Ganterchen
Großmeister
- 13. April 2003
- 83
Hier mal eine kleine Liste der amerikanischen Firmen, die den Irak in der Vergangenheit mit Waffen oder Vorstufen versorgt haben (A = Atomwaffenprogramm B = Biologisches Waffenprogramm C = Chemiewaffenprogramm R = Raketenprogramm K = Konventionelle Waffen, militärische Logistik )
1. Honeywell (R, K)
2. Spectra Physics (K)
3. Semetex (R)
4. TI Coating (A, K)
5. Unisys (A, K)
6. Sperry Corp. (R, K)
7. Tektronix (R, A)
8. Rockwell (K)
9. Leybold Vacuum Systems (A)
10. Finnigan-Mat-US (A)
11. Hewlett-Packard (A, R, K)
12. Dupont (A)
13. Eastman Kodak (R)
14. American Type Culture Collection (B)
15. Alcolac International (B)
16. Consarc (A)
17. Carl Zeiss – U.S. (K)
18. Cerberus (LTD) (A)
19. Electronic Associates (R)
20. International Computer Systems (A, R, K)
21. Bechtel (K)
22. EZ Logic Data Systems, Inc. (R)
23. Canberra Industries Inc. (A)
24. Axel Electronics Inc. (A)
Ich hätte gern 48 Stunden, um die Liste zu checken.
Sorry, der Irak hat NIE mit Waffen made in USA gekämpft, das wird gern behauptet, stimmt aber schlicht und ergreifend nicht.
und ich glaube gestern abend im heute journal was gesehen zu haben, dass jetzt auch Panzerabwehrraketen made in USA im Irak gefunden worden wären. Kann mich aber auch täuschen, aber wenn jemand 'ne Quelle hat...
Ich bezweifle, daß GGM-Missiles gefunden wurden, die made in USA seien... selbst WENN dem so sei, beweist das nicht, daß diese auch aus den USA importiert wurden...
Also: wenn man den Amerikanern etwas vorwerfen kann, dann, daß sie etwas schlampig bei ihren Exportbestimmungen für Pflanzenschutzmittel waren, alles andere greift nicht oder gehört ins Reich der Mythen und Legenden.
Man könnte den Amis aber auch vorwerfen, dass sie keine Skrupel haben Diktatoren aufzubauen und zu stützen, sofern sie ihren Interessen dienen und das Öl an amerikanische Firmen verscheuern.
Den ersten beiden Nebensätze würde ich - sofern der Kalte Krieg noch bestünde - zustimmen, seit dem Ende des Kalten Krieges hat es derlei aber nicht gegeben und für den Rest des Statements hätte ich gern ein Beispiel.
Abgesehen davon: die Amerikaner haben nicht damit angefangen, die Welt in "willig" oder "nicht willig" einzuteilen, daß waren Frankreich, Deutschland und Rußland, die mit dem "Abzählen" begonnen haben (und auf ihrer Seite auch reichlich Bananerepubliken und andere Failed States hatten).
Nun, so weit ich mich erinnere haben die USA angefangen, die Welt in "Gut", "Böse" und vielleicht noch "Weasels" einzuteilen...
Die Amerikaner haben die "Achse des Bösen" erfunden (Clinton) und das "Reich des Bösen" (Reagan), das Abzählen nach "dafür" und "dagegen" ging von Rußland, Frankreich und Deutschland aus.
Ansonsten: wenn die Amerikaner so kaltschnäuzig wären, wie Du es hier darstellst... wieso haben sie Hussein das Öl nicht einfach abgekauft? Das wäre DEUTLICH billiger geworden als ein Krieg, hätte die UN nicht in eine Krise gestürzt, die Appeasement-Antiamerika-Fraktion hätte keine PACE-Flaggen kaufen müssen, die Sanktion wären gelockert worden... wäre doch alles kein Problem gewesen und für die USA sogar DEUTLICH billiger. Warum also?
Vielleicht weil der böse Saddam sich erdreistet hat, sein Öl lieber an französische Firmen als an amerikanisch/britische zu verkaufen? Vielleicht weil er lieber Euro statt Dollar dafür haben wollte? Vielleicht weil er nach einem Ende der Sanktionen (wenn nämlich Herr BLIX NIX an MVW gefunden hätte) lieber europäische Firmen mit Aufträgen bedacht hätte?
Es stünde Saddam frei, Europäern, Eurasiern oder Asiaten sein Öl zu verkaufen.
Das ändert aber nichts daran, daß sich Rußland, Frankreich und China einen Dreck um bestehende Sanktionen geschert haben und Handelsabkommen mit Staaten geschlossen haben, die mit UN-Embargos belegt wurden. Das ist insbesondere dann problematisch, wenn sich diese Staaten mit diesen Ölkonzessionen aus dem Sicherheitsrat haben herauskaufen lassen. Wohlegemerkt: ich empfinde die UN und ihre Institutionen ohnehin als anachronistisch und wenn diese 3 Staaten das auch so sehen, ist das okay, nur dann sollten sie sich jetzt nicht auf das Völkerrecht berufen und vor allen Dingen sollten sie nicht so tun, als hätten sie - zumindest seit 98 - ein Interesse daran gehabt, daß die Menschenrechtsverletzungen im Irak ein Ende haben.
WARUM setzen sich die USA diesem Streß aus, wenn's doch auch viel einfacher geht?
Geht's noch einfacher, als bei jeder Meinungsverschiedenheit gleich draufzuhauen?
Welche Meinungsverschiedenheit denn?
Wenn es nur ums Öl ginge, hätten die USA sicher einen besseren Preis fürs Öl bezahlt als Russen, Franzosen oder Chinesen und wären unterm Strich noch immer deutlich billiger davongekommen, als einen Krieg anzufangen.
Oder KANN es sein, daß die Amerikaner (im Gegensatz zu Frankreich, Rußland oder China) auch aus den Erfahrungen des Kalten Krieges heraus keine Lust mehr haben auf Deals mit Leuten, für die Demokratie ein Fremdwort ist?!
Ha! Musst du da nicht selbst lachen?
Nein.
Was ist denn an den Ideen von Wolfowitz oder auch Perle so verkehrt?
Brezinski übrigens hat schon unter Carter gedient...
Das sich die übrige Welt gefälligst den amerikanischen Idealen sowie ihren wirtschaftlichen und politischen Interessen anzupassen hätte? Bis jetzt habe ich nicht den Eindruck, dass die USA soooo tolle Ideen hätten, das man unbedingt alles übernehmen müsste...
Die Frage ist, ob die politischen Interessen (Demokratistierung des Nahen Ostens einhergend mit einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftspolitik) so sehr mit den europäischen, russischen oder chinesischen Interessen kollidieren - falls dem so sein sollte, hätte ich gern mal die Interessen der Europäer, Russen und Chinesen gehört.
Tatsächlich widersprechen sich weder die wirtschaftlichen, noch die politischen Interessen, weil Rußland und Frankreich aber relativ an Gewicht verlieren würden (Sicherheitsrat, Öl-Konzessionen mit dem Irak, finanzielle Forderungen), halten sie stur dagegen.
Die Amerikaner sind dabei, die Widersprüche und Dilemmata des Kalten Krieges nach und nach auszubügeln - ich fände es nicht so doof, sich auf dieses Spiel einzulassen, zumal die Mitgestaltungsmöglichkeiten dann deutlich größer sein dürften, als wenn man schmollend auf einen Sicherheitsrat pocht, der erst seit 10 Jahren was zu melden hat und sich als wirkunslos erweist, jetzt, wo er mal die Arbeit aufnehmen könnte.
Ah ja. Das bedeutet also, wenn du oder ein US-Präsident internationale Abkommen nicht in Ordnung findet, darf er sie übergehen, ignorieren oder kündigen.
Das darf jeder Staat.
Wenn jemand anders das macht, darf er ihn präventiv angreifen.
Ich wüßte nicht, daß der Irak von der Koalition angegriffen worden wäre, weil er internationale Abkommen ignoriert hat.
Also doch wieder die Einführung des Rechts des Stärkeren.
Als ob es JEMALS ein anderes Recht gegeben hätte (nur, daß es 40 Jahre lang nicht aufgefallen ist, weil die UN vom systemischen Konflikt überlagert wurden...)
Wenn du das erstrebenswert findest und dich gar - Mäntelchen nach dem Wind - gerne anschliessen möchtest, ok. Ich will keine Führungsmacht, die Demokratie und Meinungsfreiheit predigt und dabei Unterwürfigkeit meint.
Es geht nicht um Unterwürfigkeit, sondern um Einsicht.
Russen, Chinesen und Franzosen haben klare nationale Interessen im Irak, die denen der USA widersprechen (Rußland, China und Frankreich wollenn Öl von Hussein und daß er seine Schulden aus Waffengeschäften begleicht, die USA wollen Demokratie und Marktwirtschaft). Deutschland hingegen kaufe ich ein Interesse an einer starken internationalen Gemeinschaft ab (zumindest Fischer glaube ich das, Schröder ist ein kaltschnäuziger Opportunist), was Deutschland trotzdem nicht abhält, mit Staaten zu paktieren, die lediglich ein politisches Interesse haben, das ungleich dem der USA ist. Verkürzt: der Feind meines Feindes ist mein Freund. Das ist exakt die Politik, die die USA bisweilen im Kalten Krieg verfolgt haben und deretwegen sie jetzt die Folgen zu beseitigen versuchen.
Also: wenn man schon gegen die USA opponiert, dann muß man sich fragen, ob die Interessen der USA den eigenen widersprechen - wenn das so ist, soll man sich dahingehend äußeren (und vor allen Dingen die eigenen Interessen formulieren), alles andere ist nicht das Wehren gegen Unterwerfungsversuche sondern allenfalls das absichtliche mißverstehen amerikanischer Außenpolitik.[/quote]