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Konsens oder Konflikt?

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Konsens oder Konflikt?

"Man könnte diesen Prozess auch auf gesellschaftl. Prozess anwenden"(rola)
Mach mal! Oder wars das schon mit dem Kosovo-Beispiel?
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

:gruebel: Nichtbewältigte innere Widersprüche führen oft zur Systemzerstörung, so beim Untergang der DDR. Auch bei Verheißungsidelogien und - religionen (Christentum) kann man so einen Dreiklang der "Negation der Negation" finden:
1) das goldene Zeitalter (Marxismus: Urgesellschaft, Christentum: Paradies) = "These"
2) die Negation, (Klassengesellschaften bzw. das irdische Jammertal) = "Antithese"
3) die Verheißung (Kommunismus bzw. Himmelreich) = "Negation der Negation", wie 1), nur "Höherwertiger" (auch "Sythese" genannt)

Wem die "Verheißung" nicht zusagt oder zu spät kommt (das Leben ist nur endlich), muss im Hier und Jetzt das Beste draus machen. Ich denke, da wäre dein praktischer Ratgeber "Tao für jeden Tag ganz gut.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Konsens oder Konflikt?

@rola

.."Tao für jeden Tag"..

Du hast es gemerkt - klasse - das wollte ich erreichen!

Viele Mitmenschen leben nach dem Motto:
"barfuß oder Lackschuh" noch schlimmer sind die "nach mir die Sintflut" Verfechter.

Das unser Leben ein Aeon ist oder besser in einem nicht messbaren Zustand
abspielt - diese Tatsache teile ich mit Dir - das Tao kenne ich mehr aus einem
anderem Lebensbereich - Ich denke mal Du weißt was ich meine, hat auch mit
"Leben" zu tun.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

1. Die alten Klassenkonflikte Bourgeoisie-Proletariat existieren heute so extrem nicht mehr. Nur wenige schreien nach der Vergesellschaftung der Produktionsmitteln oder von Schlüsselindustrien. Heute tritt dieser Konflikt als Gegensatz "Arm-Reich" auf. Reiche besitzen ein großes Vermögen, dass durch Erbschaft oder eigene Arbeit entstanden ist. Im ersten Fall greift nur eine geringe Erbschaftssteuer (aufgrund Doppelbesteuerung keine Vermögenssteuer), im zweiten Fall die Steuerprogression oder die Reichensteuer.
Korrektiv ist der Staat, er verteilt durch die Steuer (Einnahmenseite) und Sozialpolitik (Ausgabenseite) um.
Der Staat ist Korrektiv, er darf die "Armen" nicht vernachlässigen, sonst ensteht sozialer Unfriede. Er darf die Reichen aber auch übermäßig schröpfen, sofern sie wirtschaftliche Leistungsträger sind. Sonst fehlen die Leistungsanreize.

2. Auch ein Individuum selbst, es ist nicht per se "gut" öder "böse", es hat immer beide Eigenschaften. Das Lebensumfeld ist entscheidend. Elternhaus, Schule, das gesellschaftliche Umfeld (Arbeit fördert in der Regel die Persönlichkeitsentwicklung, sofern sie existiert und zumutbar ist). Das heisst: Das Sein, sein soziales Umfeld bestimmt das Bewusstsein eines Menschen. Man kann auch einen "Wolf" im Menschen zähmen, falls die Bedingungen stimmen. Falls die Bedingungen nicht mehr stimmen, können die negativen Eigenschaften eines Menschen wieder voll ausbrechen, bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Wie etwa beim Völkermord im bosnischen Srebrenica.
Oder: Haben wir erst jemanden, der sinnbildlich "vorwiegend Engel, aber auch ein wenig Teufel" war, kann sich verändern in einen "Teufel, der aber immer noch ein wenig Engel ist". Eventuell situativ.

Alles kostet in der Regel Geld (Bildung) oder Zuwendung, Liebe, Beachtung. (im Elternhaus, im Altersheim, der Arbeitslose will eine Aufgabe im Leben). Konsens hat immer einen Preis. Kippen irgendwelche Bedingungen oder stagnieren, dann entsteht Konfliktpotential. Stagnation wird oft als Rückschritt verstanden. So ist das vielleicht heute in der Bundesrepublik.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

Widersprüche in der Gesellschaft, Widersprüche im Individuum selbst ... Darauf zielte der letzte Beitrag. Es gibt viele Rufer in der Wüste, Propheten des Guten und Unheilverkünder. Die einen sehen den Menschen in zu idealistischer Weise grundsätzlich als "gut" an, die anderen sehen die Welt bereits als verloren an.
Oft ist ein Wollen da, doch es fehlen geeignete Mittel, das "Gute" im Menschen zu befördern und das Schlechte zu unterdrücken. Wobei hier auch die Dialektik greift: Wenn das vermeintlich "Gute" wie im Realsozialismus zum Dogma erhoben wird, wird es zur Ideologie. Idelogien leben vom Rausch, doch der Rausch verpfliegt im Alltäglichen, spätestens nach 2-3 Generationen. Dogmen pflegen ein Feindbild und man braucht dann Restriktionsmittel, um sein Dogma durchzusetzen. Wenn man als Mensch das "Gute" will und das "Böse" erreicht, resigniert man leicht wie mancher sozialistische Idealisten.
Es gibt auch den Faustus bei Goethe, der das Gute will und sich des Bösen (Mephisto) bedient, ihm ist es gelungen, in tätiger Manier als Deichbauer. Doch dieses Motto kann entarten. Mit dem Spruch "Der Zweck heiligt die Mittel" kann man jede Untat begründen. Und auch manipulierbare Menschen für seine Zwecke einspannen.

Doch egal, ob es sich um Verbrecher mit falschen Wertesystem, Manipulateure mit falschen Macht-Zielen oder den normalen "Menschen" handelt, der auch gerne seine häusliche Idylle, die Familie priorisiert und gerne Geldgeschenke "mitnimmt"[SUP]1[/SUP] und dabei auch ein wenig den Staat ausnutzt, der selber wieder mit z.T. falschen finanziellen Anreizen das Wahlvolk besänftigen will zu Lasten der Kinder und Kinderkinder. .... Der wahre Charakter eines Menschen (auch eines Staates) zeigt sich darin, wie er in der Krise funktioniert. Hat er Strategien zur Konfliktvermeidung oder -bekämpfung. Da lob ich mir den Taoismus mit seinen Ansatz der Mäßigung der Begierden, der Leidenschaften und Triebe, hier Jos - Der moderne taoistische Weise:
Der Weise ist ein Mensch des Friedens. Und doch birgt er in sich die wunderbaren Eigenschaften eines Kriegers.
Er verabscheut Waffen. Er hasst Kriegsführung. Der große Krieger ist für ihn jener, der Konflikt vermieden hat und nie hat Gewalt anwenden müssen. Als ein Krieger hat er die Kunst gelernt, seinen Gegner ohne Demütigung zu unterwerfen.

Er hat den Mut von jemandem, der sich überwunden hat. Er hält weder am Leben nicht fest, noch er wird durch seine eigenen Leidenschaften getrieben. Der Tod schüchtert ihn nicht ein. Er ist imstande, sich den unmöglichsten Hindernissen zu stellen und den schlimmsten Gegnern würdig und mutig zu begegnen.

Er ist kein Pazifist. Wenn er keine andere Möglichkeit sieht, wird er geschickt und leidenschaftslos kämpfen. Doch er wird sich nicht am Sieg erfreuen, denn er betrachtet Siegerparaden als blutrünstigen Jubel nichtwissender Metzger. Ebensowenig fürchtet er die Niederlage: sie ist kein Stachel der Demütigung für jemanden, der nur ein sehr kleines Ego hat, das verletzt werden kann.
Fußnote 1: In Deutschland gerne - sehr profan - bei steuerlichen Hilfen (früher Eigenheimzulage, heute Wohnriester, früher Sonderabschreibung Ost bei Ostimmobilien). Wenn ein Gut kostenlos oder fast kostenlos ist, wird es verschwendet. In der DDR hat man (privat) Brot an die Schweine verfüttert, weil es billiger als Futter war. ....
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

Passt auch irgendwie zum Thema: „Dialektisches Denken hinsichtlich privater Lebensführung“: Der Börsianer kennt das antizyklischen Verhalten bei Boom (Hausse) - und Baisse-Phasen. Für den privaten Bereich könnte man vom „inversen Denken“ sprechen, nämlich in schwierigen Lebensphasen an die guten Dinge denken, bei guten Lebensphasen die schlechten auch im Hinterkopf haben. Dazu mal eine kleine Anekdote:
Till Eulenspiegel wandert über die Berge
... Einmal war Till mit einer Gruppe von Pilgern unterwegs. Sie waren auf der Reise nach Rom, um dort den Papst zu sehen und die berühmte Peterskirche. Als sie nun über die Alpen wanderten, geschah etwas Sonderbares. Immer, wenn es steil bergauf ging und alle schnauften und stöhnten und sich Schritt für Schritt abmühten, sprang Till singend und lachend die Anhöhe hinauf, als könnte ihm gar nichts Besseres geschehen. Wenn es aber bergab ging und alle leichten Schrittes abwärts liefen und sich vom Aufstieg erholten, schimpfte und stolperte Till mißmutig hintendrein, und dabei machte er ein Gesicht, als wäre ihm das Hinuntergehen die größte Qual.
"Aber, Meister Till", sagte schließlich einer der Pilger, "ich verstehe Euch nicht. Bergauf, wo es am schwierigsten geht, seid Ihr vergnügt und gutgelaunt. Bergab aber, wenn es uns allen leichter fällt, seid Ihr mürrisch und verärgert. Wie kommt das?"
"Das ist ganz einfach," sagte Till. "Gehe ich bergauf, dann freue ich mich schon auf die wunderbare Aussicht von oben und auf die kurze Rast. Außerdem sehe ich von oben, ob dies der letzte Berg auf unserem Weg ist, oder ob noch ein anderer kommt. Gehe ich aber den Berg hinunter, sehe ich nur das tiefe Tal, in das ich hinein muß und den nächsten Berg, der noch vor mir liegt. Wie sollte ich mich da freuen?"
Sie wanderten noch viele Tage und Wochen. Unglücklich stapfte Till den einen Berg hinunter, und fröhlich lief er den anderen hinauf. Erst als Till von der letzten Anhöhe aus die Stadt Rom vor sich liegen sah, lief er jubelnd auch den Berg hinunter.
Schppenstedtdie Geburtsstadt von Till Eulenspiegel
Man könnte auch anders sagen: Immer das Endziel im Kopf haben, sich bei kritischen Zwischenetappen aber weder entmutigen noch bei kleinen Erfolgen euphorisieren lassen. Das führt zu einer Art Dämpfungseffekt von übermäßigen Emotionen, die immer Feind des "ratio" sind.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

"Gott" ist AUCH der Grausame des alten Testaments, der gerne recht fragwürdige Treue-Prüfungen gemacht hat. Gott schaut auch gerne mal weg bei Verbrechen. Ich halte es mehr mit den Taoisten, dem Wechselspiel zwischen verschiedenen Prinzipien "Yin" und "Yang", " Weichen" und "Harten", "Weiblichen" und "Männlichen". Auch "Gut" und "Böse".
Vielleicht ist "Gott" dieses "Gut-Böse-Prinzip" in einem, aber als ein Prinzip (nicht personifiziert!). - Dieses Denken kann man dann aber nicht mehr als gläubig bezeichnen, ich bin dialektischer Materialist.
 

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