ConspiracyPoet
Lehrling
- 26. Januar 2014
- 4
Hallo und guten Morgen
Seit einiger Zeit befasse ich mich mit Verschwörungstheorien, Politik und Geschichte. Zudem lese ich Werke zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie und möchte euch hier gerne einige Gedanken dazu darstellen:
Beim Lesen in verschiedenen Internetforen, in denen über Verschwörungstheorien diskutiert wird, fällt mir immer wieder die Forderung auf, die Mainstreammedien sollten "die Wahrheit" schreiben, sollten aufhören zu lügen und manipulieren. Ausserdem lese ich oft vom Wunsch nach "wahrer Wissenschaft", nach "bewiesenen Tatsachen".
Dabei frage ich mich, was mit Wahrheit gemeint ist und ob es "die" Wahrheit überhaupt gibt. Was ist Wahrheit? Ist es möglich, zu ihr zu gelangen? Woher weiss man, dass man die Wahrheit erkannt hat?
Nehmen wir einmal an, zwei Personen (Müller und Meier) bestellen in einem Restaurant eine Tasse Tee. Nachdem der Kellner die Tasse mit Tee gebracht hat, nimmt Müller einen Schluck und verzieht das Gesicht. "Dieser Tee ist ja viel zu heiss, ich hätte mir beinahe die Zunge verbrannt!". Meier nimmt ebenfalls einen Schluck und entgegnet dann: "Stimmt doch gar nicht, der Tee ist genau richtig". Beide beharren auf ihrer Meinung, beide geben an, die Wahrheit zu sagen. Nun hält Müller ein Thermometer in den Tee, welches 55° Celsius anzeigt.
Die Frage ist nun: Hat einer der beiden gelogen? Sagen beide wirklich die Wahrheit? Ist es überhaupt möglich, diese Frage abschliessend zu behandeln?
In diesem Zusammenhang möchte ich das erkenntnistheoretische Konzept von Karl Popper vorstellen (österreichisch-britischer Philosoph, 1902 - 1994), das er in seinem Hauptwerk "Logik der Forschung" vorstellt.
Popper befasst sich mit der Frage, was echte Wissenschaft auszeichnet und wie sie sich von Pseudo- und Nicht-Wissenschaft unterscheidet. Dabei geht es stets um empirische Wissenschaften wie Physik, Chemie, Biologie, Soziologie usw., die sich alle mit beobachtbaren Phänomen befassen. Nicht-empirische Wissenschaften sind dagegen z. B. Mathematik und Logik.
Gemäss Popper befassen sich Forscher in der empirischen Wissenschaft damit, Theorien oder Theoriesysteme aufzustellen und danach durch Beobachtung und Experiment systematisch zu überprüfen. Für das zentrale Kriterium hält Popper die Falsifizierbarkeit (=Widerlegbarkeit) wissenschaftlicher Aussagen. Wissenschaftliche Aussagen müssen also empirisch/experimentell überprüft werden können, wobei sie stets so formuliert sein müssen, dass sie dabei scheitern könnten. Wenn eine Theorie an Erfahrung prinzipiell nicht scheitern kann, ist sie eine Tautologie, also aus logischen Gründen immer richtig. Tautologische Aussagen haben keinen empirischen Gehalt, was bedeutet, dass sie keinerlei Aussagekraft über die Erfahrungswirklichkeit haben. Sie sind für die Erfahrungswissenschaften somit wertlos.
Popper sagt, dass der Unterschied zwischen echter Wissenschaft und Pseudowissenschaft darin besteht, dass die echte Wissenschaft Aussagen macht, die empirisch widerlegt werden könnten. Sie müssen nicht zwingend widerlegt werden, aber stets die Möglichkeit enthalten, dass bei einer empirischen Überprüfung durch eine gegenteilige Beobachtung widerlegt zu werden.
Im folgenden möchte ich mit einem von Popper selbst verwendeten Beispiel arbeiten, um sein Konzept in praktischer Form besser vorstellen zu können:
Eine wisseschaftliche Hypothese besteht immer aus allgemeinen Sätzen. Dies sind Sätze, in denen einer möglichst grosse Menge von Elementen eines Systems eine Eigenschaft, ein Begriff oder eine Relation, also ein Grössenverhältnis, zugeschrieben wird.
Bsp:
"Alle Schwäne sind weiss"
Dies ist der allgemeine Satz, also die Theorie, die spekulative Erklärung, die Aussage, von der vermutet wird, dass sie wahr ist.
Zu jedem allgemeinen Satz existieren nun sogenannte besondere Sätze (= Basissätze). Dies sind die empirischen Beobachtungssätze, die eine eine Beobachtung, z. B. das Ergebnis eines Experiments beschreiben. Sie beziehen sich also auf konkrete Ereignisse, die ein Wissenschaftler festhalten und protokollieren kann.
Damit eine Hypothese wissenschaftlichen Charakter aufweist, muss es Basissätze geben, die mit ihr in Widerspruch stehen können. Sie müssen nachprüfbar sein und somit die Möglichkeit zur Widerlegung der Hypothese führen können. Diese Basissätze, die zur Falsifikation einer Hypothese führen können, nennt Popper die verbotenen Basissätze. Je mehr verbotene Basissätze zu einer Hypothese existieren (=je mehr nachprüfbare Ereignisse), umso höher ist der empirische Gehalt der Hypothese. Bei steigendem empirischen Gehalt nimmt die Aussagekraft der Hypothese zu, sie gewinnt damit an wissenschaftlichem Wert, da sie etwas über die Realität aussagt.
Beim oben genannten Beispiel wäre der verbotene Basissatz:
"Hier ist ein schwarzer Schwan"
Damit ist die Hypothese "Alle Schwäne sind weiss" also widerlegt (=falsifiziert). Der Forscher wird nun darauf verzichten, weiter an die Richtigkeit dieser Hypothese zu glauben und aufhören, mit ihr zu arbeiten.
Popper fordert, dass Forscher Hypothesen aufstellen und sie danach in der Realität zu überprüfen und widerlegen versuchen. Dieses erkenntnistheoretische Konzept nennt man "Falsifikationismus".
Das Gegenteil ist die sogenannte Induktionslogik. Dabei machen Forscher - vereinfacht ausgedrückt - Beobachtungen und versuchen danach, durch Schlussfolgerung auf Gesetzmässigkeiten, also die allgemeinen Sätze zu schliessen.
Ein Beispiel wäre die Beobachtung, dass die Gravitation auf der Erdoberfläche im Vakuum knapp 10 Meter pro Sekunde beträgt. Nach ausgiebiger Beobachtung schlussfolgern die Wissenschaftler, dass dies eine Gesetzmässigkeit sei. So weit, so gut. Es ist aber nicht möglich, diese Hypothese zu beweisen (= sie zu verifizieren), da dazu sämtliche einzelnen Ereignisse (sämtliche Basissätze) beobachtet werden müssten. Dies ist nicht möglich, da ja immer eine unbekannte Menge von Ereignissen in der Zukunft liegt und nicht beobachtet werden kann. Es ist nicht einmal möglich, eine Wahrscheinlichkeit zu berechnen, da eine Wahrscheinlichkeit der Quotient einer relativen Häufigkeit ist (gewünschtes Ereignis/ sämtliche Ereignisse) und die Gesamtzahl der Ereignisse nicht bekannt ist.
Dieses Konzept mag auf den ersten Blick sehr merkwürdig anmuten. Warum sollte man versuchen, die eigenen Theorien zu widerlegen, wenn man sie doch viel lieber beweisen möchte?
Ein weiteres Beispiel:
Nehmen wir einmal an, wir möchten eine Hypothese zum Wurf eines Würfels mit sechs möglichen Würfelflächen (Zahlen 1 bis 6) machen und dabei eine möglichst genaue Prognose zum Ergebnis des Wurfs aufstellen:
Hypothese 1)
"Das Resultat des Wurfs wird 1 oder 2 oder 3 oder 4 oder 5 oder 6 sein"
Diese Hypothese enthält keinen einzigen verbotenen Basissatz. Es gibt kein mögliches Ereignis, das mit ihr im Widerspruch stehen könnte.
Hypothese 2)
"Das Resultat des Wurfs wird 3 sein"
Diese Hypothese enthält fünf verbotene Basissätze, nämlich 1,2,4,5 und 6. Alle diese Ereignisse würden sie widerlegen.
Nun fragen wir uns:
- Welche der beiden Hypothesen lässt sich einfacher verifizieren/beweisen?
- Welche der beiden Hypothesen lässt sich einfacher widerlegen?
- Welche Hypothese ist präziser und bestimmter?
- Welche Hypothese sagt mehr über die Realität aus?
Gemäss Popper ist die zweite Hypothese besser, da sie sich empirisch überprüfen lässt und dabei scheitern könnte. Sie ist präziser und sagt etwas über die Wirklichkeit aus. Die erste Hypothese ist tautologisch, wird also immer zutreffen. Sie lässt sich mit jedem Ereignis beweisen aber niemals widerlegen. Damit einhergehend ist sie beliebig und sagt nichts über die Wirklichkeit aus. Je präziser folglich eine Hypothese ist, umso mehr empirischen Gehalt hat sie, da die Klasse der möglichen Falsifikatoren zunimmt.
Solange eine Hypothese experimentell nicht widerlegt wurde, obwohl die Möglichkeit dazu bestand, hat sie sich bewährt, wie Popper es formuliert. Man kann daher weiter mit ihr arbeiten. Es ist aber nie sicher, ob sie eines Tages nicht doch weiter mit ihr arbeiten kann.
Was Popper damit im Kern aussagt: Es gibt in den Erfahrungswissenschaften kein sicheres Wissen, sondern nur sichere Erkenntnis darüber, was im Experiment widerlegt wurde. Theorien haben immer nur vorläufigen Modellcharakter, sind aber niemals sicher oder bewiesen oder wahr.
Es freut mich, falls du beim Lesen bis hier durchgehalten hast.
Meiner Meinung nach können wir folgende Lehren daraus ziehen, wenn wir über Wahrheit, Wissenschaftlichkeit oder Theorien aller Art (auch Verschwörungstheorien) diskutieren:
- Beim Aufstellen von Theorien/Hypothesen immer mit angeben, wie sie am einfachsten widerlegt werden könnten. Keine Aussagen machen, die nicht überprüft und gegebenenfalls widerlegt werden könnten.
- Theorien/Hypothesen immer so formulieren, dass sie möglichst einfach kritisiert werden können, da nur durch Kritik eine Verbesserung möglich ist.
Viele Grüsse
euer Verschwörungspoet
Seit einiger Zeit befasse ich mich mit Verschwörungstheorien, Politik und Geschichte. Zudem lese ich Werke zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie und möchte euch hier gerne einige Gedanken dazu darstellen:
Beim Lesen in verschiedenen Internetforen, in denen über Verschwörungstheorien diskutiert wird, fällt mir immer wieder die Forderung auf, die Mainstreammedien sollten "die Wahrheit" schreiben, sollten aufhören zu lügen und manipulieren. Ausserdem lese ich oft vom Wunsch nach "wahrer Wissenschaft", nach "bewiesenen Tatsachen".
Dabei frage ich mich, was mit Wahrheit gemeint ist und ob es "die" Wahrheit überhaupt gibt. Was ist Wahrheit? Ist es möglich, zu ihr zu gelangen? Woher weiss man, dass man die Wahrheit erkannt hat?
Nehmen wir einmal an, zwei Personen (Müller und Meier) bestellen in einem Restaurant eine Tasse Tee. Nachdem der Kellner die Tasse mit Tee gebracht hat, nimmt Müller einen Schluck und verzieht das Gesicht. "Dieser Tee ist ja viel zu heiss, ich hätte mir beinahe die Zunge verbrannt!". Meier nimmt ebenfalls einen Schluck und entgegnet dann: "Stimmt doch gar nicht, der Tee ist genau richtig". Beide beharren auf ihrer Meinung, beide geben an, die Wahrheit zu sagen. Nun hält Müller ein Thermometer in den Tee, welches 55° Celsius anzeigt.
Die Frage ist nun: Hat einer der beiden gelogen? Sagen beide wirklich die Wahrheit? Ist es überhaupt möglich, diese Frage abschliessend zu behandeln?
In diesem Zusammenhang möchte ich das erkenntnistheoretische Konzept von Karl Popper vorstellen (österreichisch-britischer Philosoph, 1902 - 1994), das er in seinem Hauptwerk "Logik der Forschung" vorstellt.
Popper befasst sich mit der Frage, was echte Wissenschaft auszeichnet und wie sie sich von Pseudo- und Nicht-Wissenschaft unterscheidet. Dabei geht es stets um empirische Wissenschaften wie Physik, Chemie, Biologie, Soziologie usw., die sich alle mit beobachtbaren Phänomen befassen. Nicht-empirische Wissenschaften sind dagegen z. B. Mathematik und Logik.
Gemäss Popper befassen sich Forscher in der empirischen Wissenschaft damit, Theorien oder Theoriesysteme aufzustellen und danach durch Beobachtung und Experiment systematisch zu überprüfen. Für das zentrale Kriterium hält Popper die Falsifizierbarkeit (=Widerlegbarkeit) wissenschaftlicher Aussagen. Wissenschaftliche Aussagen müssen also empirisch/experimentell überprüft werden können, wobei sie stets so formuliert sein müssen, dass sie dabei scheitern könnten. Wenn eine Theorie an Erfahrung prinzipiell nicht scheitern kann, ist sie eine Tautologie, also aus logischen Gründen immer richtig. Tautologische Aussagen haben keinen empirischen Gehalt, was bedeutet, dass sie keinerlei Aussagekraft über die Erfahrungswirklichkeit haben. Sie sind für die Erfahrungswissenschaften somit wertlos.
Popper sagt, dass der Unterschied zwischen echter Wissenschaft und Pseudowissenschaft darin besteht, dass die echte Wissenschaft Aussagen macht, die empirisch widerlegt werden könnten. Sie müssen nicht zwingend widerlegt werden, aber stets die Möglichkeit enthalten, dass bei einer empirischen Überprüfung durch eine gegenteilige Beobachtung widerlegt zu werden.
Im folgenden möchte ich mit einem von Popper selbst verwendeten Beispiel arbeiten, um sein Konzept in praktischer Form besser vorstellen zu können:
Eine wisseschaftliche Hypothese besteht immer aus allgemeinen Sätzen. Dies sind Sätze, in denen einer möglichst grosse Menge von Elementen eines Systems eine Eigenschaft, ein Begriff oder eine Relation, also ein Grössenverhältnis, zugeschrieben wird.
Bsp:
"Alle Schwäne sind weiss"
Dies ist der allgemeine Satz, also die Theorie, die spekulative Erklärung, die Aussage, von der vermutet wird, dass sie wahr ist.
Zu jedem allgemeinen Satz existieren nun sogenannte besondere Sätze (= Basissätze). Dies sind die empirischen Beobachtungssätze, die eine eine Beobachtung, z. B. das Ergebnis eines Experiments beschreiben. Sie beziehen sich also auf konkrete Ereignisse, die ein Wissenschaftler festhalten und protokollieren kann.
Damit eine Hypothese wissenschaftlichen Charakter aufweist, muss es Basissätze geben, die mit ihr in Widerspruch stehen können. Sie müssen nachprüfbar sein und somit die Möglichkeit zur Widerlegung der Hypothese führen können. Diese Basissätze, die zur Falsifikation einer Hypothese führen können, nennt Popper die verbotenen Basissätze. Je mehr verbotene Basissätze zu einer Hypothese existieren (=je mehr nachprüfbare Ereignisse), umso höher ist der empirische Gehalt der Hypothese. Bei steigendem empirischen Gehalt nimmt die Aussagekraft der Hypothese zu, sie gewinnt damit an wissenschaftlichem Wert, da sie etwas über die Realität aussagt.
Beim oben genannten Beispiel wäre der verbotene Basissatz:
"Hier ist ein schwarzer Schwan"
Damit ist die Hypothese "Alle Schwäne sind weiss" also widerlegt (=falsifiziert). Der Forscher wird nun darauf verzichten, weiter an die Richtigkeit dieser Hypothese zu glauben und aufhören, mit ihr zu arbeiten.
Popper fordert, dass Forscher Hypothesen aufstellen und sie danach in der Realität zu überprüfen und widerlegen versuchen. Dieses erkenntnistheoretische Konzept nennt man "Falsifikationismus".
Das Gegenteil ist die sogenannte Induktionslogik. Dabei machen Forscher - vereinfacht ausgedrückt - Beobachtungen und versuchen danach, durch Schlussfolgerung auf Gesetzmässigkeiten, also die allgemeinen Sätze zu schliessen.
Ein Beispiel wäre die Beobachtung, dass die Gravitation auf der Erdoberfläche im Vakuum knapp 10 Meter pro Sekunde beträgt. Nach ausgiebiger Beobachtung schlussfolgern die Wissenschaftler, dass dies eine Gesetzmässigkeit sei. So weit, so gut. Es ist aber nicht möglich, diese Hypothese zu beweisen (= sie zu verifizieren), da dazu sämtliche einzelnen Ereignisse (sämtliche Basissätze) beobachtet werden müssten. Dies ist nicht möglich, da ja immer eine unbekannte Menge von Ereignissen in der Zukunft liegt und nicht beobachtet werden kann. Es ist nicht einmal möglich, eine Wahrscheinlichkeit zu berechnen, da eine Wahrscheinlichkeit der Quotient einer relativen Häufigkeit ist (gewünschtes Ereignis/ sämtliche Ereignisse) und die Gesamtzahl der Ereignisse nicht bekannt ist.
Dieses Konzept mag auf den ersten Blick sehr merkwürdig anmuten. Warum sollte man versuchen, die eigenen Theorien zu widerlegen, wenn man sie doch viel lieber beweisen möchte?
Ein weiteres Beispiel:
Nehmen wir einmal an, wir möchten eine Hypothese zum Wurf eines Würfels mit sechs möglichen Würfelflächen (Zahlen 1 bis 6) machen und dabei eine möglichst genaue Prognose zum Ergebnis des Wurfs aufstellen:
Hypothese 1)
"Das Resultat des Wurfs wird 1 oder 2 oder 3 oder 4 oder 5 oder 6 sein"
Diese Hypothese enthält keinen einzigen verbotenen Basissatz. Es gibt kein mögliches Ereignis, das mit ihr im Widerspruch stehen könnte.
Hypothese 2)
"Das Resultat des Wurfs wird 3 sein"
Diese Hypothese enthält fünf verbotene Basissätze, nämlich 1,2,4,5 und 6. Alle diese Ereignisse würden sie widerlegen.
Nun fragen wir uns:
- Welche der beiden Hypothesen lässt sich einfacher verifizieren/beweisen?
- Welche der beiden Hypothesen lässt sich einfacher widerlegen?
- Welche Hypothese ist präziser und bestimmter?
- Welche Hypothese sagt mehr über die Realität aus?
Gemäss Popper ist die zweite Hypothese besser, da sie sich empirisch überprüfen lässt und dabei scheitern könnte. Sie ist präziser und sagt etwas über die Wirklichkeit aus. Die erste Hypothese ist tautologisch, wird also immer zutreffen. Sie lässt sich mit jedem Ereignis beweisen aber niemals widerlegen. Damit einhergehend ist sie beliebig und sagt nichts über die Wirklichkeit aus. Je präziser folglich eine Hypothese ist, umso mehr empirischen Gehalt hat sie, da die Klasse der möglichen Falsifikatoren zunimmt.
Solange eine Hypothese experimentell nicht widerlegt wurde, obwohl die Möglichkeit dazu bestand, hat sie sich bewährt, wie Popper es formuliert. Man kann daher weiter mit ihr arbeiten. Es ist aber nie sicher, ob sie eines Tages nicht doch weiter mit ihr arbeiten kann.
Was Popper damit im Kern aussagt: Es gibt in den Erfahrungswissenschaften kein sicheres Wissen, sondern nur sichere Erkenntnis darüber, was im Experiment widerlegt wurde. Theorien haben immer nur vorläufigen Modellcharakter, sind aber niemals sicher oder bewiesen oder wahr.
Es freut mich, falls du beim Lesen bis hier durchgehalten hast.
Meiner Meinung nach können wir folgende Lehren daraus ziehen, wenn wir über Wahrheit, Wissenschaftlichkeit oder Theorien aller Art (auch Verschwörungstheorien) diskutieren:
- Beim Aufstellen von Theorien/Hypothesen immer mit angeben, wie sie am einfachsten widerlegt werden könnten. Keine Aussagen machen, die nicht überprüft und gegebenenfalls widerlegt werden könnten.
- Theorien/Hypothesen immer so formulieren, dass sie möglichst einfach kritisiert werden können, da nur durch Kritik eine Verbesserung möglich ist.
Viele Grüsse
euer Verschwörungspoet
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