4nikd4m4niC schrieb:Tja ... sieht aus, als wenn der racingrudi noch ein paar runden drehen muß. Ich bin sicher, daß es andere gibt, die offen genug sind 'meine' Gedanken nachzuvollziehen und zu durchdenken, dann werden sie auf den gleichen Schluß kommen. Es ist im Übrigen nicht 'mein' Schluß und es ist nicht 'meine' Lehre und ich bin auch nicht erleuchtet oder ein gesandter Gottes (wie racingrudi es verstehen wird). Jede Gegenrede hat mir gezeigt, daß ES wahr ist, weil sich alles was an Gegenargumenten aufkam ohne viel Mühe neutralisieren ließ. So Leid es mir auch für jene tut, die 'mich' und 'meine' Lehre nun gern ans Kreuz nageln wollen *lol
Ich bin raus. Ich wiederhole mich ja doch nur noch... cu in real world
Da haben sich wohl zwei gefunden , denn mir schien der Ton erst in der Auseinandersetzung mit racingrundi härter geworden zu sein.
Also Gegenbeweise werde ich sicher nicht liefern können, aber ein paar Gedanken tuns vielleicht auch:
Racingrundis Gedanke, dass das Leben keinen Sinn ergeben würde, war für mich zum Teil nachvollziehbar. Ich schließe mich "4nikd4m4niC" an, was die Abfolge betrifft. Dass die Dinge eine Folge von logischen Abläufen darstellen. Warum schreibe ich hier? Weil ich nicht anders kann. Ich MUSS meinen Senf dazu geben. Eine Folge meiner Wesensart.
Was die Ordnung bezogen auf die Moleküle betrifft, von der "4nikd4m4niC" schreibt, schließe ich mich allerdings eher Giacomo_S an. Die Affinität existiert meiner Ansicht nach. Die "Ärmchen" der Atome geben vor, wie weit sich welche Atome verbinden können. Aber: Es gibt auch ein sogenanntes Chaos. Verwitterung, Rost, Patina, ... wie auch immer. Der Witz ist, dass die Entstehung komplexer Moleküle nur durch einen "Motor" möglich ist. Mit diesem Motor ist also die Entstehung komplexer Molekule eine vorprogrammierte Abfolge. Die meisten Atome sind übrigens nach allgemeiner Ansicht unvollkommen. Atome streben zwei Dinge an: 1. Ausgleich der Anzahl Elektronen zu Protonen. 2. Existenz mit ausschließlich voll besetzten Elektronenschalen.
Der Chemiker spricht vom Erreichen des Edelgaszustandes. Sauerstoff lebt in so einem unbefriedigendem Zustand. Auf der äußeren Schale kreisen die sogenannten Valenzelektronen - also jene, die in die Bindung einbezogen werden. Damit Sauerstoff den Status eines Edelgases erhält (allein nennen wir es "Radikal"), schließt sich das Atom mit einem zweiten Sauerstoffatom zusammen. Dieses Pärchen - O2 - borgt sich gegenseitig im schnellen Wechsel ein paar Elektronen, damit jedes der beiden Atome für kurze Zeit seine Schale voll besetzt hat. Und wenn die Schale voll besetzt ist, hat dieses Sauerstoffatom wieder mehr Elektronen als Protonen und ist damit schon wieder nicht zufrieden - ein hin und her und Zeichen für Unvollkommenheit. Lediglich die Edelgase sind happy. Elektronenschalen voll, Ladung zwischen Schale und Kern ausgeglichen.
Wenn Eisen rostet, dann doch auch nur, weil es ebenfalls seine Schale voll sehen will. Sauerstoff will zwei Elektronen los werden, Eisen hätte gern drei davon --> Fe2 03
So gesehen sieht "4nikd4m4niC" nun, dass das Chaos der Normalzustand oder "die Ordnung" ist. Aber dieses Chaos ist wiederum eine nachvollziehbare Abfolge, womit ich "4nikd4m4niC" wieder recht geben kann.
Und vom mikroskopischen in den makroskopischen Bereich wechselnd (um mich dem Beispiel Racingrundis bezogen auf den Tellerrand zu widmen) ist also das Leben nach meiner Auffassung schlicht eine Abfolge physikalischer wie chemischer Prozesse. Denken ist ein solcher Prozess. Instinkte sind vorgegebene Programme. Zur Debatte mit WolArn zum Thema "Gott bestimmt, wann wir sterben" greife ich jetzt mal diesen Instinkt auf. Unser Instinkt sagt uns, dass wir überleben sollen. Wem dieser Instinkt abhanden kommt, für den ist Suizid also möglich. Aber wie kommt es zur Abschaltung des Überlebensprogrammes? Ist es vielleicht das Ergebnis einer Abfolge voran gegangener Ereignisse? Wenn es einen Masterplan gibt, einen Plan, der unseren Weg bereitet - dann gehört für mich auch die Vorbestimmung des Suizids durch Gott dazu.
Jetzt, nach diesen Gedankenspielen, denke ich an Racingrundi, der vom Drehbuch des Lebens sprach. Wenn es eine feste Abfolge gäbe, dann hätte die Frage nach dem Sinn des Lebens tatsächlich keinen Sinn. Das gälte aber nur für uns. Wenn gottes Masterplan existiert, dann stellt sich nur die Frage, welchen Grund das Leben für Gott hat. Vielleicht wäre die Antwort schlicht enttäuschend - dabei denke ich an die Redensart "Eine Laune der Natur". Vielleicht ist Gott eine Göre, ein Kind, dass aus einer Laune heraus das Leben erschuf.
Wenn ich "4nikd4m4niC" richtig verstanden habe, dann wäre der Mensch also möglicherweise von Gott erschaffen, weil Gott die Liebe erfahren will. Aber wieso dann der Umweg über die Ursuppe? Ich behaupte, dass es der Hochmut des Menschen ist, der glaubt, einen Gott zu haben, der ausgerechnet ihn erschaffen haben soll. Wer will beweisen, dass nicht auch Tiere nach einem Grund für das Leben gefragt haben? Was fühlt denn ein Elefant, ein Affe, eine Katze. Alles nur Instinkte? So wie wir von Instinkten geleitet werden?
Dieser Gedanke kam mir heute, als eine Dame vor der Wohnungstür die Bibel bewerben wollte und wir ein wenig (Viertelstunde?) über Sinn und Unsinn philosophierten. Sie behauptete, dass es der Mensch sei, der sich vom Tier unterscheide, weil er zum Beispiel nach dem Sinn des Lebens fragt (der in der Bibel erklärt sein soll).
Liebe empfinden auch Tiere. Und der Mensch könnte genauso ein kleines, kriechendes Wirbeltier sein - während 2,50 m große Kakerlaken auf diesem Planeten über den Sinn ihres Daseins philosophierten und nebenbei gedankenverloren so ein lästiges, kriechendes Menschlein mit dem Pantoffel erledigen.
Wie jetzt? Ihr meint vielleicht, dass mir der Sprung in der Schüssel zu groß geraten ist? Mag sein, aber ich wills mal erklären:
Mit Beginn des Lebens gab es Fische, Insekten, Wirbeltiere, ... die ihren Ursprung im Wasser hatten. Landtiere gab es später en masse, doch man beachte die Proportionen. Dominierende Lebensformen würden größer, unterlegene Lebensformen wurden immer kleiner. Insekten waren auch schon größer. Es ist entweder eine Laune der Natur, ein Teil des Masterplans oder schlicht eine Abfolge von Prozessen zu verdanken, dass ausgerechnet Menschen groß sind und Kakerlaken zerquetschen. Motoren, die die Evolution beeinflusst haben, mögen Asteroiden gewesen sein. Das Klima, die Lebensvoraussetzungen, das Futterangebot, die Tektonik - alles Faktoren, dessen Abfolge zu dem geführt hat, dass jetzt in puncto Natur existent ist.
Bei einer angenommenen lebens- und evolutionsbestimmenden Abfolge ist dann für mich das Gefühl der Liebe ein Ergebnis. Die Befähigung zur Liebe ist eine Entwicklung. Eine Konsequenz aus einer Abfolge von Geschehnissen. Ein Lernprozess aus der Kategorie Gefühle. Und das hat auch unser Zwergkaninchen drauf. Es leckt mir an der Nase, wenn es mir gewogen ist. Als Folge der Zuwendung. Es erkennt meine Gesichtszüge. Gerade sah ich ihm mit einem starren Blick in die Augen, diesmal jedoch kniff ich dabei die Augen zusammen und ließ die Wangenmuskulatur zucken. Er verhielt sich anders als üblich. Statt "nur" mit dem nervenden Knabbern am Gitter abzuschließen distanzierte er sich vom Gitter und begann, sich zu putzen. Verstohlen beobachtete er dabei immer wieder meine Gesichtszüge und stellte das Putzen ein, als ich mich wieder dem Schreiben widmete. Und schon wieder eine festgelegte Abfolge die diesmal dazu geführt hat, dass der Hase nun in einer Ecke schlummert. Der Hase als Teil des Masterplans?
Wer dem Unfalltod - nach WolArn "gottes Wille" - vor Augen entrann, dessen Todesursache wird aller Wahrscheinlichkeit nach kein Unfalltod sein. Hat Gott diesem Menschen vor Augen führen wollen was passiert, wenn "Mensch" nicht vorsichtig ist? Oder ist "Mensch" nicht einfach in der Folge vorsichtiger? Wieso hätte dann Gott eingegriffen? Teil eines Masterplans? Wollte Gott unbedingt, dass "Mensch" an Altersschwäche stirbt - und hat "Mensch" vor einem Unfall gewarnt, damit sein Masterplan aufgeht? Wieso sollte dann Suizid nicht zum Masterplan gehören? Nur, weil es ein Mensch in ein Buch namens Bibel geschrieben hat?
Die Dinge, die wir nicht nachvollziehen oder erfassen können, werden also meiner Ansicht nach all zu leicht mit Gottes Vorsehung erklärt. Vorsehung ist doch auch nur ein vorbestimmter Weg, an dessen Reaktionskette irgendwann das Ziel steht. Das muss überhaupt nichts mit Gott zu tun haben. Es lässt sich - so denke ich zumindest - alles voraus berechnen. Nur würde es uns so vorkommen, dass damit das nächste "Chaos" bewirkt würde. Wer vorausberechnet, der kann beeinflussen. Das Ergebnis würde nach unserer Ansicht vielleicht ewig variieren. Der Film "final destination" greift nun den nächsten Gedanken auf: Was, wenn wir voraus berechnen? Das Ergebnis könnte so oder so eintreten - wir könnten es allenfalls verzögern oder verkürzen.
Und da sind wir wieder bei Racingrundi und 4nikd4m4niC:
Das Leben ist ein Prozess, dessen Ablauf berechnet werden kann. Aber es muss nicht sein, dass das Leben deshalb keinen Sinn macht. Wer das Datum seines Todes kennt, könnte es sich durch Suizid leichter machen, statt darauf zu warten. Macht i.d.R. keiner, weil da noch Instinkte eine Rolle spielen. Ja, ich würde das durchaus mit einem Drehbuch vergleichen.
Allerdings ein Drehbuch, mit dem es auch spaßig sein kann. Vielleicht kann "Mensch" mit dieser Vorstellung nicht leben, weil dieses zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit führen kann? Vielleicht bin ich der Gesandte Gottes, der diese Hoffnungslosigkeit verbreiten soll - obwohl mir nicht bewusst ist, dass ich Teil des Masterplans bin?
Meiner Ansicht nach haben also beide für mich logisch erscheinende Schlüsse gezogen. Und wir drehen uns weiter im Kreis - oder doch nicht?