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Terri Schiavo - Sterbehilfe oder Mord ???

EsIstVollerSterne

Geheimer Meister
4. Dezember 2004
225
Hallo alle miteinander...

In den letzten Tagen konnten wir durch die Medien das Drama um die 41jährige T. Schiavo verfolgen. Diese Frau liegt seit 15 Jahren im Wachkoma und soll nun von der künstlichen Ernährung abgekopppelt werden, sodass ihr ein langer Todesweg von schätzungsweise 2 Wochen bevorsteht. Befürworter und Gegner liefern sich heiße Debatten vor und in den Gerichten Amerikas. Siehe auch : www.spiegel.de/panorama/0,1518,347204,00.html
www.www.bpb.de/publikationen/KNCEFS,0,0,Der_gute_Tod_Zur_Sterbehilfe_in_Europa.html#art0


Wie ist Eure Meinung zu diesem Thema? Wo kann Mensch die Grenze setzen und sagen, ab hier ist das Leben nicht mehr lebenswert? Hat der Staat das Recht zu sagen, lebe weiter oder stirb? Sollte das Leben nicht um jeden Preis geschützt werden? Wie verhält es sich mit den Medizinern, welche doch meiner Meinung nach einen Schwur ableisten müssen, durch den sie sich verpflichten, das Leben zu erhalten?
 

Paladin

Geheimer Meister
6. Februar 2004
224
Agonie der Schmerzen

Ihr steht doch kein langer Todesweg bevor!
Sie weiter zu ernähren, das wäre ein langer Todesweg.

Dieser Frau kann man eigentlich das Leben gar nicht mehr wegnehmen, da sie ja keines mehr hat.
Wer ihren Zustand als Leben bezeichnet, der ist ein grausamer Mensch.
Diese Frau ist schon seit Jahren gestorben und ihr Körper wird immer noch gequält.
Laßt sie doch bitte in Ruhe sterben. Es hat keinen Sinn sie noch länger zu drangsalieren.

Die moderne Medizin ist heil und übel zugleich.
Man braucht sich nur anzushen was moderne Medizin mit alten Menschen macht.
Nein man läßt sie nicht einfach sterben sie werden an Maschinen angeschlossen, künstlich ernährt durch Magensonden und all das nur damit sie maximal noch einen Monat im Koma vor sich hinvegetieren können nur weil die Angehörigen zu dämlich und egoistisch sind und ihn nicht einfach gehen lassen können oder weil Ärzte es nicht verkraften wenn jemand stirbt, da sie es als ihr versagen ansehen.

Ich empfehle jedem der es will, rechtzeitig eine Patientenverfügung aufzusetzen, die muß in Deutschland respektiert werden.
In Österreich siehts aber anders aus.

Paladin
 

the-good-life

Geselle
21. Januar 2005
20
Re: Agonie der Schmerzen

Paladin schrieb:
Ihr steht doch kein langer Todesweg bevor!
Sie weiter zu ernähren, das wäre ein langer Todesweg.

Dieser Frau kann man eigentlich das Leben gar nicht mehr wegnehmen, da sie ja keines mehr hat.
Wer ihren Zustand als Leben bezeichnet, der ist ein grausamer Mensch.
Diese Frau ist schon seit Jahren gestorben und ihr Körper wird immer noch gequält.
Laßt sie doch bitte in Ruhe sterben. Es hat keinen Sinn sie noch länger zu drangsalieren.

Die moderne Medizin ist heil und übel zugleich.
Paladin

Wie recht du damit hast!!Ich finde es unglaublich, wie lange Menschen sich quälen müssen, nur um den anderen ihr Gewissen zu erleichtern.

Habt ihr Bilder von Terri vor ihrem Herzstillstand gesehen? Sie war eine unheimlich hübsche Frau, der die Lebensfreude eines schönen, wenn auch noch nicht allzu lang dauernden Lebens ins Gesicht geschrieben stand. Natürlich war es viel zu kurz, aber keiner hat das Recht ihr zu verbieten zu gehen, wenn sie eigendlich gehen müsste.

Mit Mord hat das nichts zu tun. Das ist eine letzte Ehrerweisung.
Wenn ihr mich fragt sind ihre Elten die reinsten Egoisten, die nicht sehen wollen, dass ihre Tochter schon lange nicht mehr lebt. Natürlicht tun sie mir auf der einen Seit sehr leid, aber trotzdem muss man immer beachten, dass es nicht vorrangig um sie, sondern um Terri geht.

Und: kein Mensch braucht zwei Wochen bis er verdurstet ist.

Lasst die arme Frau doch endlich gehen!!!
 

general

Auserwählter Meister der Neun
30. März 2004
982
Ich finde vor allem auch das Hick-Hack, die Einmischung von Kongress, Repräsentantenhaus und sogar von Bush erniedrigend und häuchlerisch. Buch sagte "es sei besser, auf der Seite des Lebens zu stehen", ist aber ein Kriegstreiber und Befürworter der Todesstrafe, ja, hat selber Menschen per Unterschrift "zum Abschuss" freigegeben.
Sowas ist doch schizophren.

Da Terri Shiavo leider selber nicht mehr sprechen kann, kann Sie nicht entscheiden, bzw es nicht kommentieren. Ich für mich möchte nicht 15 Jahre im Koma vegetieren, sondern bei einer solchen Lage so schnell wie möglich ins Nirvana absausen :wink: Lasst die Frau sterben. Vielleicht gäbe es auch noch ne andere Möglichkeit, als einfach die Nahrungszufuhr zu stoppen. Für mich gesprochen, möchte ich nie 15 Jahre in einem Krankenhaus liegen, möchte ich die Rechnung nicht sehen und möchte lieber sterben.

Nachdenkliche Grüsse
general
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
ein solches vorgehen ist eindeutig mord, denn es besteht im falle eines wachkomas immer die möglichkeit, dass irgendwann mal die schwelle zurück zu vollem bewusstsein wieder überschritten wird. das wort dafür nennt sich wohl "euthanasie" (vgl. drittes reich!).

zivis hier im forum, zumindest diejenigen, die ihren dienst in einer behinderteneinrichtung abgeleistet haben, werden es vermutlich genau so sehen wie ich. frau schiavo ist nicht tot, sie leidet "lediglich" am apallischen syndrom - eine wirklich schwerwiegende behinderung. niemand weiß, wie lange dieser zustand andauern wird, jedoch besteht tatsächlich die chance, sie wieder zurückzuholen. tot heißt: es geht gar nichts mehr. wer aber die fernsehbilder gesehen hat, weiß, dass sie eben noch nicht tot sein kann. logisch. deshalb: MORD!!!

ein blick in behinderteneinrichtungen würde diejenigen, die für die aussetzung der nahrungszufuhr plädieren, zur einsicht bringen. oder würden sie womöglich dort weitermachen???

wer entscheidet, wann ein leben lebenswert ist?
 

Leontral

Geheimer Meister
13. Februar 2004
250
Hi,

ich baetrachte das Ganze eher aus politischer Sicht.
Solche Fällle ereignen sich nämlich öfters als man denkt.

Warum also wird in dem Fall dieser Frau eine solche Schlacht geschlagen?

Man müsse mal verstehen, dass die amerikanischen Sozialkassen, wenn man sie denn dort so bezeichnen kann, will, ebenso Pleite sind wie unsere. Es gibt dort auch eine Grundversorgung. Vor der Wahl wurde damit sogar Wahlkampf gemacht. Und eine der ersten Entscheidungen Bush war das Sozialsystem komplett zu streichen und alles zu privatisieren. So...nun kommt ein solcher Fall ja ach so gelegen das Gesetz dahingehend zu ändern, dass man niemanden mehr am Leben erhalten muss....denn es gibt viele Patienten, die im Wachkoma sind...amnche 2 Tage manche 15 Jahre....

Ein Gesetz in diese Richtung würde es ermöglichen, allen, auch Alten, einfach den "Stecker" rauszuziehen, ohne die Verwandten konsultieren zu müssen......

Leute, mir wird himmelangst.....das kann lles nicht wahr sein....

Der richterliche Beschluss, ebenso Bushs Intervention waren meiner Ansicht nach nur getürkt...um eben solche Gesetze auf den Weg zu bringen....

Man sollte hellhörig werden. Auch in Deutschland geht diese Entwicklung in diese Richtung...siehe Sterbehilfe Diskussion..

Schön langsam nicht mehr verstehen wollend

Leo
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
niemand weiß, wie lange dieser zustand andauern wird, jedoch besteht tatsächlich die chance, sie wieder zurückzuholen.
Stellt sich nur die Frage ob man jemandem einen Gefallen tut, wenn man ihn nach 15+ Jahren wieder ins Leben zurückholt. Immerhin fehlen einem 15 Jahre und die psychischen Komplikationen die sich daraus ergeben sind denke ich auch nicht ganz profan.
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
@agentp

manche behindeten leben mehr als 15 jahre, ohne dass sie jemals eine chance haben, "zurückgeholt" zu werden. wie würde in diesen fällen der "gefallen" aussehen? zu meiner zivizeit chauffierten wir einen jungen, knapp 18, der irgendwann in seiner kindheit kurz vor dem ertrinken war, von diesem vorkommnis aber heftigste schäden davontrug, sich nicht mehr weiterentwickelte, die ganze zeit nur in einer sitzschale transportiert werden musste, weil er sich eben nicht selber fortbewegen konnte. er konnte nicht sprechen, sich nur sehr eingeschränkt durch gesten äußern, aber er hatte schlichtweg ein recht zu leben. er liebte musik. seine eltern sorgten sich wirklich aufopferungsvoll und voller liebe. sie hätten niemals zugelassen, dass irgendjemand daherkommen würde zu sagen, marcos leben sei nicht lebenswert. wo kommen wir denn dahin? wer entscheidet? ich tu dir einen gefallen, und bringe deinen sohn um? he, das ist heftig, moralisch überhaupt nicht vertretbar und hat mit "gefallen" überhaupt nichts zu tun.

mfg.
rg
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Das ist etwas völlig anderes als 15 Jahre im Wachkoma zu liegen und dann aufzuwachen und festzustellen, daß dein Körper plötzlich 15 Jahre älter ist, daß dein Mann, deine Freunde, deine Kinder 15 Jahre älter sind und du 15 Jahre nicht an ihren Erfahrungen teilhattest und du plötzlich eine Fremde in deiner Umwelt bist. Oder daß du plötzlich zu alt bist viele dir viele Träume noch zu erfüllen, die du immer hattest. Ich kann mir gut vorstellen, daß das eine extreme psychische Belastung ist, an der man durchaus zerbrechen kann.
sie hätten niemals zugelassen, dass irgendjemand daherkommen würde zu sagen, marcos leben sei nicht lebenswert. wo kommen wir denn dahin? wer entscheidet? ich tu dir einen gefallen, und bringe deinen sohn um?
Auch das Beispiel passt hier nicht, denn der Ehemann von Frau Schiavo ist der Meinung, daß es in ihrem Sinne wwäre das Leiden zu beenden und damit gibt es jemanden, nämlich vielleicht den Menschen, der ihr am nächsten stand als sie wach war, der die Entscheidung fällt oder zumindest unterstützt.
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
ich finde, diese beispiele passen sehr gut, da sie den kern beschreiben, um den es auch bei der frau schiavo geht: um das leben selbst.

und wenn ihr mann daherkommt uns sagt, "ich stehe ihr am nächsten und bin der meinung, sie müsse sterben", dann macht er sich schuldig. aufforderung zu mord. niemand kann sich das recht heraus nehmen, darüber zu befinden, ob jemand weiterleben soll oder nicht. dabei ist es völlig egal, wer einer person wie nahe steht. wenn dieser mann seiner frau nahe stehen würde, dann würde er sich zu hundert prozent für weitere reha-maßnahmen einsetzen. aber er hat keinen bock drauf. das ist mein eindruck.

wo ist die grenze? 3 monate wachkoma - hm, da fehlen auch drei monate ... sind 15 jahre viel? wenig? wer legt das fest? das gesundheitsamt? das sozialamt? derjenige, der am nächsten steht? kann irgendjemand aufgrund von etwaigen psychen schwierigkeiten, die im vorfeld überhaupt nicht bestimmbar sind, solche schwerwiegenden entscheidungen treffen? müssen das dann statistiker tun? ("in x % der fälle passierte dies und jenes")

ich befürchte auch, dass das ganze ein politisches schauspiel darstellt, wie es Leontral bereits angeführt hat. mehr ist dazu nicht zu sagen.
 

sensei

Geheimer Meister
12. Oktober 2004
321
wenn dieser mann seiner frau nahe stehen würde, dann würde er sich zu hundert prozent für weitere reha-maßnahmen einsetzen. aber er hat keinen bock drauf. das ist mein eindruck.

Frau Schiavo selbst wollte laut Angaben keine lebensverlängernden Maßnahmen. Dazu gehört auch die Magensonde über die sie seit Jahren ernährt wird. Zumindest ihren eigenen Wunsch könnte man doch respektieren. Anstatt sich wie ihre Eltern durch alle Instanzen zu klagen.
 

lowtide

Geheimer Meister
16. September 2003
469
sensei schrieb:
Frau Schiavo selbst wollte laut Angaben keine lebensverlängernden Maßnahmen. Dazu gehört auch die Magensonde über die sie seit Jahren ernährt wird. Zumindest ihren eigenen Wunsch könnte man doch respektieren. Anstatt sich wie ihre Eltern durch alle Instanzen zu klagen.

Was ja leider nur ihr mann behauptet und sich nicht beweisen lässt :roll:
 

the-good-life

Geselle
21. Januar 2005
20
racingrudi schrieb:
ein solches vorgehen ist eindeutig mord, denn es besteht im falle eines wachkomas immer die möglichkeit, dass irgendwann mal die schwelle zurück zu vollem bewusstsein wieder überschritten wird. das wort dafür nennt sich wohl "euthanasie" (vgl. drittes reich!).

Weisst du, wenn du qualifiziert stellung genommen hättest, dann könnte man darüber diskutieren. Du hast aber nicht qualifiziert, d.h. mit Begründung, Beweise für die Begründung (medizinische Hindergründe...) geäusert sondern so, wie es dir aus einem Gefühl heraus gerade in den Sinn gekommen ist. Ich meine, deine Einstellung in allen Ehren und du kannst ja auch ganz schnell mit deinem Arzt und deinem Anwalt darüber sprechen, was mit dir geschehen soll. Kein Problem. Das Problem ist mehr folgendes:
Mit moderner Wissenschaft kann man wirklich ziemlich gut messen, wie aktiv das Gehirn einer Person ist. Bei Terri Schiavo ist kaum noch Hirnaktivität vorhanden.

Man muss immer bedenken, dass Hirnareale, die sehr lange (15 Jahre sind für das Gehirn unglaublich lange) nicht benutz wurden schlichtweg abgebaut werden. D.h.: wenn jemand im Koma liegt, dann wird es immer unwahrscheinlicher dass er jemals wieder erwacht, je länger er so liegt.

Du kannst Frau Schiavo doch um Gottes willen nicht mit einem behinderten Kind vergleichen!! Marco (oder wie der junge Mann heißt?) kann HÖREN, er kann SEHEN, er kann SPÜREN wenn jemand bei ihm ist! Er kann ist DA er DENKT er LEBT sein Gehirn ARBEITET!!!
Sie kann und hat NICHTS und wirklich NICHTS!!! davon!!!

Natürlich ist Marcos Leben lebenswert!! Wenn er sich zum Beispiel über Musik freut oder einfach freut, dass eine Person da ist, die er sehr liebt. Oder wenn er vielleicht ein Geschenk bekommt.
Nur weil er sich nicht so bewegen kann wie ein "normaler" Mensch und sein Geist der eines kleinen Kindes ist, kann er doch trotzdem ein glücklicher Mensch sein, besonders wenn er Menschen um sich hat, die sich so liebevoll um ihn kümmern.


Im übrigen: wenn ich schon so eifrig dabei bin zu sagen, dass Frau Schaivo mehr oder weniger hirntot ist (ich weiss, dass sie sich in irgendeiner Weise bewegt; das ist allerdings auf Reflexe zurück zu führen!) muss ich natürlich der Schlüssigkeit halber auch sagen, dass es selbstverständlich auch egal währe, wenn man sie noch 20 Jahre so belassen würde.
Selbst wenn sie sich wundliegt, Bandscheibenvorfälle bekommt, Arthrose, Muskelschwund (den sie sowieso schon hat) und noch viele andere Sachen, die das natürlich mit sich führt- sie spürt nichts davon. Sie kann keine Schmerzen empfinden, sie kann sich nicht über ihre eingeschränkte Beweglichkeit ärgern- wenn man es so betrachtet, ist es wirklich egal, ob man ihre Leiche noch weiter am Leben erhält; oder auch nicht.

LG
 

McPhlogiston

Geselle
11. November 2003
20
Dieses Thema beschäftigt mich ganz schön.
Meine Schwester hat ebenfalls das apallische Syndrom. Seit November 1995 liegt sie im sogenannten Wachkoma.
Prinzipiell bin ich nicht dafür, dass Maschinen Leben künstlich ewig verlängern, wenn es eigentlich keine Hoffnung mehr gibt. Ich wollte das für mich auch nicht. Jemanden verhungern zu lassen, der nachweislich fühlt, ist in meinen Augen jedoch folter.
Meine Eltern pflegen meine Schwester seit 1996 zu Hause. Es ist unglaublich, was die auf sich nehmen. Sie sind nun 71 und 70 Jahre alt und wo ihre Altersgenossen dreimal im Jahr in den Urlaub fahren und den wohlverdienten Ruhestand genießen, arbeiten beide mehr als 10 Stunden am Tag, ohne Wochenende und ohne Urlaub. Das eine ums andere mal habe ich schon gedacht, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn meine Schwester damals gleich gestorben wäre. Jetzt, mit viel Therapie hat sie aber solche Fortschritte gemacht, dass sie essen und trinken kann. Sie kann nicht gesteuert kommunizieren, aber ungesteuert (lachen, weinen, wütend werden sind reflexe, nicht gesteuert).
Sie war in der selben Phase wie Terry und ich vermute, dass die mit etwas Therapie auch Fortschritte hätte machen können. Ich kenne sie nur von den Bildern im TV, aber sie sieht nicht aus, als wäre sie ganz "abgeschaltet". Ich kann nicht glauben, dass man sie verdursten lassen will. Ich verstehe den Ehemann, aber ich verstehe auch die Eltern. Ich könnte meine Schwester nicht verdursten lassen. Niemand hat das Recht dazu. Es ist humaner, die Beatmung abzuschalten, der Tod kommt schneller. Sie kann aber selbständig atmen. Lieber eine Überdosis von irgendwas als verdursten. Die Todesstrafe soll "human" sein (widerspricht sich eigentlich selbst, gemeint ist aber, dass es schnell geht). Was hat Terry verbrochen, wenn sie sterben soll (darf?), ihr aber die "humane" Methode verweigert wird?

Durch eine Selbsthilfegruppe für Wachkomapatienten habe ich schon viele, teilweise sehr unterschiedliche Verläufe dieser Krankheit kennengelernt und vor Allem habe ich einige Menschen kennengelernt, die selbst im Wachkoma waren und jetzt wieder zurück in der Welt sind. Einige ganz normal, mit hohem IQ und in verantwortungsvollen Positionen, andere, die vorher so normal waren, müssen allerdings nun immer noch betreut werden und können höchstens in Behindertenwerkstätten arbeiten. (Die Eltern sind dafür meistens überglücklich)Das Wachkoma verläuft eben bei jedem anders. Ich könnte niemandem die Chance nehmen.
Ich liebe meine große Schwester. Sie war meine beste Freundin. Diese habe ich vor 9 Jahren definitiv verloren. Wenn ich heute ihren Blick sehe, wenn sie mich sieht, und sie lächelt, oder wenn sie über einen meiner blöden Witze lacht, dann würde ich immer noch "für sie töten"!

Das die ganze Sache politisch so ausgeschlachtet wird, ist das Schlimmste an der Sache. So muss Terry leiden, bis der Beschluss gefasst wird, die Sonde wieder anzuschließen....das ist ja schon einmal passiert. Das Hin- und Her ist die schlimmste Folter.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
wenn dieser mann seiner frau nahe stehen würde, dann würde er sich zu hundert prozent für weitere reha-maßnahmen einsetzen. aber er hat keinen bock drauf. das ist mein eindruck.
Das würde ich nicht Eindruck nennen, sondern pure Spekulation, denn um einen echten Eindruck zu gewinnen fehlt es an ausreichenden Informationen.
Die Frau hat dem Mann genug vertraut um ihn zu heiraten. Mit welchem Recht unterstellst du nun diesem Mann nun, daß er nicht vertrauenswürdig ist ? Weil du als Moralapostel mit gehörigem Abstand dir anmasst die Bedürfnissen einer Frau im Koma besser beurteilen zu können als ihr nächster Angehöriger ? Oder weil du mal Zivi warst ?

niemand kann sich das recht heraus nehmen, darüber zu befinden, ob jemand weiterleben soll oder nicht.
Das Recht hat sich aber auch der Arzt schon genommen, der die Frau vor 15 Jahren an die lebenserhaltenden Maßnahmen angeschlossen hat.
Abgesehen davon solltest du nicht "niemand" schreiben, denn du scheinst ja sogar über Zeit und Raum hinweg und ohne persönliche Bekanntschaft mit den Beteiligten ein Urteil fällen zu können. :roll:
 

the-good-life

Geselle
21. Januar 2005
20
Wirklich, ich bewundere deine Eltern!!!

Aber bedenke bitte immer, dass "Wachkoma" nicht gleich "Wachkoma" ist (was du ja ganz genau weisst). Es ist ein gigantischer Unterschied, ob man eine Woche, ein Jahr oder ein Jahrzehnt in diesem Zustand gewesen ist. Wie schon gesagt, die Hirnaktivität wird immer kleiner, selbst wenn es so aussieht, als ob da noch gesteuertes Leben in einem wäre (ich bin selbst Medizinstudentin).
Wenn su sagst, sie verdursten zu lassen sei Folter, kann ich dir nicht so ganz recht geben. Es wäre Folter, wenn sie das mitkriegen würde. Das tut sie aber nicht.
Selbstverständlich gebe ich dir aber vollkommen recht, dass es sehr viel schöner wäre, wenn man sie innerhalb von einer Minute per Gift o.ä. sterben ließe.

Im Prinzip doch eine Ironie: Todesstrafe mit der Giftspritze ist abgebracht und gut, finden die Amis, jemanden auf gleiche Art zu erlösen ist aber böse und schlecht. Soll das einer verstehen.

LG
 

McPhlogiston

Geselle
11. November 2003
20
the-good-life schrieb:
Man muss immer bedenken, dass Hirnareale, die sehr lange (15 Jahre sind für das Gehirn unglaublich lange) nicht benutz wurden schlichtweg abgebaut werden. D.h.: wenn jemand im Koma liegt, dann wird es immer unwahrscheinlicher dass er jemals wieder erwacht, je länger er so liegt.

Du kannst Frau Schiavo doch um Gottes willen nicht mit einem behinderten Kind vergleichen!! Marco (oder wie der junge Mann heißt?) kann HÖREN, er kann SEHEN, er kann SPÜREN wenn jemand bei ihm ist! Er kann ist DA er DENKT er LEBT sein Gehirn ARBEITET!!!
Sie kann und hat NICHTS und wirklich NICHTS!!! davon!!!

Natürlich ist Marcos Leben lebenswert!! Wenn er sich zum Beispiel über Musik freut oder einfach freut, dass eine Person da ist, die er sehr liebt. Oder wenn er vielleicht ein Geschenk bekommt.
Nur weil er sich nicht so bewegen kann wie ein "normaler" Mensch und sein Geist der eines kleinen Kindes ist, kann er doch trotzdem ein glücklicher Mensch sein, besonders wenn er Menschen um sich hat, die sich so liebevoll um ihn kümmern.


LG

Bist Du Neurologe/Psychologe?
Wenn ja, dann biete ich Dir gerne einen Auffrischungskurs zum Thema Apalliker an.
 

the-good-life

Geselle
21. Januar 2005
20
Nein, ich bin absolut kein Neuropsychologe, ich bin eine einfache, dumme Studentin im vierten Semester.
Und vielleicht hast du nicht die medizinischen Fakten zu ihrem Fall gelesen, aber sie hat in den betreffenden Arealen des Gehirns für Schmerz etc., etc. keine Aktivität.
Meinst du allen ernstes, die ganzen Ärzte, die sich mit ihrem Fall beschäftigen würden nur aus reiner Bosartigkeit lügen und sagen: "Sie ist praktisch hirntot" wenn das nicht stimmen würde?! :O_O: Seltsame Vorstellung oder?
 

bstaron

Vorsteher und Richter
5. August 2003
760
Ich verfolge den Fall seit etwa zwei bis drei Jahren. Was hier in der deutschen "laßt sie doch sterben" Presse ankommt ist ein Hohn.
Ihr Mann würde gerne sehen das sie sterben kann weil er sich um sie sorgt? Bitte! Der lebt seit zehn Jahren mit einer neuen Familie.
Vielleicht mal hierher surfen, Videos ansehen und einige Fakten lesen:
http://www.terrisfight.net/

Ich konnte in unserer dämlichen Presse schon lesen das "die Frau an den Geräten hängt." Total falsch. Sie bekommt Nahrung über eine Magensonde. Es ist nicht einmal klar ob sie die überhaupt brauchen würde. Das Gericht hat sie dazu verurteilt bei vollem Bewußtsein zu verhungern und zu verdursten.
 

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