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Film: Gretel und Hensel "das Allsehende Auge"

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.096
Klingt für mich dümmlich zusammengewürfelt. Umgedrehtes Kreuz?

Ein auf dem Kopf stehendes Kruzifix, ja. Soll ja so ein satanisches Symbol sein.
Wobei in dem Film Satanismus nicht thematisiert wird, überhaupt kein Glaube. Die Symbole werden mehr oder weniger nur im Hintergrund angedeutet, man sieht sie eigentlich nur, wenn man genau hinsieht.

Der Film behandelt mehr heidnisches magisches Naturdenken, Pflanzenheilkunde (und Drogen) sowie eine besonders bösartige Form eines magischen Kannibalismus. Er hat auch keine Schockerelemente sondern zeichnet mehr eine düstere, kalte und karge Natur (der Wald) und ihr machtlos gegenüberstehende Menschen in einer allgegenwärtigen, existenziellen Not (Hunger).
Die Hexe ist zwar der bösartigste Charakter des Films, aber die anderen sind nicht viel besser. So will ein Gutsbesitzer (der im Übrigen kaum besser zu leben scheint als alle anderen) Gretel nur aufnehmen, wenn er sie sexuell ausbeuten kann.
Die Hexe ist durchaus ambivalent gezeichnet, zwar will sie Hänsel in einer schwarzmagischen Handlung fressen, macht aber auch Gretel zu ihrer Schülerin, die sie durchweg gut behandelt.
Die wiederum ist kein Kind mehr, sie wird zur Frau (die Menarche wird angedeutet).
Aber auch Gretel ist nicht immer so herzensgut, wie es zunächst den Anschein hat. Am Ende rettet sie jedoch ihren Bruder und tötet die Hexe - tritt aber auch ihre Nachfolge an, allerdings als "weiße" Magierin.

Ich fand den Film nicht schlecht, er orientiert sich nur lose an der Vorlage und kann ihr eine ganz andere und neue Interpretation abgewinnen. All das wird mehr durch Bilder und Versatzstücke verschiedener Handlungsstücke angedeutet, man kann den Film sicher auch anders deuten.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.544
Aber dennoch, auch nach Deiner Beschreibung, scheinen Symbole eher dümmlich bis populär eingesetzt zu werden.
Satanismus und umgedrehtes Kreuz sind eher aus der Popkultur und meines Wissens nach kaum in historischen Zusammenhängen
zu finden.

Gleiches gilt für den Drudenfuß im Kreis den ich auch eher dem Modeschmuck als der Magie zuordnen würde.

... und da reiht sich das allsehende Auge ja recht schön ein in diese Reihe der Zeichen und Symbole die jede Hausfrau mit Magie und Hexerei in Verbindung bringt die MTV geschaut hat.

Es gibt nur wirklich wenige Filme wo mal jemand der sich mit der Sache (Symbolik/Magie/Okkultismus) auskennt am Set mitgewirkt hat.
Seltene Ausnahmen wie etwa Atanarjuat – Die Legende vom schnellen Läufer sind wirklich selten.

Etwa so wie Computer in Filmen auch gerne willenlosen Quatsch auf dem Bildschirm zeigen der mit dem was geredet wird nichts zu tun hat (insbesondere wenn es zum Hacken kommt). Da gibt es auch selten mal Ausnahmen (etwa Mr. Robot)
 

Giacomo_S

Ritter der ehernen Schlange
13. August 2003
4.096
Aber dennoch, auch nach Deiner Beschreibung, scheinen Symbole eher dümmlich bis populär eingesetzt zu werden.
Satanismus und umgedrehtes Kreuz sind eher aus der Popkultur und meines Wissens nach kaum in historischen Zusammenhängen
zu finden.

Der Film macht sich auch sonst nicht die Mühe mit historischen Zusammenhängen.
Es wird nicht ganz klar, wann und wo der Film eigentlich handeln soll. Das Szenario ist vorindustriell und ländlich, aber auch nicht frühe Neuzeit in Deutschland (wo man das Märchen wohl verorten würde). Einerseits erinnern die Kostüme an die amerikanische Poinierzeit, es gibt aber auch den einen oder anderen Anachronismus (Schwarze als Freie, ein Jäger ist Bogenschütze, asiatische Kinder).
Zunächst fand ich das ein wenig merkwürdig, dann aber letztlich auch klasse. Es sind durchaus gewollte Anachronismen, denn es geht dem Film nicht um historische Zusammenhänge und die Protagonisten sind im Grunde für die Handlung völlig austauschbar. Man hat immer wieder den Eindruck, dass es sich um eine Low-Budget-Produktion handelt, die aber aus der Not eine Tugend macht und daher auch völlig ohne Special-Effects auskommt.
Die atmosphärische und ruhige Handlung ist keineswegs langweilig und erinnert phasenweise an den Expressionismus.

Gleiches gilt für den Drudenfuß im Kreis den ich auch eher dem Modeschmuck als der Magie zuordnen würde.

Hier und da taucht das Pentagramm schon auf, nur weiß man bei dem Thema Magie und Alchemie nie so genau, wie "historisch" das alles zu werten ist. Die Standardwerke zur Magie stammen alle aus dem 19. oder 20. Jh. (Aleister Crowley, Franz Bardon), deren Autoren, je nach Standpunkt des Lesers, entweder die Altmeister oder einfach nur Spinner sind. In jedem Fall bleiben sie uns aber außer vollmundigen Behauptungen schuldig, auf welche Quellen sie sich denn gestützt haben wollen. Einer der wenigen Menschen der Moderne, der sich nach eigenen Aussagen tatsächlich mit historischen Quellen zur Magie befasst hat, war H.P. Lovecraft - und der fand sie in der Summe so nichtssagend, dass er lieber sein eigenes Zauberbuch schrieb.
Zur Alchemie existieren noch viele Bücher aus dem 17.-19. Jh. - vor allem deshalb, weil sie im 18. Jh. äußerst populär waren. So populär, dass sich selbst Goethe nach einem Besuch der Leipziger Buchmesse darüber lustig machte, man könne damit eine Straße von Leipzig nach Frankfurt pflastern.
Schaut man sich sie an, dann wirken sie auf uns heute eher wie Comicbücher, die von allen möglichen Symbolen und Allegorien nur so strotzen - und völlig unverständlich bleiben, denn selbst barocke "Speziallexika" helfen zur Entschlüsselung da nicht weiter. Als einer der größten Alchemist gilt Isaac Newton, der sich zeitlebens mit der Alchemie beschäftigt hat und genauso ratlos blieb wie wir heute.
Findet man da ein Pentagramm, dann ist es genauso beliebig wie andere Symbole (der Löwe, der König, die chymische Hochzeit uvm.) und hat, je nach Autor, auch unterschiedlichste Bedeutungen.

Es gibt nur wirklich wenige Filme wo mal jemand der sich mit der Sache (Symbolik/Magie/Okkultismus) auskennt am Set mitgewirkt hat.
Seltene Ausnahmen wie etwa Atanarjuat – Die Legende vom schnellen Läufer sind wirklich selten.

Wenn man genau hinschaut, dann findet man in den meisten "historischen" Filmen Anachronismen. Quentin Tarantino lässt seinen "Django" im Jahr 1864 handeln und Django sprengt am Ende mit Dynamit ein ganzes Haus in die Luft - leider wurde das Dynamit aber erst 1866 in Schweden erfunden.
In einer ARD-Fernsehproduktion aus dem Jahr 2006 schaut Klaus Störtebecker (1360-1401) durch ein Fernrohr - das 1608 erfunden wurde.
Ganz wild wird es, wenn Amerikaner Anleihen bei der Antike machen.
Einen Film, der uns da völlig aufgepumpte Bodybuilder als griechische Gladiatoren zeigt (wann soll es die gegeben haben, in Griechenland?) und die in einer Szene vor lauter Muskeln fast nur Tippelschritte machen können (und wie sollen die dann kämpfen können?) ... musste ich deshalb nach nur 20 min. abschalten. Der war einfach zu doof.

Etwa so wie Computer in Filmen auch gerne willenlosen Quatsch auf dem Bildschirm zeigen der mit dem was geredet wird nichts zu tun hat (insbesondere wenn es zum Hacken kommt). Da gibt es auch selten mal Ausnahmen (etwa Mr. Robot)

Wenigstens zeigen sie uns Computer - und nicht irgendwelche blinkenden Kästen oder pulsierende Strahlenkugeln, die mit weiblicher kalter Stimme irgendeinen Unfug quasseln.
 

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