- Ersteller
- #41
Giacomo_S
Prinz der Gnade
- 13. August 2003
- 4.327
agentP schrieb:Dass zum Beispiel die Beiträge für die Kirchen vom Beamten des Staats eingetrieben werden, dass man zu einer staatlichen Behörde gehen muss um aus einer Kirche auszutreten oder dass Kirchen eine Menge Sonderrechte genießen, etc. das sind massive Verschränkungen zwischen Staat und Kirche, die z.B. in den USA undenkbar wären.
Ja, die Kirchensteuer - ein Relikt des 19. Jhdts.
Aber was für einen Einfluß haben die Kirchen in Deutschland denn wirklich noch - wenn man sie mit der Maschinerie von Öffentlichkeitsarbeit und ganzen Fernsehsendern christlicher Fundamentalisten in den Staaten vergleicht ?
Kürzlich sah ich auf Google Video eine Fernsehdokumentation, moderiert von Charlton Heston, in der die (schlecht belegte, unwissenschaftliche) Behauptung vertreten wurde, die Sphinx sein mindestens 9.000 Jahre alt.
Und mittendrin liest uns Heston dann aus der Bibel vor und "belegt" damit die aberwitzigen Theorien dieses Beitrags - mit so einem kreationistischem Stumpfsinn würde sich hier niemand vor die Kameras wagen, auch nicht auf einem Privatsender.
agentP schrieb:Wir haben zwei grosse Parteien, die das "christlich" im Namen tragen und die sich durchaus immer wieder gerne auf ihre christliche Tradition berufen. Ich darf nur mal an Abtreibungsgesetz, Familienpolitik, Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften etc. erinnern, wo das durchaus auch zu Tage tritt.
Es gibt konservativ-moralische Standpunkte, ja, aber was ist denn letzten Endes dabei herausgekommen ? Faktisch bestehen die Gleichstellungen ja, ob nun für gleichgeschlechtliche oder nicht-eheliche Gemeinschaften.
Auch bei uns gehen Politiker zu Trauergottesdiensten, aber niemand liest uns öffentlich aus der Bibel vor (Heston), betet mit Soldaten (Bush) oder verhüllt eine halbnackte Justizia aus den 20er Jahren (Ashcroft).
agentP schrieb:Und aus den ständigen Lippenbekenntnissen zu Gott abzuleiten, dass die ollen Amis alle tiefreligiös sind, halte ich für genauso gewagt, wie aus der ständigen Fahnenschwingerei und Hymnensingerei Nationalismus in der Form abzuleiten, wie wir ihn in Europa oder gar in Deutschland auffassen (Frankreich mal ausgenommen).
Aber ich.
Denn wozu soll diese ganze Fahnenschwingerei und Hymnensingerei sonst denn gut sein ? Es kann ja nicht einmal ein Britney Spears - Konzert ohne dieses Geseiere geben; selbst ein Modespot, der in Europa ausgestrahlt wurde (Tommy Hilfiger) muss offenbar riesige Stars & Stripes bedienen.
Klar geht es nicht um alle, kann es auch bei 300 Millionen wohl kaum gehen, aber sie geben den Ton an.