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interessantes interview zur rolle des IWF und der weltbank

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
krieg mit anderen mitteln...
interessantes interview zur rolle des IWF und der weltbank:


Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank - zwei Instrumente zur Zerstörung von Nationen

Interview mit Michel Chossudovsky
Jared Israel, Emperors-Clothes.com

www.tenc.net [Des Kaisers Neue Kleider]

In diesem aufrüttelnden Interview wendet sich Professor Chossudovsky an die Bewegung, die in Washington zusammengekommen ist und fordert sie auf, die Institutionen genauer unter die Lupe zu nehmen, die die Länder der Dritten Welt und des ehemaligen sozialistischen Lagers zerstören. Eine bereits überfällige breite Diskussion soll dadurch ins Leben gerufen werden.

Michel Chossudovsky: Wenn eine IWF-Delegation in ein Land kommt und den Abbau sozialer und wirtschaftlicher Einrichtungen als Voraussetzung für die Gewährung von Krediten verlangt, unterscheidet sich das nicht besonders von der physischen Zerstörung durch NATO-Bombenangriffe. Der IWF verlangt die Schließung von Krankenhäusern, Schulen und Fabriken. Von den Kosten her ist das natürlich viel effizienter als die Bombardierung dieser Krankenhäuser, Schulen und Fabriken, wie sie es in Jugoslawien betrieben haben, aber das Ergebnis ist ziemlich gleich: die Zerstörung des Landes.

Der IWF verfügt über das MAI - das Multilaterale Abkommen über Investitionen. Das ist das endgültige Abkommen betreffend Investitionen. Die Unterschrift unter dieses hat die wirtschaftliche Zerstörung des angepeilten Landes zur Folge. Und - Krieg ist einfach die letzte Konsequenz aus dem MAI.

Jared Israel: Was halten Sie von den Forderungen der Menschen, die derzeit in Washington protestieren?

Michel Chossudovsky: Viele Menschen sind nach Washington gekommen, um gegen das Bretton Woods-System zu protestieren, den IWF und die Weltbank. Die Frage ist: wofür kämpfen wir? Ich habe den Eindruck, dass der hauptsächlich vertretene Standpunkt unter den NGOs immer noch ist, wir sollten diese Institutionen reformieren, ihnen menschliche Züge verleihen, sie im Interesse der Armen arbeiten lassen usw. Ich halte diese Position, die aus der "50 Jahre ist genug"-Kampagne gegen die Bretton Woods- Institutionen hervorgegangen ist, für falsch. Und sie wird auch zunehmend von Menschen bekämpft, die die Rechtmäßigkeit dieser Washingtoner Institutionen in Frage stellen.

Aber es gibt noch viel Verwirrung. Einige glauben, dass IWF und Weltbank gegensätzliche Rollen spielen, was nicht der Fall ist. Es gibt auch Tendenzen, diese Institutionen isoliert zu betrachten. In der Tat sind sie einfach zwei Werkzeuge, die von den westlichen Eliten benutzt werden, um Nationen zu zerstören, um sie in Territorien umzuwandeln.

Jared Israel: Sie denken, dass da einige Menschen von der Weltbank getäuscht werden?

Michel Chossudovsky: Diese Leute glauben, die Weltbank hätte einen menschlichen Zugang, der auf Beseitigung von Armut ausgerichtet sei, während der IWF Armut schaffe. Oder sie glauben sogar, zwischen den beiden herrsche ein Gegensatz. Das ist Unsinn. Die Weltbank betreibt im wesentlichen dasselbe wie der IWF; sie hat nur andere Zuständigkeitsbereiche in der Dritten Welt. So gesehen ist sie viel gefährlicher, da ihr vorgeschobener Auftrag, Armut zu bekämpfen, Kritikern den Wind aus den Segeln nimmt. Die einfache Wahrheit ist: Wall Street steckt hinter beiden Institutionen. Sie werden von Bankern geführt, nicht von Soziologen.

Freier Handel, Bruder des Kriegs

Michel Chossudovsky: Noch wichtiger: viele Menschen sehen nicht die Verbindung zur NATO. Nur sehr wenige der Organisationen, die die Bretton Woods-Institutionen kritisieren, waren gegen den Angriff auf Jugoslawien. Sie redeten darüber nicht in Seattle und sagen auch jetzt in Washington nichts darüber. Sie demonstrieren gegen freien Handel, gegen den IWF, für die Streichung der Schulden der Dritten Welt, aber nicht gegen den Krieg. Aber freier Handel und Krieg gehen Hand in Hand. Damals im 19. Jahrhundert, als die Briten den Chinesen den "freien Handel" mit Opium aufgezwungen haben, wie auch heute.

Vieles wird zwischen IWF und NATO koordiniert. Man hat das in Kosovo gesehen. IWF und Weltbank hatten einen Nachkriegs- Wirtschaftsplan erstellt, einschließlich Einführung des freien Marktes - schon vor dem Einsetzen der Bombenangriffe. Sie arbeiten zusammen. Wenn ein Land sich der IWF-Intervention widersetzt, kommt die NATO oder die NATO gemeinsam mit verschiedenen Geheimdiensten, die die geeigneten Zustände für die Einführung der IWF-Programme schaffen.

Jared Israel: Sehr starker Tobak.

Michel Chossudovsky: Die Länder, die den IWF akzeptieren, wie Bulgarien und Rumänien, werden wohl nicht bombardiert, aber mit dem Rechenstift zerstört. In Bulgarien hat der IWF äußerst drastische Reformen durchgesetzt, IWF-Medizin, die zur Dezimierung der sozialen Verhältnisse geführt hat - Pensionsabbau, Fabrikschließungen, Überschwemmung mit billigen Massenprodukten, Abschaffung der freien medizinischen Versorgung, billigen öffentlichen Verkehrsmittel usw.

Es ist nicht nur die NATO. Wir sehen das in Zentralasien und am Kaukasus. Hand in Hand mit der Durchsetzung der IWF- und Weltbankreformen und Privatisierungsprogramme finden wir nicht nur die NATO, sondern auch geheime CIA-Operationen - die Einrichtungen des Krieges und des Wirtschaftsmanagements arbeiten auf globaler Ebene zusammen.

Zur Zeit werden verschiedene Länder zermürbt mit regionalen Konflikten, die offen oder geheim von den westlichen Eliten finanziert werden. Die UCK ist nur ein Beispiel für eine von außen finanzierte aufständische Bewegung. Man findet diese künstlich erzeugten Konflikte besonders im Umfeld strategisch wichtiger Pipelines, und sie stehen in Zusammenhang mit Drogenhandel und CIA, zuerst geheim, dann offen in Verbindung mit NATO und der offiziellen Außenpolitik der USA, zuletzt dann mit IWF, Weltbank, regionalen Banken und privaten Investoren. Glieder in einer Kette.

Hier ein kleiner Überblick: wir haben die Vereinten Nationen und deren Friedenserhaltungsmethoden - sie spielen eine gewisse Rolle und arbeiten mit der NATO zusammen. Dann haben wir IWF und Weltbank, sowie die regionalen Entwicklungsbanken wie die ADB (Asiatische Entwicklungsbank) usw. In Europa ist es die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Das sind die wesentlichen Bereiche.

Manchmal schafft Krieg die Voraussetzungen, und die wirtschaftlichen Institutionen kommen und reißen sich die Trümmer unter den Nagel. Oder der IWF betreibt die Destabilisierung selbst, wie etwa in Indonesien. Dort bestand er darauf, die Transferzahlungen an die verschiedenen Bundesstaaten zu kürzen. Das treibt natürlich Keile in ein Land wie Indonesien, das aus 2000 Inseln mit regionalen Regierungen besteht. Das ist die Geografie des Schlachtplatzes. So überlassen sie diese Inseln einfach sich selbst.

Sehen Sie, was dadurch erreicht wird?

Jared Israel: In anderen Worten - sie bestanden darauf, das Geld für die regionalen Regierungen zu kürzen?

Michel Chossudovsky: Ja, zum Beispiel für Schulen usw. Dadurch - sie machten das gleiche auch in Brasilien - destabilisieren sie das Land, das ja für sein Bestehen ein funktionierendes Geldsystem und ein System braucht, das den Einsatz der Steuermittel regelt. Im Fall Indonesiens wird praktisch jede dieser Inseln zu einem kleinen Staat. Jetzt wird die Idee, selbständig zu werden, natürlich um sich greifen und für die verschiedenen ethnischen Gruppen immer attraktiver werden. Selbstverständlich ist ihnen (den Planern) dieses völlig klar - sie haben es ja immer wieder betrieben. So ist es gelaufen in Jugoslawien; so ist es gelaufen in Brasilien; so ist es gelaufen in der ehemaligen Sowjetunion, wo die Regionen sich selbst überlassen sind, weil ihnen Moskau kein Geld schickt. Potentiell könnte es in den USA genauso laufen. Auf diese Weise wird jedenfalls mit Sicherheit eine Konfliktsituation hervorgerufen, werden innere Spannungen erzeugt.

Jared Israel: Unproduktive Konflikte.

Michel Chossudovsky: Ja, weil die Menschen in einem Ausmaß in die Armut getrieben werden, dass sie zu kämpfen beginnen.

Jared Israel: Auf jeder Grundlage, besonders ethnischer.

Michel Chossudovsky: In Somalia etwa gab es keine ethnischen Gruppen, aber es funktionierte auch dort. Man braucht keine multiethnische Gesellschaft, um Aufsplitterungen zu erreichen, um eine Balkanisierung zu erzielen.

Jared Israel: Und Sie sagen, dass das Bestandteil eines Plans für die Errichtung eines Weltreiches ist?

Michel Chossudovsky: Ich sage, dass das Rekolonisierung ist. Länder werden in Territorien umgewandelt, praktisch Kolonien.

Jared Israel: Was ist der Unterschied zwischen den beiden?

Länder oder Territorien?

Michel Chossudovsky: Ein Land hat eine Regierung. Es hat Einrichtungen. Es hat ein Budget. Es hat Grenzen. Es hat Zollbehörden. Ein Territorium hat nur auf dem Papier eine Regierung, die vom IWF kontrolliert wird. Keine Schulen und Krankenhäuser, die ja auf Anweisung der Weltbank geschlossen worden sind. Keine Grenzen, da die WTO den freien Handel angeordnet hat. Keine Industrie oder Landwirtschaft, da diese als Ergebnis der Kreditzinsen von 60% / Jahr eingegangen sind, was ebenfalls zum IWF-Programm gehört.

Jared Israel: 60% pro Jahr?

Michel Chossudovsky: In Brasilien sind es viel mehr. Ich habe jetzt Botswana im Auge. Die Zinsen sind unerträglich hoch.

Jared Israel: Und da steht der IWF dahinter?

Michel Chossudovsky: Sie haben die Kredite limitiert. Sehen Sie? Die Leute können daher keine Bankkredite bekommen; das treibt die Zinsen in die Höhe und bringt die Wirtschaft um. Dann öffnen sie das Land dem freien Handel. So müssen die örtlich ansässigen kapitalistischen Unternehmen mit Krediten der örtlichen Banken mit 60% Zinsen arbeiten und mit Firmen aus den USA oder Europa konkurrieren, die 6 oder 7% Zinsen zahlen. Diese Reformen sind im wesentlichen darauf gerichtet, die regionale kapitalistische Wirtschaftsstruktur zu zerstören.

Jared Israel: Wie sollen wir das bekämpfen?

Michel Chossudovsky: Nicht mit einer einseitig ausgerichteten Bewegung. Wir können uns nicht auf die Bretton Woods- Institutionen beschränken, oder die WTO oder Umweltthemen oder Gentechnik; wir müssen das gesamte System sehen. Wenn wir das Ganze sehen, erkennen wir die Verbindung zum Einsatz von Gewalt.

Eng verbunden mit diesem Wirtschaftssystem sind die verborgenen Grundelemente der kapitalistischen Ordnung: der militärisch- industrielle Komplex, der Geheimdienstapparat und die Verbindungen zum organisierten Verbrechen einschließlich des Gebrauchs von Drogen zur Finanzierung von Konflikten, die die Öffnung von Nationen für die Kontrolle des Westens zum Ziel haben.

Von der Kanonenbootdiplomatie sind wir zur Raketendiplomatie gekommen. In der Tat ist es keine Raketendiplomatie. Es ist reiner Bombenterror.

Jared Israel: Sie sagten, ein Teil des militärischen Geheimdienstapparates seien Gangster. Ich weiß, dass sie einiges über Drogen geschrieben haben, die als mächtige wirtschaftliche Waffe eingesetzt werden.

Michel Chossudovsky: Es ist um einiges komplizierter, da in der Tat die Gangster Handlanger des Großkapitals sind. Sie beherrschen das System in keiner Weise. Die Gangster können deshalb einfach benutzt werden, weil sie niemandem verantwortlich sind. Das geht also viel einfacher.

Nehmen wir zum Beispiel Hashim Thaci (Führer der UCK) für die Regierung in Kosovo. Es macht alles viel einfacher, wenn man einen Gangster wie ihn für die Regierung dieses Landes nimmt anstatt eines gewählten Regierungschefs, der den Bürgern gegenüber verantwortlich ist.

Am besten ist es, einen gewählten Gangster zu haben, etwa so einen wie Boris Jelzin. Das ist das Beste - ein gewählter Gangster. Auch in den USA haben wir gewählte Gangster.

Warum? Weil gewählte Gangster viel leichter kontrolliert werden können als gewählte Nicht-Gangster. Wir müssen aber verstehen, dass diese Gangster aus offensichtlichen Gründen sehr gehorsam sind - wenn wir sagen, dass auf diese Weise die Kolonie kriminalisiert wird, stimmt das so nicht. Das funktioniert anders. Sie werden nie eine Situation antreffen, wo diesen Gangstern politische Macht übertragen wird. Außer den ganz großen vielleicht Der illegale Handel ist jedenfalls den großen finanziellen und... geschäftlichen Unternehmungen gegenüber immer untergeordnet.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass der IWF auf diese Weise die Grundlagen für das Anwachsen von illegalem Handel und Geldwäsche auf der ganzen Welt schafft. Das ist völlig logisch, denn was soll übrig bleiben, wenn die legalen Wirtschaftsstrukturen unter dem Druck der IWF-Reformen zusammenbrechen? Es sind Schattenwirtschaft und kriminelle Wirtschaft.

Jared Israel: Und das fördert die Entwicklung von Kräften, die die möglicherweise verantwortungsbewussten legalen Kräfte ersetzen können.

Michel Chossudovsky: Ja, der Zusammenbruch der legalen wirtschaftlichen Systeme schafft die Grundlagen für die Entwicklung von Aufständen, die Destabilisierung gewählter Regierungen, den Zusammenbruch von Institutionen und die Umwandlung von Ländern in Territorien, die dann als Kolonien geführt werden.

Michel Chossudovsky, Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Universität Ottawa, spezialisiert sich auf das Studium der Auswirkungen der Wirtschaftspolitik des Westens auf die Welt.

***
Sie sind eingeladen, diesen Artikel weiter zu verbreiten. Wir bitten Sie allerdings, die Quellenangabe www.emperors-clothes.com nicht zu vergessen! Danke!

http://emperors-clothes.com/german/articles/internat.htm
 

Kendrior

Intendant der Gebäude
25. Februar 2003
869
Wie schaffst du es nur immer wieder, so absolut geniale Dinge als erster hier hereinzustellen? Bist du bei irgendeiner Zeitung angestellt?
Auf jeden Fall mal wieder Hochachtung für Samhain!
 

Fantom

Erhabener auserwählter Ritter
9. August 2002
1.197
Kendrior schrieb:
Wie schaffst du es nur immer wieder, so absolut geniale Dinge als erster hier hereinzustellen? Bist du bei irgendeiner Zeitung angestellt?

ich frage mich das auch jedesmal.

ich finde es auch klasse, wenn ich etwas finde, dann steht es hier meistens schon drin.
 
G

Guest

Gast
Gutes Interview, allerdings sagt er da auch nichts neues sondern bestätigt einen nur wieder ein wenig mehr in seinen Vermutungen.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
ein weiteres interview zum thema:


"System der Beutejäger"

Uno-Sonderberichterstatter Jean Ziegler über den Hunger in der Welt, Folgen der Globalisierung und zügellose Konkurrenz


Herr Professor Ziegler, seit Jahren reisen
Sie im Auftrag der Uno durch alle Länder und kämpfen gegen den Hunger in der Welt. Haben Sie noch Hoffnung?

Das ist sozusagen mein Beruf. Im Jahr 2002 verhungerten auf diesem Planeten über 36 Millionen Menschen. Das sind die Zahlen des World Food Report. Jeden Tag sterben fast 100 000 Menschen an Unterernährung oder den unmittelbaren Folgen. Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Das ist ein Völkermord. Ich habe mir einmal geschworen, nie mehr auf der Seite der Henker zu stehen, nicht mal rein zufällig.

Die Vereinten Nationen haben 1993 beschlossen, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren. Hat sich die Situation seitdem verbessert?

Nein, sie ist schlimmer denn je. Die Zahl der extrem Armen ist laut Weltbank in den vergangenen sechs Jahren von 2,7 Milliarden auf 2,81 Milliarden gestiegen. Das Elend nimmt rasant zu. Fortschritte im Kampf gegen Hunger machten eigentlich nur China und Ghana. 841 Millionen Menschen sind weltweit permanent schwer unterernährt. 2001 waren es noch 826 Millionen. Das sind Menschen, die kein Leben haben. Unzulänglich ernährte Kinder erleiden irreparable Schäden an den Gehirnzellen. Von Geburt an Gekreuzigte, nennt sie meint Freund, der Philosoph Regis Debray.

2002 haben Sie ein Buch geschrieben mit dem Titel: Wie kommt der Hunger in die Welt? Was ist Ihre Antwort?

Durch den Menschen. Laut UN-Welternährungsorganisation FAO könnte die Erde auf dem aktuellen Entwicklungsstand ohne Probleme zwölf Milliarden Menschen ernähren. Dafür bräuchte es keine genetisch modifizierten Nahrungsmittel. Doch wir sind nur sechs Milliarden Menschen auf der Welt und dennoch wird gehungert. Die Natur kann man dafür heute nicht mehr verantwortlich machen. Die Massengräber sind menschengemacht.

Geben Sie der Globalisierung die Schuld?

Globalisierung ist nicht per se schlecht. Seit dem Jahr 2000 hat das in Geld ausgedrückte Welthandelsvolumen die Marke von 6 000 Milliarden Dollar pro Jahr überschritten. Die Weltwirtschaftsleistung, also die Summe aller produzierten Güter und Dienstleistungen in der Welt, hat sich seit 1991 mehr als verdoppelt. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte genießt die Menschheit einen Überfluss an Gütern. Unglaublicher Reichtum ist entstanden - allerdings in den Händen ganz weniger.

Was also ist das Problem?

Die großen Industriestaaten nutzen ihre Macht, um die Weltwirtschaft zu ihren Gunsten und vor allem zu Gunsten ihrer Konzerne zu lenken. Sie nutzen das Recht des Stärkeren. Vor allem in der Welthandelsorganisation WTO. In den WTO- Verhandlungen herrscht keine Gleichheit, hier treten Weltklasseboxer gegen kleine Kinder an. 2002 haben die Industriestaaten zum Beispiel ihre Landwirte mit 335 Milliarden Dollar unterstützt. Das macht für die Armen Märkte kaputt. In der Hauptstadt von Senegal kann man EU-subventionierte Äpfel oder Tomaten kaufen - zu unschlagbar günstigen Preisen. Da können die lokalen Anbieter nicht mithalten.

Tragen nur die Industrieländer die Schuld? Schließlich gibt es auch in der Dritten Welt viele Gründe für Hunger wie zum Beispiel korrupte Eliten oder Kriege.

Die größte Schuld tragen die starken Nationen und ihre Konzerne. Sicher, Korruption und Profitgier sind ein Problem auch in Entwicklungsländern. In Indien zum Beispiel gibt es öffentliche Getreidereserven. Die Getreidebarone versuchen jedoch zu verhindern, dass diese Reserven in Notsituationen zu Billig- Preisen abgegeben werden. Sie fürchten um ihren Profit. Aber das sind zweitrangige Faktoren. Das Problem ist das System - das System der Beutejäger.

Was meinen Sie damit?

Das System der Gier, des maximalen Profits und der zügellosen Konkurrenz.

Das Problem ist also nicht das System, sondern der Mensch?

Nein. Auch ein Mensch wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist kein schlechterer Mensch als andere. Aber das System der zügellosen Konkurrenz basiert auf der Gier nach immer mehr Gewinn. Dem müssen wir Normen entgegensetzen.

Was soll das heißen? Fordern Sie ein Gesetz, das unterscheidet zwischen legitimem Gewinnstreben und Profitgier?

Die Mehrheit der Uno-Staaten fordert das Menschenrecht auf Nahrung. 1993 haben auf der Weltkonferenz über die Menschenrechte in Wien die Staaten die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte gefordert. An erster Stelle dieser neuen Rechte steht das Recht auf Nahrung. Diese Rechte wurden auch von allen Staaten angenommen - außer von den USA.

Was kann der normale Mensch, der weder Politiker oder Konzernlenker ist, Ihrer Meinung nach gegen den Welt-Hunger tun?

Wir brauchen einen Aufstand des Gewissens. Wir brauchen eine 180-Grad-Kehrtwende, weil wir - wie Kant gesagt hat - an der Abbruchkante der Zeit stehen. Darüber muss sich jeder klar werden.

Und praktisch?

Die Globalisierungskritiker machen es vor. Sie haben beschlossen, sich zu organisieren, um für eine andere Welt zu kämpfen. Die Legimität der Bewegung ist unbestreitbar. Sie spricht im Namen der Millionen Opfer.

Profitieren wir in den reichen Ländern nicht auch von der Benachteiligung der Entwicklungsländer?

Zum Teil ja, wir erhalten Rohstoffe zu Billigstpreisen. Andererseits gehen gerade in Europa Konzerne dazu über, Produktionen ins Ausland zu verlegen, in Sonderproduktionszonen, wo ein Schutz der Arbeiter unbekannt ist und die Löhne miserabel sind. Die bloße Androhung der Auslagerung veranlasst den Ursprungsstaat, immer mehr Forderungen der Konzerne nachzugeben, einem Abbau des sozialen Schutzes zuzustimmen. Die Arbeitnehmer aller Länder treten damit in einen Kampf jeder gegen jeden ein. Stattdessen sollten sie besser das Imperium der Beutejäger radikal in Frage stellen und für eine Welt mit minimaler Gerechtigkeit kämpfen.

Das klingt sehr pathetisch.

Man muss laut sein, um gehört zu werden. Karl Kraus hat mal über sich gesagt: Er schießt oft über das Ziel hinaus. Aber selten daneben.


Professor Jean Ziegler (69) lehrt Soziologie an den Universitäten Genf und Paris. Mit Büchern wie "Genossen an der Macht - von sozialistischen Idealen zur Staatsraison" erntete er Aufsehen, aber auch Kritik. In seinem neuesten Buch "Die neuen Herrscher der Welt" beschäftigt er sich mit der Globalisierung. Im Jahr 2000 wurde er Uno-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
ausserdem:

>>Europa und die USA dringen beim WTO-Gipfel auf einen stärkeren Investitionsschutz für multinationale Konzerne

...Einige Regierungen, angeführt von Indien, und Organisationen kritisieren die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Direktinvestitionen und lehnen ein Abkommen in der WTO ab. Denn der größte Teil der so genannten Direktinvestitionen sind Übernahmen oder Fusionen, in der Regel in den profitträchtigen Branchen der jeweiligen nationalen Ökonomien. Die Folgen: stark wachsende Wirtschaftsmonopole, "Rationalisierungen", das heißt Massenentlassungen und, wenn es sich um Dienstleistungen handelt, Preisanstiege für Wasser oder Strom.

Auch wenn so genannte Greenfield-Investments, echte Neuinvestitionen also, getätigt werden, müssen die betreffenden Regierungen für neue Arbeitsplätze und Technologietransfer teuer bezahlen. So 1997 in Brasilien: General Motors hatte dort mit der Regierung im Bundesstaat Rio Grande do Sul einen Vertrag über eine neue Fabrik abgeschlossen. Dafür erhielt der Konzern eine Steuerbefreiung für 15 Jahre, der Bundesstaat steckte zusätzlich 67 Millionen Dollar in das Fabrikgebäude und vergab an General Motors einen Kredit von mehr als 200 Millionen Dollar zu Sonderkonditionen. Statt des damals üblichen Zinssatzes von 35 Prozent erhob er lediglich sechs Prozent. Die internationale Organisation Oxfam schätzt, dass die Entwicklungsländer allein im Jahr 2000 etwa 35 Milliarden Dollar durch Steuerermäßigungen und -befreiungen verloren haben, inklusive des Transfers der im Inland erwirtschafteten Gewinne ins Mutterland der Konzerne.<<

http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirtschaft/?cnt=298818

>>Wem nützt der Privatisierungs- und Liberalisierungseifer?
Wasserversorgung als Geschäft oder öffentliche Aufgabe

Zunächst einmal nützt der Privatisierungs- und Liberalisierungseifer denen, die das Geld haben, privat bisher öffentliche Versorgungsleistungen zu übernehmen. Wird also etwa die Wasserversorgung privatisiert und liberalisiert, wie das derzeit auf europäischer Ebene diskutiert wird oder wie es die EU von zahlreichen Entwicklungsländern verlangt, dann entsteht ein neues Geschäft für private Geschäftsleute, für private Unternehmen. Bisher ist Wasserversorgung bei uns und vielen Ländern eine öffentliche Aufgabe.

...Warum aber wollen die privaten Investoren und Unternehmen diese Versorgungsaufgabe als Geschäft betreiben? Weil damit Geld verdient werden kann. Allerdings nur dann, wenn nur die versorgt werden, die auch zahlen (können), beziehungsweise wenn die, deren Versorgung sehr teuer ist, weil sie weit weg von der Quelle leben, nicht oder bloß gegen volle Kostendeckung versorgt werden müssen. Das aber führt dazu, dass nicht mehr alle ihr Wasser bekommen oder bezahlen können. Aber für den privaten Anbieter ist es dann ein Geschäft.<<

http://derstandard.at/Text/?id=1412638&

>>IWF warnt Österreich vor Defizit-Anstieg
Währungsfonds erkennt Gefahr einer Zunahme ab 2005 - Der Vorwurf: Staatsausgaben sind nicht genug gekürzt worden

...Bisher habe der IWF keinen Erfolg bei den Ausgabenkürzungen gesehen, diese seien aber der Schlüssel für eine erfolgreiche Steuerreform. Besonders im Sozialversicherungs- und Gesundheitsbereich sowie bei den sozialen Transferleistungen sieht der
IWF Handlungsbedarf.<<

http://derstandard.at/Text/?id=1413389&


>>Wie der IMF Argentinien ins Chaos manövrierte<<

http://emperors-clothes.com/german/articles/d-arg.htm

das IWF-muster funktioniert immer gleich:
die jeweiligen länder werden unter druck gesetzt bzw. durch die zu vergebenden kredite geködert, sich ausländischen investoren zu öffnen, was einem ausverkauf gleich kommt.
gleichzeitig werden im namen sogenannter "notwendiger steuerreformen" die vormals flächendeckende versorgung im gesundheits/wasserversorgungsbereich "verschlankt" bzw. privatisiert, was zur verelendung der bevölkerungsgruppen führt, die sich die horrenden kosten die in diesen sektoren entstehen, schlicht und einfach nicht leisten können.

der IWF ist also ein instrument, der die spaltung der menschen in arm und reich weiter forciert.

auch in europa ist die entwicklung auf diesem sektor bereits in vollem gange.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774

JIMCaRrEy

Geselle
1. April 2003
26
Wenn man sich diesen thread durchliest, ist es kein wunder, daß sich die terroristen das WTC als bevorzugtes angriffs-ziel ausgesucht haben.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Guten Tag, und verzeihen Sie die Einmischung.

Es ist ja nun nichts neues und keineswegs ein Verbrechen, daß überzeugte Sozialisten Hochschullehrer werden und ihre, seit Untergang ihrer Sponsoren zunehmend paranoiden, Vorstellungen als Wissenschaft verbreiten.

Es wird nur zunehmend lächerlich.

Welche Macht soll denn der IWF, soll denn die Weltbank über Staaten haben, die sich nicht verschulden? Keine. Und was hindert denn souveräne Staaten, die Schuldentilgung einfach einzustellen? Doch nur die berechtigte Furcht, dann keine neuen Kredite mehr zu bekommen, die sie in ihren überbordenden Staatsapparat, in Politikerpfründen und unproduktive Betriebe stecken können.

Verstehen wir uns nicht falsch, ich sähe IWF und Weltbank auch am liebsten aufgelöst, denn aus Staatsverschuldung ist noch nie etwas gutes entstanden.
 

Gilgamesh

Erhabener auserwählter Ritter
24. Juni 2003
1.110
@Ein-Liberaler

Du scheinst ein Freund der IMF zu sein.

Ich gebe Dir mal ein Beispiel aus einem meinem Lieblingsland, der Türkei:
(Was im Realen auch wirklich passiert ist)

Ausgangssituation: Die Türkei braucht Kredite, um den Staat zu finanzieren. Sie wendet sich an die Weltbank und den IMF.
Hierzu fordert der IMF die Türkei auf, sein wirtschaftliches Potenzial offenzulegen. Nebenbei analysieren Experten des IMF ebenfalls verborgene Potenziale der Türkei.

Nach eingehender Überprüfung tritt die Türkei bestimmte Wirtschaftsbereiche an die IMF ab. Zu festgelegten Kursen tritt die Türkei seine Gewinne aus ausgewählten Wirtschaftssektoren als Tilgung an die IMF ab.

Nun kommts:
Die IMF recherhiert, das in der Türkei 60% des weltweiten Bor-Vorkommens in der Erde schlummern. Die Türkei ist sich der zukünftige Bedeutung dieses Elements nicht bewust und verkauft diese seit jahren als Roherz für wenige Dollar die Tonne an die Amis.

Die Experten des IMF sind sich aber der Bedeutung dieses Erzes sehr wohl bewust. Denn richtige Gewinne erzielen tun damit nämlich nur die Amis!Diese bereiten das Erz auf und vermarkten es mit einer 1000%iger Marge auf dem Hightech-Markt weiter. Tendenz steigend, da zunehmend von Bedeutung in Antriebstechnik für Motoren und Triebwerke!

Die IMF verheimlicht das Potenzial der Borvorkommen und schlägt den Türken also vor, dieses Vorkommen und die Vermarktung in dieser jetzigen Form als Sicherung abzutreten, dass heisst, weiter für wenige Dollar die Tonne!

Natürlich tut sich einiges in der Türkei und sie Regierung fragt sich,warum sie denn nicht selber das Erz aufbereiten und für den 1000fachen Preis auf den Weltmarkt werfen. Das würde sie doch von allen finanziellen Problemen befreien. Und genauso geschiet es auch. Das Bor wird nicht abgetreten, denn wenn dieses geschehen wäre, dann dürften die Türken das Abkommen nicht mehr ändern und das Bor eben nur als billiges Erz verkaufen ohne das Recht auf eine gewinnbringende Aufbereitung zu haben.

Das gleiche Spielchen mit dem Thorium-Vorkommen in der Türkei. Auch hier hat die IMF sehr großes Interesse gezeigt, da zukünftig sehr von Bedeutung. Aber, das Spiel scheint vorbei zu sein, denn die Türken denken bereits selber über Thorium-Reaktoren nach!

Ich hoffe, dass dieses Beispiel verständlich war. Denn dem IMF ist natürlich auch bewust, dass es den Türken besser gehen würde, wenn sie Ihre ROhstoffe gewinnbringend verkaufen könnten und sie ihre Schulden schnell zurückzahlen würden.Aber will man das?
Anscheinend nciht! Die IMF ist keine Unternehmensberatung. Ganz im Gegenteil!

Es sieht vielmehr so aus,als wolle man aufstrebende Nationen klein halten, ausbeuten und selber die Gewinne einfahren.
Das ist so, als dränge mal jemaden absichtlich in eine finazielle Anhängigkeit, weil man eben genau das hat, was der andere in seiner Not so dringend benötigt. GELD!

Und auf dieser Weise geschiet es mit vielen anderen Nationen auf dieser Welt. Es ist eine Ausbeutung!

:arrow: Gilgamesh
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Au contraire, ich halte Staatsverschuldung im derzeit üblichen Ausmaß und darum auch den IWF für äußerst verderblich.

Es ist aber kein Geheimnis, welchen Einfluß die USA im IWF haben, und deshalb kann man es kaum als Verschwörung, nicht einmal als besonders überraschend empfinden, wenn er für die amerikanische Wirtschaft Vorteile herauszuschlagen sucht. Es obliegt den betroffenen Staaten, den Kreditköder nicht zu schlucken, von Schulden ist ohnehin noch nie jemand reich geworden.

Übrigens glaube ich durchaus, daß die große Masse der IWF-Bediensteten im guten Glauben handelt und keinerlei böse Absichten gegen die Schuldnerländer hegt.

Von der Borgeschichte weiß ich nichts; wenn die Türkei nicht darauf eingegangen ist, kann ich sie nur beglückwünschen. Übrigens hat sie damit nicht gerade die Allmacht des IWF unter Beweis gestellt.
 

Gilgamesh

Erhabener auserwählter Ritter
24. Juni 2003
1.110
Das halte ich für einen Trugschluss. Die IWF sollte sich ihrer Bedeutung bewust werden. Schließlich hat sie die Macht, ganze Volkswirtschaften in den Ruin zu treiben,so geschehen in Südamerika. Die Zeche zahlt am Ende der Normalbürger, dessen Konten und Erspartes eingezogen werden, um die Schulden zu bezahlen! Jeder kennt die Bilder der aufgebrachten Mengen aus den Nachrichten!

Natürlich sollte jeder selber darauf achten, was er da unterschreibt. Aber der IWF sollte auch beratend auftreten, damit ein Land nicht in die Schuldenfalle gerät. Und? Was schlägst Du denn den Ländern vor, die Geld benötigen? Sollen sie Geld drucken und die Inflation antreiben, was der Wirtschaft noch mehr schaden würde? Oder sollen Sie doch einen Pakt mit dem Teufel schließen und trotzdem um Kredit betteln?

Leider existiert keine zweite Organisation, die dem IWF Konkurrenz machen könnte. Da haben wir Privatleute es leichter. Wenn meine Bank mich so über den Tisch ziehen würde, dann könnte ich diese sofort wechseln.

Es gibt aber ein Wort, mit dem man den IWF gut beschreiben kann.
Es sind Kredit-Haie!
Und mit dieser Vorsicht sollte jedes Land bei denen um Kredit betteln!

:arrow: Gilgamesh
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Der Glaube an John Maynard Keynes und das deficit spending kann Volkswirtschaften ruinieren. Schlechtes Wirtschaften kann Volkswirtschaften ruinieren. Das passiert täglich. Die Zeche zahlt natürlich der Normalbürger, weil ein Staat nichts anderes ist als die Summe seiner Bürger. In Südamerika durch Hyperinflation, hier in Deutschland durch exorbitante Steuern, die zum Großteil als Abgaben und "Versicherungsbeiträge" getarnt sind.

Staaten können auf lange Sicht nicht mehr ausgeben, als sie einnehmen. Es ist erschütternd, daß verantwortungslose Regierungen dem Bürger immer noch das Gegenteil vormachen können. Wenn eine Volkswirtschaft nicht genug produziert, dann kann sie sich eben die Kliniken und Schulen, das Militär und die Beamten, die Renten und Pensionen nicht leisten. Mit Krediten ist einem Staat immer nur kurzfristig geholfen, da er seine Kredite nicht wie ein Privatmann investiert, sondern verkonsumiert.

Also: kürzer treten, mit dem auskommen, was man selbst erwirtschaftet. Den komparativen Vorteil nutzen, und langsam zu Kapital kommen. Das ist hart, aber es gibt keinen Königsweg zum Wohlstand.

Es ist doch ein Treppenwitz der Geschichte, daß Chile heute vergleichsweise gut dasteht, weil keiner dem bösen Pinochet Kredite geben wollt.
 

Gilgamesh

Erhabener auserwählter Ritter
24. Juni 2003
1.110
Deine Meinung zur Bundespolitik haben wir gehört, aber wie ist die gleiche zum Thema IWF?

Handelt diese Organisation in Deinen Augen moralisch oder mehr interessenorientiert?

:arrow: Gilgamesh
 

bstaron

Vorsteher und Richter
5. August 2003
760
Ein_Liberaler schrieb:
... Es ist aber kein Geheimnis, welchen Einfluß die USA im IWF haben, und deshalb kann man es kaum als Verschwörung, nicht einmal als besonders überraschend empfinden, wenn er für die amerikanische Wirtschaft Vorteile herauszuschlagen sucht. Es obliegt den betroffenen Staaten, den Kreditköder nicht zu schlucken, von Schulden ist ohnehin noch nie jemand reich geworden..

Übrigens glaube ich durchaus, daß die große Masse der IWF-Bediensteten im guten Glauben handelt und keinerlei böse Absichten gegen die Schuldnerländer hegt.

Tja, dann müßtest Du mal die Artikel von Greg Palast lesen. Dem sind nämlich ganz "zufällig" die internen Papiere vom IWF/Weltbank auf den Schreibtisch geflattert. Heiße Interviews dazu habe ich ja im Buch. Gerade weil alle Staaten deckungsloses Zwangsgeld haben kommt es ja zu dieser Situation das sie Kredite brauchen! Ohne Kredite kann kein Staat überleben und daher kommt die Macht von IWF/Weltbank.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Der ganze IWF ist ein einziger großer Irrtum. Ich für mein Teil glaube, daß er ganz ehrlich die Verbesserung der weltwirtschaftlichen Situation anstrebt, daß ihm das aber mißlingen muß. Selbstverständlich gibt es in dieser Riesenorganisation auch Einzelinteressen, die auf eine Verzerrung des Wettbewerbs hinarbeiten, das ist aber nicht der eigentliche Sinn des IWF.

Unglücklicherweise läßt sich eine Wettbewerbsverzerrung aber viel leichter und effektiver erreichen als Wohlstand durch Überschuldung, der sich nie und nimmer erreichen läßt.

Die Artikel von Herrn Palast finde ich wo?

Ich bestreite, daß alle Staaten Kredite brauchen. Politiker nehmen halt gern welche auf, sie müssen nicht für die Zinsen geradestehen und können dem Volk Geschenke auf dessen eigene Kosten machen. In Nachkriegsdeutschland gab es mal den sogenannten Juliusturm, hübsche staatliche Rücklagen, benannt nach dem Aufbewahrungsort der preußischen Kriegskasse. Auch Norwegen erwirtschaftet meines Wissens Überschüsse oder tat es noch bis vor kurzem.

Deckungsloses Inflationsgeld und Staatsschulden sind die Antwort auf dasselbe Problem, unseriöses Wirtschaften. Wie deckungsloses Geld zu Verschuldung zwingen soll, ist mir nicht ersichtlich.
 

bstaron

Vorsteher und Richter
5. August 2003
760
http://www.gregpalast.com/
Das ist ja fein das Du einen Kreditbedarf bestreitest, es hilft aber nix. Deutschland hat ja auch eine Agentur die den ganzen Tag nichts anderes macht als Kredit aufnehmen. Es gibt nur zwei Antworten auf dieses Verhalten: Ein verfassungsgemäßes Verbot für den Staat Schulden zu machen. Zweitens, endlich durch 100% Gold oder Silber gedecktes Geld.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Besten Dank für den Link, ich werde mich mit Herrn Palast beschäftigen.

Golddeckung ist keine Lösung. Staatsverschuldung ist ein weit älteres Phänomen als Papiergeld, man denke nur an Kaiser Max und die Fuggers.
 

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