Franziskaner
Ritter vom Schwert
- 4. Januar 2003
- 2.061
So, auf speziellen Wunsch von SimoRRR - und natürlich Norma - möchte ich hier mal anfangen, den Nordlichtern und Fischköpfen in der ask1.org Community einmal die bekanntesten Fallstricke im sprachlichen Umgang mit Süddeutschen aus dem schwäbisch-alemannischen Sprachraum nahezubringen.
Offensichtlich herrscht eine grosse Unsicherheit bei unseren nördlichen Nachbarn, wie bestimmte Aussagen zu interpretieren sind, und da wir uns ja alle dem Geist der Völkerverständigung verschrieben haben (gut, fast alle), sollen hier einige der wichtigsten Floskeln erklärt werden.
Weitere Unterstützung wird natürlich gern entgegengenommen.
So, los gehts:
Legg mi am Arsch! (Leck mich am Arsch!) - der bekannte Schwabengruss, herzlich und humorvoll wie immer begrüsst hier der Schwabe seinen lange nicht mehr gesehenen Freund, dem es offensichtlich gut ergangen ist. (Wenn der Schwabe einen leichten Vorwurf unterbringen möchte, das sich der Freund schon lange nicht mehr gemeldet hat, wird dies i.d.R. durch "Lebsch du au no?" (Lebst du auch noch?)direkt im Anschluss ausgedrückt).
Wenn man einen Schwaben verärgert hat, könnte einem ein "Dir schlag i glei d' Boiner ab, no koasch off de Schdompä hoimquaddle!" (Ich schlag dir gleich die Beine ab, dann kannst du auf den Stumpen heimkriechen) entgegenschallen. Hier ist Vorsicht geboten, die Anwendung körperlicher Gewalt ist nicht auszuschliessen. Wahrscheinlich hat der so Angesprochene eine wichtige regionale Gepflogenheit, wie z.B. die Kehrwoche, nicht beachtet und sich dann auch noch uneinsichtig gezeigt.
I schlag d'r oine an'd Battrie no! (Ich hau dir gleich eine aufs Maul) wäre ebenfalls in diese Kategorie einzuordnen. Es sei denn, der so angesprochene ist ein enger Freund oder Verwandter, dann ist das eher als freundlicher Hinweis im Sinne von "Pass lieber auf" zu verstehen.
Lidderlicher Fischkopf! (muss man das übersetzen?) - ein Kosename für alle Deutschen nördlich der Mainlinie.
Wenn'd net uff de Schtell dei Fiess unner der Arm nimmsch un guksch das fortkommsch, no koa i net dafier garandiern, das mir net glei de Gaul durchgoat! (Wenn du nicht auf der Stelle die Beine unter den Arm nimmst und zusiehst, das du wegkommst, kann ich nicht dafür garantieren, das ich nicht sofort durchdrehe) - das ist im Regelfall die allerletzte Aufforderung zur Flucht, sofern der Angesprochene selbst kein Schwabe ist (ein sog. "Neigschmeckter" Hinzugezogener). Im andern Fall heisst das, das der Angesprochene zur Befriedung der Situation gefälligst ein Glas Rotwein anzubringen habe (a Viertele).
Bekannt sind die Schwaben natürlich für ihren Erfindungsreichtum, auf den sie nicht ganz ohne Stolz verweisen, besonders wenn sie wegen ihres Dialekts gehänselt werden: "Wenn mir net 's Auto erfundä hättä, dätsch du d'r heit no d' Arsch uffm Gaul blutig schebble!" (Wenn wir nicht das Auto erfunden hätten, würdest du dir heute noch den Hintern auf dem Pferd wund scheuern).
Einzigartig auch die Fähigkeit, selbst komplexeste Sachverhalte kurz und prägnant zu beschreiben, beispielsweise die Einstein'sche Relativitätstheorie: "Wenn du dei Nas en mein Arsch schdeggsch, no han i a Nas em Arsch, un du hasch e Nas em Arsch, awwer i bin reladiev gseh besser dro!" (Wenn du deine Nase in meinen Hintern steckst, dann hab ich eine Nase im Hintern, und du hast eine Nase im Hintern, aber relativ gesehen bin ich besser dran).
Die beinahe überbordende Lebensfreude der Schwaben zeigt sich auch in der Art und Weise, wie sie positive Empfindungen überschwänglich zum Ausdruck bringen können. Beispielsweise ist "Isch net schlechd" (Ist nicht schlecht) die höchste Form des Lobes, die ein Schwabe vergeben kann.
Auch im Bereich der Romantik zeichnet sich die schwäbische Sprache sowohl durch Herzenswärme wie auch durch Effizienz aus: Sie: "Magsch me?" - Er: "mhm" ("Magst du mich?" - "jaja"), was ungefähr der schwäbischen Version von Romeo und Julia entspricht.
Von daher möchte ich für heute schliessen mit einem guten Ratschlag: "änn Schbätzlesdrigger un änn Muggäbadscher ghert elleweil in en ordändliche Haushald nei, sonsch koasch glei sähe, das d Hausmoa sei Alde net em Griff hätt" (Ein Spätzlesdrücker* und eine Fliegenklatsche gehört in jeden ordentlichen Haushalt, sonst sieht man sofort, das der Hausherr seine Frau nicht im Griff hat).
*Spätzlesdrücker = Ein Haushaltsgerät zur vereinfachten Herstellung schwäbischer Teigwaren.
to be continued...
Offensichtlich herrscht eine grosse Unsicherheit bei unseren nördlichen Nachbarn, wie bestimmte Aussagen zu interpretieren sind, und da wir uns ja alle dem Geist der Völkerverständigung verschrieben haben (gut, fast alle), sollen hier einige der wichtigsten Floskeln erklärt werden.
Weitere Unterstützung wird natürlich gern entgegengenommen.
So, los gehts:
Legg mi am Arsch! (Leck mich am Arsch!) - der bekannte Schwabengruss, herzlich und humorvoll wie immer begrüsst hier der Schwabe seinen lange nicht mehr gesehenen Freund, dem es offensichtlich gut ergangen ist. (Wenn der Schwabe einen leichten Vorwurf unterbringen möchte, das sich der Freund schon lange nicht mehr gemeldet hat, wird dies i.d.R. durch "Lebsch du au no?" (Lebst du auch noch?)direkt im Anschluss ausgedrückt).
Wenn man einen Schwaben verärgert hat, könnte einem ein "Dir schlag i glei d' Boiner ab, no koasch off de Schdompä hoimquaddle!" (Ich schlag dir gleich die Beine ab, dann kannst du auf den Stumpen heimkriechen) entgegenschallen. Hier ist Vorsicht geboten, die Anwendung körperlicher Gewalt ist nicht auszuschliessen. Wahrscheinlich hat der so Angesprochene eine wichtige regionale Gepflogenheit, wie z.B. die Kehrwoche, nicht beachtet und sich dann auch noch uneinsichtig gezeigt.
I schlag d'r oine an'd Battrie no! (Ich hau dir gleich eine aufs Maul) wäre ebenfalls in diese Kategorie einzuordnen. Es sei denn, der so angesprochene ist ein enger Freund oder Verwandter, dann ist das eher als freundlicher Hinweis im Sinne von "Pass lieber auf" zu verstehen.
Lidderlicher Fischkopf! (muss man das übersetzen?) - ein Kosename für alle Deutschen nördlich der Mainlinie.
Wenn'd net uff de Schtell dei Fiess unner der Arm nimmsch un guksch das fortkommsch, no koa i net dafier garandiern, das mir net glei de Gaul durchgoat! (Wenn du nicht auf der Stelle die Beine unter den Arm nimmst und zusiehst, das du wegkommst, kann ich nicht dafür garantieren, das ich nicht sofort durchdrehe) - das ist im Regelfall die allerletzte Aufforderung zur Flucht, sofern der Angesprochene selbst kein Schwabe ist (ein sog. "Neigschmeckter" Hinzugezogener). Im andern Fall heisst das, das der Angesprochene zur Befriedung der Situation gefälligst ein Glas Rotwein anzubringen habe (a Viertele).
Bekannt sind die Schwaben natürlich für ihren Erfindungsreichtum, auf den sie nicht ganz ohne Stolz verweisen, besonders wenn sie wegen ihres Dialekts gehänselt werden: "Wenn mir net 's Auto erfundä hättä, dätsch du d'r heit no d' Arsch uffm Gaul blutig schebble!" (Wenn wir nicht das Auto erfunden hätten, würdest du dir heute noch den Hintern auf dem Pferd wund scheuern).
Einzigartig auch die Fähigkeit, selbst komplexeste Sachverhalte kurz und prägnant zu beschreiben, beispielsweise die Einstein'sche Relativitätstheorie: "Wenn du dei Nas en mein Arsch schdeggsch, no han i a Nas em Arsch, un du hasch e Nas em Arsch, awwer i bin reladiev gseh besser dro!" (Wenn du deine Nase in meinen Hintern steckst, dann hab ich eine Nase im Hintern, und du hast eine Nase im Hintern, aber relativ gesehen bin ich besser dran).
Die beinahe überbordende Lebensfreude der Schwaben zeigt sich auch in der Art und Weise, wie sie positive Empfindungen überschwänglich zum Ausdruck bringen können. Beispielsweise ist "Isch net schlechd" (Ist nicht schlecht) die höchste Form des Lobes, die ein Schwabe vergeben kann.
Auch im Bereich der Romantik zeichnet sich die schwäbische Sprache sowohl durch Herzenswärme wie auch durch Effizienz aus: Sie: "Magsch me?" - Er: "mhm" ("Magst du mich?" - "jaja"), was ungefähr der schwäbischen Version von Romeo und Julia entspricht.
Von daher möchte ich für heute schliessen mit einem guten Ratschlag: "änn Schbätzlesdrigger un änn Muggäbadscher ghert elleweil in en ordändliche Haushald nei, sonsch koasch glei sähe, das d Hausmoa sei Alde net em Griff hätt" (Ein Spätzlesdrücker* und eine Fliegenklatsche gehört in jeden ordentlichen Haushalt, sonst sieht man sofort, das der Hausherr seine Frau nicht im Griff hat).
*Spätzlesdrücker = Ein Haushaltsgerät zur vereinfachten Herstellung schwäbischer Teigwaren.
to be continued...