der Machtausübung als den Sturm auf die Bastille.
Das ist es nämlich was bei der Jammerei über die Demokratie immer übersehen wird: Niemand hat gesagt sie bringt uns das Paradies auf Erden - sie verhindert aber besser als andere Systeme die Hölle auf Erden.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Die Macht der Verführung

"Die Idee der Demokratie kehrt das Ganze um: Die Macht geht vom Volke aus! Alle haben ein Mitspracherecht und die Herrscher sind nur die Angestellten des Volkes. Die Herrscher müssen machen was das Volk will, sonst wird das Volk sie bestrafen."(Viminal)
Ja, ist 'ne schöne Idee!
Die Herrscher(unsere Politrickser) sind Angestellte des Volkes?
Sie müssen machen, was das Volk will, sonst wird das Volk sie bestrafen?
Nun, dann leb' ich nicht inner Demokratie, bin aber froh in D zu leben!
 

Viminal

Großer Auserwählter
10. Juni 2009
1.964
AW: Die Macht der Verführung

... weil sich Ideen nie 100% realisieren lassen, wird auch niemals jemand in einer Demokratie leben. Umgekehrt wird auch nie jemand im Absolutismus leben.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: Die Macht der Verführung

In einer idealen Monarchie europäischen Typs hat der Monarch vor allem Pflichten, nämlich die Wahrung von Frieden und Recht, und der Untertan selbstverständlich Rechte. Es war sogar einmal üblich, den Monarchen auf die Wahrung dieser Rechte zu vereidigen. Ich weiß nicht, ob es heute überhaupt noch möglich ist, den kollektiven Monarchen (Regierung, Establishment oder Parteienfilz genannt) wegen Unterdrückung vor Gericht zu stellen. Ich glaube, das Indemnitätsprinzip steht dem entgegen. Die moderne Republik ist die organisierte Verantwortungslosigkeit. Natürlich läßt sich auch die ideale Monarchie immer nur zu höchstens 99% realisieren.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Die Macht der Verführung

..und in der realen Geschichte haben die Monarchien die noch existierten, den bis dahin schrecklichsten Krieg aller Zeiten entfesselt und sich damit selbst abgeschafft. Es ist ja kein Zufall, daß sie nicht mehr sind. Pflichten? Haha...
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: Die Macht der Verführung

Ich vermute, daß Du von Frankreich, Rußland und dem Vereinigten Königreich sprichst, einer Republik, einer alles andere als vorbildlichen Monarchie asiatisch-ludowizischer Prägung und einer Art Piratenrepublik mit Galionsfigur, die bis heute besteht. Deshalb würde ich Dir eher nicht folgen wollen.
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Die Macht der Verführung

Ich spreche nicht von bestimmten Ländern, sondern, um genau zu sein, von Militarismus, Realitätsfremde und einer verhängnisvollen Bündnispolitik, und das haben sie alle zusammen betrieben. Sicher gab es Unterschiede, aber das Ergebnis war einheitlicher..
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Die Macht der Verführung

[...] Ich weiß nicht, ob es heute überhaupt noch möglich ist, den kollektiven Monarchen (Regierung, Establishment oder Parteienfilz genannt) wegen Unterdrückung vor Gericht zu stellen. Ich glaube, das Indemnitätsprinzip steht dem entgegen.
Ich denke, der Internationale Gerichtshof könnte sich dessen annehmen. Der könnte dich, so du noch in Amt und Würden bist, zwar nicht hinter Gitter bringen, aber immerhin deiner Reisefreiheit (und deinen Konten im Ausland) erheblich schaden.
Andererseits denke ich mir gerade, müsste dann doch jemand wie Kim Jong-un dort angeklagt sein. Ist er das? Keine Ahnung. Ins Ausland jedenfalls reist er nicht...
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Die Macht der Verführung

Joh, Nachbar, und die Amis wissen schon, warum sie den internationalen Gerichtshof nicht anerkennen!
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Macht der Verführung

Es mag dem in der Demokratie groß gewordenem Menschen nicht klar sein, aber in einer Nicht-Demokratie ist jeder der nicht zur Machtelite erstmal ein komplettes Nichts. Da von der Elite die Macht ausgeht, sind alle Rechte die er hat nur solange gültig wie es der Elite passt. Die Herrscher sind also wirklich die Herrscher und sie halten sich praktisch das Volk als Herde. Das Volk muss machen was die Herrscher wollen, sonst wird es bestraft.]
Die Idee der Demokratie kehrt das Ganze um: Die Macht geht vom Volke aus! Alle haben ein Mitspracherecht
Ja, überzeugend geschrieben.
Aber in der Praxis? Mich interessant die Übersetzung von Wahlergebnissen in praktische Macht. Gehen Wählerstimmen unter, werden Stimmen über- oder untergewichtet, z.B. bei falsch zugeschnittenen Wahlkreisen? Insbesondere wird ja immer die größte Stimmenpartei, die Partei der Nichtwähler weggeglättet und auf den Rest proportional verteilt. (Ebenso bei der 5 %-Klausel.)
Bei der letzten Bundestagswahl hatte die Union 41 % der Stimmen, aber 48 % der Bundestagssitze, also fast die absolute Mehrheit. Diese Übersetzungsfehler - oder ungenauigkeiten liegen am Wahlverfahren sind wohl unvermeidbar, aber im speziellen Fall immer 7 %
Schlimmer in den USA, da vermeidbare "Übersetzungsungenauigkeiten. Bei der Trump-Wahl gab es ein ambivalentes Ergebnis, die Mehrheit der Stimmen für Clinton, die Mehrheit der Wahlmänner für Trump. Die Amis haben ein recht ungenaues Übersetzungsverfahren des Wählerwillens in Macht.

Ich finde auch die Situation beim Brexit ganz interessant. Das englische Parlament, vom Volke gewählt ist Ausdruck der Volksherrschaft in unserer indirekten Demokratie, hier wurde der Wählerwillen übersetzt in Parlamentssitze. Hier ist ganz klar ein Nein zum Brexit ausmachbar. Bei der direkten Volksabstimmung gab es ein knappes Ja. Ein ambivalentes Ergebnis, 2 Mal hat der Souverän gesprochen, 1 X direkt, 1 X indirekt. Über Gerichte wurde entschieden, das Parlament hat ein Mitspracherecht beim Brexit. d.h. Der unterschiedliche Wille des Volkssouveräns bedarf eines Ausgleich in einem demokratischen Prozess.

Dann das Volk an sich, wie schon kritisiert. Die einen gehen nicht zur Wahl, etwa weil das schöne Wetter sie in den Garten verschlägt, bei schlechteren Wetter wären sie aber gegangen. Nichtwähler. Dann der Wechselwähler. Hier reicht schon ein nichtiges Anlass aus, dass die Stimmung kippt.
Die persönliche Bedeutung von Politik ist dem Wähler so gering, dass es ihm egal ist, ob er links, rechts oder gar nicht wählt. Es ist eine Augenblicksentscheidung aus dem Bauch heraus. Eine Stimme muss leider voll gezählt werden, auch wenn drei negative Dinge zusammentreffen:
1. geringe Bedeutung der Wahl und von Politik an sich für den Bürger (Priorisierung), 2. geringe politische/fachpolitische Kompetenz und 3. nichtrationale Beweggründe,negative Gefühle, etc. Der worst-case, es geht auch weniger: Ein durchaus allseitig gebildeter, rational denkender Erdenbürger - auch auf dem Gebiet der Politik - geht nicht zur Wahl, weil er der Wahl nur geringe Bedeutung zumisst. Leider, eine verlorene Stimme.

Mit all diesen Dingen muss man sicherlich in einer Demokratie leben. Da der Wählerwillen aber gar nicht so eindeutig ist und eine knappe Mehrheit oftmals auch Zufallscharakter haben kann (Wahlbeteiligung - Wetter, Wahlverfahren,zeitnah schockierende politische Nachricht), sollte man bei relevanten Entscheidungen vielleicht bei Volksabstimmungen ein Mindestzustimmungsrate von 60 % festsetzen (bei entsprechend hohem Quorum), Bsp. Brexit.
In Deutschland werden Meinungsdissonanzen zwischen verschiedenen Körpern des Volkssouveräns - Bundestag und Bundesrat- austariert.
Mühevoll, aber richtig und wichtig. Gerade das wird beim einfachen Volk aber gerne missverstanden: Die Politiker wären sich nicht einig, sie machten ihr Handwerk schlecht .... Weil eben auch viel von Zwischenentscheidungen nach außen kommuniziert wird, dieser Vorteil wird oftmals als Nachteil gesehen. Ein Vorstandschef kann durchregieren ...

Ein wilder Jäger schrieb:
In einer idealen Monarchie europäischen Typs hat der Monarch vor allem Pflichten, nämlich die Wahrung von Frieden und Recht, und der Untertan selbstverständlich Rechte. Es war sogar einmal üblich, den Monarchen auf die Wahrung dieser Rechte zu vereidigen. Ich weiß nicht, ob es heute überhaupt noch möglich ist, den kollektiven Monarchen (Regierung, Establishment oder Parteienfilz genannt) wegen Unterdrückung vor Gericht zu stellen. Ich glaube, das Indemnitätsprinzip steht dem entgegen. Die moderne Republik ist die organisierte Verantwortungslosigkeit. Natürlich läßt sich auch die ideale Monarchie immer nur zu höchstens 99% realisieren.

Ich halte viel von Platon. Alles degeneriert nach längerer Zeit der Herrschaft: die Adelsherrschaft (die Herrschaft der wenigen) , die Demokratie (die Herrschaft der vielen), aber auch die Monarchie.
Bei der Demokratie ist es wenigstens nicht so, dass Erbkrankheiten über Generationen innerhalb der politischen Elite ausgetauscht werden, sondern es gibt kompetentes Personal. Das wird von Wahlvolk vielleicht nicht immer so erkannt. Aber wir haben ja die zeitliche Befristung der Macht. Hier kann auch ein eventueller personeller Fehlgriff wieder ausgemerzt werden. Zumindest tendenziell, über mehrere Wahlperioden betrachtet, haben wir in der Bundesrepublik doch einigermaßen Glück gehabt. Auch mit verlorenen Jahren unter Kohl, der gegen den Bundesrat dann doch nicht mehr richtig regieren konnte, etc. Die Leistung eines Bundeskanzlers wird aus historischer Sicht meist milder gesehen als in der akuten Regierungsphase.
 

ElfterSeptember

Großer Auserwählter
9. August 2012
1.756
AW: Die Macht der Verführung

Wenn man bedenkt, daß die Bevölkerung in den USA zu etwa 60% aus ''Weissen'' besteht und man dann noch die Hälfte( Frauen) abziehen muss, wie kann es dann sein, dass Trump nur von blöden weissen Männern gewählt wurde? Sind etwa alle weissen Männer ungebildet und frustriert? Selbst wenn nur die Hälfte dumm ist, so stimmt trotzdem etwas nicht an der Rechnung
 

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