Woppadaq schrieb:Elbee schrieb:Verantwortung übernimmt man stets freiwillig, Konsequenzen dagegen kann einem sogar zu Unrecht jemand auf´s Auge drücken.
Das würde bedeuten, daß eben doch nicht jeder Mensch selbst für sein Leben verantwortlich ist, da er selbige Verantwortung ja ablehnen kann.
Nun wenn man in einem freien Land wie unserem lebt, muß niemand zum Militär.Ändert aber nichts daran, daß du behauptest, jeder Soldat handele aus Überzeugung. Das wage ich zu bezweifeln.
Kläre mich auf! In wie weit entbindet die militärische Befehlsstruktur von Verantwortung? Und warum entbindet die kirchliche Befehlsstruktur nicht von Verantwortung? Warum ist ein Soldat der auf Befehl tötet kein Mörder, ein Inquisitor der das gleiche macht schon?Angesichts der Tatsache, daß die Inquisitoren meinten, sie MÜSSTEN töten, halte ich es doch für vermessen zu sagen, sie seien keine überzeugten Mörder. Egal welche Beweggründe sie hatten, auf Befehl - den göttlichen zähle ich jetzt mal nicht dazu - handelten sie jedenfalls nicht !
Es ist doch eher so, daß das Gesetz den Rahmen absteckt, in dem sich der Richter bewegen kann. Genau dieser Rahmen ist dann auch sein VERANTWORTUNGSBEREICH. (...)
Gut. aber irgendwie sehe ich immer noch keinen Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung. Wenn das Gesetz Schuld ist, ist das Gesetz in der Verantwortung und nicht der Richter, oder ?
Auch wenn ich im Groben sehr mit dir übereinstimme muß ich hier mal widersprechen. Bis zu einem gewissen Maß liegt es sehr wohl noch in deinem Verantwortungsbereich, denn du hättest immernoch die Optionen zu desertieren oder dich erschießen zu lassen. Sicherlich wird es dir niemand übelnehmen, wenn du diese Optionen nicht nutzt, aber es hätte in deinen Möglichkeiten gestanden.Werde ich zu bestimmten Entscheidungen gezwungen (z.B. Einziehen in den Militärdienst), dann lag dies nicht in meinen Händen und ich trage folglich auch nicht die Verantwortung dafür.
milktoast schrieb:Nun wenn man in einem freien Land wie unserem lebt, muß niemand zum Militär.Ändert aber nichts daran, daß du behauptest, jeder Soldat handele aus Überzeugung. Das wage ich zu bezweifeln.
Wenn man in einem "unfreieren" Land lebt und zum Militärdienst gezwungen wird, dann wird keine "eigene Entscheidung" getroffen für die man "eigene Verantwortung" tragen kann.
Du unterstellst ständig Eigenverantwortung würde einem an allem Verantwortung tragen lassen.
Sing-Sil schrieb:aber verantwortung übernehmen ....bedeutet doch eigentlich, dass man sich klarmacht, dass jegliches ereignis in meinem leben in meinen verantwortungsbereich fällt.
Wie das wort "Eigen" bereits andeutet sind davon die eigenen Taten und Entscheidungen betroffen. Aber solange du diese Abgrenzung ignorierst (dein seltsames Palistina Beispiel) drehen wir uns im Kreis.
Und jeder der "freiwillig" zum Soldaten wird sollte dies aus einer gewissen Überzeugung tun, sonst ist er nicht zu einem selbstbestimmten Leben fähig und braucht einen Vormund.
Kläre mich auf! In wie weit entbindet die militärische Befehlsstruktur von Verantwortung?Angesichts der Tatsache, daß die Inquisitoren meinten, sie MÜSSTEN töten, halte ich es doch für vermessen zu sagen, sie seien keine überzeugten Mörder. Egal welche Beweggründe sie hatten, auf Befehl - den göttlichen zähle ich jetzt mal nicht dazu - handelten sie jedenfalls nicht !
Und warum entbindet die kirchliche Befehlsstruktur nicht von Verantwortung?
Warum ist ein Soldat der auf Befehl tötet kein Mörder, ein Inquisitor der das gleiche macht schon?
Oder ist dir das Wesen der Kirche zur Zeit der Inquisition gänzlich unbekannt?
Es gibt einen "Täter" in diesem Fall einen Richter. Der begeht eine Tat: Diesmal Mörder laufen lassen. Der Täter trägt die Verantwortung für sein Handeln. Weil es ja der Richter war der den Mörder laufen lies.
Die Frage ob man ihn jetzt einen Vorwurf aus dem Geschehenen machen kann ist jetzt keine Frage der Verantwortung sondern der Schuld.
Ich denke der VERANTWORTUNGSBEREICH geht so weit wie es mir möglich ist "eigene" Entscheidungen zu treffen. Werde ich zu bestimmten Entscheidungen gezwungen (z.B. Einziehen in den Militärdienst), dann lag dies nicht in meinen Händen und ich trage folglich auch nicht die Verantwortung dafür.
Was allerdings wieder meine Verantwortung ist ist das was ich in dieser Situation mache und welche Entscheidungen ich in dem mir möglichen Bereich mache.
Und wer hat dann die Verantwortung ? Irgendeiner muß sie ja haben.
Doch sehr wohl, deshalb ärgert es mich auch das du so auf diese Argumente eingehst. Den gleichen Argumentationsstrang (Eigene Taten) hatten wir schon vor geraumer Zeit hier.(Ohne beleidigend sein zu wollen, aber: Liest du eigentlich auch das, was die anderen schreiben ?)
Ich rede die ganze Zeit von Verantwortung (ohne "eigen") und behaupte, daß man selbige abgeben kann.
Bei Eigenverantwortung (ganz bewußt mit "eigen") frage ich mich, inwiefern sie besteht.
Einfache Frage, einfache Antwort: Eine kirchliche Befehlsstruktur hat es in dieser Form nie gegeben.
Zweifellos trägt die Kirche eine MITVERANTWORTUNG an der Inquisition, die Inquisitoren waren aber nicht direkt der Kirche unterstellt, sondern handelten größtenteils EIGENVERANTWORTLICH !
Jetzt mußt du mir nur noch erklären, warum der zweite Satz nicht bedeutet, daß man die Verantwortung - gewollt oder ungewollt - abgegeben hat.
milktoast schrieb:Warum muß irgendetwas die Verantwortung tragen?
Es ist wohl nicht existentiell für dinge das irgendwer dafür Verantwortung trägt.
In dem Beispiel trägt sie übrigens der Staatsapparat, was aber unwesentlich ist.
Doch sehr wohl, deshalb ärgert es mich auch das du so auf diese Argumente eingehst.(Ohne beleidigend sein zu wollen, aber: Liest du eigentlich auch das, was die anderen schreiben ?)
Ok sagen wir einmal man kann Verantwortunsbereiche schaffen.Ich rede die ganze Zeit von Verantwortung (ohne "eigen") und behaupte, daß man selbige abgeben kann.
Meines Wissens nach waren Inquisitoren sehr wohl von der Kirche beauftragt und mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet. Im übrigen ist die Kirchliche Struktur der einer Monarchie nicht unähnlich, und bis zum heutigen Tag sind "Kirchenbedienstete" sehr wohl Weisungsgebunden.
Sie handelten mit viel Freiraum, der ihnen aber von den Kirchen gegeben wurde.
Allerdings handelte es sich bei ihnen um Priester und wenn diese nicht der Kirche unterstellt waren, dann waren es Ketzer. Und so viel ich weiß wurden die ja von der Kirche über Jahre verbrannt.
du nennst es ein "Ding", gerade so als ob ein Staatsapparat nicht von Menschen gemacht wird.
Und wenn die Verantwortung dafür unwesentlich ist, wieso ist die Eigenverantwortung dann wesentlich ?
Naja man kann im Auftrag handeln und trotzdem viel Spielraum haben.Ich finde das widerspricht sich ein bißchen.
Trotzdem würde ich dir zustimmen: Sie handelten mit viel Spielraum. Der übrigends beinhaltete, daß Menschen nicht zwingend dabei sterben mußten. Was bedeutet, daß die Inquisitoren die Toten größtenteils selbst zu verantworten haben.
Ich wäre mir da nicht so sicher. Luther wurde jedenfalls nicht verbrannt. Er war der Kirche irgendwie unterstellt und arbeitete gleichzeitig gegen sie, ohne dafür zum Tode verurteilt zu werden.
deLaval schrieb:Und das "Abgeben" dieser Verantwortung ist keine eigenverantwortliche Handlung?Woppadaq schrieb:Genauso wie es Menschen gibt, die die Verantwortung für andere übernehmen, so gibt es auch Menschen, die ihre Verantwortung abgeben, wenn sie können.
milktoast schrieb:du nennst es ein "Ding", gerade so als ob ein Staatsapparat nicht von Menschen gemacht wird.
Und wenn die Verantwortung dafür unwesentlich ist, wieso ist die Eigenverantwortung dann wesentlich ?
Die Verantwortung ist nicht unwesentlich, sie ist nur nicht existentiell.
Es können auch Dinge geschehen ohne das jemand dafür verantwortlich ist. Es können z.B. Menschen vom Blitz erschlagen werden, ohne das jemand daran Verantwortung trägt.
Naja man kann im Auftrag handeln und trotzdem viel Spielraum haben.Ich finde das widerspricht sich ein bißchen.
Trotzdem würde ich dir zustimmen: Sie handelten mit viel Spielraum. Der übrigends beinhaltete, daß Menschen nicht zwingend dabei sterben mußten. Was bedeutet, daß die Inquisitoren die Toten größtenteils selbst zu verantworten haben.
Und die Kirche hat sich auch nicht sonderlich über die vielen Toten beschwert.
Vor allem wenn man bedenkt das die Inquisition sehr wohl bestandteil der Kirche war und auch entsprechende Ämter zur verfügung stellte, dann merkt man sehr wohl das die Inquisition nicht ein Haufen Induvidualisten war, sondern ein ganz bewusstes Machtinstrument der Kirche.
Glaube mir da wurden genügend Leute gegrillt, nur weil ein Mönch mit einflussreichen Freunden nicht verbrannt wurde, war es noch lange nicht unüblich Fehlgeleitete der reinigenden Kraft des Feuers auszusetzen, vor allem nicht zur Hochzeit der Inquisition.
Das soll bedeuten das wesentlich und existentiell zwei verschiedene Dinge sind. Und ich habe das eigentlich nur geschrieben weil ich deinen Satz missinterpretierte:Die Verantwortung ist nicht unwesentlich, sie ist nur nicht existentiell.
Und daher falsch geantwortet habe ;-)Und wenn die Verantwortung dafür unwesentlich ist, wieso ist die Eigenverantwortung dann wesentlich ?
Ich weiß das ich das mache. Du machst das ja auch.Womit du Sing-Sil widersprichst.
Ein Richter kann auch in gewissen Grenzen, wie die Inquisitoren, über das Schicksal der Menschen entscheiden, trägt aber deiner Meinung nach nicht die Verantwortung. (Und nein ich will nicht den Richter mit Inquisitoren gleichsetzen.)Die Inquisitoren waren aber nicht die Soldaten der Kirche. Sie waren individuell genug, über Tod und Leben selbst zu entscheiden. Dieses "Selbst" macht sie verantwortlich.
Das stimmt.Ändert nichts daran - zwingend dem Tod ausgesetzt waren die Kirchendiener bei Ungehorsam nicht.
Das stimmt auch. Aber nur solange man sich mit der Verweigerung begnügt hat und nicht angefangen hat öffentlich Bedenken kund zu tun.Jedenfalls nicht derart wie ein Soldat im Krieg bei Desertion oder Befehlsverweigerung.
milktoast schrieb:Ein Richter kann auch in gewissen Grenzen, wie die Inquisitoren, über das Schicksal der Menschen entscheiden, trägt aber deiner Meinung nach nicht die Verantwortung.
Das stimmt auch. Aber nur solange man sich mit der Verweigerung begnügt hat und nicht angefangen hat öffentlich Bedenken kund zu tun.Jedenfalls nicht derart wie ein Soldat im Krieg bei Desertion oder Befehlsverweigerung.
Und auch wenn Priester gegen den Willen der Kirche Menschen verbrannt hätten, dann hätte diese reagiert.
Aber wir streiten schon wieder über Strohhalme.
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