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kunst für's volk?! für die kunst!

sublogix

Geselle
5. Januar 2003
12
Mich tät da mal was interessieren:
Inwiefern ist nötig, möglich und 'nuetzlich', die Kunst populaer zu machen, sie oeffentlich werden zu lassen? Oder besser gesagt - ist es so, dass stets eine kleine Gruppe von Menschen 'Zugang' zu diesen Dingen hat (obschon ich denke, dass die Leute in den schwarzen Klamotten weitaus weniger Zugang haben als sie denken), jedoch das 'gemeine Volk' dem ganzen Gedoens Desinteresse und Unverstaendnis entgegenbringt?

Eine kleine Aufklaerung ueber das Dasein des Kuenstlers an sich:
In erster Linie erlernt man ein Handwerk, Techniken der verschiedenen Bereiche, Malerei, Fotografie, Audio-Visuell, was auch immer. Das Medium ist frei waehlbar, eine Entscheidung von Herzen, ein Kick, wenn man Spuert, wow---das mach ich 24 Stunden mit allen Konsequenzen, lege alle meine Leidenschaft, in das was ich tue. Demnach eignet man sich also nach und nach auch das Wissen um sein Ding an.
Die Arbeit wird dadurch zu einer Art Meditation, Gedanken schweifen, Fragen stellen sich, werden beantwortet oder nicht und laesst man sich wirklich fallen, schafft man es, ein wenig dieser Gedanken und Energien in die Arbeit einfliessen zu lassen.

Damit das Ganze nicht zu einem totalen Ego-Trip wird muss man hoellisch aufpassen, nicht didaktisch zu werden, das heisst der Betrachter muss seinen ganz eigenen Raum in dem entdecken, was man da kreiert hat. So funktioniert Musik auch, ein viel direkteres Medium, wie ich finde.
Es hat eine Menge mit Entscheidungen, Wahrnehmung und Grenzgaengen zu tun, und so stellt sich mir dann die Frage wieso die Leute nicht bereit sind sind auch ein paar Fragen zu stellen.

Betrachtet man etwas das 'Kunst' ist und faellt ein Urteil, ein Simples 'schoen' oder 'nicht schoen', geht dann einen schritt weiter und fragt sich dann 'warum eigentlich?' so kann man anfangen, seine Gedanken laufen zu lassen und nimmt in diesem Moment schon ein kleines Stueckchen mehr von sich und der Welt als vorher wahr und oeffnet sich ganz anderen Dingen, die gar nichts mehr mit Kunst zu tun haben.

Warum ist es so schwierig, den meisten Menschen klar zu machen, dass es nicht um elitaeres Dahergeschwafel geht, sondern um einfach das Zulassen eines Gefuehls oder Gedankens.

Wie seht ihr das? Jemand der das kennt?
 

der_sAlzige

Geheimer Meister
14. April 2002
193
Frag einen Künstler.
Ein richtiger Künstler geht seiner Tätigkeit nach, weil er in ihr aufblühen kann. Er erlebt eine gewisse Erfüllung. Ihm geht es ganz sicher nicht um die Popularität. Wenn er mit seiner Lieblingsbeschäftigung noch Geld verdienen kann umso besser, aber primär spielt ein anderer Gedanke.
Von der Seite des Künstlers ist es demzufolge nicht nötig, seine Werke öffentlich zu machen.
Du hast sicher auch schon erlebt wie gut es tut, etwas zu schaffen, das dir gefällt, danach fällt man in Zufriedenheit/Ausgeglichenheit. In dem Moment ist es einfach herrlich. :p
Was die anderen darüber denken ist nicht wichtig, den es zählt der ganze Prozess... (Erlebnis)
(damn, ich kann es einfach nicht beschreiben...)

Gruss
der_sAlzige
 

DarkEldar

Geheimer Meister
1. Juni 2002
176
Fragt einen Künstler?
Ich bin noch Kunststudent, und ich wage es noch nicht mich Künstler zu nennen.. aber heute im Atelier hatte ich ein Gespräch, in dem es um ähnliches ging..
Man kann ein Bild nicht wirklich mit "schön" oder "nicht schön" beurteilen.. höchstens für sich persönlich, aber nicht im allgemeinen. Ich kam heute zu dem Schluss, das jedes Bild eine seelische Peepshow ist.... jedes Bild drückt etwas bestimmtes aus, eine Geschichte, einen besonderen Augenblick, eine Stimmung, oder schlicht und einfach ein Gefühl..
Mit einem Bild prästentiert der Maler sein Innerstes, er macht es zugänglich, für jeden der die Sprache der Farben und Formen versteht.
Auf diese Weise kommuniziert der Schöpfer des Bildes mit dem Betrachter, er erzählt in dem Bild eine Geschichte, umschreibt einem Augenblick oder bannt ein Gefühl oder eine Stimmung auf den Malgrund. Jeder der diese Art der Sprache versteht, erfährt in einem Bild mehr über den Schöpfer, als jedes Wort über sich das er schreibt oder sagt.

Elitäres Gebrabbel von der Presse oder auch Kennern spielen dabei keine sonderliche Rolle.. die meisten unterwerfen sich Trends und Moden und urteilen danach. Ein wahrer Künstler sollte eigentlich weit über Kritik und Lob stehen. Man kann Kritik natürlich auch als eine Verbesserung ansehen und sich nach ihr richten, doch dann beugt man sich in den meisten Fällen den Trends und Moden. Auch kann man Lob dankbar annehmen, aber dies kann natürlich zu arroganz zuführen und man fängt an abzuheben.

Es gibt nur einen Punkt, ab dem man sich wirklich anfangen sollte Gedanken zu machen. Und zwar, wenn einem "inhaltslosigkeit" vorgeworfen wird. Wenn ein Bild nicht vermittelt, sondern einfach nur da ist, um schön auszusehen, dann hatm eine keine Kunst geschaffen, sondern Dekoration.

Mit dem was "der_sAlzige" sagt, hat er recht. Für einen Maler ist eigentlich nie das Ergebnis das wichtigste, sondern das arbeiten an sich. Sozusagen ist der Weg das Ziel. Ausserdem lernt man dadruch eine ganze Menge über sich selbst, seine Wahrnehmung, seine Umsetzung und vor allem über seine Gedanken, Gefühle und Assoziationen. Man neigt fast dazu zu sagen, das malen eine Art "Gott spielen" sein könnte, aber allerdings in ganz ganz kleinen Maßstäbchen.

Aber um auf die primäre Frage zurückzukommen (oder überhaupt drauf zu kommen *g*), inwiefern dies möglich und/oder es nützlich sei Kunst auszustellen, finde ich, das der Künstler auf diese Weise sich eben ausdrücken will und daran andere teilhaben lässt. Es gibt viele Künstler die durch ihre Bilder bedeutene Vorgänge in Gang gestzt haben. Lautrec Toulose, Salvador Dali, Monet, Gustav Klimt, Picasso, Kadinsky, Paul Klee, Egon Schiele, usw. (ich hoffe ich hab se alle richtig geschrieben).. all diese Künstler haben Bewegnungen ausgelöst, bzw. waren daran beteiligt und hat so zu unserem heutigen Kunstverständnis geführt und prägt auch strak unseren Alltag. Zum Beispiel das Bauhaus, auf dem sich ein Großteil der Moderen Architektur und Kunst basiert... wie würden die Städte dieser Welt ohne sie wohl aussehn? Wer ist nicht faziniert wenn er das Lächeln der Mona Lisa betrachtet, wer ist nicht verwundert wenn er die seltsamen Figuren von Rodin sieht, wer bleibt ungerührt von Picassos Guernica?

Jede Art der Kunst ist letztendlich auch nur eine Ausdrucksform. Man kann sich ein paar Mohnblumen ins Wohnzimmer hängen, oder man kann in eine Ausstellung gehen und sich dort in die Gedanken (oder Gefühle) des Künstlers vertiefen und darüber nachsinnen und vielleicht etwas in Gang setzten, das die Welt verändern wird (im positivsten Sinne)

so long
~*~ DarkEldar
 

Rosskeule

Vorsteher und Richter
7. Oktober 2002
750
Ich glaube, wer sich da hinstellt und ist "Künstler" weil er "Kunst" macht, ist es schon nicht mehr. Es ist ein Begriff, der von Außen an die Sache selbst geklebt wurde, irgendwann im Übergang vom Handwerk zur Kunst. Ich denke dabei nicht nur an die Malerei. Es ist schließlich alles aus einem bezahlten Handwerk heraus entstanden. Maler, Komponisten, Bildhauer waren nicht mehr als Handwerker, die Auftragsarbeit erledigten, zunächst religiöse, später auch weltliche. Vielleicht kann DarkEldar das ja aus dem trockenen Teil seines Studiums bestätigen, und wenn ja, kann er mir ja mal verraten, wann die Kunst zur Kunst wurde.
Ich frage mich nur, wann (und vor allen Dingen wo!) hört dieser Prozess auf. Nachdem nun auch mein Friseur (ähm: Hairstylist!) oder jeder Koch, der dem Pommesbudenetablissement entwachsen ist, auf dem Wege sind, Künstler zu werden, inflationiert der Begriff "Kunst" für mich auch schon durch so absolut künstlerische Aktionen, wie dem Abwurf einer toten Kuh über Berlin (wenn ich mich recht erinnere).

Also mehr Publizität braucht die Kunst wirklich nicht.

Warum ist es so schwierig, den meisten Menschen klar zu machen, dass es nicht um elitäres Dahergeschwafel geht, sondern um einfach das Zulassen eines Gefühls oder Gedankens.

Ist es das wirklich? Wenn die noch so kunstuninteressierte Metzgersgattin aus Wuppertal im Kölner Dom steht, gibt es für sie keine Diskussion, ob es über diese oder jene Plastik "elitäres Dahergeschwafel" gibt. "Datt‘is Kunst. Feddich!" Wenn sie dann ein paar Straßen weiter geht und beim teuersten Coiffeur der Stadt feststellt, dass man sich die Locken auch für 250 Euro aufdrehen lassen kann, weil's ja ein Künstler unter den Figaros macht, dann schüttelt sie nur mit dem Kopf - ohne damit die tatsächliche Leistung des Friseurs anzuzweifeln. Wenn sie dann noch ein wenig weitergeht und an der Auslage einer Galerie stehen bleibt, wo in grellen Farben eine Leinwand bemalt ist, die genauso oder ähnlich hätte entstehen können, weil ihre Katze durch eine Farbpalette getappt ist, dann finde ich es gut, wenn sie hinterfragt. Denn selbst wenn sie mit dem Kopf schütteln weitergeht, sie hat sich Gedanken gemacht.

Gala Dalí:
Ich bin erst davon überzeugt, dass mein Mann ein richtiger Künstler ist, wenn man seine Werke bei Woolworth kaufen kann.
Na ja, heute hat er es bis in jeden Baumarkt geschafft.

Nein, ich denke, jeder Mensch hat soviel Zugang zur Kunst, wie er es zulässt.
Wie viel Museen für jeden Bleistiftstrich, den ich in langweiligen Sitzungen gemacht habe, soll man denn bauen?
Das Angebot ist da und überall werden sich Gedanken gemacht, wie man Menschen erreicht. Diese Angebote erreichen zum Teil so populistische Ausmaße, dass die Grenze zum tatsächlichen Kommerz sehr fließend ist.
Das schönste was ich in diesem Zusammenhang erlebt habe, war das Gespräch zwischen zwei Ausstellungsmachern in einem gar nicht so unbekannten Kunstmuseum: "... oder doch besser die Titten ganz nach vorn???"
 

DarkEldar

Geheimer Meister
1. Juni 2002
176
Nun, da wäre ja wirklich die Frage wo Kunst anfängt und wieder aufhört.. also ich bin der Meinung das Kunst einen gewissen tiefgang haben muss, damit es Kunst ist. Eine schöne Frisur, ein tolles Kleid, elegant geschnittene Pommes... das alles ist für mich nur Dekoration. Aber ich glaube dabei gehen die Meinungen sehr weit auseinander.

Äm.. Kunst war eigentlich schon immer Handwerk und ist es auch.. nur ist es eben noch net so lange übliche mit der Kunst was vermitteln zu wollen.. obwohl.. im alten Griechenland wurden ja mit den Statuen und Reliefs lange Geschichten erzählt und es kam so dem allgemeinen Verstädnis entgegen.. also das lässt sich net so einfach festlegen, aber ich werde mal meinen Professor fragen was der dazu sagt :)

Ach.. Gala Dali? .. *grins*.. schon fast ein Hobby von mir die in den Bildern von ihrem Mann zu suchen.. die is ja echt in fast jedem drinne.. hat aber viel mit den sexuellen Neigungen von ihm zu tun.. naja.. das geht zuweit :)

so long
~*~ Dark
 

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