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Kleine Gesten im Alltag

Karacho Heinz

Geselle
1. September 2024
21
Ich war heute Lebensmittel einkaufen und musste dann noch schnell in den anliegenden Drogeriemarkt um Pflegeprodukte zu kaufen. An der Kasse vor mir stand ein älterer Herr der ebenfalls ein paar Produkte benötigte. Geschätzt habe ich den Mann auf ca 83 oder 84 Jahre. Wie sich herausstellte hatte der Mann nicht genügend Bargeld dabei und ebenfalls keine Bankkarte, worauf ich der Kassiererin dann ein stilles Zeichen gegeben habe dass ich die kosten übernehme mit dem Zeigefinger an der Lippe, um dem Mann unanehmlichkeiten oder einen erneuten weg zu ersparen.

Der Mann schien sichtlich erleichtert als die Kassiererin im mitteilte dass er seine Waren als bezahlt ansehen könnte. Er bedankte sich bei der Dame und meinte dass es immer schön ist zu sehen dass es doch noch hilfsbereite Menschen gebe. Die Mehrkosten für mich betrugen ca 12 Euro.

Ich mache das hin und wieder weil ich in Zeiten wo man nur krieg und elend und selbstsüchtigkeit von allen seiten entgegen geworfen bekommt, das brauche um mich wenigstens hin und wieder mal besser zu fühlen und für mich ein Gefühl der Zufriedenheit zu haben mit dem Wissen jemand anderem der Unterstützung brauchte geholfen zu haben.

Ob, und was man jetzt hier Diskutieren könnte weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich glaube ich wollte das einfach mal so in den Raum werfen.
 

Zerch

Meister des Tabernakels
10. April 2002
3.694
Ich selbst empfinde es immer als angenehmer wenn ich helfen kann, als daß mir geholfen werden müßte.

-Es ist etwas schönes, wenn man helfen kann, -und je nachdem beklemmend, wenn man es nicht kann, oder gar selbst Hilfe benötigt.
 

Karacho Heinz

Geselle
1. September 2024
21
Das stimmt. In manchen Situationen tut es einem dann schon auch leid wenn man nicht in der Lage ist zu helfen, aber auf der anderen Seite kann man auch nicht für alles und jeden immer da sein. Und man darf natürlich auch nicht die eigene Situation aus den Augen verlieren. Aber ja, es ist sehr angenehm wenn man selbst nicht ganz so gut gelaunt ist oder sonst einen eher mäßigen Tag hatte, wenigstens jemand anderem den Tag weniger Stressvoll zu machen, was einem selbst dann auch wieder die Laune anhebt. Ich hätte mich zb nicht besser gefühlt wenn der alte Mann nochmal nach hause hätte müssen um Geld zu holen nur um dann nochmal in den Drogeriemarkt zu gehen und die dinge dann abzuholen, auch wenn ich dann 12 euro gespart hätte.

Das mit dem Hilfe annehmen sehe ich etwas anders. Natürlich fühlt man sich nicht besonders, wenn man Hilfe von anderen benötigt, aber in dem Moment macht man das ja nicht aus langeweile oder aus Spaß. In dem Moment benötigt man die einfach und dafür sollte man sich nicht irgendwie schlecht oder beklemmt fühlen, finde ich.

Solche gesten im Alltag finde ich persönlich Sinnvoller und auch wichtiger als jetzt zum beispiel etwas zu spenden. Natürlich gibt es Menschen die eventuell auf die Spende angewiesen sind, aber persönlich weiß ich jetzt nie so genau wo das Geld dann am ende ankommt, oder die kleidung oder was man auch immer spendet.

Hier weiß ich der Mensch hat die Produkte benötigt und mein Geld kam somit beim richtigen an.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.292
Ich mache das hin und wieder weil ich in Zeiten wo man nur krieg und elend und selbstsüchtigkeit von allen seiten entgegen geworfen bekommt, das brauche um mich wenigstens hin und wieder mal besser zu fühlen und für mich ein Gefühl der Zufriedenheit zu haben mit dem Wissen jemand anderem der Unterstützung brauchte geholfen zu haben.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
 

Zerch

Meister des Tabernakels
10. April 2002
3.694
Solche gesten im Alltag finde ich persönlich Sinnvoller und auch wichtiger als jetzt zum beispiel etwas zu spenden. Natürlich gibt es Menschen die eventuell auf die Spende angewiesen sind, aber persönlich weiß ich jetzt nie so genau wo das Geld dann am ende ankommt, oder die kleidung oder was man auch immer spendet.

Hier weiß ich der Mensch hat die Produkte benötigt und mein Geld kam somit beim richtigen an.
Exakt, und die Gefahr daß eine Hilfsorganisation korrupt ist, ist leider immer gegeben. In der Regel gibt es im eigenem Umfeld genügend hilfsbedürfige Menschen, und somit immer wieder Gelegenheiten wo direkt ausgeholfen werden kann, sofern man im jeweiligen Momentum auch dazu befähigt ist.
 

Karacho Heinz

Geselle
1. September 2024
21
Exakt, und die Gefahr daß eine Hilfsorganisation korrupt ist, ist leider immer gegeben. In der Regel gibt es im eigenem Umfeld genügend hilfsbedürfige Menschen, und somit immer wieder Gelegenheiten wo direkt ausgeholfen werden kann, sofern man im jeweiligen Momentum auch dazu befähigt ist.
Da habe ich jetzt so nichtmal die Hilfsorganisationen selber im Verdacht. Natürlich gibt es auch da schwarze schafe, aber das hauptding für mich ist halt dass die spenden ja irgendwie am gewünschten ort ankommen müssen, und das geht halt meistens über eine kette von Banken, Logistikunternehmen, kurieren, Zoll etc. und ich denke eine Hilfsorganisation wird da jetzt nicht alles und jeden im Blick haben können ob, und wenn ja wo da eine undichte oder korrupte stelle oder person ist.

Aber natürlich hast du mit dem Punkt auch nicht unrecht.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.292
Exakt, und die Gefahr daß eine Hilfsorganisation korrupt ist, ist leider immer gegeben. In der Regel gibt es im eigenem Umfeld genügend hilfsbedürfige Menschen, und somit immer wieder Gelegenheiten wo direkt ausgeholfen werden kann, sofern man im jeweiligen Momentum auch dazu befähigt ist.

Seit der Zeit, in der ich über Jahre selbst für eine (kleine) Hilfsorganisation praktisch gearbeitet habe, habe ich mir über viele Aspekte der sozialen Hilfe eine andere Meinung gebildet.

Ich persönlich habe mehr oder weniger über Jahre Vollzeit ehrenamtlich gearbeitet, was nach unseren sozial-ökonomischen gesellschaftlichen Strukturen eigentlich nicht möglich ist. Genauso unmöglich wäre es dieser kleinen, aber unabhängigen NGO gewesen, allein nur die notwendigste Arbeit sozialversichert zu bezahlen.
Bei Organisationen, die dies tun, geht ein großer Teil der Spenden dafür drauf, die Mitarbeiter und den Aufwand zu bezahlen, aber das würde ich nicht korrupt nennen. In der Praxis stellt man vielmehr fest, dass man solche Tätigkeiten nur mit (zu bezahlenden) Vollzeitkräften realisiert bekommt, denn auch mit einem Haufen selbst motivierter Ehrenamtler am Feierabend und/oder am WE gehen viele notwendige Projekte dann eben auch nicht.

Das Segment gutgemeinter Sachspenden ist eine andere Baustelle. Oft genug und mit der Zeit offenbart sich da einem als Akteur eine ziemliche Diskrepanz zwischen dem, was die Menschen "spenden" wollen und dem, was die Bedürftigen wirklich oder am dringensten brauchen. Im Bereich der Kleiderspenden ist dieses Missverhältnis geradezu extrem - bis hin zur völligen Undurchführbarkeit irgendeiner Form der Kleiderspende.
In der Summe zeichnet sich schließlich ein Bild eines Spenders ab, der im Grunde nur unkompliziert seinen Müll loswerden will ... um sich gleichzeitig als edler Philanthrop innerlich auf die Schulter zu klopfen.

In der Praxis kommt man als Akteur gar nicht darum herum, mit einer gewissen Verlogenheit zu agieren, um wenigstens indirekt den wirklichen Zielen dienen zu können. Denn allein aus psychologischen Gründen heraus kann man - gutgemeinte, aber letztlich naive und ungeeignete - Spenden nicht wirklich ablehnen. Man sieht sich nicht in der Lage, die wirklichen Zusammenhänge kurz und bündig erklären zu können, oft genug wird es auch nicht verstanden: Weil die Spender es nicht verstehen wollen, denn ihr Bild von Armut ist romantisiert und sie handeln emotional.
Also macht man eine gute Miene zu einem bösen Spiel, sagt artig Danke ... und hintenherum entsorgt man das ungeeignete Material (Reisswolf, Tierfutter, Müll).
 

William Morris

Meister des Tabernakels
4. Mai 2015
3.710
Ich bin selbst seit vielen Jahren ehrenamtlich im Kulturbereich aktiv und es ist eben so, man hat kaum Zeit sich um Sponsoring zu kümmern oder generell Termine wahrzunehmen oder schlicht zu netzwerken. Das passiert alles, wenn du deiner Arbeit nachgehst. Und die Professionellen verstehen dann teilweise überhaupt nicht, das man an einem Dienstag um 10 Uhr schlicht keine Zeit hat. Wir organisieren die Veranstaltungen, die wir stemmen können und damit hat es sich dann auch. Gibt dann auch immer mal Besucher, die fragen, warum wir nicht mehr machen. Ja, Scheiße, ich bin 60 Jahre alt und stehe am Samstagabend bei irgendeinem Konzert insgesamt bis zu 12 Stunden in der Verantwortung. Freiwillig. Ich mache es ja auch gerne, aber etwas Privatleben habe ich dann trotzdem noch ganz gern.
 

Vercingetorix

Prinz von Jerusalem
22. Juli 2018
2.338
Geht mir sehr ähnlich wie @William Morris
Eine Sache ist eine Art Armenspeisung, da helfe ich sporadisch mit. Vor allem gibt es da ein Weihnachtsessen für Obdachlose und weniger gut betuchte, welches von unseren FM Logen hier vor Ort organisiert wird. Das ist immer ein schöner Anlass und dort helfe ich gerne. Aber mit Familie und Beruf bin ich ausgelastet genug.
Daneben spenden wir als Familie Regelmässig für die Stiftung Theodora: https://theodora.ch/de/
Die Stiftung kümmert sich einfach gesagt darum, dass es Kindern in Krankenhäusern etwas besser geht. Ich finde das wichtig.

Unsere Mission​


Die Stiftung Theodora wurde im Jahr 1993 mit einem Ziel gegründet: Kindern in Spitälern und Institutionen für Kinder mit Behinderung Lachen, Freude und wertvolle Momente der Abwechslung zu schenken. Die Stiftung organisiert und finanziert jede Woche den Besuch von professionellen Künstlern – den Traumdoktoren – in Spitälern und spezialisierten Institutionen.
 

Bella Varia

Vollkommener Meister
30. Juli 2023
506
Wie sich herausstellte hatte der Mann nicht genügend Bargeld dabei und ebenfalls keine Bankkarte, worauf ich der Kassiererin dann ein stilles Zeichen gegeben habe dass ich die kosten übernehme mit dem Zeigefinger an der Lippe, um dem Mann unanehmlichkeiten oder einen erneuten weg zu ersparen.

Kann ich mir gar nicht so recht vorstellen, aber naja, was es nicht alles gibt? Ich hab' ich an der Kasse nie so ein Glück, denn ich sage erschrocken, höre ich den Preis, mit so viel ja gar nicht gerechnet zu haben für die paar Waren, könnte da man nicht ausnahmsweise mal ein Auge zudrücken? Nein, wird nie gemacht! Dann biete ich an, ich könnte ja singen. Nein, will die Kassiererin auch nicht. Dann schmolle ich und drohe dann, das dem Chef zu sagen, doch die Kassiererinnen fangen nur zu schmunzeln an, deshalb werde ich dann noch bedrohlicher und sage, ich kenne den, ich weiß genau, wie der ist, wenn der kommt, geht's los! Der kommt dann auch und sagt erfreut, was, die lässt sich auf nichts ein? Die ist gut die Frau, die Frau brauchen wir, bekommt zur Belohnung besonderen Kündigungsschutz.o_O
 
Zuletzt bearbeitet:

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.292
Eine Sache ist eine Art Armenspeisung, da helfe ich sporadisch mit.

Ich habe 365 Tage / Jahr Armenspeisung gemacht (natürlich nicht ich allein, und natürlich nicht ich 365 Tage), drei Jahre lang, Mittags: Suppe, Hauptgang, Dessert. Ggf. einen anderen Hauptgang für Muslime, es wurde serviert. Später kam eine weitere Veranstaltung ausschließlich für Rentner hinzu.
Anfangs war ich dort einfach nur Koch, später der Küchenchef.
Der Templerorden holte auch übrig gebliebene Lebensmittel aus dem (Groß-)Handel ab und einmal die Woche gab es eine Verteilung von Lebensmittel für Bedürftige. Das Mittagessen kochten wir aus den aussortierten Lebensmitteln.

Die Verteilung wurde mehr oder weniger allein von Ehrenamtlern durchgeführt, die nur für den einen Tag kamen: Empfänger von ALGII, Rentner. Aber auch sie sollten von der Arbeit profitieren - ich sah das jedenfalls so. Solange es in einem nachvollziehbaren Rahmen war, durften sie für sich Lebensmittel oder auch Kleidung mitnehmen. Sie gehörten ohnehin zur Gruppe der Empfänger, nur hatten sie die erste Wahl und mussten sich dann eben nicht in die Schlangen einreihen. Da unter unseren Lieferanten auch ein Händler für die gehobene Gastronomie war, gab ich ihnen oft Feinkostwaren: Zu kleiner Umfang für die Masse, falscher Artikel für dieses Klientel.

Eine solche Küche kann man nicht mit "Ehrenamtlern" stemmen.
Formal bestand die Brigade zwar aus Ehrenamtlern (Empfänger von ALGII). Das Problem bestand darin, dass es für dieses System der Arbeit letztlich keinen arbeitsrechtlichen Rahmen gibt. Denn ein Empfänger von ALGII muss grundsätzlich arbeitsfähig und -willig sein, arbeitssuchend und ggf. an Maßnahmen teilnehmen.
De facto ließen uns die Behörden aber weitestgehend in Ruhe, solange wir unsere Tätigkeit belegen konnten. Wir argumnetierten dahingehend, dass wir nur auf diese Weise den Vollzeitbetrieb aufrecht erhalten können. Und wenn wir - als die einzige Einrichtung dieser Art (und die Beste), mit den meisten Gästen, an allen Feiertagen - wegfielen ... dann würden diese Menschen ganz andere Probleme schaffen, die die Gesellschaft erheblich mehr Geld (und nicht nur Geld) kosten würde. Oder die Stadt selbst müsste ein vergleichbares Angebot schaffen (macht das doch, dann könnt ihr gleich uns einstellen).

Ergänzend kamen Mitarbeiter hinzu, die straffällig geworden waren, und ihre Strafe abarbeiteten.
Nicht unbedingt die einfachsten Mitarbeiter, wie man sich denken kann. Dennoch lief das erstaunlich reibungsfrei. Ich sehe mich nicht als autoritären Menschen, ließ die Leute in Ruhe und ihnen auch ihre Freiheiten - und sie arbeiteten dann auch ordentlich, nicht selten schließlich sogar engagiert. Wir haben sie nie nach ihrer Straftat gefragt, wenn sie anfingen: Denn wenn sie nach ein paar Tagen Vertrauen gefasst haben, dann erzählen sie es dir von sich selbst aus, und das ist viel besser. Ich habe mir immer die Zeit genommen, dann auch zuzuhören, und dann erzählen sie dir einmal ihre Geschichte, und dann ist es auch gut. Manchmal erzählen sie dir auch Dinge, die mit ihrer Straftat nichts zu tun haben (Kindheit, Misshandlung), das ist natürlich schwer zu ertragen. Man gewinnt mit der Zeit aber auch ein anderes Bild gegenüber dem Menschen als solchen. Es zeichnet sich z.B. ab, dass es bei Drogenabhängigen de facto immer eine Vorgeschichte teils übelster Misshandlung in der Kindheit gibt (= es reicht nicht, ein Kind andauernd zu verprügeln. Der Folterer macht einen Knoten in ein Handtuch, um das Kind damit zu verprügeln).

Auch die Gäste waren nicht gerade einfach, auch wenn die größte Gruppe an sich ganz ordentliche Leute waren. Wir versuchten, die Menschen nicht in Schubladen einzuteilen, allerdings taten sie das oft selbst (indem sie immer die jeweiligen Tische wählten o.ä.).
Wir waren bestrebt, eine einfache Ordnung aufrecht zu erhalten, allein schon, um dem gewünschten Format "Klosterküche", "kösterliche Gastlichkeit" Genüge zu tun. Mit der Zeit führt dies zu gewissen Abläufen und ggf. auch Maßnahmen, denn die Gäste verhalten sich nicht immer so. Sie entsprechen einfach auch nicht dem romantischem Bild des "dankbaren Armen", der auf den Gemälden an den Wänden des Gastraums gezeigt wurde. Dennoch sind sie arm, und man muss seine eigenen Vorstellungen von Armut einfach modernisieren.
Wir erwarteten keine Dankbarkeit, schon gar nicht Demut. Vielmehr erwarteten wir Höflichkeit und Respekt: Vor den Mitarbeitern, vor dem Haus, vor der Organisation, vor der Religion. Es wurde nicht missioniert und es wurden auch keine Andachten gehalten, im Gegenzug erwarteten wir ein Verhalten, wie es auch in einer einfachen Gastwirtschaft üblich wäre - und im Grunde waren wir das ja auch.

Man muss aufpassen, dass man mit der Zeit nicht zu einem unerträglichen Grantler wird, der dann bei jedem kleinen Fehlverhalten gleich hochgeht wie eine Rakete. Genauso muss man immer das Individuum sehen wollen und vermeiden, in ein Denken aus "ihr" und "wir" zu verfallen. Das bedeutet, das eigene Verhalten und letztlich auch sich selbst praktisch täglich in Frage zu stellen, ggf. neu zu bewerten. Keine in Stein gemeisselten Regeln aufzustellen oder diese wenigstens auf das absolute Minimum zu begrenzen.
Vielleicht kann man das alles ohnehin nur tun, wenn man selbst jemand in sozialen Schwierigkeiten ist oder war, denn nur dann bringt man das nötige Verständnis für diese Menschen auf. Andererseits darf man die Not dieser Menschen auch nicht zu nah an sich heranlassen, denn dann ziehen sie dich in ihren Sumpf. Man hat eben in einer Großstadt wie München auch mit einem gewissen gesellschaftlichen Bodensatz zu tun, einer Melange aus Obdachlosigkeit, Kriminalität, Alkoholismus, Drogensucht und Verwahrlosung.

Das alles ist schwer, viel schwerer als die händische Arbeit als solche oder deren Organisation. Ich habe es drei Jahre lang gemacht, dann kam Corona und mein Leben nahm eine andere und bürgerliche Wendung. Wäre Corona nicht gekommen, dann würde ich vielleicht noch heute unter den o.g. Bedingungen für den Templerorden arbeiten und ich kann nicht sagen, dass ich in dieser Zeit schlecht gelebt hätte. Hinzu kam eine enorme gesellschaftliche Anerkennung meiner Tätigkeit, und dies durch alle gesellschaftlichen Schichten.

Rückblickend stelle ich aber auch fest: Einen solchen Job kann man nur wenige Jahre machen oder sollte dies nur wenige Jahre tun. Denn sonst wird man mit der Zeit zu einem unerträglichen Küchenbullen, einer menschlichen Bulldogge, die nicht einmal mehr bellt, sondern nur noch knurrt.
 

Karacho Heinz

Geselle
1. September 2024
21
Es ist sehr schön zu lesen dass sich doch einige ebenfalls um ihre Mitmenschen bemühen. Ein Ehrenamt hatte ich mir auch schon überlegt, nur leider hab ich für so etwas nicht die Zeit und auch nicht die kraft sonst würde ich mich sicherlich auch in so etwas engagieren.

Ich bin jetzt leider für die nächsten Wochen weg. Bei mir wurde eine Anämie diagnostiziert und da muss ich nach schauen lassen.
 

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