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Pilatus ein Heiliger? - Acta Pilati

Talpa

Vorsteher und Richter
15. März 2004
707
Das Nikodemus-Evangelium ist ein im 5. Jahrhundert entstandenes apokryphes Evangelium. Es stellt die Juden als die Alleinschuldigen an der Kreuzigung dar und verleiht dem Pontius Pilatus den Status des Fast-Heiligen.

Der erste Teil des Berichts wird auch als die Pilatus-Akten (Acta Pilati) bezeichnet. Sie beschreiben in detaillierter Form den Prozess, die Grablegung und die Auferstehung Jesu.

Im zweiten Teil wird über die Höllenfahrt Christi berichtet (wie im Bartholomäus-Evangelium) und darüber, wie Jesu sich in den Hades hinabwagte, Luzifer herausforderte und die Vorväter, die Heiligen und die Propheten aus der Unterwelt befreite und ins Paradies führte. Weiter wird auch berichtet, wie Josef von Arimathäa den Heiligen Gral nach der Kreuzigung nach England bringt und dort versteckt.

Leider ist dieses Evangelium ein bisschen das Stiefkind unter all den Evangelien. Im Internet ist es (zumindest deutschsprachig) nicht zu finden. Mir liegt die Ausgabe von Erich Weidinger ("Die Apokryphen") vor, und ich werde aus ihr erzählen, um aufzuzeigen, warum Pilatus in der koptischen Kirche (ägyptische/äthiopische Christen, die der Legende nach im Besitze der Bundeslade sein sollen) als Heiliger verehrt wird:

Im ersten Abschnitt wird ein Brief des Pontius Pilatus an den römischen Kaiser Claudius erwähnt. Pilatus erzählt von seinen Erlebnissen, wie die Juden in "gezwungen" hätten, den Jesu kreuzigen zu lassen, obwohl er, Pilatus, doch die Göttlichkeit des Verurteilten erkannt hätte. Pilatus hetzt gegen die Schlechtigkeit der Juden und entschuldigt sich für sein Versagen ("ich wasche meine Hände in Unschuld"), denn eigentlich war er zu feige, Jesu selber hinrichten zu lassen, aber er war auch zu feige, den Mann freizusprechen.
Pilatus berichtet in dem Brief auch, wie Jesu am dritten Tage auferstanden sei, obwohl seine Soldaten auf Geheiss der jüdischen Priesterschaft Wache hielten. Danach seien die Priester gekommen und hätten den Soldaten Geld geboten, falls diese den Mund über die Auferstehung hielten und der Bevölkerung statt dessen vorlügen würden, sie seien während der Wache eingeschlafen und die Jünger von Jesu hätten den Leichnam entfernt.


Nikodemusevangelium schrieb:
Als das Schreiben des Pilatus in Rom anlangte und dem Kaiser, während nicht wenige dabei standen, vorgelesen wurde, da entsetzten sich alle darüber, dass durch das gesetzwidrige Vorgehen des Pilatus die Finsternis und das Beben über die ganze Erde gekommen war, und der Kaiser entsandte von Zorn erfüllt Soldaten mit dem Befehl, den Pilatus in Fesseln herbeizuführen.

Gesagt, getan. Claudius' Soldaten bringen Pilatus gefangen nach Rom, wo er lange verhört wird. Durch seine feige Unbeherztheit habe er die Welt ins grosse Unglück gestürzt, wird im vorgeworfen. Pilatus verteidigt sich und behauptet, die Juden hätten ihn solange bedrängt, dass ihm keine andere Auswahl geblieben sei: Mit Aufstand und Meuterei und Rebellion hätten sie gedroht; also habe er ihnen den Christus anstelle des Barabas übergeben.
Pilatus nennt die Hauptschuldigen gar beim Namen. Es sind dies: Herodes, Archelaos, Philippos, Annas und Kaiphas "und die ganze Masse der Juden".
Claudius wirft Pilatus vor, dass er Jesu in Schutzhaft hätte nehmen sollen, anstatt in Lynchen zu lassen.

Nikodemusevangelium schrieb:
"Sobald sie dir ihn übergaben, musstest du ihn in sicheren Gewahrsam nehmen und ihn zu mir senden, nicht durftest du ihnen folgen und einen solchen Mann kreuzigen lassen, der gerecht war und solche herrlichen Wunder gewirkt hatte, wie du sie in deinem Bericht erwähnt hast. Denn aus solchen Wundern ging klar hervor, dass Jesus der Christus war, der König der Juden. Als der Kaiser (Claudius) so sprach und den Namen Christus nannte, da fielen da, wo der Kaiser mit dem Senate sass, die ganzen (römischen) Götter zusammen und wurden zu staub."

Darauf brach Panik unter den Senatoren aus, alle flüchteten und gingen staunend nach Hause.

Doch der Kaiser verhörte den Pilatus weiter und wollte alles über Jenen Mann erfahren.
Pilatus gesteht, dass er schon lange nicht mehr den römischen Göttern, sondern allein Jesu vertraut habe.
Claudius fragt: Warum bist du dann mit solchem Frevelmut gegen ihn vorgegangen, wenn du ihn kanntest?
Pilatus antwortet: Wegen der widergesetzlichen aufruhrneigung der gesetz- und gottlosen Juden habe ich das getan.

Darob geriet Claudius in Zorn und liess vor dem Senat und der ganzen Streitmacht folgenden Beschluss protokollieren:

Gruss an Licianus, den Kommandanten im Orient! In der jetzigen Zeit verübten die in Jerusalem und den benachbarten Städten wohnenden Juden eine widergesetzliche Freveltat, indem sie Pilatus zwangen, den als Gott anerkannten Jesus zu kreuzigen. ...(...)... Gehorche und gehe gegen sie vor und mache sie zu Sklaven unter die Völker, indem du sie unter alle Völker zerstreust und indem du sie aus Judäa verjagst...(...)...mache das Volk winzig klein...(...)...

Und Licianus tat wie ihm befohlen...

Währenddessen befahl Claudius einem Mann namens Albinus, den Pilatus zu enthaupten, indem er sprach: "Wie dieser Hand anlegte an den Gerechten, so soll er in gleicher Weise fallen und keine Rettung finden."

Und Pilatus schritt um Verzeihung betend der Richtstätte entgegen. Und siehe, als sein Gebet zu Ende war, erscholl eine Stimme vom Himmel:

Nikodemusevangelium schrieb:
"Selig preisen werden dich alle Generationen und Stämme der Völker, weil unter deiner Statthalterschaft all das in Erfüllung ging, was die Propheten von mir geweissagt hatten. Und du selbst wirst als mein Zeuge bei meinem zweiten Kommen erscheinen, wenn ich die zwölf Stämme Israels und die, welche meinen Namen nicht bekannt haben, richten werde."
...Und der Präfekt schlug Pilatus das Haupt ab, und siehe, ein Engel des Herrn nahm es auf....(...).

Sorry, falls ich jemanden langweile. Ich erzähle nur Geschichten. Sowohl katholische Kirche als auch Wissenschaft sprechen diesem Evangelium jegliche Authenzität ab...

Quelle:
Die Apokryphen
Verborgene Bücher der Bibel
Erich Weidinger
Bechtermünz Verlag
ISBN: 3-86047-474-X
 

arius

Großer Auserwählter
16. Juli 2003
1.555
ein Augenzeugen-Bericht

Hallo Talpa,

Bevor ich meine eigene Meinung dazu zusammenfasse, hier erst noch als wertvolle Ergänzung zum drüber Nachdenken ein kleiner Auszug aus den zu diesem Thema "Pilatus" passenden Schauungen der Therese Neumann, Konnersreuth.
Die Jesus-Filmemacher wären gut beraten gewesen, dieses umfangreiche Augenzeugen-Material zu verwenden statt lediglich auf bruchstückhafte Bibeltexte zurückzugreifen.
Der einzige Wissenschaftler, der sich mit diesen Schauungen beschäftigte, war übrigens G.C. Jung, sie hat dann der Orientalist Prof.Dr. Walther Hinz zusammengefasst:

Da der Stoff allein zur Verurteilung Jesu dutzdende Seiten umfasst, habe ich auf die Ausschnitte gekürzt, in denen Pilatus oder seine Frau erwähnt wurde.

Pontius Pilatus, ein kahlköpfiger Römer, residierte während der Zeit des Passahfestes in der römischen Burg Antonia an der Nordwestecke des Tempelplatzes. Dort haben sich auch Jesu Mutter, Johannes und Maria Magdalena eingefunden. Maria trägt ein blaues Kleid und über dem Kopf einen Tuchschleier. Eine Marmortreppe mit vielen Stufen führt vom Marktplatz oder Forum hinauf zum Palast des Landpflegers. Zwischen dem Forum und der Burg Antonia liegt ein geräumiger Hof mit je einem hohen Tor an der Ost- und Westseite. Beim Westtor befindet sich das Wachhaus der römischen Garnison. Ihm gegenüber erhebt sich auf dem Forum eine in Stufen aufgemauerte, schöne Terrasse mit steinernen Sitzen. Von dieser Stelle aus - ’Gabbatha’ genannt - pflegte Pilatus seine Urteile zu verkünden. Säulen und Steinbänke trennen den Hof vom Forum. Bis hierher nicht weiter, um nicht unrein zu werden - nähern sich jetzt die Hohenpriester und Ratsherren dem Amtssitz des Statthalters. Es ist gegen sechs Uhr morgens.

Während Hannas und Kaiphas mit den Ratsherren an der Grenzlinie zurückbleiben, wird Jesus von den Schergen an Stricken bis unten an die Treppe der Terrasse geführt. Pilatus liegt auf einer Marmorkline, einer Art Ruhebett, von Offizieren und Legionären umgeben. Nahebei sind Roms Hoheitszeichen aufgepflanzt. Als nun die Juden mit großem Lärmen anrücken, steht Pilatus auf und entbietet ihnen einen spöttischen Willkommen. Die Schergen zerren Jesus hinauf auf die Terrasse, hinter Pilatus. Dann beginnt das Hin und Her der Anklagen der Juden und der Fragen und Ein­wände des Landpflegers.

Pilatus ist ein herrischer und zugleich schwankender Mensch, hab­gierig und abergläubisch. Als er im Verlaufe der Verhandlung erfährt, Jesus sei Galiläer, ist er froh, den ihm unangenehmen Fall Herodes Anti­pas, dem König von Galiläa, zuschieben zu können, der zum Passahfest nach Jerusalem gekommen war. Über diese Abfuhr erbost, lassen Jesu Feinde nun ihren ganzen Hass an ihm aus. Er wird aufs neue gefesselt und unter Stoßen und Schlagen in erbitterter Hast quer über das von Menschen dicht besetzte Forum und dann durch eine Gasse zum Palast des Herodes getrieben.

Claudia Procle, die Frau des Pilatus, hatte von einer hochgelegenen Galerie der Burg Antonia aus heimlich dem Zug nachgeschaut. Jetzt be­merkt sie, dass der Statthalter auf die Gartenterrasse hinter dem Palast zugeht. Sie eilt zu ihm und beschwört ihn, den Gefangenen nicht zu verurteilen. Erregt erzählt sie ihm von ihren Traumgesichten. Pilatus ist betroffen.

Auch hat ihm Jesu Schweigen angesichts der maßlosen Wut seiner Ankläger beeindruckt. Unschlüssig zieht er sich in sein geheimes Gemach zurück, räuchert und fleht seine Götter um ein Zeichen an. Voller Spannung beobachtet er, wie die Hühner das Futter fressen, das er ihnen vorgeworfen hat, um daraus ein Orakel zu gewinnen. Er ist hin- und hergerissen. Bald fürchtet er Jesu Macht, von dem er meint, er sei viel­leicht wirklich göttlicher Herkunft; bald ängstigt er sich vor der Rache seiner Götter, falls er Jesus schone. Schließlich verspricht er seiner Frau, dem Drängen der Juden nicht nachzugeben. Er händigt ihr sogar ein Kleinod aus als Unterpfand dafür, dass er Wort halten werde."
... hier ausgelassen 3 groessere Abschnitte über: Jesus vor Herodes...
"Auch Herodes will er einen Menschen nicht verdammen, den zu verurteilen Pilatus abgelehnt hatte.
Daher schickt er Jesus, nachdem er ihn mit Schmähreden überschüttet hat, zu Pilatus zurück. Damit will er dem römischen Land­pfleger zugleich schmeicheln. Unten im Hof wird der Herr erneut verhöhnt und misshandelt, diesmal von seinen Schergen. Von einer Terrasse seines Palastes aus sieht Herodes dies gefühllos mit an.

Unterdessen schicken die Hohenpriester, da sie beim Vierfürsten nichts erreicht haben, Sendboten aus. Sie sollen die Pöbelscharen Jerusalems aufbieten und mit Geld bestechen, damit sie von Pilatus Jesu Hinrichtung verlangen.

Dann steht der Herr zum zweiten Mal vor Pilatus. Man sieht dem Statt­halter an, dass ihm dies unerwünscht ist. Er nimmt Jesus erneut ins Ver­hör, und ihm als einzigem antwortet der Heiland. Auf seiner Kline lehnend, bietet Pilatus den Juden an, Jesus freizulassen. Es gibt ein kurzes Zau­dern unter der Menge. In diesem Augenblick tritt ein Diener auf den Statthalter zu, und dieser geht mit ihm hinein. Drinnen weist der Diener ihm das Unterpfand vor, das er vor einer Stunde seiner Frau gegeben hatte. Claudia Procle, so sagte der Diener, lasse ihn an sein Versprechen er­innern.

Draußen bearbeiten derweilen die Hohenpriester und Ältesten der Juden die Volksmassen mit Drohungen und Versprechungen. In einem Winkel der Forumshalle stehen Johannes, Jesu Mutter und Maria Magdalena. Die Frauen zittern und weinen. Pilatus tritt wieder auf die Terrasse heraus und setzt sich auf die Kline. Die Hohenpriester nehmen ihre Plätze auf den Steinbänken ein. Von der aufgehetzten Menge hört man immer nur den Sprechchor: "Selabu! Selabu!" - "Kreuziget ihn, kreuziget ihn!" Da lässt Pilatus den Räuber und Mörder Barrabas (Bar Abba) vorführen und ruft fragend in die Menge, welchen von beiden er freilassen solle. Alles schreit: "BarAbba! Bar Abba!" Um sich Gehör zu verschaffen, gibt Pilatus seinen römischen Tubabläsern einen Wink. Der Hall ihrer Posau­nen schmettert über das Forum. Was er dann mit Jesus tun solle? Da schreien alle sie außer sich: "Selabu! Selabu!" - "Kreuziget ihn, kreu­ziget ihn!" Nun gibt Pilatus den Mörder Bar Abba frei und lässt Jesus
geißeln....
-------(mehrere Abschnitte zur Geisselung)---
Nach ungefähr einer halben Stunde, gegen halb neun Uhr, führen die Schergen Jesus mit der Dornenkrone auf dem Haupt und dem Rohrzepter in den gefesselten Händen erneut zu Pilatus. Der Herr wankt blutüber­strömt, gebückt, um mit dem kurzen roten Mantel seine Blöße zu be­decken. Der Statthalter, von dem wieder anschwellenden Johlen der Menge aufmerksam gemacht, tritt wieder auf die Terrasse heraus.
Als er Jesus sieht, schwankt er zwischen Mitleid und Ekel. Um sich Gehör zu verschaffen, lässt er die Tuba blasen. Dann befiehlt er, Jesus neben ihn zu führen. Der herzerreißende Anblick bewirkt eine dumpfe Stille des Grauens. Pilatus sagt: “Ecce homo!“ - “Da sehet den Menschen!“ Doch in rasender Wut schreien die Hohenpriester: “Selabu!“ - “Kreuziget ihn!“ Die Volksmassen stimmen mit ein; der Tumult wird immer größer. Viele sind auf die flachen Dächer der Häuser rings um das Forum geklettert, schreien von dort her ihr: “Selabu! Selabu!“ - “Kreuziget ihn, kreu­ziget ihn!“

Da gibt Pilatus nach. Von einem Sklaven lässt er sich Wasser aus einer Schale über die Hände gießen. Andere, feierliche Gewänder werden ihm angelegt; ein Liktorenbündel wird vor ihm aufgepflanzt. Ein Tubabläser schreitet voran. Mit einem Gefolge von Legionären und römischen Schreibern begibt sich Pilatus aus seinem Palast zu dem hochgemauerten Sitz am Forum, der Geißelsäule gegenüber. Die Soldaten besetzen die Ter­rasse und die zu ihr hinaufführenden Stufen. Auf dem Richtersitz liegt eine rote Decke, darauf ein blaues Kissen mit gelben Borten. Die beiden Schächer, die inzwischen aus ihrem Verlies herbeigeschafft worden sind, stehen schon am Gerichtsort. Sie haben ihr Kreuzholz auf den Rücken gebunden; einer von ihnen schreit und schimpft, der andere ist still.
Nun wird auch Jesus dorthin geführt. Wieder gebietet die Tuba Stille. Gespannte Erwartung lastet auf der harrenden Menge. Jetzt wendet sich Pilatus ihm zu. Ein Stab wird ihm gereicht. Dann spricht er, indem er den Stab zerbricht, über Jesus das Todesurteil aus. Ein ohrenbetäuben­des Geschrei erhebt sich. Jesu Mutter bricht ohnmächtig zusammen. Johannes und einige Frauen bringen sie hinweg. Claudia Procle zieht sich weinend in ihr Schlafgemach zurück.
Während Pilatus auf seinem Richtersitz das Urteil ausfertigt, bringen die Schergen Jesu Kleider herbei. Der Statthalter malt in weißer Schrift drei Zeilen auf eine braune Holztafel, die man ihm gebracht hatte; sie wird später über Jesu Haupt am Kreuz befestigt. Die erste Zeile ist auf aramäisch, die zweite auf lateinisch, die dritte auf griechisch; jede besagt: “Jesus von Nazareth, König der Juden“. Die Schergen ziehen Jesus den roten Mantel aus, er war am Rücken festgeklebt; als sie ihn wegreißen, fließt das Blut. Da sie den rotbraunen, ungenähten Leibrock Jesu, den seine Mutter für ihn gewebt hatte, nicht über die unförmige Dornenkrone ziehen können, reißen sie ihm diese vom Haupt. Dadurch brechen alle Wunden erneut auf.
Als Hannas und Kaiphas in der Aufschrift auf der braunen Tafel den Titel ’König der Juden’ lesen, geraten sie darüber in einen Streit mit Pilatus. Doch der lässt sich nicht dazu bewegen, sie abzuändern. Die beiden Hohenpriester sind aufs äußerste gereizt und ungeduldig. Endlich erhalten sie einige lange, schmale Pergamentrollen ausgehändigt. Mit ihnen eilen sie auf dem kürzesten Weg zum Tempel, um zum Beginn der Opferung der Passahlämmer noch zurechtzukommen. Auch Pilatus verlässt den Gerichtsplatz. Eine Abteilung Legionäre bleibt als Wache zurück. Eine Schar Pharisäer kommt angeritten, um später als Zeugen den Kreuzigungszug zu begleiten
...

Gruss

Arius
 

Adamantios

Geheimer Meister
11. Dezember 2003
171
Hochinteressant diese beide Beiträge, Talpa und Arius, danke, werde ich mir mal genauer ansehen.


Eben blamierte sich Karl Lehmann im ZDF in Zusammenhang mit der Flut:

"Man kann nicht erklären, warum diese Flut... und warum Jesus das furchtbare Schicksal erleiden musste . Die Stellungnahme der Hannoveranerin evangelikalen Pastorin war besser in meinen Augen.

Habt ihr das auch gesehen ?
 

arius

Großer Auserwählter
16. Juli 2003
1.555
SentByGod schrieb:
Leider gibt es bei einer Religion nicht das Ziel „Erflogreich“ zu sein und wenn es nicht klappt einfach ein neues Produkt eine neue Religion einzuführen. Zumal die Juden damals zum Teil für die Kreuzigung Jesu mitverantwortlich sind. Geschaffen wurde die Kirche des Christentums erst viel viel später.

ich würde eher sagen, dass sie hauptverantwortlich waren, und zwar wie du vom obigen Augenzeugenbericht siehst, haben sie ja den Pilatus und Herodes gedrängt, die hätten von sich aus bestimmt nichts unternommen.

Apropos 'heilig', da würde ich die Frau des Pilatus eher in diese Rubrik einordnen, denn er ist ja gekippt auf Grund des Drucks des Volkes...

Gruss

Arius
 

Jay-Ti

Auserwählter Meister der Neun
2. August 2002
989
Pilatus ist „von Charakter unbeugsam und rücksichtslos hart“
Philo, Legatio ad Caium § 38

Er lässt zum Bau einer Wasserleitung nach Jerusalem aus der Kasse des Tempels stibitzen und die dagegen protestierenden Demonstranten niederknüppeln.
Zudem hat er im Gegensatz zu seinen Vorgängern keinen Respekt vor der jüdischen Religion. (Pilatus lässt Kaiserbilder und vergoldete Schilder mit Kaisernamen nach Jerusalem bringen, was dem jüdischen Glauben wiederstrebt, nach welchem weder Menschen noch Tiere derart dargestellt werden dürfen.)
Letztendlich wird er durch den Syrischen Statthalter, welcher eine römische Vollmacht besitzt, abgesetzt, nachdem er viele Samariter umbringen lässt, weil diese den Berg Garizim besteigen. Prokurator Marcellus tritt seine Nachfolge an.

Es ist fraglich ob ein solcher Pilatus lange hat sich überreden lassen einigen Kreuzigungen zuzustimmen, welche in eine tatsächlcih stressige Zeit, in der die Stadt voll von Pilgern und damit ein ständiger und bekannter Unruhepol war, fielen.
 

arius

Großer Auserwählter
16. Juli 2003
1.555
Jay-Ti schrieb:
Hat mich jetzt auch interessiert. Ist Markus 15, Verse 34 und 35. "Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? das heßt übersetzt: (ist ja klar, dass Luther "Eli" mit "Gott" übersetzt, der Schelm). Einige, die dabeistanden, als sie das hörten, sprachen sie: Siehe, er ruft den Elia.

Moment mal, ich bin zwar kein NTler, aber hätte Luther da nicht eher auf die Griechische, also Ursprungs-, Version zurückgegriffen und hätte somit "Eli" nicht selbst übersetzen müssen? Somit hätten wir dann eine Interpretation direkt von Markus.

(Leute mit Griechischkenntnissen bitte vortreten. Es würde mich einfach mal interessieren)

Warum Griechisch, Aramäisch war die Sprache damals...

Auch in dieser Frage weist unsere Aufgenzeugin zum oben angesprochenen zeitraum der Kreuzigung (Quelle siehe oben) erstaunliche Details zu schildern:

In einiger Entfernung vom Kreuz stehen Pharisäer und andere Juden. Auch jetzt noch verlachen und verhöhnen sie den Herrn. Jesus blickt nach rechts zu ihnen hinab und spricht: “Abba, scheboq lehon!“ - “Vater, vergib ihnen!“ Er fügte hinzu: “Denn sie wissen nicht, was sie tun“ - aber dieser Spruch wurde aramäisch nicht erinnert. Auch der Schächer zu seiner Linken und die Legionäre verspotten den Gekreuzigten.
[siehe: Der aramäische Ausdruck bei Gerlich II 397. Zur Kreuzigung im allgemeinen L. Witt I 202-207 und Emmerich/Rody 268-298, ferner Konnersreuther Chronik, 1928, S. 106ff. und Konnersreuther Jahrbuch 1929, S .144-155, vor allem aber Steiner S.213-217. Zur Gestalt des Kreuzes Geruch I 270, Witt I 285, Teodorowicz 459 und Steiner S.213. Zu Nikodemus Steiner S.221.]

Allmählich beginnt es, dunkel zu werden und immer dunkler, doch nicht ganz finster. Die Verfinsterung ist unheimlich und furchterregend. Einige Vögel stoßen erschreckte Schreie aus. Viele der Gaffer kehren bestürzt in die Stadt zurück. Der Schächer zur Rechten Jesu sagt etwas zu ihm hinauf. Man hört den Herrn antworten: “Amen, amen, amarna lakh, björn att ’emmi beparadia!“ - “Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, eines Tages wirst du mit mir im Paradiese sein!“ Dann spricht Jesus nichts bis zur dritten Stunde.
[siehe: Gerlich II 397, Steiner S. 219. Zu dem bitteren Trunk Konnersreuther Chronik 1928, S. 107.]

Er leidet furchtbar. Langsam verrinnen die Minuten, die Stunden. Man hört, wie Jesus auf aramäisch den Anfang des 22. Psalms spricht: “Elahi, lema schebaqtani?“- “Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Am entsetzlichsten ist die Qual des Durstes Jesus öffnet den Mund. Längere Zeit hindurch sieht man seine blutige, ge­schwollene Zunge. Mühsam sagt er: “Äs-che...“ - “Ich dürste...“ In Hörweite stehen die Legionäre in einer Gruppe beisammen. Einer von ihnen taucht einen Schwamm in ein Gefäß, befestigt ihn an einem Ysopstengel und reicht ihn dem Heiland an den Mund. Jesus saugt daran; der Trunk ist gallebitter.

Schwächer und schwächer wird der Gekreuzigte. Todesröcheln setzt ein. Da, plötzlich erhebt Christus sein Haupt, soweit es die Dornenkrone nur zulässt. Es ist, als raffe er sich mit letzter Kraft auf. Mit lauter Stimme ruft er, nach oben gewandt: “Schalem kolleh!“ - “Heil ist nun alles!“ Und: “Abba, bejadakh aphqed ruchi!“ - “Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist!“ Dann neigt Jesus sein Haupt; langsam fällt es auf die Brust herab. Gottes Sohn hat seine Erdensendung vollen­det. Es ist drei Uhr nachmittags, am Freitag dem 27. April des Jahres 28 unserer Zeitrechnung.
[Joachim Mayr gibt in der Zeitschrift für katholische Theologie Band 77 (Wien 1955) S.327 eine zuverlässige Berechnung auf Grund der umfas­senden Chronologia vitae Christi (Rom 1933) von P. Urban Holzmeister. Die aramäischen Wendungen in diesem Abschnitt bei Gerlich II 398, im Konnersreuther Jahrbuch 1929, S l56 und bei Steiner, S. 218f.]
In diesem Augenblick erbebt die Erde...

Ich bitte evt. rechtschreibfehler beim Aramäischen zu entschuldigen, da sie in dem Manuskript von Prof. Dr. Walther Hinz schlecht leserlich waren...

Gruss

Arius
 

Jay-Ti

Auserwählter Meister der Neun
2. August 2002
989
Warum Griechisch, Aramäisch war die Sprache damals...

Nein, moment, ich meinte doch, und ich wundere mich über die Verwunderung, dass Luther nicht falsch übersetzt hat, da er, Luther, wohl auf den Text von Markus zurückgriff, wo eben das oben genannte Zitat vorkommt. Dieser jener... Markus.. aber schrieb auf Griechisch (das nehme ich jetzt mal so an, bitte korrigiert mich), und somit liegt uns kein Original Aramäischer Spruch von Jesus, den Luther hätte falsch interpretieren können, vor. Klar? Wenn nicht, es wäre auch egal, es ging ja nur um eine kleine Randnotiz.

Was ich von Transzendenten Augenzeugenberichten halte, muss ich wahrscheinlich erwähnen. Ansonsten schade, dass meine Bemerkung über den historisch nachweisbaren Pilatus umgangen wurde.
 
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