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Grundsatzfrage zur US-Regierung

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
In Anlehnung an einen ähnlichen Thread eines anderen Teilnehmers im Irak-Forum, möchte ich folgende Frage stellen:

Darf ein so von der Bildung und Medienerziehung manipuliertes Volk, wie die US-Bürger, einen Präsidenten wählen, der die größte, geopolitische Macht auf dieser Welt darstellt.

Man könnte auch fragen, ob man ein Volk derart manipulieren darf, um bestimmte Ziele zu erreichen. Das gilt einerseits für die US-Wahlen, aber andererseits auch für die Zensur der Berichterstattung in den Staaten.
Wie kann ein Volk, dem der Überblick über die tatsächliche Lage verwährt wird, überhaupt wichtige Entscheidungen treffen.

Ich rede hier z.B. von den Umfragen für den Krieg im Irak. Die Mehrheit stimmt zu und wird auch noch als Rückendeckung benutzt.

:arrow: Gilgamesch
 

Nabelschnur

Geheimer Meister
18. Dezember 2002
375
Ich repräsentiere nicht den Typ mit Standard-ethnisch-moralischen Vorstellungen, und bin der Ansicht, dass das erlaubt ist.
 

fumarat

Erhabener auserwählter Ritter
21. Januar 2003
1.133
Du formulierst gerade etwas ganz wichtiges, das ich mir auch die längste Zeit dachte, aber nicht ganz in Worte fassen konnte.

Wir haben in der Demokratie ein Problem. Ziel der Demokratie ist es ja, in der Regel repräsentativ durch Parteien vertreten, die Meinung der Mehrheit des Volkes wiederzugeben. Und somit ein stabiles, von den breiten Massen akzeptiertes Regierungssystem aufzubauen.

In den USA (nicht nur dort, aber dort besonders gut zu beobachten) gibt es nun zwei Probleme:
1. Lobbying:
Das betrifft vor allem finanzkräftige Vereinigungen aus der Wirtschaft, die riesen Summen für Lobbying ausgeben und somit treue Marionetten durch professionellen Wahlkampf in Entscheidungspositionen hieven. Ein klarer Bruch des demokratischen Prinzips. Denn die "gewählten" Politiker vetreten nicht die Meinung eines breiten Spektrums, sondern lediglich die Interessen einiger weniger.
Auf diese Weise kann natürlich auch hervorragend Einfluß auf bereits gewählte Politiker ausgeübt werden. Denn warum sollte ich gegen etwas sein, wenn ich doch stattliche "Spenden" aufs Konto überwiesen bekomme, wenn ich mich für etwas einsetze?

2. Medien:
Dieser Punkt ist eigentlich viel wichtiger. Denn er ist ersterem auch übergeordnet.
In einer Demokratie ist es unerläßlich, daß die Möglichkeit von freien Meinungsaustauch und Informationsfluß gewährleistet wird. Freie Medien sind also oberstes Gebot.
Nun ist es aber so, daß Medien (nicht nur in den USA!) selbst auch wirtschaften müssen. Das heißt auch ein Medium muß, um bestehen zu können, einen ausgewogenen Finanzhaushalt führen. Für Lobbyisten also wieder ein äußerst sensibler Angriffspunkt.
Das zweite Problem ist, daß im Rahmen der Globalisierung, sich die gesunde Medienvielfalt, plötzlich in ein unheimliches Monster der Massenmanipulation zu verwandeln scheint. Zeitungen, Fernsehsender, Verlagsgesellschaften,... alles fällt unter dem Stichwort der Fusionierung in die Hände einiger weniger. Das darf in einer Demokratie nicht passieren!

Die Frage stellt sich was tun? Ich glaube sich auf die Medienkritikfähigkeit der Bevölkerung zu verlassen ist zu wenig. So komisch es klingt, aber ich denke die Regierungen müßten die Medien wieder stärker kontrollieren. Und zwar durch beinharte Kartellgesetze. Desweiteren gehören Parteispenden (=Lobbying) völlig verboten. Man sollte auch den pompösen Wahlkampf verbieten. Es kann ja nicht so sein, daß derjenige, der am meisten in Wahlkampfberater, Medienauftritte :!: ,... investiert die Wahlen gewinnt.

Meine Aussichten sind eher pessimistisch. Die Wirtschaft scheint die Medien Tag für Tag aufzufressen. Irgendwann wird die Menschheit dann von der wirtschaftlichen Moral geführt. Eine Moral des Stärkeren, eine Moral von Profit und Rentabilität, eine Moral des fressens und gefressen werdens.
Wie sagt man in Österreich so schön:......na servas :evil:

Fumarat
 

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
Aber kommt das Ganze nicht einer verdeckten Diktatur gleich?
Man zwingt es einem nicht auf. Man geht geschickter vor und manipuliert die Gedanken der Menschen derart, dass ein großer Teil eine Zustimmung liefert.

Das ist beinahe so, als würde ich eine Frau entführen, sie tagelang einsperren und vergewaltigen, bis sie sich daran gewöhnt und spass empfindet.
Oder anders gesagt: Werden nicht auf diese ähnlichen Weise Frauen zur Prostitution gebracht.

Sowas soll erlaubt sein?

Man darf nicht vergessen, das die USA unter massiven Druck die Medien daran gehindert haben, Bilder von Gefangenen Soldaten zu zeigen. Darf eine Regierung das, ohne dass sie sich dabei auf einen Gesetzestext beruft?

Eine andere Frage ist die Moral dieser Regierung. Darf eine Regierung lügen und trügen, dass sich die Balken biegen, Dokumente Fälschen und die Öffentlichkeit bewußt und absichtlich hinters Licht führen?

Wenn dieses erlaubt sein soll, ist das dann nicht ein Freibrief für alle anderen Verbrecher? Darf nun jeder machen, was er will? Oder darf es nur die Regierung?

:arrow: Gilgamesch
 

Lyle

Vorsteher und Richter
16. Februar 2003
777
@ Gilgamesch
Wenn Du von "dürfen" sprichst, auf welche Grundlage beziehst Du Dich? Wenn etwas erlaubt oder nicht erlaubt sein soll, muss es doch grundlegende Regeln auf die man diese Erlaubnis zurückführt. Woher soll man die nehmen, also verstehe ich die Frage nicht so ganz.


Zu den Manipulierten Menschen. Letzten Endes sind wir das doch alle. Nur bei anderen merkt man das leichter als bei sich selbst.

Wie kann ein Volk, dem der Überblick über die tatsächliche Lage verwährt wird, überhaupt wichtige Entscheidungen treffen.

Ich erlaube mir eine andere Frage zu stellen.
Glaubst Du das das Volk - oder besser die Mehrheit des Volkes -überhaupt willens und in der Lage ist sich einen Überblick zu verschaffen, selbst wenn es die dazu nötigen Informationsquellen hätte und fähig wäre eine Entscheidung zu treffen, die nicht größtenteils auf Emotionen und oder Halbwissen beruht?
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
Ich verschiebe diesen Thread mal in "politik"
Unter Philosophie ist das nicht so passend.
 

captainfuture

Großer Auserwählter
3. Juli 2002
1.902
demokratie hat grundsätzlich das "problem", dass sie nur für eine gruppe mit einigermaßen ähnlichen interessen und hohem bildungsniveau "richtig gut" funktioniert. sobald die interesse zu entgegengesetzt sind resultiert das ganze in "unterdrückung" einer minderheit - ist das ganze mengenmässig relativ ausgeglichgen, lässt es sich bei mangelnder bildung oder entsprechende großem kapitaleinsatz der nutzniesser in die eine oder andere richtung verschieben.

mir persönlich wird manchmal schon angst und bange, wenn ich verschiedene individuen der spezies 'deutscher staatsbürger', gel und halskettchen wichtiger als deutsch und geschichte, durch die strassen ziehen sehe und zu dem schluß kommen muss, dass diese kameraden indirekt genausoviel über die darstellung deutschlands nach innen und aussen abstimmen, wie ich.

wäre dieter bohlen kanzlerkandidat und kübelböck sein aussenminister - gerhard und joschka müssten garantiert einpacken - traurig, aber wahr.
 

LordGosar

Geheimer Meister
29. März 2003
463
Es könnte doch aber auch sein, daß sie Demokratie bei uns einfach nicht funktioniert!
Wie schon gesagt wurde, basiert Demokratie auf den informierten Bürgern.
Wahlen bedeuten nicht nur nach Sympathie zu gehen, sondern sich das Wahlprogramm mal genauer anzuschauen. Dann würde es doch erheblich weniger Überraschungen geben nachd er Wahl. Natürlich wird auch nicht alles eingehalten, und auch vieles wird modifiziert, jedoch auch das geschieht nur, weil sich der deutsche Bürger nicht darum kümmert.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
Gilga, hier stimme ich dir zu. Ich halte es auch für höchst bedenklich, was sich die US-Regierung erlaubt. Noch bedenklicher ist jedoch, dass dazu alle ja und amen sagen. In letzter Zeit ist sehr vieles ans Licht gekommen, das ganz offensichtlich illegal und dennoch von der Regierung verübt worden war. Als Beispiele kann man hier den Lauschangriff auf Mitglieder des UN-Sicherheitsrates oder die gefälschten Beweise für Massenvernichtungswaffen im Irak nennen. Es wurde mal darüber berichtet, doch schon nach wenigen Tagen wusste niemand mehr davon. In solchen Fällen muss doch nachgeforscht, recherchiert und letztendlich auch gehandelt werden. Zur Zeit können sich so etwas nur die Vereinigten Staaten erlauben, ohne ein zu großes Risiko einzugehen, die aber sicher.

Doch jetzt geht es ja noch weiter. Waren die Anschuldigungen gegen den Irak vor dem Krieg wenigstens einigermaßen diskutabel und hin und wieder mal zum Teil halbwegs glaubwürdig verpackt, so sind die derzeitigen Vorwürfe gegen Syrien so gar nicht gerechtfertigt. Bush und seine Lakaien sagen einfach "Du böse, ich gut, du auf Fresse kriegen" und niemand versucht dagegen etwas zu unternehmen! Gut Fischer traut sich mal zu sagen "Ähh...", aber das war's auch schon. Die US-Regierung erlaubt es sich einfach, völlig grundlos einen Staat anzuklagen und mit Sanktionen zu drohen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Wer hat ihnen das erlaubt? Entschuldigung, aber irgendetwas stimmt auf dieser Welt einfach nicht!

Noch vor kurzem war ich mir sicher, dass in naher Zukunft kein weiterer US-Krieg folgen würde, heute würde ich nicht mehr darauf wetten. Und Bush hat es trotz allem immer schön warm und bequem um seinen Arsch. Das ist Demokratie.
 
G

Guest

Gast
Es gibt drei Werte für die Demokratie :

1. Die Meinungsfreiheit

2. Die Religionsfreiheit

3. Die Wahlfreiheit


ALLERDINGS :

1. Was nützt einen die Meinungsfreiheit, wenn diese Meinung (siehe Irakkrieg) nicht anerkannt wird ?
ALSO IST DIESES UNNÜTZ. DAS ERGEBNIS IST DAS GLEICHE EINER DIKTATUR.

2. In den USA wird momentan der Islam als verfolgt. Es gibt KEIN Christliches Land was zur ACHSE DES BÖSEN gerhört.

3. Bush ist nich Demokratisch an die Macht gekommen. Seine Wahlen wurden durch gefälschte Wahlstimmen überschattet.

IN EINER DEMOKRATIE KANN AUCH EIN DIKTATOR REGIEREN.
 

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
Das kommt wohl dabei raus, wenn ehemalige Firmenbosse politische Macht erlangen. Sie führen ein Land wie ein Firma. Es wird manipuliert, gelogen, Werbung gemacht und über Leichen gegangen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Also könnte man sich fragen, ob solche Personen überhaupt an die Macht gelassen werden dürften? Die können doch nicht anders denken, wie als wären sie im Vorstand einer Firma. Politik erfordert ganz andere Fähigkeiten.

Stellt sich nun die Frage, ob man gesetztlich das Amt eines Führers profilisieren sollte. Sollten man nicht bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen, um überhaupt gewählt werden zu dürfen? Es kann ja auch nicht jeder Hans und Franz Pädagoge werden!

Es ist schon sehr traurig, dass man für einen Angriffskrieg weniger Beweise braucht, als einen Ladendieb zu verhaften!

:arrow: Gilgamesch
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
Gilgamesch schrieb:
Das kommt wohl dabei raus, wenn ehemalige Firmenbosse politische Macht erlangen. Sie führen ein Land wie ein Firma.
Und wir wollen mal nicht vergessen, was mit den beiden Firmen geschehen ist, die George Bush geleitet hat.
 

fumarat

Erhabener auserwählter Ritter
21. Januar 2003
1.133
"Die Demokratie ist eine schlechte Staatsform, aber ich kenne keine bessere," hatte ein kluger Mensch mal gemeint. Ich glaube vielen Menschen müssen sich mal darüber klar werden, daß Demokratie auch nicht die ultimative Lösung und die einzig legitime Staatsform ist.

Vor allem scheinen in einer Zeit der Globalisierung, der Massen(manipulations)medien und der Wirtschaftsmacht viele einstige Prinzipien der Demokratie mehr als gefährdet. Es hat auch niemand behauptet, daß nur andere manipuliert würden. Wir alle werden gesteuert, der eine mehr der andere weniger. Und ich denke mir dieser Gefahr müssen wir ins Auge sehen und uns Gegenstrategien überlegen. Es sind auch nicht die Regierenden, die die Medien steuern, sondern es ist das Geld aus der Wirtschaft, das die Medien UND die Politiker steuert. Heutige Demokratien verwandeln sich in Diktaturen des Kapitalismus. Und das kann verdammt gefährlich werden, denn der Kapitalismus hat keine "Seele"...

Grüße Fumarat
 

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
fumarat schrieb:
"Es sind auch nicht die Regierenden, die die Medien steuern, sondern es ist das Geld aus der Wirtschaft, das die Medien UND die Politiker steuert. Heutige Demokratien verwandeln sich in Diktaturen des Kapitalismus. Und das kann verdammt gefährlich werden, denn der Kapitalismus hat keine "Seele"...

Grüße Fumarat

Du hast es auf den Punkt gebracht !

Gilga
 
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