Da die Schweiz so gut wie nie ein Thema in diesem Forum ist, möchte ich hier mal ein bisschen Aufklärung betreiben, angefangen mit einem Erlebnissbericht Deutscher Einwanderer bezüglich des Schweizerdeutsch.
(Den kompletten Text und weitere Infos findet man unter http://www.hallo-schweiz.de/ )
Erste Eindrücke
Die ersten Begriffe, mit denen wir konfrontiert wurden, waren amtlicher Art und begegneten uns im Antrag zur Aufenthaltserlaubnis, im Mietvertrag oder beim Abschluss von Versicherungen. So gaben wir Selbstauskünfte über unseren Zivilstand und Bürgerort, informierten uns über Selbstbehalte bei Versicherungen oder wunderten uns über die Frage "Werden Sie betrieben?". (Letztere fragt danach, ob man irgendwo Schulden abzuzahlen hat).
Nachdem der formelle Kram erledigt war, konnten wir dann in die Schweiz zügeln,- was nicht bedeutet, dass wir mit der Bahn eingereist wären. Wir sind schlicht und einfach umgezogen.
Zu den ersten wirklich wichtigen (alltagstauglichen) Schweizer Wörtern, die wir gelernt haben, gehören Beiz und Stange. Also wer frisch gezapftes Bier (vom Fass) mag und in einer Kneipe trinken will, geht zur nächsten Beiz und bestellt eine Stange.
Dies sind Ausdrücke, die man auf Anhieb zwar nicht versteht, sich jedoch – wegen regelmässiger Anwendung – gut merken kann.
Andere Begriffe und Wörter kommen einem auf den ersten Blick (d.h. beim ersten Lesen oder Hören) etwas ungewohnt vor, man versteht sie jedoch ohne weiteres, da sie einen bekannten Inhalt nur anders umschreiben oder aus einer Fremdsprache entliehen sind, die man kennt (wie Französisch oder Englisch). Dabei sollte man beachten, das "ch" als "k" zu lesen bzw. auszusprechen - wenn man sich letzteres (zu)traut. (Das ist dann nämlich dieses typische Schweizer "Kehlkopfkratzen".)
Man bringt also sein Auto oder Töff (Motorrad) zur Reparatur in die Garage (Werkstatt), Cars (Reisebusse) parkieren (parken) auf gesonderten Plätzen und mit Velos (normalen Fahrrädern) kann man zwar schöne Touren unternehmen, aber Bikes (Mountain-Bikes) eigenen sich besser für's Gelände. Und Chinder ("K"...) spielen auf den Matten (Wiesen).
Allerhand Begriffe kann man sich also aus dem Zusammenhang, in dem sie verwendet werden, erklären. Bei anderen hat man dagegen kaum eine Chance ... Vor allem auch deshalb, weil der Satzbau im Schwyzerdütschen schon mal sehr von dem Schriftdeutschen abweicht.
Es gibt allerdings auch Wörter, die ganz was anderes bedeuten, als man zunächst vermutet.
So kann man Suppe durchaus in einer Pfanne (Kochtopf) kochen und sie schmöckt (riecht) gut, obwohl man kein Löffelchen davon probiert hat.
Um beim Essen zu bleiben: Hier gibt es einige Feinheiten zu lernen und zu beachten. Im Nüsslisalat (Feldsalat) sind beispielsweise keine Nüsse, Peperoni (Paprika) können bedenkenlos in Massen gegessen werden und aus Rüebli (Möhren) backen Schweizer auch feine Kuchen. Beim Beck (Bäcker) kauft man Mutschli oder Mütschli (Brötchen), Weggli (Milchbrötchen) oder einfach Brötli (Brötchen) und zuhause nimmt man ein Mödeli (Päckchen) Anke (Butter) aus dem Kühlschrank ... Dann gibt es da noch Gschwellti (Pellkartoffeln), Rande (Rote Beete), Mischtchratzerli (Hähnchen) und zum Nachtisch vielleicht ein Glace (Eis) und, und, und ... Und hat dann alles auch geschmeckt, kann man auf die Frage der Serviertochter (weibliche Bedienung): "Isch's guat gsi?" ("Ist es gut gewesen?" im Sinne von "Hat's geschmeckt?") getrost mit ja antworten.
Zu besonderen Gelegenheiten oder zum Apéro (Aperitif, aber auch "Umtrunk") gönnt man sich auch schon mal ein Cüp(p)li, d. h. ein Gläschen Sekt oder Schämpis (Champus). Ist es draussen frostig, wärmt man sich mit Kafi fertig (Kaffee mit Schnaps), einem Kafi Träsch (Kaffee mit Trester) oder einer der vielen anderen Kafi-Variationen. Dieser Kafi wird in besonderen Gläsern serviert und eigentlich zu jeder sich bietenden Gelegenheit getrunken.
Übrigens ist das gebräuchliche Flüssigkeits-Mengenmass der Dezi (Deziliter), sowohl bei Bestellungen in der Beiz als auch als Angabe in Rezepten.
"Knoppers" wird nicht wie in Deutschland um "halb zehn Uhr" gefuttert, sondern laut Schweizer Werbung zum Znüüni (Pause/Zwischenmahlzeit am Morgen, die meist jedoch nicht um neun ist). Weitere Essenszeiten sind de Zmorge, de Zmittag, de Zvieri und de Znacht.
Im Laufe der Jahreszeiten begegnen einem in der Schweiz immer neue, wundersame Gestalten und Traditionen. Zu Karneval sind es die Guugge (Musikgruppen, bei denen die Spieler kein Instrument beherrschen müssen, um mitmachen zu dürfen), zwischendurch übt man sich im Seilziehen (Tauziehen,- wird hier wettkampfmässig betrieben) oder es gibt ein Schwinget (eine Art Ring-Wettkampf). Und hier in der Zentralschweiz begegnen einem dann ab Anfang Dezember (um den Nikolaustag herum) immer wieder Trinkler mit ihren Trinkeln bzw. Treicheln (grosse Kuhglocken, mit denen ein monotones, ohrenbetäubendes Geläute veranstaltet wird). Samichlaus (der Nikolaus) und Schmutzli (Knecht Ruprecht) machen sich auf den Weg und in den Bäckereien gibt es Grittibänzen (Weckmänner).
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Man lernt nie aus ...
Neulich, nach Arbeiten an meinem Velo, wurde ich (in makellosem Schwyzerdütsch) gefragt, ob dies da die Finken von meinem Velo seien. Erst konnte ich keinen Vogel in der Nähe des Velos ausmachen,- also nochmals fragen. Aber erst nach dem dritten Nachfragen und einem immer verständnisloseren Blick meinerseits, wurde mir die Bedeutung des Wortes langsam klar (gemacht). Es handelte sich nicht um irgendwelche Vögel, die sich über das Velo hermachen wollten, sondern die Frage bezog sich lediglich auf meine neuen Pneus. Und deshalb wusste ich nun, dass die Reifen gemeint waren.
Finken sind jedoch wohl auch Hausschuhe (also Schluffen, Schlappen, Puschen oder wie auch immer man in der deutschen Umgangssprache dazu sagt) und so lässt sich vielleicht die Verwendung dieses originellen Begriffes für die Pneus herleiten ...
Fragen oder Bemerkungen, die einen unverhofft, also eigentlich nicht im Zusammenhang zum eigentlichen Gesprächsthema, treffen, führen schon mal zu einer gewissen Konfusion und Ratlosigkeit.
Ob ich lisme könne, wurde ich gefragt. Zunächst dachte ich, so etwas ausgefallenes kannst du bestimmt nicht. Dann stellte sich jedoch heraus, dass ich dies natürlich kann und ich es früher ziemlich häufig getan habe,- Zuhause, in der Schule und sogar in (langweiligen) Vorlesungen an der Uni. Dazu braucht man nämlich nur etwas Geschick, Wolle und Stricknadeln.
Bislang dachte ich immer – durch die Schweizer Clerasil-Werbung belehrt – Bibeli seien Pickel und Mitesser. Nun erfuhr ich jedoch, dass Bib(b)eli (für mich hört sich das genau gleich an, ich weiss jedoch nicht, ob man das Wort anders schreibt) auch aus Eiern schlüpfen können ... In diesem Falle handelt es sich jedoch nicht um ausgebüxte Hautverunreinigungen sondern lediglich um Küken.
Ach ja, da gibt es auch noch Biberli, die kann man - auch als ganze Biberfladen - kaufen und essen. Nix igitt! Es werden keine Biber verarbeitet oder deren Exkremente verwertet ... Die Rede ist lediglich von einem Lebkuchengebäck, das mal mit, mal ohne Füllung (meist Haselnuss) verzehrt werden kann.
Morgens, kurz vor 8 Uhr am Frühstückstisch. Radio läuft. Standardmässig ist "DRS drüü" eingestellt. Also Zeit für "Tango", ein Quiz, bei dem es darum geht, als erster (von zwei Kandidaten) auf Fragen zu einem bestimmten Thema zu antworten. Thema heute: "Knöpfe". Noch ist alles klar.
Die erste Frage lautet in etwa: "Was brauchts für einen Knopf?" Antwort: "Ein Knopfloch." - Soweit, so gut.
Nächste Frage: "Womit lernen Kinder einen Knopf?" - Erste Verwunderung. Antwort auf die Frage: "Mit einem Schnürsenkel." - Aha! Hmmm ... ?
Nächste Frage (ungefähr): "Was trägt man am Hemdkragen?" - Ja was denn? Anwort: "Einen Krawattenknopf." - Es dämmert!
"Wo macht man Knöpfe rein, um sich zu erinnern?" - Klar doch: "Ins Taschentuch." Richtig mitgeraten!
Fazit: bis zum Ende der Spielrunde haben wir wieder einen Begriff dazugelernt, der erst mal ganz schön Verwirrung gestiftet hat (und das am frühen Morgen ;-). Und ein Blick in den Duden ("Wie sagt man in der Schweiz?") löst den Knopf bringt uns absolute Gewissheit: Knöpfe sind nicht nur Knöpfe sondern Knöpfe sind auch Knoten!
Aber wer jetzt denkt, Knöpfli (Chnöpfli) seien nur kleine Knoten (oder kleine Knöpfe) sei gewarnt. Dem ist natürlich nicht so. Denn Chnöpfli sind auch Spätzli. Und das wiederum sind keine kleinen Spatzen sondern Spätzle (die Dinger zum Essen). Wobei ein Spatz wohl auch ein Stück Suppenfleisch sein kann, während Finken ... - Da blicke noch jemand durch ;-)
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Weitere Aufklärung gefällig?
Mit "los emau" wirst du nicht etwa dazu aufgefordert, etwas zu (unter)lassen oder gar zu verlosen, sondern du sollst (zu-) hören (lose = hören, zuhören, horschen; emau = einmal). Sollst du dir hingegen etwas anschauen, heisst es dann vielleicht "lue emau" (luege = schauen, anschauen). - Da kann man doch nur noch stuune (staunen)!
Lehnt nicht gleich mit den Worten: "Nein danke, hab' schon eins." dankend ab, wenn euch jemand ein Telefon geben möchte. Auch danach zu fragen, wo es denn sei, wann man es euch vorbeibringt oder ihr es abholen könnt, wäre die falsche Reaktion. In der Regel möchte er oder sie euch nämlich nichts schenken, sondern lediglich anrufen. (Also auch nicht gleich abweisend reagieren, wenn man euch um ein Telefon bittet ...)
Eine Immatrikulation gibt es nicht nur für Studenten an der Universität, sondern auch Fahrzeuge aller Art müssen immatrikuliert (zum Verkehr zugelassen) werden.
In einem Konkubinat zu leben ist weder anstössig noch ungewöhnlich. Solche "wilden Ehen", sprich nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften, sind in der Schweiz eher gängige Praxis, da eine Hochzeit auch schon mal (steuerliche) Nachteile bringen kann.
Posten kann man nicht nur bei der Post, sondern überall, wo man Waren gegen ein Zahlungsmittel erhält. Es heisst nämlich nichts anderes als "einkaufen". Man beachte jedoch den feinen Unterschied zum lädele ("Einkaufsbummel machen"), wobei man ja nicht zwangsläufig etwas posten muss ...
Für die Schweizer sind Brüssler keine Hauptstadt-Belgier, die sich in die hiesige Bergwelt verirrt haben. Und es hat durchaus nichts kannibalisches an sich, wenn man sie mit Genuss verzehrt. Denn andernorts kennt man dieses Gewächs (nicht die Belgier!) unter dem Begriff "Chicoree".
Halbtax ist nicht die Schweizer Schreibweise für "halbtags" und ein Halbtax-Abo ist demnach auch kein Abonnement auf halbe Tage, sondern ein Angebot der Schweizer Bahnen (SBB), das den Besitzern dieses Abos erlaubt, innerhalb der Schweiz zum halben Bahnpreis (auch bei vielen Bergbahnen) zu reisen.
Buuredütsch ist nicht ein besonderer Dialekt der Schweizer Bauern, sondern die Bezeichnung so mancher Einheimischen für Schwyzerdütsch. Meist gebraucht in der Frage: "Verstehst du überhaupt Buuredütsch?".
Bei Traktanden handelt es sich nicht um besonders bergtaugliche Traktoren. Und deshalb gibt es keinen Grund zur Beunruhigung, wenn sie irgendwo auftauchen. Ein Traktandum ist lediglich ein "Tagesordnungspunkt" und somit prinzipiell erst einmal ungefährlich.
Ach ja: nicht erschrecken, wenn irgendetwas mal huere-guet sein sollte. Das ist keinesfalls anzüglich gemeint und hat eigentlich nichts mit der angesprochenen Berufsgruppe zu tun. "Huere-" wird schlicht (allerdings eher im lässigen Umgangston) als "Steigerungs"form benutzt. Anderswo wären die gleichen Dinge oder Tatsachen "super-", "spitzen-" oder schlimmstenfalls "sau-" gut.
(Den kompletten Text und weitere Infos findet man unter http://www.hallo-schweiz.de/ )
Erste Eindrücke
Die ersten Begriffe, mit denen wir konfrontiert wurden, waren amtlicher Art und begegneten uns im Antrag zur Aufenthaltserlaubnis, im Mietvertrag oder beim Abschluss von Versicherungen. So gaben wir Selbstauskünfte über unseren Zivilstand und Bürgerort, informierten uns über Selbstbehalte bei Versicherungen oder wunderten uns über die Frage "Werden Sie betrieben?". (Letztere fragt danach, ob man irgendwo Schulden abzuzahlen hat).
Nachdem der formelle Kram erledigt war, konnten wir dann in die Schweiz zügeln,- was nicht bedeutet, dass wir mit der Bahn eingereist wären. Wir sind schlicht und einfach umgezogen.
Zu den ersten wirklich wichtigen (alltagstauglichen) Schweizer Wörtern, die wir gelernt haben, gehören Beiz und Stange. Also wer frisch gezapftes Bier (vom Fass) mag und in einer Kneipe trinken will, geht zur nächsten Beiz und bestellt eine Stange.
Dies sind Ausdrücke, die man auf Anhieb zwar nicht versteht, sich jedoch – wegen regelmässiger Anwendung – gut merken kann.
Andere Begriffe und Wörter kommen einem auf den ersten Blick (d.h. beim ersten Lesen oder Hören) etwas ungewohnt vor, man versteht sie jedoch ohne weiteres, da sie einen bekannten Inhalt nur anders umschreiben oder aus einer Fremdsprache entliehen sind, die man kennt (wie Französisch oder Englisch). Dabei sollte man beachten, das "ch" als "k" zu lesen bzw. auszusprechen - wenn man sich letzteres (zu)traut. (Das ist dann nämlich dieses typische Schweizer "Kehlkopfkratzen".)
Man bringt also sein Auto oder Töff (Motorrad) zur Reparatur in die Garage (Werkstatt), Cars (Reisebusse) parkieren (parken) auf gesonderten Plätzen und mit Velos (normalen Fahrrädern) kann man zwar schöne Touren unternehmen, aber Bikes (Mountain-Bikes) eigenen sich besser für's Gelände. Und Chinder ("K"...) spielen auf den Matten (Wiesen).
Allerhand Begriffe kann man sich also aus dem Zusammenhang, in dem sie verwendet werden, erklären. Bei anderen hat man dagegen kaum eine Chance ... Vor allem auch deshalb, weil der Satzbau im Schwyzerdütschen schon mal sehr von dem Schriftdeutschen abweicht.
Es gibt allerdings auch Wörter, die ganz was anderes bedeuten, als man zunächst vermutet.
So kann man Suppe durchaus in einer Pfanne (Kochtopf) kochen und sie schmöckt (riecht) gut, obwohl man kein Löffelchen davon probiert hat.
Um beim Essen zu bleiben: Hier gibt es einige Feinheiten zu lernen und zu beachten. Im Nüsslisalat (Feldsalat) sind beispielsweise keine Nüsse, Peperoni (Paprika) können bedenkenlos in Massen gegessen werden und aus Rüebli (Möhren) backen Schweizer auch feine Kuchen. Beim Beck (Bäcker) kauft man Mutschli oder Mütschli (Brötchen), Weggli (Milchbrötchen) oder einfach Brötli (Brötchen) und zuhause nimmt man ein Mödeli (Päckchen) Anke (Butter) aus dem Kühlschrank ... Dann gibt es da noch Gschwellti (Pellkartoffeln), Rande (Rote Beete), Mischtchratzerli (Hähnchen) und zum Nachtisch vielleicht ein Glace (Eis) und, und, und ... Und hat dann alles auch geschmeckt, kann man auf die Frage der Serviertochter (weibliche Bedienung): "Isch's guat gsi?" ("Ist es gut gewesen?" im Sinne von "Hat's geschmeckt?") getrost mit ja antworten.
Zu besonderen Gelegenheiten oder zum Apéro (Aperitif, aber auch "Umtrunk") gönnt man sich auch schon mal ein Cüp(p)li, d. h. ein Gläschen Sekt oder Schämpis (Champus). Ist es draussen frostig, wärmt man sich mit Kafi fertig (Kaffee mit Schnaps), einem Kafi Träsch (Kaffee mit Trester) oder einer der vielen anderen Kafi-Variationen. Dieser Kafi wird in besonderen Gläsern serviert und eigentlich zu jeder sich bietenden Gelegenheit getrunken.
Übrigens ist das gebräuchliche Flüssigkeits-Mengenmass der Dezi (Deziliter), sowohl bei Bestellungen in der Beiz als auch als Angabe in Rezepten.
"Knoppers" wird nicht wie in Deutschland um "halb zehn Uhr" gefuttert, sondern laut Schweizer Werbung zum Znüüni (Pause/Zwischenmahlzeit am Morgen, die meist jedoch nicht um neun ist). Weitere Essenszeiten sind de Zmorge, de Zmittag, de Zvieri und de Znacht.
Im Laufe der Jahreszeiten begegnen einem in der Schweiz immer neue, wundersame Gestalten und Traditionen. Zu Karneval sind es die Guugge (Musikgruppen, bei denen die Spieler kein Instrument beherrschen müssen, um mitmachen zu dürfen), zwischendurch übt man sich im Seilziehen (Tauziehen,- wird hier wettkampfmässig betrieben) oder es gibt ein Schwinget (eine Art Ring-Wettkampf). Und hier in der Zentralschweiz begegnen einem dann ab Anfang Dezember (um den Nikolaustag herum) immer wieder Trinkler mit ihren Trinkeln bzw. Treicheln (grosse Kuhglocken, mit denen ein monotones, ohrenbetäubendes Geläute veranstaltet wird). Samichlaus (der Nikolaus) und Schmutzli (Knecht Ruprecht) machen sich auf den Weg und in den Bäckereien gibt es Grittibänzen (Weckmänner).
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Man lernt nie aus ...
Neulich, nach Arbeiten an meinem Velo, wurde ich (in makellosem Schwyzerdütsch) gefragt, ob dies da die Finken von meinem Velo seien. Erst konnte ich keinen Vogel in der Nähe des Velos ausmachen,- also nochmals fragen. Aber erst nach dem dritten Nachfragen und einem immer verständnisloseren Blick meinerseits, wurde mir die Bedeutung des Wortes langsam klar (gemacht). Es handelte sich nicht um irgendwelche Vögel, die sich über das Velo hermachen wollten, sondern die Frage bezog sich lediglich auf meine neuen Pneus. Und deshalb wusste ich nun, dass die Reifen gemeint waren.
Finken sind jedoch wohl auch Hausschuhe (also Schluffen, Schlappen, Puschen oder wie auch immer man in der deutschen Umgangssprache dazu sagt) und so lässt sich vielleicht die Verwendung dieses originellen Begriffes für die Pneus herleiten ...
Fragen oder Bemerkungen, die einen unverhofft, also eigentlich nicht im Zusammenhang zum eigentlichen Gesprächsthema, treffen, führen schon mal zu einer gewissen Konfusion und Ratlosigkeit.
Ob ich lisme könne, wurde ich gefragt. Zunächst dachte ich, so etwas ausgefallenes kannst du bestimmt nicht. Dann stellte sich jedoch heraus, dass ich dies natürlich kann und ich es früher ziemlich häufig getan habe,- Zuhause, in der Schule und sogar in (langweiligen) Vorlesungen an der Uni. Dazu braucht man nämlich nur etwas Geschick, Wolle und Stricknadeln.
Bislang dachte ich immer – durch die Schweizer Clerasil-Werbung belehrt – Bibeli seien Pickel und Mitesser. Nun erfuhr ich jedoch, dass Bib(b)eli (für mich hört sich das genau gleich an, ich weiss jedoch nicht, ob man das Wort anders schreibt) auch aus Eiern schlüpfen können ... In diesem Falle handelt es sich jedoch nicht um ausgebüxte Hautverunreinigungen sondern lediglich um Küken.
Ach ja, da gibt es auch noch Biberli, die kann man - auch als ganze Biberfladen - kaufen und essen. Nix igitt! Es werden keine Biber verarbeitet oder deren Exkremente verwertet ... Die Rede ist lediglich von einem Lebkuchengebäck, das mal mit, mal ohne Füllung (meist Haselnuss) verzehrt werden kann.
Morgens, kurz vor 8 Uhr am Frühstückstisch. Radio läuft. Standardmässig ist "DRS drüü" eingestellt. Also Zeit für "Tango", ein Quiz, bei dem es darum geht, als erster (von zwei Kandidaten) auf Fragen zu einem bestimmten Thema zu antworten. Thema heute: "Knöpfe". Noch ist alles klar.
Die erste Frage lautet in etwa: "Was brauchts für einen Knopf?" Antwort: "Ein Knopfloch." - Soweit, so gut.
Nächste Frage: "Womit lernen Kinder einen Knopf?" - Erste Verwunderung. Antwort auf die Frage: "Mit einem Schnürsenkel." - Aha! Hmmm ... ?
Nächste Frage (ungefähr): "Was trägt man am Hemdkragen?" - Ja was denn? Anwort: "Einen Krawattenknopf." - Es dämmert!
"Wo macht man Knöpfe rein, um sich zu erinnern?" - Klar doch: "Ins Taschentuch." Richtig mitgeraten!
Fazit: bis zum Ende der Spielrunde haben wir wieder einen Begriff dazugelernt, der erst mal ganz schön Verwirrung gestiftet hat (und das am frühen Morgen ;-). Und ein Blick in den Duden ("Wie sagt man in der Schweiz?") löst den Knopf bringt uns absolute Gewissheit: Knöpfe sind nicht nur Knöpfe sondern Knöpfe sind auch Knoten!
Aber wer jetzt denkt, Knöpfli (Chnöpfli) seien nur kleine Knoten (oder kleine Knöpfe) sei gewarnt. Dem ist natürlich nicht so. Denn Chnöpfli sind auch Spätzli. Und das wiederum sind keine kleinen Spatzen sondern Spätzle (die Dinger zum Essen). Wobei ein Spatz wohl auch ein Stück Suppenfleisch sein kann, während Finken ... - Da blicke noch jemand durch ;-)
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Weitere Aufklärung gefällig?
Mit "los emau" wirst du nicht etwa dazu aufgefordert, etwas zu (unter)lassen oder gar zu verlosen, sondern du sollst (zu-) hören (lose = hören, zuhören, horschen; emau = einmal). Sollst du dir hingegen etwas anschauen, heisst es dann vielleicht "lue emau" (luege = schauen, anschauen). - Da kann man doch nur noch stuune (staunen)!
Lehnt nicht gleich mit den Worten: "Nein danke, hab' schon eins." dankend ab, wenn euch jemand ein Telefon geben möchte. Auch danach zu fragen, wo es denn sei, wann man es euch vorbeibringt oder ihr es abholen könnt, wäre die falsche Reaktion. In der Regel möchte er oder sie euch nämlich nichts schenken, sondern lediglich anrufen. (Also auch nicht gleich abweisend reagieren, wenn man euch um ein Telefon bittet ...)
Eine Immatrikulation gibt es nicht nur für Studenten an der Universität, sondern auch Fahrzeuge aller Art müssen immatrikuliert (zum Verkehr zugelassen) werden.
In einem Konkubinat zu leben ist weder anstössig noch ungewöhnlich. Solche "wilden Ehen", sprich nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften, sind in der Schweiz eher gängige Praxis, da eine Hochzeit auch schon mal (steuerliche) Nachteile bringen kann.
Posten kann man nicht nur bei der Post, sondern überall, wo man Waren gegen ein Zahlungsmittel erhält. Es heisst nämlich nichts anderes als "einkaufen". Man beachte jedoch den feinen Unterschied zum lädele ("Einkaufsbummel machen"), wobei man ja nicht zwangsläufig etwas posten muss ...
Für die Schweizer sind Brüssler keine Hauptstadt-Belgier, die sich in die hiesige Bergwelt verirrt haben. Und es hat durchaus nichts kannibalisches an sich, wenn man sie mit Genuss verzehrt. Denn andernorts kennt man dieses Gewächs (nicht die Belgier!) unter dem Begriff "Chicoree".
Halbtax ist nicht die Schweizer Schreibweise für "halbtags" und ein Halbtax-Abo ist demnach auch kein Abonnement auf halbe Tage, sondern ein Angebot der Schweizer Bahnen (SBB), das den Besitzern dieses Abos erlaubt, innerhalb der Schweiz zum halben Bahnpreis (auch bei vielen Bergbahnen) zu reisen.
Buuredütsch ist nicht ein besonderer Dialekt der Schweizer Bauern, sondern die Bezeichnung so mancher Einheimischen für Schwyzerdütsch. Meist gebraucht in der Frage: "Verstehst du überhaupt Buuredütsch?".
Bei Traktanden handelt es sich nicht um besonders bergtaugliche Traktoren. Und deshalb gibt es keinen Grund zur Beunruhigung, wenn sie irgendwo auftauchen. Ein Traktandum ist lediglich ein "Tagesordnungspunkt" und somit prinzipiell erst einmal ungefährlich.
Ach ja: nicht erschrecken, wenn irgendetwas mal huere-guet sein sollte. Das ist keinesfalls anzüglich gemeint und hat eigentlich nichts mit der angesprochenen Berufsgruppe zu tun. "Huere-" wird schlicht (allerdings eher im lässigen Umgangston) als "Steigerungs"form benutzt. Anderswo wären die gleichen Dinge oder Tatsachen "super-", "spitzen-" oder schlimmstenfalls "sau-" gut.