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Prozeß gegen Orhan Pamuk

Boabdil1492

Geselle
6. April 2005
43
"PAMUK PROZESS": EU-Beobachter fordern, warnen und drohen... Cohn-Bendit pfeift Erdogan bei Fuß...

Eine Delegation des europäischen Parlaments und ein britischer Abgeordneter beobachten das Verfahren. Der frühere britische Europaminister Denis MacShane erklärte, er sei beim Betreten des Gerichtssaal von einem Nationalisten geschlagen worden und werde deshalb eine Beschwerde einreichen. Der Leiter der EU-Delegation, der niederländische Abgeordnete Camiel Eurlings, warnte, die Auswirkungen des Verfahrens könnten "sehr schlecht für das Bild der Türkei in Europa" sein. Der Prozess verstoße gegen die "fundamentalen Werte der Meinungsfreiheit". (Neue Epoche-Online, 16.12.2005)

Gegenüber der taz meinte der grüne Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit, der als Beobachter aus Brüssel angereist war: "Erdogan muss dafür sorgen, dass dieser absurde Prozess eingestellt wird, und vor allem eine neue Vorlage zum Strafrecht ins Parlament bringen, die zukünftig Anklagen wegen Meinungsäußerungen unmöglich macht." (taz, 17.12.2005)

Der Vorsitzende Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament, Daniel Cohn-Bendit, forderte die Änderung des Paragrafen 310, der gegen Pamuk angewendet wird. Auf den Einwand, dass dieser Paragraf gerade erst auf Wunsch der EU geändert worden sei, entgegnete Cohn-Bendit: "Dann muss man ihn halt noch mal ändern und später eventuell noch mal." (Neues Deutschland, 17.12.2005)

Der Europäische Erweiterungskommissar Ollie Rehnt warnte die Türkei vor einer Verurteilung Pamuks. Nicht der Schriftsteller stehe vor Gericht, sondern die Türkei und ihr Demokratieverständnis. (Euro News, 15.12.2005)

Die Regierung Erdogan sieht sich innenpolitisch dem Druck aus Kreisen der [kemalistischen] Justiz ausgesetzt, welche die Liberalisierungen im Bereich der Meinungsfreiheit mit nie endenden Prozessen zu untergraben versuchen. Anderseits wächst aber auch der Druck aus der Europäischen Union, welche auf die Gewährung der Bürger- und Menschenrechte dringt. (NNZ, 17.12.2005)


"Solidarisch mit Pamuk": Namhafte westliche Literaten greifen ebenfalls in den "Prozess" ein...

Solidarisch: Die Nobelpreisträger Günter Grass, José Saramago und Gabriel Garcia Marquez sowie Umberto Eco, Carlos Fuentes, Juan Goytisolo, John Updike und Mario Vargas Llosa haben die Einstellung des Gerichtsverfahrens gegen Pamuk verlangt. Sie betonten in ihrem Manifest, dass eine Meinungsäußerung über geschichtliche Ereignisse unter keinen Umständen ein Vergehen darstellen könne. (Berliner Zeitung, 16.12.2005)


"Juristische Unklarheiten"...

Der Prozeß könnte kurz nach der Eröffnung platzen. Der Kammer liegt die gewünschte und nach dem alten Recht erforderliche Genehmigung des Justizministers nicht vor, weil dieser sich seit der Gesetzesnovellierung im Juni für nicht mehr zuständig hält und weigert die Genehigung zu erteilen. (Euro News, 15.12.2005)

Dem Prozess gegen Pamuk liegt ein Paragraf des neuen türkischen Strafgesetzbuches zu Grunde, das der freien Meinungsäußerung enge Grenzen zieht. Eine Änderung im Vergleich zum alten Recht besteht darin, dass nicht mehr der Justizminister, sondern der Richter entscheidet, ob ein Verfahren wegen Verunglimpfung des Staates oder Herabwürdigung des Türkentums eröffnet wird. Deshalb hatte sich Justizminister Cicek bei einer ersten Anfrage des Gerichts für "nicht zuständig" erklärt. (intrinet.de)

Der Vorsitzende Richter Metin Aydin erklärte, das Gericht benötige die Erlaubnis des Justizministeriums, um das Verfahren fortsetzen zu können. Das Gesetz, gegen das Pamuk verstossen haben soll, trat erst im Juni in Kraft, einige Monate nach den Äusserungen des Schriftstellers. (suedostschweiz.ch)

Der türkische Justizminister Cemil Cicek sagte, die Vertagung auf Februar sei "normal". Er machte die türkische Presse für den Prozeß verantwortlich: Die Klage war nach Medienberichten über die Äußerung Pamuks in einem Schweizer Magazin eingereicht worden. (abendblatt.de)


Prügel für Pamuk und EU-Delegation... "Besonders EU-Parlamentarierinnen beleidigt"...

Als Prozessbeteiligte und Besucher das Gericht verließen, spitzte sich die Situation zu. Die Mitglieder zweier Delegationen des Europäischen Parlaments wurden beschimpft und insbesondere die Parlamentarierinnen in englischer Sprache beleidigt. (Neues Deutschland, 17.12.2005)

Und nun drängt eine dritte Gruppe ins Gebäude: Der Pöbel. Plötzlich wird geschrieen, Beleidigungen fallen, Handzettel voller geistigem Unrat werden verteilt, gegen Pamuk, gegen die Regierung, gegen die Ausländer. "Alles Juden und Verräter hier, kein einziger echter Türke", brüllt ein Patriot. Die Stimmung lädt sich auf. (...) Drinnen steht ein Dutzend Gestalten, die aussehen wie Henkersknechte. Wüst schreien sie die Ausländer an: "Ausländer raus hier, Türken zuerst." Einer von ihnen boxt den britischen Abgeordneten und Ex-Europaminister Denis MacShane ins Gesicht, setzt mit dem Ellenbogen nach. ("Ein schwarzer Tag für die Türkei" von Boris Kalnoky, Die Welt, 17.12.2005)

(Pamuk körperlich angegriffen: Ohrfeige oder Aktendossier? Tathergang unklar...)

Eine Frau konnte ihm trotz zahlreichen Bereitschaftspolizisten eine Ohrfeige verpassen. Die Verteidigung forderte, dass Pamuk sofort befragt werde, und plädierte für Freispruch. (NNZ, 17.12.2005)

Dabei wurde ihm vor Beginn der Verhandlung im Flur des Gerichts von einer fanatischen Demonstrantin ein Aktendossier auf den Kopf geschlagen,... (taz, 17.12.2005?


"Fall Pamuk" nur Propaganda und Politik?

Der [türkisch-]armenische Journalist Hrant Dink erklärte nach dem Prozess: "Orhan Pamuk ist populär, andere ›Orhans ohne Stimme‹ werden nach den gleichen Paragrafen [in der Türkei] abgeurteilt." (Neues Deutschland, 17.12.2005)

"Türken und Armenier sind psychisch krank. Und es gibt nur eine einzige Therapie dafür: einen Dialog". ( Siehe taz-Interview mit Hrant Dink: http://www.taz.de/pt/2005/04/14/a0197.nf/text )
 

jones

Geheimer Meister
6. Oktober 2002
218
es wäre nett, wenn du auch schreiebn würdest worum es beim "pamuk-prozess" geht.
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
AFAIK darum, dass der Schriftsteller in einer ausländischen Zeitung einen Artikel veröffentlichte, in dem er den türkischen Genozid an Hunderttausend Kurden und Millionen Armeniern anprangerte. Und das die türkische Regierung bis heute diese Verbrechen leugnet.
 

Boabdil1492

Geselle
6. April 2005
43
Noch satanischer: Pamuk überflügelt Rushdi

Da dichtet der Rushdi wieder satanisches (aber sein Schüler Pamuk dichtet satanischer)...

"Man hat hier dreißigtausend Kurden und eine Million Armenier umgebracht. Und fast niemand traut sich, das zu erwähnen. Also mache ich es. Und dafür hassen sie mich." (Pamuk)

Rushdi scheint das nicht genug zu sein und (indirekt) kritisiert er Pamuk:

"Pamuk bezog sich auf die unzähligen Armenier, die zwischen 1915 und 1917 von osmanischen Truppen getötet worden waren. Die Türkei leugnet diese Tötungen nicht, bestreitet aber, dass es sich um Völkermord handelt. Und die "dreißigtausend" Kurden wurden seit 1984 in dem Konflikt zwischen türkischen Streitkräften und kurdischen Separatisten getötet."

Aus Pamuks "Eine Million Armenier" werden plötzlich satanische "Unzählige Armenier" und Rushdi legt nach und fordert mehr von seinem Schüler. So habe Pamuk wohl nur die 30.000 Kurden gemeint die seit 1984 getötet wurden (also im Krieg zwischen der Modernen-Türkei und der national-sozialistischen Kurdenpartei PKK). Hat Pamuk im Geschichtsunterricht gepennt oder weiss er wohlmöglich mehr als sein satanischer Meister? Kurz und knapp: Hier wird der Meister überflügelt!..

Pamuk rechnet nähmlich bewußt nicht die kurdischen Verluste (durch national-türkischen Staatsterror) vor 1984 mit! Die kurdische Aufstandsbewegung um 1925 war nähmlich, nach der Moral eines Pamuk, "reaktionär". Nicht "fortschrittlich" und "progressiv" wie der PKK-Terror seit 1984. 1925 erhoben sich die Kurden gegen einen säkularistischen Nationalstaat und im Namen des Islam... Wenn es sich um islamisch gesinnte Kurden handelt dürfen diese, nach der Pamukschen Moral, ruhig verfolgt und abgeschlachtet werden (seinen Hass auf den Islam drückt Pamuk ja nicht zuletzt auch in seinem, von westlichen Kritiken nicht umsonst hochgelobten, Roman "Kar"/"Schnee" gründlich aus).

Aber Pamuk hat es geschafft... Er ist der neue Liebling des menschen-freundlichen Abendlandes. Den 25.000 Euro-"Friedenspreis" eingesteckt; vielleicht bekommt er für seinen "humanistischen Einsatz" auch noch den noblen Nobelpreis... Aber verglichen mit den Massenhaften Neuauflagen seiner Romane ist der "Friedenspreis" ausgelutschter Peanut... Bisher war Pamuk auf dem deutschen Buchmarkt zwar mit zwei-drei Titeln vertreten doch recht unbekannt. Lediglich bei einigen gnostischen und satanistischen Randgruppen galt sein "Schwarzes Buch" als Insidertipp (auch in der Türkei wurde Pamuk kaum gelesen, als nach seinen Offenbarungen zur Armenierfrage ein Landrat in der Provinz Isparta anordnete alle Pamuk-Romane aus staatlichen Bibliotheken auszusondern, konnte die Anordnung nicht umgesetzt werden weil in keiner Bibliothek des Kreises ein Pamuk-Roman auffindbar war). Dank der Lavinenartigen Propagandatätigkeiten aufgrund seiner "politischen" Aussagen, entschlossen sich seine deutschen Verleger fast alle Pamuk-Romane auf dem deutschsprachigen Buchmarkt zu platzieren. Schließlich war der Mann ja plötzlich ein "Star", ja er wurde und wird von den Westmedien geradezu als Märtyrer westlicher Werte zwischen den balkanischen Schluchten und wilden Kurdenlanden stilisiert.

Dabei kommt es Pamuk, und seinen westlichen Patres, sehr gelegen das "der größte türkische Schriftsteller" im Westen quasi unbekannt war. Weiss man z.B. noch über solch Alte Haudegen wie Nazim Hikmet, Yasar Kemal oder Aziz Nesin das sie aus der Tradition des Stalinismus (heute heißt es ja: "Steinzeit-Kommunismus") kommen, so ist Pamuk "Ein Mann ohne Eigenschaften" was politisches Profil beanlangt. Als Yasar Kemal und Aziz Nesin zwischen 1970 und 1980 jeden Tag den Einzug des Real-Existierenden-Sozialismus am Bosporus ersehnten und propagierten, flirtete der junge und von seiner Familie verhätschelte Pamuk mit Studentinnen und gab den verkannten Intellektuellen. Nach dem ataturkistischen Militärputsch von 1980 wurde er auch nicht politisch verfolgt (wie die vielen Kemals und Nesins), ganz einfach deshalb weil er "kein Problem" mit der damaligen politischen Unterdrückung hatte. Noch Anfang der 1990er Jahre pochte er auf seine "un-politische Literatur". Damals äußerte er mit keiner Silbe Kritik am Umgang des türkischen Nationalstaates mit der "Armenierfrage" oder "Kurdenfrage". Das war auch nicht ratsam denn schon die bloße Erwähnung der Worte "kurdisch" oder "Armenier" brachte einen schnell um Freiheit oder gar den Kopf.

Ausgerechnet den vom Atheisten Pamuk (in diesem Fall ist er ein treuer Schüler des türkischen Nationalstaates) verhaßten "Islamisten" (bzw. "Euroislamisten") verdankt dieser nun seinen heutigen "Weltruhm"! Nach dem Wahlsieg des Recep Tayyip Erdogan ( http://de.wikipedia.org/wiki/Recep_Tayyip_Erdogan ) und seiner euro-islamistischen "Gerechtigkeits-und Fortschrittspartei" profitierte Pamuk von der neuen politischen Freiheit und fühlte sich endlich auserkoren die enterbten und geknechteten zu rächen...


Der "Meister-Artikel" Rushdis über Pamuk: http://www.zeit.de/2005/43/OrhanPamuk (Man beachte in der Überschrift das satanische Wortspielchen! Einfach köstlich dieser Rushdi...)

"Die Offenbarungen des Orhan Pamuk" (Hoch-brisantes, geradezu islamistisches!, Interview mit Pamuk, dafür müßte er in der Türkei eigentlich gehängt werden wenn... Ja, wenn es im Europarat eine pro-islamische Lobby gäbe): http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/12.08.2005/1984464.asp

Kleiner Vorgeschmack: "Kemal Atatürks offizielle Kulturpolitik aber lief auf ein „Vergessen wir die Osmanen“ hinaus. Diese Generation war von positivistischen französischen Gedanken durchdrungen und dachte: Warum fiel das osmanische Reich? Wegen der Religion, wegen des Islam. Lasst uns also den Islam unterdrücken, damit wir westlich werden."

(...)

"Das ganze türkische Verwestlichungs- und Modernisierungsprojekt hat ja eine naive Seite. Es gleicht einem strebsamen armen Studenten, der nichts sehnlicher wünscht, als Teil des Westens zu werden. Ehrgeiz ist die Hoffnung, ich würde nicht sagen: der Armen, aber derjenigen, die nichts haben. Und ich selber hatte auch das Gefühl, nicht viel zu haben."

(...)

"Mein Blick auf die Türkei hat sich nicht verändert – meine Sicht der Literatur hat sich gewandelt, meine problematische Beziehung zur so genannten Tradition, diesem gehätschelten Liebling der Konservativen. Mitte der Achtziger las ich in New York viel Avantgarde, Postmoderne, Experimentelles. Das meiste war stark von Borges beeinflusst, von Calvino, Pynchon und John Barth. Ihre Vorstellungen von Erzählungen als etwas Fantastischem ließen mich zurückkehren zu den traditionellen islamischen Sufi-Schriften. Diese eher persische als türkische Tradition ist ein großer Schatz, aber ich kannte ihn nicht, und meine Generation wusste nicht, wie sie ihn heben soll. Wir waren gehemmt durch den starken Wunsch nach Verwestlichung und Säkularisierung, und wie Marcel Duchamp, das Alte wieder zu benutzen, das wurde von einer früheren Autorengeneration in der Türkei als reaktionär, islamisch und unmodern angesehen."


Orhan Pamuk (biographisches): http://de.wikipedia.org/wiki/Orhan_Pamuk

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PS: Weil, scheinbar, Unklarheiten über die Person Orhan Pamuk und den gegen diese Person in der Türkei eingeleiteten juristischen Verfahren bestehen und auch die eine oder andere Aussage von oder über Pamuk falsch oder "nicht ganz Korrekt" wiedergegeben wurden... Habe ich diesen Artikel (Autor: Boabdil), aus diversen verstaubten Archiven herausgezaubert. Zur kreativen Nutzung versteht sich...
 

DEagle

Großmeister
12. März 2005
98
aber andererseits:

in der schweiz und in der eu wird man verhaftet wenn man den "genozid" leugnet, dort wird man verhaftet wenn man behauptet es hat keinen gegeben...



keine doppelmoral der eu so zu handeln...sehr zivilisert;)

nun denn prügel sind allemal nicht in ordnung
 
B

Booth

Gast
Oh mann - gehts auch mal weniger polemisch?

Am besten gefällt mir ja das hier:
Boabdil1492 schrieb:
[...] des menschen-freundlichen Abendlandes
Ja wirklich - diese "Menschen-Freunde"... Pfui... :roll:

gruß
Booth
 

holo

Frechdachs
27. August 2005
2.712
Um hier mal kurz die Ansicht einer türkischen Studentin zu schildern: "Kurden sind ungebildet und stinken."
So gehört auf einer Fete vor geschätzt 10 Jahren.
 

erdal5

Großmeister
19. Dezember 2004
74
ok, und hier die ansicht eines deutschen kollegen, gehört gestern nacht in der kneipe: "die juden sind immer noch ungeziefer und müssten mal wieder bestraft werden..."
echt nur noch traurig hier.
 

Goeben-Breslau

Geheimer Meister
21. Juli 2004
186
Solidarisch: Die Nobelpreisträger Günter Grass, José Saramago und Gabriel Garcia Marquez sowie Umberto Eco, Carlos Fuentes, Juan Goytisolo, John Updike und Mario Vargas Llosa haben die Einstellung des Gerichtsverfahrens gegen Pamuk verlangt. Sie betonten in ihrem Manifest, dass eine Meinungsäußerung über geschichtliche Ereignisse unter keinen Umständen ein Vergehen darstellen könne. (Berliner Zeitung, 16.12.2005)
Wieso darf er das nicht? Wie wird denn noch einmal gewogen... ?
tagesschau.de schrieb:
Der "Mythos vom Massaker an den Juden" sei von den westlichen Staaten "erfunden worden", sagte Ahmadinedschad in einer Rede...
Eine Antwort wäre erwünscht...
 

Goeben-Breslau

Geheimer Meister
21. Juli 2004
186
@holo:
Lass diese lächerlichen Einlagen, klar?
Wenn du Volksverhetzung betreiben willst, dann schlagen hier manch Andere auf die gleiche Art und Weise zurück... und das will doch Niemand hier in diesem Forum, oder?
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
was user hier zu tun und zu lassen haben, möge doch bitte weiterhin sache der moderatoren bleiben.

weiteres hierzu bitte per pn.

antimagnet
moderator
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Wenn der Harr Pamuk nur ein drittklassiger Schriftsteller ist, der sich wichtig und damit Geld machen will, welcher Teufel reitet dann die türkischen Behörden, ihm den Gefallen zu tun und das Renommee ihres Landes sinnlos zu beschädigen?
 

Mother_Shabubu

Geheimer Sekretär
3. Juli 2003
622
Du verstehst das falsch. Nicht der Prozeß beschädigt das Ansehen der Türkei, sondern die Aussagen des Herrn Pamuk. Die Ursache für dieses Verhalten kann ich nicht nennen, möglicherweise ist es Unsicherheit, die durch "männliches Verhalten" versteckt werden soll.

Was ich mich aber gerade frage: Atatürk wollte aus der Türkei doch einen westlichen Staat machen und alles abschütteln, was an das Osmanische Reich erinnerte? Also müsste die Türkei doch den Völkermord an den Armeniern verurteilen, da dieser vor ihrer Gründung stattfand?
Wikipedia schrieb:
1920 bezeichnete Kemal Atatürk, der Vater der Türken, den Völkermord an den Armeniern vor dem Parlament als „eine Schandtat der Vergangenheit“.
Anscheinend ist es schon einmal geschehen. Warum also heute nicht mehr?

@Goeben-Breslau: Warum wirfst Du nur holo Volksverhetzung vor und erdal5 nicht?
 

erdal5

Großmeister
19. Dezember 2004
74
ich persönlich glaube nicht, das Herr pamuk ein drittklassiger autor ist, ich lese gerade 2 romane von ihm und bin positiv überrascht, er wurde ja wohl nicht umsonst so hochgejubelt.
das die "westlichen" kritiker ihn puschen, um so das image der türkei zu schädigen ist mal wieder eine uns eigene paranoia.
was den prozess angeht - viele scheinen es nicht zu begreifen - ist für die türkei ein meilenstein, denn pamuk WIRD freikommen, er wird weiter unbehelligt in der türkei leben und schreiben können und das ist ein enormer schritt nach vorn.
und zu den ausschreitungen vor dem gerichtssaal: alle diese leute waren nicht der ottonormaltürke von der straße, sondern ultrarechte freaks, die von den grauen wölfen angekarrt wurden. (ähnliches passiert übrigens auch jedesmal im türk. fußball, die vereinsbosse heuern ultras an mit gratistickets und diese machen dann mächtig wind am flughafen, wenn die "gegner" anreisen.)
bitte nicht glauben, das alle türken solche ansichten haben, die türkische presse hat einhellig geschrieben, das das verhalten der pamukgegner "eine Schande" für das land wäre. sogar die hürriyet ist sehr vorsichtig mit pamuk geworden und hofft, das alles vernünftig ausgeht und pamuk unbeschadet aus der sache raus kommt.
also, alles wird gut, nur es braucht seine zeit: zu der verschiebung des prozesses: bei seiner aussage gab es noch ein anderes gesetzbuch und das fürht zu juristischen querelen.
meine persönliche meinung am schluss: nichts geht über meinungsfreiheit!
man sollte sich aber mal genaustens informieren, WAS man sagt, will heissen, nur die wahrheit sollte gesagt werden. man sollte nicht spekulieren, nicht "schätzen", nicht relativieren; zumal in solch einer sache: denn über allem hängt der begriff des genozides wie ein damokleschwert; es ist nicht einfach, solch eine bürde zu tragen.
 
G

Guest

Gast
Gegenüber der taz meinte der grüne Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit, der als Beobachter aus Brüssel angereist war: "Erdogan muss dafür sorgen, dass dieser absurde Prozess eingestellt wird, und vor allem eine neue Vorlage zum Strafrecht ins Parlament bringen, die zukünftig Anklagen wegen Meinungsäußerungen unmöglich macht."

Der Vorsitzende Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament, Daniel Cohn-Bendit, forderte die Änderung des Paragrafen 310, der gegen Pamuk angewendet wird. Auf den Einwand, dass dieser Paragraf gerade erst auf Wunsch der EU geändert worden sei, entgegnete Cohn-Bendit: "Dann muss man ihn halt noch mal ändern und später eventuell noch mal."

Cohn-Bendit!? Weiß der Kasper bald mal was er will?

Der Irakischen Fussballmannschaft will er die Teilnahme an der Wm verbieten lassen, weil ihr Präsi ein - nach Irakischem Recht - legales Statement gemacht hat. Mann kann über Ahmadinedschads Israel/Holocaust Triaden jetzt denken was man will, aber Cohn sollte sich mal auf eine Linie festlegen.

Gestern hat Cohn in eienm Interview gesagt:

Stellen Sie sich vor, Ahmadinedschad sagt, er will das Spiel besuchen - und das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Was macht dann die Bundesregierung? Ihm einen Empfang bereiten wie 1967 dem Schah? Die Negierung des Holocaust ist in Deutschland strafbar. Die Regierung müsste sagen: Wenn du kommst, wirst du verhaftet.

Und was heißt hier: "Dann muss man ihn (den Paragraphen)halt noch mal ändern und später eventuell noch mal."

Oh.. ich verstehe. Na klar wenns wie im Fall von Ahmadinedschad um Israelische Interessen geht, muss man das "Recht" halt wieder in die ander Richtung biegen. :roll:
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Weiß der Kasper bald mal was er will?
Ich habe keine Ahnung, wo du einen Widerspruch siehst. Einmal geht es um einen dubiosen Praragraphen im türkischen Gesetzbuch und einmal um Geschichtsklitterung zu Propagandazwecken. Einmal geht es um die Türkei und einmal um den Iran. Wo liegt dein Problem?
 

Goeben-Breslau

Geheimer Meister
21. Juli 2004
186
Man darf eben nicht alles behaupten, was man will. Genau darum geht es.

Darf man über vergangene, historische Ereignisse völlig straffrei seine Meinung kundtun und dies ganz egal in welcher Weise, oder gibt es da ganz bestimmte Schranken?

Wenn es diese Schranken gibt, dann darf eben auch nicht jeder daherlaufen und behaupten, die Türken hätten die Armenier abgeschlachtet und weiss ich was noch für einen Wahnsinn.

Ich erinnere an dieser Stelle gerne noch einmal daran, dass es gerade die Türkei war, die angeboten hat, diese Behauptungen von unabhängigen Historikern überprüfen zu lassen.

Aber Armenien hatte kein Interesse an einer Aufklärung... :roll:

Würde es ermöglicht werden, ohne irgendwelche Hindernisse nicht belegbare Meinungen als Tatsachen zu verkaufen, hätten wir ein echt großes Problem!

Vielleicht haben wir das ja bereits?

Vor mehr als 60 Jahren wurden die Juden durch massiven Einsatz der Medienpropaganda in den Dreck gezogen und wir alle wissen, zu was für einem Schandfleck in der Geschichte Deutschlands dies führte.
Erleben wir das heute nicht auch? Nur die Zielgruppe ist eine etwas andere... doch wie auch damals eine etwas andere Minderheit. Und das Andere macht den Leuten ja immer Angst, gell?

Editiert, um fatale Missverständnisse in Bezug auf meine Einstellung zum Thema Judenverfolgung im Dritten Reich auszuräumen!
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Ich erinnere an dieser Stelle gerne noch einmal daran, dass es gerade die Türkei war, die angeboten hat, diese Behauptungen von unabhängigen Historikern überprüfen zu lassen.
Wie oft denn noch? Es gibt doch schon zig Arbeiten zum Thema von Historikern die weder Türken noch Armenier sind, es gibt Aussagen von türkischen Politikern und von ausländischen Offizieren und letzendlich ist die Parallele die, daß in beiden Fällen ein Genozid aus politischen Gründen bestritten wird, der dem Rest der Welt als längst nachgewiesen gilt. Schon ein Grund sich zu ärgern, oder?
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
shechinah schrieb:
Cohn-Bendit!? Weiß der Kasper bald mal was er will?

Der Irakischen Fussballmannschaft will er die Teilnahme an der Wm verbieten lassen, weil ihr Präsi ein - nach Irakischem Recht - legales Statement gemacht hat. Mann kann über Ahmadinedschads Israel/Holocaust Triaden jetzt denken was man will, aber Cohn sollte sich mal auf eine Linie festlegen.

Was hat denn die irakische Fussballmannschaft und deren Teilnahme mit dem Präsidenten des Iran zu tun? Und was hat beides mit Cohn-Bendit, der Türkei und den Armeniern zu tun?

shechinah schrieb:
Und was heißt hier: "Dann muss man ihn (den Paragraphen)halt noch mal ändern und später eventuell noch mal."

Das heißt, dass die Türkei ihren Bürgern erlauben soll, offen die These zu vertreten, dass es einen Völkermord an den Armeniern gegeben hat und der entsprechende Paragraph, der dies verhindert, so lange geändert werden soll bis das gewährleistet ist.

shechinah schrieb:
Oh.. ich verstehe. Na klar wenns wie im Fall von Ahmadinedschad um Israelische Interessen geht, muss man das "Recht" halt wieder in die ander Richtung biegen.

Hä? Hier geht es um einen Schriftsteller und die Türkei, nicht um die iranische Nationalmannschaft! Irgendwie scheinst du mir hier völlig am Thema vorbei zu schreiben. :gruebel:

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On Topic:

In Deutschland darf man z.B. nicht behaupten, dass silberfarbene Pinguin-Aliens vom Mars mit Zeitreise-Technologie den Holocaust vorgetäuscht haben und "in Wirklichkeit" gar keine Juden in deutschen Konzentrationslagern gestorben sind.

Der Grund ist der, dass jegliche Relativierung des Holocausts in Deutschland streng verboten ist. Die Theorie kann sonst so bescheuert sein, wie sie will, darum geht es juristisch gesehen nicht.

In der Türkei gibt es eben diesen Paragraphen, der die Verunglimpfung der Türkei und des Türkentums bestraft. Das problematische ist, dass die Behauptung, die Türkei sei für einen Völkermord an den Armeniern verantwortlich, von türkischen Gerichten als eben gegen dieses Türkentum verstoßend gesehen wird.

Das ist so eine Art "türkische-National-Ehre-Paragraph", der sehr viel weniger Sinn ergibt als die Paragraphen des deutschen Rechts, die Relativierungen des Holocausts ahnden.

Was den Völkermord angeht, habe ich mir da leider keine Meinung zu bilden können. Trotz und wegen der endlosen Diskussionen. (Hallo Gilga! :wink:)
 

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