- Administration
- #1
- 6. Juni 2001
- 747
Hier mal ein älterer Text von mir - aus aktuellem Anlass wiederveröffentlicht. Mehr dazu im nächsten Blogeintrag:
Am 23. April 1945 wurden 270 Zivilisten von der Roten Armee erschossen. Bis zum 12. Mai sollten 820 weitere Hinrichtungen erfolgen.
Dieser 23. April war ein Tag der Massaker in Treuenbrietzen: 127 durch Wehrmacht und SS ermordete italienische Zwangsarbeiter und fast zu gleicher Stunde das Massaker an der Treuenbrietzener Bevölkerung. Wie kam es dazu?
Am 21. April 1945 nahm die Rote Armee Treuenbrietzen zum ersten Mal ein. Am Morgen des 23. Aprils gegen 6 Uhr startete die Wehrmacht einen Versuch, die Stadt Treuenbrietzen zurückzuerobern. Dies gelang auch, bis um ca. 14 Uhr die Rote Armee die Stadt erneut besetzte. Diesmal waren die Soldaten deutlich aggressiver gegenüber der Zivilbevölkerung – vielleicht weil ihr Kommandant bei der Siegesfeier am Abend des 22. Aprils unter ungeklärten Umständen erschossen worden war, vielleicht auch weil man Angst vor dem „Werwolf“ hatte, da auch 15- und 16jährige an den Kämpfen beteiligt waren. Oder war es doch ganz einfach die Wut über den deutschen Gegenangriff? Der wahre Grund konnte bis heute nicht ermittelt werden. Andere begründen diese Tat damit, dass im Berliner Dreieck ein russischer Offizier von einem Anwohner mit dem Spitznamen „SS-Schröder“ erschossen wurde, doch geben die sowjetischen Quellen keinen gefallenen Offizier für diesen Zeitraum an.
Auf jeden Fall existierte mit dem sowjetischen Befehl Nr. 5 vom 15. April 1945 eine Order, die Geiselnahmen und Erschießungen der Zivilbevölkerung vorsah.
Als die Rote Armee die Wehrmacht wieder aus der Stadt vertrieben hatte, geschah etwas was man zu DDR Zeiten zu vertuschen suchte: Massenerschießungen und Massenvergewaltigungen. Wie Augenzeugen berichteten, gingen die Sowjets an diesem Tag besonders aggressiv mit den Bewohnern der Stadt um. Besonders betroffen waren diejenigen Bewohner, die nordöstlich der Stadt wohnten, wobei die Bäckerstrasse in etwa die Grenze darstellte. Die Rote Armee befahl, dass die Stadt zu verlassen sei, sie sollte vermutlich dem Erdboden gleichgemacht werden. In einer Propagandaschrift aus den 80er Jahren liest sich das folgendermaßen: „Um die Zivilbevölkerung vor Schaden zu bewahren, wurde sie ihn Gebiete evakuiert, die nicht mehr vom Kampfgeschehen berührt wurden“ ( s. Päpke S. 28 ). Es wäre schön, wenn die Absichten wirklich so gut gewesen wären, stattdessen wurde lt. Augenzeugenberichten jeder erschossen, der sein Haus nicht verlassen wollte oder konnte. Dies betraf in erster Linie ältere Einwohner, die meist aus gesundheitlichen Gründen ihr Haus nicht aufgeben wollten. Die Stadt wurde an mehreren Stellen angezündet. Dass der Brand sich nicht über die ganze Stadt ausbreitete, war nur einem Wunder zuverdanken.
Alle Männer, die man in der Berliner Siedlung fand, wurden über die Jahnstrasse in den nahen Wald geführt und dort erschossen. Aus dem Flüchtlingstreck, der aus der Stadt über die Jahnstrasse Richtung Bardenitz zog, wurden alle deutschen Männer aussortiert und zum Teil vor den Augen ihrer Angehörigen erschossen. So endete der 23. April 1945 für die Treuenbrietzener Bevölkerung mit Leid, Schmerz und Verzweifelung.
Aussagen von Augenzeugen:
„Wir sahen wie ein Zug von 30 Männern durch die Jahnstrasse in Richtung Bardenitz getrieben wurde. [..] Kurze Zeit später kamen sowjetische Offiziere und befahlen, dass wir das Haus zu verlassen hätten. Wir zogen in Richtung Bardenitz weiter, am Waldrand wurde aussortiert, Frauen und Kinder durften weitergehen. Die Männer wurden im Wald erschossen. Mein Mann wurde auch von meiner Seite gerissen, und weggeschleppt. Ich flehte die Soldaten an, mir meinen Mann doch zu lassen, und zeigte ihnen meine drei kleinen Kinder, die ihren Vater doch brauchten. Es gelang mir nicht, sie zu überzeugen, im Gegenteil, sie schlugen mir den Gewehrkolben ins Kreuz, so dass ich zu Boden fiel. Die Sowjets waren so wütend, dass sie mich wahrscheinlich auch erschossen hätten. Ich wurde von anderen Flüchtlingen weggezogen und musste miterleben, wie mein Mann von den Russen erschossen wurde.“
„Als ein alter Mann sich verzweifelt an den Handwagen seiner Familie klammerte wurde er gewaltsam von den Sowjets weggerissen und erschossen.“
„Ich war damals frei von Recht, Gesetz, Menschenwürde und Hilfe. Ich war „Freiwild“ weil ich ein weibliches Wesen war. Niemand, nicht einmal die Eltern, konnten helfen. Gewehre sprechen eine tödliche Sprache. Eine Frau war ausgeliefert. Alle Zivilisten, die das Stadtgebiet während der Kampfhandlungen nicht verlassen hatten, galten als Partisanen und konnten erschossen werden. Auch wenn sie, wie meine Großmutter, 93 Jahre alt waren, wurden sie getötet. Frauen und Mädchen, die angetroffen wurden, konnten missbraucht, also physisch und psychisch gequält und zutiefst gedemütigt werden.“
„Irgendwann kamen russische Soldaten in den Keller und fragten: „Wo Frau?“ Die Nachrichtenhelferin, die polnisch konnte, und ich mussten nach oben in die Wohnung. Es gelang ihr, mit den Russen zu verhandeln, so durfte ich zurück in den Keller. Ich wusste ja mit meinen 13 Jahren gar nicht, worum es ging. Die Soldaten standen Schlange bei ihr. Als die Soldaten gegangen waren, ging ich hinauf und sah, dass sie blutend und völlig erschöpft im Bett lag. Es war ein schlimmer Anblick.“
„Am Waldrand hatten die Sowjets eine Sperre errichtet, an der „sortiert“ wurde. Ausländer wurden durchgelassen. [..] Auch unser Großvater wurde gefragt: „Du Deutscher?“ Als er bejahte, wurde er von uns weggerissen und vor unseren Augen erschossen.“
„Viele Frauen konnten die Russen nicht abwehren. So auch eine Frau, die in der Großstrasse wohnte. Bei ihr standen ca. 20 Soldaten Schlange. Sie lag flach auf dem Boden. Das Gesicht tränenverschmiert. Stumm war sie, denn sie konnte nicht mehr schreien noch weinen. Die Russen scherzten und unterhielten sich. Während einer seine Kleider wieder ordnete, liess der nächste bereits seine Hosen runter.“
„Man erzählte, dass sie ihr Schnaps- und Vorratslager verteidigt hätte und dabei von den Sowjets überwältigt wurde. Die über 90jährige Frau wurde vergewaltigt und anschließend hatte man ihr den Bauch aufgeschlitzt.“
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Am 23. April 1945 wurden 270 Zivilisten von der Roten Armee erschossen. Bis zum 12. Mai sollten 820 weitere Hinrichtungen erfolgen.
Dieser 23. April war ein Tag der Massaker in Treuenbrietzen: 127 durch Wehrmacht und SS ermordete italienische Zwangsarbeiter und fast zu gleicher Stunde das Massaker an der Treuenbrietzener Bevölkerung. Wie kam es dazu?
Am 21. April 1945 nahm die Rote Armee Treuenbrietzen zum ersten Mal ein. Am Morgen des 23. Aprils gegen 6 Uhr startete die Wehrmacht einen Versuch, die Stadt Treuenbrietzen zurückzuerobern. Dies gelang auch, bis um ca. 14 Uhr die Rote Armee die Stadt erneut besetzte. Diesmal waren die Soldaten deutlich aggressiver gegenüber der Zivilbevölkerung – vielleicht weil ihr Kommandant bei der Siegesfeier am Abend des 22. Aprils unter ungeklärten Umständen erschossen worden war, vielleicht auch weil man Angst vor dem „Werwolf“ hatte, da auch 15- und 16jährige an den Kämpfen beteiligt waren. Oder war es doch ganz einfach die Wut über den deutschen Gegenangriff? Der wahre Grund konnte bis heute nicht ermittelt werden. Andere begründen diese Tat damit, dass im Berliner Dreieck ein russischer Offizier von einem Anwohner mit dem Spitznamen „SS-Schröder“ erschossen wurde, doch geben die sowjetischen Quellen keinen gefallenen Offizier für diesen Zeitraum an.
Auf jeden Fall existierte mit dem sowjetischen Befehl Nr. 5 vom 15. April 1945 eine Order, die Geiselnahmen und Erschießungen der Zivilbevölkerung vorsah.
Als die Rote Armee die Wehrmacht wieder aus der Stadt vertrieben hatte, geschah etwas was man zu DDR Zeiten zu vertuschen suchte: Massenerschießungen und Massenvergewaltigungen. Wie Augenzeugen berichteten, gingen die Sowjets an diesem Tag besonders aggressiv mit den Bewohnern der Stadt um. Besonders betroffen waren diejenigen Bewohner, die nordöstlich der Stadt wohnten, wobei die Bäckerstrasse in etwa die Grenze darstellte. Die Rote Armee befahl, dass die Stadt zu verlassen sei, sie sollte vermutlich dem Erdboden gleichgemacht werden. In einer Propagandaschrift aus den 80er Jahren liest sich das folgendermaßen: „Um die Zivilbevölkerung vor Schaden zu bewahren, wurde sie ihn Gebiete evakuiert, die nicht mehr vom Kampfgeschehen berührt wurden“ ( s. Päpke S. 28 ). Es wäre schön, wenn die Absichten wirklich so gut gewesen wären, stattdessen wurde lt. Augenzeugenberichten jeder erschossen, der sein Haus nicht verlassen wollte oder konnte. Dies betraf in erster Linie ältere Einwohner, die meist aus gesundheitlichen Gründen ihr Haus nicht aufgeben wollten. Die Stadt wurde an mehreren Stellen angezündet. Dass der Brand sich nicht über die ganze Stadt ausbreitete, war nur einem Wunder zuverdanken.
Alle Männer, die man in der Berliner Siedlung fand, wurden über die Jahnstrasse in den nahen Wald geführt und dort erschossen. Aus dem Flüchtlingstreck, der aus der Stadt über die Jahnstrasse Richtung Bardenitz zog, wurden alle deutschen Männer aussortiert und zum Teil vor den Augen ihrer Angehörigen erschossen. So endete der 23. April 1945 für die Treuenbrietzener Bevölkerung mit Leid, Schmerz und Verzweifelung.
Aussagen von Augenzeugen:
„Wir sahen wie ein Zug von 30 Männern durch die Jahnstrasse in Richtung Bardenitz getrieben wurde. [..] Kurze Zeit später kamen sowjetische Offiziere und befahlen, dass wir das Haus zu verlassen hätten. Wir zogen in Richtung Bardenitz weiter, am Waldrand wurde aussortiert, Frauen und Kinder durften weitergehen. Die Männer wurden im Wald erschossen. Mein Mann wurde auch von meiner Seite gerissen, und weggeschleppt. Ich flehte die Soldaten an, mir meinen Mann doch zu lassen, und zeigte ihnen meine drei kleinen Kinder, die ihren Vater doch brauchten. Es gelang mir nicht, sie zu überzeugen, im Gegenteil, sie schlugen mir den Gewehrkolben ins Kreuz, so dass ich zu Boden fiel. Die Sowjets waren so wütend, dass sie mich wahrscheinlich auch erschossen hätten. Ich wurde von anderen Flüchtlingen weggezogen und musste miterleben, wie mein Mann von den Russen erschossen wurde.“
„Als ein alter Mann sich verzweifelt an den Handwagen seiner Familie klammerte wurde er gewaltsam von den Sowjets weggerissen und erschossen.“
„Ich war damals frei von Recht, Gesetz, Menschenwürde und Hilfe. Ich war „Freiwild“ weil ich ein weibliches Wesen war. Niemand, nicht einmal die Eltern, konnten helfen. Gewehre sprechen eine tödliche Sprache. Eine Frau war ausgeliefert. Alle Zivilisten, die das Stadtgebiet während der Kampfhandlungen nicht verlassen hatten, galten als Partisanen und konnten erschossen werden. Auch wenn sie, wie meine Großmutter, 93 Jahre alt waren, wurden sie getötet. Frauen und Mädchen, die angetroffen wurden, konnten missbraucht, also physisch und psychisch gequält und zutiefst gedemütigt werden.“
„Irgendwann kamen russische Soldaten in den Keller und fragten: „Wo Frau?“ Die Nachrichtenhelferin, die polnisch konnte, und ich mussten nach oben in die Wohnung. Es gelang ihr, mit den Russen zu verhandeln, so durfte ich zurück in den Keller. Ich wusste ja mit meinen 13 Jahren gar nicht, worum es ging. Die Soldaten standen Schlange bei ihr. Als die Soldaten gegangen waren, ging ich hinauf und sah, dass sie blutend und völlig erschöpft im Bett lag. Es war ein schlimmer Anblick.“
„Am Waldrand hatten die Sowjets eine Sperre errichtet, an der „sortiert“ wurde. Ausländer wurden durchgelassen. [..] Auch unser Großvater wurde gefragt: „Du Deutscher?“ Als er bejahte, wurde er von uns weggerissen und vor unseren Augen erschossen.“
„Viele Frauen konnten die Russen nicht abwehren. So auch eine Frau, die in der Großstrasse wohnte. Bei ihr standen ca. 20 Soldaten Schlange. Sie lag flach auf dem Boden. Das Gesicht tränenverschmiert. Stumm war sie, denn sie konnte nicht mehr schreien noch weinen. Die Russen scherzten und unterhielten sich. Während einer seine Kleider wieder ordnete, liess der nächste bereits seine Hosen runter.“
„Man erzählte, dass sie ihr Schnaps- und Vorratslager verteidigt hätte und dabei von den Sowjets überwältigt wurde. Die über 90jährige Frau wurde vergewaltigt und anschließend hatte man ihr den Bauch aufgeschlitzt.“
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