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STEUERLÖCHER: Bundesländer stehen vor dem Bankrott

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
das war zu erwarten:

Länder versacken in der Schuldenfalle

Die Länder bekommen die ersten Auswirkungen der angekündigten dramatischen Steuerausfälle zu spüren: Niedersachsen steht vor dem Bankrott, Schleswig- Holstein und Thüringen verhängen Haushaltssperren, um das Desaster in den Griff zu bekommen. Andere suchen noch den Weg aus der Schuldenfalle.

...Alle 16 Länder müssen sich auf die drohenden Steuerausfälle vorbereiten. Bis zum Jahr 2008 werden ihnen rund 29 Milliarden Euro fehlen, lautete das Ergebnis der jüngsten Steuerschätzung. Die Experten des Arbeitskreises hatten also nicht nur für Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) eine Horrornachricht, als sie 66,8 Milliarden Euro weniger Einnahmen der öffentlichen Hand bis Ende 2008 ankündigten, sondern auch für seine Kollegen von Kiel bis München.

...Das Land Berlin wird bis zum Jahr 2009 rund 1,1 Milliarden Euro weniger Steuern als bisher geplant einnehmen. Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) kündigte wieder einmal "strikteste Sparsamkeit" an.

Er hofft auf das Bundesverfassungsgericht. Die Richter in Karlsruhe sollen der klammen Hauptstadt eine extreme Haushaltsnotlage zugestehen, was Anspruch auf Hilfe des Bundes bedeuten würde. Ein positives Urteil des Verfassungsgerichts könnte drastische Folgen haben. Denn dann würden wohl auch Bremen und das Saarland ebenfalls auf Unterstützung klagen. Die reicheren Länder wie Bayern und Baden-Württemberg, die schon jetzt Netto-Zahler im Finanzausgleich sind, oder das solide Sachsen müssten dann noch mehr helfen.

Eichel hat Bremen und das Saarland bereits gewarnt, sich der Berliner Klage anzuschließen, und mit ihrer Auflösung gedroht. "Wenn ein Land nachhaltig nicht auf die Beine kommt, stellt sich die Frage nach seiner Existenzberechtigung."

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,356391,00.html

verordnet wird die gleiche sinnlose medizin wie immer. der patient liegt bereits im koma und man erhöht derweil nochmals die dosis.

irre! :lol:

keine rede von den ursachen dieser massiven steuerausfälle- die ergebnis einer steuerpolitik sind, die großzügig auf einnahmen bei besserverdienenden und unternehmen verzichtet.

Finanzkrise durch Absturz der Steuereinnahmen

Am 4. November wurde eine neue Steuerschätzung vorgelegt. Gegenüber der letzten Schätzung vom Mai gehen die Steuereinnahmen weiter runter: 2004 minus 1,4 Milliarden Euro, 2005 sogar minus 3,4 Milliarden.1 Wesentlich gewaltiger stellen
sich die Steuerausfälle dar, wenn sie mit früheren Schätzungen verglichen werden:

Gegenüber der Schätzung von Mai 2002 betragen die Ausfälle fast 60 Milliarden Euro jährlich, gegenüber Mai 2001 sogar weit über 70 Milliarden Euro. Bei diesen Einnahmeausfällen liegen die Gründe für die massiven Finanzprobleme der öffentlichen Haushalte – und nicht bei gewachsenen Ausgaben.
Die Steuerausfälle sind nicht nur auf die schlechte Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre zurückzuführen. Entscheidend ist ein historisch beispielloser Absturz der Steuerquote, also des Anteils der Steuern an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung, aufgrund der Steuerpolitik. Sie sinkt von 23 Prozent im Jahr 2000 auf 20,1 Prozent in 2005. Die Steuereinnahmen liegen 2004 um 25 Milliarden Euro bzw. über fünf Prozent unter denen des Jahres 2000, obwohl das nominelle Brutto-inlandsprodukt um 54 Milliarden Euro oder fast acht Prozent höher liegt.

Die erneuten Mindereinnahmen gegenüber der Schätzung vom Mai diesen Jahres [2004] resultieren vor allem aus geringeren Einnahmen der Verbrauchsteuern und der Mehrwertsteuer sowie der Lohn- und Einkommensteuer. Dies liegt daran, dass der verhaltene Aufschwung ganz überwiegend vom Export getragen wird, während die inländische Nachfrage weiter stagniert. Auch bei der Beschäftigung und den Einkommen der Beschäftigten kann von einem Aufschwung bisher keine Rede sein. Die Bruttolöhne und Gehälter sinken real, während die Gewinne und Vermögensein-
kommen um zehn Prozent zulegen. Etwas höher als erwartet fallen die Einnahmen aus Unternehmenssteuern aus. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass damit der rapide Einbruch in den
vergangenen Jahren längst noch nicht wieder aufgeholt ist. Läge der Anteil der Gewinnsteuern an der Wirtschaftsleistung noch auf dem Stand von 2000, müssten die Einnahmen aus Körperschaft-, Gewerbe- und Kapitalertragsteuer in diesem Jahr [2004] knapp 20 Milliarden Euro höher liegen...

verdi

einnahmen aus unternehmenssteuern?

tzz, tzz...noch viel zu hoch.

nach der wahl in NRW erwartet die industrie eine senkung:

Industrie erwartet Senkung der Unternehmernssteuern

München (AFP) - Ungeachtet des Tauziehens zwischen Regierung und Opposition erwartet BDI-Präsident Jürgen Thumann eine baldige Umsetzung der Beschlüsse des Jobgipfels und eine Senkung der Steuern für Unternehmen. Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen werde sich das Reformfenster wieder für zwei bis drei Monate öffnen, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) der "Süddeutschen Zeitung".

Die Körperschaftsteuer müsse von 25 auf 19 Prozent gesenkt werden, damit Deutschland international wieder wettbewerbsfähig werde, forderte Thumann. ...

http://de.news.yahoo.com/050513/286/4jjwn.html

"wieder wettbewerbsfähig"? worauf beruhen denn die massiven gewinne, die exportweltmeisterschaft?

auf fehlender wettbewerbsfähigkeit?


nur weiter so, schiebts ihnen in den fetten arsch- eichel kann ja dann nach und nach alle bundesländer auflösen :lol: und der letzte macht das licht aus.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Hochinteressant. Von 2000 bis 2004 sind die Steuereinnahmen um lächerliche 5% gefallen. Wenn meine Einnahmen im selben Zeitraum so wenig gefallen wären, würde ich eine Party geben, und der Großteil der mir bekannten Unternehmer würde mitmachen.

Die Realitätsverweigerung unserer Regierung, die sich jedes Jahr aufs neue weigert, ihr Ausgabeverhalten der Realität anzupassen, ist nur noch skandalös.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
die simple erkenntnis, dass der binnenmarkt nicht ungestraft zerstört werden kann hat sich bei so manchem nicht durchgesetzt.. oder etwa doch?

nein.. denn das würde ja bedeuten, dass deutschland absichtlich liquidiert wird ( was natürlich vollkommen übertrieben ist und auch ganz sicher nicht zutreffend.. deutschland wird nicht zerstört.. nein.. wir befinden uns nur am anfang des aufschwungs.. jaja.. die maßnahmen der regierung werden greifen, wartet nur ab.... sprach der könig von atlantis west auf seinem berg während ihm das wasser lustig um das kinn schwappte )
und das kann ja wohl nicht sein.

1-16a.gif


wir scheinen viel zu zahlen.. manche sagen wir zahlen für europa zu viel... ja .. manche gehen sogar soweit, dass uns die scheiss eu eigentlich gehören musste ( immerhin haben wir das kackding ja bezahlt ) .. doch überlegt man sich das alles genau, so kommen die errechnete beträge ja nicht aus heiterem himmel über uns

http://www.goethe.de/dll/pro/die/1-16.html

http://www.hieronymi.de/PDF%20Dokumente/Europa-A4-M%E4rz04.pdf

deutschland zahlt so viel wegen seines hohen bruttosozialproduktes
http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttosozialprodukt

das bruttosozialprodukt wächst auch lustig weiter

klick
nur halt nicht mehr ganz so rasant wie vorher..
dumm ist nur dass dieses wachstum des wohlstandes eben nicht für alle zu haben ist..
schade, dass immer mehr leute verarmen müssen um ein paar reichen noch mehr reichtum zu ermöglichen ( was natürlich total ungerechtfertigter.. ja geradezu gemeiner sozialneid ist.. wo kommen wir da hin.. die guten menschen die uns hier aushungern wollen nur unser bestes.. und nur das was sie zum leben brauchen.. was ist falsch daran wenn ein raubtier auf jagd geht? ... das ist gerecht, es sei denn das gejagte tier ist eigentlich gar nicht so schwach wie es auf den ersten blick aussieht.. das opfer ist eher zu gutmütig als zu schwach.. das sollten wir dringend ändern )

wir werden also weiter die lustige situation haben dass hier menschen immer reicher werden, dass deutschland immer mehr zahlen muss wegen des grossen reichtums einiger weniger, dass auf der anderen seite aber der gemeine bürger ( das schaf ) immer ärmer wird und seine unterstützung durch den staat immer kleiner wird.. doch.. ist das schlimm?
läuft hier irgendwas schief?
nein eigentlich ist dieses beschissene system ja so ausgelegt.

ich hasse es :)
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
schade, dass immer mehr leute verarmen müssen um ein paar reichen noch mehr reichtum zu ermöglichen

Wir verarmen, um Beamte, Politiker und ihre Günstlinge und unfreiwillige Arbeitslose und Rentner durchzufüttern. Die sind größtenteils nicht wirklich reich. Die echten Reichen leben nicht auf Kosten der Armen.

die guten menschen die uns hier aushungern wollen nur unser bestes

In der Tat. Die meisten Politiker sind davon überzeugt, gutes zu tun.

was ist falsch daran wenn ein raubtier auf jagd geht? ... das ist gerecht, es sei denn das gejagte tier ist eigentlich gar nicht so schwach wie es auf den ersten blick aussieht..
Raub und Mord sind gerecht?

dass auf der anderen seite aber der gemeine bürger ( das schaf ) immer ärmer wird und seine unterstützung durch den staat immer kleiner wird
Je mehr Pfründner, desto kleiner die Pfründe.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@forcemagick

läuft hier irgendwas schief?
nein eigentlich ist dieses beschissene system ja so ausgelegt.

exakt!

ich habe heute ein interessantes interview mit einem kapitalismuskritiker gelesen, der sich dazu ausführlich äussert:

Kisker: Die Kapitalismuskritik, wie sie jetzt vorgetragen worden ist, zeigt für mich ein erschreckendes Theoriedefizit der SPD. Müntefering kritisiert das unethische Verhalten einzelner Unternehmer, wie zum Beispiel das von Herrn Ackermann, und lenkt damit von dem eigentlichen Problem ab. Anhaltende Massenarbeitslosigkeit, zunehmende Armut die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich, die Umweltbelastung, et cetera, sind nicht Folgen des Fehlverhaltens einzelner Unternehmer, sondern entspringen einfach der Logik dieses Regulierungssystems. Marx hat sein berühmtes Buch nicht umsonst nicht etwa „Die Unternehmer“ sondern „Das Kapital“ genannt. Es geht hier nicht um ethisches Verhalten einzelner Unternehmen.

sueddeutsche.de: Sie stellen also die Prinzipien des Kapitalismus insgesamt in Frage?

Kisker: Ich antworte mit einem Vergleich: Wenn ich meiner Katze hundert Mal sage, sie soll keine Vögel fangen, dann guckt sie mich an, geht in den Garten und fängt Vögel. Das entspricht ihrer Natur, da kann ich reden, so viel ich will. Ich kann die Katze nicht durch schöne Worte vom Jagen abhalten. Ich kann nur Rahmenbedingungen setzen. Ich kann verhindern, dass sie im Frühjahr in den Garten läuft. Wie es dem Wesen der Katze entspringt, zu rauben, so entspringt es dem Wesen des Kapitals, den Gewinn zu maximieren.

sueddeutsche.de: Hohe Gewinne der Unternehmen müssen ja nicht per se schlecht sein.

Kisker: Gut oder schlecht für wen? Das ist die Frage. Die betriebswirtschaftliche Logik, die die Gewinnmaximierung erzwingt, ist nicht gleich der gesellschaftlichen Logik. Oder betriebswirtschaftliche Effizienz ist nicht gesellschaftliche Effizienz. Die Schere zwischen diesen beiden Effizienzen klafft immer weiter auseinander und wir müssten versuchen durch Grenzsetzungen, diese Schere ein Stückchen zu schließen.

sueddeutsche.de: Es besteht Ihrer Auffassung nach also ein Zielkonflikt zwischen unternehmerischem Handeln und gesellschaftlichem Handeln?

Kisker: Eindeutig ja. Der Job des Unternehmers ist es, den Gewinn zu maximieren. Es ist nicht seine Aufgabe, gute Produkte herzustellen, das ist für ihn nur Mittel zum Zweck. Es ist nicht sein Job, Arbeitsplätze zu schaffen, es ist auch nicht sein Job, für die Umwelt zu sorgen. Seine Aufgabe als Funktionär des Kapitals besteht darin, den Gewinn zu maximieren. Ansonsten wird er gefeuert oder sein Unternehmen von der Konkurrenz geschluckt. Etwas daran ändern kann man nur, indem man Grenzen setzt. Solche Grenzen sind im 19. und 20. Jahrhundert mühsam erkämpft worden. Jetzt wird versucht, sie nieder zu reißen

sueddeutsche.de: Aber niemand wird bestreiten wollen, dass das wichtigste Problem in der Arbeitslosigkeit besteht. Kommen wir bei der Bekämpfung dieses gesellschaftlichen Problems Nummer eins wirklich voran, wenn wir statt mehr nun weniger Kapitalismus in unserem Land zur Geltung verhelfen?

Kisker: Kapitalismus ist eine in sich sehr logische Veranstaltung. Und unter den gegenwärtigen Bedingungen, die durch stagnierende Märkte und Überkapazitäten geprägt sind, ist es betriebswirtschaftlich logisch, dass Arbeitskräfte entlassen werden Also: Je mehr reine kapitalistische Logik, umso mehr Arbeitslosigkeit, umso mehr Armut, Umweltschäden, et cetera.
...

http://www.sueddeutsche.de/,tt1m3/wirtschaft/artikel/409/53356/

kuschel-kapitalismus gibts nicht.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
Ein_Liberaler schrieb:
Die echten Reichen leben nicht auf Kosten der Armen.

ach nu komm... dass gutlaufende unternehmen im nahmen der optimierung für den börsenmarkt ihre leute rauswerfen obwohl sie doch gute gewinne machen könnten mit ihren mitarbeitern, die ihnen diese gewinne erarbeitet haben, dass eben jene optimierer dafür auch noch saftige prämien erhalten und reicher werden ist doch nur ein beispiel.... dass die praxis der praktikanten und leiharbeiternutzung um sich greift wie die pest ist doch nicht nur die schuld jener die diesen blödsinn angeboten haben.. es liegt doch auch an denen, die dieses angebot kalt lächelnd missbrauchen um kosten zu sparen...

In der Tat. Die meisten Politiker sind davon überzeugt, gutes zu tun.

jaja und andere wollen schlicht nur ins kanzleramt..
verantwortungsvolle politik sieht schon anders aus..
es geht doch einer zu grossen zahl der politiker nur noch um das fitzelchen machtgefühl und knete..

Raub und Mord sind gerecht?

man muss ja wirklich sarkassmus drunter schreiben :D

Je mehr Pfründner, desto kleiner die Pfründe.

ach.. naja... nur wer plündert denn die pfründe?
es ist ja nicht so dass die knappen 10 millionen nicht gern mehr zum nutzen und ruhme der volkswirtschaft beitragen würden, wenn sie nur könnten.. aber so richtig aus den rippen schneiden können sie sich die jobs halt nicht, die ihnen von den ausbeutern genommen wurden.

wie sollen die leute denn geld in die binnenwirtschaft pumpen, wenn sie nicht genug haben, wenn sie keine chance bekommen mehr zu erwirtschaften?

heutzutage schalten sich im arbeitsmarkt zunehmend schmarotzerfirmen zwischen ( personaldienstleister ) die eigentlich das tun, was das arbeitsamt tun sollte, doch diese firmen nehmen den arbeitssuchenen auch noch beachtliche beträge von ihrem erarbeiteten geld... unterlaufen den kündigungsschutz, nutzen die arbeitslosen teils auch noch weiter aus, so dass sie im falle einer nichtbeschäftigung zum quasinulltarif auch noch jobs suchen für die, die über die agentur vermittelt werden sollen..

wer nimmt denn diese angebote wahr?

es mangelt einem beachtlichen teil der unternehmer an verantwortungsgefühl, die sehen sich nicht durch ihren besitz zu irgendeiner verantwortung verpflichtet.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Eichel hat Bremen und das Saarland bereits gewarnt, sich der Berliner Klage anzuschließen, und mit ihrer Auflösung gedroht. "Wenn ein Land nachhaltig nicht auf die Beine kommt, stellt sich die Frage nach seiner Existenzberechtigung."
Ich finde den Satz ja tuffig. Das ist so gnadenlos an der Realität und Gesetzgebung vorbei, das gibts nicht...
Seit wann kann man Bundesländer überhaupt auflösen? Ich denke nicht, dass das juristisch irgendwo vorgesehen ist. Und seit wann darf ein Finanzminister sowas?
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
sueddeutsche.de: Es besteht Ihrer Auffassung nach also ein Zielkonflikt zwischen unternehmerischem Handeln und gesellschaftlichem Handeln?

Kisker: Eindeutig ja. Der Job des Unternehmers ist es, den Gewinn zu maximieren.
Und wie macht er das? Indem er den Leuten das verkauft, was sie haben wollen.

Es ist nicht sein Job, Arbeitsplätze zu schaffen
Das ist niemandes Job. Arbeitsplätze entstehen einfach, wenn Kapital und Nachfrage vorhanden sind.

es ist auch nicht sein Job, für die Umwelt zu sorgen
Es sei denn, seine Kunden fragen das nach. Aber warum den Leuten das geben, was sie wollen, wenn man ihnen das geben kann, von dem man meint, daß es gut für sie ist, und ihnen das Geld wegnehmen, das man dafür braucht?

Kapitalistisches Handeln ist gesellschaftliches Handeln - wer handelt denn, wenn nicht Menschen?

sueddeutsche.de: Angenommen es wäre tatsächlich so. Könnten wir uns in der vernetzten Weltwirtschaft den Zwängen der Marktwirtschaft überhaupt entziehen?

Kisker: Ja, ich denke, dass wir vor dem Gespenst der Globalisierung nicht wie das Kaninchen vor der Schlange erstarren dürfen. Wirksame Maßnahmen sind allerdings im Wesentlichen nur noch EU-weit zu ergreifen. Statt moralischer Appelle müsste die Bundesregierung in der EU eine Initiative ergreifen, die der kapitalistischen Logik Schranken setzt.
Kann der Mann mal zur Sache kommen?

Kisker: Ich denke, genau so wie sich die EU-Staaten darauf verständigt haben, den Maastricht-Vertrag abzuschließen, wird man sich irgend wann einmal darauf einigen müssen, gleiche Standards, sei es bei der Steuer, sei es bei den Arbeitsbedingungen, innerhalb der jetzt größeren EU zu erreichen.
Aha, das ist schon konkreter. Erst hat er ja einige Absätze lang geleugnet, die neuen Mitgliedsländer schädigen zu wollen.

Kisker: Zum Beispiel, die Unternehmenssteuern zu harmonisieren, wobei man durchaus darüber nachdenken kann und muss, dass man bei bestimmten schwachen Regionen Übergangsfristen gewährt oder längerfristig Zugeständnisse macht.
Klar, alle über einen Leisten. Die Ungarn und Slowenen werden sich freuen, wenn die Investitionen ausbleiben.

Vor allem denke ich aber auch daran, dass man die Arbeitsbedingungen vereinheitlicht:
Die Arbeitnehmer sind nämlich zu dumm, um die individuell auszuhandeln.

Ein wichtiger Punkt ist für mich, dass sich die Europäer darauf besinnen, dass es bis in die 90-er Jahre weltweit für die meisten Staaten eine Kapitalverkehrskontrolle gab. Die brauchen wir wieder in Europa. sueddeutsche.de: Barrieren für Kapital, das möglicherweise auch Arbeitsplätze schafft?

Kisker: Im Gegenteil: Die unregulierten Finanzkapitalbewegungen sind ein ganz wesentlicher Grund für Arbeitslosigkeit und die Verwerfungen, die wir hier heute haben.

sueddeutsche.de: Warum?

Kisker: Für viele Unternehmen ist es unter den gegenwärtigen Absatz- und Verwertungsbedingungen profitabler, Gewinnteile auf den amerikanischen Geldmarkt zu werfen, als sie im eigenen Unternehmen zu investieren.

Wenn das so ist, könnte das dann an der Inflation liegen?

Das darf eigentlich nicht sein: Der Gewinn eines Unternehmens beruht zu einem gewissen Teil zweifellos auf der Tüchtigkeit seines Managements. Aber zum großen Teil auf der durch Steuermittel geförderten Qualifikation der Arbeitskräfte und zu einem großen Teil auf der von der Gesellschaft geschaffenen Infrastruktur, also den Straßen, Eisenbahnwegen et cetera. Darum ist es nicht akzeptabel, dass ein Unternehmen seine Gewinne beliebig ins Ausland schaffen kann,
Der Untertan darf sein eigenes versteuertes Geld nicht ins Ausland schaffen? Das hatten wir schon, unter Friedrich Wilhelm von Preußen und unter Honecker. Dann könnte man auch Urlaubsreisen verbieten. Der Lohn des Arbeiters resultiert ja auch aus der staatlichen Infrastruktur. Wie kann er den im Ausland verschleudern? Und entstanden ist die Infrastruktur mit Mitteln, die der Staat dem Bürger weggenommen hat... nein. Äh, mit Geld, das der Staat gedruckt und dem Bürger für den Bau der Infrastruktur... auch nicht. Die Infrastruktur haben die Beamten in ihrer Freizeit geschaffen, nehme ich an.


Weder Keynes noch Marx sind heute im 21. Jahrhundert eins zu eins umzusetzen. Aber ihre Überlegungen, die verblüffende Ähnlichkeiten aufweisen, weiter zu entwickeln, das ist das Gebot der Stunde. Angesichts der Zuspitzung der wirtschaftlichen Probleme, der Resonanz auf die Kapitalismuskritik und des immer offensichtlicheren Scheiterns der neoliberalen Heilsversprechungen bin ich optimistisch, dass sich die Regierungen Europas gezwungen sehen, neue Wege zu beschreiten.

Aber sicher. Deficit spending war schon immer die Lieblingsbeschäftigung der Regierungen. Als Keynes endlich das theoretische Fundament lieferte, ging ein Seufzen der Erleichterung durch die Regierungspaläste. Von den Reförmchen der SPD sollten wir uns nicht irremachen lassen, das sind nur die absolut notwendigsten Kürzungen, keine Änderungen am System.

Kisker ist außerdem Mitherausgeber der Zeitschrift Sozialismus

Wer hätte das gedacht. Und diesem Fossil gewährt eine halbwegs seriöse Tageszeitung Raum.
 

EvilEden

Geheimer Meister
10. April 2002
421
forcemagick schrieb:
.... dass die praxis der praktikanten und leiharbeiternutzung um sich greift wie die pest ist doch nicht nur die schuld jener die diesen blödsinn angeboten haben...

oh ja, die leiharbeit.
der moderne sklavenmarkt.

da müssen menschen irgendwelche scheissjobs machen, für die sie unterdurchschnittlich bezahlt werden und wenn sie der chef nicht mehr haben will, stehen sie völlig ohne kündigungsschutz da. denn sie sind ja gar nicht bei der firma angestellt, für die sie arbeiten.....
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
forcemagick schrieb:
ach nu komm... dass gutlaufende unternehmen im nahmen der optimierung für den börsenmarkt ihre leute rauswerfen obwohl sie doch gute gewinne machen könnten mit ihren mitarbeitern, die ihnen diese gewinne erarbeitet haben,

Das bezweifle ich. Wer sagt, daß die Entlassenen mehr erwirtschaftet als gekostet haben? Wenn es aber so war, dann werden sie anderswo eingestellt werden - nicht vergessen, Unternehmer leben davon, sie "auszubeuten".

dass die praxis der praktikanten und leiharbeiternutzung um sich greift wie die pest ist doch nicht nur die schuld jener die diesen blödsinn angeboten haben.. es liegt doch auch an denen, die dieses angebot kalt lächelnd missbrauchen um kosten zu sparen...

Das mit den Leiharbeitern liegt aber auch am Kündigungsschutz und an den Tarifen. Das Praktikantenunwesen... Tja, ob das so ausschlaggebend für Frau Quandts Vermögen ist, bezweifle ich mal. Eine Sauerei ist es sicher, da muß ich Dir auch mal rechtgeben. Obwohl... Der Praktikant sammelt immerhin Erfahrungen, und vielleicht bliebe seine Stelle einfach unbesetzt. Nicht jede nützliche, gern in Anspruch genommene Arbeit wird noch verlangt, wenn sie Geld kostet. Man kann es wohl nicht in Bausch und Bogen verdammen.

In der Tat. Die meisten Politiker sind davon überzeugt, gutes zu tun.

jaja und andere wollen schlicht nur ins kanzleramt..
verantwortungsvolle politik sieht schon anders aus..
es geht doch einer zu grossen zahl der politiker nur noch um das fitzelchen machtgefühl und knete..

Nun ja, was der Schröder eigentlich für ein Programm hat, frage ich mich seit Jahren. Der wurschtelt sich so durch, von Thema zu Thema. Aber ob er den Bürgern bewußt schaden will?

Je mehr Pfründner, desto kleiner die Pfründe.

ach.. naja... nur wer plündert denn die pfründe?
es ist ja nicht so dass die knappen 10 millionen nicht gern mehr zum nutzen und ruhme der volkswirtschaft beitragen würden, wenn sie nur könnten..

Es gibt unfreiwillige Pfründner, wie die meisten Arbeitslosen und viele Rentner, es gibt auch freiwillige, wie die Spezis der Politiker, die sich mit Gutachten, Kampagnen und der Mitarbeit in immer neuen Organisationen beauftragen lassen - nicht zu vergessen allerhand Subventionsempfänger. Auch die Bergleute sind Pfründner, obwohl sie hart arbeiten... Ob der Pfründner ein freiwilliger oder unfreiwilliger ist, hat keinen Einfluß darauf, daß das Geld nur einmal verteilt werden kann und auch noch weniger wird, je mehr Menschen vom Nettosteuerzahler zum Nettosteuerverzehrer werden.

aber so richtig aus den rippen schneiden können sie sich die jobs halt nicht, die ihnen von den ausbeutern genommen wurden.
Nun, genommen wurden sie ihnen von der Politik, die Arbeit systematisch verteuert.

wie sollen die leute denn geld in die binnenwirtschaft pumpen, wenn sie nicht genug haben, wenn sie keine chance bekommen mehr zu erwirtschaften?
Es geht doch gar nicht um Geld, sondern um Güter. Und wenn den Menschen die Chance genommen wird, Güter zu produzieren, werden wir eben ärmer.

heutzutage schalten sich im arbeitsmarkt zunehmend schmarotzerfirmen zwischen ( personaldienstleister ) die eigentlich das tun, was das arbeitsamt tun sollte, doch diese firmen nehmen den arbeitssuchenen auch noch beachtliche beträge von ihrem erarbeiteten geld...

Sie erbringen eine Dienstleistung, für die sie einen Lohn verdienen. Das Arbeitsamt versagt total. Vermittlungserfolg letztes Jahr: 1,4 Stellen je "Arbeitsagent", oder wie die jetzt heißen mögen. Wäre ich arbeitslos, würde ich mich eher über meine zwangsweise erbrachten Sozialbeiträge ärgern, mit denen nicht nur eine unfähige Behörde gemästet wurde, sondern auch noch Gewerkschaften und Verbände, die sich sinnlose Umschulungsmaßnahmen teuer bezahlen lassen, und nicht über das Geld, das ein Personaldienstleister aufgrund eines freiwillig geschlossenen Vertrages für eine erbrachte Leistung bekommt.

es mangelt einem beachtlichen teil der unternehmer an verantwortungsgefühl, die sehen sich nicht durch ihren besitz zu irgendeiner verantwortung verpflichtet.

Gerade von den Eigentümerunternehmern kann man das in den seltensten Fällen behaupten. Von einem Müller spricht man nur, wenn er die Erbschafssteuer vermeiden will. Von den Menschen, die er in Lohn und Brot gebracht hat, redet niemand.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
oh, wie ich sehe gibts nach der sichtweise des liberalen doch den kuschel-kapitalismus. immer im dienst des menschen. mir kommen doch glatt die tränen vor lauter rührung.

ich zitiere mal eine aussage des US-politologen US-Benjamin R. Barber, nach der es illusionär ist von der kapitalistischen welt zu erhoffen, das sie von selbst mechanismen schafft, die gewachsene gesellschaftsstrukturen vor der zerstörung bewahren. das wesen des kapitalismus ist, das er auf die zerstörung all dessen hinarbeitet, was dem verwertungsinteresse des kapitals entgegensteht.

hier ein älterer artikel von ihm:

...Die Verfechter der freien Marktwirtschaft verteidigen die Vermarktung des Cyberspace, indem sie sich auf das berufen, was sie die »Synergie« von Märkten und neuen Technologien nennen, welche angeblich Märkte in Hochleistungsmaschinen verwandeln, die öffentlichen Interessen dienen, weil sie Wettbewerb und Wahlmöglichkeiten maximieren. Doch der Spätkapitalismus ist nicht gerade von unternehmerischem Pioniergeist und von Wettbewerbsdenken geprägt. Er floriert, indem wenige, massenhaft produzierte Artikel wie beispielsweise Sportschuhe, Cola-Getränke und elektronische Hardware an jedermann auf dem gesamten Planeten verkauft werden - derselbe Film, dasselbe Buch, derselbe Hamburger und dieselbe Softwareplattform, dasselbe Programm für so viele Milliarden von Bürgern, die in Konsumenten verwandelt werden können. Und wenn die Waren nicht länger in den Markt gedrückt werden können, fängt man an, Bedürfnisse zu produzieren, damit es eine Nachfrage gibt für die endlose Folge von Produkten, die auf den Markt gebracht werden müssen, wenn es dem Spätkapitalismus gutgehen soll...

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/6/6239/1.html

noch was zum handel- der fand und findet auch schon immer auch abseits kapitalischer verwertung statt:

...Handel sowie der Austausch von Waren und Dienstleistungen gab es zu allen Zeiten, in jeder Gesellschaft. Allerdings hatten diese Dinge früher dem Haushalt der Natur und dem Wirtschaften der Menschen unterstanden. Mittlerweile wurden die Domäne des Marktes und das von Menschen erzeugte Kapital zum höchsten Organisationsprinzip der Gesellschaft erklärt. Das hat zur Vernachlässigung und Zerstörung der beiden anderen Organisationsprinzipien geführt: Ökologie und Überleben. Dabei sind es gerade diese beiden Prinzipien, die das Leben sichern - in der Natur, in der Gesellschaft. Die moderne Wirtschaft und die modernen Entwicklungskonzepte sind, historisch gesehen, nur eine Marginalie in der Interaktion Mensch/Natur. Über die Jahrhunderte war das Subsistenz- Prinzip die materielle Grundlage des Überlebens in der menschlichen Gesellschaft. Über die Selbstversorgungsmechanismen rang man der Natur seine Existenz ab. Man respektierte die von der Natur gesetzten Grenzen - die gleichzeitig die Grenzen menschlichen Konsumverhaltens waren. In den meisten Ländern des globalen Südens leben viele Menschen noch immer in einer Survival-Ökonomie. Von der marktorientierten Entwicklung wird diese Form des Wirtschaftens allerdings nicht wahrgenommen. Alle Menschen in allen Gesellschaften dieser Erde hängen für ihr Überleben vom Haushalt der Natur ab. Wo das Ordnungsprinzip, das in einer Gesellschaft das Verhältnis Mensch/Natur regelt, Nachhaltigkeit ist, wird Natur zur Allmende, zum Gemeingut. Wo allerdings Profit und Akkumulation zum gesellschaftlichen Ordnungsprinzip erhoben werden, wird die Natur zur Ressource. Und die Ausbeutung von Ressourcen für den Markt ist in solchen Gesellschaften obligatorisch. Ohne sauberes Wasser, fruchtbare Böden, ohne genetische Vielfalt bei Wild- und Feldpflanzen kann die Menschheit nicht überleben. Die wirtschaftliche Entwicklung zerstört das Gemeingut. Daraus ergibt sich ein neuer Widerspruch - nämlich der zwischen der Ökonomie der natürlichen Prozesse und der Survival-Ökonomie. Die Menschen, die durch diese Entwicklung ihrer traditionellen Ländereien und traditionellen Überlebensweise beraubt werden, sehen sich nun gezwungen, ihr Überleben in einer zunehmend zerstörten Umwelt zu suchen...

zmag
 

bstaron

Vorsteher und Richter
5. August 2003
760
Habe gerade gehört das die Kapitalflucht aus Deutschland massiv ansteigt. Der Focus wird am Montag wohl darüber eine Story bringen. Wir befinden uns mitten im vier Punkte Plan des IWF. Es muß nicht alles genau zu 100% so eintreffen wie beschrieben, aber wir befinden uns auf dem Weg dahin.
Wir sehen ja die Diskussion um diese "Hedge Fonds". Jetzt zusätzliche die Kapitalflucht (die aber auch durch neue Spitzelgesetze teilweise hausgemacht ist!). Wir befinden uns immer noch in den ersten zwei Phasen.
Ein Rücktritt Schröders wird wahrscheinlicher falls die Wahl am Sonntag verloren geht.

http://www.gregpalast.com/detail.cfm?artid=125&row=1

AJ:Erforschen sie NM Rothschild, sie können dort all das finden. Gehen sie durch diese vier Punkte. Ich meine sie haben die Dokumente. Die IWF/Weltbank Implosion, vier Punkte, wie sie ein Land auf die Knie zwingen und die Resourcen der Menschen zerstören.

GP:Richtig. Zuerst öffnen sie die Finanzmärkte. Das heißt sie verkaufen ihre inländischen Banken an ausländische Banken. Dann gehen sie zu etwas das sich marktbasierte Preise nennt. Das ist diese Sache wie in Kalifornien wo alles freier Markt ist und sie mit Wasserrechnungen bekommen - wir können uns einmal vorstellen Wasservesorger in den USA zu verkaufen. Aber stellen sie sich vor eine Privatfirme wie Enron besitzt ihr Wasser. Dann gehen die Preise durch die Decke. Dann öffnen sie ihre Grenzen für den Handel - komplett freier Markt. Und Stiglitz der der Chefökonom war, erinnern sich sich er steuerte das System, er war der Zahlenmann und er sagte es war wie die Opium Kriege. Er sagte das ist kein Freihandel das ist Zwangshandel. Das ist Krieg. Sie nehmen damit Volkswirtschaften auseinander.

AJ:Nun sehen sie, China hat 40% Zollgebühren für uns, wir haben 2% für ihre Waren. Das ist kein freier und fairer Handel. Das zwingt die ganze Industrie in ein Land, über das die Globalisten volle Kontrolle haben.

GP:Nun sie kennen Walmart- ich habe darüber eine Geschichte geschrieben wenn sie mein Buch lesen. Lassen sie mich nur erwähnen das ich dieses Buch draussen haben, „Die beste Demokratie die Geld kaufen kann“, darüber wie, leider, Amerika zum Verkauf ausgeschrieben wurde. „Die beste Demokratie die Geld kaufen kann“ kommt diese Wochen heraus. Aber ich habe eine Geschichte darin das Walmart 700 Fabriken in China hat. Es gibt fast nichts in den Walmart Geschäften das aus den USA kommt, trotz der Adler an den Wänden.

AJ:Genau, wie in 1984, dann haben sie große Flaggen auf denen steht „Kauft Amerikanisch“ aber es gibt fast nichts - es ist Orwellsches Neusprech.

GP:Was das schlimmste ist, sie heuern eine Fabrik an und daneben ist eine Schwesterfabrik die in einem Gefängnis liegt. Sie können sich die Bedingungen vorstellen unter denen diese Arbeiter diese wunderbaren Sachen für Walmart herstellen. Es ist wirklich...

AJ:Und wenn ein Elitist eine Leber braucht, rufen sie einfach an.

GP:(Lacht) Ich weis es ist grausam. Tatsächlich sprach ich mit einem Mann, Harry Wu ist sein Name, tatsächlich brach er ein, er war für 19 Jahre in einem chinesischen Gefängnis. Niemand glaubte seinen schrecklichen Geschichten. Er brach ins Gefängnis ein, nahm eine Kamera mit und machte Bilder der Bedingungen und sagte das sind die Bedingungen der Fabriken woher Walmart die Sachen bekommt, es ist alles...

AJ:Man hat mir angedroht mich vom Fernsehen hier in Austin zu verbannen als ich ein Video von kleinen vierjährigen Mädchen gezeigt habe, am Boden festgekettet, dünner als Juden im Konzentrationslager, um zu sterben. Ich wurde bedroht, wenn sie das jemals wieder ausstrahlen, werden sie verhaftet.

GP:Nun wissen sie, es ist schreckliches Zeug das ich leider bekam und Stiglitz war sehr mutig hervorzukommen und diese Aussagen zu machen. Wie ich sagte, er hat mir diese Unterlagen nicht besorgt. Die Dokumente haben es wirklich bewiesen, denn diese sagten aus was wirklich passiert. Sie sagen wirklich unterschreiben sie auf der gestrichelten Linie, stimmen sie den 111 Bedingungen zu, für jede Nation. Und die Öffentlichkeit hat kein Mitspracherecht, sie wissen nicht was mit ihnen passiert. Alles was sie wissen...

AJ:Gehen sie zurück zur Privatisierung. Gehen sie durch diese vier Punkte. Das ist der Schlüssel. Das gibt Politikern Milliarden wenn sie alles übergeben.

GP:Ja, er nannte es „Bestecheresierung“, was bedeutet sie verkaufen den Wasserversorger und der hat einen Wert von, über zehn Jahre, sagen wir etwa 5 Milliarden Dollar, zehn Prozent davon sind 500 Millionen, sie können sich vorstellen wie das funktioniert. Ich sprach vor zwei Wochen mit einem Senator aus Argentinien. Ich bekam ihn vor die Kamera. Er sagte, nachdem er einen Anruf von George W. Bush im Jahr 1988 bekam, der ihm sagte, geben sie die Gaspipeline in Argentinien an Enron, das ist unser momentaner Präsident. Er sagte, was er heraus fand war wirklich gruselig, Enron würde ein fünftel der Weltmarktpreise für ihre Gas bezahlen und er meinte wie können sie so ein Angebot machen? Und ihm wurde erklärt, nicht von George W. Bush, aber einen Partner in dem Geschäft, nun wenn wir nur ein fünftel bezahlen dann ergibt das eine schöne Summe die in ihr Schweizer Bankkonto fließt. So wird das gemacht.

AJ:Das ist das....

GP:Ich habe den Film. Der Mann ist sehr konservativ. Er kennt die Bush Familie sehr gut. Er war zuständig für öffentliche Bauvorhaben in Argentinien und er sagte, ja, ich bekam diesen Anruf. Ich fragte ihn, ich sagte, von George W. Bush. Er sagte, ja, November 1988, der Mann rief ihn an und sagte geben sie die Pipeline an Enron. Das ist der gleiche George W. Bush der sagte er kannte Ken Lay bis 1994 nicht. Also, wissen sie...

AJ:Nun haben sie diese falschen Anhörungen. Wissen sie ich war gestern bei Enron in Houston denn ich bin nun hier in Austin. Wir waren vielleicht zehn Meter von der Tür entfernt, auf dem Gehweg und ich habe es auf Video - Schläger kommen raus und sagen sie können hier nicht filmen. Ich meine ich spreche auf dem Gehweg Greg.

GP:Nun, wissen sie, ich war hier im Mai, erzählte den Leuten in Großbritannien ihr habt nie von Enron gehört aber... und diese Leute haben herausgefunden wie man die Regierung (unverständlich). Tatsächlich sahen wir einige interessante Dokumente, einen Monat bevor Bush das Amt übernahm, Bill Clinton, ich denke um sich an Bushs großen Spender zu rächen, schnitt Enron vom Kalifornischen Energiemarkt ab. Er beschloß einen Grenze für die Preise die sie verlangen konnten. Sie konnten nicht mehr als das hundertfache des normalen Preises für Elektrizität verlangen. Das machte Enron sauer. Also schrieb Ken Lay persönlich einen Brief an Dick Cheney in dem er verlangte das man Clintons Preisstopp abschaffen sollte. Innerhalb von 48 Stunden nachdem George W. Bush das Amt übernommen hatte, hat sein Energieministerium den Schraubstock für Enron zurückgedreht. Ok, wieviel ist das diesen Leuten wert. Wissen sie, das muß sich doch lohnen, das hat innerhalb einer Wochen die ganzen Spenden zurückbezahlt.

AJ:Hören sie sich die Bomben an die sie fallen lassen. Sie interviewen diese Minister, den früheren Chefökonom der Weltbank - all diese Sachen, sie haben die Dokumente, Leute bekommen Zahlungen auf Schweizer Bankkonten, all das passiert. Dann kommt Teil 2, was tun die nachdem die Implosion begonnen hat?

GP:Nun, dann sagen sie man muß beginnen das Budget zu beschneiden. Ein fünftel der Bevölkerung von Argentinien ist Arbeitslos, und sie sagten beschneiden sie die Arbeitslosengelder drastisch, nehmen sie Pensionsgelder weg, beschneiden sie die Bildungsgelder, ich meine schreckliche Dinge. Wenn sie nun die Ökonomie in der Mitte einer Rezession abschneiden, die von diesen Leuten erschaffen wurde, dann vernichten sie diese Nation wirklich. Nachdem wir am 11. September angegriffen wurden kam Bush heraus und sagte wir geben 50 bis 100 Milliarden Dollar aus um unsere Wirtschaft zu retten. Wir beginnen nicht damit das Budget zu reduzieren, man versucht diese Ökonomie zu retten. Aber sie erzählen diesen Ländern das sie reduzieren und reduzieren und reduzieren müssen. Und warum, nach den internen Dokumenten, damit sie Zahlungen an ausländische Banken leisten können - die ausländischen Banken kassieren 21% bis 70% Zinsen. Das ist Wucher. Tatsächlich war es so schlimm das sie Argentinien dazu brachten die Gesetze gegen Wucher abzuschaffen. Denn jede Bank wäre ein Kredithai unter argentinischem Gesetz.

AJ:Aber Greg, sie haben es selbst gesagt und die Dokumente zeigen es. Zuerst lassen sie die Wirtschaft implodieren und erschaffen diese Atmosphäre. Sie beginnen dieses Klima das es verursacht.
GP:Ja und dann sagen sie, oh na so was, wir können euch kein Geld leihen außer zu diesen Kredithai Zinsen. Wir erlauben niemand in den USA 75% Zinsen zu verlangen. Das wäre Wucher.

AJ:Teil 3 und Teil 4. Was machen sie danach?

GP:Wie ich gesagt haben, man öffnet die Grenzen für Handel, das sind die neuen Opium Kriege. Und sobald man eine Wirtschaft zerstört hat die nichts mehr produzieren kann, ist eines der furchtbaren Dinge das sie Nationen dazu zwingen horrende Summen für Dinge wie Medikamente zu bezahlen. Und übrigens, das ist warum man einen illegalen Drogenhandel bekommt, was bleibt schon übrig um zu überleben, außer Crack und Heroin zu verkaufen...

AJ:Und die gleiche CIA Nationale Sicherheit Diktatur wurde erwischt wie sie das ins Land brachten.

GP:Wissen sie wir helfen nur unseren Alliierten.

AJ:Das ist einfach unglaublich. Also, bring die ganze Welt nach unten, blasen ihre Wirtschaft in die Luft und kaufen den Rest für Pfennigbeträge auf. Was ist Teil vier des IWF/Weltbank Plans?

GP:Nun, in Teil 4 endet man mit dem Auseinandernehmen der Regierung. Und übrigens der wirkliche Teil 4 ist der Militärputsch. Das ist was sie dir nicht sagen. Das finde ich gerade in Venezuela heraus. Ich habe gerade einen Anruf vom Präsidenten von Venezuela bekommen.

AJ:Und sie installieren ihre eigene Firmenregierung.

GP:Was sie sagen war, hier hat man einen gewählten Präsidenten der Regierung und der IWF hat angekündigt, hören sie zu, das sie eine Übergangsregierung unterstützen würden wenn der Präsident entfernt wird. Sie sagen nicht das sie sich in die Politik einmischen würden - sie würden nur eine Übergangsregierung unterstützen. Was das effektiv bedeutet, sie sagen wir bezahlen den Militärputsch, wenn das Militär den momentanen Präsident entfernt, denn der momentane Präsident von Venezuela hat nein zum IWF gesagt. Er sagte diesen Leuten sie sollen ihre Sachen packen. Sie brachten ihre Teams herein und meinten sie müssen das und das machen. Und er sagte ich muß überhaupt nichts machen. Er sagte, was ich machen werde ist das ich die Steuern auf die Ölfirmen verdoppeln werde denn wir haben eine Menge Öl in Venezuela. Und ich werde die Steuern der Ölfirmen verdoppeln und dann habe ich alles Geld das ich brauche für Sozialprogramme und die Regierung - und wir werden eine sehr reiche Nation sein. Nun, sobald sie das getan hatten, begannen sie Ärger im Militär anzufachen und ich sage ihnen, beobachten sie dieses Land: Der Präsident von Venezuela wird in drei Monaten aus seinem Büro entfernt sein oder erschossen. Sie werden ihm nicht erlauben die Steuern auf die Ölfirmen zu erhöhen.

AJ:Greg Palast, hier ist das Problem. Sie sagten es als sie das erste mal aus dem Tor traten. Sie werden hungrig, sie tun es nun mit den USA. Enron, aus all den Beweisen die ich gesehen habe, war eine Tarnung, ein weiterer Betrug, sie würden Vermögenswerte stehlen und sie dann zu älteren globalen Firmen transferieren, dann lassen sie die platzen und stehlen die Pensionskasse. Jetzt sagen sie uns Terror kann jederzeit passieren. Es wird passieren wenn ihr nicht eure Rechte aufgebt. Bush hat den Kongreß und die anderen die eigentlich Zugang haben sollten wenn ein Nuklearangriff erfolgt, nicht in die Schattenregierung einbezogen, Washington Post - „Kongreß nicht über Schattenregierung unterrichtet“. Dem Sprecher des Hauses wurde nichts erzählt. Das sieht aus wie ein Militärputsch. Ich komme damit gleich heraus. Wir erzählen das besser jedem oder diese gierigen Kreaturen werden das voll durchziehen.

GP:Ich bin über eine Sache sehr traurig. Ich habe diese Geschichte in der normalen Presse in Großbritannien gebracht. Ich bin in der BBC, trotz Lord Wakeham. Ich weis das er mich nicht mag. Ich bin in der BBC, ich bin in der wichtigsten Tageszeitung, die etwa der New York Times oder so entspricht, und wir bekommen diese Information veröffentlicht. Und es tut mir sehr leid das wir eine alternative Presse, alternatives Radio und alles andere um diese Information veröffentlichen zu können. Ich meine diese Information sollte jedem Amerikaner zur Verfügung stehen. Ich meine, schließlich ist das unsere Regierung.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
wenn es keinen kuschelkapitalismus gibt - was ist denn die alternative?

für mich ist kapitalismus, dass jeder mensch privatbesitz anhäufen darf, und damit machen darf, was er will (außer es verstößt gegen bestimmte gesetze) - verkaufen, behalten etc.

man kann da natürlich auch für bestimmte menschen einschränken. fände ich aber nicht so gut, wenn nur ein teil der bevölkerung privatbesitz anhäufen darf, während andere das nicht dürfen. das wär ja wie im mitelalter. oder in der ddr...

gruß,
antimagnet :wink:
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
samhain schrieb:
oh, wie ich sehe gibts nach der sichtweise des liberalen doch den kuschel-kapitalismus. immer im dienst des menschen. mir kommen doch glatt die tränen vor lauter rührung.

Kapitalismus ist an sich ziemlich kuschlig. Reiner Kapitalismus läuft ohne Gewalttaten ab und produziert, was die Leute haben wollen.

ich zitiere mal eine aussage des US-politologen US-Benjamin R. Barber, nach der es illusionär ist von der kapitalistischen welt zu erhoffen, das sie von selbst mechanismen schafft, die gewachsene gesellschaftsstrukturen vor der zerstörung bewahren.

Welche Gesellschaftsstrukturen sollen das sein? Sklaverei und Feudalismus vielleicht?

das wesen des kapitalismus ist, das er auf die zerstörung all dessen hinarbeitet, was dem verwertungsinteresse des kapitals entgegensteht.

Und dabei völlig gewaltfrei bleibt. Er macht den Menschen einfach das attraktivere Angebot.

hier ein älterer artikel von ihm:

...Die Verfechter der freien Marktwirtschaft verteidigen die Vermarktung des Cyberspace,

Die Vermarktung des Cyberspace? Was soll das denn sein?

[...]Doch der Spätkapitalismus ist nicht gerade von unternehmerischem Pioniergeist und von Wettbewerbsdenken geprägt. Er floriert, indem wenige, massenhaft produzierte Artikel wie beispielsweise Sportschuhe, Cola-Getränke und elektronische Hardware an jedermann auf dem gesamten Planeten verkauft werden - derselbe Film, dasselbe Buch, derselbe Hamburger und dieselbe Softwareplattform, dasselbe Programm für so viele Milliarden von Bürgern, die in Konsumenten verwandelt werden können.

Wenn ich mir vorstelle, wie viele verschiedene Sportschuhmodelle es gibt, wie viele andere Getränke als Cola, zum Beispiel Weine... Es gibt mehr Bücher als je zuvor und mehr Dönerbuden als McDonald's, Burgerkings und KFCs zusammen. Der Mann trägt Scheuklappen.

Und wenn die Waren nicht länger in den Markt gedrückt werden können, fängt man an, Bedürfnisse zu produzieren, damit es eine Nachfrage gibt für die endlose Folge von Produkten, die auf den Markt gebracht werden müssen, wenn es dem Spätkapitalismus gutgehen soll...

Was für eine negative Einstellung. Was ist so schlimm daran, Kunden für eine neue Ware zu begeistern? Kann es sein, daß Du schonmal Auszüge aus dem Text gepostet hast?

noch was zum handel- der fand und findet auch schon immer auch abseits kapitalischer verwertung statt:

Wo siehst du den Unterschied zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus?

...Handel sowie der Austausch von Waren und Dienstleistungen gab es zu allen Zeiten, in jeder Gesellschaft. Allerdings hatten diese Dinge früher dem Haushalt der Natur und dem Wirtschaften der Menschen unterstanden.

Was soll das eigentlich bedeuten? Handel ist Teil des menschlichen Wirtschaftens, per definitionem.

Mittlerweile wurden die Domäne des Marktes und das von Menschen erzeugte Kapital zum höchsten Organisationsprinzip der Gesellschaft erklärt.

Wurden sie nicht. Von wem auch? Wir haben immer noch Familie, Freundschaft, Gesetze. Das Ordnungsprinzip der Wirtschaft ist natürlich der Markt, und wo versucht wird, das zu ändern, sind die Folgen katastrophal.

Das hat zur Vernachlässigung und Zerstörung der beiden anderen Organisationsprinzipien geführt: Ökologie und Überleben.

Heute überleben aber mehr Menschen als je zuvor, und mehr Menschen als je zuvor leben sogar ein höchst angenehmes Leben. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit können wir heute auch Rücksicht auf die Natur nehmen.

Die moderne Wirtschaft und die modernen Entwicklungskonzepte sind, historisch gesehen, nur eine Marginalie in der Interaktion Mensch/Natur. Über die Jahrhunderte war das Subsistenz- Prinzip die materielle Grundlage des Überlebens in der menschlichen Gesellschaft. Über die Selbstversorgungsmechanismen rang man der Natur seine Existenz ab. Man respektierte die von der Natur gesetzten Grenzen - die gleichzeitig die Grenzen menschlichen Konsumverhaltens waren.

Und, war das schön? Man starb an jeder lächerlichen Infektion, man lief jeden Winter Gefahr, zu verhungern, die Frauen bekamen jedes Jahr ein Kind, von denen drei Viertel starben.

In den meisten Ländern des globalen Südens leben viele Menschen noch immer in einer Survival-Ökonomie.

Und strömen in die Städte, auf der Suche nach einer Alternative.

Alle Menschen in allen Gesellschaften dieser Erde hängen für ihr Überleben vom Haushalt der Natur ab.

Binse. Und wir im kapitalistischen Norden haben Tricks und Kniffe gefunden, mehr aus der Natur herauszuholen als die Wildbeuter.

Wo das Ordnungsprinzip, das in einer Gesellschaft das Verhältnis Mensch/Natur regelt, Nachhaltigkeit ist, wird Natur zur Allmende, zum Gemeingut.

Das wäre fatal. Allmenden werden übernutzt. Die historische Allmende wurde überall zum Gemeinbesitz einer bestimmten gruppe, bevor sie aufgeteilt werde. Das Allmendeproblem ist sprichwörtlich.

Wo allerdings Profit und Akkumulation zum gesellschaftlichen Ordnungsprinzip erhoben werden, wird die Natur zur Ressource. Und die Ausbeutung von Ressourcen für den Markt ist in solchen Gesellschaften obligatorisch. Ohne sauberes Wasser, fruchtbare Böden, ohne genetische Vielfalt bei Wild- und Feldpflanzen kann die Menschheit nicht überleben.

Für sauberes Wasser existiert Nachfrage, also wird sauberes Wasser angeboten werden... Mal davon abgesehen, daß die Verschmutzung von fremder Leute Wasser nicht kapitalistisch, sondern kriminell ist. Kein Bauer ruiniert die Fruchtbarkeit seiner Felder. Er ist daran interessiert, sie in gutem Zustand seinen Nachkommen zu hinterlassen. Dafür hat er im Laufe der Jahrhunderte Zwei- und Dreifelderwirtschaft, Fruchtwechselwirtschft und Kunstdünger eingeführt. Übernutzt wird im Gegenteil immer die Allmende.

Die wirtschaftliche Entwicklung zerstört das Gemeingut.

Gemeingut wird immer zerstört.

Daraus ergibt sich ein neuer Widerspruch - nämlich der zwischen der Ökonomie der natürlichen Prozesse und der Survival-Ökonomie.

Ich dachte, gerade die beiden wären aneinander angepaßt?

antimagnet schrieb:
wenn es keinen kuschelkapitalismus gibt - was ist denn die alternative?

Kommandowirtschaft. Herrschaft des wohlwollenden Diktators.

für mich ist kapitalismus, dass jeder mensch privatbesitz anhäufen darf, und damit machen darf, was er will (außer es verstößt gegen bestimmte gesetze) - verkaufen, behalten etc.

Privateigentum an den Produktionsmitteln, klassisch gesprochen. Und natürlich Vertragsfreiheit. (Da wir die nicht haben, ist auch klar, daß die Bundesrepublik kein kapitalistisches Land ist.)

man kann da natürlich auch für bestimmte menschen einschränken. fände ich aber nicht so gut, wenn nur ein teil der bevölkerung privatbesitz anhäufen darf, während andere das nicht dürfen. das wär ja wie im mitelalter. oder in der ddr...

Ins Mittelalter wollen einige ja zurück. Zurück in die Subsistenzwirtschaft, zum Leben von der Hand in den Mund. Da war Marx noch fortschrittlicher, der wollte immerhin, daß es den Menschen bessergehen sollte, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie das anzustellen wäre.

Mir ist gerade eion Artikel von Pastor Schorlemmer in die Hände gefallen, in dem er seine Traum-DDR beschreibt, also noch von vor der Wende. Da wird wieder mit Pferd und Ochse geackert, im Winter sitzt man in der einzigen geheizten Stube zusammen und erzählt Märchen und musiziert, es kommt weniger Fleisch auf den tisch, dafür mehr Obst und Gemüse und alle sind glücklich, weil alles immer so schön arrangiert wird...

"Verpackung aus Plaste und synthetische Kleidung gab es kaum noch. Alle kleideten sich einfach. Aber jedem fiel etwas ein, wie er das einfache schön und abwechslungsreich machen konnte."

Das 19. Jahrhundert ist das Traumland der Ökopaxe. Aber sie stellen sich natürlich vor, der Herr Pfarrer oder der Herr Apotheker oder der Herr Lehrer zu sein. Den Herrn Bürgermeister gibt es nicht mehr, die Stelle fällt umschichtig dem Herrn Lehrer, Pfarrer oder Apotheker zu, und den Junker vom Gut denken wir uns auch mal weg.

Edit: Zitatrahmen.
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
das abschaffen der bundesländer ist an sich kriminell und verfassungsfeindlich.. deutschland ist ein föderalistischer staat, eine beschneidung dieser eigenschaft verstößt gegen die verfassung..
soll der eichel nur weiter gen abgrund reiten..
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
Kapitalismus ist an sich ziemlich kuschlig. Reiner Kapitalismus läuft ohne Gewalttaten ab und produziert, was die Leute haben wollen.

wie romantisch...

@bstaron

danke für das interessante interview.

Habe gerade gehört das die Kapitalflucht aus Deutschland massiv ansteigt.


Kapitalflucht aus Deutschland stark gestiegen

Die Kapitalflucht aus Deutschland nimmt offenbar in dramatischem Umfang zu. Unter Berufung auf Erhebungen der Deutschen Bundesbank sind laut Pressebericht im ersten Quartal dieses Jahres Mittel im Rekordwert von 150,4 Milliarden Euro ins Ausland geflossen.

Damit hätten sich die Netto-Kapital-Exporte im Vergleich zum ersten Vierteljahr 2004 fast verdoppelt.

...Luxemburg will mit großzügigen Rabatten reiche Privatpersonen zum Umzug bewegen. Dem Bericht zufolge tritt dort 2006 eine Steuerreform in Kraft, die Gebietsansässigen massive Vorteile bringt: Die Vermögensteuer auf Erträge aus Immobilien oder Wertpapieren von derzeit bis zu 38 Prozent entfällt komplett.

bbv

...und dergleichen mehr.

@antimagnet

für mich ist kapitalismus, dass jeder mensch privatbesitz anhäufen darf, und damit machen darf, was er will (außer es verstößt gegen bestimmte gesetze) - verkaufen, behalten etc.

man kann da natürlich auch für bestimmte menschen einschränken. fände ich aber nicht so gut, wenn nur ein teil der bevölkerung privatbesitz anhäufen darf, während andere das nicht dürfen.


ja, das ist ja der mythos beim kapitalismus- theoretisch "darf" jeder privatbesitz "anhäufen" (ist "anhäufen", also mehr als man eigentlich benötigt, erstrebenswert?) nur in der praxis sieht das dann ganz anders aus, da häuft sich der besitz nämlich in den händen weniger, während der rest (zunehmend) in die röhre sieht.

im kapitalismus sind eben nicht alle kapitalisten, das geht vollkommen an der grundprämisse vorbei, das wäre dann gar kein kapitalismus mehr. leben unter diesem system bedeutet ständige konkurrenz über in-wert-setzung: (sich) verkaufen um kaufen zu können, fressen und gefressen werden.

kapitalismus war auch nie "freundlich". in unseren breitengraden hatten wir nur den vorteil jahrzehntelang zu den weltmarktgewinnern zu gehören- der spaß hier war nur möglich, weil er anderen anderswo ausgetrieben wurde.

jetzt heißt es "freie fahrt", alle fahrbahnen werden freigegeben und jeder kann mit jedem tempo in jede richtung fahren, auch auf der gegenfahrbahn. es herrscht freie kollateralisierung.

und solange alle wie getrieben dieses spiel mitmachen, wird sich daran auch nichts ändern.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
samhain schrieb:
Kapitalismus ist an sich ziemlich kuschlig. Reiner Kapitalismus läuft ohne Gewalttaten ab und produziert, was die Leute haben wollen.

wie romantisch...
Freut mich, daß Dir das gefällt.

Die Kapitalflucht aus Deutschland nimmt offenbar in dramatischem Umfang zu. [...]...Luxemburg will mit großzügigen Rabatten reiche Privatpersonen zum Umzug bewegen. Dem Bericht zufolge tritt dort 2006 eine Steuerreform in Kraft, die Gebietsansässigen massive Vorteile bringt: Die Vermögensteuer auf Erträge aus Immobilien oder Wertpapieren von derzeit bis zu 38 Prozent entfällt komplett.

Solltest Du Dich nicht eigentlich über das Verschwinden der Kapitalisten freuen? Jetzt können wir mal zeigen, wieviel besser es ohne geht...

ja, das ist ja der mythos beim kapitalismus- theoretisch "darf" jeder privatbesitz "anhäufen" (ist "anhäufen", also mehr als man eigentlich benötigt, erstrebenswert?)

Und wer bestimmt, was man benötigt? Benötige ich meine Bücher, den Computer, das soundsovielteilige Service, das Silberbesteck, das Gästezimmer? Meiner Großmutter wurde seinerzeit alles Geschirr bis auf einen Teller, eine Tasse abgenommen - mehr benötigte sie ja nicht. Laß' das doch die Leute selbst entscheiden, was sie benötigen!

nur in der praxis sieht das dann ganz anders aus, da häuft sich der besitz nämlich in den händen weniger, während der rest (zunehmend) in die röhre sieht.

Dann wirf doch mal einen Blick auf die Praxis! Der enterbte Rest hat doch heute mehr Brocken als jemals zuvor in der Geschichte! Leg' doch verdammt nochmal die Scheuklappen ab, nimm die Nase aus dem "Kapital" und wirf einen Blick auf die Welt! Arbeiter fahren Autos, nach denen sich vor fünzig Jahren die Kapitalisten umgedreht hätten!

im kapitalismus sind eben nicht alle kapitalisten, das geht vollkommen an der grundprämisse vorbei, das wäre dann gar kein kapitalismus mehr.

Warum nicht? Warum sollte der Arbeiter nicht Aktien statt einer Betriebsrente bekommen? Selbstverständlich kann jeder am Kapital beteiligt sein - muß er sogar, denn wovon soll er sonst im Alter leben? Daß die umlagefinanzierte Rente nicht funktioniert, erleben wir ja gerade.

leben unter diesem system bedeutet ständige konkurrenz über in-wert-setzung: (sich) verkaufen um kaufen zu können, fressen und gefressen werden.

Fressen und gefressen werden ist Gewalttat, das hat mit Marktwirtschaft nichts zu tun.

kapitalismus war auch nie "freundlich". in unseren breitengraden hatten wir nur den vorteil jahrzehntelang zu den weltmarktgewinnern zu gehören- der spaß hier war nur möglich, weil er anderen anderswo ausgetrieben wurde.

Die alte Lüge. Handel findet im wesentlichen unter den reichen, entwickelten Ländern statt, der Handel mit den angeblich ausgebeuteten Verlierern ist dagegen vernachlässigbar. Und jetzt, wo er langsam aufblüht, da ist es auch wieder nicht recht - weil die Entwicklungsländer uns angeblich die Arbeitsplätze wegnehmen.

jetzt heißt es "freie fahrt", alle fahrbahnen werden freigegeben und jeder kann mit jedem tempo in jede richtung fahren, auch auf der gegenfahrbahn.

Da sieht man, wohin schlechte Metaphern führen - in die Karambolage.

es herrscht freie kollateralisierung.

Und das soll heißen?

und solange alle wie getrieben dieses spiel mitmachen, wird sich daran auch nichts ändern.

Das schöne ist, daß sich jedermann aus dem Kapitalismus verabschieden kann. Einfach nicht mehr kaufen und verkaufen, als letzte kapitalistische Tat 4000 m² Acker und John Seymours "Leben auf dem Lande" anschaffen, und aussteigen.
 

Gurke

Großer Auserwählter
25. März 2003
1.626
Hmm, bei Praktikanten machen sie glaube einen Riegel vor. Man draf wohl nur noch maximal sechs Wochen, alles drüber ist dann Schwarzarbeit.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
wobei das aber kaum ein riegel ist in anbetracht der tatsache, dass man ja einen fast unerschöpflichen vorrat an praktikanten hat.
 

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