Herzlich Willkommen auf Weltverschwoerung.de

Angemeldete User sehen übrigens keine Werbung. Wir freuen uns wenn Du bei uns mitdiskutierst:

Revolution in Deutschland vorstellbar?

Revolution in Deutschland

  • vielleicht in 2 - 3 Jahren

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein niemals

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    256

Woppadaq

Großmeister-Architekt
2. August 2003
1.228
Ein_Liberaler schrieb:
Warum der Unterschied zwischen privatem und geschäftlichem Reichtum? Überhaupt ist gar nicht immer leicht zu trennen.

Nunja, nach dieser Aussage wäre Leo Kirch jetzt Sozialhilfe-Empfänger....

Grade bei großen Unternehmen, sprich Aktiengesellschaften, gibts doch kein reines Privateigentum an Produktionsmitteln mehr. Auch wenn einige da drin mehr zu sagen haben wegen ihrer Anteile, die Firma gehört ihnen aber nicht ausschließlich. Am Unternehmensgewinn werden auch die Kleinanleger beteiligt, zudem wird der Gewinn, im Gegensatz zum privaten Reichtum, wieder investiert. Das zu besteuern hemmt nur die Investitionen.

Es kann ja wohl nicht sein, daß die Mehrheit der Nichtmillionäre eine Vermögenssteuer mit einem Freibetrag von einer Million einführt, wie das die zum Glück gescheiterte Demagogin Simonis immer wieder angeregt hat, oder? Was unterscheidet so ein Vorgehen denn noch von offenem Raub?

Wenn der Millionär sein Vermögen gleichzeitig nicht mehr ins Ausland schaffen kann : nichts !

Ansonsten ist es schon ok: Wer hier lebt, soll auch seinen Beitrag leisten. Unser soziales System, welches allen hilft, die in Not geraten, muß auch irgendwie finanziert werden. Sonst könntest du jede Steuer als Raub deklarieren.

Das Problem an der Vermögenssteuer ist eher, daß es eine reine Propaganda-Steuer ist, zur nennenswerten Finanzierung taugt sie nicht wirklich, deswegen wurde sie auch runtergesetzt/abgeschafft.

Booth schrieb:
Daß bei einem Verkauf einer riseigen Beteiligung keinerlei Steuer erhoben wird, finde ich nicht ganz richtig. Ich glaube, früher lag die Steuer auf den Beteiligungsverkauf auf derselben Höhe, wie der Höchststeuersatz (was sicher zu hoch war). Dies wurde dann von Eichel komplett auf Null runtergefahren (in vielen anderen Nationen werden 10-20% erhoben). Halte ich für falsch - da dadurch auch das Geschacher mit Konzernanteilen erhöht wird.

....und dem Staat jährlich knapp 25 Mrd. Euro durch die Lappen gehen ! Für diese Fehlkalkulation hätte Eichel eigentlich zurücktreten müssen !
 

seven

Großmeister
21. Februar 2004
76
In Deutschland werden jährlich knapp 700 Mrd Euro (!) an Sozialleistungen umgesetzt
Verstehe ich das richtig, dass "der Staat" (inklusive aller Unterorgane) jährlich knapp 700 Mrd Euro in diesem Bereich ausgibt? Durchschnittlich 700 Euro pro Monat pro Kopf? Das wäre doch schon eine wunderbare Grundsicherung... :O_O:
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
samhain schrieb:
richtig- es kann nicht darum gehen dieselbe(n) struktur(en) unter anderer flagge weiterzuführen.

Was auch nicht besonders revolutionär wäre, den Trick haben ja ein paar Oberschlaue schon drauf ;-)

samhain schrieb:
mir stellt sich allerdings die frage, wer hier eigentlich eine andere gesellschaft will und wer bewusst mit äußerster destruktivität daran geht die bestehende zu zerstören und die hat etwas mit gleichheit zu tun.

Ich habe mich ja bereits als Revolutionsskeptiker geoutet, insofern dürfte meine Position jetzt nicht überraschen: Die Wiedervereinigung war zumindest eine Revolution für die Bevölkerung der Ex-DDR. Die typischen Merkmale der grundlegenden Systemveränderung liegen vor, und die gewaltsame Herbeiführung kann man per Montagsdemos samt Bündnis90 auslegen. Selbst für die Westbevölkerung hatte das erhebliche Konsequenzen, die man durchaus als revolutionär bezeichnen kann: Solidarpakt und Angleichungsbestrebungen. Das derzeitige Resultat möchte ich mal glatt als "Sozialismus Light" bezeichnen. Die Argumentation dazu schenke ich mir jetzt und überlasse das als Angriffsfläche.

samhain schrieb:
nicht im materiellen sinne, also das jeder das gleiche einkommen und vermögen zur verfügung hat, sondern gleichheit meint seit der aufklärung und der franz. revolution, die gleichheit aller bürger an würde und rechten wie an pflichten. diese gleichheit ist, untrennbar verbunden mit der freiheit und- so antiquiert sich das heutzutage anhört- brüderlichkeit (wo sind die schwestern?) -eine der säulen auf denen diese gesellschaft bisher beruht hat. die freiheit ist wiederum nicht ohne solidarität zu denken.

Ist nicht die Errungenschaft der Dezentralisierung das, was die französische Revolution so auszeichnet? Das mit Gleichheit haben m.E. viele Leute in den falschen Hals gekriegt und mit Uniformität verwechselt. Auf der Fahne hätte "Gleichwertigkeit" stehen sollen, aber das war wohl ein Datenübertragungsfehler ;-)

samhain schrieb:
in unseren politischen und ökonomischen verhältnissen nimmt die gleichheit an würde, rechten und pflichten schaden, weil nicht mehr "eigentum verpflichtet" gilt, sondern sich die besitzenden zunehmend ihrer verpflichtung entziehen und einseitig auf ihre rechte pochen, während der große rest tagtäglich auf seine pflichten hingewiesen wird und ansonsten sehen kann wo er bleibt.

Hier vermute ich übrigens booths Ansatz, als er Banken angesprochen hat. Angenommen, es käme eine "Vermögensrevolution" in Deutschland in Betracht. Ziel wäre die Auflage, Geld in Umlauf bringen zu müssen. Das wäre das Ende von Einkommen allein durch Zinseinkünfte. Damit der Revoluzzer in spe eine Kapitalflucht verhindert, müsste er also mit dem Gesetzgeber selber einen Deal machen, der die Banken verpflichtet, den Mammon zuerst einzufrieren, und dann, etwa per Revolutionskonsortium in verschiedene Fonds (Kultur, Kommerz, Soziales, etc.) einzusetzen. Selbst wenn jemand diese Einflussmöglichkeit hätte, müsste man das Szenario zumindest per Computersimulation durchziehen, um wenigstens ansatzweise die daraus folgenden Konsequenzoptionen einzuschätzen. Doch selbst solche Bestrebungen haben wir ja schon in der Abteilung Vermögenssteuer und die gehen noch nicht mal als großartige Reformen durch.

samhain schrieb:
die davon betroffenen erfahren direkt oder indirekt den wandel dieser gesellschaft als eine kette von verletzungen dieser gleichheit- und damit ihrer freiheit. wenn diese verletzungen zunehmend tiefer und breiter gehen, wenn die illusion wegfällt es träfe nur einen geringen prozentsatz der bevölkerung, dann wirds auch im karton rappeln. ob das dann in eine revolution mündet? keine ahnung.
die verantwortlichen wappnen sich jedenfalls jetzt schon- nicht umsonst nimmt die überwachung und kontrolle der bevölkerung zu.
komisch, dass das hier niemand hinterfragt.

Ich glaube auch, dass das ein zentraler Punkt wäre. Ohne nennenswerte Massenunterstützung geht eh nix und das Überwachungssystem sorgt für Infos, die entsprechende Ambitionen entweder im Keim ersticken können oder unterwandern würden oder wenigstens per "neusprech" mit einem smarten Begriff verkaufen. Auch die Mentalität der Menschen fällt bei der theoretischen Betrachtung unter den Tisch. Bei Portugals Nelken-Revolution war primäre Leistung die Abschaffung des Großgrundbesitzertums. Die Mentalität der Portugiesen hat man offenbar völlig fehleingeschätzt, die sind halt anders gestrickt und haben es letztlich zugelassen, dass seit den Ereignissen Anfang der 70er es heute sich fast wieder egalisiert hat. Oder noch schlimmer geworden ist, denn der Run auf begehrtes Land sorgt andauernd für Brandstiftungen, bei denen neben Eukalyptuswäldern auch private kleine Existenzen vernichtet werden.

Eins kann ich mir nicht verkneifen: Es müsste einen Revolutionsführer haben. Und welche Features der heute haben muss, um nicht als verunglückter Napoleon I. im Millenniumlook auszusehen, wage ich mir gar nicht auszumalen ;-)
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Woppadaq schrieb:
Ein_Liberaler schrieb:
Warum der Unterschied zwischen privatem und geschäftlichem Reichtum? Überhaupt ist gar nicht immer leicht zu trennen.

Nunja, nach dieser Aussage wäre Leo Kirch jetzt Sozialhilfe-Empfänger....

Tatsächlich? Der Mann hat keine tausend € mehr im Monat?

Grade bei großen Unternehmen, sprich Aktiengesellschaften, gibts doch kein reines Privateigentum an Produktionsmitteln mehr.

Das sehe ich eigentlich sehr wohl als Privateigentum an.

Auch wenn einige da drin mehr zu sagen haben wegen ihrer Anteile, die Firma gehört ihnen aber nicht ausschließlich.

Das ist bei kleinen AGs und KGs nicht anders.

Am Unternehmensgewinn werden auch die Kleinanleger beteiligt, zudem wird der Gewinn, im Gegensatz zum privaten Reichtum, wieder investiert. Das zu besteuern hemmt nur die Investitionen.

Das hat doch alles mit der Größe des Unternehmens nichts zu tun. Auch eine kleine GbR investiert im Zweifelsfalle den Großteil der Gewinne. Wie dem auch sei, der Unterschied ist künstlich. Da gründet dann ein Bauer die Meierhuber-Ackerimmobilien-Holding und wird günstiger besteuert, selbst so beobachtet. Was soll das?

Unser soziales System, welches allen hilft, die in Not geraten, muß auch irgendwie finanziert werden. Sonst könntest du jede Steuer als Raub deklarieren.

Wenn ich schlecht gelaunt bin, tue ich das. Unser Sozialsystem krankt daran, daß es nicht nur die Bedürftigen unterstützt, sondern nahezu jeden; das muß dringend eingschränkt werden. Ansonsten war mein Argument, daß nicht einfach eine Mehrheit eine Minderheit zur Kasse bitten kann - moralisch gerechtfertigt ist für mich nur, wenn sich die Mehrheit entschließt, eine Minderheit zu unterstützen.

Das Problem an der Vermögenssteuer ist eher, daß es eine reine Propaganda-Steuer ist, zur nennenswerten Finanzierung taugt sie nicht wirklich, deswegen wurde sie auch runtergesetzt/abgeschafft.

Zum Glück. Worauf soll sie auch erhoben werden? Muß ich etwa demnächst Schätzer ins Haus lassen, die mein Porzellan und Silber veranlagen? Als wenn die Einkommenssteuer nicht schon schlimm genug wäre, was die Schnüffeltätigkeit des Finanzamtes angeht! Aber da die Regierung keine Moral und keine Scham kennt, kommt man nur mit dem Argument weiter, daß der Ertrag in keinem Verhältnis zum Aufweand steht.

....und dem Staat jährlich knapp 25 Mrd. Euro durch die Lappen gehen ! Für diese Fehlkalkulation hätte Eichel eigentlich zurücktreten müssen !

Wofür ist eigentlich jemals ein Mitglied dieser Regierung zurückgetreten? Däubler-Gmelin wegen eines Hitlervergleichs, und die anderen?

seven schrieb:
Verstehe ich das richtig, dass "der Staat" (inklusive aller Unterorgane) jährlich knapp 700 Mrd Euro in diesem Bereich ausgibt? Durchschnittlich 700 Euro pro Monat pro Kopf? Das wäre doch schon eine wunderbare Grundsicherung...

Wäre es, wenn es gleichmäßig verteilt würde. Wird es aber nicht. Ein Heimplatz kann tausende € kosten. Die Tochter einer Bekannten liegt seit Jahren im Koma, macht ca. 5.000 € im Monat, oder sieben Grundsicherungen.

Elbee schrieb:
Bei Portugals Nelken-Revolution war primäre Leistung die Abschaffung des Großgrundbesitzertums.

War das so? Ja, wen interessiert das denn in einer nachagrarischen Gesellschaft? Abgesehen davon, daß mir das nicht gerade gerecht vorkommt.
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
Elbee schrieb:
Bei Portugals Nelken-Revolution war primäre Leistung die Abschaffung des Großgrundbesitzertums.

Ein_Liberaler schrieb:
War das so? Ja, wen interessiert das denn in einer nachagrarischen Gesellschaft? Abgesehen davon, daß mir das nicht gerade gerecht vorkommt.

Ja, das war so. Und die Frage nach dem Interesse heute stellst Du m.E. zu recht, denn es ist ja eher so, dass die Industrialisierung dort nicht geklappt hat, siehe Kunstgebilde rund um Sines, es außerdem als Billiglohnland sich zwischenzeitlich von Osteuropa hat den Rang abkaufen lassen, die Bauern dort mit ihrer kleinen Scholle eben genau das bleiben wollen, das freigewordenen Land sich dann Briten, Niederländer, Deutsche und, natürlich, ehemalige portugiesische Großgrundbesitzer geangelt haben. Golfclubs und Restricted Areas lassen grüßen und von Gerechtigkeit sowieso keine Spur.

Ich bestehe bei dieser Thematik hier weiterhin auf meiner Position dessen, der partout Einwände liefert: Gehen Revolutionen in Europa überhaupt? Von Deutschland gar nicht erst zu reden ...

Oder alternativ: Finden nicht andauernd Revolutionen statt, aber halt schleichend und mit anderem Etikett? Hier bin ich gerne bereit, Argumente zu liefern und die Stichworte wären: monopolistische Ernährungsindustrie, "internationalisierte" Verteidigungsarmee, Gleichschaltung der Medien. Hau rein, Liberaler ;-)


P.S.: Hätte ich fast vergessen:
@Laokoon, super eingestiegen auf meinen Quatsch, danke, waren einige inspirierende Ideen dabei !
@ woppadaq: Ja, reich und berühmt per Blanko-Unterschrift, Deine Freimütigkeit ist liebenswert und so sind wir halt, ich manchmal auch ;-) So ungefähr sieht btw ein Knebel-Vertrag bei Grundy aus. Das Kleingedruckte liest ja eh keiner ...
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Wo soll ich reinhauen? Ich bin Reserveoffizier, aber friedliebend.

Wenn ich ein paar Reihen Kartoffeln setze und ein, zwei Wildsauen schieße, kann ich übrigens der monopolisierten Ernährungsindustrie entgehen. (Gibt es keinen Smilie im Liegestuhl oder so?)

Zur Problematik, daß...

das freigewordenen Land sich dann Briten, Niederländer, Deutsche und, natürlich, ehemalige portugiesische Großgrundbesitzer geangelt haben.

Nun ja, man hat ja auch aus Italien davon gehört, daß die Pächter die Bodenreform vor allem deshalb gern hätten, um - das Land zu verkaufen und wieder zu pachten. Das könnte meinen Pächtern auch gefallen, vor allem dem Pleitekandidaten.

Ach, sinnloses Posting...
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@antimagnet

wir sollten uns fragen, was passiert, wenn wir den multinationalen konzernen die steuern erhöhen.

...zuerst werden leute entlassen und die löhne gekürzt - man hat ja schließlich höhere kosten. die manager werden kaum darunter zu leiden haben.
der staat nimmt den unternehmen geld, die entlassen dann leute, die der staat mit dem eben eingenommenen geld bezahlen muss. ist doch auch nicht sinnvoll, oder?

ist dir wohl entgangen:

"wenn" ist doch schon längst realität- trotz steuersenkungen etc.
was ist eine androhung, wenn sie sich permanent überholt?

die ultimative mega/hyper/ultradrohung?

und dann?
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
Ein_Liberaler schrieb:
Wo soll ich reinhauen? Ich bin Reserveoffizier, aber friedliebend.

Sind Reserveoffiziere sonst nicht so friedliebend? Nicht antworten, war nur so ´ne schöne Vorlage ;-)

Ein_Liberaler schrieb:
Wenn ich ein paar Reihen Kartoffeln setze und ein, zwei Wildsauen schieße, kann ich übrigens der monopolisierten Ernährungsindustrie entgehen. (Gibt es keinen Smilie im Liegestuhl oder so?)

Die private Eskapismuslösung haben viele, ich auch, doch im Threadthema geht es ja um grundlegende Gesellschaftsangelegenheiten. Das wären im Falle Ernährungsindustrie dann Kandidaten wie Süßstofflobby und erfahrene Powerseller wie Unilever oder Henkel (zähle ich jetz mal ausnahmsweise dazu, wegen der Haushaltsprodukte). Hier wären dann auch EU-Marktsteuerungsmethoden anzusprechen, was meine Skepsis in Sachen potentieller nationaler Revolutionen bestärkt. Hier schließt sich übrigens ein Kreis, denn das bisherige Scheitern der Bestrebungen für eine EU-Verfassung dank mangelnder Unterstützung der Bevölkerung ist eine Quittung für die Befürworter zentralistischer Ideen und führt uns thematisch zurück zur französischen Revolution. Der schöngeistige Demokratenanhänger Maurice Joly hätte darin eine späte Genugtung gefunden, wenn er heute noch leben würde.

Die einzige Revolution, die ich mir lokal für D vorstellen kann, ist eine Fernsehrevolution, bei vollständiger Einstellung der GEZ- und Kabelgebühren mittels Gegenfinanzierung durch komplette Unterlassung der Werbebeilagen in TV-Zeitschriften, entscheidende Verringerung der Aufsichtsratseinkommen und völliger Einstellung jeglicher Beratungshonorare im Medienbereich und Freistellung dieser Mittel für die seriöse Produktion wenigstens halbwegs vertretbarer Filmprodukte zur Information und Entertainment der Bevölkerung. Das geht dem Mainstream nämlich so dermaßen auf den Senkel, da wäre das noch relativ easy zu verargumentieren und quasi ein Spaziergang für jeden Revolutionsführeraspiranten. Sogar ohne Kommunikationsexperten ;-)
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Ist die Nahrungsmittelindustrie nicht das Ergebnis der Verbraucherwünsche? Bei uns ist zweimal wöchentlich Markt. Wer will, kann da Lebensmittel direkt vom Hersteller kaufen. Offensichtlich will das nur eine Minderheit.

Was verstehst Du unter Süßstofflobby?
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
Ein_Liberaler schrieb:
Wer will, kann da Lebensmittel direkt vom Hersteller kaufen. Offensichtlich will das nur eine Minderheit.

da hast du sicher recht.. nur wenn ich mal von dem markt in unserem stadteil ausgehe, dann muss ich schon sagen, dass sich das sicher viele leute nicht leisten können..
die armut ist bei uns sicher schon ganz extrem geworden, nur ist das denke ich mal bei vielen leuten, mich sicher nicht ausgenommen, nicht wirklich verankert..
wenn jemand von der sozialhilfe lebt, kann er sich halt kein filetsteak vom biobauern für 30€/kg leisten.. wenn sich ankuckt, wie das zeug beim guten metzger schon teuer geworden ist, ist das schon krass..
für viele bleibt denke ich nichts anderes als aldi, und dass die die preise halten können, ist nun mal der industrie zu verdanken

dass diese armut aber sicher niemals zu einer offenen, echten revolution führen wird, ist denke ich schon klar
 

Elbee

Vorsteher und Richter
28. September 2002
730
Ein_Liberaler schrieb:
Ist die Nahrungsmittelindustrie nicht das Ergebnis der Verbraucherwünsche? Bei uns ist zweimal wöchentlich Markt. Wer will, kann da Lebensmittel direkt vom Hersteller kaufen. Offensichtlich will das nur eine Minderheit.

Es handelt sich um die Ausnutzung menschlicher Schwächen, die Warenregale eines Wal-Mart ist voll davon und eine Butter aus Irland ist zwar sehr lecker, hat aber einen absurden Transport hinter sich. Es sind eben nicht die Verbraucherwünsche, die erfüllt werden, sondern z.B. die Wünsche der Firma Unilever. Die Minderheiten zählen außerdem nicht, und offenbar zählen wir beide dazu, auch ich kaufe Erdbeeren aus der Region und nicht welche, die erst hierher transportiert wurden und entsprechend behandelt sind, damit sie das überstehen. Aber wir sind bei dieser Strategie ohnehin nicht von Belang.

Ein_Liberaler schrieb:
Was verstehst Du unter Süßstofflobby?

Seit geraumer Zeit wird speziell Rohrzucker aus den Mainstream-Lebensmitteln verdrängt. Das kann man sich auf den Verpackungen ansehen, die Inhaltsstoffe werden ja gelistet und manchmal steht bereits Süßungsmittel drauf (neusprech). Die Nebenwirkungen von Süßstoffen werden von professionellen Agenturen wie Shandwick seit deutlich mehr als 10 Jahren sehr gekonnt schöngemalt, gegenargumentiert und gar abgewiesen. Das dramatische Ansteigen der Diabetes-Patienten (chronischer Patient = Dauerkunde) zugunsten der Pharma-Lobby wird dagegen bewusst nicht gegenübergestellt. Ist aber etwas OT.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
_Dark_ schrieb:
Ein_Liberaler schrieb:
Wer will, kann da Lebensmittel direkt vom Hersteller kaufen. Offensichtlich will das nur eine Minderheit.

da hast du sicher recht.. nur wenn ich mal von dem markt in unserem stadteil ausgehe, dann muss ich schon sagen, dass sich das sicher viele leute nicht leisten können..

Na, ich weiß nicht. Wir kaufen Eier beim Nachbarn und Kartoffeln in der Verwandtschaft, und die können preislich gut mithalten. Verarbeitete Lebensmittel wie Honig oder Marmelade sind natürlich was anderes, aber wenn man bedenkt, wie lange man mit einem Glas auskommt, ist der Unterschied nicht mehr so groß.

die armut ist bei uns sicher schon ganz extrem geworden, nur ist das denke ich mal bei vielen leuten, mich sicher nicht ausgenommen, nicht wirklich verankert..

Wortwahl! :wink: Herrgott, das ist doch nicht extrem. Wenn sich Langzeitarbeitslose einen Schrebergarten leisten und aus Faulheit nichts anbauen außer ein paar Möhren, weil sie aus der Kolonie fliegen, wenn sie gar nichts anbauen; wenn in Brandenburg ganze Alleen von Äpfeln und Kirschen nicht geerntet werden, sondern unter den Bäumen verfaulen, dann kann von extremer Armut nicht die Rede sein.

wenn jemand von der sozialhilfe lebt, kann er sich halt kein filetsteak vom biobauern für 30€/kg leisten..

Ich esse nie Filetsteak. Ist mir zu teuer. Nur Pfingsten und Weihnachten, eher unfreiwillig. Herrgott, wer braucht Filetsteak? Die "schlechteren" Teile schmecken genauso gut!

wenn sich ankuckt, wie das zeug beim guten metzger schon teuer geworden ist, ist das schon krass..

Inflation.

für viele bleibt denke ich nichts anderes als aldi, und dass die die preise halten können, ist nun mal der industrie zu verdanken

Den Bedarf an Grundnahrungsmitteln kann man aber auch sehr gut auf dem Markt und beim Bäcker decken.

dass diese armut aber sicher niemals zu einer offenen, echten revolution führen wird, ist denke ich schon klar

Allerdings. Der Staat, die Ursache der Armut, geriert sich ja überzeugend als Wohltäter.

Elbee schrieb:
Es handelt sich um die Ausnutzung menschlicher Schwächen, die Warenregale eines Wal-Mart ist voll davon und eine Butter aus Irland ist zwar sehr lecker, hat aber einen absurden Transport hinter sich. Es sind eben nicht die Verbraucherwünsche, die erfüllt werden, sondern z.B. die Wünsche der Firma Unilever.

Wenn die Verbraucherwünsche nicht die souveränen Herren des Marktes sind: Cherchez l'état! Irgendeine Verzerrung des Marktes findet dann statt. Wal-Mart macht übrigens immer noch keinen Gewinn in Deutschland... Gegen irische Butter ist für mich nichts einzuwenden, wenn sie nicht subventioniert wird. Vielleicht ist die Milchwirtschaft im dünnbesiedelten und flachen Irland einfach unschlagbar produktiv, verglichen mit Schweizer Almen.

Die Minderheiten zählen außerdem nicht, und offenbar zählen wir beide dazu, auch ich kaufe Erdbeeren aus der Region und nicht welche, die erst hierher transportiert wurden und entsprechend behandelt sind, damit sie das überstehen.

Früher haben wir die Dinger selber angebaut, heute haben wir nur noch Brombeeren. Weniger Arbeit...

Seit geraumer Zeit wird speziell Rohrzucker aus den Mainstream-Lebensmitteln verdrängt.

Tatsächlich? Ist mir noch nicht aufgefallen. Könnte das auf Interventionen der Gesundheitsapostel zurückgehen?

Die Nebenwirkungen von Süßstoffen [...]

Diabetes eine Folge von Süßstoffkonsum? Ehrlich? Kommt mir vor wie Krebsbekämpfung mit Vitaminen, ohne Dir zu nahe treten zu wollen.

Ist aber etwas OT.

Der ganze europäische Zuckermarkt ist eine Krankheit. Der rübenzucker war von Anfang an, seit der Kontinentalsperre, ein Ersatzstoff. Ein Unding, daß er sich bis heute hält.
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
das was booth sagt stimmt sicher.. der kapitalismus ist die ursache für die armut in der welt, oder sagen wir mal genauer der manipulierte und falsch angewandte kapitalismus..

Ein_Liberaler schrieb:
Verarbeitete Lebensmittel wie Honig oder Marmelade sind natürlich was anderes, aber wenn man bedenkt, wie lange man mit einem Glas auskommt, ist der Unterschied nicht mehr so groß.
na, es ist sicher ein unterschied, ob ich beim aldi 12 eier für 0,99€ kaufe oder beim biobauern 6 eier für 1,99€.. das zieht sich über sämtliche lebensmittelbereiche wie käse, fleisch, milch, marmelade (hier zum beispiel sehr krass) oder auch bier..
die oettinger plörre würde sicher keiner trinken, wenn er sich auch was gescheites leisten könnte.. und wenn es leute gibt, die sich hansapils kaufen müssen, weil sie drei kinder haben und einfach kein geld für mehr, dann finde ich das schon erschreckend.. kommt sicher auch von meiner persönlichen erfahrung, ich denke mal ich bin da recht verwöhnt, aber das nimmt sicher zu.. und da ist sicher nicht nur der staat schuld

Ein_Liberaler schrieb:
Herrgott, wer braucht Filetsteak?
also grade du als liberaler solltest hier nicht von "brauchen" reden sondern von wollen.. ich mag das echt sehr gerne und gehe seit wir in regensburg einen maredo haben da echt gerne hin.. aber das ist dann doch recht OT :wink:

was die inflation angeht, denke ich, dass du die absolut überschätzt.. der euro ist ein teuro, auch wenn das wort so nach BILD klingt.. das ist schlicht und ergreifend so, zumindest was meine persönlichen finanzen angeht.. schau dir autopreise an.. oder jeans.. oder sonst irgendwas..
beispiele gibts echt in hülle und fülle..
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
_Dark_ schrieb:
das was booth sagt stimmt sicher.. der kapitalismus ist die ursache für die armut in der welt, oder sagen wir mal genauer der manipulierte und falsch angewandte kapitalismus..

Mal ehrlich, _Dark_, Daß ausgerechnet Du dem Marxismus verfallen bist, das nimmt mich mit, und das nimmt mir den Glauben an die bayerischen Schulen! :wink: Wenn ich nicht aufpasse, nimmt mir das auch noch den Schlaf.

Wenn wir uns darauf einigen könnten, daß Du mit Manipulation und falscher Anwendung die staatlichen Eingriffe meinst, ja dann... Aber dem ist wohl nicht so.

na, es ist sicher ein unterschied, ob ich beim aldi 12 eier für 0,99€ kaufe oder beim biobauern 6 eier für 1,99€.. das zieht sich über sämtliche lebensmittelbereiche wie käse, fleisch, milch, marmelade (hier zum beispiel sehr krass) oder auch bier..

12 Eier für'n Euro ist für mich eine Gelegenheit, den Begrif Dumping zu gebrauchen, den ich sonst vermeide. He, wie viele Eier fressen diese Arbeitslosen eigentlich? :wink: Ich kriege Samstags und Sonntags je eins. Kein Wunder, das mit der Batteriehaltung.

die oettinger plörre würde sicher keiner trinken, wenn er sich auch was gescheites leisten könnte..

Nie probiert. Ist die schlechter als Beck's?

und wenn es leute gibt, die sich hansapils kaufen müssen,

Oder TIP-Bier. Grundnahrunsmittel des deutschen Soldaten.

weil sie drei kinder haben und einfach kein geld für mehr, dann finde ich das schon erschreckend..

Vielleicht sollten die auch einfach mal über ihren Gesamtverbrauch nachdenken. Man muß ja nicht jeden Tag Alkohol trinken. Kein Smilie, weil erstgemeint.

kommt sicher auch von meiner persönlichen erfahrung, ich denke mal ich bin da recht verwöhnt, aber das nimmt sicher zu.. und da ist sicher nicht nur der staat schuld

Wir hier am Computer sind wahrscheinlich alle verwöhnt.

also grade du als liberaler solltest hier nicht von "brauchen" reden sondern von wollen..

Touché. Aber es kann halt nicht jeder alles kriegen, was er gern haben will, und zu bedauern sind nicht all jene, deren Wünsche unerfüllt bleiben, sondern die, denen es am Nötigen mangelt. Und was das Nötige ist, ergibt sich mehr oder weniger aus den gesamtgesellschaftlichen Auffassungen.

ich mag das echt sehr gerne und gehe seit wir in regensburg einen maredo haben da echt gerne hin.. aber das ist dann doch recht OT :wink:

Ich bin dem Maredo verfallen, aber das Filet ist mir da einfach zu teuer, verglichen mit dem Rumpsteak. Oder mit dem Salatbüffet... Ich liebe das Salatbüffet.

was die inflation angeht, denke ich, dass du die absolut überschätzt.. der euro ist ein teuro, auch wenn das wort so nach BILD klingt.. das ist schlicht und ergreifend so, zumindest was meine persönlichen finanzen angeht.. schau dir autopreise an.. oder jeans.. oder sonst irgendwas..
beispiele gibts echt in hülle und fülle..

Wie jetzt? Überschätze ich die Inflation, oder ist der Euro ein Teuro?

Die Autopreise sind jedenfalls absolut unverschämt. Da least sich doch unsere Putzfrau ein Auto für sage und schreibe 22.000 €, ich habe es kaum glauben wollen. Einer unsere Mieter handelt einen Rabatt von 7.000 € aus. Unser erster Golf hat umgerechnet 7.000 €
! Neu!
 
B

Booth

Gast
_Dark_ schrieb:
das was booth sagt stimmt sicher.. der kapitalismus ist die ursache für die armut in der welt
Höööhh? Wo habe ich DAS gesagt, denn ich halte diese These für nicht zutreffend. Ich glaube zwar, daß der Kapitalismus (uneingeschränkt) dazu führen kann, daß Armut verstärkt wird - aber letztlich glaube ich, daß Armut dieselbe Medaillie der menschlichen Eigenschaft ist, die auch zu einem erheblichen Teil für den Fortschritt sorgt: Gier.

Und ich bin mir sehr sicher, daß die Gier keine staatliche Einrichtung ist, sondern eine durschaus sehr individuelle.

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Kapitalismus ist ja auch keine "staatliche Einrichtung". Eigentlich ist der das Ergebnis der Trennung von Staat und Wirtschaft... Letztlich verdanken die "kleinen Leute" in der westlichen Welt ihren relativen Wohlstand dem, was der Staat vom Kapitalismus übrigläßt.
 
B

Booth

Gast
Ein_Liberaler schrieb:
Letztlich verdanken die "kleinen Leute" in der westlichen Welt ihren relativen Wohlstand dem, was der Staat vom Kapitalismus übrigläßt.
Sie verdanken den Wohlstand nicht nur dem Kapitalismus, sondern auch dem technologischen Fortschritt, der übrigens nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen losgetreten wurde.
Die Gier konzentriert sich nicht nur auf die Wirtschaft... deshalb ist der konstruktive gesamtgesellschaftliche Umgang mit der Gier ja so schwer. Sie hat viele positive Dinge zur Folge... aber eben leider auch negative.

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Der technologische Fortschritt kann aber nur dank des Kapitalismus auch wirksam werden. Ein alter Grieche hat die Dampfmaschine erfunden - genutzt wurde sie erst, als das nötige Kapital dafür vorhanden und konkurrenzfähig war.
 
Oben Unten