Graf-Unzahl
Geheimer Meister
- 1. Februar 2004
- 117
In letzter Zeit fiel mir vermehrt auf, wie oft bei ernsthaften politischen, gesellschaftlichen, kulturellen oder wissenschaftlichen Diskussionen, auf diversen Internetforen, "Der Spiegel" als Informationsquelle herangezogen bzw. zitiert wird, sei es das Magazin selbst oder die Internetseite.
Dies ist memetisch betrachtet eigentlich ein erstaunliches Phänomen. Die Quantität der Quotationen und Linkverweise suggeriert gewissermaßen, dass dieses Magazin von einer nicht unbeträchtlichen Menge des "denkenden Volkes" ein nicht unbeträchtliches Maß an Vertrauen genießt. Man könnte auch sagen, dass das Mem "Der Spiegel ist eine seriöse Informationsquelle, auf die man sich uneingeschränkt verlassen kann", auf nicht unbeträchtliche Weise in den Köpfen des intellektuellen Pagus verankert ist.
Wenngleich ich selbst bisher keine wirkliche Affinität zu diesem Blatt verspürte, bewog mich doch die Auffälligkeit dieser enormen Quantität dazu, zumindest der Internetseite einmal einen Besuch abzustatten. Und was ist das erste, das meine Augen entdecken mussten? Dort werden Artikel zum Kauf angeboten.
Obschon der Einzelpreis der Artikel bei mengenmäßig geringfügigen 50 Cent liegt, konnte in mir der Eindruck, es mit einem ähnlichen Etablissement zu tun zu haben wie mit jenem, welches sich im Allgemeinen durch eine rote Beleuchtung auszeichnet, nicht so recht entweichen.
Das Prinzip ist das selbe, hier wird geteast, und wer mehr will, muss zahlen. Der Gehörnte in mir würde jetzt ad hoc sagen, das ist minderwertigster Informationskapitalismus, aber zum Glück habe ich dem Gehörnten in mir schon vor Jahren die Zunge amputiert
Nun frage ich mich natürkisch, was mag den intellektuellen Pagus dazu bewogen haben, das oben beschriebene Mem so lange aufrecht zu erhalten? Ist es schlichtweg nur die Macht der Gewohnheit oder doch vielleicht das bisher selten erforschte Phänomen des "Somnus Profundus", welches den intellektuellen Pagus letztlich als bloße Karikatur des nicht intellektuellen Pagus outet? Oder verläuft diese Macht mit diesem Phänomen gar unison? Oder sind da einige Lakeien einfach nur einer geschickten Werbestrategie zum Opfer gefallen, die die Kunst des Simplizismus mithilfe der Lockspeise "Spiegelleser wissen mehr" zur Perfektion brachte?
Oder oder oder. Fragen über Fragen.
Noch eine: Wissen Spiegelleser tatsächlich mehr?
Aus einer tatsächlich metaphysischen Positur heraus müsste die Antwort lauten: Sie tun es, allerdings mit absoluter Sicherheit nicht die Leser jenes Blattes, welches eines der Zentrallexeme der holistischen Weltbetrachtung hinterrücks usurpiert hat, gar zum Titel erkoren, des reinen materiellen Gewinnes wegen...
Sorry, bin heut gut drauf...
Dies ist memetisch betrachtet eigentlich ein erstaunliches Phänomen. Die Quantität der Quotationen und Linkverweise suggeriert gewissermaßen, dass dieses Magazin von einer nicht unbeträchtlichen Menge des "denkenden Volkes" ein nicht unbeträchtliches Maß an Vertrauen genießt. Man könnte auch sagen, dass das Mem "Der Spiegel ist eine seriöse Informationsquelle, auf die man sich uneingeschränkt verlassen kann", auf nicht unbeträchtliche Weise in den Köpfen des intellektuellen Pagus verankert ist.
Wenngleich ich selbst bisher keine wirkliche Affinität zu diesem Blatt verspürte, bewog mich doch die Auffälligkeit dieser enormen Quantität dazu, zumindest der Internetseite einmal einen Besuch abzustatten. Und was ist das erste, das meine Augen entdecken mussten? Dort werden Artikel zum Kauf angeboten.
Obschon der Einzelpreis der Artikel bei mengenmäßig geringfügigen 50 Cent liegt, konnte in mir der Eindruck, es mit einem ähnlichen Etablissement zu tun zu haben wie mit jenem, welches sich im Allgemeinen durch eine rote Beleuchtung auszeichnet, nicht so recht entweichen.
Das Prinzip ist das selbe, hier wird geteast, und wer mehr will, muss zahlen. Der Gehörnte in mir würde jetzt ad hoc sagen, das ist minderwertigster Informationskapitalismus, aber zum Glück habe ich dem Gehörnten in mir schon vor Jahren die Zunge amputiert
Nun frage ich mich natürkisch, was mag den intellektuellen Pagus dazu bewogen haben, das oben beschriebene Mem so lange aufrecht zu erhalten? Ist es schlichtweg nur die Macht der Gewohnheit oder doch vielleicht das bisher selten erforschte Phänomen des "Somnus Profundus", welches den intellektuellen Pagus letztlich als bloße Karikatur des nicht intellektuellen Pagus outet? Oder verläuft diese Macht mit diesem Phänomen gar unison? Oder sind da einige Lakeien einfach nur einer geschickten Werbestrategie zum Opfer gefallen, die die Kunst des Simplizismus mithilfe der Lockspeise "Spiegelleser wissen mehr" zur Perfektion brachte?
Oder oder oder. Fragen über Fragen.
Noch eine: Wissen Spiegelleser tatsächlich mehr?
Aus einer tatsächlich metaphysischen Positur heraus müsste die Antwort lauten: Sie tun es, allerdings mit absoluter Sicherheit nicht die Leser jenes Blattes, welches eines der Zentrallexeme der holistischen Weltbetrachtung hinterrücks usurpiert hat, gar zum Titel erkoren, des reinen materiellen Gewinnes wegen...
Sorry, bin heut gut drauf...