Ein_Liberaler
Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
- 14. September 2003
- 4.926
TanduayJoe schrieb:Moinmoin
Schwer zu gewinnen, begehrt und selten ist Gold ebenso, wie das Muschelgeld oder das Steingeld auf Yap, wäre es anders würde ihm auch niemand einen Wert beimessen. Deine Goldbegeisterung in allen Ehren, aber Gold ist auch nur eine Ware.
Ich wüßte nicht, wo ich etwas anderes geschrieben habe. Eine Ware, die so begehrt ist, daß man sie gegen jede andere eintauschen kann, eben weil man sie gegen jede andere eintaushen kann, nennt man - Geld. Gold eignet sich dafür lediglich am besten, weil es ohne Wertverlust teilbar, leicht transportabel, unbegrenzt haltbar ist.
Bei dem Beispiel in dem Du lagerfähigen Weizen und Nagel als wertvoller als Obst bezeichnest, verwechselst Du die Wertbeständigkeit eines Gegenstandes mit seinem tatsächlichen Wert. Der Wert des heute noch knackfrischen Obstes kann im Augenblick den Wert des Nagels um ein Vielfaches übersteigen, während er in spätestens einem Jahr, selbst bei Lagerung im Kühlhaus, gegen Null tendieren dürfte.
Gleiche Nachfrage hatte ich stillschweigend vorausgesetzt. Es ging mir lediglich darum, daß die Herstellungs- oder Gewinnungskosten keine alleiniger Wertmaßstab sein können.
Die Verwechslung von Wert und Kosten hat schon Marx seine ganze Theorie versaut.
Darüber wüßte ich gern näheres.
Marx bestimmt den Wert einer Ware, indem er ermittelt, wieviel Arbeit darinsteckt. Tarsächlich kann er so nur die Kosten ermitteln.
Wenn Du Muscheln auf Pazifikinseln einen Wert beimessen möchtest, dann betrachte ich die Banknoten auch nicht als wertlos, schließlich haben sie immerhin noch einen Heizwert und können vorher sogar noch als Notizzettel dienen.
Und womöglich wäre ein einzelner Zettel sogar noch mehr wert als eine einzelne Muschel. Schon klar.
Mir als Tischlerbauern fällt es nicht schwer einem Zentner Kartoffeln einen Wert in Zetteln beizumessen, denn gerade gestern habe ich mit dem Sohn des Maurerfischers gesprochen, der übrigens hobbymäßig ein ganz vorzügliches Bier braut und mir eine ganze Kiste davon für 3 Zettel angeboten hat, eigentlich ist mir das zu teuer, aber wie gesagt, das Bier ist wirklich ein Genuß. Bei Frau Weberschneider hatte ich übrigens vor meinem Gespräch vorher ein Brot für einen Zettel erstanden.
Das fiele mir dann auch nicht schwer. Jetzt stell dir vor, Du bist der erste, dem Zettel angeboten werden.
Übertreiben darf ich mit meinen Kartoffelpreisen aber nicht, sonst kommen Töpferschmieds auf den Gedanken auf der Wiese gleich neben ihrem Gemüsegarten ebenfalls Kartoffeln anzubauen.
Ein höchst vernünftiger Gedanke. Man fragt sich, wieso in der Originalgeschichte niemand darauf kommt.
Wie im richtigen Leben sind nicht wirklich alle gleich, sondern einige haben, nennen wir es mal einen „Wettbewerbsvorteil“, wie die Tischlerbauers. Die Geschichte hätte aber auch anders ausgehen können, denn Frau Tischlerbauer ist sich ihrer Sonderstellung wohl bewußt und möchte das auch nach außen hin zur Schau stellen. Das Kleid, welches sie bei Weberschneiders bestellt soll ganz etwas besonderes sein – Zettel spielen keine Rolle, denn schließlich, so ist sich Frau Tischlerbauer sicher, landen letztendlich sowieso alle wieder bei ihr.
Auch das klingt schon wesentlich vernünftiger als diese Tischlerbauern, die auf ihrem Geld sitzen wie Onkel Dagobert und sich nichts gönnen.
Also Weberschneiders bauen trotzdem, durch Unachtsamkeit an seiner Esse bricht bei dem Töpferschmied ein Feuer aus Haus und Werkstatt bis auf die Grundmauern niedergebrannt und die im Garten vergraben Zettel (Töpferschmieds waren schon immer Mißtrauisch) reichen nicht für ein neues Haus. Tischlerbauers wurden Opfer einer Windhose, der Stall und Scheune müssen wieder aufgebaut werden. - Durch widrige Umstände stehen jetzt alle bei den Maurerfischers tief in der Kreide und wie es weiter geht kann sich jeder anhand der ursprünglichen Geschichte selbst ausmalen.
Ich versuch's mal: Den Familien gelang es gerade so eben, Maurerfischers jährlich die anfallenden Zinsen und drei Prozent der Kreditsumme zu zahlen, so daß sie fast dreißig Jahre brauchten, um ihre Schulden abzustottern. (Wobei es ihnen jedes Jahr leichter fiel, weil ja die absolute Höhe der Zinsen ständig fiel.) Weil Maurerfischers auch nur auf je einem Stuhl sitzen können (außer der Tochter), haben sie jetzt die schönsten und aufwendigsten Stühle im Dorf, jede Menge tönenernen Nippes und begehbare Kleiderschränke.