Hallo,
trotz aller Umbrüche in den modernen Wissenschaften ist für die meisten von uns das Weltbild unerschüttert. Ja bei den meisten ist der prinzipielle Glaube an wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse nicht kleiner als im Mittelalter der Glaube an religiöse Feststellungen (und auch mir geht es letztlich nicht anders ...)
Dabei werden von der Wissenschaft so phantastische Behauptungen aufgestellt, wie dass man das Alter des Universums mit ca. 10-15 Mrd. Jahren angeben kann.
Ich denke, man muss kein Kreationist sein, um darüber einmal nachzudenken. Wie ist eigentlich die Argumentationskette und Erfahrungsgrundlage, die zu diesen Aussagen führt?
Zunächst gehen wir von unserer eigenen Wahrnehmung aus. Diese findet im hier und jetzt statt und scheint das einzige unmittelbar Gegebene zu sein.
Dann stellen wir fest, dass wir Zugang zu erinnerten Wahrnehmungen haben und dies auch z.T. steuern können.
Dann finden wir eine Ordnung in diesen Erinnerungen und nennen sie Zeit.
Hier stellen wir die These auf, dass wir nur Veränderungen wahrnehmen
(Differenz vorher - nachher), was aber schon für unsere erste Wahrnehmung problematisch ist (was bedeutet hier vorher und wogegen verändert sich was?).
(Nebenbemerkung: Ein riesiges allgegenwärtiges unverändertes Ganzes wäre danach für uns "nichts".)
Ein zweites Ordnungsprinzip der Erinnerungen ist (schwache) Ursache - Wirkung und das berühmte "von nichts kommt nichts". Zu jeder wahrgenommenen Veränderung lässt sich prinzipiell mindestens eine Veränderung vorher finden oder annehmen, die dieser regelmäßig vorausgeht. (Wieder problematisch für erste wahrgenommene Veränderung.)
Analog führen wir auch die logischen Regeln ein.
Betrachten wir das ganze mit klassischer Raum-und Zeitvorstellung, so kann ein Mensch ca. 100 Jahre eigener Erfahrung überblicken und daraus Theorien und Vorstellungen ableiten.
Durch Kommunikation mit anderen Menschen kommen wir vielleicht auf einen Zeitraum von 10 000 Jahren bewußter Erfahrungen.
Vergleichen wir das mit den 2-4 Mrd. Jahren (unbewußter?) genetischer Erfahrung und den oben genannten 10-15 Mrd. Jahren des Universums,
sehen wir, dass wir von etwa einem Millionstel auf das Ganze schließen.
Das war jetzt zeitlich argumentiert, räumlich liegen die Verhältnisse ähnlich.
Und ich vermute, dass wir auch logisch nur einen Bruchteil der Möglichkeiten kennen.
Daher finde ich die Sicherheit, mit der viele an ihr Weltbild glauben, etwas "voreilig", denn wenn man nicht den Menschen für den raum-/zeit-/logischen Mittelpunkt der Welt hält, könnte sich wesentlich anderes doch auch woanders abspielen.
Und immerhin hat uns die Wissenschaft ja schon einige Indizien geliefert, dass das Raum/Zeit/Logik etwas komplexer zu sein scheinen, als wohl die meisten dachten.
Man stelle sich einfach das "Weltbild" eines Lebewesens vor, dass nur 1 sec im Sommer auf unserem Balkon in einem 1 cm großen Würfel lebt und darüber spekuliert, wie die Welt vor 100 Jahren in 100 km Entfernung ausgesehen hat...
Von daher plädiere ich mit Sokrates dafür, wieder stärker zu betonen, was wir nicht wissen, statt vermeintliches Wissen zu sehr zu betonen.
So werden wir auch offener für neue Ideen, die in den letzten 100 Jahren scheinbar weniger geworden sind, vielleicht auch wegen zu festem Glaubens ...
Gruß
Trestone
trotz aller Umbrüche in den modernen Wissenschaften ist für die meisten von uns das Weltbild unerschüttert. Ja bei den meisten ist der prinzipielle Glaube an wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse nicht kleiner als im Mittelalter der Glaube an religiöse Feststellungen (und auch mir geht es letztlich nicht anders ...)
Dabei werden von der Wissenschaft so phantastische Behauptungen aufgestellt, wie dass man das Alter des Universums mit ca. 10-15 Mrd. Jahren angeben kann.
Ich denke, man muss kein Kreationist sein, um darüber einmal nachzudenken. Wie ist eigentlich die Argumentationskette und Erfahrungsgrundlage, die zu diesen Aussagen führt?
Zunächst gehen wir von unserer eigenen Wahrnehmung aus. Diese findet im hier und jetzt statt und scheint das einzige unmittelbar Gegebene zu sein.
Dann stellen wir fest, dass wir Zugang zu erinnerten Wahrnehmungen haben und dies auch z.T. steuern können.
Dann finden wir eine Ordnung in diesen Erinnerungen und nennen sie Zeit.
Hier stellen wir die These auf, dass wir nur Veränderungen wahrnehmen
(Differenz vorher - nachher), was aber schon für unsere erste Wahrnehmung problematisch ist (was bedeutet hier vorher und wogegen verändert sich was?).
(Nebenbemerkung: Ein riesiges allgegenwärtiges unverändertes Ganzes wäre danach für uns "nichts".)
Ein zweites Ordnungsprinzip der Erinnerungen ist (schwache) Ursache - Wirkung und das berühmte "von nichts kommt nichts". Zu jeder wahrgenommenen Veränderung lässt sich prinzipiell mindestens eine Veränderung vorher finden oder annehmen, die dieser regelmäßig vorausgeht. (Wieder problematisch für erste wahrgenommene Veränderung.)
Analog führen wir auch die logischen Regeln ein.
Betrachten wir das ganze mit klassischer Raum-und Zeitvorstellung, so kann ein Mensch ca. 100 Jahre eigener Erfahrung überblicken und daraus Theorien und Vorstellungen ableiten.
Durch Kommunikation mit anderen Menschen kommen wir vielleicht auf einen Zeitraum von 10 000 Jahren bewußter Erfahrungen.
Vergleichen wir das mit den 2-4 Mrd. Jahren (unbewußter?) genetischer Erfahrung und den oben genannten 10-15 Mrd. Jahren des Universums,
sehen wir, dass wir von etwa einem Millionstel auf das Ganze schließen.
Das war jetzt zeitlich argumentiert, räumlich liegen die Verhältnisse ähnlich.
Und ich vermute, dass wir auch logisch nur einen Bruchteil der Möglichkeiten kennen.
Daher finde ich die Sicherheit, mit der viele an ihr Weltbild glauben, etwas "voreilig", denn wenn man nicht den Menschen für den raum-/zeit-/logischen Mittelpunkt der Welt hält, könnte sich wesentlich anderes doch auch woanders abspielen.
Und immerhin hat uns die Wissenschaft ja schon einige Indizien geliefert, dass das Raum/Zeit/Logik etwas komplexer zu sein scheinen, als wohl die meisten dachten.
Man stelle sich einfach das "Weltbild" eines Lebewesens vor, dass nur 1 sec im Sommer auf unserem Balkon in einem 1 cm großen Würfel lebt und darüber spekuliert, wie die Welt vor 100 Jahren in 100 km Entfernung ausgesehen hat...
Von daher plädiere ich mit Sokrates dafür, wieder stärker zu betonen, was wir nicht wissen, statt vermeintliches Wissen zu sehr zu betonen.
So werden wir auch offener für neue Ideen, die in den letzten 100 Jahren scheinbar weniger geworden sind, vielleicht auch wegen zu festem Glaubens ...
Gruß
Trestone