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Django (1966) – Eine Filmanalyse

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Django (1966) – Eine Filmanalyse

:lach2: Da Tarantino acht Neuntel der Musik in seinem Film eins zu eins aus echten Spaghetti-Western geklau... ähm... übernommen hat, ist diese Aussage etwas... seltsam.
So gut ich den Django von Tarantino eigentlich finde, das Ende hat mir beinahe den ganzen Film versaut. Zum einen finde ich den Übergang von ernst/brutal zu fröhlich/albern zu abrupt und unpassend, zum anderen finde ich es unpassend Django zu Trinità werden zu lassen. Das wirkt so 'aus der Rolle'.
 

Semiramis

Geheimer Meister
21. August 2005
135
AW: Django (1966) – Eine Filmanalyse

Sry, da hab ich mich nicht korrekt ausgedrückt: Ich meinte die Nicht-Spaghetti Musik
aja, ok. also die insgesamt 2 Liedtracks, die für den Film nicht aus alten Western übernommen wurden.

So gut ich den Django von Tarantino eigentlich finde, das Ende hat mir beinahe den ganzen Film versaut. Zum einen finde ich den Übergang von ernst/brutal zu fröhlich/albern zu abrupt und unpassend, zum anderen finde ich es unpassend Django zu Trinità werden zu lassen. Das wirkt so 'aus der Rolle'.
Der ganze Film ist "aus der Rolle". Als Django-Film eine Vollkatastrophe (da dreht sich die Figur wahrscheinlich nicht mal im Grabe um, sie kommt aus dem Grab noch mal raus, um diesen Schrott - und vor allem den unwürdigen Namensvettern - zu eliminieren) - als total überzogener, und nirgends ernst gemeinter Western dagegen wahrscheinlich schon annehmbar.
Wenn die Hauptfigur schon kein Django ist, Trinita ist das aber auch nicht (nur vielleicht in der Szene, die du ansprichst). Aber irgendwo im Hinterkopf erinnerte mich dieser Film an einen super-schlechten Italowestern, in dem auch die Hauptfigur nur so neben den anderen herläuft - vielleicht find ich den nochmal wieder zum Vergleichen. - Vielleicht sollte es ja auch von allem etwas werden (Eintopf also), das wäre dann geglückt...
 
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Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Django (1966) – Eine Filmanalyse

Tarantino mischt sowieso gerne zusammen, was ihm gefällt, allerdings macht er das recht geschmackssicher. Django halte ich für in sich geschlossen - mit Ausnahme des Endes eben. Aber im Gegensatz zu Pulp Fiction und Jackie Brown fehlt Django ein Element, dass ich nicht imstande bin zu nennen. Django löst in mir nicht das Verlangen aus, ihn nochmal anzuschauen. Die einzige Szene, die mir gut gefallen hat, ist die, in der der Auspeitscher erschossen wird, kurz nachdem er aus der Bibel "ich bin der Herr, dein Gott" vorgelesen hat und wie ich vermute, auf sich selbst bezogen hat, so dass die Szene zeigt, dass er es nicht ist und dass Ungerechtigkeit bestraft wird. Immerhin hinterlässt der Film das Gefühl, dass alle bösen Typen ihre Strafe bekommen und alle Ungerechtigkeit gesühnt wird, indem alle umkommen.

Das ist aus moralischer Sicht eine Schwäche des Films, denn keiner der bösen Charaktere kann zur Umkehr gebracht werden und keiner der guten Charaktere kann anders erlöst werden. Am End ist Django ein typisches Tarantino-Gore Fest. Damit steht er in der Tradition Amerika's und seiner Obsession mit Film-Gewalt.
 

Semiramis

Geheimer Meister
21. August 2005
135
AW: Django (1966) – Eine Filmanalyse

Tarantino mischt sowieso gerne zusammen, was ihm gefällt, allerdings macht er das recht geschmackssicher. Django halte ich für in sich geschlossen - mit Ausnahme des Endes eben. Aber im Gegensatz zu Pulp Fiction und Jackie Brown fehlt Django ein Element, dass ich nicht imstande bin zu nennen. Django löst in mir nicht das Verlangen aus, ihn nochmal anzuschauen.
Mein erstes Problem mit dem Film ist, dass ich ihn mit der Erwartung eines Django-Filmes gesehen hatte - ich meine, allein der Titel hatte das schon nahegelegt... Da ich die Figur sehr schätze, und durch die alten Filme eine gewisse Vorstellung vom ungefähren Charakter der Figur habe (so wie Du mit Trinità z.B., scheint mir), waren meine ersten beiden Gedanken nur "Thema total verfehlt" und "katastrophal schlecht". Jetzt versuche ich nachträglich, den Film von Tarantino noch einmal als eben "Nicht-Django-Film", sondern einfach nur als Western zu bewerten - und auch da habe ich genauso wenig das Bedürfnis, ihn ein zweites Mal zu sehen. Für mich gibt es einen völlig sinnfreien Storybruch, als der "Übervater" des "Titelhelden" erschossen wird, was als Motivation für das Massaker am Ende des Filmes herhalten muss (warum lässt er sich erschießen? ich habs nicht begriffen.)
Es gibt durchaus andere Western mit einer unglaublichen Überlänge: Il buono, il brutto, il cattivo - Zwei glorreiche Halunken, z.B., der in der ungeschnittenen Version gefühlte drei Stunden dauert. Aber bei diesem habe ich das Gefühl, dass der Film den Zuseher in eine ganz eigene Welt mitnimmt, die man für einige Zeit begleiten darf - da war keine Minute nervig. Bei Tarantinos Film hab ich in der ersten Stunde tatsächlich ständig auf die Uhr gesehen: Wann passiert denn mal was? (Und das muss gar nicht auf der offensichtlichen Handlungsebene sein...) Ich fands einfach nur langweilig.

Die einzige Szene, die mir gut gefallen hat, ist die, in der der Auspeitscher erschossen wird, kurz nachdem er aus der Bibel "ich bin der Herr, dein Gott" vorgelesen hat und wie ich vermute, auf sich selbst bezogen hat, so dass die Szene zeigt, dass er es nicht ist und dass Ungerechtigkeit bestraft wird. Immerhin hinterlässt der Film das Gefühl, dass alle bösen Typen ihre Strafe bekommen und alle Ungerechtigkeit gesühnt wird, indem alle umkommen.

Das ist aus moralischer Sicht eine Schwäche des Films, denn keiner der bösen Charaktere kann zur Umkehr gebracht werden und keiner der guten Charaktere kann anders erlöst werden. Am End ist Django ein typisches Tarantino-Gore Fest. Damit steht er in der Tradition Amerika's und seiner Obsession mit Film-Gewalt.
Dieses "keiner der bösen Charaktere kann zur Umkehr gebracht werden und keiner der guten Charaktere kann anders erlöst werden" hat Tarantinos Werk aber durchaus mit der Riege der C-Movies unter den Italowestern gemeinsam: Hier die Bösen, da der Held, und der Held ermordet alle Bösen, und unterscheidet sich von denen allenfalls noch dadurch, dass diese noch ein bisschen böser ermorden (ohne "moralische Rechtfertigung", oder hilflose Leute)...
Ich verstehe ja, dass Tarantino seine eigene Formsprache hat, und dass er wohl kaum einfach einen Western im "alten Stil" drehen will, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hat, einen Western zu drehen. Dennoch find ich es schade, das Ergebnis: Die besseren bis richtig guten Filme unter den Italowestern (zu denen ich den echten "Django"-Film von 1966 definitiv rechnen möchte) sind ziemlich komplex und richtig vielschichtig, auch was die Motivationen und Ausgestaltung der Figuren angeht - davon ist in den Tarantino-Film so gar nichts eingeflossen: Die Figuren sind allesamt eindimensional und statisch und entwickeln sich nicht (oder ihre Entwicklung ist nicht nachvollziehbar: Die Wende des "Übervaters" und ""Django""s Entwicklung von passiv zum Massaker zum albernen).

Insgesamt muss ich sagen: Dass Tarantinos Film sowohl den Figurnamen als auch die original Titelmelodie für seinen Film vereinnahmt hat, da blutet mir das Herz... (Es ist, nebenbei, auch sympthomatisch: Der Thread hier hat mit dem 1966er Film begonnen - und ein paar Posts später ist man schon bei Tarantinos Film... Das eine scheint ohne das andere nimmer zu haben, das ist extrem traurig, in meinen Augen.)

____________
Ps: Die eine Szene aus Tarantinos Film, die ich mochte, und wo ich einmal dachte: "wow!", das war das "Cameo" des echten Django: https://www.youtube.com/watch?v=ue6NZWU9pWU ("I know". 1, 2 sec. schweigenden, wissenden Blickes von Franco Nero - wow. Diese drei Sekunden haben mehr Aura als alle anderen Figuren im Film zusammen... (Der Dialog an sich, nebenbei, ist natürlich Schwachsinn: das D am Anfang ist nicht stumm, das wird durchaus mitgesprochen - naja, egal :lol: )
 
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Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Django (1966) – Eine Filmanalyse

Für mich gibt es einen völlig sinnfreien Storybruch, als der "Übervater" des "Titelhelden" erschossen wird, was als Motivation für das Massaker am Ende des Filmes herhalten muss (warum lässt er sich erschießen? ich habs nicht begriffen.)
Wenn ich mich recht erinnere, suggeriert die Szene, dass der "Übervater" sowieso nicht mehr lange zu leben hatte, also hat er noch einen der Feinde erledigt oder er hat versucht, sich freizuschießen. Kann auch sein, dass ich das in seine Situation hineingesehen habe. Ich weiß nur noch, dass ich es unpassend gefunden habe, was daran gelegen haben kann, dass ich Dr. Schultz sympathisch finde und ich ihn für unverwundbar und über allem stehend empfunden habe.

Es gibt durchaus andere Western mit einer unglaublichen Überlänge: [...]
Das kenne ich gut, ich z.B. mag "C'era una volta il West" ("Spiel mir das Lied vom Tod" oder wie ich in Englisch Fortgelaufener immer sage: "Play Me the Song of Death") trotz der Überlänge und der vielen Szenen in denen nichts gesagt wird und man alle Informationen über die Gefühlszustände der Charaktere von den Gesichtern ablesen kann. Mir fällt da besonders die langgezogene Szene am Ende von Il buono, il brutto, il cattivo ein - die drei Schatzsucher stehen in Dreiecksformation und starren sich minutenlang an. Oder in dem anderen Film die Szene in der Bar, wo sich Harmonika und Cheyenne begegnen und Harmonika seine Mundharmonika spielt, so dass die paar Töne alleine ohne sonstigen Soundtrack die Stille zertrümmern und Spannung erzeugen. Dagegen ist Django Unchained ziemlich langweilig und einfallslos.

Dieses "keiner der bösen Charaktere kann zur Umkehr gebracht werden und keiner der guten Charaktere kann anders erlöst werden" hat Tarantinos Werk aber durchaus mit der Riege der C-Movies unter den Italowestern gemeinsam: Hier die Bösen, da der Held, und der Held ermordet alle Bösen, und unterscheidet sich von denen allenfalls noch dadurch, dass diese noch ein bisschen böser ermorden (ohne "moralische Rechtfertigung", oder hilflose Leute)...
Du hast recht und eigentlich ist es auch gar keine Schwäche. Diese Filme zeigen Ungerechtigkeiten, Hass und menschliche Charakterschwächen nicht als erstrebenswert an, sondern die Geschichten sprechen für sich selbst. Da steckt keine Werbung drin, auf einen Rachefeldzug zu gehen, allerdings ist es leicht sich mit einem Charakter wie Django zu identifizieren. Er sagt 1966 zu Maria, dass er keine Liebe mehr zulassen kann, weil seine Frau erschossen worden ist. Seine größte Angst ist es, dass er das nochmal erleben muß. Django ist kein Unmensch, so wie beinahe alle anderen männlichen Charaktere.

Insgesamt muss ich sagen: Dass Tarantinos Film sowohl den Figurnamen als auch die original Titelmelodie für seinen Film vereinnahmt hat, da blutet mir das Herz... (Es ist, nebenbei, auch sympthomatisch: Der Thread hier hat mit dem 1966er Film begonnen - und ein paar Posts später ist man schon bei Tarantinos Film... Das eine scheint ohne das andere nimmer zu haben, das ist extrem traurig, in meinen Augen.)
Also ich kannte den Film von '66 noch nicht, also habe ich ihn mir eben gerade auf YouTube angeschaut. Es ist eine englischsprachige Version von der allerdings der Teil zwischen der Kneipenprügelei und der nächtlichen Abfahrt von Maria und Django geblockt ist. Django, der Rächer. Trinità ist kein Rächer, Trinità ist der Helfer in der Not und der rettende Engel und ein Superheld, der niemals in eine Situation gerät, in der er die Kontrolle verliert oder sogar verprügelt, gefoltert, die Hände mit dem Gewehr gebrochen bekommt. In Django hat Django zuerst die Oberhand und zum Ende hin wird alles dramatisch, er scheint seine neue Frau beinahe zu verlieren, wird lädiert, befindet sich in einer dem Anschein nach ausweglosen Lage und obwohl er sich rettet und sein ursprüngliches Ziel erreicht, endet der Film nicht fröhlich. Das braucht er aber auch nicht.

Ps: Die eine Szene aus Tarantinos Film, die ich mochte, und wo ich einmal dachte: "wow!", das war das "Cameo" des echten Django: https://www.youtube.com/watch?v=ue6NZWU9pWU ("I know". 1, 2 sec. schweigenden, wissenden Blickes von Franco Nero - wow. Diese drei Sekunden haben mehr Aura als alle anderen Figuren im Film zusammen... (Der Dialog an sich, nebenbei, ist natürlich Schwachsinn: das D am Anfang ist nicht stumm, das wird durchaus mitgesprochen - naja, egal :lol: )
Vielleicht spielt er darauf an, dass der Film in der amerikanischen Version "Jango" heißt. :egal: Ja, selbst Samuel L. Jackson ist nicht so intensiv und übergroß und alles beherrschend wie in Pulp Fiction. Ich finde Jamie Foxx nicht schlecht, er spielt Django mit einem Hass, der frisch ist und noch nicht so gekühlt wie der des Original-Django. Der noch frische Hass sorgt für Spannung, weil Django sich an manchen Stellen so sehr zusammenreißen muß, um nicht direkt auszuticken und sich selbst zu verraten. Franco Nero-Django ist genau wie die Clint Eastwood-Charaktere ein Kriegsveteran, der hat sich im Griff.
 

Semiramis

Geheimer Meister
21. August 2005
135
AW: Django (1966) – Eine Filmanalyse

Volle Zustimmung, bei allem, was Du über Tarantinos Film sagst, das ist auch mein Eindruck.

Du hast recht und eigentlich ist es auch gar keine Schwäche. Diese Filme zeigen Ungerechtigkeiten, Hass und menschliche Charakterschwächen nicht als erstrebenswert an, sondern die Geschichten sprechen für sich selbst. Da steckt keine Werbung drin, auf einen Rachefeldzug zu gehen
Eigentlich sollte man annehmen, dass diese Geschichten für sich sprechen - das ist keine Aufruf zur Gewalt; aber man muss, denke ich, schon beim Betrachter die gewisse Reife voraussetzen, dass er sich darüber vorher schon im Klaren ist, dass das Töten von Menschen etwas Furchtbares ist, und er das bei diesen Filmen grundsätzlich im Hinterkopf behält. Und Du sagst es ganz richtig: Diese Art Western (alle "Spaghetti-Western" eigentlich) funktionieren in großen Teilen nicht über gesprochene Worte, sondern über Mimik, Gestik und Musik - eigentlich sollte es einem beim Anschauen speziell des '66er Django-Filmes z.B. deutlich sein, dass für die Figur das Töten eine ernste Sache bleibt, die sie aus Wut oder aus Kälte begeht, aber darüber selbst nicht glücklich ist; das Töten geschieht weder aus Gleichgültigkeit noch aus Sadismus (was den doch recht markanten Unterschied zu den "Bösen" hier darstellt) ... eigentlich sollte das dem Zuseher deulich werden. Und doch, wenn man einem guten Teil der Menschen zuhört, die den Film oberflächlich mal gesehen haben (oder die ersten Kommentare hier), gewinnt man den Eindruck, dass das auch übersehen werden kann... Eigentlich ist Django kein Rambo, eigentlich... :roll:
Manchmal frage ich mich, ob das vielleicht auch - zumindest zu einem Teil - damit zu tun haben kann, dass diese Filme mittlerweile 40-50 Jahre alt sind, und sich unsere Sehgewohnheiten (sprich: Abstumpfung), was Gewaltszenen angeht, und deren Einordnung durchschnittlich verflacht hat - sprich: was damals schockierte, ist heute vielleicht für viele ein "ja und?", nur so ein Gedanke...



allerdings ist es leicht sich mit einem Charakter wie Django zu identifizieren. Er sagt 1966 zu Maria, dass er keine Liebe mehr zulassen kann, weil seine Frau erschossen worden ist. Seine größte Angst ist es, dass er das nochmal erleben muß. Django ist kein Unmensch, so wie beinahe alle anderen männlichen Charaktere.

Also ich kannte den Film von '66 noch nicht, also habe ich ihn mir eben gerade auf YouTube angeschaut. Es ist eine englischsprachige Version von der allerdings der Teil zwischen der Kneipenprügelei und der nächtlichen Abfahrt von Maria und Django geblockt ist. Django, der Rächer. Trinità ist kein Rächer, Trinità ist der Helfer in der Not und der rettende Engel und ein Superheld, der niemals in eine Situation gerät, in der er die Kontrolle verliert oder sogar verprügelt, gefoltert, die Hände mit dem Gewehr gebrochen bekommt. In Django hat Django zuerst die Oberhand und zum Ende hin wird alles dramatisch, er scheint seine neue Frau beinahe zu verlieren, wird lädiert, befindet sich in einer dem Anschein nach ausweglosen Lage und obwohl er sich rettet und sein ursprüngliches Ziel erreicht, endet der Film nicht fröhlich. Das braucht er aber auch nicht.

Vielleicht spielt er darauf an, dass der Film in der amerikanischen Version "Jango" heißt. :egal: Ja, selbst Samuel L. Jackson ist nicht so intensiv und übergroß und alles beherrschend wie in Pulp Fiction. Ich finde Jamie Foxx nicht schlecht, er spielt Django mit einem Hass, der frisch ist und noch nicht so gekühlt wie der des Original-Django. Der noch frische Hass sorgt für Spannung, weil Django sich an manchen Stellen so sehr zusammenreißen muß, um nicht direkt auszuticken und sich selbst zu verraten. Franco Nero-Django ist genau wie die Clint Eastwood-Charaktere ein Kriegsveteran, der hat sich im Griff.
zu Jamie Foxx: Ich fand ihn auch nicht schlecht, muss ich sagen. Und dass seine Rolle im Drehbuch so wenig zu tun bekommt (ich meine die charakterliche Entwicklung), dafür kann er ja nichts.
Zu Django: Nicht alle Djangos haben sich so im Griff, wie die Franco-Nero-Version oder Anthony Steffen als Geist in "Django il bastardo/Django und die Bande der Bluthunde", was beides Figuren mit militärischem Hintergrund sind; der Terence-Hill-Django z.B. ist da schon deutlich emotionaler (Preparati la Bara! / Django und die Bande der Gehenkten). Ich bin da sicher weit entfernt davon zu sagen, es gäbe nur eine einzig richtige Version dieser Figur, ganz im Gegenteil macht es mir bei den ganzen Filmen große Freude zu sehen, wie die Figur immer wieder neu interpretiert wird, auch charakterlich.
Was Du über das Grundsätzliche schreibst, da will ich Dir unbedingt zustimmen: Im Gegensatz zu Trinità ist Django als Figur ungeheuer menschlich; eine der Figuren, mit der mal die ganze Tiefe des Leidens und des Verlustes ausgelotet werden konnte - dass das eine charakterlich gute Figur ist (mit der man sich - bevor der "Rachefeldzug" beginnt - guten Gewissens identifizieren kann), die selber daran leidet, zu was sie wird - durch den Verlust und die Wut und bei der Suche nach Gerechtigkeit - macht das ganze noch intensiver.
Man merkt, glaube ich, dass ich die Figur mag und ihr einiges abgewinnen kann - und ich übertreibe nicht, dass ich wirklich dankbar bin, z.B. die genannten drei Filme kennengelernt haben zu dürfen. Das war / ist eine Bereicherung, die ich nicht missen möchte. (Das gilt allerdings auch noch für einige andere "Nicht-Django"-Spaghetti-Western).

Wenn Du den '66er Film vorher gar nicht kanntest, hat Tarantino ja doch etwas Gutes bewirkt :-) Das ist jetzt kein Zwang, natürlich, aber falls Du meine (am Anfang des Threads verlinkte) Film-Rezension gelesen haben solltest, wäre ich natürlich gespannt auf eine schonungslose und ehrliche Meinung dazu von Dir ;-)

_____________________
Ps: Was zwischen Kneipenprügelei und dem Abhauen von Django und Maria fehlt, ist der Raub des Goldes: Django sprengt sich aus der Kammer mit dem Gold nach hinten raus den Weg frei, und lenkt dadurch ab, dass er das Maschinengewehr nach vorne mechanisch dauerfeuern lässt, was ein heilloses Chaos, aber auch ein Massaker anrichtet. (Mich wundert es dennoch eigentlich, dass diese Szenen fehlen - normalerweise wurden für die Nicht-18-Version des Filmes rausgeschnitten / gekürzt: Das Töten der mexikanischen Bauern durch Jackson, das Abschneiden des Ohres vom Priester durch die Mexikaner, und die Folterszene gekürzt.
 
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Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Django (1966) – Eine Filmanalyse

So, hat ein wenig gedauert, aber ich habe heute einen längeren Beitrag als Kommentar zu Deiner Rezension im ask1-Blog geschrieben. Bin nicht sicher, ob der Kommentar erst noch von einem Moderator gesichtet wird und dann freigeschaltet, oder ob ich was falsch gemacht habe. Den Kommentar habe ich aber noch als Textdatei in meinem PC gespeichert.

Eigentlich sollte man annehmen, dass diese Geschichten für sich sprechen - das ist keine Aufruf zur Gewalt; aber man muss, denke ich, schon beim Betrachter die gewisse Reife voraussetzen, dass er sich darüber vorher schon im Klaren ist, dass das Töten von Menschen etwas Furchtbares ist, und er das bei diesen Filmen grundsätzlich im Hinterkopf behält.
Ja, da hast Du wohl recht. Mir ist dazu ein Ausschnitt einer Episode von South Park eingefallen, in der Cartman zu Halloween ein Hitler-Kostüm trägt. Er wird dann gezwungen ein Erziehungsvideo anzuschauen, das aber nicht den gewünschten Effekt erzielt, weil Cartman sich in Hitler hineinprojiziert, enthusiastisch "Sieg Heil!" ruft, sich freut und das Video nochmal sehen möchte. Ausschnitt ist hier zu sehen.

dass für die Figur das Töten eine ernste Sache bleibt, die sie aus Wut oder aus Kälte begeht, aber darüber selbst nicht glücklich ist; das Töten geschieht weder aus Gleichgültigkeit noch aus Sadismus (was den doch recht markanten Unterschied zu den "Bösen" hier darstellt) ... eigentlich sollte das dem Zuseher deulich werden. Und doch, wenn man einem guten Teil der Menschen zuhört, die den Film oberflächlich mal gesehen haben (oder die ersten Kommentare hier), gewinnt man den Eindruck, dass das auch übersehen werden kann... Eigentlich ist Django kein Rambo, eigentlich... :roll:
Mich erschreckt ein wenig, dass so viele Menschen sinnentleerte Action und Gewalt mögen. Die modernen Hollywood-Filme scheinen ja nur noch nach einem Muster abzulaufen und ohne das auch nur eine bedeutende Geschichte erzählt wird. Fanfütterung, CGI-SFX, starke Sprüche, Muskeln und Explosionen stehen im Mittelpunkt. Die Charaktere sind flach oder erst gar nicht vorhanden. Wahrscheinlich geht jemand, der eher solche Filme sieht mit der dazu passenden Einstellung an einen Film wie Django heran und denkt sich. "oh geil, Django knallt 40 Leute gleichzeitig um!" :roll: Mich erschreckt das, weil ich immer denke, dass diese Leute auch im richtigen Leben so denken könnten. Mich erschreckt übrigens auch - es ist zumindest mein Eindruck, dass es so ist - dass viel zu viele Mainstream-Filme nichts Inspirierendes über Liebe zu sagen haben. Man meint fast, Liebe sei Sex und Heiraten / Ehe. Ich will damit sagen, dass die geistige Dimension von Liebe total flach fällt. Genau so flach wirken auch manche Schauspieler der sogenannten Rom-Coms. Vermutlich bin ich da aber ein wenig voreingenommen, weil ich aus Mainstream-Amerika keine guten Filme mehr erwarte. Und das seit gut 20 Jahren.

Manchmal frage ich mich, ob das vielleicht auch - zumindest zu einem Teil - damit zu tun haben kann, dass diese Filme mittlerweile 40-50 Jahre alt sind, und sich unsere Sehgewohnheiten (sprich: Abstumpfung), was Gewaltszenen angeht, und deren Einordnung durchschnittlich verflacht hat - sprich: was damals schockierte, ist heute vielleicht für viele ein "ja und?", nur so ein Gedanke...
Das ist gut möglich, aber ich denke, dass die Einstellung zum Film selbst eine große Rolle spielt. Will ich Action und Explosionen oder will ich Geschichten und sich entwickelnde Charaktere? Ich finde Filme ohne Action usw. oder Filme, in denen der Action-Teil darin besteht, dass jemand eine Waffe zieht erfrischend. Spannung kann man mit wenigen filmischen Mitteln erzielen. All der CGI-Müll und laute dramatische Musik schafft es nicht. Spannung wird da nicht erzeugt, eher Entnervung.

Ich bin da sicher weit entfernt davon zu sagen, es gäbe nur eine einzig richtige Version dieser Figur, ganz im Gegenteil macht es mir bei den ganzen Filmen große Freude zu sehen, wie die Figur immer wieder neu interpretiert wird, auch charakterlich.
Die Freude bemerkt man. Ich werde mir die Figur des Django im Hinterkopf behalten und sicherlich mal den einen oder anderen Film ansehen. Die angesprochene Vielfalt gefällt mir nämlich auch. Ich bin nicht unbedingt Fan von Büchern zu Filmen (z.B. zu Star Wars und Trek, eher zu Trek), aber ich finde immer wieder mal einen oder zwei Sätze zu Charakteren und ihren Hintergründen, die in mir Aha-Erlebnisse auslösen und ich mag es ebenso, wenn ich Querverbindungen zu realen oder fiktiven Personen finden kann.

Man merkt, glaube ich, dass ich die Figur mag und ihr einiges abgewinnen kann - und ich übertreibe nicht, dass ich wirklich dankbar bin, z.B. die genannten drei Filme kennengelernt haben zu dürfen. Das war / ist eine Bereicherung, die ich nicht missen möchte. (Das gilt allerdings auch noch für einige andere "Nicht-Django"-Spaghetti-Western).
Ja, merkt man. Find ich gut, geht mir auch so. Danke auch noch dafür, dass Du den fehlenden Inhalt, den ich aufgrund von der Sperre des einen Videos auf YT nicht sehen konnte, erzählt hast.

Ich finde übrigens, dass die Tiefe des Leidens, die Django quält, durch die öden Landschaften, den halb verfallenen Ort und die Aufteilung der Menschen in sadistische militärische Typen, unschuldige, wehrlose bäuerliche Opfer und medizinisch unterversorgte, nichts anderes tun könnende Prostituierte noch intensiviert wird. Kultur ist nicht, außer man definiert Kultur als übermäßig Alkohol trinken, seinen Sadismus ausleben und entheiligten Sex haben.
 

Semiramis

Geheimer Meister
21. August 2005
135
AW: Django (1966) – Eine Filmanalyse

Hallo Tele!

nun auch von mir ein sorry, dass meine Antwort so etwas auf sich hat warten lassen... Es hat mich ungemein gefreut, als ich gesehen habe, dass Du einen Kommentar zu meinem Review geschrieben hast. Aber, wie das so ist bei Dingen mit mehr Substanz, musste ich ein bisschen nachdenken vor einer Antwort. :-)

Mich erschreckt ein wenig, dass so viele Menschen sinnentleerte Action und Gewalt mögen. Die modernen Hollywood-Filme scheinen ja nur noch nach einem Muster abzulaufen und ohne das auch nur eine bedeutende Geschichte erzählt wird. Fanfütterung, CGI-SFX, starke Sprüche, Muskeln und Explosionen stehen im Mittelpunkt. Die Charaktere sind flach oder erst gar nicht vorhanden. Wahrscheinlich geht jemand, der eher solche Filme sieht mit der dazu passenden Einstellung an einen Film wie Django heran und denkt sich. "oh geil, Django knallt 40 Leute gleichzeitig um!" :roll: Mich erschreckt das, weil ich immer denke, dass diese Leute auch im richtigen Leben so denken könnten.
Ich kann Deine Befürchtung gut verstehen, allerdings beruhige ich mich immer selbst damit, dass ich annehme, dass die meisten Leute dennoch einen großen Unterschied machen zwischen Film und Realität, und bei Filmen sich daran freuen, wenn jemand mit aller Gewalt "aufräumt", das aber in der Realität ganz anders bewerten würden. Wie das geht? Mittlerweile habe ich den Eindruck gewonnen: Das geht, wenn man die Filme einfach nicht besonders ernst nimmt. Auch ich kann Filme so konsumieren (wenn mich mal wieder jemand in einen solchen Action-Film schleppt, wo man von vorneherein nichts erwartet - "Popcorn-Kino", sozusagen), allerdings hat das keine weitere Substanz, und das finde ich eigentlich ziemlich schade. Ich meine, was hat man dann davon, das bleibt? Ich nehme Filme gerne ernst, erst recht, wenn ich den Eindruck habe, da hat sich jemand auch ein paar Gedanken gemacht, der den Film hergestellt / geschrieben hat - und ich setze mich dann auch gerne mit dem auseinander, was mir der Film transportiert: Es könnte ja eine Bereicherung sein, oder einen Gedanken oder eine Auseinandersetzung anstoßen dadurch, dass der Film einen bestimmten Fokus auf einen Ausschnitt von einem Thema legt - so ganz grundsätzlich gesprochen.

weil ich aus Mainstream-Amerika keine guten Filme mehr erwarte. Und das seit gut 20 Jahren.
Das Gefühl teile ich allerdings; einfach aus dem Grunde, weil alle Versuche in den letzten Jahren, unter den in den Kinos laufenden Hollywood-Filmen irgendwas Substanzhaftes zu entdecken, für mich kläglich gescheitert sind (Ausnahmen einbezogen - auch wenn mir, bezeichnenderweise, grad keine einfallen). Es ist unendlich schade, dass die meisten Filme davon nach einem doch eher simplen Rezept funktionieren. Und dann kommen auf einmal doch kleine Juwelen um die Ecke - allerdings aus völlig unerwarteter Quelle und bezeichnenderweise von außerhalb der großen Filmfabrik: "Das finstere Tal" (2014) z.B.

Zu diesem Film hier schon einmal eine kurze Notiz: Es ist ein sehr zeitgenössischer Spätwestern, aus Österreich, der auch in seiner Filmhandlung in den Alpen spielt, und doch steht dieser sehr stark in der Tradition der alten Italowestern, meiner Meinung nach: von der Athmoshäre, vom Inhalt. Mehr noch - auch wenn die Hauptperson völlig anders heißt -, ist die Story eine "klassische" Django-Geschichte (nach den grundsätzlichen Elementen geurteilt, die charakteristisch sind für diese Figur: das ungerecht widerfahrene Leid von Beginn an und der Versuch dagegen etwas zu machen als Teil der Filmhandlung, Fallen und Erlösung); die diesem Film eigene Zutat zu diesem Story-Kosmos ist allerdings eine Thematisierung der angesprochenen (und bei dieser Figur immer auch irgendwie mitschingenden) Schuld, in einer Vielschichtigkeit, wie ich sie bisher noch nicht thematisiert gefunden habe. - Schon seit einiger Zeit schreibe ich immer mal wieder an einem Review zu diesem Film (braucht aber wohl noch ein bisschen Zeit) - auf die Frage nach eigener Schuld und "Schuld und Erlösung" komme ich, denke ich, in diesem Zusammenhang in extenso zurück. ;-)

Zu den Django-Filmen allgemein bzw. zu den Querverbindungen:
Ich werde mir die Figur des Django im Hinterkopf behalten und sicherlich mal den einen oder anderen Film ansehen. Die angesprochene Vielfalt gefällt mir nämlich auch.
Ich finde übrigens, dass die Tiefe des Leidens, die Django quält, durch die öden Landschaften, den halb verfallenen Ort und die Aufteilung der Menschen in sadistische militärische Typen, unschuldige, wehrlose bäuerliche Opfer und medizinisch unterversorgte, nichts anderes tun könnende Prostituierte noch intensiviert wird. Kultur ist nicht, außer man definiert Kultur als übermäßig Alkohol trinken, seinen Sadismus ausleben und entheiligten Sex haben.
Es freut mich sehr, dass Du der Figur und den Filmen etwas abgewinnen kannst; ich sehe ja auch in Deinem Kommentar, wie Du die Filme durchdenkst, und die angesprochene Fülle an Querverbindungen und Kontraste zu anderen Figuren anderer Filme. Gerade die Ähnlichkeit zur Darth Vader-Figur ist mir natürlich auch aufgefallen: Auch das ist durch und durch eine Erlösungsgeschichte, was diese Figur selbst angeht, und die dortige Idee, dass da jemand das Gute und das Böse in aller Tiefe ausloten muss (bzw. interessanterweise nacheinander zerstören muss), um am Ende das zu schaffen, was prophezeit war (Der Macht das Gleichgewicht geben), fand ich einen sehr interessanten Gedanken. In dieser Geschichte hat das Erlösungsmoment noch mehr den Charakter einer "Welt-Erlösung"; Django erlöst sich allein selbst - oder doch nicht? ;-) Da Menschen ja immer in einer Art sozialen Verbindung leben, hat jede Handlung von einem auch in irgendeiner Form auch Auswirkungen auf andere, und dieser Aspekt der Gesamt-Erlösung ist, denke ich, bei Django zwar versteckter, aber im Grunde genauso ein mitschwingender Punkt: Es war ja auch die Schieflage der Gesellschaft, die seine alles motivierende Verletzung ausgelöst hat - eine Heilung dieser Verletzung scheint gar nicht möglich ohne eine Einwirkung seinerseits auf diese Gesellschaft.

Jetzt bin ich natürlich sehr davon entfernt, alle angesprochenen Punkte aufgegriffen zu haben - aber ich denke, man kann auf das ein oder andere jetzt Vergessene ja gern noch mal zurückkommen. :-)

Grüße,
Semi

_________________________________
Zu Django-Filmen allgemein noch zwei Infos angefügt:

Der große Erfolg dieser Figur auch innerhalb der IW hat zu einer ziemlich chaotischen Lage geführt: Filme mit figurtypischer Handlung vs.Filme mit beliebiger Handlung, aber mit einer in verschiedenen Syncros so bezeichneten Hauptfigur. An anderer Stelle (hier: http://www.ask1.org/post545093.html#545093) hatte ich mal versucht, das Chaos ein bisschen zu ordnen, das möchte ich hier noch mal kurz zitieren:
Eine Nebenbemerkung zur Zeit, dem Umfang des Genres und zur Benennung der Filme
– warum so viele der bisher genannten Filme im Deutschen „irgendwas mit Django“ heißen:

Die große Ära der Spaghetti-Western (Italo-Western, Italo-Spanische Western) begann so richtig ab 1965 (Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar“ kam 1964 raus) und lief bis 1969/1970 bzw. im Großen bis maximal 1975 mit der Spätphase (die Comedy-Variante beispielsweise lief so Anfang der 70er an)– auch wenn vereinzelt auch danach noch bis heute im Grunde „Spätwestern“ gedreht wurden und rauskamen. Die Hochphase lief also ca. 10 Jahre (was eine enorme Zeit im Filmgeschäft ist) -
Es wurde von verschiedenen Seiten geschätzt, dass ca. 300-400 Filme pro Jahr gedreht wurden, was zumindest eine ungefähre Schätzung von 3000-3500 Filmen (in den frühen Jahren mehr als später) ergibt, die als „historische“ (weil aus der Zeit) Spaghetti-Western bezeichnet werden könnten. Ich glaube, es kann eigentlich keinen geben, der alle kennt…


Charaktere
Auffällig ist, dass unter den SW immer mal wieder Charaktere mit bestimmten Eigenschaften, bestimmter Geschichte und einem charakteristischen Namen sowie charakteristischer Kleidung erfunden wurden, die dann filmübergreifend ein Eigenleben führen und immer wieder in verschiedenen Filmen auftauchen – sehr oft sind diese Charaktere dann auch an einen bestimmten Schauspieler gebunden, der sie i.d.R. in verschiedenen Filmen verkörpert:
Beispiele: Schweigsamer "Mann ohne Namen" (Clint Eastwood), Sartana (Gianni Garko), Ringo (nicht festgelegt), Sabata (Lee van Cleef), Django-ähnliche Rächerfigur (Anthony Steffen); und viele kleinere: Arizona Colt (Giuliano Gemma/Anthony Steffen), Johnny Oro (Mark Damon), Cjamango (Sean Todd), Chamaco (Anthony Steffen), Shamango (Anthony Steffen), Garringo (dito), später z.B. Trinity (Terence Hill), Nobody (Terence Hill).

Am erfolgreichsten war darunter die Django-Figur, entworfen im originalen „Django“-Film (1966), und auch hier zunächst an einen Schauspieler gebunden: Franco Nero. – Während es nur ein paar „kanonische“ Filme gibt:

- Django (1966)
- (halb-kanonisch: Django und die Bande der Gehenkten (sollte von Franco Nero gespielt werden, Terence Hill sprang ein))
- Djangos Rückkehr (1987 !!) (Nachfolge-Film mit Franco Nero, aber eigentlich kein Western mehr) -

schlug die Figur jedoch in Deutschland und Italien (England verpasste die Entwicklung, da der Originalfilm dort 25 Jahre lang verboten war und erst vor kurzem uraufgeführt wurde) derart ein, dass man:

1)- bei so ziemlich sämtlichen Western mit Franco Nero bis 1970 die Hauptfigur im Deutschen in Django umbenannte (auch ohne Django-charakteristische Kleidung - Franco Nero selbst reichte für die Verbindung zur Django-Figur aus),
2)- andere Regisseure weitere Filme drehten, mit einem anderen Schauspieler, wo die Hauptfigur im italienischen Original „Django“ genannt wurde und man sich i.d.R. um "Django"-typische Kleidung bemühte (wahrscheinlich am bekanntesten darunter: die Sean Todd-Djangos, Django il bastardo (mit Anthony Steffen) und Viva Django (1971, dito))
3)- im Deutschen zahllosen Filmen, die im italienischen Original nichts mit „Django“ zu tun hatten, einen Titel gab, in dem irgendwie Django vorkam, und in recht vielen davon wurde auch die Hauptperson im Deutschen in Django umsyncronisiert.

Es gab verschiedene Versuche, alle diese (mehr oder weniger) „Django“-Filme zusammen mal zu zählen, und man schätzt derzeit, dass es im deutschsprachigen Raum etwa 300-400 solche „Django“ betitelten Filme gibt (ganz genau weiß das keiner).

Durch die DVD-Veröffentlichungen der letzten Jahre ist noch eine neue Kategorie von Filmen dazugekommen:
4)- Filme, die erst für die DVD-Veröffentlichung einen Titel bekommen haben, der irgendwo „Django“ enthält (aber weder im Italienischen noch bei der Kinoaufführung jemals so hießen).

Und vielleicht hier auch noch eine kurze Notiz zu anderen Filmen, die mir sehr gefallen haben und die ich empfehlen könnte.
In meinem Review hatte ich "Django (1966)" als "Film 2 meiner 5 all-time-Favoriten unter den Spaghetti-Western" bezeichnet (in der Absicht, auch die anderen vier Filme mal zu analysieren); die anderen sind:
Preparati la Bara! (Django und die Bande der Gehenkten, 1968, mit Terence Hill als Django - die Originalsyncro, nicht die Neuvertonung/der Neuschnitt unter dem Titel "Joe der Galgenvogel"...)
Django il bastardo (Django und die Bande der Bluthunde / Django der Bastard (irreführender Titel, weil es noch einen völlig anderen Film gleichen Namens mit anderem Hauptdarsteller gibt), 1969, der sogenannte "Geisterwestern" mit Anthony Steffen als Django)
Shango - il pistola infallibile (Shangos letzter Kampf, 1971; mit Anthony Steffen in der Hauptrolle - mal kein Djangofilm, und abermals was ganz eigenes unter den IW, als einen "psychologischen Anti-Kriegsfilm" würde ich ihn zusammenfassen)
Garringo (Garringo - der Henker, 1969; mit Anthony Steffen (ja, ich mag den Schauspieler - aber er hat eben auch in ein paar ungewöhnlichen Filmen die Hauptrolle gespielt); ein Film mit Traumata und einer (sehr schnell ersichtlichen, fast vollkommenen Parallelisierung des "Guten" und des "Bösen", was ich anderswo auch noch nicht gefunden habe...)
Das sind diejenigen Filme unter allen, die den meisten Eindruck bei mir hinterlassen haben und das meiste Nachdenken in mir auslösten. Aber daneben gibts noch viele schöne. Ein paar, die mir in guter Erinnerung geblieben sind, und die ich auch mehr als einmal geschaut habe: Tempo di massacre/Django-sein Gesangbuch war der Colt; Texas Addio/Django der Rächer; Lo voglio morto/Django - ich will ihn tot; Ciakmull/Django - die Nacht der langen Messer; die meisten Filme mit Anthony Steffen (Shamango z.B. mag ich sehr); Django-Filme mit Ivan Rassimov=Sean Todd etc. etc. ... ;-)
 
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