mmkretsch
Erhabener auserwählter Ritter
- 17. Mai 2008
- 1.113
Hallo.
"Sie können ganz frei über die philosophische und allegorische Bedeutung des Films spekulieren, wie es ihnen beliebt - und solche Spekulationen sind ein Zeichen dafür, daß er erfolgreich war, das Publikum auf einer tieferen Ebene zu packen - aber ich möchte keinen verbalen Fahrplan für 2001 klar darlegen, dem sich jeder Zuschauer zu folgen verpflichtet zu fühlen hat oder sonst befürchten muß, die Bedeutung nicht erfasst zu haben."
Der Regisseur Stanley Kubrick in einem Playboy-Interview aus dem Jahre 1968 (Übersetzung des Themenstarters).
Quelle:Interpretations of 2001: A Space Odyssey - Wikipedia, the free encyclopedia
Selten passiert es, daß mir ein Film immer wieder auf´s Neue zu denken gibt. Im Falle von "2001 - Odyssey im Weltraum" sollte das aber nicht verwundern, da seine beiden geistigen Väter Stanley Kubrick und Athur C. Clark die oft erklärte Absicht hatten, ein Werk zu schaffen, das eben keine einzige alleingültige Interpretation zuläßt, sondern den Betrachter immer wieder herauszufordern imstande ist. Das ist ihnen meiner Meinung nach auch gelungen.
Mögliche Ansatzpunkte:
- Warum macht HAL ein einen Fehler? Weil seine Programmierung zur Geheimhaltung bzw. Täuschung zu einem Konflikt führt; er sozusagen lügen muß und es nicht wirklich kann und somit einen Fehler machen muß?
Führen dieser Fehler und die damit verbundenen Ängste und Zweifel, die er vieleicht auf einmal zu empfinden imstande ist, zu einer Aktivierung einer Art Ich-Bewußtsein und Selbsterhaltungstrieb? ...etwas, was der Mensch vieleicht gerade dabei ist, zu verlieren.
- HAL, dessen Auge mich an die aufgehende Sonne im ersten Kapitel "the Dawn of man" erinnert, mag sich auf der Schwelle einer Entwicklungsstufe befinden; ähnlich der, die die Menschenaffen nach Erscheinen des Monolithen überschreiten konnten. Und wie unsere Vorfahren damals, gebraucht das ehemalige hochentwickelte Werkzeug HAL nun selber ein Werkzeug, um seine ersten Mord zu begehen.
- Das erste Erscheinen des Monolithen scheint mir übrigens auch just zu einem Zeitpunkt zu passieren, in dem die Zukunft der Menschheit nicht allzu rosig aussieht und nicht alleine auf eine besondere Sonne-Mond-Erde-Konstellation, wie angedeutet, zurückzuführen ist. Als sie ihn nach der "Eroberung" des Weltalls auf dem Mond wieder ausbuddeln, scheint das Überleben des Menschen wieder ähnlich bedroht.
- usw. ...
Tja, und dann ist da noch die Sache mit dem Ende...
Dem möglichen Einwand "ließ doch einfach das Buch" möchte ich schonmal vorweg entgegnen, daß Clark angab, das Buch enthalte lediglich SEINE Interpretation, die nicht unbedingt mit Kubricks Interpretation übereinstimmem müsse oder die einzig richtige sein muss. Ich würde mich gerne eher auf den Film konzentrieren.
In einem Zeitalter der flachen 3D-Blockbuster, überflüssiger Remakes, verzweifelter Reboots und CGI-Spektakel mag es seltsam erscheinen, einem Film die Aufmerksamkeit zu schenken, die man sonst nur alten Gemälden oder Büchern zukommen läßt, aber ich halte das Medium Film in den Händen eines großen Geschichtenerzählers, der Kubrick ohne Zweifel war, für jedem anderen großen Kunstwerk ebenbürtig.
Über eine interessierte Teilnahme und den durchaus leidenschaftlichen, aber unverbissenen Austausch von Ideen und Argumenten würde ich mich freuen.
Gruß
mmkretsch
"Sie können ganz frei über die philosophische und allegorische Bedeutung des Films spekulieren, wie es ihnen beliebt - und solche Spekulationen sind ein Zeichen dafür, daß er erfolgreich war, das Publikum auf einer tieferen Ebene zu packen - aber ich möchte keinen verbalen Fahrplan für 2001 klar darlegen, dem sich jeder Zuschauer zu folgen verpflichtet zu fühlen hat oder sonst befürchten muß, die Bedeutung nicht erfasst zu haben."
Der Regisseur Stanley Kubrick in einem Playboy-Interview aus dem Jahre 1968 (Übersetzung des Themenstarters).
Quelle:Interpretations of 2001: A Space Odyssey - Wikipedia, the free encyclopedia
Selten passiert es, daß mir ein Film immer wieder auf´s Neue zu denken gibt. Im Falle von "2001 - Odyssey im Weltraum" sollte das aber nicht verwundern, da seine beiden geistigen Väter Stanley Kubrick und Athur C. Clark die oft erklärte Absicht hatten, ein Werk zu schaffen, das eben keine einzige alleingültige Interpretation zuläßt, sondern den Betrachter immer wieder herauszufordern imstande ist. Das ist ihnen meiner Meinung nach auch gelungen.
Mögliche Ansatzpunkte:
- Warum macht HAL ein einen Fehler? Weil seine Programmierung zur Geheimhaltung bzw. Täuschung zu einem Konflikt führt; er sozusagen lügen muß und es nicht wirklich kann und somit einen Fehler machen muß?
Führen dieser Fehler und die damit verbundenen Ängste und Zweifel, die er vieleicht auf einmal zu empfinden imstande ist, zu einer Aktivierung einer Art Ich-Bewußtsein und Selbsterhaltungstrieb? ...etwas, was der Mensch vieleicht gerade dabei ist, zu verlieren.
- HAL, dessen Auge mich an die aufgehende Sonne im ersten Kapitel "the Dawn of man" erinnert, mag sich auf der Schwelle einer Entwicklungsstufe befinden; ähnlich der, die die Menschenaffen nach Erscheinen des Monolithen überschreiten konnten. Und wie unsere Vorfahren damals, gebraucht das ehemalige hochentwickelte Werkzeug HAL nun selber ein Werkzeug, um seine ersten Mord zu begehen.
- Das erste Erscheinen des Monolithen scheint mir übrigens auch just zu einem Zeitpunkt zu passieren, in dem die Zukunft der Menschheit nicht allzu rosig aussieht und nicht alleine auf eine besondere Sonne-Mond-Erde-Konstellation, wie angedeutet, zurückzuführen ist. Als sie ihn nach der "Eroberung" des Weltalls auf dem Mond wieder ausbuddeln, scheint das Überleben des Menschen wieder ähnlich bedroht.
- usw. ...
Tja, und dann ist da noch die Sache mit dem Ende...
Dem möglichen Einwand "ließ doch einfach das Buch" möchte ich schonmal vorweg entgegnen, daß Clark angab, das Buch enthalte lediglich SEINE Interpretation, die nicht unbedingt mit Kubricks Interpretation übereinstimmem müsse oder die einzig richtige sein muss. Ich würde mich gerne eher auf den Film konzentrieren.
In einem Zeitalter der flachen 3D-Blockbuster, überflüssiger Remakes, verzweifelter Reboots und CGI-Spektakel mag es seltsam erscheinen, einem Film die Aufmerksamkeit zu schenken, die man sonst nur alten Gemälden oder Büchern zukommen läßt, aber ich halte das Medium Film in den Händen eines großen Geschichtenerzählers, der Kubrick ohne Zweifel war, für jedem anderen großen Kunstwerk ebenbürtig.
Über eine interessierte Teilnahme und den durchaus leidenschaftlichen, aber unverbissenen Austausch von Ideen und Argumenten würde ich mich freuen.
Gruß
mmkretsch